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Er­folgs­pro­jek­te des Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER)

Schul­ge­bäu­de wird zur Pen­si­on

Villa Bi­an­ca am Huy mit ELER-​Mitteln sa­niert

Hotel La Porte in Ber­tin­gen rüs­tet auf

Vier neue Fe­ri­en­häu­ser mit ELER-​Mitteln ge­baut

Pa­ra­dies für Mensch und Tier

Dank ELER-​Mitteln ist in Dolle eine neue Pfer­de­pen­si­on ent­stan­den

Bau­ern­hof wird zum Ur­laubs­do­mi­zil

ELER-​Mittel hel­fen bei Sa­nie­rung und Aus­bau des Ha­vel­ho­fes in Nit­zow

 

 

Bock­wind­müh­le in Sach­sen­dorf ge­ret­tet

Ver­ein sa­niert his­to­ri­sche Mühle mit ELER-​Mitteln

Ein Kunst­ra­sen­platz für Dar­lin­ge­ro­de

Eine Vi­si­on wird Rea­li­tät – dank der ELER-​Förderung

Ur­laub über der alten Bä­cke­rei

LEADER-​Mittel für Fach­werk­sa­nie­rung und Fe­ri­en­woh­nung in Sta­pel­burg

Hier lebt die Ge­mein­schaft

ELER er­mög­licht neues Dorf­ge­mein­schafts­haus in Hil­lers­le­ben

Große In­ves­ti­ti­on beim Schüt­zen­ver­ein Jers­le­ben

Neuer Ku­gel­fang für den Schieß­stand mit ELER-​Mitteln er­rich­tet

Be­geg­nungs­ort für Ju­gend­li­che aus der gan­zen Welt

Europa-​Jugendbauernhof Deetz e. V. er­hielt EU-​Mittel für neue Se­mi­nar­räu­me

 

 

Sa­nie­rung am Elb­deich bei Hein­richs­berg

3,5 Mil­lio­nen Euro aus ELER-​Mitteln für den Hoch­was­ser­schutz

Trai­ning ohne Hin­der­nis­se

ELER un­ter­stützt Eils­le­be­ner Sport­ver­ein bei Rasenplatz-​Sanierung

 

 

Sport­stät­te mit ELER-​Mitteln mo­der­ni­siert

SC Ger­ma­nia Krop­pen­stedt sorgt für aut­ar­ke Wär­me­ver­sor­gung

Sport­platz mit ELER-​Mitteln mo­der­ni­siert

Neue Flut­licht­an­la­ge für den TSV Nie­dern­do­de­le­ben

 

 

Frü­he­res Ake­ner Volks­bad wird zum Treff­punkt für Ver­ei­ne

Mit ELER-​Mitteln ent­stan­den zwei neue Räume

Nach­hal­ti­ger Häu­ser­bau im Öko­dorf Sie­ben Lin­den

ELER-​Mittel für die Er­rich­tung eines Stroh­bal­len­hau­ses

 

 

Groß­pro­jekt an der Ros­sel

ELER för­dert den Umbau alter Wehre bei Roß­lau

ELER för­dert Na­tur­er­leb­nis im Na­tio­nal­park Harz

Der Bro­cken als Teil des Na­tu­ra 2000 Schutz­ge­biets­sys­tems

Mit ELER-​Mitteln zur voll­au­to­ma­ti­schen Be­wäs­se­rung

Ver­bund­pro­jekt „Ir­ri­Mo­de“ probt für die aut­ar­ke Agrar­wirt­schaft

 

 

Vor­rei­ter beim NGA-​Breitbandausbau

ELER un­ter­stützt die Ge­mein­de Hohe Börde bei schnel­ler Durch­füh­rung

Hoch­was­ser­schutz für Quer­furt

Ein Rück­hal­te­be­cken schützt die An­woh­ner vor Schä­den

Schnel­les Netz für das Ge­wer­be­ge­biet Qued­lin­burg

Un­ter­neh­men freu­en sich über er­folg­ten Breit­band­aus­bau

ELER bringt schnel­les In­ter­net für Stadt und Land

Der Land­kreis Je­ri­chower Land baut sein Breit­band­netz aus

Zen­tra­le Ab­was­ser­be­sei­ti­gung für 126 Haus­hal­te

ELER för­dert An­schluss der Orts­la­ge Nißma in der Ge­mein­de Els­ter­aue

Altes Her­ren­haus mit viel Liebe und Auf­wand sa­niert

EU-​Förderprogramm für länd­li­che tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur un­ter­stützt bei Sa­nie­rung.

Kin­der freu­en sich über mo­der­nes Kita-​Gebäude

Bar­le­ben schafft mit dem För­der­pro­gramm STARK III ELER neue Ki­ta­plät­ze.

Ver­wun­sche­nes Haus ent­puppt sich als "Toskana-​Schlösschen"

Dank EU-​Mitteln blei­ben die Mau­ern rund um das Wein­berg­haus er­hal­ten

Hanf si­chert Ein­kom­men

Jun­g­land­wirt er­hält ELER-​Mittel um Le­cke­rei­en aus Hanf an­zu­bie­ten.

Bäume, die lange blei­ben dür­fen

ELER trägt dazu bei, die Pflanzen-​ und Tier­viel­falt zu er­hal­ten

Bör­de­grund­schu­le in Herms­dorf er­baut - Turn­hal­le folgt schon bald

ELER-​Förderprogramm Stark III un­ter­stützt Ge­mein­de beim Grund­schul­bau

ELER er­neu­ert sport­li­che Be­geg­nungs­stät­te in Iden

In­nen­sa­nier­te Turn­hal­le zieht Ver­ei­ne aufs Land

Der ELER bleibt den Schu­berts treu

Ihr Hof in Ab­ben­ro­de steckt vol­ler Über­ra­schun­gen - und EU-​Geld

ELER schützt be­droh­te Tier­ar­ten in Sachsen-​Anhalt

Si­che­rer Le­bens­raum für Wild­kat­ze, Ha­sel­maus und Co.

Auf­at­men für 170 An­woh­ner

Dank ELER-​Förderung kommt Mey­hen ans Ab­was­ser­netz.

ELER för­dert edle Trop­fen

Höhn­sted­ter Win­ze­rin freut sich über EU-​Förderung.

Wie man mit vie­len Fäden einen Sack zu­bin­det

Der „Kopf“ der Lo­ka­len Ak­ti­ons­grup­pe „Mitt­le­re Elbe – Flä­ming“ trifft sich in Cos­wig.

Der tra­di­tio­nel­le Bau­ern­hof lebt

EU stärkt Jun­g­land­wir­tin aus Gödnitz den Rü­cken.

Der Deich bei Klos­sa - Dem Was­ser Ein­halt ge­bie­ten

Sta­bi­le­re Dei­che sol­len die Dör­fer an der Schwar­zen Els­ter bes­ser schüt­zen.

Hoch­was­ser­rück­hal­te­be­cken Quer­furt - Stau auf der Quer­fur­ter Plat­te

In ein neues Hoch­was­ser­rück­hal­te­be­cken flie­ßen große In­ves­ti­tio­nen.

Her­ren­haus Karow - Flie­sen­saal und Ro­sen­gar­ten

Im Ka­rower Schloss lebt der Glanz aus alten Tagen wie­der auf.

Das Wald­haus am Berg­witz­see - Ein Paket für mehr Bil­dung und Be­we­gung

Das Wald­haus am Berg­witz­see lädt zu einer Ent­de­ckungs­tour in der Natur.

Uh­ren­turm in Hett­stedt

Äl­tes­ter Schmal­spur­bahn­hof Deutsch­lands hat wie­der einen Uh­ren­turm.

Europa-​Rosarium - Die Ver­wal­ter der Schön­heit

Das Europa-​Rosarium in Sangerhau­sen er­hält Tau­sen­de Ro­sen­sor­ten.

Klus­brü­cke in Wahlitz

Ge­schich­te und Ge­schich­ten in der Klus. Die be­deu­ten­de Klus­brü­cke wird sa­niert, um sie für An­woh­ner und Tou­ris­ten zu er­hal­ten.

Die För­der­agen­ten

Zwei Geo­gra­fen ge­stal­ten die Alt­mark mit und holen dabei Geld ins Land.

Wo geht es hier nach Pöm­mel­te?

Der Him­mels­weg eines klei­nen Ortes in Sachsen-​Anhalt.

Lich­te Mo­men­te - das Schloss Wal­beck

So­lar­kraft­wer­ke und an­de­re Nut­zungs­ideen sol­len ein mit­tel­al­ter­li­ches Denk­mal ret­ten.

Ein­mal Bau­ern­hof und Eis, bitte!

Der Vier­Zeit­hof in Be­ber­tal bie­tet auch im Herbst ein schö­nes Aus­blugs­ziel.

Im Hüh­ner­mo­bil zu Hause

Die Er­folgs­ge­schich­te eines jun­gen Bau­ern und sei­ner zu­frie­de­nen Hen­nen.

Lu­ther­to­ma­ten von April bis No­vem­ber

Die Wit­ten­berg Ge­mü­se GmbH be­rei­tet die zwei­te Ernte-​Saison vor.

Die Schlacht im Tau­ben­turm

Nach 900 Jah­ren kön­nen Ar­te­fak­te eines his­to­risch be­deu­ten­den Ge­fechts ge­zeigt wer­den.

Die Fa­mi­li­en­freun­de

Das neue Kinder-​Eltern-Zentrum „An der Mod­der­kuhl“ in Ucht­sprin­ge als Dienst­leis­ter und Ort der Be­geg­nung.

Ab­bo­the­ke

Ein Plätz­chen, an dem man blei­ben will. Das Ehe­paar Schu­bert wagt mit sei­nem Dorf­la­den "Ab­bo­the­ke" einen zwei­ten Ver­such.

Die neue Ord­nung

Mit­hil­fe eines Flurbereinigungs-​ ver­fah­rens wird dem Hochwasser-​Chaos be­geg­net.

Die Mi­schung macht's

Warum Misch­wäl­der trotz an­fäng­li­cher Schwie­rig­kei­ten den Forst­be­trie­ben mehr nut­zen.

Da kann man nicht me­ckern

Auf dem Schä­fer­hof Lan­gen­stein gibt es eine Fest­scheu­ne für Groß­ver­an­stal­tun­ge.

Ein Spa­zier­gang im Gar­ten Got­tes

Das Klos­ter auf dem Pe­ters­berg ist zu einem be­lieb­ten Aus­flugs­ziel ge­wor­den.

Ein Alp­traum mit traum­haf­ten Happy End

STARK III sorgt für einen Kli­ma­wech­sel in der Se­kun­dar­schu­le Ho­hen­möl­sen.

Der Klang der Weite

Birk­holz bie­tet Raum für mu­si­ka­li­sche Best­leis­tun­gen – und das Ent­span­nen da­nach.

Alle unter einem Dach

Durch ein neues Bür­ger­haus hat Mo­sig­kau wie­der ein Dorf­zen­trum.

Vor­bei die Zeit der Ent­schul­di­gun­gen

In der Öko­sta­ti­on Neu­gat­ters­le­ben soll eine Re­gi­on zu­sam­men­wach­sen.

Schul­ge­bäu­de wird zur Pen­si­on

Villa Bi­an­ca am Huy mit ELER-​Mitteln sa­niert

In Din­gel­stedt am Huy, einem Orts­teil der Ge­mein­de Huy im Land­kreis Harz, steht eine im­po­san­te alte Villa. Frü­her wurde sie als Schu­le ge­nutzt. Doch nach­dem die Schu­le im Jahr 2000 schlie­ßen muss­te, stand das denk­mal­ge­schütz­te Klin­ker­ge­bäu­de aus dem Jahr 1899 erst ein­mal lange Zeit leer. Bis Onno de Vries und seine Frau Bi­an­ca die Im­mo­bi­lie 2011 er­war­ben und ab 2018 re­stau­rier­ten. Das Ehe­paar aus den Nie­der­lan­den war schon län­ger auf der Suche nach einer ge­eig­ne­ten Im­mo­bi­lie in Deutsch­land, um eine Pen­si­on zu er­öff­nen. „Die wun­der­schö­ne Villa im Ort fiel uns di­rekt ins Auge. Aber auch die ru­hi­ge Lage in di­rek­ter Nähe zum Harz schien ideal, um dort ein Gäs­te­haus zu er­öff­nen“, er­läu­tert Onno de Vries. Beim Umbau der uri­gen Villa er­hielt das Paar fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung durch För­der­mit­tel in Höhe von rund 45.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) sowie Mit­tel vom Bund und vom Land Sachsen-​Anhalt. Die Un­ter­maß­nah­me „Tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur“ zählt zur länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 und för­dert den Aus­bau von tou­ris­ti­schen An­ge­bo­ten in länd­li­chen Ge­bie­ten Sachsen-​Anhalts mit EU-​Mitteln.

Denk­mal trifft Mo­der­ne

Der Umbau war eine große Her­aus­for­de­rung für Onno de Vries und seine Frau. Schließ­lich muss­ten sie alle denk­mal­schutz­recht­li­chen Be­stim­mun­gen ein­hal­ten. Gleich­zei­tig soll­ten ihre Gäste aber auch mo­der­nen Kom­fort er­war­ten kön­nen. „Die Villa be­fand sich in einem schlech­ten Zu­stand, also muss­ten wir das Ge­bäu­de kom­plett sa­nie­ren“, er­zählt de Vries. Mit den ELER-​Fördermitteln er­neu­er­ten sie das Dach, rei­nig­ten die äu­ße­re Fas­sa­de und setz­ten neue Fens­ter ein. „Wir muss­ten etwa 50 alte Fens­ter er­neu­ern. Dabei soll­ten die Fens­ter mög­lichst ori­gi­nal­ge­treu aus­se­hen, um das frü­he­re Er­schei­nungs­bild der Villa zu er­hal­ten“, er­klärt de Vries. Weil das Ge­bäu­de unter Denk­mal­schutz steht, durf­te nur wenig vom alten Stil ver­än­dert wer­den. „Im In­ne­ren muss­ten wir große Teile des alten Holz­fuß­bo­dens und die Türen re­stau­rie­ren“, so der In­ha­ber. Mit wei­te­ren För­der­mit­teln nahm das Paar schließ­lich die In­stal­la­ti­on einer neuen Küche in An­griff. Auch die neue Gar­ten­ge­stal­tung sowie eine Ter­ras­se für das Bis­tro konn­te im Rah­men einer För­de­rung er­rich­tet wer­den. Aus Ei­gen­mit­teln re­no­vier­ten sie die Gäs­te­zim­mer: „Wir haben die Ba­de­zim­mer kom­plett neu ge­macht und mo­der­ne Du­schen ein­ge­baut. Das war eine kniff­li­ge Auf­ga­be, die ori­gi­nal­ge­treu­en De­tails zu er­hal­ten, ohne auf den Kom­fort zu ver­zich­ten, den un­se­re Gäste er­war­ten“, sagt de Vries.

End­lich wie­der Leben im Haus

Die Villa Bi­an­ca am Huy ver­fügt über drei klas­si­sche Doppelbett-​Zimmer und eine Suite mit einem zu­sätz­li­chen Schlaf­zim­mer. Alle pas­sen zum In­te­ri­eur der ge­sam­ten Villa. Sie sind mit lu­xu­riö­sen Box­spring­bet­ten aus­ge­stat­tet und haben ein ei­ge­nes Ba­de­zim­mer mit Du­sche, Wasch­be­cken und Toi­let­te. Mor­gens er­war­tet die Gäste ein reich­hal­ti­ges Früh­stücks­buf­fet im Erd­ge­schoss. Bei gutem Wet­ter kann man das Früh­stück drau­ßen im Gar­ten ge­nie­ßen. „Im Haus haben wir Bil­der einer in­ter­na­tio­na­len Na­tur­fo­to­gra­fin auf­ge­hängt, auf denen die Natur rund um den Huy zu sehen ist“, be­schreibt Onno de Vries. „Auch für die Wände haben wir na­tur­na­he Far­ben aus­ge­wählt. Wir woll­ten so viel wie mög­lich von der Natur der Re­gi­on ins In­ne­re des Hau­ses holen.“

Im Som­mer 2019 war die Re­stau­rie­rung der Villa ab­ge­schlos­sen. Das Ehe­paar konn­te end­lich seine ers­ten Gäste in der „Villa Bi­an­ca“ be­grü­ßen. Der Pen­si­ons­be­trieb lief bis zur co­ro­na­be­ding­ten Schlie­ßung sehr gut. Zur Be­wir­tung der Gäste stell­te das Ehe­paar einen Mit­ar­bei­ter aus Din­gel­stedt ein. „Uns war es sehr wich­tig, dass auch die Men­schen im Ort spü­ren, dass das Ge­bäu­de wie­der mit Leben ge­füllt ist“, er­zählt Onno de Vries. Sie or­ga­ni­sier­ten einen Tag der of­fe­nen Tür, der sehr gut ankam. Au­ßer­dem stel­len sie ihre Räume auch für klei­ne Ver­an­stal­tun­gen zur Ver­fü­gung. „Ak­tu­ell sind wir dabei, eine Ter­ras­se im Gar­ten zu bauen, um dort künf­tig ein klei­nes Bis­tro an­zu­bie­ten“, er­zählt de Vries. „So kön­nen wir auch Ta­ges­gäs­te emp­fan­gen, die eine Tasse Kaf­fee bei uns trin­ken oder etwas essen wol­len.“ Mitt­ler­wei­le hat sich die Villa Bi­an­ca zudem als be­lieb­te Hoch­zeits­lo­ca­ti­on her­um­ge­spro­chen. Die Villa ist näm­lich seit kur­zem ein of­fi­zi­el­les Trau­zim­mer der Ge­mein­de.

ELER stärkt den re­gio­na­len Tou­ris­mus

An­fangs war die Ge­mein­de etwas skep­tisch, ob das Paar aus den Nie­der­lan­den seine am­bi­tio­nier­ten Pläne für die Villa Bi­an­ca auch in die Tat um­set­zen würde. Als klar wurde, dass sie es mit dem Vor­ha­ben ernst mei­nen, er­hiel­ten die bei­den je­doch viel Un­ter­stüt­zung von der Ge­mein­de und der Lo­ka­len Ak­ti­ons­grup­pe (LAG) Rund um den Huy, be­tont Onno de Vries. „So er­fuh­ren wir auch von der Mög­lich­keit, für die Sa­nie­rung der alten Villa eu­ro­päi­sche För­der­mit­tel zu be­an­tra­gen.“

Von den Gäs­ten be­kommt das Ehe­paar viele po­si­ti­ve Rück­mel­dun­gen. „Man­che rufen uns an und wol­len wis­sen, wo wir die Bet­ten ge­kauft haben, weil sie so gut bei uns ge­schla­fen haben“, er­zählt der Nie­der­län­der. Au­ßer­dem sind die Gäste vom his­to­ri­schen Charme der Villa immer sehr an­ge­tan. „Die Sa­nie­rung war sehr auf­wän­dig und wir haben das mit viel Liebe um­ge­setzt. Aber man weiß ja nie, ob das am Ende auch bei den Gäs­ten gut an­kommt. Des­halb freu­en wir uns sehr, wenn un­se­re Gäste uns mit­tei­len, wie gut es ihnen bei uns ge­fal­len hat“, sagt de Vries. Auch die An­woh­ner­schaft in Din­gel­stedt am Huy freut sich dar­über, dass mit der Villa Bi­an­ca ein neuer Tou­ris­mus­ma­gnet im Ort ent­stan­den ist. Im na­he­ge­le­ge­nen Harz gibt es schon ei­ni­ge tou­ris­ti­sche An­ge­bo­te, aber in der Um­ge­bung von Din­gel­stedt am Huy haben die Be­sit­zer der Villa mit der Er­öff­nung ihrer Pen­si­on eine Lücke ge­schlos­sen.

(Alex­an­der Lor­ber – 31.05.2021)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­ter­net­auf­tritt der Villa Bi­an­ca am Huy:

https://www.vil­la­bi­an­caam­huy.de/

In­for­ma­tio­nen zur Um­nut­zung der Villa Bi­an­ca von der LEADER-​Region Huy:

http://rund-​um-den-huy.de/2018/07/18/umnutzung-​der-villa-bianca-in-dingelstedt-am-huy-2/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Hotel La Porte in Ber­tin­gen rüs­tet auf

Vier neue Fe­ri­en­häu­ser mit ELER-​Mitteln ge­baut

In der Nähe von Ber­tin­gen, einem Orts­teil der Ge­mein­de An­gern im Land­kreis Börde, liegt das La Porte Hotel und Re­stau­rant. Das Hotel liegt di­rekt am El­be­rad­weg Dresden-​Cuxhaven in einem Wald­ge­biet. Der Ort atmet Ge­schich­te: Zu DDR-​Zeiten be­fand sich auf dem Ge­län­de einst das Pio­nier­fe­ri­en­la­ger „Fried­rich En­gels“. Das Hotel La Porte be­steht seit 2005 und be­grüßt jedes Jahr mehr Fe­ri­en­gäs­te, die an der Elbe Ur­laub ma­chen. Ge­schäfts­füh­rer Hen­rik Steek: „Wir sind kein klas­si­sches Hotel mit lan­gen Flu­ren und Auf­zü­gen, son­dern bei uns sind alle Zim­mer in ein­zel­nen Gäs­te­häu­sern über die ge­sam­te Au­ßen­an­la­ge ver­teilt.“ Im Haupt­ge­bäu­de be­fin­den sich die Re­zep­ti­on, ein Re­stau­rant und ein gro­ßer Fest­saal für Fa­mi­li­en­fei­ern und Fir­men­events. Ins­ge­samt ver­fügt das Hotel über 23 ge­müt­lich ein­ge­rich­te­te Einzel-​ und Dop­pel­bett­zim­mer, acht Ap­par­te­ments, sowie über vier Fe­ri­en­häu­ser. Weil das Hotel in den letz­ten Jah­ren immer sehr schnell aus­ge­bucht war, haben Hen­rik Steek und sein Team im Jahr 2019 vier neue Fe­ri­en­häu­ser ge­baut. För­der­mit­tel in Höhe von ins­ge­samt 34.560 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) sowie Mit­tel vom Bund und vom Land Sachsen-​Anhalt haben dem Un­ter­neh­men bei der Um­set­zung des Vor­ha­bens ge­hol­fen. Das För­der­pro­gramm „Länd­li­che Tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur“, das zur länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zählt, un­ter­stützt den Aus­bau von tou­ris­ti­schen An­ge­bo­ten in der Re­gi­on.

Viel Kom­fort im Grü­nen

„Wir haben uns an­fangs ei­ni­ge Ge­dan­ken ge­macht, wie wir die vier Fe­ri­en­häu­ser ge­stal­ten wol­len“, er­zählt Steek. Alle Häu­ser haben eine über­dach­te Ter­ras­se, damit die Gäste sich bei jedem Wet­ter drau­ßen an der fri­schen Luft auf­hal­ten kön­nen. Da die Ho­tel­an­la­ge von Kie­fern um­ge­ben ist, soll­ten auch die Fe­ri­en­häu­ser zum Er­schei­nungs­bild des Wal­des pas­sen. „Des­halb haben wir uns ganz be­wusst für Holz­häu­ser ent­schie­den, die sich wun­der­bar in die na­tur­na­he Um­ge­bung ein­fü­gen“, so Steek. In den neuen Fe­ri­en­häu­sern kön­nen je­weils vier Per­so­nen über­nach­ten. Zur Aus­stat­tung ge­hö­ren ein groß­zü­gi­ges Wohn­zim­mer mit Küche sowie ein Bad mit Du­sche. Die Schlaf­zim­mer sind über einen Flur von­ein­an­der ge­trennt, an den sich ein se­pa­ra­tes Ba­de­zim­mer an­schließt. „So kön­nen zum Bei­spiel auch zwei be­freun­de­te Paare in einem Haus über­nach­ten und sich ein Bad tei­len“, er­klärt der Ge­schäfts­füh­rer.

Für jeden Ge­schmack etwas dabei

Als die Pläne für die neuen Fe­ri­en­häu­ser kon­kret wur­den, be­an­trag­ten Hen­rik Steek und Mit­in­ha­be­rin Ines Schu­bert im Jahr 2018 die ELER-​Mittel, um einen Zu­schuss für ihr Bau­vor­ha­ben zu er­hal­ten. „In der Ver­gan­gen­heit haben wir schon mehr­fach Bau­pro­jek­te mit EU-​Unterstützung um­ge­setzt“, be­rich­tet Steek. Erst letz­tes Jahr ent­stand mit ELER-​Mitteln ein klei­ner Rutsch-​ und Ro­del­berg mit Spiel­platz auf dem Ho­tel­ge­län­de. „Un­se­re Gäste sind ein bun­ter Mix aus Fa­mi­li­en, Rad­tou­ris­ten und -​touristinnen und Ge­schäfts­rei­sen­den“, sagt Steek. „Weil wir so nah am El­be­rad­weg lie­gen, muss­ten wir in letz­ter Zeit vie­len Rad­le­rin­nen und Rad­lern eine Ab­sa­ge er­tei­len, da wir schon rest­los aus­ge­bucht waren.“ Die vier neuen Fe­ri­en­häu­ser soll­ten hel­fen, der hohen Nach­fra­ge ge­recht zu wer­den. Dass die Nach­fra­ge so rasch steigt, wun­dert Hen­rik Steek nicht: „Es gibt hier eine Viel­zahl an tou­ris­ti­schen An­ge­bo­ten, um seine Frei­zeit aktiv zu ge­stal­ten: Ob Rad­fah­ren, Vol­ley­ball­spie­len, Wan­dern oder Aus­flugs­tou­ren nach Tan­ger­mün­de und Mag­de­burg. Hier ist für jeden Ge­schmack etwas dabei“, ver­si­chert Steek.

Der ELER als Motor für den re­gio­na­len Tou­ris­mus

Dass die Eu­ro­päi­sche Union den Tou­ris­mus auch in länd­li­chen Ge­bie­ten von Sachsen-​Anhalt för­dert, hält Ge­schäfts­füh­rer Hen­rik Steek für eine gute Sache: „Ich finde es sehr wich­tig, dass über die­sen Weg in die Re­gi­on in­ves­tiert wird,“ meint Steek. Aber auch die Corona-​Pandemie hat es den Ho­te­liers im ver­gan­ge­nen Jahr nicht ge­ra­de leicht ge­macht. We­ni­ge Mo­na­te nach der Er­öff­nung der vier Fe­ri­en­häu­ser muss­te das Hotel schlie­ßen. Hen­rik Steek: „Das ist eine ab­so­lu­te Ka­ta­stro­phe. Schlim­mer geht es ei­gent­lich nicht! Es ist ja nicht so, dass wir nur einen ge­wis­sen An­teil an Um­satz­ein­bu­ßen haben. Wir sind kom­plett dicht. Auch die Gas­tro­no­mie ist ge­schlos­sen.“ Wie alle an­de­ren in der Tou­ris­mus­bran­che hofft auch er dar­auf, dass sich der Tou­ris­mus in der Re­gi­on schnell wie­der er­holt, so­bald die co­ro­na­be­ding­ten Ein­schrän­kun­gen rund ums Rei­sen, Fei­ern und Über­nach­ten auf­ge­ho­ben sind.

(Alex­an­der Lor­ber – 28.05.2021)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­ter­net­auf­tritt des La Porte Hotel und Re­stau­rant:

https://www.hotel-​laporte.de/

In­for­ma­tio­nen über den El­be­rad­weg:

https://www.el­be­rad­weg.de/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Pa­ra­dies für Mensch und Tier

Dank ELER-​Mitteln ist in Dolle eine neue Pfer­de­pen­si­on ent­stan­den

In Dolle, einem klei­nen Ort am Rande der Colbitz-​Letzlinger Heide, haben sich Ve­re­na Elschner-​Richter und ihr Mann Mi­cha­el ihren per­sön­li­chen Traum er­füllt: Sie haben 2017 einen seit Jah­ren leer­ste­hen­den Wohn­block im Ort ge­kauft und zu einer Pfer­de­pen­si­on um­ge­stal­tet – mit sechs Gäs­te­zim­mern, of­fe­nem Pfer­de­stall und Paddock-​Trail. Das Kon­zept des Paddock-​Trails kommt aus Ame­ri­ka. Ziel ist es, den Reit­pfer­den eine mög­lichst ge­sun­de und na­tur­na­he Hal­tung zu bie­ten. Es gibt einen Wan­der­pfad mit huf­scho­nen­dem Bo­den­be­lag, auf dem die Pfer­de sich ideal be­we­gen kön­nen. Zwei Jahre hat die Suche der zwei Pfer­de­lieb­ha­ber nach einem pas­sen­den Stand­ort ge­dau­ert. Heute sind sie stol­ze In­ha­ber des Heide-​Trails Dolle. „Das Haus stand da­mals leer, aber die Lage in­mit­ten der Heide war ideal für eine Wan­der­reit­sta­ti­on“, be­rich­tet Ve­re­na Elschner-​Richter. Bei der Um­ge­stal­tung des Wohn­hau­ses in ein Do­mi­zil für Reit­sport­be­geis­ter­te er­hielt das Paar fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung von LEA­DER in Höhe von rund 44.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) sowie vom Bund und vom Land Sachsen-​Anhalt. Die Mit­tel kamen aus dem För­der­pro­gramm „Länd­li­che Tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur“, das zur länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zählt und das tou­ris­ti­sche An­ge­bot in länd­li­chen Ge­bie­ten ver­bes­sern soll.

ELER-​Mittel für kom­ple­xes Bau­vor­ha­ben

An­fangs be­fand sich das Haus in kei­nem be­son­ders guten Zu­stand, er­in­nert sich die In­ha­be­rin: „Die Sub­stanz war gut, aber das Ge­bäu­de stand lange Zeit leer und sah dem­entspre­chend aus: Ka­put­te Fens­ter, viel Müll im In­ne­ren und Schmie­re­rei­en an der Au­ßen­wand.“ Zu­nächst muss­ten sie den gan­zen Müll be­sei­ti­gen, dann konn­ten die Gerüstbau-​ und Dach­de­cker­ar­bei­ten be­gin­nen. „Das ma­ro­de Dach wurde kom­plett ent­fernt und ein schö­nes neues Dach er­rich­tet“, er­zählt die In­ha­be­rin. Im Juli 2018 fei­er­ten sie Richt­fest, am 8. Mai 2019 konn­ten die bei­den ihre ers­ten Gäste in der Pen­si­on be­grü­ßen. „Das war ein groß­ar­ti­ges Ge­fühl“, sagt Ve­re­na Elschner-​Richter. Noch heute staunt sie dar­über, wie schön das Haus durch den ELER-​geförderten Umbau ge­wor­den ist: Im Erd­ge­schoss, wo sich frü­her eine Drei-​Raum-Wohnung be­fand, gibt es jetzt einen gro­ßen Ge­mein­schafts­raum mit Couch-​Ecke und einer mo­der­nen Küche, wo sich die Wan­der­rei­te­rin­nen und -​reiter aus­ru­hen, einen Kaf­fee oder Tee trin­ken und sich über ihre Er­leb­nis­se aus­tau­schen kön­nen. Di­rekt vor dem Haus be­fin­det sich eine ge­müt­li­che Ter­ras­se. Hier kön­nen die Gäste im Som­mer jeden Abend den Son­nen­un­ter­gang ge­nie­ßen. In di­rek­ter Nähe lie­gen ein über­dach­ter Reit­platz und ein of­fe­ner Un­ter­stand: „Dort ste­hen die Pfer­de an der fri­schen Luft, sind aber trotz­dem vor schlech­tem Wet­ter ge­schützt“, er­klärt Ve­re­na Elschner-​Richter. Weil die Pfer­de­reit­sta­ti­on und der Trail sich so nah am Haus be­fin­den, haben die Rei­te­rin­nen und Rei­ter einen frei­en Blick auf ihre Pfer­de, wenn sie am Abend auf der Ter­ras­se sit­zen.

Ein Farb­klecks in der Land­schaft

Im Um­feld der Pen­si­on er­streckt sich die weite Hei­de­land­schaft mit ihren zahl­rei­chen Wäl­dern und na­tur­be­las­se­nen Seen, die die Wan­der­rei­te­rin­nen und -​reiter tags­über mit ihren Pfer­den er­kun­den kön­nen. „Die Re­gi­on ist für Pfer­de­lieb­ha­ber wirk­lich wie ein Pa­ra­dies“, meint Elschner-​Richter. Heute er­in­nern nur noch die alten Fotos, die die bei­den nach dem Haus­kauf ge­macht haben, an den tris­ten grau­en Wohn­block von frü­her. Die Graf­fi­tis sind weg, statt­des­sen leuch­tet die Pen­si­on jetzt in strah­lend son­ni­gem Gelb. Das Trep­pen­haus haben Ve­re­na und Mi­cha­el Elschner-​Richter pi­ni­en­grün strei­chen las­sen. Als der Putz fer­tig war, be­gan­nen sie mit der In­nen­aus­stat­tung: Möbel, Gar­di­nen, Bett­wa­ren, Hand­tü­cher, Lam­pen, Rol­los, Ge­schirr, Kaf­fee­ma­schi­ne, Was­ser­ko­cher, Rauch­mel­der und Feu­er­lö­scher, und so wei­ter. „Sie glau­ben gar nicht, was es bei der Ein­rich­tung alles zu Schlep­pen gab“, sagt Ve­re­na Elschner-​Richter und lacht. „Die LEADER-​Förderung war unser Stand­bein, mit dem wir un­se­ren Traum schließ­lich ver­wirk­li­chen konn­ten. Die Pen­si­on ist der Dreh- und An­gel­punkt für alle An­ge­bo­te, die wir hier für Pfer­de­freun­de schaf­fen woll­ten.“ Ein ganz be­son­de­rer Teil die­ses An­ge­bots ist na­tür­lich der Paddock-​Trail. Das Areal ist weit­läu­fig, damit sich die Tiere mög­lichst viel be­we­gen kön­nen. Der Trail selbst ist als Rund­weg kon­zi­piert, so­dass die Hal­te­rin­nen und Hal­ter ihren Pfer­den viel Aus­lauf bie­ten kön­nen. Auf dem Trail gibt es au­ßer­dem ver­schie­de­ne Un­ter­grün­de, um die Pfer­de­hu­fe op­ti­mal zu trai­nie­ren, und es gibt ei­ni­ge Wälz­plät­ze sowie eine Was­ser­furt. „Wir haben den Trail 2019 in Be­trieb ge­nom­men und bis­her ein durch­weg po­si­ti­ves Feed­back von un­se­ren Gäs­ten dafür er­hal­ten“, sagt Ve­re­na Elschner-​Richter.

Wei­te­re Pläne für den Aus­bau

Die bei­den Be­trei­ber haben be­reits die nächs­te Idee aus dem Ärmel ge­schüt­telt: „Als Nächs­tes haben wir uns den Bau eines zwei­ten Pferde-​Trails vor­ge­nom­men“, be­rich­tet Ve­re­na Elschner-​Richter. „Damit wol­len wir die Herde künf­tig in zwei ge­trenn­te Grup­pen un­ter­tei­len kön­nen. Schließ­lich haben die Tiere ganz in­di­vi­du­el­le An­sprü­che bei der Füt­te­rung, auf die man durch die op­ti­ma­le Hal­tung so gut wie mög­lich ein­wir­ken will.“ In­so­fern wird täg­lich an der wei­te­ren Aus­ge­stal­tung des Heide-​Trails in Dolle ge­ar­bei­tet, so­dass das Pa­ra­dies von Ve­re­na und Mi­cha­el Elschner-​Richter für Pferd und Mensch mit den Jah­ren immer schö­ner, bun­ter und viel­fäl­ti­ger wird.

(Alex­an­der Lor­ber – 12.05.2021)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Fo­to­stre­cke vom Umbau des Gäs­te­hau­ses am Heide-​Trail Dolle:

https://www.heide-​trail.de/aus-​alt-mach-neu/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Bau­ern­hof wird zum Ur­laubs­do­mi­zil

ELER-​Mittel hel­fen bei Sa­nie­rung und Aus­bau des Ha­vel­ho­fes in Nit­zow

Der Ha­vel­hof in Nit­zow ist be­reits in der zehn­ten Ge­ne­ra­ti­on im Be­sitz von Fa­mi­lie Span­ner. Heute führt Rita Span­ner ge­mein­sam mit ihrem Bru­der Wil­helm den idyl­li­schen Vier­sei­ten­hof ober­halb der Havel. „Nach­dem un­se­re El­tern 1953 mit mei­nem Bru­der und mir in den Wes­ten flo­hen, nutz­te die Land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­ti­ons­ge­nos­sen­schaft den Hof bis zur Wende. Doch da­nach wurde er an die Fa­mi­lie zu­rück über­tra­gen und wir be­gan­nen mit der Sa­nie­rung und Re­kon­struk­ti­on des Wohn­hau­ses“, er­zählt sie. Der Hof funk­tio­nier­te al­ler­dings nicht mehr als Land­wirt­schafts­be­trieb und ent­wi­ckel­te sich zum Fe­ri­en­hof: „Im Som­mer kom­men viele Fe­ri­en­gäs­te aus ganz Deutsch­land zu uns, um sich im Elb-​Havel-Winkel zu er­ho­len oder den El­be­rad­weg zu er­kun­den“, sagt sie. 2007 wur­den zu­nächst zwei ge­müt­li­che Fe­ri­en­woh­nun­gen auf dem Hof ein­ge­rich­tet. Spä­ter wurde der ehe­ma­li­ge Kuh­stall, den die Ur­groß­el­tern 1885 fer­tig­ge­stellt hat­ten, sa­niert und teil­wei­se aus­ge­baut. Bei der Sa­nie­rung des In­nen­ho­fes und beim Aus­bau des Kuh­stalls mit zwei wei­te­ren Fe­ri­en­woh­nun­gen hal­fen den Ge­schwis­tern För­der­mit­tel in Höhe von ins­ge­samt rund 100.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) sowie vom Bund und vom Land Sachsen-​Anhalt. Die Mit­tel kamen aus den bei­den Teil­maß­nah­men „Dorf­er­neue­rung und -​entwicklung“ und „Tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur“, die zur länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zäh­len und zur lo­ka­len Ent­wick­lung der Dör­fer sowie zum Aus­bau von tou­ris­ti­schen An­ge­bo­ten auf dem Land bei­tra­gen sol­len.

Um­fang­rei­che Neu­ge­stal­tung des Stalls

„Die Sa­nie­rung war sehr auf­wen­dig und her­aus­for­dernd“, er­in­nert sich Rita Span­ner. „Der Dach­stuhl wurde aus­ge­bes­sert, das Asbest­dach ent­fernt und mit neuen Zie­geln ge­deckt. Die Sta­tik des Ge­bäu­des wurde ge­si­chert, der Boden aus­ge­ho­ben und rie­si­ge Find­lin­ge kamen zu­ta­ge“, er­zählt Rita Span­ner. Da­mals stan­den schwe­re Bau­fahr­zeu­ge auf dem Ha­vel­hof, die tiefe Lö­cher im In­nen­hof hin­ter­las­sen haben. Davon ist jetzt, nach ab­ge­schlos­se­ner Hof­sa­nie­rung, nichts mehr zu sehen. Na­tür­lich gab es ei­ni­ge Mo­men­te, in denen der Umbau or­dent­lich an den Ner­ven ge­zehrt hat: „Es waren ja die ganze Zeit ver­schie­dens­te Ge­wer­ke auf dem Hof tätig, die bei der Ar­beit auf­ein­an­der auf­ge­baut haben. Wenn es da mal eine Ter­min­ver­schie­bung gab, wa­ckel­te plötz­lich die ganze Pla­nung, die wir vor­her ab­ge­spro­chen hat­ten. Aber am Ende hat trotz­dem alles wun­der­bar ge­klappt“, so die In­ha­be­rin.

Ein Stor­chen­nest krönt den sa­nier­ten Kuh­stall

Wer mit dem Auto oder dem Fahr­rad über die Dorf­stra­ße durch Nit­zow fährt, kommt ga­ran­tiert am Ha­vel­hof der Ge­schwis­ter Span­ner vor­bei, denn der Vier­sei­ten­hof be­fin­det sich di­rekt in der Dorf­mit­te. Das sorg­fäl­tig re­stau­rier­te Fach­werk­haus aus dem 19. Jahr­hun­dert mit sei­nen wei­ßen Fens­ter­lä­den, sei­nem Ge­fa­che und den zwei Ei­chen­säu­len, die das klas­si­zis­ti­sche Vor­dach über dem Haus­ein­gang stüt­zen, fällt di­rekt ins Auge. Ge­gen­über steht eine alte go­ti­sche Feld- und Back­stein­kir­che. Da­hin­ter kann man in den Wäl­dern auf Wan­de­rung gehen oder unten am Ha­vel­ufer spa­zie­ren.

Die zwei neuen Fe­ri­en­woh­nun­gen „Zur Wor­t­he“ und „Un­term Stor­chen­nest“ sind 2019 – wie die bei­den ers­ten Fe­ri­en­woh­nun­gen zuvor auch – vom Deut­schen Tou­ris­mus­ver­band mit vier Ster­nen aus­ge­zeich­net wor­den. Beide bie­ten ge­nü­gend Platz, sind mit einem Wohn-​Küchen-Bereich, einem Bad und einem se­pa­ra­ten Schlaf­zim­mer für zwei Per­so­nen aus­ge­stat­tet. Über eine neue Ei­chen­trep­pe ge­lan­gen die Gäste ins Ober­ge­schoss. Auf dem Gie­bel des Kuh­stalls thront weit­hin sicht­bar ein Stor­chen­nest: „Wir schau­en Ende März immer schon ganz ge­spannt nach oben, ob der Storch be­reits wie­der­ge­kehrt ist, um eine neue Stor­chen­fa­mi­lie zu grün­den. Für un­se­re Gäste ist es na­tür­lich ein be­son­de­res High­light, die Stör­che bei der Auf­zucht ihrer Jung­tie­re zu be­ob­ach­ten.“

Vor­freu­de auf zahl­rei­che Gäste

In der Mitte des Hofes gibt es ein Beet mit Rosen und Sträu­chern. An der Pfer­de­stall­sei­te blü­hen die Hor­ten­si­en. Der Ha­vel­hof ist von sei­ner At­mo­sphä­re her ein rich­ti­ger Bau­ern­hof, aber vor allem ist er ein schö­nes Do­mi­zil für alle, die ihren Ur­laub gerne auf dem Land und in der Natur ver­brin­gen wol­len. Im Som­mer ste­hen Ti­sche und Stüh­le im Hof, damit die Gäste drau­ßen die Sonne ge­nie­ßen kön­nen. „Ohne die ELER-​Fördermittel wären wir nie­mals so weit ge­kom­men. Wir hat­ten 2016 schon erste Pläne für den Umbau des Hofes. Aber erst die ELER-​Mittel haben uns die Mög­lich­keit ge­ge­ben, das schwie­ri­ge Bau­vor­ha­ben be­herzt an­zu­ge­hen“, sagt Rita Span­ner.

Nach­dem jetzt alle Bau­maß­nah­men am Hof ab­ge­schlos­sen sind, freut sich Rita Span­ner schon dar­auf, bald wie­der Gäste auf ihrem Hof zu be­grü­ßen: „Wegen der Corona-​Pandemie fiel im ver­gan­ge­nen Jahr von März bis Mai die Sai­son flach, dafür lief aber die Som­mer­sai­son blen­dend.“ Sie hofft, dass bald wie­der viele Men­schen un­be­schwert Ur­laub in der Re­gi­on und auf dem Ha­vel­hof ma­chen kön­nen.

(Alex­an­der Lor­ber – 16.04.2021)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­ter­net­auf­tritt vom Ha­vel­hof Nit­zow:

https://www.havelhof-​nitzow.de/index.htm

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Ein Kunst­ra­sen­platz für Dar­lin­ge­ro­de

Eine Vi­si­on wird Rea­li­tät – dank der ELER-​Förderung

Di­rekt neben dem Fuß­ball­ra­sen­platz in Dar­lin­ge­ro­de, einem Orts­teil von Il­sen­burg im Land­kreis Harz, be­fand sich noch vor ei­ni­gen Jah­ren ein klei­ner roter Schot­ter­platz aus den 80er-​Jahren. „Im Win­ter konn­te man dort nicht rich­tig spie­len und wenn es reg­ne­te, bil­de­ten sich rie­sen­gro­ße Pfüt­zen“, er­in­nert sich Maik Fie­bi­ger, Prä­si­dent des Ver­eins SV Dar­lin­ge­ro­de / Drü­beck. „Wir haben uns im Vor­stand des Sport­ver­eins re­gel­mä­ßig dar­über aus­ge­tauscht, wie wir die­sen Zu­stand än­dern könn­ten. Un­se­re größ­te Vi­si­on war, aus dem Schot­ter­platz einen schö­nen Kunst­ra­sen­platz zu schaf­fen. Dafür fehl­ten uns aber bis­her die fi­nan­zi­el­len Mit­tel“, so Fie­bi­ger. Als er von dem An­ge­bot des Lan­des­sport­bun­des Sachsen-​Anhalt er­fuhr, Sport­ver­ei­ne über För­der­mög­lich­kei­ten zu in­for­mie­ren, fuhr er mit einem Ver­eins­kol­le­gen nach Mag­de­burg. „Dort wurde uns die För­de­rung über die EU vor­ge­stellt. Wir haben so­fort ge­sagt, das wäre etwas für uns“, er­zählt der 50-​Jährige. „Dann haben wir uns in­ten­siv mit dem Thema be­schäf­tigt und mit der LEADER-​Aktionsgruppe Harz viele Un­ter­hal­tun­gen dar­über ge­führt, was mög­lich und was nicht mög­lich ist“, er­läu­tert der Ver­eins­vor­sit­zen­de.

Kunst­ra­sen und neue Flut­licht­an­la­ge

Die Freu­de war groß, als der Be­scheid ein­traf, dass der Eu­ro­päi­sche Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) den Ver­ein mit LEA­DER-​Mitteln bei der Mo­der­ni­sie­rung fi­nan­zi­ell un­ter­stützt. Rund 90.000 Euro von 145.000 Euro Ge­samt­kos­ten kom­men aus dem ELER-​Programm „Dorf­ent­wick­lung – Sport­stät­ten au­ßer­halb von Schu­len“, wei­te­re 10.000 Euro vom Land. Die För­de­rung ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen. Zur Mo­der­ni­sie­rung der Klein­feld­sport­an­la­ge in Dar­lin­ge­ro­de zähl­te vor allem die Um­wand­lung der Spiel­flä­che in Kunst­ra­sen, aber auch die Er­neue­rung der Flut­licht­an­la­ge und Er­rich­tung der Spiel­feld­be­gren­zung. Au­ßer­dem wurde ein Ent­wäs­se­rungs­sys­tem ein­ge­rich­tet, damit das Was­ser bei Regen ab­flie­ßen kann. „Wir haben den alten Ma­schen­draht­zaun ent­fernt und Hö­hen­un­ter­schie­de auf dem Platz aus­ge­gli­chen. Eine Firma hat dann Plat­ten ver­legt, auf denen der Kunst­ra­sen auf­ge­tra­gen wurde.“ Der Stab­mat­ten­zaun wurde etwas höher ge­zo­gen. „Vor­her sind Bälle öfter mal auf den Schei­ben der Nach­barn ge­lan­det. Das ist jetzt auf­grund der er­höh­ten Be­gren­zung deut­lich we­ni­ger ge­wor­den“, schmun­zelt Fie­bi­ger.

Enge Ver­bin­dung zum Ver­ein

Maik Fie­bi­ger ist in Dar­lin­ge­ro­de auf­ge­wach­sen. Er hat mit sei­nen Groß­el­tern und El­tern di­rekt am Sport­platz ge­wohnt: „Ich hatte also schon immer eine Be­zie­hung zum Sport­platz, zum Sport, zu den Sport­lern und zu den han­deln­den Per­so­nen dort vor Ort. Des­we­gen liegt mir das Ganze auch sehr am Her­zen.“ Vor rund 17 Jah­ren kehr­te er aus Ber­lin nach Dar­lin­ge­ro­de zu­rück und grün­de­te eine Fa­mi­lie. „Ich bin in den Sport­ver­ein ein­ge­tre­ten und habe alte Freun­de und Be­kann­te wie­der­ge­trof­fen. Es hat nicht lange ge­dau­ert, dass ich dort wie­der in­te­griert war“, er­zählt Fie­bi­ger, der haupt­be­ruf­lich als Be­triebs­wirt bei der Spar­kas­se tätig ist. Als Übungs­lei­ter trai­nier­te der lei­den­schaft­li­che Fuß­bal­ler zu­nächst die Nach­wuchs­spie­ler: „Der An­lass war, mei­nen ers­ten Sohn zu trai­nie­ren. Die Kin­der haben sich ge­freut, dass ich mit­ge­macht habe.“ Ir­gend­wann such­te der Ver­ein Funk­tio­nä­re. Vor drei Jah­ren nach dem Tod des letz­ten Prä­si­den­ten ließ er sich als ers­ter Vor­sit­zen­der des Sport­ver­eins auf­stel­len. Ent­stan­den ist der Ver­ein SV Dar­lin­ge­ro­de / Drü­beck in den 90er-​Jahren aus einer Fu­si­on der Sport­ver­ei­ne in den bei­den Dör­fern. Heute zählt der Ver­ein mit den Ab­tei­lun­gen Fuß­ball, Ten­nis und Gym­nas­tik 450 Mit­glie­der und ge­hört damit zu den größ­ten Ver­ei­nen im Land­kreis.

Genug Platz für alle

Die hohe Mit­glie­der­zahl war auch einer der Grün­de, warum der neue Kunst­ra­sen­platz so drin­gend not­wen­dig war. „Wir sind re­la­tiv viele Sport­ler und müs­sen die Trai­nings­zei­ten, die in der Regel nach­mit­tags um 15 oder 16 Uhr los­ge­hen, ganz struk­tu­riert auf­tei­len. Damit jeder mal trai­nie­ren kann, die Kin­der und Ju­gend­li­chen eben­so wie die Er­wach­se­nen und die bei­den Altherren-​Mannschaften“, er­klärt Fie­bi­ger. Wenn es in Strö­men reg­net oder Schnee fällt, muss das Trai­ning nun nicht mehr aus­fal­len. Glei­ches gilt für die Punk­te­spie­le an den Wo­chen­en­den. Sie fin­den jetzt auch bei schlech­tem Wet­ter auf dem Kunst­ra­sen­platz statt. „Es wer­den sogar schon Spie­le aus dem Nach­bar­dorf hier­hin ver­legt, wenn der Platz dort zu mat­schig ist“, be­rich­tet Fie­bi­ger. Die Schu­le darf den neuen Kunst­ra­sen­patz eben­falls mit nut­zen.

Maik Fie­bi­ger freut sich über die vie­len po­si­ti­ven Rück­mel­dun­gen der Ver­eins­mit­glie­der und Dorf­be­woh­ner. Er sieht gerne, wenn Kin­der am Wo­chen­en­de dort spie­len. „Wir haben uns be­wusst dazu ent­schie­den, den Platz nicht ab­zu­schlie­ßen. Wir wol­len den Platz nicht nur für un­se­ren Ver­ein, son­dern für alle haben, die bei uns im Dorf woh­nen, auch für alle Ur­lau­ber“, er­läu­tert der Fa­mi­li­en­va­ter. Er be­tont: „Da wir im Vor­stands­be­reich alles eh­ren­amt­lich ma­chen, war das für uns eine im­mense Auf­ga­be, die gan­zen Un­ter­la­gen vor­zu­be­rei­ten. Aber wir haben das für un­se­ren Ver­ein und unser Dorf durch­ge­zo­gen. Ohne die ELER-​Förderung hät­ten wir uns den Platz nicht leis­ten kön­nen, auch wenn der klei­ne Hand­werks­be­trieb ne­ben­an uns noch ein wenig ge­hol­fen hätte.“ Für Maik Fie­bi­ger war es das erste Mal, dass er mit EU-​Mitteln Kon­takt hatte. Er gibt zu: „Eu­ro­pa und Brüs­sel waren für uns vor­her ganz weit weg und kein Thema in un­se­rem klei­nen Dorf.“ Mit­tel­fris­tig will der Ver­ein gerne noch in die Um­klei­de­ka­bi­nen, das Sport­ler­heim und in den Bau einer klei­nen Tri­bü­ne in­ves­tie­ren. „Wir hof­fen na­tür­lich, dass es auch in zwei, drei Jah­ren noch Mög­lich­kei­ten gibt, mit Un­ter­stüt­zung der EU diese Pläne fi­nan­zi­ell um­zu­set­zen“, so Fie­bi­ger.

(Syl­via Bösch – 16.03.2021)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­ter­net­sei­te des Sport­ver­eins Dar­lin­ge­ro­de / Drü­beck:

https://www.sv-​darlingerode-druebeck.de/

Web­site der LEADER-​Aktionsgruppe Harz:

https://leader-​harz.de/

Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Ur­laub über der alten Bä­cke­rei

LEADER-​Mittel für Fach­werk­sa­nie­rung und Fe­ri­en­woh­nung in Sta­pel­burg

Seit einem Jahr lebt Ka­tha­ri­na Schlick mit ihrem Ver­lob­ten in einem alten Fach­werk­haus in Sta­pel­burg, einem Orts­teil der Ge­mein­de Nord­harz im Land­kreis Harz. Im Ok­to­ber 2020 kam ihre Toch­ter zur Welt. Auch ein Hund und eine Katze sind bei Fa­mi­lie Schlick/Leis­te zu Hause. In den letz­ten Mo­na­ten gab es viel zu tun für die junge Fa­mi­lie. Schließ­lich wol­len sie noch in die­sem Jahr eine Fe­ri­en­woh­nung er­öff­nen, um na­tur­be­geis­ter­te Tou­ris­tin­nen und Tou­ris­ten in den Harz zu lo­cken. Sta­pel­burg liegt am Rande des gro­ßen Na­tio­nal­parks Harz. Mit dem Fahr­rad ist man in knapp zwei Stun­den am Bro­cken. Der Eu­ro­paradweg R1 ver­läuft in di­rek­ter Nähe. Aber auch Wan­der­tou­ren nach Wer­ni­ge­ro­de oder in die Harz­wäl­der sind sehr be­liebt. „Meine Fa­mi­lie lebte viele Jahr­zehn­te über Pacht­ver­trä­ge in die­sem Haus. Ich selbst bin darin groß ge­wor­den. Jetzt habe ich zu­sam­men mit mei­nem Ver­lob­ten das Haus er­wor­ben und damit be­gon­nen, es zu sa­nie­ren“, be­rich­tet die 36-​Jährige. Zu­nächst stand die Sa­nie­rung der hüb­schen Fas­sa­de an. Die Fe­ri­en­woh­nung wird ge­ra­de ein­ge­rich­tet. Ka­tha­ri­na Schlick ist guter Hoff­nung, dass sie schon im Herbst 2021 die ers­ten Gäste in ihrer Fe­ri­en­woh­nung be­grü­ßen kann. Bei der Sa­nie­rung des Hau­ses hel­fen ihr För­der­mit­tel in Höhe von rund 35.500 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) sowie vom Bund und vom Land Sachsen-​Anhalt. Die Mit­tel kom­men aus der Teil­maß­nah­me „Tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur“ im Rah­men der Maß­nah­me „Dorf­er­neue­rung und -​entwicklung“. Sie zählt zur länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 und soll zur Stär­kung der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung auf dem Land bei­tra­gen.

Frü­her war auf dem Hof eine Bä­cke­rei

Das alte Haus steckt vol­ler Ge­schich­ten, er­zählt Ka­tha­ri­na Schlick: „Mein Groß­va­ter war frü­her Bä­cker und hat hier eine Bä­cke­rei be­trie­ben. An das Wohn­haus an­gren­zend be­fin­det sich noch immer die ehe­ma­li­ge Back­stu­be und der alte Back­ofen.“ Von den Obst­bäu­men im Gar­ten wur­den da­mals Äpfel, Bir­nen, Kir­schen und Zwetsch­gen ge­ern­tet und für die Zu­be­rei­tung von Ku­chen in der Bä­cke­rei ver­wen­det. Sie und ihr Ver­lob­ter haben lange über­legt, wie sie das große Haus am bes­ten nut­zen könn­ten: „Die Idee mit der Fe­ri­en­woh­nung ge­fiel uns am bes­ten, weil wir ja hier in di­rek­ter Nähe zum Na­tio­nal­park leben. Man kann mit dem Fahr­rad oder zu Fuß herr­li­che Ta­ges­tou­ren durch den Harz un­ter­neh­men. Wer ein paar Tage das idyl­li­sche Land­le­ben und die Natur ge­nie­ßen will, ist bei uns gold­rich­tig.“ Doch bis es so­weit ist, gibt es noch eine Menge zu tun. Die Sa­nie­rung der Fas­sa­de ist schon fer­tig. Dabei wurde die Haus­wand zu­sätz­lich ge­dämmt und mit einer Wet­ter­scha­le ver­se­hen, um das emp­find­li­che Fach­werk vor Schlag­re­gen zu schüt­zen. Als Nächs­tes wird ein Au­ßen­bal­kon mit Trep­pe im ers­ten Stock an­ge­bracht, damit die Fe­ri­en­gäs­te in Zu­kunft einen se­pa­ra­ten Zu­gang zur Fe­ri­en­woh­nung haben, und schließ­lich soll auch der Gar­ten um­ge­stal­tet wer­den. „Un­se­re Gäste sol­len sich auf dem Hof wohl­füh­len“, sagt die frisch­ge­ba­cke­ne Mut­ter.

Der Bau der Fe­ri­en­woh­nung ist in vol­lem Gange

Ak­tu­ell kon­zen­triert sich die Fa­mi­lie vor allem auf die In­nen­aus­stat­tung der neuen Fe­ri­en­woh­nung. Auf rund 50 Qua­drat­me­tern sol­len zwei bis ma­xi­mal drei Per­so­nen woh­nen kön­nen. Die Aus­stat­tung um­fasst einen ge­müt­li­chen Wohn­be­reich, ein Bad mit Du­sche, ein Schlaf­zim­mer und eine klei­ne Küche. „Mir war bei der Aus­stat­tung wich­tig, dass sich un­se­re Gäste auch selbst ver­pfle­gen kön­nen. Wir sind hier schließ­lich auf dem Land und nicht in Wer­ni­ge­ro­de, wo man an jeder Ecke ein Re­stau­rant oder ein Café fin­det“, meint Ka­tha­ri­na Schlick. Wobei es in naher Zu­kunft viel­leicht auch in Sta­pel­burg ein neues Café geben könn­te: „Wenn die Fe­ri­en­woh­nung gut an­kommt, könn­te ich mir vor­stel­len, dass wir spä­ter auch ein klei­nes Hof Café er­öff­nen“, sagt sie. „Die Räume der ehe­ma­li­gen Back­stu­be wür­den sich dafür per­fekt eig­nen. Und im Som­mer kann man den In­nen­hof prima nut­zen, um drau­ßen Ti­sche auf­zu­stel­len.“ Ka­tha­ri­na Schlick ist sich si­cher: „So ein Café wäre nicht nur für ra­deln­de und wan­dern­de Gäste eine gute Ge­le­gen­heit, hier im Ort eine kurze Rast ein­zu­le­gen, son­dern könn­te sich auch zum so­zia­len Treff­punkt für die An­woh­ner­schaft in Sta­pel­burg ent­wi­ckeln“.

Vom ELER in der Zei­tung er­fah­ren

Zu­nächst steht je­doch die Fer­tig­stel­lung der Fe­ri­en­woh­nung im Vor­der­grund. Schon beim Ein­zug war Ka­tha­ri­na Schlick und ihrem Ver­lob­ten klar, dass sie viel Geld in ihr Vor­ha­ben in­ves­tie­ren müss­ten. Im­mer­hin knapp 100.000 Euro hat die Sa­nie­rung bis­her ge­kos­tet. „Aber wir wür­den das Land­le­ben gegen nichts auf der Welt ein­tau­schen wol­len. Ich bin fest über­zeugt, dass sich die Mühen und In­ves­ti­tio­nen am Ende loh­nen wer­den.“ Und ge­ra­de in der Start­pha­se waren die För­der­mit­tel von EU, Bund und Land ein gutes Pols­ter, sagt Schlick: „Ich habe durch Zu­fall in der Lo­kal­zei­tung von der LEADER-​Förderung ge­le­sen. Also habe ich ein­fach beim LEADER-​Regionalmanagement an­ge­ru­fen und mich be­ra­ten las­sen“, er­in­nert sie sich. „Ich habe un­se­re An­sprech­part­ne­rin An­ge­li­ka Fri­cke dann auf un­se­ren Hof ein­ge­la­den, um ihr zu zei­gen, was wir hier pla­nen. Sie war be­geis­tert und er­mu­tig­te mich, den För­der­an­trag zu stel­len. So kam der Stein ins Rol­len.“ Die Fa­mi­lie hofft, dass sie die Corona-​Pandemie im Herbst nicht an der Er­öff­nung ihrer Fe­ri­en­woh­nung hin­dern wird. „Ich freue mich schon dar­auf, die ers­ten Ur­lau­be­rin­nen und Ur­lau­ber hier in Sta­pel­burg be­grü­ßen zu dür­fen“, sagt Ka­tha­ri­na Schlick.

(Alex­an­der Lor­ber – 08.03.2021)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen über den Na­tio­nal­park Harz:

https://www.nationalpark-​harz.de/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Bock­wind­müh­le in Sach­sen­dorf ge­ret­tet

Ver­ein sa­niert his­to­ri­sche Mühle mit ELER-​Mitteln

„Ein Brust­stück, an dem zwei Müh­len­flü­gel be­fes­tigt sind, war sehr morsch. Die Flü­gel muss­ten schnells­tens ab­ge­nom­men wer­den, damit die Mühle nicht um­kippt“, er­in­nert sich Con­s­tance Ra­de­spiel. Be­reits seit ihrer Kind­heit ist sie mit der 320 Jahre alten Bock­wind­müh­le eng ver­bun­den, die süd­lich der Stadt Barby am Nord­rand von Sach­sen­dorf steht. Die Bock­wind­müh­le zählt zum äl­tes­ten Wind­müh­len­typ in Eu­ro­pa. Kenn­zeich­nend ist, dass das ge­sam­te Müh­len­haus auf einem ein­zel­nen di­cken Pfahl steht, der senk­recht auf einem höl­zer­nen Stütz­ge­stell, dem so­ge­nann­ten Bock, be­fes­tigt ist. Diese Kon­struk­ti­on er­mög­licht es, die kom­plet­te Mühle je nach Wind­rich­tung zu dre­hen.

Di­rekt neben der Mühle be­fin­det sich Con­s­tance Ra­de­spiels El­tern­haus. Ihre Mut­ter ist die Toch­ter des Mül­ler­meis­ters Al­bert Lie­be­herr, der zu­letzt die Mühle bis zum Jahr 1937 be­trie­ben hat. Con­s­tance Ra­de­spiel er­zählt: „Zu die­ser Zeit war die Mühle schon nicht mehr ren­ta­bel. In Sach­sen­dorf ent­stan­den da­mals 27 Bau­ern­hö­fe, die aus der preu­ßi­schen Do­mä­ne Patzetz her­vor­gin­gen, so­dass eine Mühle ge­braucht wurde. Daher hat mein Groß­va­ter im Ne­ben­ge­bäu­de eine Mo­tor­müh­le er­rich­tet, die schnel­ler und pro­fi­ta­bler mah­len konn­te.“ Seit­dem wurde die Wind­müh­le nicht mehr ge­nutzt. Sie war dem Ver­fall aus­ge­setzt. „Zu DDR-​Zeiten war es quasi un­mög­lich, solch ein Denk­mal zu er­hal­ten. Nie­mand hat sich dafür in­ter­es­siert. Dann kam die Wen­de­zeit und mit ihr etwas Auf­bruchs­stim­mung.“ So grün­de­te ihr Vater Gus­tav Ra­de­spiel am 1. März 1991 den Ver­ein „Freun­des­kreis Mühle Sach­sen­dorf e. V. “, der die Wind­müh­le mit Hilfe von För­der­mit­teln als tech­ni­sches Denk­mal bis 1995 wie­der voll funk­ti­ons­tüch­tig auf­bau­en konn­te. Auch der heu­ti­ge Ver­eins­vor­sit­zen­de Mar­tin Hä­ni­che zählt zu den Grün­dungs­mit­glie­dern und ist seit­dem sehr an den Ver­eins­ak­ti­vi­tä­ten sowie der lau­fen­den Pfle­ge und Er­hal­tung der Mühle be­tei­ligt.

Mühle soll als tech­ni­sches Denk­mal er­hal­ten blei­ben

Bei einer Rou­ti­ne­kon­trol­le im Jahr 2017 wur­den neben dem mor­schen Brust­stück noch ei­ni­ge wei­te­re Schä­den an den Flü­geln, an den die Mühle tra­gen­den Fug­bal­ken und am Müh­len­bock fest­ge­stellt. Sie muss­ten zeit­nah be­ho­ben wer­den. An­sons­ten hät­ten sich die Schä­den ver­schlim­mert und die Sach­sen­dor­fer Bock­wind­müh­le hätte ihre Funk­ti­on als tech­ni­sches Denk­mal ver­lo­ren. Das woll­ten Con­s­tance Ra­de­spiel und Mar­tin Hä­ni­che auf jeden Fall ver­hin­dern. Aus ei­ge­ner Kraft konn­te der Ver­ein die Re­pa­ra­tur­kos­ten je­doch nicht auf­brin­gen. Daher reich­te der Ver­ein einen An­trag ein, um die Mühle mit Hilfe von EU-​Mitteln sa­nie­ren zu las­sen. „Dabei hat uns Tors­ten Neit­zel un­ter­stützt. Er ist Müh­len­fach­mann und schon als 16-​Jähriger zu un­se­rer Mühle ge­kom­men“, so Ra­de­spiel. Der An­trag hatte Er­folg: Über eine LEADER-​Förderung aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) er­hiel­ten sie, er­gänzt durch Landes-​ und Bun­des­mit­tel, rund 49.000 Euro. Die Mit­tel stam­men aus dem ELER-​Programm „Tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur im Rah­men von Dorf­ent­wick­lung und Dorf­er­neue­rung“. Die För­de­rung ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen.

Spen­den­auf­ruf hat Er­folg

Im Rah­men der EU-​geförderten Sa­nie­rungs­ar­bei­ten hat die Mühle unter an­de­rem zwei neue Brust­stü­cke, ein neues Flü­gel­paar und zwei neue Bock­schwel­len er­hal­ten. Au­ßer­dem wur­den die Zug­stan­ge und die Flü­gel­wel­le er­neu­ert, ein neuer Si­che­rungs­bol­zen ein­ge­baut und der Fug­bal­ken sta­bi­li­siert. Mehr als 21.000 Euro muss­te der Ver­ein „Freun­des­kreis Mühle Sach­sen­dorf“ al­ler­dings an pri­va­ten Mit­teln auf­brin­gen, um die LEADER-​Förderung be­an­tra­gen zu kön­nen. Des­halb star­te­te er einen Spen­den­auf­ruf. „Wir waren po­si­tiv über­rascht, dass doch so viele be­reit sind, etwas für den Er­halt der Mühle zu spen­den. In einem Dorf spricht sich so etwas zum Glück schnell herum“, freut sich Con­s­tance Ra­de­spiel. Auch die Deut­sche Stif­tung Denk­mal­schutz (DSD) stell­te 10.000 Euro für die In­stand­set­zung der Bock­wind­müh­le in Barby-​Sachsendorf zur Ver­fü­gung. 

Zwei Müh­len­fes­te pro Jahr

Con­s­tance Ra­de­spiel ist sehr froh, dass es durch die LEADER-​Fördermittel sowie die Spen­den­gel­der ge­lun­gen ist, die Mühle vor dem Ver­fall zu ret­ten. „Ich finde es gut, dass sol­che Pro­jek­te wie un­se­re his­to­ri­sche Bock­wind­müh­le eu­ro­pa­weit von der EU ge­för­dert wer­den“, be­tont sie. In­zwi­schen lebt und ar­bei­tet sie in Ber­lin, kommt aber gerne re­gel­mä­ßig in ihre Hei­mat, etwa um ihre Mut­ter oder eines der Müh­len­fes­te zu be­su­chen. Jedes Jahr ver­an­stal­tet der Ver­ein zwei Müh­len­fes­te an der Bock­wind­müh­le. Das erste fin­det am Pfingst­mon­tag zum „Deut­schen Müh­len­tag“ statt und das zwei­te am zwei­ten Sonn­tag im Sep­tem­ber zum „Tag des of­fe­nen Denk­mals“. „Der Ver­ein ver­kauft Ku­chen und Ge­trän­ke, es wird ge­grillt und die Tanz­grup­pe oder Kin­der aus Sach­sen­dorf füh­ren etwas auf“, er­läu­tert Ra­de­spiel. Neben den im Dorf le­ben­den Men­schen kom­men auch gerne Motorrad-​ oder Fahr­rad­grup­pen vor­bei. Con­s­tance Ra­de­spiel hofft, dass zu­min­dest das Müh­len­fest im Sep­tem­ber wie­der statt­fin­den kann. Denn durch die Corona-​Pandemie muss­ten die letz­ten Müh­len­fes­te im Jahr 2020 lei­der aus­fal­len, so­dass die neu sa­nier­te Bock­wind­müh­le noch gar nicht rich­tig ge­fei­ert wer­den konn­te. „Wenn man auf Sach­sen­dorf zu­fährt, er­blickt man die Mühle di­rekt. Sie steht leicht er­höht auf einem Hügel, damit sich ihre Flü­gel bes­ser im Wind dre­hen kön­nen. Die Bock­wind­müh­le ge­hört ein­fach zu Sach­sen­dorf dazu“, so Ra­de­spiel.

(Syl­via Bösch – 12.04.2021) 

Ser­vice:

Die Bock­wind­müh­le in Sach­sen­dorf ist als be­son­de­re Se­hens­wür­dig­keit im Salz­land­kreis in das Pro­jekt „Salz­län­der Kul­tur­stem­pel“ auf­ge­nom­men wor­den. So kann man sei­nen Be­such an der Mühle durch einen Stem­pel do­ku­men­tie­ren. Die Stem­pel­kis­te be­fin­det sich neben der Ein­fahrt zur Mühle.

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Er­wäh­nung der Wind­müh­le Sach­sen­dorf auf der Web­site der Deut­schen Stif­tung Denk­mal­schutz:

https://www.denk­mal­schutz.de/pres­se/ar­chiv/ar­ti­kel/besuch-​in-der-windmuehle-sachsendorf.html

Web­sei­te der LEADER-​Region Elbe-​Saale:

https://leader-​elbe-saale.de/

Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Hier lebt die Ge­mein­schaft

ELER er­mög­licht neues Dorf­ge­mein­schafts­haus in Hil­lers­le­ben

Seit 2010 ge­hört die Ort­schaft Hil­lers­le­ben im Land­kreis Börde zur Ge­mein­de West­hei­de. Mit der Schlie­ßung der Gast­stät­te „Kas­ta­ni­eneck“ im Jahr 2013 brach den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern ein wich­ti­ger so­zia­ler Treff­punkt im Orts­teil weg. „Das war für die An­woh­ner­schaft schon eine Zäsur“, er­zählt der Bür­ger­meis­ter von West­hei­de, Hans Hir­che. „In der Gast­stät­te gab es einen grö­ße­ren Saal, in dem pri­va­te und öf­fent­li­che Ver­an­stal­tun­gen aller Art statt­fin­den konn­ten. Doch mit der Schlie­ßung gab es auf ein­mal kei­nen Raum mehr für die kom­mu­na­len und dörf­li­chen Ak­ti­vi­tä­ten.“ Zwar ver­fügt die Ge­mein­de West­hei­de über ein ei­ge­nes Dorf­ge­mein­schafts­haus im etwa 17 Ki­lo­me­ter ent­fern­ten Orts­teil Born, das 2011 aus ei­ge­nen Mit­teln er­rich­tet wurde. Weil die zur Ge­mein­de West­hei­de ge­hö­ren­den Ort­schaf­ten im Um­feld aber so weit ver­teilt sind, brauch­te die Ge­mein­de eine wei­te­re Ge­mein­schafts­ein­rich­tung. Seit Ende No­vem­ber 2019 gibt es nun di­rekt neben der alten Klos­ter­kir­che in Hil­lers­le­ben ein neues Dorf­ge­mein­schafts­haus. Bei der Er­rich­tung des Hau­ses wurde die Ge­mein­de West­hei­de vom Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) mit einem Zu­schuss in Höhe von rund 168.000 Euro un­ter­stützt. Denn der ELER för­dert im Rah­men der Maß­nah­me „Dorf­er­neue­rung und -​entwicklung“ über die länd­li­che Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 auch Maß­nah­men zum Er­halt und zur lo­ka­len Ent­wick­lung von Dör­fern in den länd­li­chen Ge­bie­ten Sachsen-​Anhalts.

Ein altes Wirt­schafts­haus wurde ab­ge­ris­sen

Wo jetzt das neue Dorf­ge­mein­schafts­haus steht, be­fand sich zuvor ein Wirt­schafts­haus, das von der Frei­wil­li­gen Feu­er­wehr Hil­lers­le­ben als Ver­samm­lungs­raum ge­nutzt wurde. „Die Bau­sub­stanz be­fand sich in einem schlech­ten Zu­stand, so­dass eine Sa­nie­rung kaum Sinn ge­macht hätte. Also haben wir das Ge­bäu­de 2017 ab­ge­ris­sen und an sel­ber Stel­le mit dem Bau des neuen Dorf­ge­mein­schafts­hau­ses be­gon­nen“, be­rich­tet Bau­amts­lei­ter Chris­ti­an Me­se­berg. Jetzt ist das Ge­mein­de­haus fer­tig und es wurde bis zum Be­ginn der Corona-​Pandemie auch rege von den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern in Hil­lers­le­ben ge­nutzt. Zum Bei­spiel fin­den hier re­gel­mä­ßig die Ge­mein­de­rats­sit­zun­gen statt. Aber auch die Hil­lers­le­ber Orts­grup­pe der Volks­so­li­da­ri­tät, eine Volks­tanz­grup­pe, der noch junge Ver­ein für ein fa­mi­li­en­freund­li­ches Hil­lers­le­ben und die lo­ka­le Schlag­an­fall­grup­pe haben das Dorf­ge­mein­schafts­haus schon für Tref­fen ge­nutzt. In dem Haus sind dar­über hin­aus auch pri­va­te Fei­ern, Ju­bi­lä­en oder Bür­ger­ver­samm­lun­gen mög­lich. Bis zu 50 Plät­ze ste­hen dafür zur Ver­fü­gung. „Wir haben die Ver­wal­tung und Ver­mie­tung des Ge­mein­schafts­hau­ses mitt­ler­wei­le an ein eh­ren­amt­lich en­ga­gier­tes Ehe­paar aus Hil­lers­le­ben über­tra­gen kön­nen“, er­zählt Bür­ger­meis­ter Hans Hir­che. „So gibt das neue Ge­bäu­de letzt­lich allen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern und Ver­ei­nen die Ge­le­gen­heit, an der Ent­wick­lung des Ge­mein­we­sens aktiv teil­zu­neh­men und sich zu en­ga­gie­ren.“

Rast­platz für Ta­ges­tou­ris­mus

Di­rekt hin­ter dem Dorf­ge­mein­schafts­haus ragt die Klos­ter­kir­che St. Lau­ren­ti­us empor. In der zwei­ten Hälf­te des 10. Jahr­hun­derts ge­grün­det, zählt sie zu den frü­hes­ten Klos­ter­grün­dun­gen in Mit­tel­deutsch­land und ist Teil der Stra­ße der Ro­ma­nik in Sachsen-​Anhalt. „Weil Hil­lers­le­ben di­rekt am Aller-​Elbe-Radweg liegt, kom­men viele Ur­lau­be­rin­nen und Ur­lau­ber auf dem Fahr­rad oder auf Wan­der­tour am Ort vor­bei“, sagt Hans Hir­che. Da sich im Ge­mein­schafts­haus ein bar­rie­re­frei­es WC und vor der Kir­che ein klei­ner Rast­platz be­fin­den, ist der Stand­ort ideal für re­gio­na­le Ta­ges­tou­ris­tin­nen und -​touristen, um eine kurze Pause ein­zu­le­gen. In­so­fern wer­tet die Ein­rich­tung nicht nur das Ge­mein­de­le­ben auf, son­dern trägt auch zum Aus­bau der tou­ris­ti­schen In­fra­struk­tur im Land­kreis bei. „Ge­ra­de die Rad­le­rin­nen und Rad­ler gön­nen sich an der Klos­ter­kir­che gerne eine kurze Aus­zeit und nut­zen die Ge­le­gen­heit, um sich das Klos­ter von außen an­zu­gu­cken“, be­rich­tet der Bür­ger­meis­ter.

ELER schafft Räume für ein ak­ti­ves Dorf­le­ben

Der Bau des Dorf­ge­mein­schafts­hau­ses hat ins­ge­samt rund 288.000 Euro ge­kos­tet, wovon die Ge­mein­de durch den Zu­schuss aus dem ELER etwa 119.000 Euro aus ei­ge­nen Mit­teln über­nahm. Für die Ge­mein­de West­hei­de war die fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung durch den ELER in mehr­fa­cher Hin­sicht ein Glücks­fall. Hans Hir­che: „Wir wol­len die Le­bens­qua­li­tät im länd­li­chen Raum auf­wer­ten, und dafür ist es wich­tig, die ent­spre­chen­den Räum­lich­kei­ten für ein ak­ti­ves Ver­eins­le­ben be­reit­zu­stel­len.“ Schließ­lich macht sich der de­mo­gra­phi­sche Wan­del auf dem Land be­son­ders be­merk­bar, wo die Kom­mu­nen mit sin­ken­den Ge­bur­ten­zah­len und Ab­wan­de­rung zu kämp­fen haben. Da ist jede In­ves­ti­ti­on in die so­zia­le In­fra­struk­tur ein wich­ti­ger Mei­len­stein. „Na­tür­lich wol­len wir mit der Maß­nah­me auch dazu bei­tra­gen, junge Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sowie Fa­mi­li­en im Ort zu hal­ten“, sagt der Bür­ger­meis­ter. „In­so­fern sind die EU-​Fördermittel eine loh­nen­de In­ves­ti­ti­on in die Zu­kunft un­se­rer Dör­fer.“ Auf­grund der Corona-​Pandemie blei­ben die Pfor­ten des neuen Dorf­ge­mein­schafts­hau­ses lei­der bis auf Wei­te­res ge­schlos­sen. Aber si­cher wird das Haus schon bald wie­der zum flo­rie­ren­den Treff­punkt für die Dorf­ge­mein­schaft von Hil­lers­le­ben wer­den.

(Alex­an­der Lor­ber – 02.03.2021)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Infos über Hil­lers­le­ben auf der Web­site der Ge­mein­de West­hei­de:

https://www.elbe-​heide.de/ver­zeich­nis/vi­si­ten­kar­te.php?man­dat=5083

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Große In­ves­ti­ti­on beim Schüt­zen­ver­ein Jers­le­ben

Neuer Ku­gel­fang für den Schieß­stand mit ELER-​Mitteln er­rich­tet

Die Jers­le­be­ner Sport­schüt­zen muss­ten in den letz­ten Mo­na­ten viel Ge­duld auf­brin­gen. Wegen der Corona-​Pandemie war der Schieß­be­trieb im Früh­jahr 2020 über meh­re­re Mo­na­te hin­weg ein­ge­stellt. Erst im Som­mer konn­ten die rund 74 Ver­eins­mit­glie­der das Trai­ning wie­der auf­neh­men. „Sogar das be­lieb­te Os­ter­feu­er muss­te in die­sem Jahr wegen der Ge­fahr durch das Co­ro­na­vi­rus aus­fal­len“, be­rich­tet der Ver­eins­vor­sit­zen­de Ralf Gei­pel. Dabei hat sich in den letz­ten Jah­ren viel be­wegt beim Schüt­zen­ver­ein Jers­le­ben. So er­folg­ten 2018 um­fang­rei­che Um­bau­ar­bei­ten an der Schieß­bahn. Wo sich frü­her ein alter Holz­ge­schoss­fang be­fand, ent­stand ein mo­der­ner, über­dach­ter Sand­ge­schoss­fang. Beim Umbau hal­fen dem Ver­ein För­der­mit­tel in Höhe von rund 36.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Der Fonds be­rück­sich­tigt im Rah­men des Pro­gramms „Dorf­er­neue­rung und -​entwicklung“ auch Sport­stät­ten au­ßer­halb von Schu­len und wird der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­ge­ord­net.

ELER-​Mittel haben die Sa­nie­rung un­ter­stützt

Ein Ku­gel­fang soll Ge­schos­se, die aus Kurz- und Lang­waf­fen her­an­schnel­len, si­cher ab­fan­gen. So wird si­cher­ge­stellt, dass die Ge­schos­se nicht in der Land­schaft ver­schwin­den und keine Quer­schlä­ger den Schüt­zin­nen und Schüt­zen ge­fähr­lich wer­den kön­nen. „Der alte Ku­gel­fang war aus ge­sta­pel­ten Holz­stäm­men er­rich­tet wor­den und ent­sprach damit nicht mehr den ak­tu­ell gel­ten­den Richt­li­ni­en für die Er­rich­tung, die Ab­nah­me und den Be­trieb von Schieß­stän­den“, er­klärt Ralf Gei­pel. Des­halb war der Umbau un­aus­weich­lich. Al­ler­dings war der Kre­dit für die ge­sam­te Schieß­an­la­ge noch nicht voll­stän­dig ab­be­zahlt. „Hät­ten wir den neuen Ku­gel­fang wie­der über einen Kre­dit fi­nan­ziert, wäre der Ver­ein über viele Jahre hin­aus hoch ver­schul­det ge­we­sen“, so Gei­pel. Zum Glück kam alles an­ders, er­in­nert sich der Vor­sit­zen­de: „Die da­ma­li­ge Bür­ger­meis­te­rin der Ge­mein­de Nie­de­re Börde, Erika Tho­lo­tow­sky, hat uns auf ein För­der­an­ge­bot hin­ge­wie­sen, um die Kos­ten für den Ver­ein so nied­rig wie nur mög­lich zu hal­ten. So wurde die Maß­nah­me schließ­lich durch das Amt für Land­wirt­schaft, Flur­neu­ord­nung und Fors­ten be­glei­tet und ge­för­dert.“ Dank der ELER-​Fördergelder ist der Schüt­zen­ver­ein Jers­le­ben trotz der hohen In­ves­ti­ti­ons­sum­me von mehr als 40.000 Euro heute schul­den­frei. „Die Corona-​Pandemie hat zwar unser Ver­eins­le­ben stark ein­ge­schränkt, aber da wir im Ge­gen­satz zu vie­len an­de­ren Sport­ver­ei­nen kaum lau­fen­de Aus­ga­ben haben, sind wir fi­nan­zi­ell ganz gut durch die Krise ge­kom­men“, er­zählt Ralf Gei­pel.

Sand­hau­fen fan­gen die Ge­schos­se ab

Der Umbau des Ku­gel­fangs brach­te ei­ni­ge Her­aus­for­de­run­gen mit sich. Die gro­ßen Sand­hau­fen, die die Ge­schos­se auf­fan­gen sol­len, neh­men durch die Schütt­win­kel in der Tiefe we­sent­lich mehr Platz ein als der frü­he­re Holz­sta­pel. Aus die­sem Grund muss­te auch der Wall um ei­ni­ge Meter nach hin­ten ver­setzt wer­den, er­klärt Ralf Gei­pel: „Sonst hät­ten wir den gan­zen Schieß­stand mit­samt Schieß­hüt­te ver­le­gen müs­sen.“ An­schlie­ßend wurde noch eine der Norm ent­spre­chen­de Stahl­be­ton­de­cke über den Fang ge­zo­gen, damit der Sand bei Regen nicht nass wird. Vor den auf­ge­schüt­te­ten Sand­hau­fen hän­gen die run­den Schieß­schei­ben. Diese kön­nen die Schüt­zen mit einer Seil­zug­an­la­ge nach vorne zie­hen, um ihre Tref­fer­zahl zu prü­fen. Geht ein Schuss da­ne­ben, schlägt die Kugel di­rekt in den Sand­hau­fen ein. Spä­ter kann sie mit einem Sand­sieb sau­ber her­aus­ge­holt und er­neut ver­wen­det wer­den. „Durch die För­de­rung ist es uns ge­lun­gen, den Ku­gel­fang frist­ge­recht den neuen Auf­la­gen ent­spre­chend um­zu­bau­en. Da­durch konn­ten wir den kom­plet­ten Schieß­stät­ten­be­trieb wei­ter auf­recht­erhal­ten“, freut sich der Vor­sit­zen­de.

Die neue An­la­ge kommt gut an

Mit den Hy­gie­ne­maß­nah­men kön­nen die Ver­eins­mit­glie­der jetzt wie­der nach Her­zens­lust trai­nie­ren. Auf vier 100-​Meter-Bahnen sind Ge­schoss­ener­gien bis zu 7.000 Joule und Durch­mes­ser von ma­xi­mal Ka­li­ber 75 zu­ge­las­sen. In Joule wird in der Bal­lis­tik die Ge­schoss­ener­gie an­ge­ge­ben, wäh­rend das Ka­li­ber ein Maß für den Au­ßen­durch­mes­ser von Pro­jek­ti­len und den In­nen­durch­mes­ser vom Lauf einer Waffe ist. Der Luft­druck­stand ver­fügt über fünf Bah­nen und ist eben­falls mit einer Seil­zug­an­la­ge aus­ge­stat­tet. Hier sind Luft­druck­waf­fen und Arm­brüs­te bis Ka­li­ber 4,5 und 7,5 Joule zu­ge­las­sen. Für Bo­gen­schüt­zen gibt es auf dem Schüt­zen­platz zudem noch einen Bo­gen­platz, auf dem sie Ent­fer­nun­gen zwi­schen 30 bis 90 Me­tern üben kön­nen. Alle Bo­gen­ar­ten vom Long­bow über Olym­pic Re­cur­ve bis Com­pound sind er­laubt. Der­zeit sind 56 Kugel-​ und 18 Bo­gen­schüt­zen im Schüt­zen­ver­ein Jers­le­ben aktiv. Sie alle haben das still­ge­leg­te Ver­eins­le­ben in der Zeit des Corona-​Lockdowns ver­misst. Auf dem mo­der­ni­sier­ten Schieß­stand füh­len sie sich sehr wohl: „Das hat die Bau­fir­ma rich­tig pro­fes­sio­nell aus­ge­führt. Der Schieß­stand macht nun rich­tig was her“, lobt Ralf Gei­pel. Zudem bie­tet der neue Ku­gel­fang auch ei­ni­ge spür­ba­re Vor­zü­ge für die Schüt­zin­nen und Schüt­zen: „Zum Bei­spiel ist der Auf­wand für die Pfle­ge des Ku­gel­fangs nun er­heb­lich ge­rin­ger, weil statt dem re­gel­mä­ßi­gen Aus- und Neu­sor­tie­ren der Holz­stäm­me jetzt nur noch das Sand­sieb zum Ein­satz kommt“, ver­rät Ralf Gei­pel. „Das war frü­her schon eine ziem­lich schwei­ni­sche An­ge­le­gen­heit, das ganze pul­ve­ri­sier­te Holz aus dem Fang her­aus­zu­ho­len.“

(Alex­an­der Lor­ber – 22.12.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Web­site des Schüt­zen­ver­eins Jers­le­ben e.V.:

https://www.sv-​jersleben.de/

Ge­schich­te des Orts­teils Jers­le­ben auf der Web­site der Ein­heits­ge­mein­de Nie­de­re Börde: https://www.niedere-​boerde.de/seite/396549/die-​geschichte-der-ortschaft-jersleben.html

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“: https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Be­geg­nungs­ort für Ju­gend­li­che aus der gan­zen Welt

Europa-​Jugendbauernhof Deetz e. V. er­hielt EU-​Mittel für neue Se­mi­nar­räu­me

Zwi­schen Des­sau und Mag­de­burg be­fin­det sich der Europa-​Jugendbauernhof Deetz e. V. in Zerbst/An­halt. Seit rund 26 Jah­ren kom­men Ju­gend­li­che aus vie­len Län­dern und vor allem aus Eu­ro­pa im Som­mer dort­hin. „Im Jahr 2020 durf­ten wir hier auf­grund der Corona-​Krise keine aus­län­di­schen Ju­gend­li­chen be­treu­en. An­sons­ten haben wir jedes Jahr mit ihnen viele land­wirt­schaft­li­che Pro­jek­te durch­ge­führt“, sagt Ul­rich Wei­meis­ter, Vor­sit­zen­der und Lei­ter des Europa-​Jugendbauernhofes. Seine Mut­ter hat den Bau­ern­hof aus der Taufe ge­ho­ben „Sie hat den Zwei­ten Welt­krieg er­lebt und woll­te, dass hier Völ­ker­ver­stän­di­gung und in­ter­na­tio­na­le Ju­gend­ar­beit auf­ge­baut wird“, er­klärt Wei­meis­ter. Im Jahr 1996 grün­de­te Mar­grit Wei­meis­ter für den Europa-​Jugendbauernhof einen ge­mein­nüt­zi­gen Ver­ein und kann seit­dem ihre Ar­beit in der Kinder-​ und Ju­gend­hil­fe ver­wirk­li­chen. Auf dem Hof kön­nen Kin­der und Ju­gend­li­che aus Län­dern wie Russ­land, Frank­reich und Ita­li­en, aber auch dem asia­ti­schen Raum nicht nur Deutsch­land und die deut­sche Kul­tur ken­nen­ler­nen, son­dern auch neue Freund­schaf­ten knüp­fen. „Die Ju­gend­li­chen ko­chen und woh­nen ge­mein­sam unter einem Dach. Damit ver­su­chen wir hier in punc­to Frie­den, Freund­schaft und Völ­ker­ver­stän­di­gung einen klei­nen Bei­trag zu leis­ten“, sagt der Er­zie­her, der seit 2008 für den Ver­ein tätig ist. „Außer Aus­tra­li­en haben wir von jedem Kon­ti­nent schon Men­schen hier ge­habt, die am Auf­bau des Hofes mit­ge­wirkt haben. In den letz­ten 26 Jah­ren waren es mehr als 1.200 Ju­gend­li­che aus der gan­zen Welt.“

ELER hat er­neut Sa­nie­rung von Räu­men un­ter­stützt

Das Schul­land­heim be­steht aus zwei Häu­sern mit ins­ge­samt 83 Bet­ten und lebt vor allem von Klassen-​ und Grup­pen­fahr­ten. Au­ßer­dem ver­brin­gen viele Kin­der dort ihre Fe­ri­en­frei­zeit oder Rei­ter­fe­ri­en. Für die Kinder-​ und Ju­gend­ar­beit be­treibt der Ver­ein einen bäu­er­li­chen Zweck­be­trieb und einen Hof­la­den zum Ver­mark­ten ei­ge­ner Pro­duk­te wie Honig und Ge­mü­se. „In den letz­ten Jah­ren haben wir mit Hilfe der För­de­rung des Lan­des Sachsen-​Anhalt und der EU sie­ben Um­bau­ten ge­macht, so­dass wir die Räume mit An­ge­bo­ten für Kin­der und Ju­gend­li­che ste­tig ver­bes­sern konn­ten“, er­zählt Wei­meis­ter. Auch ein Klas­sen­zim­mer in einem Pfer­de­stall, in dem die Kin­der auf Stroh sit­zen kön­nen, wurde durch eine EU-​Förderung über den LEA­DER-​Ansatz er­mög­licht. 2019 konn­te er mit einer wei­te­ren LEADER-​Förderung aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) das Dach­ge­schoss im Haus 3 aus­bau­en sowie wei­te­re Räume im Erd­ge­schoss des Ge­bäu­des sa­nie­ren las­sen. Von den rund 284.000 Euro Ge­samt­kos­ten stam­men 126.000 Euro aus dem ELER-​Programm „Tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur im Rah­men von Dorf­ent­wick­lung und Dorf­er­neue­rung“. Die För­de­rung ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen.

Mit den EU-​Mitteln ent­stan­den zwei neue bar­rie­re­freie Se­mi­nar­räu­me. Au­ßer­dem wurde die Hei­zungs­tech­nik en­er­gie­ef­fi­zi­ent von Öl auf Gas um­ge­rüs­tet und die Fens­ter mit mo­der­nen Ja­lou­sien ver­se­hen. „Weil wir dort oben auch tags­über Vi­deo­vor­trä­ge oder Filme zei­gen, zum Bei­spiel über die Biene. Dann ist es schön, wenn ab­ge­dun­kelt wer­den kann“, fin­det Wei­meis­ter. Auch neue Stüh­le, Lam­pen und Ti­sche waren Teil der Fi­nan­zie­rung sowie ein Trep­pen­lift, der Kin­der und Ju­gend­li­che mit Be­we­gungs­ein­schrän­kun­gen ins Dach­ge­schoss be­för­dert. Schließ­lich sind noch sechs neue Toi­let­ten im Dach- und Erd­ge­schoss ent­stan­den sowie zwei re­no­viert wor­den. 

Sehen, wie Stör­che ihre Jun­gen füt­tern

Das Be­son­de­re am Europa-​Jugendbauernhof sei die Viel­falt, die junge Men­schen dort auf einer Flä­che von mehr als 10.000 Qua­drat­me­tern er­le­ben. Der kin­der­lie­be Hof­hund – La­bra­dor Yel­low – und vom Aus­ster­ben be­droh­te Haus­tie­re wie Har­zer Zie­gen und Deut­sche Sat­tel­schwei­ne aus ei­ge­ner Zucht freu­en sich über jede Strei­chel­ein­heit. Im Gar­ten wer­den Ge­trei­de und Kul­tu­ren wie Mais, Kar­tof­feln und Rüben an­ge­baut. Auf dem Hof gibt es ein Kneipp-​Fußbecken und einen Trink­brun­nen sowie ver­schie­de­ne Arten von Lehr­räu­men. Im Ess­raum kön­nen die Kin­der und Ju­gend­li­chen über einen Bild­schirm be­ob­ach­ten, wie Stör­che ihre Jun­gen füt­tern. Dafür wurde das Stor­chen­nest auf dem Hof mit einer Ka­me­ra aus­ge­stat­tet. Au­ßer­dem haben die Ju­gend­li­chen die Mög­lich­keit, in einem Werk­raum zu bas­teln, in einem gro­ßen Back­ofen Brot zu ba­cken und in der bar­rie­re­frei­en Küche ge­mein­sam zu ko­chen. Im Bauernhof-​Theater hat man­cher seine erste Büh­nen­er­fah­rung ge­sam­melt. Grup­pen kön­nen dar­über hin­aus aus einer Viel­zahl von Pro­jek­ten rund um ak­tu­el­le The­men aus Land­wirt­schaft und Um­welt wäh­len, wie zu nach­wach­sen­den Roh­stof­fen, er­neu­er­ba­ren En­er­gien und Ar­ten­schutz.

Räume für grö­ße­re Grup­pen im Win­ter

„Ich bin wirk­lich dank­bar, dass wir durch die In­ves­ti­tio­nen den Kin­dern jetzt auch in der schlech­ten Jah­res­zeit be­heiz­ba­re Räume an­bie­ten kön­nen“, be­tont der Lei­ter. Die neuen Se­mi­nar­räu­me sind mit einer Tafel, einem Bea­mer, einem Kla­vier sowie einer Bluetooth-​Musikanlage aus­ge­stat­tet. In einem der Räume be­fin­det sich eine Indoor-​Kegelbahn, die man nach Be­darf auch ab­bau­en kann, um den Raum an­der­wei­tig zu nut­zen. „Wir sind jetzt auch ganz­jäh­rig in der Lage, grö­ße­re Grup­pen wie Sport­ver­ei­ne oder Chöre zu be­treu­en“, freut sich Wei­meis­ter. Lei­der hatte auch der Europa-​Jugendbauernhof in die­sem Jahr große Ein­bu­ßen durch die Corona-​Pandemie. In sei­ner eh­ren­amt­li­chen Funk­ti­on als Lan­des­vor­sit­zen­der der Schul­land­hei­me von Sachsen-​Anhalt setzt sich Ul­rich Wei­meis­ter für die För­de­rung von Schul­land­hei­men ein: „Kin­der sind un­se­re Zu­kunft und in die müs­sen wir in­ves­tie­ren.“

(Syl­via Bösch – 11.12.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Web­site des Europa-​Jugendbauernhofes Deetz:

https://www.europa-​jugendbauernhof-deetz.de

Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:


https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Sa­nie­rung am Elb­deich bei Hein­richs­berg

3,5 Mil­lio­nen Euro aus ELER-​Mitteln für den Hoch­was­ser­schutz

Das schwe­re Hoch­was­ser im Juni 2013 sorg­te auch im Bör­de­kreis für zahl­rei­che Schä­den an Dei­chen und in den na­he­lie­gen­den Ort­schaf­ten. Des­halb hat der Lan­des­be­trieb für Hoch­was­ser­schutz und Was­ser­wirt­schaft Sachsen-​Anhalt (LHW) in den Jah­ren da­nach die Deich­an­la­gen auf Schä­den und po­ten­zi­el­le Schwach­stel­len un­ter­sucht. Dabei wurde fest­ge­stellt, dass der linke Elb­deich bei Hein­richs­berg für den best­mög­li­chen Schutz vor Hoch­was­sern ei­ni­gen Sa­nie­rungs­be­darf auf­weist. Etwa weil er den not­wen­di­gen Meter Freibord nicht er­füllt. Der Freibord be­zeich­net den ein­kal­ku­lier­ten Ab­stand zwi­schen dem Be­mes­sungs­was­ser­stand und der höher lie­gen­den Kante eines Bau­werks, also zum Bei­spiel der Ober­kan­te des Dei­ches. Selbst bei ex­tre­mem Hoch­was­ser soll­te der Deich min­des­tens noch einen Meter über dem Elb­pe­gel lie­gen. „Dabei gehen wir stets von einem Hoch­was­ser­er­eig­nis aus, wie es sta­tis­tisch alle hun­dert Jahre vor­kommt“, er­klärt Tho­mas Krie­se, der beim LHW im Be­reich Deich­rück­ver­le­gung und Pol­der für das Groß­pro­jekt bei Hein­richs­berg zu­stän­dig ist. „Selbst bei hohem Wel­len­gang und stür­mi­schem Wet­ter soll so si­cher­ge­stellt wer­den, dass der Deich hält und das Was­ser nicht über die Deich­kro­ne schwappt“, sagt Krie­se. Die DIN-​gerechte Sa­nie­rung des lin­ken Elb­dei­ches bei Hein­richs­berg wird aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) ge­för­dert. Der Fonds be­rück­sich­tigt unter an­de­rem Maß­nah­men für die Ver­bes­se­rung des Hoch­was­ser­schut­zes, die der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 3 b des ELER in Sachsen-​Anhalt zu­zu­ord­nen sind. Im Sep­tem­ber 2019 haben die Bau­ar­bei­ten be­gon­nen. Die Corona-​Pandemie hat das Vor­ha­ben bis­her zum Glück kaum ver­zö­gert. Im Juni 2021 sol­len vor­aus­sicht­lich alle Maß­nah­men ab­ge­schlos­sen sein.

Der Elb­deich trotzt den Flu­ten

Zum Durch­bruch ist es im Som­mer 2013 am Elb­deich zwar nicht ge­kom­men, aber es wur­den zahl­rei­che Maß­nah­men er­for­der­lich, um die Schutz­funk­ti­on des Dei­ches auch in Zu­kunft zu ge­währ­leis­ten. „Da sich in di­rek­ter Nähe ein Ka­li­salz­berg­werk der K+S Mi­ne­rals and Agri­cul­tu­re GmbH be­fin­det, wird in die­sem Be­reich mit einer Ge­län­de­ab­sen­kung von bis zu 30 Zen­ti­me­tern bis zum Jahr 2064 durch den Ka­li­berg­bau ge­rech­net. Diese Ab­sen­kung muss­te auf den einen Meter Freibord ad­diert wer­den“, so Krie­se. Das führt dazu, dass der Deich an ei­ni­gen Stel­len um 110 Zen­ti­me­ter er­höht wer­den muss. Die zu­sätz­li­chen Kos­ten, die unter Be­rück­sich­ti­gung der pro­gnos­ti­zier­ten Berg­sen­kun­gen durch den Ka­li­berg­bau im Rah­men des Pro­jekts ent­ste­hen, wer­den von der K+S über­nom­men. Mit der Er­hö­hung wird die Krone künf­tig einen Meter brei­ter. Au­ßer­dem ver­füg­te der Elb­deich im Be­reich bei Hein­richs­berg über einen im Hoch­was­ser­fall nur be­dingt nutz­ba­ren Deichverteidigungs-​ bzw. Land­wirt­schafts­weg am land­sei­ti­gen Deich­fuß. Ein Deich­kon­troll­weg fehl­te voll­stän­dig, was eine ef­fek­ti­ve Kon­trol­le bei Hoch­was­ser und eine Si­che­rung des Dei­ches im Ernst­fall er­schwert. „Also wur­den land­sei­tig auf einer Berme ein neuer, kom­bi­nier­ter Deich­ver­tei­di­gungs­weg, wel­cher auch als Land­wirt­schafts­weg ge­nutzt wer­den kann und auf der Krone ein Kon­troll­weg er­rich­tet, damit der Deich im Ernst­fall mit schwe­ren Fahr­zeu­gen be­fahr­bar ist“, er­klärt Krie­se.

ELER sorgt für um­fas­sen­den Schutz

Der Bau eines sta­bi­len Hoch­was­ser­schutz­dei­ches er­for­dert enor­me Geld­sum­men. Daher ist die fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung von Groß­pro­jek­ten wie am Elb­deich bei Hein­richs­berg fast un­ab­ding­bar. Zu den Ge­samt­kos­ten in Höhe von rund 4,6 Mil­lio­nen Euro steu­ert die EU einen be­acht­li­chen An­teil von 75 Pro­zent, also rund 3,5 Mil­lio­nen Euro, bei. Das Land Sachsen-​Anhalt be­tei­ligt sich mit etwa 1,1 Mil­lio­nen Euro an dem Vor­ha­ben. „Durch diese Un­ter­stüt­zung wird es über­haupt erst mög­lich, einen si­che­ren Hoch­was­ser­schutz für die um­lie­gen­den Ge­mein­den her­zu­stel­len“, be­tont Tho­mas Krie­se. Damit der Elb­deich einem Hoch­was­ser wie im Juni 2013 auch in Zu­kunft stand­hal­ten kann, wird er zum Zwei-​Zonen-Deich aus­ge­baut. Dafür sind zwei Haupt­schich­ten er­for­der­lich: Der ei­gent­li­che Deich­kör­per, die erste Zone, be­steht aus einem Zwi­schen­ma­te­ri­al, das nicht zu un­durch­läs­sig, aber auch nicht zu durch­läs­sig ist. Und auf der Land­sei­te sorgt eine was­ser­durch­läs­si­ge Drai­na­ge­schicht aus san­di­gem Ma­te­ri­al, die zwei­te Zone, dafür, dass in den Deich­kör­per ein­ge­drun­ge­nes Was­ser ab­ge­führt wird, ohne dabei Fein­ma­te­ri­al aus­zu­spü­len. „Es ist gar nicht schlimm, wenn der Deich durch­si­ckert wird und Was­ser am Deich­fuß auf der Land­sei­te aus­tritt“, meint Tho­mas Krie­se. Wich­tig sei nur, dass kein Ma­te­ri­al aus dem Deich­kör­per her­aus­ge­spült wird: „Der vor­han­de­ne Deich war an die­ser Stel­le nicht in Schich­ten ge­baut, son­dern hatte eine recht ho­mo­ge­ne Masse. Somit be­stand das Ri­si­ko, dass beim Hoch­was­ser Fein­ma­te­ri­al aus dem Deich­kör­per ge­spült wird, was po­ten­ti­ell die Sta­bi­li­tät des ge­sam­ten Dei­ches ge­fähr­den könn­te“, so Krie­se.

Der Zeit­plan wird ein­ge­hal­ten

Zur­zeit sind die Bau­ar­bei­ten an dem knapp drei Ki­lo­me­ter lan­gen Deich­ab­schnitt bei Hein­richs­berg schon sehr weit fort­ge­schrit­ten. Des­halb ist Tho­mas Krie­se zu­ver­sicht­lich, dass die Sa­nie­rungs­maß­nah­me im Juni 2021 plan­mä­ßig ab­ge­schlos­sen wer­den kann: „Die Erd­ar­bei­ten am Stütz­kör­per und am Dich­tungs­keil sind be­reits fer­tig. Ak­tu­ell wird der Asphalt für den Deich­ver­tei­di­gungs­weg und den Kon­troll­weg auf der Deich­kro­ne auf­ge­bracht. Aber schon jetzt ist der Hoch­was­ser­schutz in die­sem Be­reich er­heb­lich ver­bes­sert“, freut sich Krie­se. Die Maß­nah­me dient neben dem Schutz von ca. 2.000 ha land­wirt­schaft­li­cher Nutz­flä­che auch dem Schutz der na­he­lie­gen­den Kom­mu­nen Hein­richs­berg, dem Orts­teil Glin­den­berg der Ge­mein­de Wol­mir­stedt und der Sied­lung Schiffs­he­be­werk Ro­then­see.

(Alex­an­der Lor­ber – 01.12.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

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Trai­ning ohne Hin­der­nis­se

ELER un­ter­stützt Eils­le­be­ner Sport­ver­ein bei Rasenplatz-​Sanierung

Elf Mann­schaf­ten trai­nie­ren bis zu zwei­mal wö­chent­lich auf dem Ra­sen­platz des Sport­ver­eins in Eils­le­ben, einer Ge­mein­de mit rund 3.800 Ein­woh­nern im Land­kreis Börde. Bis zum Jahr 2019 war das Trai­ning dort al­ler­dings mit Ein­schrän­kun­gen ver­bun­den. „Es gab keine Mög­lich­keit, den Platz zu be­wäs­sern. Au­ßer­dem war die Drai­na­ge ka­putt. Immer wenn es stark ge­reg­net hat, stand die Hälf­te des Plat­zes unter Was­ser“, er­in­nert sich Mi­cha­el Nolte, Vor­sit­zen­der des Eils­le­be­ner Sport­ver­eins. „Der Ball ist auf dem kah­len und mit Un­kraut durch­wach­se­nen Ra­sen­platz teil­wei­se gar nicht mehr rich­tig ge­sprun­gen.“ In­zwi­schen hat der Platz eine Be­reg­nungs­an­la­ge sowie eine neue Drai­na­ge zur Ent­wäs­se­rung er­hal­ten. Auch die Spiel­feld­ein­ran­dung wurde er­neu­ert. „Die Spiel­flä­che ist jetzt eben und gleich­mä­ßig mit Rasen be­wach­sen. Das ist ein rie­si­ger Un­ter­schied zu vor­her. Der ganze Auf­wand und die harte Ar­beit haben sich auf jeden Fall ge­lohnt“, be­tont Nolte.

ELER-​Programm för­dert Eils­le­be­ner Sport­ver­ein

Bei der Sa­nie­rung des Ra­sen­plat­zes wurde der Ver­ein vom Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) fi­nan­zi­ell un­ter­stützt. Von den circa 114.000 Euro Ge­samt­kos­ten kamen rund 75.000 Euro aus dem ELER-​Programm „Dorf­ent­wick­lung – Sport­stät­ten au­ßer­halb von Schu­len“ sowie wei­te­re 25.000 Euro vom Land. Die För­de­rung ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen. „Um die För­der­gel­der zu er­hal­ten, muss­ten wir ei­ni­ge Kri­te­ri­en er­fül­len. Wir haben unter an­de­rem eine ver­nünf­ti­ge In­fra­struk­tur und ge­ra­de im Nach­wuchs­be­reich stän­dig stei­gen­de Mit­glie­der­zah­len“, er­klärt Mi­cha­el Nolte, der be­reits seit 1973 Mit­glied im Eils­le­be­ner Sport­ver­ein ist. „Ich habe mit sechs Jah­ren an­ge­fan­gen, Fuß­ball zu spie­len und dann bis zum Er­wach­se­nen­be­reich den gan­zen Nach­wuchs durch­lau­fen“, so der 53-​Jährige. Im Jahr 1995 wech­sel­te er die Seite und wurde Trai­ner. „Wäh­rend mei­ner Zeit als Fuß­bal­ler und als Trai­ner habe ich auch den ein oder an­de­ren Auf­stieg und Ab­stieg mit­er­lebt“, er­zählt Mi­cha­el Nolte. Sechs Jahre spä­ter wird er zum stell­ver­tre­ten­den Lei­ter der Fuß­ball­ab­tei­lung und über­nimmt 2009 schließ­lich deren Lei­tung. „Als 2016 dann die Stel­le des Ver­eins­vor­sit­zen­den neu zu be­set­zen war, habe ich mich be­wor­ben und bin als Vor­sit­zen­der ge­wählt wor­den“, freut sich Nolte.

Fokus auf Ar­beit mit Kin­dern und Ju­gend­li­chen

Aus dem 1880 ge­grün­de­ten Ver­ein, der zwei Welt­krie­ge über­stand, gin­gen ei­ni­ge er­folg­rei­che Spit­zen­sport­ler her­vor: Ve­ro­ni­ca Stabs wurde DDR-​Meisterin über 100 Meter, Gün­ter (Di­ckus) Wei­mann war Fußball-​Nationalspieler und Her­bert Hüttl DDR-​Meister im Hoch­sprung. Heute zählt der Sport­ver­ein 490 Mit­glie­der und bie­tet elf ver­schie­de­ne Sport­ar­ten an, wie etwa Fuß­ball, Hand­ball, Tisch­ten­nis, Gym­nas­tik, Ka­ra­te, Nordic Wal­king, Kinder-​Eltern-Turnen und Tan­zen. Seit 1999 ver­fügt der Ver­ein über eine große Turn­hal­le. „Da­durch konn­ten wir noch die eine oder an­de­re Ab­tei­lung dazu grün­den. Sport­ar­ten wie Hand­ball konn­ten wir vor­her gar nicht an­bie­ten, weil wir keine Halle hat­ten“, sagt Nolte. Auch für Ju­gend­li­che sind durch den Bau der Halle viel mehr Mög­lich­kei­ten ent­stan­den, sich im Ver­ein sport­lich zu be­tä­ti­gen. Auf der Ar­beit mit Kin­dern und Ju­gend­li­chen liegt ein be­son­de­res Au­gen­merk. Viele Übungs­lei­ter ar­bei­ten in­ten­siv mit etwa 150 Kin­dern und Ju­gend­li­chen. „Aus die­ser hart­nä­cki­gen Ar­beit der letz­ten Jahre re­sul­tie­ren et­li­che Er­fol­ge in meh­re­ren Sport­ar­ten und ver­schie­de­nen Al­ters­klas­sen“, so Nolte. Zur­zeit ent­steht zwi­schen der Bahn­li­nie und dem jet­zi­gen Ra­sen­platz ein neuer Kunst­ra­sen­platz, den die Ge­mein­de Eils­le­ben mit Hilfe von Lan­des­för­der­mit­teln er­rich­tet. „Damit wir wei­te­re Ver­eins­mit­glie­der auf­neh­men und noch mehr Mann­schaf­ten grün­den kön­nen. Mit einem Platz kom­men wir nicht mehr hin“, er­läu­tert Mi­cha­el Nolte.

Be­wäs­se­rung soll über Brun­nen lau­fen

Au­ßer­dem hat Mi­cha­el Nolte mit sei­nem Ver­ein eine wei­te­re ELER-​Förderung be­an­tragt: „Wir ver­su­chen, die Be­wäs­se­rung über einen Brun­nen statt über den Haus­an­schluss ab­zu­si­chern. Bis­her mer­ken die Be­woh­ne­rin­nen und Be­woh­ner immer, wenn wir Was­ser zie­hen“, sagt der Ver­eins­vor­sit­zen­de. „Wir hof­fen, dass unser An­trag be­wil­ligt wird. Ich finde gut, dass bei der ELER-​Förderung die Gel­der nicht in die Brei­te ge­streut wer­den. Son­dern es wird wirk­lich ge­zielt da ver­sucht zu hel­fen, wo es auch Sinn macht.“

(Syl­via Bösch – 14.12.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Web­site des Eils­le­be­ner Sport­ver­eins:

http://www.eilslebener-​sv.de/

Mel­dung über die Sa­nie­rung des Ra­sen­plat­zes:

http://www.gemeinde-​eilsleben.de/news/1/527787/nach­rich­ten/rasenplatz-​wird-saniert.html

Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Sport­stät­te mit ELER-​Mitteln mo­der­ni­siert

SC Ger­ma­nia Krop­pen­stedt sorgt für aut­ar­ke Wär­me­ver­sor­gung

Es ist viel pas­siert auf dem Sport­platz des SC Ger­ma­nia Krop­pen­stedt 1993 e.V., dem größ­ten Ver­ein in Krop­pen­stedt, einer klei­nen Stadt mit ca. 1.500 Ein­woh­nern in der Mag­de­bur­ger Börde. „Wir haben unser Sport­ler­heim sa­niert, eine voll­bio­lo­gi­sche Klein­klär­an­la­ge ge­baut und in die­sem Jahr eine neue Flut­licht­an­la­ge auf dem Ne­ben­platz sowie eine Be­wäs­se­rungs­an­la­ge auf dem Haupt­platz in An­griff ge­nom­men“, be­rich­tet der Ver­eins­vor­sit­zen­de Ste­fan Ho­ren­burg. Be­son­ders stolz sind Ste­fan Ho­ren­burg und Vor­stands­mit­glied Karl-​Heinz Schmidt auf den Ein­bau einer neuen Hei­zungs­an­la­ge mit Um­stel­lung auf aut­ar­ke Wär­me­ver­sor­gung: „Die alte Öl­hei­zung im Sport­ler­heim war stän­dig de­fekt und die Be­triebs­kos­ten zu hoch. Also haben wir nach neuen Tech­no­lo­gien Aus­schau ge­hal­ten und uns für die Wär­me­ver­sor­gung mit einer Luft-​Wärme-Pumpe sowie eine Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge auf dem Dach zur aut­ar­ken Strom­ver­sor­gung ent­schie­den“, er­zählt Ho­ren­burg. Dafür be­an­trag­te der Ver­ein eine För­de­rung in Höhe von ca. 77.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) über den LEA­DER-​Ansatz durch die Lo­ka­le Ak­ti­ons­grup­pe (LAG) Börde. Denn der Fonds be­rück­sich­tigt im Rah­men des Pro­gramms „Dorf­er­neue­rung und -​entwicklung“ auch Sport­stät­ten au­ßer­halb von Schu­len und ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen. „Auf die alte Öl­hei­zung kön­nen wir nun end­lich ver­zich­ten, wo­durch die Betriebs-​ und War­tungs­kos­ten enorm ge­sun­ken sind. Und ganz ne­ben­bei scho­nen wir mit der Um­stel­lung auf Son­nen­en­er­gie und aut­ar­ke Wär­me­ver­sor­gung das Klima“, so Ho­ren­burg.

Große Freu­de über die Sa­nie­rung

Das Sport­ler­heim hat nicht nur eine neue Hei­zungs­an­la­ge und die mo­der­ne Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge auf dem Dach er­hal­ten, son­dern auch die Sa­ni­tär­an­la­gen wur­den er­neu­ert: „Wir haben die Du­schen sa­niert und eine zu­sätz­li­che, se­pa­ra­te Du­sche ein­ge­baut. Die haben wir auch drin­gend ge­braucht, schließ­lich kön­nen wir die Schieds­rich­te­rin ja nicht nach dem Spiel in die Män­ner­du­sche schi­cken“, sagt Ho­ren­burg. Dar­über hin­aus er­hielt das Ge­bäu­de noch eine be­hin­der­ten­ge­rech­te Toi­let­te und die Hei­zungs­kör­per wur­den eben­falls aus­ge­tauscht. „Im Heizungs-​ bzw. Tech­nik­raum tropft jetzt kein Öl mehr und in den Du­schen freu­en sich die Spie­ler über na­gel­neue, was­ser­spa­ren­de Ar­ma­tu­ren“, so Karl-​Heinz Schmidt. Beim Umbau des Sport­ler­heims haben auch die Ver­eins­mit­glie­der mit an­ge­packt. Sie haben den Flur re­no­viert und drau­ßen die Ra­sen­flä­chen her­ge­rich­tet. „Wie beim Sport geht es auch dabei um Team­work! Einer al­lei­ne schafft das nicht“, be­teu­ert Schmidt.

Das Er­geb­nis kann sich sehen las­sen. „Wenn ich mir die Sport­stät­ten in der nä­he­ren Um­ge­bung an­schaue, hat davon noch keine so mo­der­ne Tech­nik auf dem Platz“, sagt Ho­ren­burg. „Dank der neuen Wär­me­pum­pen­hei­zung er­zeu­gen wir mit­hil­fe er­neu­er­ba­rer En­er­gie ganz­jäh­rig Heiz­wär­me auch für die Warm­was­ser­auf­be­rei­tung und die PV-​Anlage kann zu­min­dest tags­über einen Teil der Strom­ver­sor­gung si­chern“, so Ho­ren­burg. „Ein Groß­teil der um­lie­gen­den Wohn­häu­ser ist noch mit Öl- oder Gas­hei­zung aus­ge­stat­tet. Da sind wir so­zu­sa­gen Vor­rei­ter beim Wech­sel auf er­neu­er­ba­re En­er­gien“, be­tont Karl-​Heinz Schmidt. In letz­ter Zeit wer­den die bei­den oft ge­fragt, wie sie das ge­schafft haben, etwa von den an­de­ren Ver­ei­nen im Um­feld. Dann weist Karl-​Heinz Schmidt sie auf die För­der­mög­lich­kei­ten aus dem LEA­DER hin und wel­che Er­fah­run­gen sie mit den neuen An­la­gen ge­macht haben. „Wir haben wirk­lich von allen Sei­ten kräf­tig Un­ter­stüt­zung für das Vor­ha­ben er­hal­ten. Das Amt für Land­wirt­schaft, Flur­neu­ord­nung und Fors­ten Mitte (ALFF Mitte in Wanz­le­ben) und die LAG Börde mit dem LEADER-​Manager aus der Land­ge­sell­schaft Sachsen-​Anhalt stan­den uns be­ra­tend zur Seite. Die Stadt hat uns einen zins­lo­sen Kre­dit für die Vor­fi­nan­zie­rung ge­ge­ben, um den Umbau aus ei­ge­ner Kraft zu stem­men, bevor wir den Aus­zah­lungs­an­trag der För­der­mit­tel ent­spre­chend des Zu­wen­dungs­be­schei­des ein­rei­chen konn­ten“, be­rich­tet Ho­ren­burg. „Das hat uns trotz knap­pem Zeit­plan mäch­tig den Rü­cken ge­stärkt!“

Die ELER-​Mittel geben den Ver­ei­nen Schub­kraft

Der SC Ger­ma­nia Krop­pen­stedt ist mit rund 180 Mit­glie­de­r­in­nen und Mit­glie­dern ein wich­ti­ger Treff­punkt für das kul­tu­rel­le Leben im Ort. Neben Fuß­ball wird auch Tisch­ten­nis, Vol­ley­ball, Zumba und Ae­ro­bic an­ge­bo­ten. „Wir sind in den letz­ten Jah­ren beim Fuß­ball von der zwei­ten Kreis­klas­se in die Bör­de­ober­li­ga auf­ge­stie­gen. Jetzt sind wir schon drei Jahre in die­ser höchs­ten Spiel­klas­se des Land­krei­ses Börde“, freut sich Ho­ren­burg. „Es ist eine star­ke Liga in Sachsen-​Anhalt, aber wir hal­ten gut mit.“ Da der Ver­ein durch Spon­so­ring al­lein nicht genug Mit­tel für um­fang­rei­che Bau­maß­nah­men ein­wer­ben kann, sind die För­der­gel­der von EU und Land ein wich­ti­ger Ga­rant, um ins ei­ge­ne Wachs­tum zu in­ves­tie­ren: „Wir haben mit die­ser Un­ter­stüt­zung schon Groß­ar­ti­ges leis­ten kön­nen. Die neue Klär­an­la­ge und der Aus­bau des Sport­ler­heims waren ein Etap­pen­sieg. Auch eine mo­der­ne Ver­senk­reg­ner­an­la­ge zur Be­wäs­se­rung der Ra­sen­flä­che haben wir in­zwi­schen rea­li­siert. Jetzt steht die Flut­licht­an­la­ge für un­se­ren Trai­nings­platz auf der To-​Do-Liste und auch dabei hel­fen uns die ELER-​Mittel“, so Karl-​Heinz Schmidt. Im Herbst 2020 soll die neue 200 Lux Flut­licht­an­la­ge mit en­er­gie­spa­ren­den LED-​Leuchten fer­tig sein, pünkt­lich zum Be­ginn der dunk­len Jah­res­zeit.

Die Fans haben ihre Heim­spie­le ver­misst

Die Co­ro­na­kri­se mach­te es auch dem SC Ger­ma­nia Krop­pen­stedt nicht leicht. Erst kam das Spiel­ver­bot, dann wur­den alle Feste, die Ver­eins­hö­he­punk­te wie Fuß­ball­schu­le oder Kin­der­fest, ab­ge­sagt, wo­durch dem Ver­ein wich­ti­ge Ein­nah­men durch Spon­so­ring weg­bra­chen. Im Sep­tem­ber konn­te end­lich wie­der das erste Heim­spiel statt­fin­den. So hat sich die harte Ar­beit am Ende doch ge­lohnt. End­lich füllt sich der sa­nier­te Sport­platz wie­der mit Leben. Und das Herz­stück des Plat­zes, das Sport­ler­heim, strahlt in neuem Glanz und lie­fert kli­ma­freund­li­che Wärme und Strom. „Auch wenn der Zeit­plan knapp war und uns ei­ni­ges an Ner­ven ge­kos­tet hat, wür­den wir die För­de­rung auf jeden Fall wie­der be­an­tra­gen. Wo kriegt man sonst als Lo­kal­ver­ein einen Zu­schuss von bis zu 90 Pro­zent für In­ves­ti­tio­nen in sol­chem Um­fang?“, meint Ste­fan Ho­ren­burg.

(Alex­an­der Lor­ber – 15.10.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Facebook-​Seite des SC Ger­ma­nia Krop­pen­stedt 1993 e.V.:

https://de-de.face­book.com/SCGer­ma­nia­Kro­p­pen­stedt/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Sport­platz mit ELER-​Mitteln mo­der­ni­siert

Neue Flut­licht­an­la­ge für den TSV Nie­dern­do­de­le­ben

Der TSV Nie­dern­do­de­le­ben 1900 e. V. fei­ert in die­sem Jahr sein 120-​jähriges Ju­bi­lä­um. In letz­ter Zeit hat der Ver­ein große Sprün­ge nach vorne ge­macht. So ge­lang es der Fußball-​Herrenmannschaft im ver­gan­ge­nen Jahr, in die Lan­des­klas­se auf­zu­stei­gen. Au­ßer­dem hat der Ver­ein in den letz­ten Jah­ren viele neue und vor allem junge Mit­glie­der da­zu­ge­won­nen. Mit dem Trai­nings­platz des Ver­eins in Nie­dern­do­de­le­ben, einem Orts­teil der Ein­heits­ge­mein­de Hohe Börde bei Mag­de­burg, war Ver­eins­vor­sit­zen­der Ul­rich Sei­del al­ler­dings schon län­ge­re Zeit un­zu­frie­den: „Das Sport­are­al glich bis 2007 mehr einer gro­ßen Wiese als einem ech­ten Fuß­ball­platz. Es gab kein ei­ge­nes So­zi­al­ge­bäu­de, son­dern die Um­klei­den be­fan­den sich in der un­te­ren Etage eines be­nach­bar­ten Wohn­hau­ses“, be­rich­tet Sei­del. Au­ßer­dem war der Haupt­platz mit einer alten Be­leuch­tungs­an­la­ge aus den 1970er-​Jahren nur schumm­rig be­leuch­tet. „So konn­te das auf kei­nen Fall blei­ben. Also haben wir uns für die Sa­nie­rung der Plät­ze und die Er­rich­tung einer mo­der­nen Flut­licht­an­la­ge ent­schie­den“, er­zählt Sei­del. Er be­an­trag­te eine För­de­rung aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Der Fonds be­rück­sich­tigt im Rah­men des Pro­gramms „Dorf­er­neue­rung und -​entwicklung“ auch Sport­stät­ten au­ßer­halb von Schu­len und ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen.

ELER er­mög­lich­te die Sa­nie­rung

In sei­ner Ju­gend war Ul­rich Sei­del selbst Leis­tungs­sport­ler im Fuß­ball, da­mals beim 1. FC Mag­de­burg. Seit­her hat seine Lei­den­schaft für den Sport nie nach­ge­las­sen. Im Jahr 2008 konn­te er zu­nächst ein na­gel­neu­es So­zi­al­ge­bäu­de an den Ver­ein über­ge­ben. Es bot den Ver­eins­mit­glie­dern vier Um­klei­de­ka­bi­nen, Du­schen sowie einen Schieds­rich­ter­raum. „Weil vie­les da­mals kre­dit­fi­nan­ziert war, muss­ten wir noch ein paar Jahre mit der Her­rich­tung des Sport­plat­zes war­ten“, sagt Sei­del. Aber 2016 war es dann so weit und die Sa­nie­rung der ge­sam­ten Frei­an­la­gen konn­te be­gin­nen – zu­nächst mit dem Fun­da­ment für eine neue Flut­licht­an­la­ge. „Wir haben zu­sätz­li­che Flä­chen er­wor­ben, um den Sport­platz in zwei Be­rei­che zu tren­nen – einen Trainings-​ und einen Wett­kampf­platz“, be­rich­tet Sei­del. Weil das Trai­ning vor­wie­gend in den Abend­stun­den statt­fin­det, wurde die neue Flut­licht­an­la­ge 2016 di­rekt am Trai­nings­platz er­rich­tet. Im Jahr 2017 folg­te die Um­zäu­nung der kom­plet­ten An­la­ge sowie der Auf­bau einer gro­ßen Ball­fang­an­la­ge zu den Nach­bar­grund­stü­cken. Dabei konn­te der Ver­ein eben­falls auf die Mit­tel aus dem ELER zu­rück­grei­fen. 2018 hat er aus dem klei­nen Trai­nings­platz ein Groß­feld ent­ste­hen las­sen. „Das Haupt­spiel­feld wurde für den Wett­kampf­be­trieb seit 2019 kom­plett sa­niert und dabei auch die alte Be­leuch­tungs­an­la­ge end­gül­tig still­ge­legt“, so der Vor­sit­zen­de. „Die ma­ro­de Platz­be­leuch­tung mit Holz­mas­ten auf dem Haupt­spiel­feld war damit Ge­schich­te. Die neuen Ha­lo­gen­strah­ler sor­gen jetzt für an­stän­di­ge Trainings-​ und Wett­kampf­be­din­gun­gen.“

Sport­platz ist ein Aus­hän­ge­schild

Un­term Strich hät­ten sich die In­ves­ti­tio­nen für den TSV Nie­dern­do­de­le­ben auf jeden Fall ge­lohnt, be­stä­tigt Ul­rich Sei­del, auch wenn der bü­ro­kra­ti­sche Auf­wand nicht ge­ra­de ge­ring war: „Da ich selbst viele Jahr­zehn­te im Sport­re­fe­rat des Lan­des­ver­wal­tungs­am­tes ge­ar­bei­tet habe, waren mir die An­trags­ver­fah­ren nicht ganz un­be­kannt. Aber einem Eh­ren­amt­ler wird hier aus mei­ner Sicht trotz­dem ziem­lich viel ab­ver­langt.“ Die 90-​prozentige För­de­rung aus EU- und Lan­des­mit­teln war für den Ver­ein aber in jedem Fall Gold wert, be­tont Sei­del. Ein rund­um mo­der­ni­sier­tes Sport­are­al im länd­li­chen Raum sei eben auch ein Aus­hän­ge­schild für den Ver­ein. Die Trai­nings­si­tua­ti­on hat sich seit­dem deut­lich ent­spannt. „In den frü­he­ren Jah­ren war die nur halb aus­ge­leuch­te­te Platz­hälf­te die ganze Woche über aus­ge­bucht. Jetzt kann die ganze Flä­che ge­nutzt wer­den. Dank der groß­zü­gi­gen Aus­leuch­tung des Plat­zes in den Herbst-​ und Win­ter­mo­na­ten haben die Jugend-​ und Her­ren­mann­schaf­ten die Mög­lich­keit, bis in die spä­ten Abend­stun­den um 22 Uhr zu trai­nie­ren“, er­klärt Ul­rich Sei­del. So könn­ten auch die Ju­gend­li­chen, die erst spät am Nach­mit­tag aus der Schu­le oder vom Be­rufs­kol­leg kom­men, am Trai­ning teil­neh­men.

Gute Vor­aus­set­zun­gen in schwie­ri­gen Zei­ten

Im Ju­bi­lä­ums­jahr des TSV Nie­dern­do­de­le­ben gibt es für sei­nen Vor­sit­zen­den Ul­rich Sei­del also ei­gent­lich viel Grund zur Freu­de. Doch im März 2020 kam die Corona-​Pandemie und im Zuge des Shut­downs be­gann für viele Sport­ver­ei­ne eine schwie­ri­ge Zeit. Mitt­ler­wei­le darf das re­gu­lä­re Trai­ning zwar wie­der statt­fin­den, aber die be­hörd­li­chen Auf­la­gen zur Ein­hal­tung von Hy­gie­ne­vor­schrif­ten er­for­dern plötz­lich viele zu­sätz­li­che In­ves­ti­tio­nen. „Und das in einer Zeit, in der wir ge­rin­ge­re Ein­nah­men haben“, be­klagt Sei­del. Viele El­tern hät­ten ihre Kin­der aus Sorge vor einer An­ste­ckung mit dem Virus ab­ge­mel­det. „Beim Fuß­ball hat sich die Lage schon er­holt. Aber beim Hal­len­sport haben wir die Pan­de­mie hef­tig zu spü­ren be­kom­men. Wir hof­fen, dass wir die Krise trotz­dem gut über­ste­hen und bald wie­der den Auf­wärts­trend er­le­ben, der sich bis 2019 ein­ge­stellt hat“, sagt Sei­del. Schließ­lich habe man mit den ELER-​Fördermitteln beste Vor­aus­set­zun­gen dafür ge­schaf­fen, die Ver­eins­tra­di­ti­on in Nie­dern­do­de­le­ben auf­recht­zu­er­hal­ten. „Die eu­ro­päi­schen För­der­mit­tel sind für Ver­ei­ne wie uns ein Segen, weil wir damit in un­se­re Zu­kunft in­ves­tie­ren kön­nen und so auch als ak­ti­ves Mit­glied der Kom­mu­ne er­hal­ten blei­ben“, so Sei­del.

(Alex­an­der Lor­ber – 13.10.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Web­site der Ge­mein­de Nie­dern­do­de­le­ben:

https://www.nie­dern­do­de­le­ben.de/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

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Frü­he­res Ake­ner Volks­bad wird zum Treff­punkt für Ver­ei­ne

Mit ELER-​Mitteln ent­stan­den zwei neue Räume

Schnell be­we­gen sich die Beine mit der Ferse nach vorne, füh­ren Fuß­trit­te im Sprung aus oder star­ten einen An­griff aus seit­li­cher Po­si­ti­on. Die Bli­cke gehen immer wie­der zu den Mo­ni­to­ren. Einer der Taekwondo-​Sportler über­trägt mit sei­nem Handy via Blue­tooth das nächs­te YouTube-​Video auf die Bild­schir­me. Zu sehen ist ein be­kann­ter Kampf­sport­ler, der ver­schie­de­ne An­griffs­tech­ni­ken vor­führt, die die Grup­pe an­schlie­ßend nach­macht. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg war dort, wo heute im so­ge­nann­ten „Haus der Ver­ei­ne“ der Taekwondo-​Club und wei­te­re Ver­ei­ne aus Aken (Elbe) trai­nie­ren, ein­mal eine Ba­de­an­stalt. Seit letz­tem Jahr gibt es im ers­ten Ober­ge­schoss des frü­he­ren Ake­ner Volks­bads einen mo­der­nen, etwa 100 Qua­drat­me­ter gro­ßen Trai­nings­raum. Er ist mit ge­eig­ne­tem Sport­par­kett aus­ge­legt und mit einem mul­ti­funk­tio­na­len Sound-​ und Entertainment-​System sowie ver­schie­de­nen Car­dio­ge­rä­ten aus­ge­stat­tet. „Das Ake­ner Volks­bad war schon immer für Ver­ei­ne eine Sport-​ und Ver­samm­lungs­stät­te. Lei­der fehl­te der Stadt Aken (Elbe) das Geld, die Im­mo­bi­lie ziel­ge­rich­tet und nach­hal­tig zu sa­nie­ren“, sagt Se­bas­ti­an Schwab, der in der Stadt Aken für das Kultur-​, Tourismus-​ und Me­di­en­ma­nage­ment zu­stän­dig ist. „Der Bür­ger­meis­ter der Stadt Aken (Elbe), Jan-​Hendrik Bahn, hat sich ge­mein­sam mit mir auf die Suche nach För­der­mit­teln be­ge­ben. Mit dem Sport­stät­ten­för­de­rungs­pro­gramm des ELER und des Lan­des Sachsen-​Anhalt haben wir dann ein ad­äqua­tes Pro­gramm ge­fun­den. Da­durch hat sich die Stadt die Mög­lich­keit er­öff­net, für ihr Sa­nie­rungs­vor­ha­ben eine 90-​prozentige För­de­rung zu er­hal­ten“, freut sich der 36-​Jährige. 

Idee zum mul­ti­funk­tio­na­len Sport­raum ent­stand am run­den Tisch

Un­ter­stützt wurde die Sa­nie­rung der Be­we­gungs­stät­te „Haus der Ver­ei­ne“ mit rund 82.500 Euro über die Maß­nah­me „Dorf­ent­wick­lung – Sport­stät­ten au­ßer­halb von Schu­len“ des Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Au­ßer­dem er­hielt das Pro­jekt 16.500 Euro vom Land Sachsen-​Anhalt. Die Um­bau­maß­nah­me ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen, zu der auch die Sa­nie­rung von Sport­stät­ten im Rah­men von Ba­sis­dienst­leis­tun­gen und Dorf­er­neue­rung in länd­li­chen Ge­bie­ten zählt.

Die Idee für das Pro­jekt ent­wi­ckel­te sich in ver­schie­de­nen Ge­sprächs­run­den in­ner­halb der AG Sport und Be­we­gung des Land­krei­ses Anhalt-​Bitterfeld: „Bür­ger­meis­ter Bahn hatte sich mit Ver­tre­tern der Kom­mu­nen, des Lan­des­sport­bun­des und des Land­krei­ses in Ar­beits­grup­pen ge­trof­fen, in denen neue Be­we­gungs­räu­me dis­ku­tiert wur­den. Dar­aus ist u. a. die Idee des mul­ti­funk­tio­na­len Sport-​ und Be­we­gungs­raums ent­stan­den, der das Kern­stück des Ake­ner Hau­ses der Ver­ei­ne ist“, er­zählt Schwab. Da­durch sol­len Ak­ti­ve aus ver­schie­de­nen Ver­ei­nen die Mög­lich­keit er­hal­ten, sich sport­lich zu be­tä­ti­gen, sich zu tref­fen und wei­ter zu ver­net­zen. Neben dem Taekwondo-​Club nutzt auch der Kraftsport-​Club den Raum. Er hatte be­reits vor­her ein klei­nes Sport­stu­dio im Erd­ge­schoss. Die­ses war vor­ran­gig mit Kraft­s­port­ge­rä­ten aus­ge­stat­tet, wo­hin­ge­gen im Haus der Ver­ei­ne der Fokus auf Car­dio, Tanz, Be­we­gung und Kampf­sport liegt. Auch die Cheer­lea­der des Fuß­ball­ver­eins FC Stahl Aken, die Frau­en­turn­grup­pe oder die Li­ne­dan­cer trai­nie­ren gerne vor der groß­flä­chi­gen Spie­gel­wand. Im Win­ter sieht man au­ßer­dem die Ka­nu­fah­rer, wie sie sich auf den Car­dio­ge­rä­ten in Form hal­ten.

Auch der Ver­eins­raum wurde mit dem ELER sa­niert

Zu­sätz­lich ist ein zwei­ter Ver­eins­raum ent­stan­den. „Wenn nicht ge­ra­de Co­ro­na herrscht, kön­nen in dem Raum gut 20 bis 25 Leute Platz fin­den. Dort wer­den zum Bei­spiel Schach­tur­nie­re ge­spielt und ein­mal die Woche tref­fen sich die Land­frau­en, um bei­spiels­wei­se Hand­ar­bei­ten zu ma­chen“, er­läu­tert Se­bas­ti­an Schwab. Der Or­ni­tho­lo­gi­sche Ver­ein ko­or­di­niert dort seine Ver­eins­ar­beit zur Vo­gel­kun­de und auch der Män­ner­chor probt in dem so­ge­nann­ten „blau­en Raum“, der der Elbe nach­emp­fun­den ist und in dem vom Boden über die Wände bis hin zu neuen Lam­pen, Ti­schen und Stüh­len alles sa­niert wurde. Auch neue Toi­let­ten und Umkleide-​Bereiche für Män­ner und Frau­en sind ent­stan­den. Die Ver­ei­ne sind sehr dank­bar für die neuen Räum­lich­kei­ten, denn zum Teil hat­ten sie vor­her keine ei­ge­nen Räume oder nutz­ten eine Turn­hal­le, die für ihre Grup­pe viel zu groß war. Am 19. Ok­to­ber 2019 wurde das „Haus der Ver­ei­ne“ durch Sachsen-​Anhalts In­nen­mi­nis­ter Hol­ger Stahl­knecht, den Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Diet­mar Krau­se und Jan-​Hendrik Bahn, den Bür­ger­meis­ter der Stadt Aken (Elbe) sowie zahl­rei­che Mit­glie­der der mit­wir­ken­den Ver­ei­ne fei­er­lich er­öff­net.

Gute Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Stadt und Ver­ei­nen

„In einer Klein­stadt wie Aken mit ca. 7.600 Ein­woh­nern und 37 Ver­ei­nen läuft die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Ver­ei­nen und Stadt sehr gut“, stellt Se­bas­ti­an Schwab fest. „Die Ver­ei­ne haben super mit­ge­ar­bei­tet und ihre Ideen in das Pro­jekt ein­ge­bracht.“ Auch jetzt er­hält er noch Vor­schlä­ge, wie man die Räum­lich­kei­ten wei­ter auf­wer­ten könn­te: „Der Taekwondo-​Verein würde sich zum Bei­spiel über einen wei­te­ren Box­sack freu­en“, be­rich­tet der ge­lern­te Me­di­en­ge­stal­ter für Bild und Ton, der in­zwi­schen seit drei Jah­ren für die Stadt Aken (Elbe) tätig ist.

Um das ELER-​Projekt zu be­an­tra­gen, muss­te er vorab einen Be­le­gungs­plan er­stel­len und dafür bei den Ver­ei­nen den Be­darf ab­fra­gen. „Wir waren zu dem Zeit­punkt schon gut aus­ge­las­tet. Seit das Pro­jekt an­ge­lau­fen ist, sind noch wei­te­re Nut­zer da­zu­ge­kom­men. Es wird immer schwie­ri­ger, noch freie Trai­nings­zei­ten zu fin­den. Aber das ist ein Lu­xus­pro­blem“, schmun­zelt der am­bi­tio­nier­te Hob­by­sport­ler und Fit­ness­fan. „Für mich war die Ge­stal­tung eines mul­ti­funk­tio­na­len Sport-​ und Be­we­gungs­raums eine tolle Sache, weil ich viel Wis­sen aus mei­ner ei­ge­nen Sport­erfah­rung mit ein­bau­en konn­te und in Ab­stim­mung mit den Ver­ei­nen um­set­zen konn­te.“ Das Pro­jekt habe sei­nen Blick auf die EU sehr po­si­tiv be­ein­flusst: „Das ist ein to­ta­ler Zu­ge­winn für die Ver­ei­ne der Stadt und für das Mit­ein­an­der. Die Pro­jekt­idee des Bür­ger­meis­ters, durch das Haus der Ver­ei­ne neue Be­we­gungs­räu­me und Räum­lich­kei­ten für die Ver­eins­tä­tig­keit zu fin­den, konn­te durch die För­de­rung um­ge­setzt wer­den. Ohne diese ELER-​Förderung könn­ten wir diese und viele an­de­re Maß­nah­men der Stadt wie die Sa­nie­rung un­se­rer Turn­hal­le sowie den Wasser-​ und Ge­sund­heits­park di­rekt an der Elbe nicht rea­li­sie­ren“, be­tont er.

(Syl­via Bösch – 12.10.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len: 

Ar­ti­kel im Amts­blatt der Stadt Aken (Elbe):

https://ol.wit­tich.de/titel/2502/aus­ga­be/12/2019/ar­ti­kel/00000000000019047038-OL-2502-2019-46-12-0

In­ter­net­auf­tritt der Stadt Aken:

https://www.aken.de/

Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Nach­hal­ti­ger Häu­ser­bau im Öko­dorf Sie­ben Lin­den

ELER-​Mittel für die Er­rich­tung eines Stroh­bal­len­hau­ses

Die Men­schen im Öko­dorf Sie­ben Lin­den in der alt­mär­ki­schen Ge­mein­de Beet­zen­dorf ver­bin­det vor allem eine Ge­mein­sam­keit: der Wunsch nach einem so­zi­al und öko­lo­gisch nach­hal­ti­gen Le­bens­stil. „Wir sind aber kein Aus­stei­ger­pro­jekt, son­dern wol­len viel­mehr an­de­re Men­schen mit un­se­ren Ideen in­spi­rie­ren und ihnen zei­gen, wie man ohne große Ab­stri­che kli­ma­freund­lich leben kann“, er­klärt Ines Lü­de­mann, die 2001 mit ihrer Fa­mi­lie ins Öko­dorf ge­zo­gen ist. Die Bio­lo­gin ar­bei­tet als Bil­dungs­re­fe­ren­tin für den ge­mein­nüt­zi­gen Ver­ein Freun­des­kreis Öko­dorf. Ihr ak­tu­ell span­nends­tes Pro­jekt ist der Bau eines neuen Gäs­te­hau­ses für das Öko­dorf, in dem künf­tig bis zu 32 Gäste über­nach­ten kön­nen. Das Be­son­de­re am Gäs­te­haus sind die Bau­stof­fe, die zum Ein­satz kom­men: Stroh, Holz und Lehm. Es wird die erste Be­her­ber­gungs­stät­te in Deutsch­land in der so­ge­nann­ten Stroh­bal­len­bau­wei­se sein. För­der­mit­tel in Höhe von rund 134.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER), vom Bund und vom Land Sachsen-​Anhalt haben dem ge­mein­nüt­zi­gen Ver­ein bei der Rea­li­sie­rung des Vor­ha­bens ge­hol­fen. Das För­der­pro­gramm „Länd­li­che Tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur“ der Richt­li­nie über die Ge­wäh­rung von Zu­wen­dun­gen zur För­de­rung der re­gio­na­len länd­li­chen Ent­wick­lung (RELE), das zur länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zählt, un­ter­stützt den Freun­des­kreis Öko­dorf beim Aus­bau sei­nes tou­ris­ti­schen An­ge­bots.

Gäs­te­haus war schon lange ge­plant

„Im Jahr 2008 woll­ten wir das Gäs­te­haus als gro­ßes Eck­haus pla­nen, aber dafür konn­ten wir die nö­ti­gen Mit­tel nicht ak­qui­rie­ren“, er­zählt Ines Lü­de­mann. Also wur­den die Pläne noch­mal gründ­lich über­ar­bei­tet. Jetzt ist das Ge­bäu­de klei­ner, schlich­ter und kos­ten­güns­ti­ger und die För­der­mit­tel von EU, Bund und Land de­cken rund zehn Pro­zent der Bau­kos­ten von ins­ge­samt circa 1,3 Mil­lio­nen Euro. Im Au­gust 2019 konn­ten die Bau­ar­bei­ten für das Stroh­bal­len­haus be­gin­nen. „Stroh ist ein sehr nach­hal­ti­ger, CO2-​neutraler und hoch­däm­men­der Bau­stoff. Soll­te das Haus ir­gend­wann ein­mal ab­ge­ris­sen wer­den, ist ein Groß­teil der Bau­mas­se kom­pos­tier­bar“, be­tont Lü­de­mann. Auch bei den an­de­ren Bau­ma­te­ria­li­en wird sehr auf die Nach­hal­tig­keit ge­ach­tet. Die An­woh­ner­schaft im Öko­dorf hat dem Stroh­bal­len­haus je­den­falls schon lie­be­voll den Namen „Stroh­tel“ ge­ge­ben, auch wenn es na­tür­lich kein rich­ti­ges Hotel sein wird.

Co­ro­na wir­bel­te den Bau­plan durch­ein­an­der

Als die Bau­ar­bei­ten im März 2020 schon sehr weit fort­ge­schrit­ten waren, kam die Corona-​Pandemie. Auf ein­mal muss­te der ge­sam­te Seminar-​ und Gäs­te­be­trieb im Öko­dorf Sie­ben Lin­den still­ge­legt wer­den. „Neben fi­nan­zi­el­len Sor­gen war eine un­se­rer schlimms­ten Be­fürch­tun­gen, dass wir un­se­re jun­gen deut­schen und in­ter­na­tio­na­len Frei­wil­li­gen, die im Rah­men eines Frei­wil­li­gen Jah­res bei uns sind, nach Hause schi­cken müss­ten“, er­zählt Lü­de­mann. In die­ser Si­tua­ti­on war der Bau des Gäs­te­hau­ses ein ech­ter Glücks­fall: „Wir haben uns mit den Trä­ger­or­ga­ni­sa­tio­nen ab­ge­spro­chen und die jun­gen Leute ge­fragt, ob sie be­reit wären, am Gäs­te­haus­bau mit­zu­wir­ken. Sie waren di­rekt ein­ver­stan­den und froh, dass sie so die Zeit des Lock­downs sinn­voll über­brü­cken konn­ten“, be­rich­tet sie. Mitt­ler­wei­le läuft der Se­mi­nar­be­trieb wie­der und der Haus­bau liegt trotz der Corona-​Schwierigkeiten im Zeit­plan. Die Stroh­bal­len­bau­ar­bei­ten sind ab­ge­schlos­sen, die Wände ver­putzt und die In­stal­la­ti­on einer So­lar­an­la­ge ist in vol­lem Gang.

Mit zwölf Einzel-​ und Dop­pel­zim­mern sowie zwei Mehr­bett­zim­mern wird das Gäs­te­haus drin­gend be­nö­tig­te räum­li­che Ka­pa­zi­tä­ten für den künf­ti­gen Gäs­te­be­trieb bie­ten. Das Erd­ge­schoss wurde voll­stän­dig bar­rie­re­frei ge­stal­tet. „Zur Er­wei­te­rung des Se­mi­nar­be­triebs be­fin­det sich im Erd­ge­schoss zudem ein gro­ßer Se­mi­nar­raum, in dem wir künf­tig ganze Schul­klas­sen bei uns im Öko­dorf be­grü­ßen kön­nen“, freut sich Ines Lü­de­mann. An den Se­mi­nar­raum ist eine roll­stuhl­ge­rech­te Toi­let­te an­ge­schlos­sen. „Das zeigt, dass nach­hal­ti­ger Häu­ser­bau auch in Sa­chen Aus­stat­tung fast ohne Kom­pro­mis­se mach­bar ist“, sagt Lü­de­mann. „Au­ßer­dem sind wir sehr dank­bar dafür, dass wir bei die­sem Pro­jekt von so vie­len Sei­ten fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung er­fah­ren haben, vor allem vom Mi­nis­te­ri­um für Um­welt, Land­wirt­schaft und En­er­gie des Lan­des Sachsen-​Anhalt in Mag­de­burg, das uns auf das ELER-​Förderprogramm auf­merk­sam ge­macht hat.“ Wenn alles klappt, steht be­reits im Früh­jahr 2021 die Er­öff­nung des neuen Gäs­te­hau­ses an. Die durch Co­ro­na ent­stan­de­nen Aus­fäl­le bei den Se­mi­na­ren wer­den die Bau­stel­len­ar­bei­ten nicht ge­fähr­den, trotz­dem war die Krise ein fi­nan­zi­el­ler Rück­schlag: „Daher freu­en wir uns über jede Spen­de, die es uns er­mög­licht, das fer­ti­ge Haus dann auch ent­spre­chend ein­zu­rich­ten“, sagt Lü­de­mann.

Kli­ma­wan­del for­dert zum Um­den­ken auf

Das Gäs­te­haus ist ein wei­te­res Puz­zle­stück für ein ganz­heit­li­ches Bil­dungs­kon­zept, mit dem der Freun­des­kreis Öko­dorf seine Bot­schaf­ten ver­mit­telt. Der Auf­ent­halt im Öko­dorf soll zum per­sön­li­chen Er­le­ben und Er­fah­ren einer öko­lo­gisch nach­hal­ti­gen Le­bens­wei­se bei­tra­gen. „Die Über­nach­tung im Stroh­bal­len­haus und die Ver­sor­gung mit öko­lo­gi­schen, frisch zu­be­rei­te­ten ve­ge­ta­ri­schen Le­bens­mit­teln bie­tet un­se­ren Gäs­ten die Chan­ce, un­se­ren öko­lo­gi­schen Le­bens­stil mit allen Sin­nen zu er­fah­ren“, er­klärt Lü­de­mann. Der Kli­ma­wan­del und die En­er­gie­wen­de for­dern zum Um­den­ken dar­über auf, wie un­se­re Ge­sell­schaft mit den ihr zur Ver­fü­gung ste­hen­den Res­sour­cen um­geht. „Hier set­zen wir an und wol­len zei­gen, dass das in der Pra­xis gut funk­tio­niert, wenn man nur den Mut und den Wil­len dazu auf­bringt“, un­ter­streicht die Bil­dungs­re­fe­ren­tin. So tra­gen letzt­lich auch die ELER-​Fördermittel dazu bei, die Men­schen vom kon­se­quen­ten Umwelt-​ und Kli­ma­schutz zu über­zeu­gen.

(Alex­an­der Lor­ber – 07.10.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen über das Bau­vor­ha­ben im Öko­dorf Sie­ben Lin­den:

https://sie­ben­lin­den.org/de/start-​der-gaestehaus-baustelle/

Bildungs-​ und Be­suchs­an­ge­bo­te des Freun­des­kreis Öko­dorf e.V.:

http://sie­ben­lin­den.org/de/uns-​kennenlernen/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“: https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Groß­pro­jekt an der Ros­sel

ELER för­dert den Umbau alter Wehre bei Roß­lau

Die Ros­sel ist ein etwa 30 Ki­lo­me­ter lan­ger Zu­fluss der Elbe, der in der Nähe der Au­to­bahn A 9 bei Kö­se­litz ent­springt und an den Ort­schaf­ten Gro­che­witz, Hun­de­luft und Thie­ßen vor­bei­läuft, bevor der Fluss bei Roß­lau in die Elbe mün­det. Der Mül­lers­mann Mar­tin Pauli war es, der im Jahr 1729 den Zau­ber der Ge­gend an der Ros­sel er­kann­te und dort eine Mühle er­rich­te­te. Seit 2006 wird das Mühl­haus als Wald­pen­si­on be­trie­ben. In di­rek­ter Nähe, zwi­schen Thie­ßen und Mühl­stedt, fließt die Ros­sel an der Buch­holz­müh­le durch elf Was­ser­be­cken. Diese Sohl­glei­te mit Be­cken­struk­tur wurde 2018 vom Lan­des­be­trieb für Hoch­was­ser­schutz und Was­ser­wirt­schaft Sachsen-​Anhalt (LHW) er­rich­tet. Das Bau­werk er­setzt eine alte Wehr­an­la­ge, die an die­ser Stel­le das Ge­fäl­le aus­glich. „Durch sol­che Maß­nah­men an der Ros­sel stel­len wir eine bes­se­re öko­lo­gi­sche Durch­gän­gig­keit her, damit Lachs und Meer­fo­rel­le künf­tig bis in den Ros­sel­ober­lauf schwim­men kön­nen, um dort zu lai­chen“, sagt Frank Bei­sit­zer, Fluss­be­reichs­lei­ter beim LHW für das Ein­zugs­ge­biet Wit­ten­berg. Ge­för­dert wurde der Umbau mit Mit­teln in Höhe von knapp 300.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) sowie vom Land Sachsen-​Anhalt. Die Maß­nah­me dient der Um­set­zung der Eu­ro­päi­schen Was­ser­rah­men­richt­li­nie (WRRL) und ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 4 zu­zu­ord­nen.

Alte Wehr­an­la­ge wurde be­sei­tigt

Noch bis in die 1930er-​Jahre war die Buch­holz­müh­le in Be­trieb. Das alte Wehr soll­te das Was­ser zu­rück­stau­en, um die Mühle in Gang zu set­zen. Doch in der Fol­ge­zeit wurde der Mühl­be­trieb ein­ge­stellt. Das Ge­bäu­de wurde zu­nächst als Jagd­haus ge­nutzt und schließ­lich als Pen­si­on. „Mit der Ein­stel­lung des Mühl­be­trie­bes ver­lor auch die Wehr­an­la­ge an der Buch­holz­müh­le ihre ur­sprüng­li­che Funk­ti­on. Zudem war das Wehr für zahl­rei­che Was­ser­tie­re ein un­über­wind­ba­res Hin­der­nis“, er­klärt Frank Bei­sit­zer. Um die öko­lo­gi­sche Durch­gän­gig­keit in die­sem Be­reich der Ros­sel wie­der­her­zu­stel­len und den öko­lo­gi­schen Zu­stand des Ge­wäs­sers im Zuge der Um­set­zung der WRRL zu ver­bes­sern, be­gann der LHW im Jahr 2017 mit den Um­bau­plä­nen. „Wir haben 2018 damit be­gon­nen, das vor­han­de­ne Wehr zu­rück­zu­bau­en und im An­schluss die Sohl­glei­te mit Be­cken­struk­tur er­rich­tet“, er­zählt Frank Bei­sit­zer. Für den Laien sieht das tech­ni­sche Bau­werk wie eine Fisch­trep­pe aus. Läng­li­che Na­tur­stein­rie­gel tren­nen die ein­zel­nen Be­cken von­ein­an­der ab. Durch klei­ne­re Durch­läs­se fließt das Was­ser von Stufe zu Stufe fluss­ab­wärts. Zwi­schen den ins­ge­samt elf Be­cken gibt es je­weils einen Hö­hen­un­ter­schied von knapp 15 Zen­ti­me­tern. „Bei der alten Wehr­an­la­ge hat­ten wir einen Hö­hen­sprung von 1,5 Me­tern“, be­tont Bei­sit­zer. „Daran kom­men Lach­se oder Meer­fo­rel­len, aber auch klei­ne­re Fi­sche und Was­ser­tie­re wie die Li­bel­len­lar­ve nicht vor­bei“, sagt der Fluss­be­reichs­lei­ter. „Durch die neue An­la­ge wird der Fluss­lauf an der Buch­holz­müh­le wie­der ein Stück na­tür­li­cher.“ Bis die Fisch­wan­de­rung in der Ros­sel ein­set­zen kann, wird es aber noch ein paar Jahre dau­ern. Schließ­lich gibt es fluss­auf­wärts noch wei­te­re Wehr­stand­or­te bei Thie­ßen und Hun­de­luft, die in den nächs­ten Jah­ren um­ge­baut wer­den sol­len.

Neue Brü­cke über die Ros­sel ge­baut

Am ehe­ma­li­gen Wehr­stand­ort kreuz­te die Ros­sel frü­her eine alte Fuß­gän­ger­brü­cke. Die wurde mit den ELER-​Mitteln vom LHW im Rah­men der Um­bau­maß­nah­men ab­ge­ris­sen und durch eine neue, mo­der­ne Fuß- und Rad­weg­brü­cke er­setzt. Die na­he­ge­le­ge­ne Wald­pen­si­on Buch­holz­müh­le, die seit 2006 die Fa­mi­lie Bahl­mann be­treibt, liegt di­rekt neben dem Ros­sel­ufer. „Von der Brü­cke aus gu­cken die Pen­si­ons­gäs­te gerne mal hin­un­ter und schau­en, was in der Ros­sel so pas­siert. Und wenn es im Som­mer heiß wird, hüp­fen die Kin­der ins Fluss­bett und sprin­gen zwi­schen den Stei­nen der Sohl­glei­te hin und her“, er­zählt Frank Bei­sit­zer.

ELER trägt zu gutem Ge­wäs­ser­zu­stand bei

An der Buch­holz­müh­le sind alle Bau­maß­nah­men ab­ge­schlos­sen. Frank Bei­sit­zer weist aber dar­auf hin, dass der LHW noch ei­ni­ges vor­hat: „Nächs­tes Jahr geht es in Thie­ßen wei­ter, wo noch ein wei­te­res Wehr ab­ge­baut und durch eine Sohl­glei­te mit Be­cken­struk­tur er­setzt wer­den soll, da­nach soll Hun­de­luft fol­gen“, so Bei­sit­zer. „Unser Ziel ist es, mit die­sem Groß­pro­jekt die kom­plet­ten 30 Ki­lo­me­ter der Ros­sel durch­wan­der­bar zu ge­stal­ten. So wird sich der öko­lo­gi­sche Zu­stand der Ros­sel stark ver­bes­sern und ir­gend­wann kann dann auch die Fisch­wan­de­rung den ge­sam­ten Fluss ent­lang bis in den Ros­sel­ober­lauf er­fol­gen.“

Auch für die Bau­ar­bei­ten in Thie­ßen ist ge­plant, ELER-​Mittel ein­zu­set­zen. „Die För­der­gel­der aus dem ELER haben für unser Ge­samt­ziel, den öko­lo­gi­schen Zu­stand der Ros­sel ins­ge­samt zu ver­bes­sern, einen hohen Stel­len­wert“, ver­si­chert Frank Bei­sit­zer. Im Herbst 2020 wird der LHW an der Buch­holz­müh­le noch eine Kon­troll­be­fi­schung durch­füh­ren, um zu sehen, wie sich die Fisch­fau­na ober- und un­ter­halb der neuen An­la­ge ent­wi­ckelt hat. „Wir hof­fen, sehr po­si­tiv“, meint Frank Bei­sit­zer.

(Alex­an­der Lor­ber – 29.09.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen über die Eu­ro­päi­sche Was­ser­rah­men­richt­li­nie:

https://ec.eu­ro­pa.eu/en­vi­ron­ment/pubs/pdf/facts­heets/wfd/de.pdf

Web­site der Wald­pen­si­on Buch­holz­müh­le:

https://www.buchholz-​muehle.de/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“: https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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ELER för­dert Na­tur­er­leb­nis im Na­tio­nal­park Harz

Der Bro­cken als Teil des Na­tu­ra 2000 Schutz­ge­biets­sys­tems

Der Na­tio­nal­park Harz um­fasst rund zehn Pro­zent des ge­sam­ten Har­zes und ist einer der größ­ten Wald­na­tio­nal­parks in Deutsch­land. Auf der Bro­cken­kup­pe thront in etwa 1.100 Me­tern Höhe das Bro­cken­haus. Jähr­lich kom­men rund 700.000 Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher her, um die wilde Natur am Bro­cken zu er­kun­den. Frank Stein­gaß von der Na­tio­nal­park­ver­wal­tung freut sich über die Be­liebt­heit des Aus­flugs­ziels, er­klärt aber auch, warum der Be­su­cher­an­drang für den Park eine Her­aus­for­de­rung ist: „Das Na­tur­er­leb­nis steht für die meis­ten Be­su­cher klar im Vor­der­grund. Zu­gleich haben wir als Na­tio­nal­park je­doch die Auf­ga­be, die Bio­to­pe und Arten rings um den Bro­cken zu schüt­zen.“ Des­halb hat der Na­tio­nal­park Harz seine Aus­stel­lung im Bro­cken­haus mo­der­ni­siert und auf der Bro­cken­kup­pe Schil­der mit Tipps zum rich­ti­gen Ver­hal­ten auf­ge­stellt. Ge­för­dert wurde dies durch rund 1,1 Mil­lio­nen Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) sowie vom Land Sachsen-​Anhalt. Das För­der­pro­gramm trägt den Titel „Bio­di­ver­si­tät und Schutz­ge­biets­sys­tem Na­tu­ra 2000-​Gebiete“ und ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 4 zu­zu­ord­nen Sie dient der Wie­der­her­stel­lung, Er­hal­tung und Ver­bes­se­rung der bio­lo­gi­schen Viel­falt im Na­tu­ra 2000-​Schutzgebiet und soll die Ak­zep­tanz der Öf­fent­lich­keit für den Na­tur­schutz im Na­tio­nal­park Harz er­hö­hen.

Eine mul­ti­me­dia­le Er­leb­nis­rei­se

Auf drei Eta­gen er­war­tet die Bro­cken­gäs­te im Nationalpark-​Besucherzentrum Bro­cken­haus eine span­nen­de Aus­stel­lung. Hier er­fährt man eine Menge über die Tier- und Pflan­zen­welt im Harz, aber auch über die his­to­ri­sche Ge­schich­te des Bro­ckens und die sich dar­aus er­ge­ben­de Sa­gen­welt. „Ein High­light der Aus­stel­lung ist ein auf­wän­dig ge­stal­te­ter Gang mit Na­tur­di­ora­men, der zum Spa­zier­gang durch die ge­sam­te Harz- und Bro­cken­land­schaft ein­lädt“, er­zählt Frank Stein­gaß. Auf dem Wald­bo­den ent­deckt man Pilze und um­ge­fal­le­ne Baum­stäm­me. Über eine Vi­deo­pro­jek­ti­on taucht ein Hirsch in der Sze­ne­rie auf. „Die Ku­lis­se ist täu­schend echt und er­klärt den Be­su­chern die na­tür­li­chen Vor­gän­ge beim Wan­del des Fich­ten­forsts rund um den Bro­cken in eine na­tür­li­che Wild­nis“, er­klärt Stein­gaß. Au­ßer­dem wurde ein Multimedia-​Guide an­ge­schafft, der die Be­su­cher mit Ta­blet und Kopf­hö­rer durch die Aus­stel­lungs­räu­me führt. Ei­ni­ge Be­rei­che konn­ten dank der ELER-​Mittel zudem bar­rie­re­frei ge­stal­tet wer­den. Be­son­ders über­rascht war Frank Stein­gaß, wie gut eine etwas ul­ki­ge Idee in der Aus­stel­lung bei den Be­su­chern an­kommt: „Durch eine Tür mit der Auf­schrift „Haus­meis­ter­raum“ ge­langt man in einen klei­nen Raum mit einem Bild­schirm an der Wand, auf dem man den Haus­meis­ter des Bro­cken­hau­ses und seine pfif­fi­ge Kol­le­gin ken­nen­lernt.“ Die zwei fik­ti­ven Fi­gu­ren wer­den durch Schau­spie­ler dar­ge­stellt. Neben dem Bild­schirm be­fin­det sich ein Si­che­rungs­kas­ten mit Knöp­fen, die man drü­cken kann. Der Haus­meis­ter spricht die Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher dann di­rekt an und kon­fron­tiert sie auf schrul­li­ge Art und Weise mit The­men wie Umwelt-​ und Na­tur­schutz. An­fangs war sich Frank Stein­gaß nicht si­cher, wie die Idee eines Zwie­ge­sprächs mit dem Haus­meis­ter an­kom­men würde. „Wir hat­ten etwas Sorge, dass un­se­re Mu­se­ums­gäs­te die Idee al­bern fin­den, aber wir haben dann schnell ge­merkt, dass das Ganze sa­gen­haft gut an­kommt!“

Deut­sche Ge­schich­te am Bro­cken

In der DDR war das Bro­cken­pla­teau Sperr­ge­biet und glich einem Hoch­si­cher­heits­trakt. Der Gip­fel wurde bis zum Mau­er­fall vor allem für Überwachungs-​ und Spio­na­ge­zwe­cke ge­nutzt. Die Aus­stel­lung in­for­miert auch über die­sen Teil der deut­schen Ge­schich­te, macht einen Ab­ste­cher in die be­rühm­te Sa­gen­welt rund um den Blocks­berg und na­tür­lich wird auch die Ge­schich­te der Bro­cken­bahn be­leuch­tet. „Wir wol­len nicht nur den Na­tur­schutz the­ma­ti­sie­ren, son­dern auch die Ge­schich­te des Na­tio­nal­parks Harz er­zäh­len und die his­to­ri­schen und kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­de auf­grei­fen“, er­läu­tert Frank Stein­gaß.

Schutz für die Brocken-​Anemone

Auf den Wan­der­we­gen im Park hat die Na­tio­nal­park­ver­wal­tung zur Er­gän­zung ein um­fang­rei­ches Be­schil­de­rungs­sys­tem in­stal­liert, er­klärt Frank Stein­gaß: „Ent­lang des Rund­wan­der­we­ges fin­den die Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher jetzt große Über­sichts­ta­feln zur Ori­en­tie­rung. Zudem wei­sen Schil­der am We­ges­rand auf sel­te­ne Pflan­zen und Tiere hin“, so Stein­gaß. Zum Bei­spiel fin­det man auf der Bro­cken­kup­pe die be­rühm­te Brocken-​Anemone, im Volks­mund auch „Teu­fels­bart“ ge­nannt. Im Früh­jahr brü­ten rund um den Bro­cken viele Vo­gel­ar­ten, die man kei­nes­falls stö­ren soll­te. Wer ganz viel Glück hat, ent­deckt viel­leicht einen Luchs. Die größ­te eu­ro­päi­sche Katze brei­tet sich in­zwi­schen im Harz wie­der aus. Um die Tiere nicht zu stö­ren und be­droh­te Pflan­zen zu schüt­zen, geben die Schil­der den Wan­der­gäs­ten wich­ti­ge Hin­wei­se über das rich­ti­ge Ver­hal­ten im Na­tio­nal­park mit auf den Weg. „Die neuen Schil­der die­nen jetzt nicht mehr bloß der Ori­en­tie­rung, son­dern ver­mit­teln zu­sätz­li­ches Wis­sen über das emp­find­li­che Öko­sys­tem und über das Schutz­ge­biets­netz­werk Na­tu­ra 2000“, sagt Frank Stein­gaß. „Aber auch die Ran­ger sind im Park un­ter­wegs und ach­ten dar­auf, dass nie­mand die Wege ver­lässt und die emp­find­li­chen Arten stört. Die meis­ten Be­su­cher hal­ten sich je­doch an die Re­geln“, ver­si­chert Frank Stein­gaß.

ELER-​Gelder stär­ken Ak­zep­tanz für den Na­tur­schutz

Mit den Mit­teln aus dem ELER und vom Land Sachsen-​Anhalt konn­te ein ganz­heit­li­ches Kon­zept ent­wi­ckelt wer­den, um die Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher des Na­tio­nal­parks Harz für den Schutz sel­te­ner Arten und stö­rungs­emp­find­li­cher Bio­to­pe am Bro­cken zu sen­si­bi­li­sie­ren. „Wir ver­wen­den dafür den Fach­be­griff »Pro­zess­schutz«. Das heißt: Wir grei­fen nicht in die na­tür­li­chen Pro­zes­se von Öko­sys­te­men ein“, er­läu­tert Frank Stein­gaß. „Un­se­re Auf­ga­be ist es, die Wild­nis als Gan­zes zu schüt­zen. Die eu­ro­päi­schen För­der­mit­tel un­ter­stüt­zen uns dabei. So er­fah­ren die Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher nicht nur das best­mög­li­che Na­tur­er­leb­nis, son­dern kön­nen auch aktiv dabei hel­fen, die wun­der­ba­re Viel­falt im Na­tio­nal­park Harz zu er­hal­ten.“

(Alex­an­der Lor­ber – 29.09.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen über „Na­tu­ra 2000“:

http://ec.eu­ro­pa.eu/en­vi­ron­ment/na­tu­re/na­tu­ra2000/index_en.htm

https://www.bmu.de/the­men/natur-​biologische-vielfalt-arten/naturschutz-​biologische-vielfalt/gebietsschutz-​und-vernetzung/natura-​2000/ 

„Der Bro­cken als Teil des Na­tu­ra 2000 Schutz­ge­biets­sys­tems“:

https://www.nationalpark-​harz.de/de/be­su­cher­zen­tren/brockenhaus-​Foerderung/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“: https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Mit ELER-​Mitteln zur voll­au­to­ma­ti­schen Be­wäs­se­rung

Ver­bund­pro­jekt "Ir­ri­Mo­de" probt für die aut­ar­ke Agrar­wirt­schaft

Das Jahr 2018 war für viele Land­wir­te in Deutsch­land eine Ka­ta­stro­phe. Im Som­mer hatte es kaum ge­reg­net, die Pflan­zen ver­dorr­ten auf den Fel­dern und die Ern­ten vie­len mager aus. Weil sich ex­tre­me Wet­ter­la­gen mit lan­gen Dür­re­pe­ri­oden im Zuge des glo­ba­len Kli­ma­wan­dels häu­fen, gehen immer mehr Land­wir­te dazu über, ihre Pflan­zen mit Zu­satz­was­ser zu be­reg­nen. Damit bei der zu­sätz­li­chen Be­wäs­se­rung nicht un­nö­tig viel Was­ser und Strom ver­braucht wird, forscht das Ver­bund­pro­jekt „Ir­ri­Mo­de“ an einem Kon­zept für ein voll­au­to­ma­ti­sches, so­lar­be­trie­be­nes Be­wäs­se­rungs­sys­tem. Smar­te Sen­so­ren mes­sen den Zu­stand des Bo­dens und der Pflan­zen. Aus den Daten wird ein de­tail­lier­tes Si­mu­la­ti­ons­mo­dell er­stellt, um die Kul­tu­ren auf dem Feld punkt­ge­nau mit Was­ser zu ver­sor­gen. „Unser Ziel ist, dass die Be­wäs­se­rung künf­tig voll­au­to­ma­tisch läuft, so­dass die Land­wir­te sich um an­de­re Dinge küm­mern kön­nen und sich keine Sor­gen mehr um die Be­wäs­se­rung ma­chen müs­sen“, er­klärt Antje Aug­stein von der Firma Agro-​Sat Con­sul­ting. Das Un­ter­neh­men ist LEAD-​Partner der Ope­ra­tio­nel­len Grup­pe Ir­ri­Mo­de GbR. Ge­för­dert wird das Pro­jekt noch bis 2022 mit rund 900.000 Euro im Rah­men der Eu­ro­päi­schen In­no­va­ti­ons­part­ner­schaft „Land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­ti­vi­tät und Nach­hal­tig­keit“ (EIP-​AGRI) durch den Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) und vom Land Sachsen-​Anhalt. Das Pro­jekt dient dem Trans­fer von In­no­va­tio­nen in die Agrar­wirt­schaft in Sachsen-​Anhalt und ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 1 zu­zu­ord­nen.

 

Tropf­be­reg­nung mit Son­nen­en­er­gie

Seit 2018 gibt es in Bernburg-​Strenzfeld eine Ver­suchs­an­la­ge des DLG Fach­zen­trums Land­wirt­schaft am Süd­rand der Mag­de­bur­ger Börde. „Die Nie­der­schlä­ge an die­sem Stand­ort waren in den letz­ten Jah­ren stark rück­läu­fig, was ihn zum idea­len Test­ge­län­de für die Ver­suchs­an­la­ge macht“, er­zählt Antje Aug­stein. Auf der Ver­suchs­flä­che in Strenz­feld wer­den Soja und Wei­zen im Wech­sel an­ge­baut. Die Tropf­schläu­che, die die Pflan­zen re­gel­mä­ßig be­wäs­sern, kann man auf dem Feld je­doch nicht sehen. Sie wur­den un­ter­ir­disch ver­legt, um di­rekt die Wur­zeln zu be­wäs­sern. Im Früh­jahr 2020 kam noch eine wei­te­re Ver­suchs­flä­che in Arens­dorf bei Kö­then hinzu, die vom Gut Men­ne­witz be­wirt­schaf­tet wird. „Auf die­ser rund zwei Hekt­ar gro­ßen An­bau­flä­che haben wir im Mai 2020 Möh­ren aus­ge­sät, die dort mit ober­ir­disch ver­leg­ten Tropf­schläu­chen be­wäs­sert wer­den“, er­läu­tert die Diplom-​Agraringenieurin.

Das High­light der Ver­suchs­an­la­ge in Arens­dorf be­fin­det sich al­ler­dings ein paar Meter von der An­bau­flä­che ent­fernt. Am Feld­rand steht ein oran­ge­far­be­ner Con­tai­ner, der an einen Brun­nen an­ge­schlos­sen ist und als Was­ser­spei­cher für die Tropf­be­reg­nung dient. Zur Was­ser­ver­sor­gung kommt eine So­lar­pum­pe zum Ein­satz, die von 18 am Feld­rand auf­ge­bau­ten So­lar­pan­e­len ihren Strom er­hält. „Durch die Bo­den­sen­so­ren kön­nen wir dann genau be­stim­men, ob man den Möh­ren zu­sätz­li­ches Was­ser geben muss oder ob die Pflan­zen be­reits zu viel davon er­hal­ten haben“, so Aug­stein. Wird den Pflan­zen zu viel Was­ser zu­ge­führt, tre­ten Aus­wa­schungs­ef­fek­te auf, wo­durch sich der Ni­trat­ge­halt im Grund­was­ser er­hö­hen kann. „Ein zu hoher Ni­trat­ge­halt im Grund­was­ser kann die Trink­was­ser­qua­li­tät be­ein­träch­ti­gen“, er­klärt Antje Aug­stein. Di­rekt neben dem Ver­suchs­feld hat das Gut Men­ne­witz noch Möh­ren mit Rohr­be­reg­nung an­ge­baut. So lässt sich spä­ter ver­glei­chen, ob die Ver­suchs­an­la­ge nicht nur kli­ma­freund­li­cher ist, son­dern ob die in­no­va­ti­ve An­bau­form auch den Er­trag ver­bes­sert. „Die Tropf­be­reg­nung hat das Gut Men­ne­witz üb­ri­gens selbst vor­fi­nan­ziert, au­ßer­halb der ELER-​Förderung. Das zeigt, dass auch unser Pro­jekt­part­ner an das Sys­tem glaubt.“

ELER in­ves­tiert in die Zu­kunft der Land­wirt­schaft

Zahl­rei­che as­so­zi­ier­te Part­ner brin­gen ihre fach­li­che Ex­per­ti­se ins Ver­bund­pro­jekt ein. Die Firma Agro-​Sat Con­sul­ting setzt die Bo­den­sen­so­ren von der aus­tra­li­schen Firma Sen­tek seit rund 20 Jah­ren er­folg­reich ein, die den Was­ser­an­teil im Boden mes­sen. Neben der Deut­schen Landwirtschafts-​Gesellschaft (DLG) und dem Gut Men­ne­witz, die die zwei Ver­suchs­flä­chen be­reit­stel­len, ist noch die Hoch­schu­le An­halt als Pro­jekt­part­ner be­tei­ligt. Die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler aus dem Fach­be­reich Land­wirt­schaft, Öko­tro­p­ho­lo­gie und Land­schafts­ent­wick­lung wol­len im Ok­to­ber zur an­ste­hen­den Möh­ren­ern­te die ge­sam­mel­ten Daten aus­wer­ten. Au­ßer­dem wer­den sie eine Stu­die er­stel­len, um die Ef­fi­zi­enz der An­la­ge zu prü­fen. Auf die Er­geb­nis­se sind auch die Pro­gram­mie­rer der Firma DHI WASY ge­spannt. Der Pro­jekt­part­ner hat die Si­mu­la­ti­ons­mo­del­le ge­baut, mit denen sich aus den Sen­sor­da­ten vom Feld prä­zi­se Aus­sa­gen über den Was­ser­haus­halt des Bo­dens und über das Wachs­tum der Pflan­zen tref­fen las­sen.

„Ziel ist ein voll­um­fäng­li­ches Echt­zeit­pro­zess­mo­dell, das einen kom­plett aut­ar­ken und voll­au­to­ma­ti­schen Be­trieb der An­la­ge mög­lich macht“, sagt Antje Aug­stein. Die Steue­rung der An­la­ge hat das In­ge­nieur­bü­ro Ir­ri­pro­ject Dirk Bors­dorff als be­deu­ten­des Mit­glied von Ir­ri­Mo­de ge­plant und ent­wi­ckelt. „Dort kennt man sich mit den tech­ni­schen Fein­hei­ten der Tropf­be­reg­nung und des So­lar­pum­pen­sys­tems bes­tens aus“, so Aug­stein. „Unser Pro­jekt­team ar­bei­tet ge­mein­sam am Ziel, bis 2022 ein voll­au­to­ma­ti­sches Be­wäs­se­rungs­sys­tem auf­zu­bau­en“, be­tont Antje Aug­stein und er­klärt, wie sich Land­wir­te das Sys­tem genau vor­stel­len kön­nen: „Die Pumpe wird kom­plett mit Son­nen­en­er­gie be­trie­ben. Die Sen­so­ren sam­meln alle Daten, aus denen dann in Ver­bin­dung mit einer Wet­ter­sta­ti­on ein di­gi­ta­les Echt­zeit­pro­zess­mo­dell ge­ne­riert wird. Am Ende wird damit die voll­au­to­ma­ti­sche und be­darfs­ge­rech­te Be­wäs­se­rung der Pflan­zen er­mög­licht. Im Ide­al­fall muss der Land­wirt also nichts wei­ter tun, als ab und zu nach dem Rech­ten zu sehen.“ Die In­ves­ti­tio­nen aus dem ELER und vom Land Sachsen-​Anhalt sind somit auch eine In­ves­ti­ti­on in die Zu­kunft der re­gio­na­len Land­wirt­schaft in Sachsen-​Anhalt.

(Alex­an­der Lor­ber – 10.08.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Web­site der Firma AGRO-​SAT Con­sul­ting GmbH:

http://agro-​sat.de/

Ak­tu­el­le Er­geb­nis­se und Zwi­schen­stän­de des Pro­jekts „Ir­ri­Mo­de“:

http://www.ir­ri­mo­de.de/ueber-​das-projekt/ergebnisse-​zwischenstaende/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“: https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Vor­rei­ter beim NGA-​Breitbandausbau

ELER un­ter­stützt die Ge­mein­de Hohe Börde bei schnel­ler Durch­füh­rung

„Wir haben be­reits im Jahr 2010 mit dem Breit­band­aus­bau be­gon­nen und für eine Grund­ver­sor­gung von 2 Me­ga­bit pro Se­kun­de (Mbit/s) in un­ter­ver­sorg­ten Ge­bie­ten ge­sorgt. Dies ge­lang nur mit Hilfe von För­der­mit­teln. Da­nach hat die Ver­trags­fir­ma mit Ei­gen­mit­teln die Band­brei­ten immer wei­ter er­höht und aus­ge­baut“, er­klärt Anne-​Kathrin Schind­ler, Sach­be­ar­bei­te­rin im Be­reich Hoch- und Tief­bau beim Bau­amt der Ge­mein­de Hohe Börde. „Trotz­dem hat der Breit­band­at­las Sachsen-​Anhalt in ei­ni­gen Ge­bie­ten immer noch eine Un­ter­ver­sor­gung aus­ge­wie­sen.“ Diese wei­ßen Fle­cken unter den ins­ge­samt 18 Orts­tei­len der Ge­mein­de soll­ten daher ab dem Jahr 2017 eben­falls mit Hilfe von För­der­mit­teln schnel­les In­ter­net er­hal­ten. Es han­del­te sich um die un­ter­ver­sorg­ten Orts­tei­le Brum­by, Glü­sig, Mam­men­dorf, Tun­ders­le­ben, Teile von Nie­dern­do­de­le­ben und Be­ber­tal. „Die Ge­mein­de Hohe Börde war eine der ers­ten Kom­mu­nen, die sich zum NGA-​Breitbandausbau ent­schlos­sen und sehr zügig alle not­wen­di­gen Schrit­te eines Breit­band­för­der­ver­fah­rens durch­ge­führt hat. Alle Pri­vat­haus­hal­te, Un­ter­neh­men und öf­fent­li­chen Ein­rich­tun­gen sind mit schnel­lem In­ter­net mit min­des­tens 50 Mbit/s Down­load­ge­schwin­dig­keit er­schlos­sen wor­den“, so Anne-​Kathrin Schind­ler.

Breit­band­aus­bau war von An­fang an Prio­ri­tät

Etwa 1,2 Mil­lio­nen Euro kos­te­te der Aus­bau. Rund 430.000 Euro der Kos­ten fi­nan­ziert der Eu­ro­päi­sche Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) über das För­der­pro­gramm zum Aus­bau der Breit­band­ver­sor­gung. Die­ses Pro­gramm ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen. Wei­te­re För­der­mit­tel stam­men aus der Ge­mein­schafts­auf­ga­be Agrar­struk­tur und Küs­ten­schutz (GAK) sowie aus dem Breit­band­för­der­pro­gramm des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ver­kehr und di­gi­ta­le In­fra­struk­tur (BMVI). Am 26. April 2018 konn­te die Ge­mein­de Hohe Börde als erste Kom­mu­ne in Sachsen-​Anhalt das mit ELER-​Fördermitteln er­rich­te­te NGA-​Breitbandnetz in Be­trieb neh­men. Das sei vor allem auch der Bür­ger­meis­te­rin der Ge­mein­de Hohe Börde, Stef­fi Trit­tel, zu ver­dan­ken, die den Breit­band­aus­bau von An­fang an zu ihrer Prio­ri­tät ge­macht hat, be­tont die Sach­be­ar­bei­te­rin Anne-​Kathrin Schind­ler.

Ge­mein­de wähl­te das Wirt­schaft­lich­keits­lü­cken­mo­dell

Laut einer er­stell­ten Mach­bar­keits­stu­die hat sich die Ge­mein­de für das so­ge­nann­te Wirt­schaft­lich­keits­lü­cken­mo­dell und nicht für das Leer­rohr­mo­dell ent­schie­den. „Wirt­schaft­lich­keits­lü­cken­mo­dell heißt, dass wir im Prin­zip den Auf­trag an ein Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­men ver­ge­ben, dem nach­her die gan­zen Lei­tun­gen ge­hö­ren. Das Un­ter­neh­men setzt den Bau­auf­trag dann mit den För­der­mit­teln um, die die Ge­mein­de be­an­tragt hat“, er­klärt Schind­ler. Beim Leer­rohr­mo­dell ist es um­ge­kehrt. Die Ge­mein­den las­sen das Breit­band­netz aus­bau­en und ver­mie­ten es an­schlie­ßend an an­de­re Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­fir­men. Das Netz ge­hört in dem Fall der Ge­mein­de. Beim Wirt­schaft­lich­keits­lü­cken­mo­dell muss eine Ge­mein­de im Ge­gen­satz zum Leer­rohr­mo­dell also kei­nen Kre­dit auf­neh­men. In­zwi­schen pro­fi­tie­ren Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, Un­ter­neh­men und In­sti­tu­tio­nen der un­ter­ver­sorg­ten Orte glei­cher­ma­ßen vom schnel­len In­ter­net mit min­des­tens 50 Mbit/s Down­load­ge­schwin­dig­keit. Über die Maß­nah­me in­for­miert wur­den sie über Zei­tungs­ar­ti­kel und das Ge­mein­de­blatt. „Au­ßer­dem haben wir in den be­trof­fe­nen Orts­tei­len Abend­ver­an­stal­tun­gen durch­ge­führt. Das aus­bau­en­de Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­men MDDSL war auch dabei. Es hat genau er­klärt, was sie ma­chen, wie sie aus­bau­en und wie die Leute sich letzt­end­lich zu wel­chen Ter­mi­nen an­mel­den kön­nen. Die Ver­an­stal­tun­gen waren sehr gut be­sucht“, er­zählt Schind­ler.

Vor­her dau­er­te es ewig, bis sich eine Web­sei­te auf­ge­baut hat

„Seit wir auf die hö­he­ren Band­brei­ten um­ge­stellt haben, kann ich zu­hau­se viel mehr mit dem Com­pu­ter ma­chen. Wenn ich vor­her zwi­schen 19 und 20 Uhr ins In­ter­net woll­te, wo wahr­schein­lich viele am Com­pu­ter ge­ses­sen haben, brauch­te es eine Ewig­keit, bis sich eine neue Seite auf­ge­baut hat. Jetzt geht alles viel schnel­ler“, freut sich Anne-​Kathrin Schind­ler. Seit­dem bie­tet auch ihre Ge­mein­de ihren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern an, von zu­hau­se aus zu ar­bei­ten. Auch die Grund­schu­le z. B. in Nie­dern­do­de­le­ben kommt nun schnel­ler ins Netz und in den Orts­tei­len an­säs­si­ge Un­ter­neh­men kön­nen ihre Daten jetzt viel schnel­ler ver­schi­cken. „Die Un­ter­neh­men in den Ge­wer­be­ge­bie­ten zäh­len al­ler­dings nicht dazu. Sie haben sich aus­schließ­lich sel­ber darum ge­küm­mert, weil sie die hö­he­ren Band­brei­ten drin­gend be­nö­tigt haben. Sie waren die ers­ten, die sich bei den Un­ter­neh­men an­ge­mel­det haben, die das Breit­band­netz aus­ge­baut haben“, so Schind­ler. Sie ist froh, dass nun auch die un­ter­ver­sorg­ten Orts­tei­le Brum­by, Glü­sig, Mam­men­dorf, Tun­ders­le­ben, Teile von Nie­dern­do­de­le­ben und Be­ber­tal seit vor­letz­tem Jahr schnel­les In­ter­net haben. „Ohne die EU-​Fördergelder hät­ten wir das nicht ma­chen kön­nen. Die Ge­mein­de hätte diese fi­nan­zi­el­len Sum­men nicht al­lei­ne stem­men kön­nen“, be­tont Schind­ler. Nun hofft die Hohe Börde auf wei­te­re För­der­maß­nah­men, um den jetzt an­ste­hen­den Gi­ga­bit­aus­bau wei­ter vor­an­zu­trei­ben und die Ge­mein­de - auf­bau­end auf den 50 Mbit/s-​Netzen - per­spek­ti­visch mit gi­ga­bit­fä­hi­gem In­ter­net zu ver­sor­gen.

(Syl­via Bösch – 27.03.2020) 

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

In­for­ma­tio­nen der Ge­mein­de Hohe Börde zur Breit­ban­der­schlie­ßung:

https://www.ho­he­bo­er­de.de/front_con­tent.php?idcat=753&idart=3758

https://www.ho­he­bo­er­de.de/front_con­tent.php?idcat=642&chan­ge­lang=12

https://www.ho­he­bo­er­de.de/front_con­tent.php?idcat=642&idart=4707

Wei­te­re EU-​Fördervorhaben in der Ge­mein­de Hohe Börde:

https://www.ho­he­bo­er­de.de/front_con­tent.php?idcat=753&chan­ge­lang=12

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Hoch­was­ser­schutz für Quer­furt

Ein Rück­hal­te­be­cken schützt die An­woh­ner vor Schä­den

Nor­ma­ler­wei­se ist die Quer­ne ein klei­nes, be­schau­li­ches Bäch­lein im Saa­le­kreis west­lich von Halle (Saale). Doch in dem Jahr 1994 stieg das Was­ser nach schwe­ren Un­wet­tern mas­siv an und ver­ur­sach­te im na­he­ge­le­ge­nen Quer­furt Schä­den in Mil­lio­nen­hö­he. Des­halb hat der Tal­sper­ren­be­trieb Sachsen-​Anhalt im Ein­zugs­ge­biet der Quer­ne ein neues Hoch­was­ser­rück­hal­te­be­cken er­rich­tet, das die Men­schen in Quer­furt künf­tig vor schwe­ren Hoch­was­ser­er­eig­nis­sen, wie sie sta­tis­tisch ein­mal in 100 Jah­ren vor­kom­men, bes­ser schüt­zen wird. Das so­ge­nann­te Absperr-​ oder Durch­lass­bau­werk ist rund 60 Meter breit, sie­ben Meter hoch und hat eine Länge von etwa 140 Me­tern. 28 Mo­na­te hat der Bau der An­la­ge ge­dau­ert. Ins­ge­samt rund vier Mil­lio­nen Euro wur­den in den Neu­bau in­ves­tiert, ge­för­dert durch Mit­tel in Höhe von etwa 2,8 Mil­lio­nen Euro aus dem Hochwasserschutz-​Förderprogramm des Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Auch der Bund und das Land Sachsen-​Anhalt haben sich an den Kos­ten be­tei­ligt. Die Maß­nah­me ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 3 b zu­zu­ord­nen. 

Im Ex­trem­fall wird der Damm ge­schlos­sen

„Bei Stark­nie­der­schlä­gen mit Schnee­schmel­ze wer­den die zwei Schütz­ta­feln in der Mitte, wo die Quer­ne unter dem Damm hin­durch­fließt, ver­schlos­sen“, er­klärt der Pro­jekt­lei­ter An­dre­as Kruse vom Tal­sper­ren­be­trieb Sachsen-​Anhalt. „Dann wird das Fluss­was­ser vor­über­ge­hend im Rück­hal­te­be­cken an­ge­staut und kann spä­ter ge­re­gelt ab­flie­ßen.“ Bei ex­tre­mem Hoch­was­ser kann ein Stau­see auf einer Länge von bis zu 1,8 Ki­lo­me­tern ent­ste­hen. Das Rück­hal­te­vo­lu­men be­zif­fern die Bau­plä­ne mit 385.000 Ku­bik­me­ter. 

Fuß- und Rad­we­ge rund um den Damm

An schö­nen Tagen nut­zen die Quer­fur­ter die Ge­le­gen­heit, sich ihre neue Hoch­was­ser­schutz­an­la­ge aus nächs­ter Nähe an­zu­se­hen. Spazier-​ und Rad­we­ge wur­den rund um den Damm­kör­per er­rich­tet und Bänke auf­ge­stellt, damit die Men­schen die Natur ge­nie­ßen kön­nen. „So eine Bau­maß­nah­me ist na­tür­lich immer ein star­ker Ein­griff ins Öko­sys­tem. Aber uns ist es ge­lun­gen, die Be­ein­träch­ti­gun­gen so ge­ring wie mög­lich zu hal­ten“, so An­dre­as Kruse. „Jetzt nach der Fer­tig­stel­lung kann man be­ob­ach­ten, wie die Tiere, die Vögel, Fi­sche und Lur­che nach und nach zu­rück­kom­men. Vor ein paar Tagen habe ich sogar ein Reh auf dem Damm be­ob­ach­tet.“ Das Ge­biet im Um­feld wurde be­grünt, ein Wald­saum­gür­tel hoch­ge­zo­gen und ei­ni­ge Fle­der­maus­käs­ten im na­he­ge­le­ge­nen Stadt­wald auf­ge­hängt.

ELER-​Mittel stär­ken den Hoch­was­ser­schutz

Um auf die fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung von der Eu­ro­päi­schen Union auf­merk­sam zu ma­chen, wur­den ent­lang der Geh­we­ge Schil­der auf­ge­stellt, die auf die För­der­mit­tel aus dem ELER sowie von Bund und Land hin­wei­sen. „Nach den Er­fah­run­gen aus dem Jahr 1994 war der Bau des Rück­hal­te­be­ckens für die Ge­mein­de Quer­furt na­tür­lich ein Grund zur Freu­de“, sagt An­dre­as Kruse. „Dank der eu­ro­päi­schen För­der­mit­tel ver­lief die Maß­nah­me auch ohne be­son­de­re Kom­pli­ka­tio­nen. Wir hat­ten ein er­fah­re­nes In­ge­nieur­bü­ro und eine gute Bau­fir­ma, so­dass die Maß­nah­me mit si­che­rer Fi­nan­zie­rung wie ge­plant um­ge­setzt wer­den konn­te.“ Dabei habe auch die Zu­sam­men­ar­beit mit der Kom­mu­ne sehr gut funk­tio­niert. „Na­tür­lich gab es auch ei­ni­ge Be­trof­fe­ne, die im Vor­feld nicht damit ein­ver­stan­den waren, dass ihre Flä­che als Rück­stau­flä­che ge­nutzt wird“, be­rich­tet An­dre­as Kruse. „Wir konn­ten dann aber glück­li­cher­wei­se durch einen Flä­chen­tausch einen Rechts­streit ver­mei­den.“

Mit dem Plan­fest­stel­lungs­be­schluss war im Au­gust 2016 schließ­lich der Weg frei, um das Vor­ha­ben um­zu­set­zen. „Die EU-​Förderung gab uns dabei zu­sätz­li­chen Rü­cken­wind“, so Kruse. Im No­vem­ber 2018 waren die Ar­bei­ten am Hoch­was­ser­rück­hal­te­be­cken ab­ge­schlos­sen. Seit­dem sprießt neues Grün rund um den Damm. Im Som­mer wird hier alles blü­hen und ge­dei­hen. Dann wer­den auch die Rad­ler und Wan­de­rer wie­der zahl­reich ent­lang der Quer­ne un­ter­wegs sein.

(Alex­an­der Lor­ber – 03.03.2020)

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen über das Ent­wick­lungs­pro­gramm für den länd­li­chen Raum in Sachsen-​Anhalt:

https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/ueber-​die-europaeischen-struktur-und-investitionsfonds/eler/eplr/

Tal­sper­ren­be­trieb Sachsen-​Anhalt:

https://www.talsperren-​lsa.de

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“: https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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ELER bringt schnel­les In­ter­net für Stadt und Land

Der Land­kreis Je­ri­chower Land baut sein Breit­band­netz aus

„Eine schnel­le und sta­bi­le In­ter­net­ver­bin­dung ist ge­ra­de in länd­li­chen Re­gio­nen oft ele­men­tar und ein flä­chen­de­cken­der Aus­bau die Grund­vor­aus­set­zung für eine zu­kunfts­ori­en­tier­te Stand­ort­för­de­rung“, sagt Land­rat Dr. Stef­fen Burch­hardt, der das Thema kur­zer­hand zur Chef­sa­che er­klär­te und eine Ar­beits­ge­mein­schaft mit den Ein­heits­ge­mein­den des Land­krei­ses unter Fe­der­füh­rung der Kreis­ver­wal­tung bil­de­te, um den Aus­bau schnellst­mög­lich um­zu­set­zen.

„Wir hat­ten als Ge­mein­de schon seit Jah­ren ver­sucht, den Breit­band­aus­bau vor­an­zu­brin­gen“, sagt Gom­merns Bür­ger­meis­ter Jens Hü­ner­bein. Die Ge­mein­de liegt im Land­kreis Je­ri­chower Land nicht weit von Mag­de­burg, nah an der Ehle, einem klei­nen Ne­ben­fluss der Elbe. Im Jahr 2015 führ­te der Land­kreis Je­ri­chower Land eine Mach­bar­keits­stu­die für die Ver­sor­gung sei­ner Ge­mein­den mit schnel­lem Breit­bandin­ter­net durch. Dazu ge­hör­te auch eine große Um­fra­ge, an der sich rund 900 Haus­hal­te und knapp 600 Un­ter­neh­men im Land­kreis be­tei­lig­ten. „In vie­len Ge­bie­ten gab es eine Un­ter­ver­sor­gung mit schnel­lem In­ter­net, so­dass wir einen hohen Hand­lungs­be­darf sahen“, be­rich­tet Land­rat Burch­hardt. Da ein kom­plett mit Ei­gen­mit­teln fi­nan­zier­ter Aus­bau nicht mög­lich ge­we­sen wäre, be­an­trag­te der Land­kreis eine För­de­rung aus dem Pro­gramm „Aus­bau der Breit­band­ver­sor­gung“ mit Mit­teln aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Der Aus­bau der Breit­band­ver­sor­gung ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen, zu der auch der Abbau von Ver­sor­gungs­lü­cken im länd­li­chen Raum zählt. Der Land­kreis Je­ri­chower Land star­te­te als einer der ers­ten Land­krei­se in Sachsen-​Anhalt den Kom­plett­aus­bau eines Kreis­ge­bie­tes. Ziel ist eine Ver­sor­gung mit min­des­tens 50 Me­ga­bit pro Se­kun­de (Mbit/s) Down­load­ge­schwin­dig­keit für jeden Pri­vat­haus­halt sowie eine Band­brei­te von min­des­tens 100 Mbit für jedes Un­ter­neh­men in einem Ge­wer­be­ge­biet. „Der An­schluss an die di­gi­ta­le Da­ten­au­to­bahn ist für un­se­re Ge­mein­de in einer mehr und mehr di­gi­ta­li­sier­ten Welt von größ­ter Wich­tig­keit“, so Jens Hü­ner­bein.

Die EU half beim Netz­aus­bau

So wie in Gom­mern war die Si­tua­ti­on in vie­len Kom­mu­nen im Land­kreis Je­ri­chower Land. Neben Jens Hü­ner­bein un­ter­schrie­ben die Bür­ger­meis­ter der Ge­mein­den Gen­thin, Je­ri­chow, Möser, Mö­ckern, Elbe-​Parey und Bie­deritz im April 2017 die Zweck­ver­ein­ba­rung zum Breit­band­aus­bau und über­ga­ben diese an Land­rat Dr. Burch­hardt. Durch För­der­mit­tel in Höhe von 3,81 Mil­lio­nen Euro aus dem Bun­des­för­der­pro­gramm Breit­band des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ver­kehr und di­gi­ta­le In­fra­struk­tur (BMVI), 5,7 Mil­lio­nen Euro aus dem ELER sowie 500.000 Euro För­der­mit­tel aus der Ge­mein­schafts­auf­ga­be Agrar­struk­tur und Küs­ten­schutz (GAK) muss­te der Kreis kei­nen fi­nan­zi­el­len Ei­gen­an­teil für den Aus­bau leis­ten und konn­te nach und nach damit be­gin­nen, seine Re­gio­nen mit Breit­bandin­ter­net zu ver­sor­gen. Die Deut­sche Te­le­kom ver­legt die schnel­len In­ter­net­zu­gän­ge in den Ein­heits­ge­mein­den Möser, Je­ri­chow und Gen­thin, wäh­rend der re­gio­na­le Netz­be­trei­ber MDDSL – Mit­tel­deut­sche Ge­sell­schaft für Kom­mu­ni­ka­ti­on mbH – für den Breit­band­aus­bau in den Ge­mein­den Mö­ckern, Elbe-​Parey, Bie­deritz und Gom­mern zu­stän­dig ist.

Schnel­ler Da­ten­trans­fer für Fir­men und Haus­hal­te

Im Herbst 2020 soll es so­weit sein: Dann soll flä­chen­de­ckend schnel­les In­ter­net im ge­sam­ten Land­kreis ver­füg­bar sein. „Ge­ra­de in den In­dus­trie­ge­bie­ten, wo die Un­ter­neh­men mit immer grö­ße­ren Da­ten­men­gen ar­bei­ten, haben wir mit dem Glas­fa­ser­aus­bau einen gro­ßen Schritt nach vorne ge­macht“, be­tont Jens Hü­ner­bein. „Das schnel­le In­ter­net er­leich­tert un­se­ren Un­ter­neh­men den Zu­gang zum in­ter­na­tio­na­len Markt und si­chert damit ihre Wett­be­werbs­fä­hig­keit.“ Land­rat Dr. Burch­hardt sieht dar­über hin­aus Vor­tei­le für die ge­sam­te Be­völ­ke­rung: „Die Breit­band­ver­sor­gung ist ein kla­rer Stand­ort­vor­teil für das Je­ri­chower Land. Vor allem für junge Men­schen, die sich im Land­kreis an­sie­deln wol­len, kann schnel­les In­ter­net ein ent­schei­den­der Fak­tor bei der Wohn­ort­wahl sein“, sagt Burch­hardt.

Wachs­tum und Be­schäf­ti­gung för­dern

Die MDDSL hat sich in Gom­mern sogar dazu ent­schlos­sen, den Aus­bau auf ei­ge­ne Kos­ten wei­ter fort­zu­set­zen. „An dem Stand­ort haben wir ein gro­ßes Kran­ken­haus, die He­li­os Fach­kli­nik Vogelsang-​Gommern. Der An­schluss ans Glas­fa­ser­netz ist für das Kli­nik­per­so­nal sowie für die Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten ein gro­ßer Schritt nach vorne“, lobt Hü­ner­bein. Ist das ge­sam­te Ge­biet er­schlos­sen und alle Ge­mein­den mit Highspeed-​Anschlüssen ver­sorgt, will der Land­kreis aber kei­nes­falls still­ste­hen, so Burch­hardt: „Die Di­gi­ta­li­sie­rung schrei­tet in atem­be­rau­ben­dem Tempo voran, mit der Wei­ter­ent­wick­lung der Tech­no­lo­gien wach­sen auch die Be­dar­fe stän­dig wei­ter. Ak­tu­ell steht für uns der Breit­band­an­schluss der Schu­len im Land­kreis ganz oben auf der To-​Do-Liste. Wir müs­sen als Land­kreis dafür Sorge tra­gen, dass un­se­ren Schü­le­rin­nen und Schü­lern die best­mög­li­chen Lern­be­din­gun­gen für eine op­ti­ma­le Aus­bil­dung zur Ver­fü­gung ste­hen.“

(Alex­an­der Lor­ber – 26.02.2020)

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen über das Ent­wick­lungs­pro­gramm für den länd­li­chen Raum in Sachsen-​Anhalt:

https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/ueber-​die-europaeischen-struktur-und-investitionsfonds/eler/eplr/

In­for­ma­tio­nen zum Aus­bau des Breit­band­net­zes in Sachsen-​Anhalt:

https://breit­band.sachsen-​anhalt.de/

In­for­ma­tio­nen aus der Ein­heits­ge­mein­de Gom­mern:

https://www.gom­mern.de/de/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“: https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Schnel­les Netz für das Ge­wer­be­ge­biet Qued­lin­burg

Un­ter­neh­men freu­en sich über er­folg­ten Breit­band­aus­bau

„Wenn meine Kol­le­gen mor­gens ihre An­we­sen­heit er­fas­sen wol­len, stockt es immer wie­der, weil die Lei­tun­gen ein­fach zu lang­sam sind. Das baut na­tür­lich Frust auf. Die Mit­ar­bei­ter wol­len ihre Ar­beit er­le­di­gen, schnell Lie­fer­schei­ne und Rech­nun­gen schrei­ben und das funk­tio­niert ein­fach nicht“, er­läu­tert Tho­mas Warne­cke. Er ist Pro­duk­ti­ons­lei­ter bei der Le­bens­hil­fe Harzkreis-​Quedlinburg gGmbH, die an drei Werk­statt­stand­or­ten in Wed­ders­le­ben, Groß Orden und im Qued­lin­bur­ger Zen­trum etwa 350 Men­schen mit geis­ti­ger Be­hin­de­rung be­schäf­tigt. Bis vor kur­zem muss­te die Le­bens­hil­fe an ihrem Stand­ort im Qued­lin­bur­ger Ge­wer­be­ge­biet am Groß Orden noch mit 6 Me­ga­bit pro Se­kun­de (Mbit/s) aus­kom­men. „Die Lei­tung war lau­fend über­for­dert“, so Warne­cke. Schon bald soll die Le­bens­hil­fe auf schnel­les In­ter­net zu­grei­fen kön­nen. Die Glas­fa­ser­lei­tun­gen sind ge­legt und der Ver­trag ist be­reits ab­ge­schlos­sen. „Wir war­ten nur noch auf den Techniker-​Termin und dass es los­geht“, er­zählt der Pro­duk­ti­ons­lei­ter, der vor­her viele Jahre in der IT-​Abteilung des Un­ter­neh­mens tätig war und zudem eh­ren­amt­li­ches Vor­stands­mit­glied im Ver­ein Frei­funk Harz ist. „Schnel­les In­ter­net ist vor allem für die Kom­mu­ni­ka­ti­on un­se­rer drei Stand­or­te wich­tig, damit Ab­läu­fe wie Te­le­fo­nie­ren, Mail-​Verkehr, Ab­la­ge, Zen­tra­li­sie­rung von Daten, Schrei­ben von An­ge­bo­ten und Rech­nun­gen rei­bungs­los funk­tio­nie­ren“, be­tont Warne­cke.

ELER und EFRE för­dern den Breit­band­aus­bau im Harz

An der Breit­band­för­de­rung im Land­kreis Harz sind zwei ver­schie­de­ne EU-​Fördertöpfe be­tei­ligt – der Eu­ro­päi­sche Fonds für re­gio­na­le Ent­wick­lung (EFRE) und der Eu­ro­päi­sche Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Wäh­rend der Aus­bau, der nach För­der­richt­li­nie noch un­ter­ver­sorg­ten Kern­stadt von Harz­ge­ro­de und die dort vor­han­de­nen Ge­wer­be­ge­bie­te sowie Ge­wer­be­ge­bie­te in Wer­ni­ge­ro­de, Hal­ber­stadt und Qued­lin­burg über den EFRE er­folgt, wird der Aus­bau der rest­li­chen un­ter­ver­sorg­ten Ge­bie­te über das För­der­pro­gramm des ELER zum Aus­bau der Breit­band­ver­sor­gung fi­nan­ziert. Die­ses Pro­gramm ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen. Eine Un­ter­ver­sor­gung ist in fol­gen­den Ge­bie­ten zu ver­zeich­nen: Vor­harz, Ober­harz am Bro­cken, Os­ter­wieck, Nord­harz, Harz­ge­ro­de, Huy, Blan­ken­burg, Bal­len­stedt, Fal­ken­stein, Il­sen­burg sowie Orts­tei­le von Qued­lin­burg und Wer­ni­ge­ro­de. Zudem wird der Breit­band­aus­bau durch Bund, Land sowie dem Land­kreis Harz ko­fi­nan­ziert. Die Mit­tel des Bun­des kom­men aus dem För­der­pro­gramm „För­de­rung zur Un­ter­stüt­zung des Breit­band­aus­baus in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land“. Von den Ge­samt­kos­ten für die un­ter­ver­sorg­ten Ge­bie­te von rund 8 Mil­lio­nen Euro über­nimmt der ELER rund 3,5 Mil­lio­nen, 470.000 Euro kom­men aus der Ge­mein­schafts­auf­ga­be Agrar­struk­tur und Küs­ten­schutz (GAK). An den Kos­ten von rund einer Mil­li­on Euro für die un­ter­ver­sorg­ten Kern­städ­te und Ge­wer­be­ge­bie­te be­tei­ligt sich der EFRE mit gut einer hal­ben Mil­li­on Euro. Ins­ge­samt be­läuft sich die EU-​Förderung auf rund 4 Mil­lio­nen Euro. „Ohne die EU-​Fördergelder hät­ten wir keine Chan­ce ge­habt, un­se­ren Land­kreis flä­chen­de­ckend aus­zu­bau­en“, stellt Karin Mül­ler fest, Pro­jekt­ma­na­ge­rin Breit­band­aus­bau beim Land­kreis Harz, der die Breit­band­för­de­rung stell­ver­tre­tend für seine Städ­te und Ge­mein­den durch­führt.

Ge­wer­be­ge­biet Wer­ni­ge­ro­de und wei­te­re Städ­te fol­gen 2020

„Ziel der Breit­band­för­de­rung ist der Aus­bau von Net­zen mit min­des­tens 50 Mbit/s im Down­load für alle Pri­vat­haus­hal­te. Un­ter­neh­men er­hal­ten 100 Mbit/s Down- und Upload-​Geschwindigkeit in den Ge­wer­be­ge­bie­ten“, so Mül­ler. An­fang 2018 un­ter­zeich­ne­te der Land­kreis Harz die Netz­aus­bau­ver­trä­ge mit den aus­bau­en­den Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­men MDDSL – Mit­tel­deut­sche Ge­sell­schaft für Kom­mu­ni­ka­ti­on mbH – sowie der Deut­schen Te­le­kom. Seit letz­tem Jahr kann neben dem Ge­wer­be­ge­biet Qued­lin­burg auch im Ge­wer­be­ge­biet Hal­ber­stadt und der Kern­stadt Harz­ge­ro­de schnel­les In­ter­net ge­bucht wer­den. Im Ge­wer­be­ge­biet Wer­ni­ge­ro­de wird dies ab Ende April 2020 mög­lich sein. In den Städ­ten wie Ober­harz am Bro­cken und Fal­ken­stein/Harz sowie im Huy und im Vor­harz baut die Te­le­kom bis Ende 2020 im Rah­men der ELER-​Förderung das Breit­band­netz aus.

Aus­bau muss noch zü­gi­ger vor­an­schrei­ten

„Grund­sätz­lich ist fest­zu­stel­len, dass der Breit­band­aus­bau im Land­kreis vor­an­kommt, aber noch be­schleu­nigt wer­den muss. Dafür sind zu­sätz­li­che An­stren­gun­gen der be­auf­trag­ten Fir­men er­for­der­lich. Denn für die Wett­be­werbs­fä­hig­keit länd­li­cher Räume ist eine hoch­leis­tungs­fä­hi­ge Da­ten­über­tra­gungs­in­fra­struk­tur von exis­ten­zi­el­ler Be­deu­tung“, be­tont Mar­tin Ski­e­be, Land­rat des Land­krei­ses Harz. Das kön­nen Un­ter­neh­men wie die Le­bens­hil­fe nur be­stä­ti­gen: „Als Not­lö­sung haben wir uns vor­über­ge­hend mit LTE aus­ge­hol­fen. Au­ßer­dem haben wir eine Richtfunk-​Strecke von einem Un­ter­neh­men am An­fang des Ge­wer­be­ge­bie­tes zu den Un­ter­neh­men am Ende des Ge­wer­be­ge­bie­tes ge­baut, damit diese eben­falls etwas schnel­ler ar­bei­ten kön­nen“, er­in­nert sich Warne­cke. Er freut sich, dass diese Zeit dank der EU-​Förderung bald der Ver­gan­gen­heit an­ge­hört. „Jetzt fehlt nur noch, dass der Breit­band­aus­bau an un­se­rem Haupt­stand­ort in Wed­ders­le­ben eben­falls ge­för­dert wird.“

(Syl­via Bösch – 14.02.2020)

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

Web­site zum Breit­band­aus­bau im Harz:

http://breitbandregion-​harz.de/

Ein­heits­ge­mein­de Stadt Qued­lin­burg im Breitband-​Wiki:

http://breitbandregion-​harz.de/einheitsgemeinde-​stadt-quedlinburg/

Wei­te­re EU-​Förderungen im Land­kreis Harz:

http://www.kreis-​hz.de/de/euopaeische-​union.html

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Zen­tra­le Ab­was­ser­be­sei­ti­gung für 126 Haus­hal­te

ELER för­dert An­schluss der Orts­la­ge Nißma in der Ge­mein­de Els­ter­aue

Die er­freu­li­che Nach­richt er­reich­te den Ab­was­ser­zweck­ver­band (AZV) Weiße Els­ter – Has­sel­bach/Thier­bach im Spät­som­mer 2017. Da­mals bekam der AZV einen Zu­wen­dungs­be­scheid in Höhe von rund 1,1 Mil­lio­nen Euro von Sachsen-​Anhalts Um­welt­mi­nis­te­rin Prof. Dr. Clau­dia Dal­bert über­reicht. Mit dem För­der­geld aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) konn­te der Ver­band damit be­gin­nen, die kom­plet­te Orts­la­ge Nißma in der Ge­mein­de Els­ter­aue ans zen­tra­le Ab­was­ser­netz an­zu­schlie­ßen. Im Früh­jahr 2018 be­gan­nen die Bau­maß­nah­men zur Ver­le­gung von knapp vier Ki­lo­me­tern Ab­was­ser­lei­tun­gen in Rich­tung Spora. „Für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ist es zwar eine lang­wie­ri­ge Bau­maß­nah­me, aber nach Ab­schluss aller Maß­nah­men haben ins­ge­samt 126 Haus­hal­te in Nißma end­lich einen An­schluss ans zen­tra­le Ab­was­ser­netz“, ver­si­chert An­dre­as Ste­fa­now­ski, Ge­schäfts­füh­rer des AZV Weiße Els­ter – Has­sel­bach/Thier­bach. Die Schaf­fung von Ba­sis­dienst­leis­tun­gen in länd­li­chen Ge­bie­ten zählt zur länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 4 des ELER in Sachsen-​Anhalt und trägt zur Ver­bes­se­rung der Was­ser­wirt­schaft bei.

Kom­ple­xes Bau­vor­ha­ben

Nißma ge­hört zum Orts­teil Spora der Ge­mein­de Els­ter­aue und liegt im öst­lichs­ten Teil des Bur­gen­land­krei­ses nahe der thü­rin­gi­schen Stadt Meu­sel­witz. An­dre­as Ste­fa­now­ski ist in die­sen Tagen häu­fig auf der Bau­stel­le, um sich über den ak­tu­el­len Stand zu in­for­mie­ren: „Wir haben der­zeit einen etwa 3.900 Meter lan­gen Schmutz­was­ser­ka­nal ge­baut. Damit sind be­reits 90 Pro­zent der ge­sam­ten Bau­maß­nah­me fer­tig­ge­stellt“, sagt Ste­fa­now­ski. Das ent­spricht 110 Haus­hal­ten, die an das Ab­was­ser­netz an­ge­schlos­sen sind. Die För­der­mit­tel aus dem ELER in Höhe von 1,1 Mil­lio­nen Euro an den AZV haben das rund 2,9 Mil­lio­nen Euro teure Vor­ha­ben un­ter­stützt.

 

„In Nißma waren noch über­wie­gend alte Klär­an­la­gen aus DDR-​Zeiten in­stal­liert, die nicht mehr dem ak­tu­el­len Stand der Tech­nik ent­spra­chen“, er­läu­tert An­dre­as Ste­fa­now­ski. Die Sa­nie­rung war auch aus Grün­den des Ge­wäs­ser­schut­zes ge­bo­ten. Denn über das alte Ab­was­ser­netz lie­fen die Ab­wäs­ser teil­wei­se un­zu­rei­chend ge­rei­nigt in die Schnau­der, einem etwa 52 Ki­lo­me­ter lan­gen Fluss, der nahe einem Orts­teil von Groitzsch in die Weiße Els­ter mün­det. „Die Was­ser­qua­li­tät in den Ge­wäs­sern rund um Nißma hat sich durch die neuen An­schlüs­se sicht­bar ver­bes­sert“, be­tont der AZV-​Geschäftsführer. So sei zum Bei­spiel der Dorf­teich in Nißma in hei­ßen Som­mer­mo­na­ten frü­her re­gel­mä­ßig um­ge­kippt. „Da dort jetzt keine Ab­wäs­ser mehr hin­ein­flie­ßen, dürf­te das ab so­fort nicht mehr pas­sie­ren“, sagt Ste­fa­now­ski. Nach der ab­was­ser­tech­ni­schen Er­schlie­ßung von Nißma wird das Schmutz­was­ser nun über die vor­han­de­nen An­la­gen in Spora zur Klär­an­la­ge Meu­sel­witz ge­lei­tet, wo es ent­spre­chend ge­rei­nigt wer­den kann.

ELER sorgt für ver­bes­ser­te Le­bens­qua­li­tät

Nach Ab­schluss aller Bau­maß­nah­men im Som­mer 2020 wird der AZV einen Schmutz-​ und Re­gen­was­ser­ka­nal von ca. 4.800 Me­tern Länge in der Orts­la­ge Nißma er­rich­tet haben. Im Zuge der Maß­nah­men wird der Stand­ort nicht nur an die zen­tra­le Ab­was­ser­ka­na­li­sa­ti­on an­ge­schlos­sen, son­dern auch die In­fra­struk­tur auf­ge­wer­tet. Denn die Er­schlie­ßung der Orts­la­ge Nißma wird in Ko­or­di­na­ti­on mit wei­te­ren Bau­last­trä­gern durch­ge­führt. Dazu ge­hört bei­spiels­wei­se der Aus­bau der Kreis­stra­ße auf einer Länge von 715 Me­tern, den der Bur­gen­land­kreis über­nom­men hat. Auch die Ge­mein­de Els­ter­aue be­tei­ligt sich an den Maß­nah­men und setzt in ei­ni­gen Ne­ben­stra­ßen von Nißma den Straßen-​ und Geh­weg­aus­bau fort. Au­ßer­dem küm­mern sich die Mi­de­wa als Was­ser­ver­sor­ger und die en­viaM als En­er­gie­ver­sor­ger um die Ver­le­gung von neuen Trink­was­ser­lei­tun­gen und Erd­ka­beln.

Das War­ten lohnt sich

Die Bau­maß­nah­men waren für die An­woh­ne­rin­nen und An­woh­ner der Orts­la­ge Nißma na­tür­lich mit ei­ni­gen Ein­schrän­kun­gen ver­bun­den, vor allem durch viele ver­kehrs­tech­ni­sche Be­hin­de­run­gen. „Die Ge­duld der An­woh­ner wird sich aber in jedem Fall aus­zah­len“, ver­si­chert An­dre­as Ste­fa­now­ski. „Nißma pro­fi­tiert von den um­fang­rei­chen Maß­nah­men, da sie eine er­heb­li­che Auf­wer­tung der ört­li­chen In­fra­struk­tur, ein mo­der­nes Ab­was­ser­ent­sor­gungs­sys­tem und die damit ver­bun­de­ne Scho­nung von Um­welt und Natur mit sich brin­gen“, sagt An­dre­as Ste­fa­now­ski.

(Alex­an­der Lor­ber – 17.03.2020)

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen über das Ent­wick­lungs­pro­gramm für den länd­li­chen Raum in Sachsen-​Anhalt:

https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/ueber-​die-europaeischen-struktur-und-investitionsfonds/eler/eplr/

In­for­ma­tio­nen zum AZV Weiße Els­ter – Has­sel­bach/Thier­bach:

http://www.azv-​het.de/

Por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“: https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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Altes Her­ren­haus mit viel Liebe und Auf­wand sa­niert

EU-​Förderprogramm für länd­li­che tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur un­ter­stützt bei Sa­nie­rung

Di­rekt am be­lieb­ten „El­be­rad­weg“ zwi­schen den Städ­ten Ha­vel­berg und Tan­ger­mün­de in der Alt­mark liegt das „Guts­haus Kru­se­mark“. Auch der Ja­kobs­weg führt an dem um 1800 er­bau­ten Her­ren­haus vor­bei. Heute be­fin­det sich in dem his­to­ri­schen Guts­haus in Hohenburg-​Krusemark eine klei­ne fa­mi­li­en­ge­führ­te Pen­si­on, in der vor allem Rad­fah­rer und Wan­de­rer immer wie­der gerne ein­keh­ren. Ins­ge­samt 20 Bet­ten mit Früh­stück ste­hen für Über­nach­tungs­gäs­te zur Ver­fü­gung. „Da der El­be­rad­weg di­rekt an un­se­rem alten Her­ren­haus vor­bei­führt, kam uns die Idee, es nicht kom­plett selbst zu nut­zen, son­dern auch als Pen­si­on. Wir haben das Haus in­zwi­schen mit viel Liebe und gro­ßem Auf­wand sa­niert“, er­klärt Eike Trumpf. Er be­treibt die Pen­si­on seit 15 Jah­ren mit sei­ner Fa­mi­lie. Drei Ge­ne­ra­tio­nen sind aktiv: Die Ge­schäfts­füh­rung hat er von sei­ner Schwie­ger­mut­ter über­nom­men, die ihm wei­ter­hin in der Pen­si­on zu­sam­men mit sei­ner Frau und sei­ner äl­tes­ten Toch­ter zur Seite steht.

Durch den ELER ver­bes­ser­te sich tou­ris­ti­sche An­ge­bot der Pen­si­on

Un­ter­stüt­zung für die Sa­nie­rung ihrer Pen­si­on er­hielt Fa­mi­lie Trumpf aus dem För­der­pro­gramm „Länd­li­che Tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur“ des Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Mit Hilfe des Pro­gramms, das zur länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zählt, konn­te die Fa­mi­lie das tou­ris­ti­sche An­ge­bot ihrer Pen­si­on „Guts­haus Kru­se­mark“ ver­bes­sern und er­wei­tern. Da­durch wie­der­um wurde die tou­ris­ti­sche In­fra­struk­tur am El­be­rad­weg und Alt­mark­rund­kurs auf­ge­wer­tet. Bis­lang haben die Trumpfs zwei An­trä­ge für eine EU-​Förderung ge­stellt, um ihre Pen­si­on zu sa­nie­ren. Im Jahr 2016 be­tei­lig­te sich die EU mit rund 11.000 Euro an den Ge­samt­kos­ten von rund 32.000 Euro. 2017 steu­er­te sie mit rund 30.000 Euro eben­falls gut ein Drit­tel der Ge­samt­kos­ten bei. „Ich hatte zum Glück ein paar Vor­kennt­nis­se, was die Be­an­tra­gung von EU-​Fördergeldern be­trifft. Bis zum vor­letz­ten Jahr war ich als haupt­amt­li­cher Bür­ger­meis­ter tätig – erst einer klei­nen Ge­mein­de, spä­ter einer Ver­wal­tungs­ge­mein­schaft und zum Schluss einer Ver­bands­ge­mein­de. Au­ßer­dem bin ich Grün­dungs­mit­glied der LEADER-​Gruppe in der Alt­mark und von An­fang an im Vor­stand die­ser Grup­pe“, er­läu­tert Eike Trumpf.

Zu­erst wur­den Ein­gangs­be­reich, Fuß­bö­den, Bal­kon und Ter­ras­se re­no­viert

Die Sa­nie­rung der Pen­si­on lief ent­spre­chend der bei­den An­trä­ge in zwei Bau­ab­schnit­ten ab. „Im ers­ten Bau­ab­schnitt haben wir den Ein­gangs­be­reich und den Bal­kon sa­niert. Am Bal­kon waren Schä­den und am Ein­gangs­be­reich war Putz zu ge­stal­ten“, so Trumpf. Auch der Fuß­bo­den im Haupt­flur, der quer durch das ganze Haus ver­läuft, ge­hör­te zum Sa­nie­rungs­plan. „Im Haupt­flur waren meh­re­re Linoleum-​Böden über­ein­an­der ge­klebt. Mit den EU-​Mitteln haben wir die ur­sprüng­li­chen Die­len wie­der frei­ge­legt und ent­spre­chend auf­ge­ar­bei­tet. Der alte Die­len­bo­den strahlt jetzt wie­der im alten Glanz“, schwärmt der Pensions-​Geschäftsführer. Es galt auch, Bau­sün­den zu be­sei­ti­gen: „Im Früh­stücks­saal hat man zu DDR-​Zeiten an drei Stel­len Nacht­spei­cher­öfen hin­ein­ge­baut und dafür ein­fach das Par­kett zer­schnit­ten sowie Fun­da­men­te mit Flie­sen her­ein­ge­klebt. Diese Stel­len haben wir mit Ei­chen­par­kett ent­spre­chend an­ge­passt“, er­läu­tert er. Schließ­lich wurde im Rah­men des ers­ten EU-​Förderantrags auch die Gar­ten­ter­ras­se samt Frei­trep­pe wie­der im ur­sprüng­li­chen Zu­stand her­ge­stellt.

Es folg­ten neue Ge­län­der, Gau­ben und zu­sätz­li­cher Wohn­raum

Im Jahr 2017 be­gann dann der zwei­te Bau­ab­schnitt: Dabei bekam die Ne­ben­ein­gangs­trep­pe einen neuen Belag und ein Ge­län­der. Auch die zum Park füh­ren­den Frei­trep­pe er­hielt nun ein schmie­de­ei­ser­nes Ge­län­der. Das Par­kett im Früh­stücks­saal wurde kom­plett ver­sie­gelt und in der ers­ten Etage ent­stand auf jeder Dach­sei­te ein wei­te­rer Auf­bau. Auf jeder Seite be­fin­den sich jetzt je­weils zwei Schlepp­gau­ben mit flach ge­neig­ten Dä­chern über den Fens­tern. „Die Zim­mer hin­ter den neuen Gau­ben sind ent­we­der hel­ler ge­wor­den oder haben zu­sätz­li­chen Wohn­raum ge­won­nen, so­dass wir zum Bei­spiel in einer Fe­ri­en­woh­nung von drei auf vier Bet­ten auf­sto­cken konn­ten“, freut sich Trumpf. „Au­ßer­dem haben wir auf dem obe­ren Walm­dach zwei Fle­der­m­aus­gau­ben wie­der re­kon­stru­iert.“ Da­durch ist auch das äu­ße­re Er­schei­nungs­bild des Guts­hau­ses har­mo­ni­scher ge­wor­den.

Nächs­ter För­der­an­trag zum Thema Bar­rie­re­frei­heit

In­zwi­schen ste­hen für Rad­ler, Wan­de­rer, Rei­ter und Ur­lau­ber vier Fe­ri­en­woh­nun­gen für zwei bis vier Per­so­nen, sechs Dop­pel­zim­mer und zwei Ein­zel­zim­mer zur Ver­fü­gung. Wäh­rend ihres Auf­ent­halts haben die Gäste die Mög­lich­keit, die Ter­ras­se mit Grille­cke und Lie­ge­wie­se zu nut­zen, ein gutes Glas Wein wahl­wei­se im Jagd­zim­mer oder im ge­müt­li­chen Wein­kel­ler zu ge­nie­ßen oder in der Sauna im Ge­wöl­be­kel­ler zu ent­span­nen. Auch Fa­mi­li­en­fei­ern wie Hoch­zei­ten und Ge­burts­ta­ge mit bis zu 70 Per­so­nen wer­den im Saal des Guts­hau­ses Kru­se­mark re­gel­mä­ßig ge­fei­ert. Dar­über hin­aus fin­den das ganze Jahr über Firmen-​Veranstaltungen, Kon­zer­te und Le­sun­gen statt. Als nächs­tes würde Eike Trumpf gerne einen Fahr­stuhl für die Gäste ein­bau­en las­sen, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß un­ter­wegs sind. „Man muss al­lei­ne schon 15 Stu­fen hoch gehen, damit man in das Erd­ge­schoss ge­langt, weil der Kel­ler ein ge­wis­ses Maß aus der Erde her­aus­steht“, er­klärt er. Der nächs­te EU-​Förderantrag im Rah­men der Dorf­ent­wick­lung durch die Ver­bes­se­rung der länd­li­chen tou­ris­ti­schen In­fra­struk­tur sei dafür be­reits in Pla­nung. „Es ist er­freu­lich, dass auch Pri­vat­leu­te von der EU pro­fi­tie­ren kön­nen und dass die EU bis in ein klei­nes Dorf mit einer klei­nen Pen­si­on mit ent­spre­chen­den Me­cha­nis­men Geld bei­steu­ern kann. Das ist schon etwas Po­si­ti­ves“, be­tont Trumpf.

(Syl­via Bösch – 11.09.2019)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Lo­ka­le Ak­ti­ons­grup­pe Mitt­le­re Alt­mark (LEA­DER):

http://mittlere-​altmark.de/ak­tu­ell/

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Kin­der freu­en sich über mo­der­nes Kita-​Gebäude

Bar­le­ben schafft mit dem För­der­pro­gramm STARK III ELER neue Ki­ta­plät­ze

Vom Spiel­platz aus konn­ten die Kin­der der Kin­der­ta­ges­stät­te „Gän­se­blüm­chen“ in Eben­dorf die Ar­bei­ten am Er­satz­neu­bau für ihre Kita ge­spannt mit­ver­fol­gen. Schließ­lich ent­stand ihr neues Ge­bäu­de nur we­ni­ge Meter von der alten Ein­rich­tung ent­fernt. Ins­ge­samt 3,1 Mil­lio­nen Euro hat der Neu­bau die Ge­mein­de Bar­le­ben ge­kos­tet. Dafür hat die Kom­mu­ne rund 2,25 Mil­lio­nen Euro För­der­mit­tel aus dem ELER-​Förderprogramm STARK III des Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) nut­zen kön­nen. Über STARK III ELER wird die Sa­nie­rung von Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen, Schu­len sowie da­zu­ge­hö­ri­gen Sport­stät­ten und Au­ßen­an­la­gen in Sachsen-​Anhalt ge­för­dert. Das För­der­pro­gramm ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen. „Die Kin­der wie auch die Er­zie­he­rin­nen und Er­zie­her füh­len sich im neuen Ge­bäu­de wie Zu­hau­se“, sagt Sören Datow, stell­ver­tre­ten­der Lei­ter der Kita „Gän­se­blüm­chen“.

Der Alt­bau war längst bau­fäl­lig

„Wir hät­ten mit dem Umzug in ein neues, mo­der­ne­res Ge­bäu­de am liebs­ten schon frü­her be­gon­nen“, sagt Kat­rin Röh­rig, Lei­te­rin des Ge­bäu­de­ma­nage­ments und Wirt­schafts­hofs der Ge­mein­de Bar­le­ben. Der Alt­bau bot kaum noch Platz, um neue Kin­der auf­zu­neh­men. Das Be­treu­ungs­team muss­te sogar auf dem Flur seine Pau­sen ma­chen. Im Kel­ler waren ei­ni­ge Be­rei­che wegen Sa­nie­rungs­be­darf teil­ge­sperrt. „Doch für den Aus­bau der Kin­der­ta­ges­stät­te hätte die Kom­mu­ne hohe Ei­gen­mit­tel in die Hand neh­men müs­sen“, er­klärt Kat­rin Röh­rig. Des­we­gen kam das STARK III-​Programm für Bar­le­ben wie ge­ru­fen. Seit Som­mer 2019 ist der Neu­bau fer­tig­ge­stellt. Er ist kom­plett bar­rie­re­frei, bie­tet dank ein­ge­bau­ter Luft-​Wärme-Pumpe eine Hei­zungs­ver­sor­gung nach den neu­es­ten Stan­dards und löst auch das frü­he­re Platz­pro­blem. Ins­ge­samt 120 Kin­der kann die Kita „Gän­se­blüm­chen“ jetzt auf­neh­men, etwa 30 mehr als bis­lang.

Viel Platz zum Toben, Essen und Ent­span­nen

Im Erd­ge­schoss be­fin­det sich die Kin­der­krip­pe für die Kleins­ten. Der Kin­der­gar­ten für die Drei- bis Sechs­jäh­ri­gen ist im Ober­ge­schoss un­ter­ge­bracht. Ein ech­ter Blick­fang auf der obe­ren Etage ist der neue Be­we­gungs­raum: „Frü­her muss­ten wir mit den Kin­dern für sport­li­che Ak­ti­vi­tä­ten mehr als eine halbe Stun­de zur ört­li­chen Turn­hal­le lau­fen“, er­zählt Sören Datow. „Das ging mit den Klein­kin­dern gar nicht, da sie sol­che wei­ten Wege noch nicht schaf­fen.“ Auch auf dem Au­ßen­ge­län­de ist jetzt vie­les ein­fa­cher ge­wor­den: So sind zum Bei­spiel die Wege zu den Toi­let­ten deut­lich kür­zer, da der Er­satz­neu­bau näher am Spiel­platz liegt als der frü­he­re Alt­bau.

Im Neu­bau gibt es viele neue Räume. Dar­un­ter eine Kin­der­kü­che, eine Ca­fe­te­ria, in der die Kin­der spei­sen, und einen „Snoe­zel­raum“, in dem sie auch Mit­tags­ru­he hal­ten kön­nen. Ein neuer For­schungs­raum lädt zum Ler­nen und Ex­pe­ri­men­tie­ren ein. „Durch die vie­len zu­sätz­li­chen Funk­ti­ons­räu­me kann die Kita neue päd­ago­gi­sche Kon­zep­te ein­füh­ren, wie sie unter an­de­rem das Bil­dungs­pro­gramm ‚Bil­dung: ele­men­tar‘ des Lan­des Sachsen-​Anhalt  for­dert“, er­klärt Röh­rig. Au­ßer­dem seien die Räume viel fle­xi­bler nutz­bar, er­gänzt Sören Datow: „Wir kön­nen nach dem Bas­teln auch ein­mal alles lie­gen las­sen, um den El­tern die Werke ihrer Kin­der zu zei­gen. Im alten Ge­mein­schafts­raum hätte man di­rekt wie­der Platz schaf­fen müs­sen für das Mit­tag­essen.“

Bar­le­ben baut mit ELER-​Mitteln wei­te­re Kitas aus

Wäh­rend die Kin­der in Eben­dorf ihren Neu­bau schon be­zo­gen haben, er­hält die Ge­mein­de Bar­le­ben wei­te­re För­der­mit­tel für die Sa­nie­rung von zwei Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen. „Die Kita „Gän­se­blüm­chen“ war unser ers­tes STARK III-​Projekt. In­zwi­schen sind für zwei wei­te­re Bau­vor­ha­ben ELER-​Fördermittel aus dem STARK III-​Programm be­wil­ligt wor­den“, be­stä­tigt Röh­rig. Die Meit­zen­dor­fer Kita „Bir­ken­wich­tel“ er­hält bald auch einen ge­räu­mi­gen Anbau und das Be­stands­ge­bäu­de wird sa­niert. Im April 2020 soll an­schlie­ßend der Kin­der­gar­ten mit Hort in Bar­le­ben sa­niert und er­wei­tert wer­den. „Un­se­re Ge­mein­de ver­zeich­net ent­ge­gen dem all­ge­mei­nen Lan­des­trend wie­der stei­gen­de Ge­bur­ten­ra­ten. Daher ist es enorm wich­tig, dass wir schnellst­mög­lich neue Ki­ta­plät­ze schaf­fen“, be­tont Ge­mein­de­mit­ar­bei­te­rin Kat­rin Röh­rig.

(Alex­an­der Lor­ber – 20.12.2019)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/ 

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen über die wirt­schaft­li­che Be­le­bung und le­bens­wer­te Ge­stal­tung länd­li­cher Räume in Sachsen-​Anhalt:

https://mule.sachsen-​anhalt.de/land­wirt­schaft/laendlicher-​raum/dorferneuerung-​und-entwicklung/ 

 

In­for­ma­tio­nen über das STARK III-​Programm:

https://star­kiii.sachsen-​anhalt.de/foerder-​und-investitionsprogramm-stark-iii-stark-fuer-sachsen-anhalt/ 

 

In­for­ma­tio­nen der EU-​Kommission zur Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums 2014 bis 2020:

https://ec.eu­ro­pa.eu/agri­cul­tu­re/rural-​development-2014-2020_de

 

Pres­se­mit­tei­lung über die ak­tu­el­len STARK III-​Maßnahmen der Ge­mein­de Bar­le­ben: 

https://www.bar­le­ben.de/Start­sei­te/index.php?NavID=2276.48&ob­ject=tx%7C2276.4796.1&La=1 

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Ehe­ma­li­ge Kauf­hal­le ist heute ein Box­club

ELER-​Mittel haben den Umbau er­mög­licht

Frü­her konn­te man in der Halle im De­ers­hei­mer Orts­zen­trum Le­bens­mit­tel kau­fen. Doch seit 2012 stand das Ge­bäu­de der ehe­ma­li­gen PUG-​Kaufhalle leer. In­zwi­schen er­strahlt die noch aus DDR-​Zeiten stam­men­de Halle wie­der in neuem Glanz. Wo frü­her Supermarkt-​Regale stan­den, ist heute die neue Trai­nings­stät­te des Ver­eins „Pahl­bur­ger Box­club“ aus Dardes­heim. „Wir waren schon seit Län­ge­rem auf der Suche nach einem ge­eig­ne­ten Ge­bäu­de, damit wir uns ver­grö­ßern und unser An­ge­bot etwas brei­ter auf­stel­len kön­nen. Durch Zu­fall haben wir dann im Vor­bei­fah­ren das Ver­kaufs­schild der Halle in De­ers­heim ent­deckt. Nach der Be­sich­ti­gung haben wir uns ent­schie­den, dass wir das Ob­jekt gut zur Box­hal­le um­bau­en könn­ten“, er­läu­tert der Ver­eins­vor­sit­zen­de Mar­tin Bor­chers. Die Halle, die der Box­club vor­her im Nach­bar­ort Dardes­heim an­ge­mie­tet hatte, war in­zwi­schen für das Trai­nings­an­ge­bot zu klein ge­wor­den. Au­ßer­dem war sie nicht be­heiz­bar und es gab keine ge­trenn­ten Sa­ni­tär­an­la­gen.

Dach, Fas­sa­de und Sa­ni­tär­an­la­gen sa­niert

Seit 2015 ge­hört die ehe­ma­li­ge Kauf­hal­le in De­ers­heim dem Pahl­bur­ger Box­club. Seit­dem haben Mar­tin Bor­chers und sein Team nach Fei­er­abend un­zäh­li­ge Ar­beits­stun­den in­ves­tiert, um das Ge­bäu­de für die sport­li­chen Zwe­cke her­zu­rich­ten. Un­ter­stützt wur­den sie dabei vom Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Durch die EU-​Mittel konn­te der Box­club die Sa­ni­tär­an­la­gen er­neu­ern, Dach und Fas­sa­de in­klu­si­ve Fens­ter und Türen sa­nie­ren sowie neue Elek­tro­lei­tun­gen legen las­sen. An den Ge­samt­kos­ten von rund 100.000 Euro be­tei­lig­te sich die EU mit gut 81.000 Euro. Wei­te­re 9.000 Euro steu­er­te das Land bei. Die Um­bau­maß­nah­me ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen, zu der auch die För­de­rung der lo­ka­len Ent­wick­lung in länd­li­chen Ge­bie­ten im Rah­men von LEA­DER und CLLD zählt. Die Lo­ka­le Ak­ti­ons­grup­pe (LAG) „Rund um den Huy“ un­ter­stütz­te das Pro­jekt und er­mög­lich­te im Rah­men ihrer Lo­ka­len Ent­wick­lungs­stra­te­gie die För­de­rung. Der Box­club ist sogar als eines von fünf LEADER-​Projekten aus Sachsen-​Anhalt für das Pro­gramm „Neu­land­ge­win­ner“ der Robert-​Bosch-Stiftung no­mi­niert wor­den. Denn durch die sport­li­che Be­tä­ti­gung wird die Halle nicht nur wie­der sinn­voll ge­nutzt, sie reiht sich auch noch gut in das Ge­bäu­de­en­sem­ble ein, be­stehend aus Kin­der­gar­ten, Dorf­ge­mein­schafts­haus mit Ju­gend­club, Se­nio­ren­treff und Sport­ler­heim, Dorf­la­den und Edel­hof­hal­le.

Am Hal­le­n­en­de ist der Box­ring auf­ge­baut

„Stück für Stück haben wir mit einer vier Mann-​Besatzung zu­nächst die ganze Halle aus­ge­räumt. Dann haben wir an­ge­fan­gen, Wände ein­zu­rei­ßen, neue Trockenbau-​Wände zu stel­len und die Halle zu re­no­vie­ren. Al­ler­dings haben wir schnell fest­ge­stellt, dass wir an un­se­re Gren­zen kom­men“, er­zählt Mar­tin Bor­chers. Darum habe sich der Ver­ein ent­schie­den, für den Umbau einen An­trag auf eine EU-​Förderung zu stel­len. „Zur­zeit wer­den noch die Männer-​Umkleide und die Du­sche sa­niert. Die Halle kön­nen wir aber schon zum Trai­nie­ren nut­zen“, so der Boxclub-​Betreiber. Am Ende der 16 mal 8 Meter gro­ßen Halle ist der Box­ring auf­ge­baut. An den Sei­ten hän­gen je­weils fünf Box­sä­cke. Durch ein gro­ßes Fens­ter haben In­ter­es­sier­te die Mög­lich­keit, vom Auf­ent­halts­raum aus den Nach­wuchs­bo­xern beim Trai­ning zu­zu­schau­en.

Box­club freut sich über gro­ßen Zu­spruch

„An­ge­fan­gen mit fünf ak­ti­ven und zehn pas­si­ven Mit­glie­dern konn­ten wir die Mit­glie­der­zahl seit­dem mehr als ver­dop­peln“, freut sich Mar­tin Bor­chers. „Wir wol­len unser Sport­an­ge­bot gerne noch er­wei­tern und uns vor allem der Nach­wuchs­ar­beit wid­men. Mit den Kin­dern fah­ren wir auch zu lan­des­wei­ten Wett­be­wer­ben. Au­ßer­dem pla­nen wir einen Zumba-​ und einen Selbst­ver­tei­di­gungs­kurs.“ Ak­tu­ell fin­det das Box­trai­ning drei­mal die Woche statt. Mar­tin Bor­chers boxt sel­ber schon seit circa 20 Jah­ren. „Das Boxen hat am ehe­ma­li­gen Stand­ort un­se­res Box­clubs in Da­ders­heim eine län­ge­re Tra­di­ti­on. Bis in die 70er-​Jahre wurde dort aktiv ge­boxt. An­fang der 2000er-​Jahre hat mein da­ma­li­ger Box­leh­rer das wie­der auf­le­ben las­sen, so Bor­chers. Zu die­sem Zeit­punkt fing auch der 35-​Jährige mit dem Boxen an. „Ir­gend­wann habe ich dann den Trai­ner­schein ge­macht. In­zwi­schen trai­nie­re ich auch Kin­der.“ Die Idee, einen ei­ge­nen Ver­ein zu grün­den, ent­stand 2012. Ge­ra­de als klei­ner Ver­ein habe man es je­doch schwer, sich selbst etwas auf­zu­bau­en. Daher freut Mar­tin Bor­chers sich be­son­ders, dass die EU-​Mittel den größ­ten Teil der Um­bau­kos­ten sei­nes Box­clubs ab­de­cken: „Ich finde es eine sehr schö­ne Sache, dass Ver­ei­ne im länd­li­chen Be­reich ge­för­dert wer­den. Das kommt der Ge­mein­schaft auf jeden Fall sehr zu­gu­te.“ 

(Syl­via Bösch – 06.01.2020)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/ 

Wei­te­re Quel­len:

Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de 

 

Künf­ti­ger In­ter­net­auf­tritt des Pahl­bur­ger Box­clubs:

https://www.pahlburger-​boxclub.de/ 

 

In­for­ma­tio­nen des Lan­des­Sport­Bun­des Sachsen-​Anhalt zur ELER-​Förderung für Sport­ver­ei­ne: 

https://www.lsb-​sachsen-anhalt.de/2015/o.red.r/spo­bau­eu.php?nav1=7&nav2=25&nav3=69 

Hanf si­chert Ein­kom­men

Jun­g­land­wirt er­hält ELER-​Mittel um Le­cke­rei­en aus Hanf an­zu­bie­ten

Ob Ingwer-​Hanfnudeln, Hanf-​Erdbeertee oder Hanf­scho­ko­la­de – wer sich im On­line­shop des Land­ho­fes Lin­den­berg um­schaut, staunt nicht schlecht, was man alles aus Hanf her­stel­len kann. Denn Nutz­hanf ist nicht nur ge­sund, son­dern auch viel­sei­tig ver­wert­bar. Auf eine be­rau­schen­de Wir­kung war­tet man al­ler­dings ver­ge­bens, da die­ser Hanf einen sehr nied­ri­gen THC-​Gehalt hat. Land­wirt Ma­ri­us Wöll­ner hat sich auf sei­nem Hof in der Alt­mark auf den Anbau und die Ver­mark­tung von Ni­schen­kul­tu­ren wie Nutz­hanf spe­zia­li­siert. Da­durch will er sich auf dem Markt von an­de­ren öko­lo­gisch pro­du­zie­ren­den An­bie­tern ab­he­ben. Aber es gibt noch einen wei­te­ren Grund: „Wir haben in der Alt­mark recht san­di­gen Boden. Das sind keine guten Vor­aus­set­zun­gen, um Acker­bau zu be­trei­ben. Der Hanf kommt mit die­sen Bo­den­ver­hält­nis­sen aber gut klar und in einem ge­wis­sen Grad auch mit der Tro­cken­heit“, er­läu­tert Wöll­ner. „Der Hanf zählt zu den Kul­tu­ren, die mir und mei­ner Fa­mi­lie auch bei einer ge­rin­ge­ren Ernte ein si­che­res Ein­kom­men er­mög­licht“, so der Vater von zwei Kin­dern. Neben ihm sind noch seine Mut­ter Gud­run und Le­bens­ge­fähr­tin Sonja Beu­tel in dem Bio­be­trieb tätig, den er im Juli 2016 von sei­nem Vater Hart­mut über­nom­men und neu aus­ge­rich­tet hat.

Hanf­sa­men gilt als Su­per­food für Life­sty­lebe­wuss­te

Bei sei­nen Plä­nen un­ter­stützt wird der 33-​Jährige mit Mit­teln aus dem För­der­pro­gramm „Exis­tenz­grün­dungs­bei­hil­fe Jun­g­land­wir­te“ des Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Fünf Jahre lang, noch bis zum Jahr 2023, er­hält Wöll­ner ins­ge­samt 52.500 Euro von der EU, damit er die Pro­duk­ti­ons­struk­tur sei­nes Be­trie­bes durch den Anbau, die Auf­be­rei­tung und Ver­mark­tung von Son­der­kul­tu­ren er­wei­tern kann. 17.500 Euro steu­ert das Land Sachsen-​Anhalt aus Lan­des­mit­teln bei. Das För­der­pro­gramm für Jun­g­land­wir­te ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 „För­de­rung der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung in länd­li­chen Ge­bie­ten“ zu­zu­ord­nen. Um diese För­de­rung zu er­hal­ten, muss­te Ma­ri­us Wöll­ner ein schlüs­si­ges Kon­zept ein­rei­chen, das vor allem auf den Anbau von Son­der­kul­tu­ren aus­ge­rich­tet war. „Für Kul­tu­ren wie Hanf braucht man eine Trocknungs-​ und eine Auf­be­rei­tungs­an­la­ge. Die Samen wer­den bei uns ge­rei­nigt und auf­be­rei­tet. Da­nach gehen sie zur Wei­ter­ver­ar­bei­tung ins re­gio­na­le Netz­werk“, er­klärt Wöll­ner. Zum re­gio­na­len Netz­werk zäh­len zum Bei­spiel Müh­len. Sie ver­ar­bei­ten die Samen zu Hanf­mehl oder Öl wei­ter. Al­ter­na­tiv wer­den die Samen ähn­lich wie Chi­a­sa­men auch di­rekt ver­kauft. Dabei haben sich die Land­wir­te am Superfood-​Markt ori­en­tiert, zu des­sen Öko- und Lifestyle-​Produkten auch der Hanf­sa­men ge­hö­ren.

Auch die Blät­ter und Blü­ten wer­den wei­ter­ver­ar­bei­tet

„Neben den Samen ver­wer­ten wir auch die Blät­ter und Blü­ten der Hanf­pflan­ze. Eine klei­ne Tee-​Manufaktur bei uns in der Um­ge­bung füllt die Hanf­blät­ter zu Tee ab. Au­ßer­dem be­lie­fern wir Braue­rei­en, die Bier dar­aus her­stel­len. Die Blü­ten wer­den eben­falls für Tee oder für kos­me­ti­sche Pro­duk­te wie Sal­ben und Cremes ver­wen­det“, be­schreibt der Jun­g­land­wirt, der zu­sam­men mit sei­ner Le­bens­ge­fähr­tin sei­nen Mas­ter in Öko­lo­gi­scher Land­wirt­schaft in Kas­sel mach­te. Auch Scho­ko­la­de und Nu­deln ent­ste­hen aus den Hanf­pflan­zen von Ma­ri­us Wöll­ner: „Die Scho­ko­la­de wird zum Bei­spiel in der Schokoladen-​Manufaktur in der Alt­mark her­ge­stellt. Unser Fokus ist, dass die Wei­ter­ver­ar­bei­tung vor Ort von­stat­ten geht, um so re­gio­na­le Wert­schöp­fungs­ket­ten auf­zu­bau­en und zu stär­ken. Da­durch wie­der­um kön­nen wir Ar­beits­kräf­te mo­bi­li­sie­ren und ein­bin­den“. Für ihre Pro­duk­te haben die Land­wir­te sogar ein ei­ge­nes Label „darum­Bio“ ge­schaf­fen. Ihre Er­zeug­nis­se ver­kau­fen sie di­rekt über das In­ter­net oder ver­trei­ben sie an den Ein­zel­han­del sowie Bio­lä­den in Mit­tel­deutsch­land. Un­ter­stützt wird die Fa­mi­lie von einem An­ge­stell­ten sowie einem Lehr­ling. „Au­ßer­dem haben wir noch ein bis zwei junge Leute, die ihr frei­wil­li­ges öko­lo­gi­sches Jahr in un­se­rem Be­trieb ab­sol­vie­ren. Das ist eine Art Ori­en­tie­rungs­jahr. Hinzu kom­men noch Saison-​Arbeitskräfte und Prak­ti­kan­ten. Im Durch­schnitt sind fünf bis sechs Leute bei uns tätig“, so Wöll­ner.

Die Hanf­pflan­zen sind am wi­der­stands­fä­higs­ten gegen Dürre

Neben Hanf bauen die Land­wir­te in der Alt­mark noch wei­te­re Son­der­kul­tu­ren wie zum Bei­spiel Lu­pi­nen an, deren Samen als ei­weiß­rei­che Fleischersatz-​Alternative zu Soja gel­ten. Diese Samen ver­kau­fen sie re­gio­nal ge­rös­tet und ge­mah­len als Lu­pi­nen­kaf­fee. Er­gänzt wird das Sor­ti­ment noch durch Arznei-​ und Ge­würz­pflan­zen wie Kör­ner­fen­chel, Pfef­fer­min­ze, Küm­mel und Dra­chen­kopf. Auch diese Kul­tu­ren wer­den ent­spre­chend auf­be­rei­tet und ge­trock­net. „Im letz­ten Jahr hat­ten wir ins­ge­samt 16 Kul­tu­ren, dar­un­ter auch Lin­sen, an­ge­baut. Aber durch die Tro­cken­pe­ri­ode sind etwa zwei Drit­tel der Son­der­kul­tu­ren ver­trock­net. Der Hanf hat noch mit am längs­ten durch­ge­hal­ten“, stellt Wöll­ner fest.

Mit Un­ter­stüt­zung des ELER Jun­g­land­wir­te im Land hal­ten

Von der Exis­tenz­grün­dungs­bei­hil­fe für Jun­g­land­wir­te er­fuhr Ma­ri­us Wöll­ner über das re­gio­na­le Land­wirt­schafts­amt. „Man hat den Be­darf er­kannt, etwas zu un­ter­neh­men, wenn man junge Leute im Land hal­ten oder ihnen eine Chan­ce geben will. Das ist sehr löb­lich, denn auf dem dünn be­sie­del­ten Land ist es deut­lich schwe­rer als an­ders­wo, eine Exis­tenz­grund­la­ge für sich und seine Fa­mi­lie zu si­chern“, be­tont Ma­ri­us Wöll­ner.

(Syl­via Bösch – 04.09.2019)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

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Ver­wun­sche­nes Haus ent­puppt sich als "Toskana-​Schlösschen"

Dank EU-​Mitteln blei­ben die Mau­ern rund um das Wein­berg­haus er­hal­ten

In kaum einer an­de­ren deut­schen Re­gi­on be­fin­den sich so viele his­to­ri­sche Wein­berg­häu­ser wie in der Saale-​Unstrut-Region in Sachsen-​Anhalt. Die größ­te Viel­falt gibt es auf dem Schwei­gen­berg im Wein­bau­ge­biet Frey­burg an der Un­strut: Hier ste­hen auf 20 Hekt­ar Flä­che rund 90 Wein­berg­häu­ser. Das be­rühm­tes­te von ihnen ist das so­ge­nann­te „Toskana-​Schlösschen", das in zahl­rei­chen Rei­se­füh­rern, Bü­chern und Bild­bän­den zu sehen ist. Um­ge­ben von his­to­ri­schen Tro­cken­mau­ern ist es längst zu einem Mar­ken­zei­chen der Wein­bau­re­gi­on Saale-​Unstrut ge­wor­den. Dr. Wolf­gang Stie­ler hat das „Toskana-​Schlösschen“ durch einen glück­li­chen Zu­fall er­wor­ben. „Wir sind vor mehr als zehn Jahre re­gel­mä­ßig zum Wan­dern in der Thü­rin­ger Muschelkalk-​Region un­ter­wegs ge­we­sen. Ir­gend­wann habe ich mei­ner Frau vor­ge­schla­gen, durch das schö­ne Saale-​Unstrut-Gebiet zu­rück­zu­fah­ren. Auf der ge­gen­über­lie­gen­den Seite des Schwei­gen­bergs in Frey­burg ent­deck­ten wir dann in einer Steil­hang­la­ge ein altes ver­wun­sche­nes Häus­chen von etwa 1860, er­zählt der im nordrhein-​westfälischen Her­ford prak­ti­zie­ren­de Haut­arzt. „Ich habe zum Spaß zu mei­ner Frau ge­sagt ‚Das kannst du kau­fen‘. Wir haben uns dann in der In­nen­stadt er­kun­digt. Über viele Um­we­ge ist es uns tat­säch­lich ge­lun­gen, die­ses Häus­chen von einer west­deut­schen Er­ben­ge­mein­schaft zu er­wer­ben.“

His­to­ri­sche Tro­cken­mau­ern wur­den durch EU-​Fördermaßnahmen sa­niert

Ins­ge­samt be­fin­den sich auf sei­nem Grund­stück rund 800 Qua­drat­me­ter an Tro­cken­mau­ern. Sie prä­gen hier das Land­schafts­bild. „Für den Er­halt eines Teils die­ser wun­der­ba­ren his­to­ri­schen Na­tur­stein­mau­ern habe ich als Ei­gen­tü­mer För­der­maß­nah­men von der EU be­kom­men. Ge­ra­de im Spät­win­ter kann es nach star­ken Frös­ten und an­schlie­ßend star­ken Nie­der­schlä­gen zu Mauer­ein­brü­chen kom­men und die zu be­sei­ti­gen, ist meist sehr kos­ten­in­ten­siv. Dann würde sich der Steil­la­gen­wein­bau mit Si­cher­heit nicht mehr rech­nen. In­so­fern ist das schon sehr gut, dass es diese För­der­maß­nah­men zum Er­halt der Mau­ern gibt“, be­tont er. Von der Mög­lich­keit einer EU-​Förderung hat der Haut­arzt durch Ge­sprä­che mit be­freun­de­ten Win­zern und dem Päch­ter, aber auch durch den Wein­bau­ver­band sowie durch einen Ar­ti­kel im Naum­bur­ger Ta­ge­blatt er­fah­ren. Ins­ge­samt fie­len zu­letzt auf sei­nem Berg für die Er­hal­tung des Steil­la­gen­wein­baus Kos­ten von rund 100.000 Euro an, an denen sich die EU mit rund 45.000 Euro be­tei­lig­te. Das gleich­na­mi­ge För­der­pro­gramm des Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen, in wel­cher die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung in länd­li­chen Ge­bie­ten ge­för­dert wird.

Bio­top für sel­te­ne Tiere und Pflan­zen

„So schö­ne Tro­cken­mau­ern gibt es nur noch in ganz we­ni­gen Ge­gen­den Mit­tel­eu­ro­pas. Au­ßer­dem ist die Re­gi­on ein wun­der­ba­res Bio­top für eine Viel­zahl sel­te­ner Tiere und Pflan­zen“, er­läu­tert Wolf­gang Stie­ler. Zum Bei­spiel leben dort Schlin­g­nat­tern sowie eine Fülle an in­ter­es­san­ten Schmet­ter­lin­gen und sel­te­nen Vö­geln. Au­ßer­dem wach­sen dort noch Farne wie die Mau­er­rau­te, der Wein­bergslauch und ge­schütz­te Or­chi­deen­sor­ten. So­weit es mög­lich ist, fah­ren Wolf­gang Stie­ler und seine Frau in der war­men Jah­res­zeit jedes Wo­chen­en­de in ihr Wein­berg­haus, das op­tisch an eine klei­ne tos­ka­ni­sche Villa er­in­nert und daher den Namen „Toskana-​Schlösschen“ er­hielt. „Ich küm­me­re mich in ers­ter Linie um den Er­halt des Häus­chens und des Grund­stücks sowie um die da­zu­ge­hö­ren­den Obst­wie­sen, wo ich eine Viel­zahl his­to­ri­scher Obst­sor­ten kul­ti­vie­re“, so der Wein­berg­ei­gen­tü­mer. Den Wein­berg selbst, auf dem an rund 4.500 Reb­stö­cken Ries­ling­trau­ben wach­sen, ver­pach­tet er an ein Wein­gut der Re­gi­on.

Ohne ELER wären Win­zer kaum kon­kur­renz­fä­hig

Wich­tig sei vor allem, den Win­zern durch den Er­halt der Land­schaft und der da­zu­ge­hö­ri­gen Mau­ern zu hel­fen, im Wett­be­werb kon­kur­renz­fä­hig zu blei­ben. Warum ge­ra­de in der Re­gi­on Saale-​Unstrut noch so viele Wein­berg­häu­ser und Tro­cken­mau­ern vor­han­den sind, er­klärt Stie­ler so: „In vie­len Re­gio­nen Deutsch­lands wur­den die Wein­berg­mau­ern seit Mitte der 1950er Jahre weg­ge­ris­sen, um die Berge leich­ter mit Hilfs­ge­rä­ten und klei­nen Trak­to­ren be­wirt­schaf­ten zu kön­nen. In der DDR hat die­ser Um­bruch in die­ser Re­gi­on über­haupt nicht statt­ge­fun­den, so­dass wirk­lich vie­les an alten Wein­berg­häus­chen und Mau­ern er­hal­ten ge­blie­ben ist. Das ist für Deutsch­land ein­ma­lig.“ In an­de­ren Re­gio­nen, wo der Wein­bau auf einer Ebene oder in leich­ter Hang­la­ge statt­fin­den kann, sei die Be­wirt­schaf­tung und Ver­sor­gung des Wein­bergs sowie der Reben na­tür­lich deut­lich ein­fa­cher. „In der Steil­hang­la­ge muss ja jedes Ma­te­ri­al nach oben ge­bracht wer­den und die Pfle­ge­maß­nah­men im Berg sind aus­ge­spro­chen schwie­rig. Wenn man dann be­rück­sich­tigt, dass immer wie­der Mau­ern ein­stür­zen, wären die ört­li­chen Win­zer an­sons­ten kaum kon­kur­renz­fä­hig“, so Stie­ler. „Daher ist die EU-​Förderung eine echte Stüt­ze für die Re­gi­on, die mit Aus­nah­me von Land­wirt­schaft und Tou­ris­mus re­la­tiv struk­tur­schwach ist und kei­ner­lei Schwer­indus­trie hat. Die EU hat der Re­gi­on sehr ge­hol­fen und hilft der Re­gi­on auch wei­ter­hin sehr“, be­tont er. 

(Syl­via Bösch – 27.08.2019)

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

Web­site des Wein­bau­ver­bands Saale-​Unstrut:

https://www.weinbauverband-​saale-unstrut.de/de/2/wein­bau­ver­band/ueber-​uns 

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Bör­de­grund­schu­le in Herms­dorf er­baut - Turn­hal­le folgt schon bald

ELER-​Förderprogramm Stark III un­ter­stützt Ge­mein­de beim Grund­schul­bau

„Wir haben eine große grüne Gir­lan­de an das Schul­ge­bäu­de an­ge­bracht und ganz viele Luft­bal­lons. Auch Sachsen-​Anhalts Mi­nis­ter­prä­si­dent Rei­ner Ha­se­loff war bei der Ein­wei­hung dabei.“ Bür­ger­meis­te­rin Stef­fi Trit­tel denkt gerne an die Zeit zu­rück, als die neue Bör­de­grund­schu­le in Herms­dorf im Au­gust 2018 ein­ge­weiht und er­öff­net wurde. Den Tag der of­fe­nen Tür, den die Schü­ler für ihre El­tern und Groß­el­tern mit einem klei­nen Pro­gramm ge­stal­tet haben, hat sie noch genau vor Augen: „Der Mag­de­bur­ger Un­ter­hal­tungs­künst­ler Roger Al­ten­burg hat den gan­zen Tag mit den Kin­dern Musik ge­macht und der Chor der Ge­mein­de hat ge­sun­gen.“ Mit­ten im Dorf, nicht weit von der alten Schu­le ent­fernt, ist für 3,6 Mil­lio­nen Euro ein mo­der­ner Schul­neu­bau für 224 Schü­ler in zwei Klas­sen­zü­gen ent­stan­den. Die Kom­mu­ne be­tei­lig­te sich mit rund 904.000 Euro. 2,66 Mil­lio­nen Euro stam­men aus dem ELER-​Förderprogramm Stark III des Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Mit dem Stark III-​Programm kön­nen Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen und Schu­len sowie da­zu­ge­hö­ri­ge Sport­stät­ten und Au­ßen­an­la­gen in Sachsen-​Anhalt sa­niert wer­den. Es ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 6 zu­zu­ord­nen.

In 16 Mo­na­ten ent­stand mit ELER-​Geldern ein neues Schul­ge­bäu­de

Ins­ge­samt 16 Mo­na­te hat es ge­dau­ert, bis das neue Ge­bäu­de an der Kirch­stra­ße 4 in Herms­dorf, einem Orts­teil der Ein­heits­ge­mein­de Hohe Börde, bar­rie­re­frei und en­er­gie­ef­fi­zi­ent er­baut wurde. Der erste Spa­ten­stich er­folg­te im März 2017. Auf zwei Eta­gen ent­stan­den acht mo­der­ne, licht­durch­flu­te­te Klas­sen­räu­me, vier Grup­pen­ar­beits­räu­me sowie ein Werk- und Ge­stal­tungs­raum, in denen die Schü­le­rin­nen und Schü­ler nun in an­spre­chen­der At­mo­sphä­re ler­nen kön­nen. Au­ßer­dem gibt es eine Lehr- und Schü­ler­kü­che, eine Schul­men­sa, einen Musik-​ und Me­di­en­raum, eine Frei­hand­bi­blio­thek, Sa­ni­tär­räu­me und ein neues Leh­rer­zim­mer. Auch eine klei­ne Bühne, ein Sprech­funk und ein schö­ner Schul­hof wer­ten die neue Grund­schu­le auf. Ganz be­wusst hat sich die Ge­mein­de für die Orts­mit­te als Stand­ort der Grund­schu­le ent­schie­den: „Wir haben nicht auf der grü­nen Wiese ge­baut, son­dern waren uns einig: Die Schu­le ge­hört neben die Kir­che, den Kin­der­gar­ten und das Dorf­ge­mein­schafts­haus“, be­tont Stef­fi Trit­tel.

Die Grund­schu­le in Herms­dorf war in der Prio­ri­tä­ten­lis­te

Auch wei­te­re Grund­schu­len in den um­lie­gen­den Orten pro­fi­tie­ren vom ELER. Der Schul­stand­ort Nie­dern­do­de­le­ben wurde be­reits er­neu­ert. Als nächs­tes wird die Grund­schu­le im Be­ber­tal ge­baut. „Die Ge­mein­de Hohe Börde hat ein Schul­ent­wick­lungs­pro­gramm be­schlos­sen und sich vor­ge­nom­men, für die Schü­ler vier Grund­schu­len in guter Qua­li­tät zur Ver­fü­gung zu stel­len. Die Schu­le in Herms­dorf war in der Prio­ri­tä­ten­lis­te“, er­läu­tert die Bür­ger­meis­te­rin. Der Neu­bau der zwei­zü­gi­gen Grund­schu­le war drin­gend nötig ge­wor­den, da die alte Bör­de­grund­schu­le die An­for­de­run­gen an mo­der­ne Un­ter­richts­ge­stal­tung nicht mehr er­füll­te und zudem an die Ka­pa­zi­täts­gren­ze ge­sto­ßen war. „Dass eine Schu­le gut ist, ist ein ganz wich­ti­ger Hal­te­fak­tor für junge Fa­mi­li­en. Eine gute Schu­le ist da, wo auch gute Leh­rer sind. Und gute Leh­rer gehen dahin, wo man auch eine Per­spek­ti­ve hat, wo die Schu­le Be­stand hat“, so Trit­tel.

Neue Turn­hal­le wird eben­falls aus dem Stark III-​Programm ge­för­dert

Als nächs­tes wird in Herms­dorf eine neue Turn­hal­le ge­baut, eben­falls mit EU-​Fördergeldern aus dem Stark III-​Programm. Die Grund­stein­le­gung für die Sport­hal­le ist in der zwei­ten Jah­res­hälf­te 2019 ge­plant. Noch in die­sem Jahr soll die neue Turn­hal­le fer­tig sein und im nächs­ten Jahr be­reits ge­nutzt wer­den. „Die alte Turn­hal­le war eine Hütte, in der die Wärme gleich wie­der durchs Dach nach oben ge­stie­gen ist und wo wir keine aus­rei­chen­den Sa­ni­tär­an­la­gen hat­ten. Schul­sport in hoher Qua­li­tät war dort gar nicht mög­lich“, be­tont Trit­tel. „Das ist na­tür­lich auch ein Han­di­cap für Kin­der, die dann in wei­ter­füh­ren­de Schu­len kom­men und sich be­nach­tei­ligt sehen“, fügt sie hinzu. Die neue Turn­hal­le soll alle Vor­aus­set­zun­gen für guten Schul­sport und für den Frei­zeit­sport er­fül­len. „Es be­steht zu­sätz­lich in der un­ter­richts­frei­en Zeit die Mög­lich­keit, dass zum Bei­spiel Turn­ver­ei­ne die Halle nut­zen kön­nen. Da freu­en sich viele schon drauf.“, schwärmt die Bür­ger­meis­te­rin. Auch für den Kin­der­gar­ten und das Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus in Herms­dorf ver­spricht sich Stef­fi Trit­tel dank der mo­der­nen Halle ganz neue Mög­lich­kei­ten zur Frei­zeit­ge­stal­tung. 

(Syl­via Bösch – 05.07.2019)

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen zum ELER-​Programm Stark III: 

https://star­kiii.sachsen-​anhalt.de/foerder-​und-investitionsprogramm-stark-iii-stark-fuer-sachsen-anhalt/ 

In­for­ma­tio­nen der Ge­mein­de Hohe Börde zu EU-​Fördervorhaben:

https://www.ho­he­bo­er­de.de/front_con­tent.php?idcat=753&chan­ge­lang=12

Bäume, die lange blei­ben dür­fen

ELER trägt dazu bei, die Pflanzen-​ und Tier­viel­falt zu er­hal­ten

Im Na­tur­schutz­ge­biet Wald­haus am Hang des lan­gen Berg­rü­ckens „Gro­ßer Fall­stein“, un­weit von Os­ter­wieck im Harz, sind die Förs­ter un­ter­wegs. Sie schla­gen Plätt­chen an ei­ni­ge aus­ge­wähl­te Bäume und stel­len ihnen damit eine Über­le­bens­ga­ran­tie aus. Die Pla­ket­te be­sagt: Die­ser Baum darf nie mehr ge­fällt wer­den. Das stimmt auch Peter Ei­se­mann froh. Er ist für die Wirt­schafts­för­de­rung der Stadt Os­ter­wieck zu­stän­dig. In den städ­ti­schen Haus­halt flie­ßen die Ein­nah­men aus dem Forst­be­trieb, also aus dem Ver­kauf von Holz. Doch die Stadt hat sich auch zum Ziel ge­setzt, die Öko­sys­te­me und somit die Pflanzen-​ und Tier­viel­falt zu er­hal­ten. Sie ver­zich­tet dar­auf, diese Bäume zu fäl­len und das Holz zu ver­kau­fen. Dabei be­kommt Os­ter­wieck Un­ter­stüt­zung in Form von För­der­mit­teln aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Im Zuge des Schutz­pro­gramms wer­den im städ­ti­schen Wald am Fall­stein bei Os­ter­wieck ca. 100 ge­eig­ne­te Bäume aus­ge­wählt. Ein Laub­mi­sch­wald braucht alte Bäume im Be­stand. Sie hel­fen dabei, die Viel­falt von Pflan­zen und Tie­ren zu er­hal­ten. Selbst wenn der mar­kier­te Baum spä­ter ein­mal von selbst um­fällt, wird das Tot­holz im Wald ver­mo­dern dür­fen. Sol­che Re­geln wer­den kon­se­quent be­ach­tet, be­tont Peter Ei­se­mann: „Soll­te ein sol­cher Baum nach dem na­tür­li­chen Ende sei­ner Le­bens­zeit doch ein­mal auf einen Wirt­schafts­weg fal­len, sägen wir den Teil her­aus, der den Weg ver­sperrt, und legen ihn zum Ver­mo­dern am Weg­rand ab.“

Nach­hal­ti­ge Nut­zung des Wal­des

Das Na­tur­schutz­ge­biet Wald­haus ist so­wohl Be­stand­teil eines ge­schütz­ten Fauna-​Flora-Habitat-Gebiets als auch ein Vo­gel­schutz­ge­biet und zählt somit zum EU-​weiten Netz von Na­tu­ra 2000. Des­we­gen spielt bei der forst­wirt­schaft­li­chen Nut­zung des Wal­des auch der Na­tur­schutz eine große Rolle. „Hier wird Holz ge­schla­gen und es wird nach­hal­tig wie­der auf­ge­fors­tet. Wir sind nach dem in­ter­na­tio­na­len Wald­zer­ti­fi­zie­rungs­sys­tem PEFC zer­ti­fi­ziert“, so Ei­se­mann. Das ge­sam­te Wald­ge­biet „Gro­ßer Fall­stein“ um­fasst ca. 1.700 Hekt­ar. Davon sind etwa 300 Hekt­ar im Be­sitz der Stadt. Peter Ei­se­mann er­läu­tert, warum der Wald ohne das Mar­kie­ren die­ser Bäume ein­tö­ni­ger wäre: „In einem wirt­schaft­lich ge­nutz­ten Wald ste­hen nor­ma­ler­wei­se keine sehr alten Bäume. Denn hier wird in re­gel­mä­ßi­gem Ab­stand ge­fällt und wie­der auf­ge­fors­tet. Durch den Schutz der alten Bäume wird es künf­tig im Fall­stein­ge­biet eine grö­ße­re Viel­falt geben, da sie nie mehr ge­fällt wer­den.“

ELER un­ter­stützt Er­hal­tung des Öko­sys­tems Wald

In der lau­fen­den För­der­pe­ri­ode des ELER ge­hö­ren Maß­nah­men zur Ver­bes­se­rung der Öko­sys­te­me in der Forst­wirt­schaft zur Länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 4. Das Land Sachsen-​Anhalt hat schon im Jahr 2015 eine kom­pak­te Richt­li­nie Wal­dum­welt­maß­nah­men zur Ver­tei­lung der damit ver­bun­de­nen För­der­gel­der ver­öf­fent­licht. Darin steht etwa, dass die Bäume, die in den Ge­nuss der Über­le­bens­ga­ran­tie kom­men, in Brust­hö­he min­des­tens 40 cm Durch­mes­ser haben und 30 Meter von Wander-​ und Forst­we­gen ent­fernt lie­gen müs­sen: „Unser Forst­be­trieb hat diese Bäume ein­zeln aus­ge­wählt und den Stand­ort per GPS genau ver­mes­sen“, er­klärt Peter Ei­se­mann. In einer Ta­bel­le wird jeder Baum zur Do­ku­men­ta­ti­on genau ver­zeich­net. „Für das lau­fen­de Jahr 2018 haben wir be­reits 108 Bäume im städ­ti­schen Teil des Fall­stein­wal­des mar­kiert“, so der städ­ti­sche Mit­ar­bei­ter. Und die Ar­beit geht wei­ter: „Im Jahr 2019 wer­den etwa 130 wei­te­re Bäume da­zu­kom­men.“ Im Laufe der ak­tu­el­len För­der­pe­ri­ode wird die Stadt auch in den Fol­ge­jah­ren noch wei­te­re Bäume aus­wäh­len und mar­kie­ren. Die Stadt leis­tet so einen wert­vol­len Bei­trag zur Bio­di­ver­si­tät, also zur Viel­falt von Pflan­zen und Tie­ren im Wald. Für eine Buche, die ste­hen bleibt, er­hält die Stadt bei­spiels­wei­se För­der­mit­tel in Höhe von 200 Euro. 

Öko­no­mie und Öko­lo­gie im Ein­klang

Laut der Richt­li­nie sol­len be­son­ders Bäume mit Faul­stel­len, ab­ge­bro­che­nen Kro­nen, Frost­ris­sen oder Pilz­kon­so­len in den Ge­nuss des le­bens­lan­gen Be­stands­schut­zes kom­men. Sol­che Bäume wer­den am ehes­ten von Tie­ren be­wohnt und ge­nutzt. Dies sind Bäume, die für den wirt­schaft­li­chen Forst­be­trieb nicht im Fokus ste­hen. So kön­nen diese wirt­schaft­lich un­in­ter­es­san­te­ren Bäume einer sinn­vol­len Nut­zung zu­ge­führt wer­den.

ELER-​Maßnahme ist eine sehr lang­fris­ti­ge In­ves­ti­ti­on

Der Große Fall­stein ist ein von Bu­chen, Ei­chen und Eschen ge­präg­ter Misch­wald. Im Na­tur­schutz­ge­biet nis­ten der Rot­mi­lan, der Mäu­se­bus­sard und die Wald­ohr­eu­le, dazu Spech­te und Fle­der­mäu­se. Auf dem Boden fin­det man Erd­krö­ten, Gras- und Teich­frö­sche, Blind­schlei­chen und Zaun­ei­dech­sen sowie eine viel­fäl­ti­ge Pflan­zen­welt. Die Le­bens­raum­be­din­gun­gen haben sich auch in den Wäl­dern Sachsen-​Anhalts im Lauf der letz­ten Jahre ver­schlech­tert. Mit der För­de­rung sol­len die Le­bens­räu­me der Arten ver­bes­sert und er­wei­tert wer­den. So ge­se­hen, ist die vom ELER un­ter­stütz­te Schutz­maß­nah­me eine In­ves­ti­ti­on in die Zu­kunft. Die mit den Pla­ket­ten ver­se­he­nen Bäume dür­fen wei­ter al­tern, denn das Öko­sys­tem braucht alte Bäume. Peter Ei­se­mann: „Erst un­se­re Nach­fah­ren und deren Nach­fah­ren wer­den ein­mal sehen: Aha, Nut­zungs­ver­zicht, da ist wirk­lich ein sehr alter Baum­be­stand.“

(Wal­ter Liedt­ke - 18.03.2019)

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

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Der ELER bleibt den Schu­berts treu

Ihr Hof Ab­ben­ro­de steckt vol­ler Über­ra­schun­gen - und EU-​Geld

Tho­mas und Tat­ja­na Schu­bert sind zu Recht stolz auf ihr klei­nes Reich in Ab­ben­ro­de, einem klei­nen Dorf im nörd­li­chen Harz­vor­land. Die bei­den haben viel Ar­beit und Geld in den 250 Jahre alten Hof Wrack­mei­er ge­steckt, um sich ihren Traum von einem klei­nen Tante-​Emma-Laden, der „Ab­bo­the­ke“ mit Hofcafé sowie einer schö­nen Fe­ri­en­woh­nung mit zwei Schlaf­zim­mern zu er­fül­len. „Als wir den Hof im Jahr 2014 er­wor­ben haben, stand das Ge­bäu­de be­reits ei­ni­ge Jahre leer und be­fand sich in einem de­so­la­ten Zu­stand. Des­halb haben wir unser altes Haus ver­kauft, den Hof mit viel Geld re­no­viert und sind dort ein­ge­zo­gen“, er­zählt Tho­mas Schu­bert. Der Eu­ro­päi­sche Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums, kurz ELER, war ihnen dabei ein treu­er Be­glei­ter. Eu­ro­päi­sche För­der­gel­der in Höhe von 40.000 Euro er­mög­lich­ten den Ehe­leu­ten die Sa­nie­rung von Dach, Fens­tern und Fas­sa­de. Mit wei­te­ren rund 30.000 Euro hat sie der ELER jetzt er­neut dabei un­ter­stützt, das alte Wasch­haus in eine Gäs­te­toi­let­te um­zu­bau­en und eine Fe­ri­en­woh­nung zu er­öff­nen. Denn der ELER küm­mert sich im Rah­men der Maß­nah­me „Dorf­er­neue­rung und -​entwicklung“ in den länd­li­chen Re­gio­nen Sachsen-​Anhalts auch um Maß­nah­men zur Be­le­bung der tou­ris­ti­schen In­fra­struk­tur. Dank der EU-​Förderung aus der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät sechs sind die Schu­berts jetzt zu­gleich Ver­käu­fer, Gas­tro­no­men und Ho­te­liers in ihrem Ei­gen­heim.

Ein mit EU-​Mitteln sa­nier­ter Hof zum Wohl­füh­len

Na­tür­lich gab es Höhen und Tie­fen. An­fangs plan­ten die Schu­berts ein über­dach­tes Café im Haus di­rekt neben ihrem klei­nen Laden, der „Ab­bo­the­ke“, die sich mit einem Wort­spiel auf den Ort Ab­ben­ro­de be­zieht. Doch das Bau­amt stell­te sich quer und for­der­te be­son­de­re Brand­schutz­maß­nah­men für ein Café im Haus. Des­halb än­der­ten sie ihre Pläne: „Wir ver­leg­ten das Café kur­zer­hand in den Hof und be­auf­trag­ten die Hand­wer­ker damit, eine schi­cke Ter­ras­se zu pflas­tern“, er­klärt Tho­mas Schu­bert. Diese ist jetzt fer­tig­ge­stellt und seit März ist auch die neue Fe­ri­en­woh­nung er­öff­net, die das Ehe­paar mit Hilfe der ELER-​Mittel in den ur­sprüng­lich für das Café ge­plan­ten Räum­lich­kei­ten ein­ge­rich­tet hat.Die Fe­ri­en­woh­nung hat Tat­ja­na Schu­bert ge­mein­sam mit ihrem Mann und mit Hilfe der ELER-​Gelder so lie­be­voll wie mög­lich ein­ge­rich­tet. „Für meine Frau ist die Fe­ri­en­woh­nung bald wich­ti­ger als un­se­re ei­ge­ne Woh­nung“, meint Tho­mas Schu­bert la­chend. „Wenn wir zu­sam­men ein­kau­fen, ent­de­cke ich jedes Mal ein neues Mö­bel­stück, ein Bild oder ein schö­nes Hand­tuch für die In­nen­ein­rich­tung“, er­zählt Tat­ja­na Schu­bert. Ihre Gäste sol­len sich schließ­lich wohl­füh­len und ihren Auf­ent­halt auf dem Hof ge­nie­ßen. Die Zim­mer sind hell und freund­lich. Sie ver­fü­gen über mo­der­ne Sitz­ge­le­gen­hei­ten, Par­kett­fuß­bo­den und einen Wand­schrank im Land­haus­stil. Seit die Schu­berts im In­ter­net in­se­rie­ren, geben sich die Gäste sprich­wört­lich die Klin­ke in die Hand. „Im Dorf hat sich die Fe­ri­en­woh­nung her­um­ge­spro­chen und wird gerne ge­nutzt, wenn Hoch­zei­ten oder Fa­mi­li­en­fei­ern an­ste­hen“, er­zäh­len die bei­den. Es kom­men aber auch Tou­ris­ten aus Ham­burg und sogar aus Hol­land, um Wan­der­tou­ren durch den Harz zu ma­chen. Mit der Woh­nung ist aber auch eine ganze Menge Ar­beit ver­bun­den, denn wenn an einem Tag eine An- und eine Ab­rei­se an­ste­hen und Tat­ja­na Schu­bert in Win­des­ei­le die Fe­ri­en­woh­nung auf­pep­pen muss, wird es auch mal sport­lich. „Dafür macht es mir aber eine Menge Spaß, den Laden und die Be­treu­ung der Gäste zu über­neh­men“, sagt die Ein­zel­han­dels­kauf­frau.

ELER-​Gelder ret­te­ten das alte Wasch­haus

Im Hof be­fin­det sich ge­gen­über der Ter­ras­se ein klei­nes Wasch­haus: „Es war so bau­fäl­lig, dass wir es ohne die EU-​Fördergelder hät­ten ab­rei­ßen müs­sen“, sagt Tho­mas Schu­bert. Durch die Un­ter­stüt­zung aus der ELER-​Förderung konn­ten Schu­berts das Ge­bäu­de kom­plett neu er­rich­ten. „Sonst wäre an die­ser Stel­le wohl ein über­dach­ter Park­platz ent­stan­den“, meint der 58-​jährige In­ge­nieur, der haupt­be­ruf­lich in Salz­git­ter ar­bei­tet. Mit der Ret­tung des Wasch­hau­ses bleibt der ur­sprüng­li­che Stil des ge­schichts­träch­ti­gen Bau­ern­ho­fes er­hal­ten. Schon vor über 150 Jah­ren gab es hier einen klei­nen Ko­lo­ni­al­wa­ren­la­den, wo Schu­berts jetzt die „Ab­bo­the­ke“ be­trei­ben. Im Hof steht ein alter Kirsch­baum. Dort sitzt man in den Som­mer­mo­na­ten ge­müt­lich in der Sonne. Die Gäste kön­nen sich einen klei­nen Im­biss oder einen Kaf­fee aus dem Laden holen und die Ruhe im Kaf­fee­gar­ten ge­nie­ßen. Das In­ne­re des Wasch­hau­ses haben Schu­berts mit Hilfe der ELER-​Mittel zu einer neuen Gäs­te­toi­let­te aus­ge­baut.

Mit Café und Fe­ri­en­woh­nung ent­stan­den zwei wei­te­re Stand­bei­ne

Die Ehe­leu­te haben hart dafür ge­kämpft, damit ihr Ge­schäft in Ab­ben­ro­de trotz aller Schwie­rig­kei­ten er­hal­ten bleibt. Als Schu­berts im Jahr 2011 den Tante-​Emma-Laden „Ab­bo­the­ke“ zu­nächst dort er­öff­ne­ten, wo zuvor das alte Le­bens­mit­tel­ge­schäft in Ab­ben­ro­de schlie­ßen muss­te, blie­ben die meis­ten Kun­den weg. Der Su­per­markt im Nach­bar­ort war mit sei­nen Dis­count­prei­sen ein­fach güns­ti­ger. „Wir haben es für kurze Zeit mit Bio­ge­mü­se ver­sucht und ein gro­ßes Wurst-​ und Fleisch­sor­ti­ment an­ge­bo­ten. Aber das alles hat nicht dau­er­haft funk­tio­niert“, er­in­nert sich Tho­mas Schu­bert. Also zogen sie in den Hof Wrack­mei­er um und ver­klei­ner­ten ihr Sor­ti­ment. Mit dem Café und der Fe­ri­en­woh­nung haben sie sich nun zwei wei­te­re Stand­bei­ne ge­schaf­fen. Der ELER tat sein Üb­ri­ges. „Es gibt trotz­dem noch viel zu tun“, sagt Tho­mas Schu­bert. „Hin­ter dem Haus ist noch der große Gar­ten, in dem wir drin­gend etwas gegen das Un­kraut un­ter­neh­men müs­sen.“ Ihre Gäste sol­len schließ­lich beim Blick aus dem Fens­ter auf hübsch ge­pfleg­te Blu­men­bee­te bli­cken.

(Alex­an­der Lor­ber – 20.07.2018)

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

In­for­ma­tio­nen über die wirt­schaft­li­che Be­le­bung und le­bens­wer­te Ge­stal­tung länd­li­cher Räume in Sachsen-​Anhalt:

https://mule.sachsen-​anhalt.de/land­wirt­schaft/laendlicher-​raum/dorferneuerung-​und-entwicklung/  

In­for­ma­tio­nen der EU-​Kommission zur Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums 2014 bis 2020:

https://ec.eu­ro­pa.eu/agri­cul­tu­re/rural-​development-2014-2020_de 

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ELER er­neu­ert sport­li­che Be­geg­nungs­stät­te in Iden

In­nen­sa­nier­te Turn­hal­le zieht Ver­ei­ne aufs Land

Die Ge­mein­de Iden liegt in der öst­li­chen Alt­mark von Sachsen-​Anhalt. Das klei­ne Dorf hat rund 850 Ein­woh­ner. Auch hier ist der de­mo­gra­fi­sche Wan­del spür­bar. Bür­ger­meis­ter Nor­bert Kuhl­mann ver­sucht des­halb mit allen Kräf­ten, eine hohe Le­bens­qua­li­tät in sei­ner Ge­mein­de zu er­hal­ten. Ak­tu­ell treibt er die Sa­nie­rung einer in der Orts­mit­te ge­le­ge­nen Turn­hal­le voran. Damit die Sport­stät­te für die lo­ka­len Ver­ei­ne at­trak­tiv und nutz­bar bleibt, be­müh­te sich Kuhl­mann zu­erst um die In­nen­sa­nie­rung der Turn­hal­le. Also be­an­trag­te er eine För­de­rung aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Der ELER be­rück­sich­tigt im Rah­men der Maß­nah­me „Dorf­er­neue­rung und -​entwicklung“ auch Sport­stät­ten au­ßer­halb von Schu­len und ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät sechs zu­zu­ord­nen. Hier un­ter­stützt die ELER-​Förderung die wirt­schaft­li­che Be­le­bung und le­bens­wer­te Ge­stal­tung länd­li­cher Räume, um die Re­gio­nen auf dem Land und ihre Dör­fer zu er­hal­ten. 

En­er­ge­ti­sche Sa­nie­rung der Turn­hal­le mit ELER-​Geldern

Nach nicht ein­mal vier Mo­na­ten war die In­nen­sa­nie­rung fer­tig: „Die Bau­fir­men haben sich gut ab­ge­stimmt und konn­ten den knap­pen Zeit­plan nicht nur ein­hal­ten, son­dern sogar vor­zei­tig ab­schlie­ßen“, be­tont Kuhl­mann. Am 3. April war der Bau­be­ginn, am 27. Juli 2017 war die Halle kom­plett sa­niert. „Jetzt ist wirk­lich alles auf dem neu­es­ten Stand: Neuer Hal­len­bo­den, neue Prall­schutz­wand – und die Be­leuch­tung im ge­sam­ten Ge­bäu­de wurde kom­plett auf LED um­ge­stellt“, lobt der en­ga­gier­te Bür­ger­meis­ter. Auch die Um­klei­de­räu­me sind viel hel­ler und freund­li­cher ge­wor­den. Zum Kraft­raum gibt es einen neuen Zu­gang ab­seits der Halle sowie ein neues Fens­ter. Zahl­rei­che Dämm­maß­nah­men ver­rin­gern den En­er­gie­ver­brauch im Ge­bäu­de. Die En­er­gie­kos­ten für die Ge­mein­de sin­ken.

Dabei glaub­te im Vor­feld kaum je­mand daran, dass die Sa­nie­rung so schnell gehen würde: „Als wir der Bür­ger­schaft den Bau­ab­lauf­plan vor­ge­stellt haben, wurde ich noch scherz­haft ge­fragt, wel­ches Jahr ich mit dem Ter­min der Fer­tig­stel­lung meine“, sagt Kuhl­mann und lacht. „Ich war zu­ge­ge­ben an­fangs auch etwas skep­tisch, ob wir den Zeit­plan ein­hal­ten kön­nen. Aber zu mei­ner Über­ra­schung lief alles rei­bungs­los.“ Seit der Über­ga­be nut­zen die lo­ka­len Ver­ei­ne wie der SV Alt­mark Iden die Turn­hal­le fast täg­lich. „Ob­wohl un­se­re Halle klei­ner ist als man­che Sport­hal­le in der Groß­stadt, bie­tet sie den­noch ge­nü­gend Platz für Fuß­ball, Vol­ley­ball, Bad­min­ton oder Tisch­ten­nis“, sagt Kuhl­mann. Ohne die ELER-​Förderung in Höhe von 100.000 Euro wäre es für die Ge­mein­de schwie­rig ge­wor­den, die ins­ge­samt 300.000 Euro teure Sa­nie­rung zu be­zah­len. „In­so­fern hat es mich sehr ge­freut, dass die För­der­mit­tel ge­neh­migt wor­den sind. Da­hin­ter steht schließ­lich auch ein bü­ro­kra­ti­scher Auf­wand, um nach­zu­wei­sen, dass Eu­ro­pas För­der­mit­tel bei uns wirk­lich nut­zen­brin­gend sind“, so Kuhl­mann.

Die Dorf­ent­wick­lung macht das Land­le­ben schö­ner

Ein Ziel hat die Ge­mein­de be­reits er­reicht: Seit der Sa­nie­rung wird die neue Turn­hal­le von den lo­ka­len Ver­ei­nen aus Iden und den Nach­bar­or­ten rege ge­nutzt. „Nach 16 Uhr ist die Halle täg­lich durch­gän­gig bis in die spä­ten Abend­stun­den be­legt“, be­rich­tet Kuhl­mann. Für die Ge­mein­de ein ech­ter Ge­winn, denn wenn die Sport­ver­ei­ne ihre Tur­nie­re in der frisch sa­nier­ten Halle ab­hal­ten, strö­men die Leute auch aus den be­nach­bar­ten Ort­schaf­ten nach Iden. Nor­bert Kuhl­mann ist er­freut über das po­si­ti­ve Echo, das er von den Ver­eins­mit­glie­dern und Gäs­ten be­kommt: „Sie sind alle be­geis­tert von un­se­rer neuen Halle und sagen, dass wir da etwas Or­dent­li­ches auf die Beine ge­stellt haben.“ Die Ver­eins­tä­tig­keit be­rei­chert das Land­le­ben enorm. Der Sport sorgt für den Zu­sam­men­halt, für Ge­sprä­che mit­ein­an­der, den so­zia­len Kitt, der dabei hilft, die hohe Le­bens­qua­li­tät zu si­chern. Über das at­trak­ti­ve Frei­zeit­an­ge­bot freu­en sich nicht nur die Ver­ei­ne: „Der Kin­der­gar­ten und die ört­li­che Grund­schu­le kön­nen an den Vor­mit­ta­gen bei schlech­tem Wet­ter eben­falls die Halle nut­zen“, fügt Kuhl­mann hinzu.

Die In­nen­sa­nie­rung war erst der An­fang

Die Sa­nie­rung im In­ne­ren des Ge­bäu­des war ein ers­ter Schritt, da­nach ging es di­rekt an der Au­ßen­sei­te des Ge­bäu­des wei­ter. Mit För­der­mit­teln aus der ELER-​Maßnahme LEA­DER konn­te auch die äu­ße­re Fas­sa­de der Turn­hal­le sa­niert wer­den. Schließ­lich soll Idens mo­der­ne Sport­stät­te so­wohl von innen wie auch von außen strah­len, ein Blick­fang im Ort sein und das Leben auf dem Land be­rei­chern. Mit­hil­fe des ELER ist Iden die­sem Ziel be­reits ein gro­ßes Stück näher ge­kom­men: „Die Un­ter­stüt­zung durch die Eu­ro­päi­sche Union ist für die länd­li­chen Ge­mein­den die größ­te Chan­ce, dem de­mo­gra­fi­schen Wan­del ent­ge­gen­zu­tre­ten. Sonst würde wohl noch viel mehr Druck auf un­se­ren Schul­tern las­ten, um die Le­bens­qua­li­tät auf dem Land auf­recht­zu­er­hal­ten“, meint Kuhl­mann. Man kann sich für den Bür­ger­meis­ter und seine Ge­mein­de nur wün­schen, dass die Ort­schaft Iden mit Er­folg dem Ab­wan­de­rungs­trend ent­ge­gen­wirkt. Die Ge­mein­den und Dör­fer in Sachsen-​Anhalt wei­sen eine große Viel­falt auf, deren Er­hal­tung und Wei­ter­ent­wick­lung sich für die Men­schen lohnt. Die EU hat den Be­darf er­kannt, so­dass auch die klei­nen Ge­mein­den bei grö­ße­ren Vor­ha­ben von den Zu­schüs­sen aus dem ELER pro­fi­tie­ren. In Iden hat die en­er­ge­ti­sche Sa­nie­rung der Turn­hal­le auch dazu bei­getra­gen, den Ort zu einem An­zie­hungs­punkt für Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten zu ma­chen. Die in­ten­si­ve Nut­zung der neuen Halle be­weist: Das Leben auf dem Land ist le­bens­wert.

(Alex­an­der Lor­ber – 28.06.2018)

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen über die wirt­schaft­li­che Be­le­bung und le­bens­wer­te Ge­stal­tung länd­li­cher Räume in Sachsen-​Anhalt:

https://mule.sachsen-​anhalt.de/land­wirt­schaft/laendlicher-​raum/dorferneuerung-​und-entwicklung/ 

In­for­ma­tio­nen der EU-​Kommission zur Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums 2014 bis 2020:

https://ec.eu­ro­pa.eu/agri­cul­tu­re/rural-​development-2014-2020_de 

Pres­se­por­tal der EU-​Kommission „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de 

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Auf­at­men für 170 An­woh­ner

Dank ELER-​Förderung kommt Mey­hen ans Ab­was­ser­netz

Die An­woh­ner in Mey­hen, einem länd­li­chen Orts­teil der Stadt Naum­burg, muss­ten in den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten viel Lärm und Schmutz aus­hal­ten: Ihre Stra­ßen wur­den auf­ge­ris­sen und neue Rohre ver­legt. Tief­bau­ar­bei­ter Ma­thi­as Schulz und seine Kol­le­gen waren mit der „Rohr­aus­brin­gung“ be­schäf­tigt, wie das im Fach­jar­gon heißt. Sie kamen zügig voran: Meter für Meter, Stra­ße für Stra­ße. Ihre Ar­beit ist Teil der um­fas­sen­den Mo­der­ni­sie­rung im Dorf. Dabei hängt eins vom an­de­ren ab. Erst wer­den Ka­nä­le für Schmutz-​ und Re­gen­was­ser ver­legt. Par­al­lel dazu er­neu­ern die Ar­bei­ter über­all dort, wo es nötig ist, die Trink­was­ser­lei­tun­gen. Dann er­hal­ten die Stra­ßen im Ort eine neue Pflas­te­rung oder einen neuen Teer­be­lag. „Ohne die gut eine Mil­li­on Euro För­de­rung durch den Eu­ro­päi­schen Fonds für Länd­li­che Ent­wick­lung (ELER) wäre die kom­plet­te ab­was­ser­sei­ti­ge Er­schlie­ßung des Ortes, zu der der Ab­was­ser­zweck­ver­band Naum­burg eine wei­te­re Mil­li­on Euro bei­steu­ern muss, in die­sem Um­fang und in die­ser kom­pri­mier­ten Zeit nicht zu leis­ten. Da sich die Ei­gen­mit­tel des Ver­ban­des aus Ge­büh­ren und Bei­trä­gen zu­sam­men­set­zen, müss­ten die an­ge­schlos­se­nen Bür­ger ohne die Hilfe der ELER-​Finanzierung viel hö­he­re Ab­was­ser­ge­büh­ren zah­len“, be­rich­tet Ute Stein­berg. Sie ist die Ge­schäfts­füh­re­rin des Ab­was­ser­zweck­ver­bands Naum­burg und hat das Pro­jekt ko­or­di­niert. Die Schaf­fung von Ba­sis­dienst­leis­tun­gen in länd­li­chen Ge­bie­ten ge­hört zu der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 4 des ELER in Sachsen-​Anhalt.

End­lich geht es los!

Bevor der erste Bag­ger an­rück­te, hatte Ute Stein­berg zu einer An­woh­ner­ver­samm­lung ein­ge­la­den: „Das ma­chen wir bei allen Bau­maß­nah­men so – immer kurz vor Be­ginn der Ar­bei­ten, wenn die Bau­fir­ma schon fest­steht. Dann kann man die Sor­gen und Nöte der An­woh­ner di­rekt mit dem Bau­be­trieb und dem Pla­nungs­bü­ro be­spre­chen.“ In Mey­hen war die Skep­sis je­doch nicht sehr groß. Na­tür­lich woll­ten alle wis­sen, wo sie denn wäh­rend der Bau­ar­bei­ten ihre Autos ab­stel­len kön­nen und wie die Müll­ab­fuhr in die­ser Zeit ge­re­gelt wird. Aber ge­ne­rell über­wog die Er­leich­te­rung: „End­lich – lange hat’s ge­dau­ert.“ Bis­lang wurde das Ab­was­ser in Mey­hen le­dig­lich über mit­un­ter sehr alte Klein­klär­an­la­gen vor­ge­rei­nigt und über alte Ka­nä­le in den Mey­hen­bach ein­ge­lei­tet. Jetzt konn­te Ute Stein­berg den An­woh­nern die gute Nach­richt über­brin­gen: „So­bald die Grund­stü­cke an die zen­tra­le Ab­was­ser­an­la­ge an­ge­schlos­sen sind und an der Strip­pe ge­zo­gen oder der Hahn auf­dreht wird, sind die Men­schen die Sorge um ihr Ab­was­ser los.“ Eine wei­te­re po­si­ti­ve Nach­richt gab es auch bei der Frage nach dem an­schlie­ßen­den Stra­ßen­bau. Ute Stein­berg: „In Mey­hen sind zum Teil noch die ganz alten länd­li­chen Ver­hält­nis­se. Die Stra­ßen­bau­last­trä­ger, der Bur­gen­land­kreis und die Stadt Naum­burg brin­gen ihre Stra­ßen im Nach­gang zu den Ka­nal­ver­le­ge­ar­bei­ten ins­ge­samt in einen or­dent­li­chen Zu­stand.“ Es war eine sehr an­ge­neh­me An­woh­ner­ver­samm­lung.

Schmutz­was­ser fließt in ELER-​geförderte Pump­sta­ti­on

Es ist kein Zu­fall, dass ein Dorf wie Mey­hen fast als letz­te Orts­la­ge in Naum­burg und Um­ge­bung eine zen­tra­le Ab­was­ser­ent­sor­gung er­hält. Denn im Zweck­ver­band hat man zu­nächst die wirt­schaft­lichs­ten Be­rei­che ans Ka­nal­netz an­ge­schlos­sen. „Jetzt kom­men wir in die Be­rei­che, die wegen einer re­la­tiv ge­rin­gen An­schluss­dich­te und der Ent­fer­nung zum nächst­ge­le­ge­nen An­schluss an einen vor­han­de­nen Ver­bin­dungs­samm­ler sehr teuer sind. Den­noch er­weist sich auch dort die zen­tra­le Er­schlie­ßung auf­grund der Um­welt­si­tua­ti­on sowie der ge­rin­gen Größe und Sen­si­bi­li­tät der Vor­flut als sinn­voll oder ist gar er­for­der­lich“, er­läu­tert Ute Stein­berg. Die Lö­sung für das Ab­was­ser in Mey­hen ist kom­plex. Es müs­sen ein se­pa­ra­ter Ver­bin­dungs­samm­ler und eine Pump­sta­ti­on ge­baut wer­den. Der Teil des Schmutz­was­sers in der Kirch­stra­ße läuft künf­tig durch die neuen Rohre unter den Stra­ßen des Dor­fes bis zum tiefs­ten Punkt und wird über eine mit den ELER-​Fördermitteln er­rich­te­te klei­ne pneu­ma­ti­sche Pump­sta­ti­on bis zur Kreis­stra­ße zwi­schen Mey­hen und Beu­ditz hoch­ge­pumpt. „Die Pump­sta­ti­on ar­bei­tet mit Luft, so wird das Ab­was­ser frisch ge­hal­ten“, er­klärt Ute Stein­berg. Eine Ver­le­gung des Ver­bin­dungs­samm­lers ohne Pump­sta­ti­on, eines 1,6 Ki­lo­me­ter lan­gen Ka­nals im Mey­hen­gra­ben, war keine Op­ti­on: „Wenn wir einen Ver­bin­dungs­ka­nal dort­hin legen wür­den, kämen wir für War­tungs­ar­bei­ten gar nicht heran. Zudem würde durch die Bau­ar­bei­ten die Na­tur­land­schaft zer­stört wer­den.“ So wird der Ver­bin­dungs­samm­ler seit Juli 2018 eng an der Kreis­stra­ße ent­lang ge­baut. Wenn alles fer­tig ist, fließt nur noch das Re­gen­was­ser im idyl­li­schen, kla­ren Mey­hen­gra­ben ab.

Mehr­kos­ten wer­den durch ELER auf­ge­fan­gen

Bei aller Freu­de hat­ten die An­woh­ner aber Sorge, dass durch den An­schluss an das zen­tra­le Ab­was­ser­ka­nal­sys­tem ihre Ge­büh­ren sprung­haft stei­gen. Auch hier konn­te Ute Stein­berg Ent­war­nung geben. Ers­tens ist der Ab­was­ser­zweck­ver­band eine So­li­dar­ge­mein­schaft, so­dass alle Grund­stücks­be­sit­zer aus dem ge­sam­ten Ver­bands­ge­biet alle Kos­ten ge­mein­sam tra­gen. Und zwei­tens konn­te der Ver­band die ELER-​Fördermittel bei der Ge­büh­ren­fest­set­zung mit ein­kal­ku­lie­ren. „Wir hät­ten im­mens hohe Ge­büh­ren, wenn wir alle un­se­re In­ves­ti­ti­ons­maß­nah­men ohne För­de­rung ge­baut hät­ten“, be­stä­tigt Ute Stein­berg. Auch wäre die Er­schlie­ßung im ge­sam­ten Ge­biet des Ab­was­ser­zweck­ver­bands ohne die För­de­rung nie so schnell vor­an­ge­kom­men, wie das nun mög­lich war.

(Wal­ter Liedt­ke - 03.09.2018)

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

 

Wei­te­re Quel­len:

In­for­ma­tio­nen über Trink-​ und Ab­was­ser­maß­nah­men in Sachsen-​Anhalt:

https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/ueber-​die-europaeischen-struktur-und-investitionsfonds/eler/eplr/eler-​massnahmen-im-ueberblick/basisdienstleistungen-​und-daseinsvorsorge/trink-​und-abwassermassnahmen/

Pres­se­por­tal der EU-​Kommission „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“:

https://ec.eu­ro­pa.eu/ger­ma­ny/business-​funding/Sachsen-​Anhalt_de

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ELER schützt be­droh­te Tier­ar­ten in Sachsen-​Anhalt

Si­che­rer Le­bens­raum für Wild­kat­ze, Ha­sel­maus und Co.

Auf den ers­ten Blick ist die Eu­ro­päi­sche Wild­kat­ze kaum von der Haus­kat­ze zu un­ter­schei­den. Doch im Ge­gen­satz zu letz­te­rer ist die Wild­kat­ze in­zwi­schen vom Aus­ster­ben be­droht. Der Harz zählt zu ihren wich­tigs­ten Ver­brei­tungs­ge­bie­ten. Auch die immer sel­te­ner wer­den­de Ha­sel­maus hat im Harz eine wich­ti­ge Hei­mat ge­fun­den. Wäh­rend­des­sen fliegt der ge­fähr­de­te Rot­mi­lan seine Run­den vor allem im nörd­li­chen Harz­vor­land. Mehr als die Hälf­te aller Rot­mi­la­ne der Welt leben in Deutsch­land und rund 2.000 Brut­paa­re die­ser Greif­vö­gel zwi­schen Alt­mark und Bur­gen­land­kreis. Ihre An­zahl hat sich in den letz­ten 20 Jah­ren hal­biert. Von der Wild­kat­ze gibt es in den we­ni­gen ver­blie­be­nen na­tur­na­hen Wäl­dern sogar nur noch deutsch­land­weit ge­schätz­te 5.000 bis 7.000 Ex­em­pla­re. „Alle drei Tier­ar­ten sind durch den Ver­lust ihrer Le­bens­räu­me be­droht. Wir wol­len ihnen hel­fen, ihre Le­bens­räu­me zu ver­bes­sern und zu ver­net­zen“, er­läu­tert Ni­co­le Her­mes. Sie be­treut als Pro­jekt­lei­te­rin beim BUND Re­gio­nal­ver­band Halle-​Saalekreis das Pro­jekt „Na­tu­ra 2000 – Ret­tungs­netz für Wild­kat­ze, Ha­sel­maus und Rot­mi­lan“. Er­mög­licht wird das Na­tur­schutz­pro­jekt durch die För­der­gel­der aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Die Maß­nah­me trägt den Titel „Bio­di­ver­si­tät und Schutz­ge­biets­sys­tem Na­tu­ra 2000-​Gebiete“ und ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät 4 zu­zu­ord­nen. Damit för­dert die EU die Wie­der­her­stel­lung und Er­hal­tung der Öko­sys­te­me, die mit der Land- und Forst­wirt­schaft ver­bun­den sind.

ELER-​Mittel für ein dop­pel­tes Ret­tungs­netz

„Der Be­griff »Ret­tungs­netz« ist dop­pel­deu­tig“, er­klärt Ni­co­le Her­mes den Titel des ELER-​Projektes, das im Mai 2017 star­te­te und noch bis Sep­tem­ber 2020 läuft. „Ein­mal geht es darum, die Le­bens­räu­me der Tiere zu ver­net­zen. Im Vor­der­grund steht aber vor allem, ein Netz der Öf­fent­lich­keits­ar­beit zu schaf­fen, also die Ak­zep­tanz in der Öf­fent­lich­keit und die Sen­si­bi­li­sie­rung der Be­völ­ke­rung für den Ar­ten­schutz zu er­hö­hen.“ Prä­gnant im Pro­jekt­ti­tel vor­an­ge­stellt ist der Name „Na­tu­ra 2000“. Dabei han­delt es sich um ein EU-​weites Netz von Schutz­ge­bie­ten, das dem Er­halt ge­fähr­de­ter Pflanzen-​ und Tier­ar­ten sowie ihrer na­tür­li­chen Le­bens­räu­me dient. Ins­ge­samt sind mehr als 15 Pro­zent der deut­schen Land­flä­che durch Na­tu­ra 2000-​Schutzgebiete ab­ge­deckt. Na­tu­ra 2000 ist eines der be­deu­tends­ten län­der­über­grei­fen­den Schutz­in­stru­men­te in Eu­ro­pa. 

Lockstock-​Methode hilft, Wild­kat­zen nach­zu­wei­sen

Be­reits seit über 25 Jah­ren en­ga­giert sich der Bund für Um­welt und Na­tur­schutz Deutsch­land (BUND) bun­des­weit für den Wild­kat­zen­schutz, in Sachsen-​Anhalt seit rund zehn Jah­ren. Um der Ver­brei­tung der Wild­kat­ze auf die Spur zu kom­men, set­zen die eh­ren­amt­li­chen Un­ter­stüt­ze­rin­nen und Un­ter­stüt­zer die so­ge­nann­te Lockstock-​Methode ein. Dafür ver­wen­den sie auf­ge­rau­te Holz­lat­ten und sprü­hen sie mit einer Bal­dri­an­tink­tur ein. „Auf uns wirkt Bal­dri­an eher be­ru­hi­gend, auf Kat­zen da­ge­gen an­re­gend. Die Tiere rei­ben sich an der rauen Ober­flä­che und hin­ter­las­sen da­durch Haare“, so Her­mes. Von Ja­nu­ar bis April wäh­rend der Paa­rungs­zeit der Kat­zen über­prü­fen Eh­ren­amt­li­che die Lock­stö­cke in re­gel­mä­ßi­gen In­ter­val­len, sam­meln Pro­ben ein und pro­to­kol­lie­ren sie. Die Pro­ben wer­den dann ins Labor ge­schickt. „ Wir wol­len durch sol­che Ak­tio­nen, wie zu­letzt in der Dü­be­ner Heide und der El­baue, die Ak­zep­tanz bei den Men­schen er­hö­hen. Am bes­ten ge­lingt es di­rekt vor Ort, Men­schen für das Thema Ar­ten­schutz zu be­geis­tern. Es gibt kaum eine bes­se­re Me­tho­de, so nah an un­se­re hei­mi­schen wald­be­woh­nen­den Säu­ge­tie­re zu kom­men, wie mit Lock­stock und Wild­ka­me­ra“, be­schreibt die Pro­jekt­lei­te­rin. Ein Haupt­an­reiz für viele Eh­ren­amt­li­che ist au­ßer­dem, dass sie einen Teil zu einer gro­ßen wis­sen­schaft­li­chen Da­ten­er­he­bung bei­tra­gen kön­nen. Vor­aus­set­zung, um bei der Pro­be­nah­me am Lock­stock mit­wir­ken zu kön­nen, ist eine Aus­bil­dung zu Wild­kat­zen­bot­schaf­te­rin­nen und -​botschaftern. Da­durch wer­den Eh­ren­amt­li­che letzt­end­lich zu Mul­ti­pli­ka­to­ren, die zum Bei­spiel auf re­gio­na­len Ver­an­stal­tun­gen als Für­spre­cher für diese Tier­art auf­tre­ten.

Im ELER-​Artenschutzprojekt sind Bot­schaf­ter im Ein­satz

„Bei der Wild­kat­ze nutzt man die Lockstock-​Erfassung als Nach­weis­me­tho­de, bei der Ha­sel­maus schaut man nach Fraß­spu­ren an Ha­sel­nüs­sen. Diese Me­tho­de eig­net sich be­son­ders für Kin­der, die die Nüsse sam­meln und schau­en, wel­ches Tier daran ge­knab­bert hat. Und ein Vor­kom­men von Ha­sel­mäu­sen kann man an den Nüs­sen wirk­lich nach­wei­sen“, ver­rät Her­mes. „Bei der Ha­sel­maus den­ken viele üb­ri­gens, es wäre eine Maus, dabei ge­hört sie zur Fa­mi­lie der Bil­che. Das erste, was ich die Kin­der frage, ist: Schaut euch mal den Schwanz an: Wie sieht der bei einer Maus aus und wie bei einer Ha­sel­maus?“, schmun­zelt sie. Der Schwanz des nacht­ak­ti­ven Na­ge­tiers ist näm­lich im Ge­gen­satz zu dem ech­ter Mäuse dicht be­haart. „Am 17. Ok­to­ber be­tei­li­gen wir uns am Pro­jekt­herbst der Frei­en Grund­schu­le Schö­ne­beck. Wir ma­chen mit den Kin­dern unter an­de­rem einen Aus­flug zu den Ha­sel­sträu­chern in der Um­ge­bung, füh­ren dort eine Nuss­jagd durch und be­stim­men ge­mein­sam die ge­sam­mel­ten Ha­sel­nüs­se. Auf diese Weise ver­mit­teln wird den Kin­dern spie­le­risch Wis­sen über die Ha­sel­maus “, so die Pro­jekt­lei­te­rin.

ELER-​Förderung si­chert wei­te­re Pro­jekt­stel­len

Ver­an­stal­tun­gen wie der Pro­jekt­herbst oder ein Vor­trag zur Wild­kat­ze, den Ni­co­le Her­mes am 24. Ok­to­ber 2018 im Kreis­mu­se­um Bit­ter­feld hält, sind Teil der Öf­fent­lich­keits­ar­beit im Rah­men des ELER-​Projektes. Rund 277.000 Euro von den ins­ge­samt 375.000 Euro kom­men von der EU. Das Land Sachsen-​Anhalt be­tei­ligt sich mit rund 92.000 Euro. „Der ELER hat uns die Mög­lich­keit für eine lang­fris­ti­ge und lan­des­wei­te För­de­rung ge­bo­ten. Wir konn­ten damit zwei wei­te­re Pro­jekt­stel­len in Teil­zeit schaf­fen. Ohne das ELER-​Budget wäre das Pro­jekt in die­ser Form si­cher­lich nicht mög­lich ge­we­sen“, be­tont die Ar­ten­schüt­ze­rin. „Ich finde es schön, dass wir diese EU-​Förderung be­kom­men. Ich sehe mich selbst als über­zeug­te Eu­ro­päe­rin.“(Syl­via Bösch – 11.10.2018)

ELER för­dert edle Trop­fen

Höhn­sted­ter Win­ze­rin freut sich über EU-​Förderung

Mo­men­tan wird auf dem Wein­gut der Fa­mi­lie Born bei Höhn­stedt viel re­no­viert und in­ves­tiert. Das liegt nicht nur daran, dass die junge Win­ze­rin Eli­sa­beth Born im Herbst 2017 die Ge­schäfts­füh­rung von ihrem Vater über­nom­men hat und jetzt viel Herz­blut in den Aus­bau des Fa­mi­li­en­be­trie­bes steckt. Einen gro­ßen Bei­trag leis­ten auch die För­der­gel­der aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Ins­ge­samt 70.000 Euro er­hält die 33-​jährige Win­ze­rin über einen Zeit­raum von fünf Jah­ren von der EU. Die Mit­tel kom­men aus dem Exis­tenz­grün­dungs­bei­hil­fe­pro­gramm für Jun­g­land­wir­te bis 40 Jahre. Diese Maß­nah­me ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät zwei zu­zu­ord­nen. Hier un­ter­stützt die ELER-​Förderung die land­wirt­schaft­li­chen Be­trie­be in ihrer wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung. Eli­sa­beth Born kann mit den EU-​Mitteln das Wohn­haus der Groß­el­tern in ein Ge­schäfts­haus um­bau­en, in eine neue High-​Tech-Kühlung bei der Wein­her­stel­lung in­ves­tie­ren und ver­stärkt auf nach­hal­ti­gen und öko­lo­gi­schen Wein­an­bau set­zen.

Mit ELER-​Mitteln ent­ste­hen Vi­no­thek und Ver­an­stal­tungs­raum

In der Nähe des Se­en­ge­bie­tes Mans­fel­der Land liegt das Wein­dorf Höhn­stedt. Die Wein­bau­tra­di­ti­on der Fa­mi­lie Born reicht bis in die Mitte des 18. Jahr­hun­derts zu­rück. Das Wein­gut der Groß­el­tern ist dabei bis heute in Fa­mi­li­en­hand ge­blie­ben und ste­tig ge­wach­sen. Acht Hekt­ar be­wirt­schaf­ten die Borns heute rund um das Wein­dorf Höhn­stedt im his­to­ri­schen Wein­bau­ge­biet Saale-​Unstrut. Eli­sa­beth Born ist das jüngs­te Mit­glied im Be­trieb. Im Som­mer 2009 konn­te sie ihr Di­plom­stu­di­um des Wein­baus und der Öno­lo­gie in Gei­sen­heim er­folg­reich ab­schlie­ßen. Letz­tes Jahr über­nahm sie die Ge­schäfts­füh­rung des Wein­gu­tes von ihrem Vater Gün­ter. „In einem Fa­mi­li­en­be­trieb geht na­tür­lich nie­mand end­gül­tig in Rente, des­halb küm­mert sich mein Vater wei­ter um die Buch­hal­tung“, er­zählt die Jun­g­land­wir­tin. Der Ge­ne­ra­tio­nen­wech­sel bringt so ei­ni­ge Ver­än­de­run­gen. Mit den EU-​Fördermitteln wird zur­zeit das An­we­sen der 2013 ver­stor­be­nen Groß­el­tern in ein neues Ge­schäfts­haus um­ge­baut. „Die un­te­re Etage haben wir zu einer schö­nen Vi­no­thek aus­ge­baut, wäh­rend die obere Etage mo­men­tan noch eine Bau­stel­le ist“, be­rich­tet Born. Hier soll bald ein gro­ßer Ver­an­stal­tungs­raum ent­ste­hen, in dem grö­ße­re Rei­se­grup­pen zur Wein­ver­kos­tung be­grüßt wer­den kön­nen. Der Raum bie­tet sich auch für Ta­gun­gen und sai­so­na­le Events an. Eine Küche wird eben­falls ein­ge­rich­tet, um die Gäste mit einem köst­li­chen Menü be­wir­ten zu kön­nen. „Wein und gutes Essen passt schließ­lich zu­sam­men“, be­tont Eli­sa­beth Born. Der Tro­cken­bau ist be­reits fer­tig­ge­stellt. Dem­nächst wird eine neue Trep­pe ein­ge­baut, dann kom­men die Bo­den­be­lä­ge dran. „Wenn alles klappt, kön­nen wir noch die­sen Win­ter die Bau­ar­bei­ten ab­schlie­ßen.“

Exis­tenz­grün­dungs­bei­hil­fen hel­fen Jun­g­land­wir­tin bei Zu­kunfts­plä­nen

Ob Weiß­bur­gun­der oder Ries­ling, Müller-​Thurgau, Sil­va­ner, Tra­mi­ner oder die re­la­tiv neue Sorte Sau­vi­gnon Blanc: Auf den Wein­ber­gen der Fa­mi­lie Born wach­sen di­ver­se Trau­ben­sor­ten. Eli­sa­beth Born steckt ihre ganze Lei­den­schaft und ihr Fach­wis­sen in die tra­di­tio­nel­le Wei­ner­zeu­gung: „Als Win­zer ist man in der Re­gi­on Sachsen-​Anhalt na­tür­lich ein Exot.“ Des­halb habe sie sich ge­freut, dass die ELER-​Förderung auch ihr als Wein­bäue­rin zu Gute kommt: „Neben der Be­wirt­schaf­tung un­se­rer Wein­ber­ge spielt auch das ganze Drum­her­um, etwa die Or­ga­ni­sa­ti­on von Wein­ver­an­stal­tun­gen und die Ver­mark­tung der Weine eine große Rolle. Die­sen Auf­wand muss der Fa­mi­li­en­be­trieb stem­men. Die EU-​Gelder leis­ten dazu eine enor­me Un­ter­stüt­zung.“ Und Eli­sa­beth Born hat noch viele Pläne, bei deren Um­set­zung sie die Exis­tenz­grün­dungs­bei­hil­fe un­ter­stützt. Dem­nächst will sie in ein mo­der­nes Kühl­sys­tem für die Gär­tanks in­ves­tie­ren, damit sich be­son­ders in den war­men Herbst­mo­na­ten die Tem­pe­ra­tur in den Tanks re­gu­lie­ren lässt. „Wenn wir wäh­rend des Gär­vor­gangs die Tem­pe­ra­tur her­un­ter­küh­len kön­nen, ver­lang­sa­men wir die Gä­rung, damit mög­lichst viele Aro­men im Wein er­hal­ten blei­ben. Bei einer schnel­len Gä­rung ohne Küh­lung ver­ko­chen die wert­vol­len Frucht­aro­men viel zu schnell.“

EU setzt An­rei­ze, um­welt­freund­lich zu wirt­schaf­ten

Im No­vem­ber 2017 be­schlos­sen die EU-​Mitgliedstaaten, die Zu­las­sung des um­strit­te­nen Un­kraut­ver­nich­tungs­mit­tels Gly­pho­sat um wei­te­re fünf Jahre zu ver­län­gern. Land­wir­tin Eli­sa­beth Born will lie­ber in eine um­welt­freund­li­che Land­wirt­schaft in­ves­tie­ren: „Wir set­zen auf Nach­hal­tig­keit und eine öko­lo­gi­sche Wirt­schafts­wei­se und möch­ten daher kom­plett auf den Ein­satz von Gly­pho­sat ver­zich­ten.“ Des­halb hat die Win­ze­rin mit­hil­fe der EU-​Gelder aus dem ELER eine Kom­bi­na­ti­on aus Finger-​ und Roll­ha­cke an­ge­schafft. Am fah­ren­den Trak­tor be­fes­tigt, gra­ben sich die dreh­ba­ren Schei­ben mit fin­ger­ar­ti­gen Zin­ken in den Boden unter dem Wein­stock und lo­ckern so das läs­ti­ge Un­kraut. „Damit kön­nen wir den Ein­satz von Che­mi­ka­li­en zur Un­kraut­be­kämp­fung künf­tig ver­mei­den“, freut sich Born. Ihre Sicht auf Eu­ro­pa habe sich durch die För­de­rung durch­aus ver­än­dert: „Sachsen-​Anhalt ist stark von land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen ge­prägt. Es ist gut und wich­tig, dass die EU die jun­gen Land­wir­te un­ter­stützt und An­rei­ze setzt, um­welt­freund­lich zu wirt­schaf­ten.“ Die Jun­g­land­wir­tin freut sich schon dar­auf, bald wie­der neue Gäste auf ihrem Wein­gut zu be­grü­ßen. Am ers­ten August-​Wochenende fin­det ein „Tag des of­fe­nen Wein­kel­lers“ statt, zu dem es neben einer Wein­ver­kos­tung auch Füh­run­gen durch den Wein­kel­ler geben wird. „Dabei er­fah­ren un­se­re Gäste so ei­ni­ges über die Ge­schich­te des Wein­an­baus und sehen, wie unser Wein ge­macht wird.“(Alex­an­der Lor­ber – 07.06.2018)

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren: https://eu­ro­pa.sachsen-​anhalt.de/esi-​fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-​fuer-interessierte/er­folgs­pro­jek­te/

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ELER för­dert Bio-​Hühnerstall mit mehr Aus­lauf

Eier-​Verkauf am Hof ist die beste Wer­bung

Rund 12.000 Hüh­ner leben in dem Bio-​Legehennenstall von Jun­g­land­wirt Mi­cha­el Häge in Cat­ten­stedt. Sie legen nicht nur durch­schnitt­lich 10.000 Eier pro Tag, son­dern füh­len sich dabei auch noch sicht­lich wohl. Denn „Bio“ be­deu­tet in dem Fall, dass die ge­sam­te Stall­an­la­ge nach den Richt­li­ni­en öko­lo­gi­scher Land­wirt­schaft zer­ti­fi­ziert ist und die Tiere somit be­son­ders art­ge­recht ge­hal­ten wer­den. Dass der 27-​Jährige die neue An­la­ge vor an­dert­halb Jah­ren in re­la­tiv kur­zer Zeit bauen konn­te, haben vor allem die För­der­gel­der aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) er­mög­licht. Rund eine halbe Mil­li­on Euro hat Mi­cha­el Häge aus der Maß­nah­me des Agrar­in­ves­ti­ti­ons­för­de­rungs­pro­gramms er­hal­ten, um mit EU-​Mitteln sei­nen Wunsch-​Hühnerstall zu bauen. Einen Stall, in dem seine Hüh­ner vor allem eines haben – mehr Platz. Diese Maß­nah­me ist der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät zwei zu­zu­ord­nen. Hier un­ter­stützt die ELER-​Förderung die land­wirt­schaft­li­chen Be­trie­be in ihrer wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung.

High­light im ELER-​geförderten Stall ist ein Maiseinstreu­ge­rät

Die Stall­an­la­ge be­steht aus vier ein­zel­nen Ab­tei­len, die in der Mitte durch eine über­dach­te Durch­fahrt un­ter­teilt wird. Durch Luken kön­nen die Hüh­ner hin­aus ins Grüne und sich dort frei be­we­gen. „Bei Hitze, Re­gen­wet­ter oder Schnee wol­len die Hüh­ner eher we­ni­ger her­aus. Weil sie im Stall aber in­ner­halb einer Stun­de das Fut­ter be­kom­men, das sie in der frei­en Natur sonst den gan­zen Tag su­chen müss­ten, brau­chen sie Be­schäf­ti­gung. Daher soll­te man den Tie­ren im Stall immer etwas Be­son­de­res an­bie­ten“, be­rich­tet Mi­cha­el Häge. Und genau des­halb hat er für seine 12.000 Hüh­ner ein Maiseinstreu­ge­rät an­ge­schafft, das Mais­si­la­ge im Scharr­raum zwei bis drei­mal am Tag au­to­ma­tisch ver­teilt. Bei der Si­la­ge han­delt es sich um Mais­pflan­zen, die mit einem Feld­häcks­ler ge­ern­tet und zer­klei­nert wur­den. „Die Hüh­ner fah­ren total auf die Mais­si­la­ge ab. Sie schmeckt etwas säu­er­lich so wie Sauer­kraut und ist auch ge­nau­so ge­sund. Das heißt für mich, zwei Flie­gen mit einer Klap­pe zu schla­gen. Die Hüh­ner sind be­schäf­tigt und haben einen Rie­sen­spaß, wenn das Gerät fährt. Zum an­de­ren sind sie we­ni­ger an­fäl­lig für Krank­hei­ten“, er­läu­tert der Land­wirt be­geis­tert.

Eier ge­lan­gen über einen Pack­be­trieb in den Su­per­markt

Die Hüh­ner kauft Mi­cha­el Häge als Jung­hen­nen von einem an­de­ren Be­trieb. So­bald sie sich an den Stall ge­wöhnt haben, fan­gen sie mit dem Ei­er­le­gen an. 95 Pro­zent der rund 10.000 täg­lich ge­leg­ten Eier lan­den in einem der Nes­ter mit schrä­gem Boden. Sie rol­len dann au­to­ma­tisch auf ein För­der­band. Die letz­ten fünf Pro­zent der Eier sam­meln der Land­wirt und seine zwei Mit­ar­bei­ter bei ihren drei bis vier täg­li­chen Kon­troll­gän­gen ein. „Die Eier gehen dann haupt­säch­lich auf eine Pa­let­te und auf die­ser an einen Pack­be­trieb, die Ge­flü­gel­farm Welbs­le­ben. Dort wer­den die Eier sor­tiert, in 10er-​Schachteln ab­ge­packt und an Su­per­märk­te aus­ge­lie­fert. Die Ge­flü­gel­farm hat sel­ber kon­ven­tio­nel­le Eier und er­gänzt ihr Sor­ti­ment mit mei­nen Bio-​Eiern“, so Häge.

Au­ßer­dem haben die Men­schen aus der Re­gi­on die Mög­lich­keit, täg­lich zwi­schen zehn und zwölf Uhr in sei­nem Stall fri­sche Bio-​Eier zu kau­fen. „Der Di­rekt­ver­kauf wird sehr viel bes­ser an­ge­nom­men als ich je­mals ge­dacht hätte. Und das, ob­wohl ich gar nicht groß­ar­tig Wer­bung dafür mache. Das läuft bis­her alles über Mund-​zu-Mund-Propaganda. Ich über­le­ge sogar, den Ver­kauf auch auf die Wo­chen­en­den aus­zu­deh­nen“, freut sich der Vater eines zwei­jäh­ri­gen Soh­nes. Mit den Bio-​Eiern ver­die­ne er auf der Pa­let­te zwar ein­fa­cher sein Geld. Aber er sehe den Di­rekt­ver­kauf als seine größ­te Wer­bung.

EU-​Förderung ist ein wich­ti­ger Be­stand­teil des Pro­jekts "Hüh­ner­stall"

„Ohne die EU-​Förderung wäre es wirt­schaft­lich eine ver­dammt knap­pe Ge­schich­te ge­wor­den“, meint der Land­wirt. „Sie ist ein wich­ti­ger Be­stand­teil des gan­zen Pro­jekts.“ Wenn Mi­cha­el Häge von dem Hüh­ner­stall als Pro­jekt redet, meint er damit vor allem sei­nen ei­ge­nen Be­trieb. Den Rest des Hofes hat der Schwa­be von sei­nem Vater über­nom­men. Auf­ge­wach­sen ist der 27-​Jährige im baden-​württembergischen Lan­ge­nau, nörd­lich von Ulm. Seine El­tern be­trei­ben dort seit Ge­ne­ra­tio­nen den Bio-​Hof Lan­ge­nau. Über einen lang­jäh­ri­gen Freund ist sein Vater auf den Be­trieb in Hüt­ten­ro­de auf­merk­sam ge­wor­den und hat ihn schließ­lich im Jahr 2004 ge­kauft. 10 Jahre spä­ter zog Mi­cha­el Häge in den Harz. „Ich war mit mei­ner Aus­bil­dung zum Land­wirt schon fer­tig, habe den „Tech­ni­ker zum Land­bau“ ge­macht und in die­ser Zeit die Ent­schei­dung ge­fällt, in den Harz zu zie­hen und den Hof zu über­neh­men“, er­in­nert sich Mi­cha­el Häge. Der Be­trieb im Harz hat sich in­zwi­schen sehr gut ent­wi­ckelt. „Wir haben ihn re­no­viert, um­struk­tu­riert und sehr viel in die In­stand­hal­tung der Ge­bäu­de in­ves­tiert.“ Im Jahr 2010 konn­te er sein Land­wirt­schafts­un­ter­neh­men durch den Kauf des Nach­bar­be­triebs noch flä­chen­mä­ßig ver­dop­peln. Nach und nach stell­te er den ge­sam­ten Be­trieb um, um die Flä­chen öko­lo­gisch zu be­wirt­schaf­ten und die Tier­hal­tung ent­spre­chend an­zu­pas­sen. Zu­letzt ent­stand der Hüh­ner­stall im Nach­bar­ort Cat­ten­stedt.

„Ich lebe voll und ganz von dem Be­trieb. Wir als Fa­mi­lie ern­ten jetzt das, was wir vor zehn Jah­ren hier in­ves­tiert haben und na­tür­lich auch was die EU in uns und un­se­ren Hüh­ner­stall in­ves­tiert hat“, be­tont er. Die Ge­mein­sa­me Agrar­po­li­tik sei ein Be­reich, in dem die EU sehr in­ten­siv mit den EU-​Mitgliedstaaten zu­sam­men­ar­bei­te. Aber auch dar­über hin­aus ist der 27-​jährige Schwa­be durch­weg po­si­tiv ge­gen­über Eu­ro­pa ein­ge­stellt: „Ich bin ein Teil der jun­gen Ge­ne­ra­ti­on, die für Eu­ro­pa steht und die Vor­zü­ge der EU sehr zu schät­zen weiß.“(Syl­via Bösch – 13.06.2018)

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Der tra­di­tio­nel­le Bau­ern­hof lebt

EU stärkt Jun­g­land­wir­tin aus Gödnitz den Rü­cken

An­drea Finke ist Jun­g­land­wir­tin mit Leib und Seele. Mit krea­ti­ven Ideen wie einer Milch­tank­stel­le mit­ten im Zerbs­ter Orts­teil Gödnitz hat sie letz­ten Herbst sogar den Reiner-​Lemoine-Gründerpreis der Entwicklungs-​ und För­der­ge­sell­schaft Anhalt-​Bitterfeld ge­won­nen. Seit Kur­zem be­kommt sie Un­ter­stüt­zung von der EU. Auf der Basis von sechs länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tä­ten des Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) för­dern das Land Sachsen-​Anhalt und die Eu­ro­päi­sche Union in der ak­tu­el­len För­der­pe­ri­ode 2014 bis 2020 vor allem auch die Land­wir­te der Re­gi­on. Unter der länd­li­chen Ent­wick­lungs­prio­ri­tät zwei wol­len sie mit ge­ziel­ten Maß­nah­men die Wirt­schafts­leis­tung der land­wirt­schaft­li­chen Be­trie­be ver­bes­sern, den Bau­ern bei der Mo­der­ni­sie­rung ihres Be­trie­bes be­hilf­lich sein und ihnen den Zu­gang zum Agrar­sek­tor er­leich­tern. Weil immer mehr junge Land­wir­te den Beruf für sich ent­deckt haben oder all­mäh­lich die Höfe ihrer El­tern über­neh­men, will der ELER den Ge­ne­ra­ti­ons­wech­sel auf dem Land aktiv mit EU-​Fördermitteln un­ter­stüt­zen.

Junge Bau­ern pro­fi­tie­ren von der Exis­tenz­grün­dungs­bei­hil­fe

Auf dem Land er­in­nern sich noch viele an die Zeit, als man die Milch frisch vom Bau­ern­hof ge­holt hat. Jun­g­land­wir­tin An­drea Finke könn­te sich gar nicht vor­stel­len, ihre Milch beim Dis­coun­ter zu be­sor­gen: „Das ist schon ge­schmack­lich ein rie­si­ger Un­ter­schied.“ Die Idee für eine Milch­tank­stel­le mit­ten im Ort ergab sich eher spon­tan. „Auf einer Messe ent­deck­te ich zu­fäl­lig einen Stand, der Milch­au­to­ma­ten ver­kauft. Kur­zer­hand haben wir solch einen Au­to­ma­ten für un­se­ren Be­trieb be­stellt und sind jetzt sehr zu­frie­den damit“, so Finke. Alle Milch­freun­de kön­nen nun rund um die Uhr bei uns in Gödnitz vor­bei­kom­men, eine Münze ein­wer­fen und sich fri­sche, weder ho­mo­ge­ni­sier­te noch pas­teu­ri­sier­te Milch vom Hof ab­fül­len. Au­ßer­dem hat Finke eine so­ge­nann­te „Regio Box“ zur Di­rekt­ver­mark­tung teils re­gio­na­ler Pro­duk­te wie Fleisch vom Hof und aus Zerbst auf­ge­stellt. Darin be­kommt man auch Käse, Eier und Jo­ghurt zu fai­ren Prei­sen und frisch. „Jetzt in der Grill­sai­son kom­men na­tür­lich Würs­te und fri­sches Grill­fleisch be­son­ders gut an“, freut sich die Jun­g­land­wir­tin. 

Dass sie neben der Aus­zeich­nung mit dem Grün­der­preis im Herbst 2017 jetzt auch eine ELER-​Förderung aus dem Exis­tenz­grün­der­bei­hil­fe­pro­gramm für Jun­g­land­wir­te er­hält, hat die Nach­wuchs­land­wir­tin schon über­rascht: „Ich bin sehr glück­lich dar­über, die Exis­tenz­grün­dungs­bei­hil­fe zu be­kom­men. Wir haben uns schließ­lich Mühe ge­ge­ben, einen über­zeu­gen­den An­trag ein­zu­rei­chen und als klei­ner Fa­mi­li­en­be­trieb kön­nen wir jede Hilfe brau­chen, um die tra­di­tio­nel­le Land­wirt­schaft hier in der Re­gi­on zu er­hal­ten.“

 

Auf dem Land er­in­nern sich noch viele an die Zeit, als man die Milch frisch vom Bau­ern­hof ge­holt hat. Jun­g­land­wir­tin An­drea Finke könn­te sich gar nicht vor­stel­len, ihre Milch beim Dis­coun­ter zu be­sor­gen: „Das ist schon ge­schmack­lich ein rie­si­ger Un­ter­schied.“ Die Idee für eine Milch­tank­stel­le mit­ten im Ort ergab sich eher spon­tan. „Auf einer Messe ent­deck­te ich zu­fäl­lig einen Stand, der Milch­au­to­ma­ten ver­kauft. Kur­zer­hand haben wir solch einen Au­to­ma­ten für un­se­ren Be­trieb be­stellt und sind jetzt sehr zu­frie­den damit“, so Finke. Alle Milch­freun­de kön­nen nun rund um die Uhr bei uns in Gödnitz vor­bei­kom­men, eine Münze ein­wer­fen und sich fri­sche, weder ho­mo­ge­ni­sier­te noch pas­teu­ri­sier­te Milch vom Hof ab­fül­len. Au­ßer­dem hat Finke eine so­ge­nann­te „Regio Box“ zur Di­rekt­ver­mark­tung teils re­gio­na­ler Pro­duk­te wie Fleisch vom Hof und aus Zerbst auf­ge­stellt. Darin be­kommt man auch Käse, Eier und Jo­ghurt zu fai­ren Prei­sen und frisch. „Jetzt in der Grill­sai­son kom­men na­tür­lich Würs­te und fri­sches Grill­fleisch be­son­ders gut an“, freut sich die Jun­g­land­wir­tin. 

Dass sie neben der Aus­zeich­nung mit dem Grün­der­preis im Herbst 2017 jetzt auch eine ELER-​Förderung aus dem Exis­tenz­grün­der­bei­hil­fe­pro­gramm für Jun­g­land­wir­te er­hält, hat die Nach­wuchs­land­wir­tin schon über­rascht: „Ich bin sehr glück­lich dar­über, die Exis­tenz­grün­dungs­bei­hil­fe zu be­kom­men. Wir haben uns schließ­lich Mühe ge­ge­ben, einen über­zeu­gen­den An­trag ein­zu­rei­chen und als klei­ner Fa­mi­li­en­be­trieb kön­nen wir jede Hilfe brau­chen, um die tra­di­tio­nel­le Land­wirt­schaft hier in der Re­gi­on zu er­hal­ten.“

 

Der ELER bringt die Pläne der Land­wir­tin voran

Na­tür­lich gibt sich An­drea Finke mit dem bis­lang Er­reich­ten noch lange nicht zu­frie­den. Bis 2022 er­hält sie nun schritt­wei­se die EU-​Fördergelder in Höhe von ins­ge­samt 70.000 Euro aus der Exis­tenz­grün­dungs­bei­hil­fe. Das ver­schafft ihr Spiel­raum für wei­te­re In­ves­ti­tio­nen. Sie über­legt, dem­nächst auch den Käse am Hof sel­ber her­zu­stel­len. Ein Gül­le­be­cken ist eben­falls in Pla­nung, denn die neue Dün­ge­ver­ord­nung sieht vor, dass Bau­ern die Gülle län­ger la­gern sol­len. Es gibt also ei­ni­ges zu tun am Hof. „Wenn man be­denkt, dass mein Groß­va­ter da­mals nach der Wende mit ein paar Kühen an­ge­fan­gen hat und wir jetzt ins­ge­samt 140 Rin­der auf dem Hof haben, hat sich schon vie­les getan in den letz­ten Jah­ren.“ Im Jahr 2004 haben Fin­kes einen Melk­ro­bo­ter an­ge­schafft, der die Ar­beit enorm er­leich­tert hat. Im Fe­bru­ar 2018 kam zudem ein neuer Fut­ter­mi­sch­wa­gen hinzu. „Mit dem Be­trieb ist aber auch die Bü­ro­kra­tie ge­wach­sen. Als Land­wir­tin muss ich heute viel mehr Pa­pier­kram er­le­di­gen, als das noch zur Zeit mei­nes Va­ters der Fall war“, er­zählt Finke. Aber im Fa­mi­li­en­be­trieb pa­cken alle mit an, um den Hof­be­trieb zu stem­men: „Meine Mut­ter ist Leh­re­rin und mein Freund ar­bei­tet als Ver­käu­fer, trotz­dem sind alle 365 Tage im Jahr am Hof ne­ben­her tätig und legen sich mäch­tig ins Zeug.“

Glück­li­che Tiere statt Mas­sen­tier­hal­tung

Das Wohl der Tiere ist An­drea Finke eben­so wich­tig wie ge­sun­de und nach­hal­ti­ge Pro­duk­te für ihre Kun­den aus der Re­gi­on. „Unser Hof be­kommt oft Be­such von Kin­der­gar­ten­grup­pen, denen wir das Leben auf dem Bau­ern­hof zei­gen. Viele Kin­der, ge­ra­de wenn sie in der Stadt leben, ken­nen das tra­di­tio­nel­le Land­le­ben kaum noch. Ein­mal frag­te mich ein Kind, warum un­se­re Kühe nicht Lila sind.“ Finke zeigt ihnen, wie das echte Land­le­ben aus­sieht und welch harte Ar­beit hin­ter jeder Milch­fla­sche steckt. „Ich wün­sche mir, dass unser Ein­satz für hoch­wer­ti­ge länd­li­che Pro­duk­te auch ge­wür­digt wird“, so Finke. Die EU rech­net damit, dass an­ge­sichts des er­war­te­ten Be­völ­ke­rungs­wachs­tums und einer stei­gen­den Nach­fra­ge nach tie­ri­schen Er­zeug­nis­sen bis 2025 eine Ver­dopp­lung der welt­wei­ten Le­bens­mit­tel­pro­duk­ti­on not­wen­dig wird. Finke ist über­zeugt, dass sich dabei die Qua­li­tät nur mit einer ver­stärk­ten Agrar­för­de­rung ge­währ­leis­ten lässt. „Ich finde es super, dass Eu­ro­pa ge­ra­de die Jun­g­land­wir­te im Blick hat. Die Pacht­prei­se sind in den letz­ten Jah­ren ge­stie­gen und so ist jede fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung Gold wert. Ich wün­sche mir, dass die EU be­son­ders die klei­nen Tier­be­trie­be im Blick be­hält.“ Finke möch­te kei­nes­falls auf bil­li­ge­re Mas­sen­tier­hal­tung um­stei­gen. „Viele Ver­brau­cher wol­len den tra­di­tio­nell wirt­schaf­ten­den Bau­ern­hof und sind be­reit, dafür einen etwas hö­he­ren Preis zu be­zah­len.“ Und davon pro­fi­tie­ren am Ende doch alle – die Kon­su­men­ten, die Tiere und die Um­welt.

(Alex­an­der Lor­ber – 11.06.2018)

 

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Wie man mit vie­len Fäden einen Sack zu­bin­det

Der „Kopf“ der Lo­ka­len Ak­ti­ons­grup­pe „Mitt­le­re Elbe – Flä­ming“ trifft sich in Cos­wig

(Bi­an­ca Kahl, 06.02.2018)

Die Grup­pe trifft sich im „Si­mo­net­ti Haus“ – ein un­auf­fäl­li­ges Fach­werk­ge­bäu­de in Cos­wig. Ta­ges­ord­nungs­punkt 1: Eine klei­ne Füh­rung. Schließ­lich muss man wis­sen, wor­über man spricht. Die An­we­sen­den bli­cken stau­nend nach oben: Ende des 17. Jahr­hun­derts er­rich­tet und ver­mut­lich auch als Frei­mau­rer­lo­ge ge­nutzt, über­rascht das Si­mo­net­ti Haus mit sei­nem au­ßer­ge­wöhn­li­chen In­nen­le­ben. Denn die Zim­mer­de­cken sind mit pracht­vol­len Stuck­ar­bei­ten ver­ziert: Ver­mut­lich kein Ge­rin­ge­rer als der Meis­ter Gio­van­ni Si­mo­net­ti hat sich einst von Al­che­mie und grie­chi­scher My­tho­lo­gie in­spi­rie­ren las­sen – und die Zim­mer mit re­gel­rech­ten Stuck­bild­nis­sen ver­ziert. Lange Zeit waren diese ver­steck­ten Kunst­schät­ze von der Öf­fent­lich­keit ver­ges­sen.

„Wir hat­ten ja an­ge­regt, dass man im Si­mo­net­ti Haus erst mal sol­che Pro­jek­te um­setzt, mit denen man Geld ver­die­nen kann“, er­in­nert Elke Kurz­ke die An­we­sen­den. Elke Kurz­ke ist eine LEADER-​Managerin. Sie ar­bei­tet für die Lo­ka­le Ak­ti­ons­grup­pe „Mitt­le­re Elbe – Flä­ming“ (LAG). Heute hat sich so­zu­sa­gen der harte Kern der LAG, die Ko­or­di­nie­rungs­grup­pe, zu einer ihrer re­gel­mä­ßi­gen Sit­zun­gen ge­trof­fen.

Grup­pe tauscht sich über fast 60 Pro­jek­te aus

Elke Kurz­ke mo­de­riert das Tref­fen und wirft eine lange Liste via Pro­jek­tor im Si­mo­net­ti Haus an die Wand. Als LEADER-​Managerin ist sie dafür ver­ant­wort­lich, För­der­pro­jek­te in der Re­gi­on zu be­treu­en. Wer eine Idee hat, von der bes­ten­falls die ganze Re­gi­on pro­fi­tie­ren könn­te und auf För­der­gel­der hofft, der kommt zu ihr. Seien es der Aus­bau eines Ho­tels, die Ver­mark­tung kul­tu­rel­ler Güter, ein Dorf­ge­mein­schafts­haus oder die Wei­ter­bil­dung von Per­so­nal im Eh­ren­amt.

Die lange Liste an der Wand zeigt eben­sol­che Vor­ha­ben. Die Mit­glie­der der Ko­or­di­nie­rungs­grup­pe haben sich ge­trof­fen, um sich ge­gen­sei­tig über den ak­tu­el­len Stand zu in­for­mie­ren. Der­zeit geht es um 59 Pro­jek­te und ein Ge­samt­vo­lu­men von rund 3,8 Mil­lio­nen Euro EU-​Zuweisungen.

Der Ver­ein „Si­mo­net­ti Haus Cos­wig (An­halt)“, zum Bei­spiel, plant, ein Café unter den Stuck­de­cken ein­zu­rich­ten. Seit 2007 en­ga­giert er sich dafür, das Bau­werk und sein wert­vol­les In­nen­le­ben vor dem Ver­fall zu be­wah­ren. Er will das Haus für die Öf­fent­lich­keit nutz­bar ma­chen – als Ort der Be­geg­nung und für kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen. Dabei konn­te der Ver­ein schon mehr­fach von För­der­mit­teln pro­fi­tie­ren, doch die not­wen­di­gen Sa­nie­rungs­maß­nah­men sind teuer. Nicht sel­ten schei­tert es daran, dass man den vor­ge­schrie­be­nen Ei­gen­an­teil nicht auf­brin­gen kann. Denn 100-​prozentige För­de­run­gen gibt es bei LEA­DER nicht.

Von der ers­ten Idee für ein Vor­ha­ben bis zum po­si­ti­ven För­der­be­scheid kön­nen mit­un­ter Jahre ver­ge­hen. Häu­fig sind viele ver­schie­de­ne Vor­schrif­ten zu be­ach­ten und Be­hör­den zu be­tei­li­gen. Heute sit­zen al­lein 15 Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter ver­schie­de­ner Ver­wal­tun­gen, Ein­rich­tun­gen und Ver­ei­ne an einem Tisch.

Jeder ist ein­ge­la­den, sich zu en­ga­gie­ren

In einer LAG en­ga­gie­ren sich nicht nur alle Kom­mu­nen und Land­krei­se aus dem be­tref­fen­den Ge­biet.  Ein­ge­la­den sind im Grun­de alle Or­ga­ni­sa­tio­nen und Pri­vat­leu­te. Alle ge­mein­sam ent­wer­fen zu­nächst eine Ent­wick­lungs­stra­te­gie, die die Re­gi­on als Gan­zes vor­an­brin­gen soll, und klop­fen die vie­len Vor­ha­ben dar­auf ab, ob sie in diese Stra­te­gie pas­sen. Da­nach be­kommt jedes Pro­jekt einen Platz auf der Prio­ri­tä­ten­lis­te: Was hat Vor­rang, was muss noch war­ten?

Auf diese Weise las­sen sich auch leicht meh­re­re Ak­teu­re zu­sam­men­brin­gen und über­grei­fen­de Pro­jek­te um­set­zen. Die LAG „Mitt­le­re Elbe – Flä­ming“ ist zum Bei­spiel be­son­ders stolz auf eine neu her­aus­ge­ge­be­ne Bro­schü­re: Das „Fläming-​Reisetagebuch“ prä­sen­tiert über­sicht­lich alle An­ge­bo­te im gleich­na­mi­gen Na­tur­park. Zuvor muss­te man sich alle ein­zeln re­cher­chie­ren. Ein wei­te­res Mam­mut­pro­jekt war es, die tou­ris­ti­sche „Stra­ße der spät­go­ti­schen Flü­gel­al­tä­re“ auf den Weg zu brin­gen. Sie er­schließt die Kunst­schät­ze der vie­len klei­nen Dorf­kir­chen für Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher.

De­mo­kra­ti­sche Ent­schei­dun­gen für die Re­gi­on

Alle Ab­stim­mun­gen und jede Aus­wahl der Pro­jek­te sind de­mo­kra­tisch or­ga­ni­siert. Sämt­li­che Sit­zun­gen der LAG sind öf­fent­lich. Prin­zi­pi­ell gilt: „Jeder kann an einer LAG teil­ha­ben – und die Leute ma­chen das alle eh­ren­amt­lich“, stellt Elke Kurz­ke klar. „Viele von ihnen sind schon von An­fang an dabei, seit 1996 LEA­DER II in der Re­gi­on star­te­te. Das sind echte Ur­ge­stei­ne und sie haben viel für ihre Hei­mat getan.“

Sie selbst ar­bei­tet seit 2009 für die LAG. Als stu­dier­te Lan­des­pfle­ge­rin und mit Be­rufs­er­fah­run­gen als Landschafts-​ und Re­gio­nal­pla­ne­rin kann­te sie sich da­mals zwar schon in Ge­fil­den wie Land­schafts­bau, Na­tur­schutz oder Vor­schrif­ten für Bau­ge­neh­mi­gun­gen aus. Was sie sich aber neu an­eig­nen muss­te und auch heute immer wie­der auf­frischt, ist das Wis­sen um sämt­li­che För­der­richt­li­ni­en.

„Wenn ich je­man­den be­treue, dann im Gan­zen. Im Grun­de ver­su­che ich, die kom­plet­te För­der­mit­tel­pa­let­te des Lan­des Sachsen-​Anhalt aus­zu­schöp­fen“, er­klärt sie. „Dann steue­re ich viel­leicht ein Pro­jekt, das im Rah­men des LEADER-​Programmes mit 5 Mil­lio­nen ver­zeich­net ist. Am Ende geht es aber um deut­lich mehr als 15 Mil­lio­nen Euro und ver­schie­de­ne För­der­töp­fe.“

Ei­gent­lich war eine LEADER-​Managerin bis­her „nur“ eine Ver­mitt­le­rin für Gel­der aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). In der ak­tu­el­len För­der­pe­ri­ode kom­men Mit­tel aus den EU-​Fonds ESF und EFRE hinzu – das macht ein in­no­va­ti­ver An­satz des Lan­des Sachsen-​Anhalt mög­lich (siehe In­fo­kas­ten). Aber För­der­töp­fe und För­der­pro­gram­me gibt es hier­zu­lan­de Hun­der­te. Es kommt nur dar­auf an, was man genau vor­hat und ob die Rah­men­be­din­gun­gen pas­sen.

Alle Fäden zu­sam­men­füh­ren

„Viele Dinge sind eben nicht ein­fach ein Stück Beton“, er­klärt Elke Kurz­ke das Ganze an einem Bau­vor­ha­ben. Die Ideen der Ak­teu­re vor Ort kön­nen viele Be­rei­che und damit auch viele För­der­mög­lich­kei­ten be­rüh­ren. Im Si­mo­net­ti Haus spie­len neben der Bau­sub­stanz und dem Denk­mal­schutz auch die Kunst, Kul­tur sowie so­zia­le Aspek­te eine Rolle. Zudem geht es oft auch um die Si­che­rung oder Schaf­fung von Ar­beits­plät­zen. Um bei der Ver­wirk­li­chung zu hel­fen, ver­su­chen die LAG und Elke Kurz­ke, alle Fäden zu­sam­men­zu­füh­ren und am Ende einen ein­zi­gen Strick dar­aus zu dre­hen, mit dem sie den je­wei­li­gen Sack zu­bin­den kön­nen. 

Für sol­che Fälle wie den des Si­mo­net­ti Hau­ses sei der neue CLLD-​Ansatz groß­ar­tig, fin­det Kurz­ke. Denn neben der „Ver­mi­schung“ meh­re­rer För­der­töp­fe öffne er auch die Mög­lich­keit, Pro­jek­te ge­mein­sam mit den Ak­ti­ons­grup­pen an­de­rer Re­gio­nen oder sogar über in­ter­na­tio­na­le Ko­ope­ra­tio­nen zu ver­wirk­li­chen. Der be­gna­de­te Stu­cka­teur Gio­van­ni Si­mo­net­ti hat näm­lich nicht nur in Mit­tel­deutsch­land, son­dern auch in Städ­ten im heu­ti­gen Tsche­chi­en und Polen ge­wirkt. Da win­ken viele Mög­lich­kei­ten der Zu­sam­men­ar­beit. Doch wie ge­sagt: Ohne Ei­gen­mit­tel geht lei­der nichts. Der Ver­ein muss sich also zu­nächst nach an­de­ren Geld­quel­len um­schau­en. Erst dann lohnt der Blick in die große Pa­let­te der För­der­töp­fe.

www.mittlere-​elbe-flaeming.de

Info: LAG und LEA­DER

Eine Lo­ka­le Ak­ti­ons­grup­pe (LAG) ent­wirft die von der ört­li­chen Be­völ­ke­rung be­trie­be­ne Stra­te­gie für lo­ka­le Ent­wick­lung (LES) und führt sie durch. Sie setzt sich aus Ver­tre­tern lo­ka­ler öf­fent­li­cher und pri­va­ter so­zio­öko­no­mi­scher In­ter­es­sen zu­sam­men. Dabei sind auf der Ebene der Be­schluss­fas­sung weder Be­hör­den im Sinne der na­tio­na­len Vor­schrif­ten noch eine ein­zel­ne In­ter­es­sen­grup­pe mit mehr als 49 Pro­zent der Stimm­rech­te ver­tre­ten.Die LAG „Mitt­le­re Elbe – Flä­ming“ ist eine von 23 sol­cher Re­gio­nen in Sachsen-​Anhalt. Sie um­fasst Teile der Land­krei­se Wit­ten­berg, Je­ri­chower Land, Anhalt-​Bitterfeld sowie der kreis­frei­en Stadt Dessau-​Roßlau.Sachsen-​Anhalt pro­fi­tiert be­reits seit 1991 von dem be­son­de­ren eu­ro­päi­schen För­der­an­satz LEA­DER, mit dem länd­li­che Ge­bie­te in der Eu­ro­päi­schen Union un­ter­stützt wer­den. Die ak­tu­el­le För­der­pe­ri­ode reicht von 2014 bis 2020. Hier geht das Land mit dem so­ge­nann­ten CLLD-​Ansatz neue Wege.Die Ab­kür­zung CLLD steht für „Community-​Led Local De­ve­lo­p­ment”, also lo­ka­le Ent­wick­lung, die von der Be­völ­ke­rung selbst vor­an­ge­trie­ben wird. Nach dem Bottom-​up-Prinzip, also von der Basis her, sol­len Stra­te­gien für die wirt­schaft­li­che und ge­sell­schaft­li­che Ge­stal­tung der Re­gi­on ent­wor­fen wer­den. Für die För­de­rung kon­kre­ter Pro­jek­te ste­hen dann u. a. Mit­tel aus den drei EU-​Fonds ELER, EFRE und ESF zur Ver­fü­gung.

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Dem Was­ser Ein­halt ge­bie­ten

Sta­bi­le­re Dei­che sol­len die Dör­fer an der Schwar­zen Els­ter bes­ser schüt­zen

(Klaus-​Peter Voigt, 25.01.2018)

Ent­lang der Schwar­zen Els­ter haben sich die Sied­lun­gen seit Jahr­hun­der­ten auf immer wie­der­keh­ren­des Hoch­was­ser ein­ge­stellt. Wer am Fluss lebt, weiß um den Fluch und den Segen der Na­tur­er­eig­nis­se. Auf der einen Seite bringt das über die Ufer tre­ten­de Was­ser Nähr­stof­fe mit sich, die sich auf den Wei­de­flä­chen ab­la­gern. Zum an­de­ren sind stets auch schwe­re Schä­den an Wohn­häu­sern, Stal­lun­gen und Werk­stät­ten zu be­kla­gen, selbst Men­schen­le­ben wur­den immer wie­der ge­for­dert.

Immer wie­der stieg der Was­ser­lauf ex­trem an

Der Fluss selbst hat seine Quel­le im Lau­sit­zer Berg­land. Sie liegt etwa 1,5 Ki­lo­me­ter süd­lich der zu El­s­tra ge­hö­ren­den Ort­schaft Kin­disch. Von dort aus fließt die Schwar­ze Els­ter in Rich­tung Nor­den und än­dert ab Ho­yers­wer­da ihren Lauf nach Wes­ten. Bei Els­ter­wer­da pas­siert sie die mit sie­ben Ki­lo­me­tern engs­te Stel­le des Breslau-​Magdeburger Ur­strom­tals, um dann in der Elbe-​Elster-Niederung Städ­te wie Bad Lie­ben­wer­da, Herz­berg und Jes­sen zu pas­sie­ren. Beim Fluss­ki­lo­me­ter 198,5 nahe der Ge­mein­de schließ­lich mün­det die Schwar­ze Els­ter in die Elbe.

In den Jah­ren 2010, 2011 und 2013 stieg der Was­ser­lauf wie­der ex­trem an. Die Flu­ten rich­te­ten große Schä­den an. Im Juni 2013 gab der Els­ter­deich bei Schwei­nitz den Be­las­tun­gen durch den an­stei­gen­den Fluss nach. Der Was­ser­stand von 3,04 Me­tern am Pegel Löben lag höher als im Herbst 2010 und im Früh­jahr 2011. Der Lan­des­be­trieb für Hoch­was­ser­schutz und Was­ser­wirt­schaft (LHW) Sachsen-​Anhalt hatte da­mals schon mit groß­an­ge­leg­ten Maß­nah­men be­gon­nen, um dem Was­ser künf­tig bes­ser Ein­halt ge­bie­ten zu kön­nen. An 22 Stel­len des Dam­mes wur­den in­zwi­schen Zu­fahrts­stra­ßen ge­baut oder er­tüch­tigt. Hin­der­nis­se, die einen un­ge­hin­der­ten Was­ser­fluss stör­ten, sind größ­ten­teils be­sei­tigt. Viel so­ge­nann­ter Ver­wuchs muss­te müh­sam ent­fernt wer­den, sagt LHW-​Projektleiterin Bar­ba­ra Gursch­ke. Es galt und gilt an ei­ni­gen Stel­len noch, die Dei­che bes­ser er­reich­bar zu ma­chen und Ver­bin­dungs­we­ge zu er­tüch­ti­gen.

Deich­ab­schnit­te bei Klos­sa brin­gen Schwie­rig­kei­ten mit sich

Ganz oben in der Prio­ri­tä­ten­lis­te ste­hen bei den zahl­rei­chen Auf­ga­ben die Ab­schnit­te bei Klos­sa. Seit 2016 ar­bei­te­ten die Fach­leu­te mit Hoch­druck daran, den drit­ten Bau­ab­schnitt des Dei­ches dort fer­tig­zu­stel­len. Kein leich­tes Un­ter­fan­gen, zumal dabei viele Dinge zu be­ach­ten waren. Ar­chäo­lo­gen un­ter­such­ten bau­be­glei­tend den Boden, ent­deck­ten dabei letzt­lich Sach­zeu­gen der Ei­sen­zeit, in der un­se­re Vor­fah­ren dort schon sie­del­ten. Haupt­ziel al­ler­dings ist die grund­le­gen­de Sa­nie­rung der alten Dei­che, die in den 1960er Jah­ren und frü­her ent­stan­den. Nicht nur, dass diese Bau­wer­ke nach heu­ti­gen Er­kennt­nis­sen zu nied­rig waren, auch das in ihnen ver­wen­de­te Ma­te­ri­al ent­sprach nicht mehr den An­for­de­run­gen der Ge­gen­wart, er­läu­tert Bar­ba­ra Gursch­ke.

Auf der Stra­ßen­brü­cke di­rekt an der Ort­schaft Löben ste­hend, zeigt sie auf den Fluss­lauf. „Deich­hö­he, Kro­nen­brei­te und Bö­schungs­nei­gun­gen muss­ten hier ver­än­dert wer­den. Die Wälle waren teil­wei­se durch­läs­sig. Alte Si­cker­was­ser­stel­len zeug­ten von den Schwach­punk­ten, die ir­gend­wann einen Deich­bruch aus­lö­sen könn­ten“, er­läu­tert sie. Im drit­ten Bau­ab­schnitt wurde das grund­le­gend ver­än­dert. Die Stand­si­cher­heit ist nun­mehr ge­si­chert. Jetzt steht an die­ser Stel­le auf einer Länge von knapp 1,8 Ki­lo­me­tern ein Zwei­zo­nen­deich, bei dem der was­ser­sei­ti­ge Ab­schnitt aus dich­te­rem und damit un­durch­läs­si­ge­rem Ma­te­ri­al be­steht. Daran schließt sich luft­sei­tig ein durch­läs­si­ges Ma­te­ri­al an, um an­fal­len­des Si­cker­was­ser schnell ab­füh­ren zu kön­nen. Wich­tig für den Ero­si­ons­schutz ist die Aus­bil­dung einer flä­chen­de­ckend in­tak­ten und ge­sun­den Gras­nar­be. Um sie zu schaf­fen, er­hielt der Deich durch­gän­gig eine 30 Zen­ti­me­ter dicke Bo­den­schicht. Zudem ent­stand ein be­fahr­ba­rer Deich­ver­tei­di­gungs­weg. Drei Meter breit und mit Be­ton­ver­bund­groß­pflas­ter be­fes­tigt ent­spricht er den An­for­de­run­gen des Hoch­was­ser­schut­zes. Ein Siel, ein ver­schließ­ba­rer Ge­wäs­ser­durch­lass, ent­stand zudem. Über die­ses Bau­werk kann das Bin­nen­land nach Hoch­was­ser oder star­kem Regen un­kom­pli­ziert wie bei einem Ven­til ent­wäs­sert wer­den. Die Ein­woh­ner von Löben, Klos­sa und Schwei­nitz kön­nen künf­ti­gen Hoch­wäs­sern ge­las­se­ner ent­ge­gen­se­hen. Für rund 2,4 Mil­lio­nen Euro hat Sachsen-​Anhalts Lan­des­be­trieb für Hoch­was­ser­schutz und Was­ser­wirt­schaft eines der Pro­jek­te sei­nes breit an­ge­leg­ten Pro­gramms zum Hoch­was­ser­schutz im Osten des Bun­des­lan­des ein­ge­setzt. Zu den För­der­mit­teln aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) in Höhe von rund 1,8 Mil­lio­nen Euro kamen wei­te­re vom Land (240.000 Euro) und vom Bund (360.000 Euro).

www.lhw.sachsen-​anhalt.de

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Stau auf der Quer­fur­ter Plat­te

In ein neues Hoch­was­ser­rück­hal­te­be­cken flie­ßen große In­ves­ti­tio­nen

(Klaus-​Peter Voigt, 30. Ja­nu­ar 2018)

Frucht­bar ist der Boden auf der Quer­fur­ter Plat­te. Eines der größ­ten Löss-​Schwarzerdegebiete in Sachsen-​Anhalt zeigt sich über­wie­gend als of­fe­ne Agrar­land­schaft und fast kom­plett wald­frei. Die Mu­schel­kalk­ta­fel steigt vom Nord­os­ten zum Süd­wes­ten hin von 110 bis 120 Meter auf bis zu 240 Meter über Nor­mal­null an. Durch die geo­lo­gi­schen Ver­hält­nis­se er­reicht das Ge­biet, das sich über drei Land­krei­se er­streckt, nur eine eher be­schei­de­ne Ober­flä­chen­ent­wäs­se­rung. Das geht ein­her mit einer ge­rin­gen Fluss­dich­te.

Klei­ner Fluss Quer­ne sorgt für große Pro­ble­me

Das Areal, das unter an­de­rem an das Un­strut­tal grenzt, gibt sich eher ge­las­sen. Doch diese Ruhe täuscht. Bei star­ken Re­gen­fäl­len oder der Schnee­schmel­ze im Früh­jahr kann das ge­ra­de ein­mal zwölf Ki­lo­me­ter lange Flüss­chen Quer­ne, das nur we­ni­ge Ki­lo­me­ter die­sen Namen trägt und sich spä­ter als Weida durch die Land­schaft schlän­gelt, den Men­schen Kopf­zer­bre­chen ma­chen. Mit sei­nen plötz­lich an­stei­gen­den Flu­ten sorgt es dann für er­heb­li­che Schä­den. In Quer­furt, das mög­li­cher­wei­se der Quer­ne sei­nen Namen ver­dankt (Furt über die Quer­ne), weiß man um diese Ge­fah­ren. 1994 stieg das Was­ser so hef­tig über die Ufer, dass die Alt­stadt teil­wei­se bis zu 1,50 Meter hoch über­flu­tet war. Die Ka­ta­stro­phe mit ihren Sach­schä­den in Mil­lio­nen­hö­he ist den Men­schen nach wie vor in Er­in­ne­rung.

Mit einem im­mensen Bau­pro­jekt sol­len künf­tig sol­che Er­eig­nis­se wei­test­ge­hend der Ver­gan­gen­heit an­ge­hö­ren und die Stadt einen best­mög­li­chen Schutz er­hal­ten. Bis Ende 2018 ent­steht im Schat­ten der Burg Quer­furt ein Hoch­was­ser­rück­hal­te­be­cken. „Es be­grenzt künf­tig den ma­xi­ma­len Ab­fluss der Quer­ne bei an­stei­gen­den Flu­ten auf sie­ben Ku­bik­me­ter pro Se­kun­de und mi­ni­miert damit die Ge­fah­ren für die Re­gi­on“, sagt Burk­hard Hen­ning, Ge­schäfts­füh­rer des Tal­sper­ren­be­triebs Sachsen-​Anhalt. Auf ein so­ge­nann­tes hun­dert­jäh­ri­ges Hoch­was­ser wäre man mit der Fer­tig­stel­lung vor­be­rei­tet. Fast 3,4 Mil­lio­nen Euro kos­tet das ge­sam­te Pro­jekt, das kom­plett ge­för­dert wird. Al­lein aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) kom­men rund 2,5 Mil­lio­nen Euro; das Land Sachsen-​Anhalt be­tei­ligt sich mit 335.000 Euro und gut 500.000 Euro ste­hen aus Bun­des­mit­teln zur Ver­fü­gung. 

Bis zu 350.000 Ku­bik­me­ter Was­ser las­sen sich an­stau­en

Die Pla­nun­gen haben sich am na­tür­li­chen Ge­län­de­pro­fil im Quer­netal zwi­schen Lo­ders­le­ben und Quer­furt ori­en­tiert. Seit 2016 ent­steht dort die 35. Stau­an­la­ge im Lan­des­ei­gen­tum zwi­schen Arend­see und Zeitz. Das Ge­samt­stau­vo­lu­men aller Tal­sper­ren in Sachsen-​Anhalt be­trägt mehr als 191 Mil­lio­nen Ku­bik­me­ter. Der Stau­damm, der diese Funk­ti­on erst bei Hoch­was­ser über­nimmt, er­reicht eine Höhe von sie­ben Me­tern. Seine Länge be­trägt 140 Meter, die Brei­te 60 Meter. Im Ex­trem­fall liegt das Fas­sungs­vo­lu­men bei bis zu 350.000 Ku­bik­me­tern Was­ser, die sich auf einer Länge von rund zwei Ki­lo­me­tern an­stau­en las­sen, er­läu­tert Burk­hard Hen­ning. Man sei froh, dass es ge­lin­ge, das Bau­werk har­mo­nisch in die Land­schaft ein­zu­fü­gen. Kern­stück des be­grün­ten Damms ist ein Durch­lass aus Stahl­be­ton. Um ihn er­rich­ten zu kön­nen, wurde die Quer­ne im Be­reich der Bau­stel­le zeit­wei­se um­ge­lei­tet. 

Beim Be­trieb des neuen Hoch­was­ser­rück­hal­te­be­ckens setzt der Tal­sper­ren­be­trieb auf mo­derns­te Tech­nik. Die Spe­zia­lis­ten in der Ge­biets­stau­meis­te­rei Süd kön­nen sich von Kel­bra aus per Ka­me­ra­über­wa­chung rund um die Uhr vom Zu­stand der An­la­ge über­zeu­gen, Steu­er­hand­lun­gen er­fol­gen im Re­gel­fall vor Ort. Wie bei sol­chen An­la­gen vor­ge­schrie­ben, er­folgt zudem ein Mal im Monat eine Funk­ti­ons­pro­be an Ort und Stel­le.

www.talsperren-​lsa.de

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Ein Paket für mehr Bil­dung und Be­we­gung

Das Wald­haus am Berg­witz­see lädt zu einer Ent­de­ckungs­tour in der Natur.

(Klaus-​Peter Voigt, 17.01.2018)

In der war­men Jah­res­zeit übt der 180 Hekt­ar große Berg­witz­see im Osten Sachsen-​Anhalts eine fast ma­gi­sche An­zie­hungs­kraft aus. Was­ser­sport, Rei­ten, An­geln, Mi­ni­golf –Er­ho­lungs­su­chen­de haben das klei­ne Pa­ra­dies fest in Be­schlag ge­nom­men. Der eins­ti­ge Braun­koh­le­ta­ge­bau mach­te seit sei­ner Still­le­gung 1955 eine gründ­li­che Ver­än­de­rung durch. In den 1960er Jah­ren be­gann die Re­kul­ti­vie­rung des ge­sam­ten Are­als. Dazu ge­hör­te, dass das Rest­loch ge­flu­tet wurde.
Als Nah­erho­lungs­ge­biet scheint der See aus der Re­gi­on nicht mehr weg­zu­den­ken. Das Berg­witz­see Re­sort lädt dort Gäste ein; ein lan­ger Strand lockt Ba­de­lus­ti­ge an, hül­len­los. Der Eu­ro­paradwan­der­weg R1 sowie der Rad­weg Ber­lin – Leip­zig füh­ren am See vor­bei.

Vom Schand­fleck zum Haus der Ge­ne­ra­tio­nen

Heidrun Weise gerät schnell ins Schwär­men, wenn sie von der tou­ris­ti­schen An­zie­hungs­kraft des Land­strichs er­zählt. Die en­ga­gier­te Se­nio­rin ist in Berg­witz zu Hause, hat ein ge­rüt­tel­tes Maß der Ent­wick­lung mit­er­lebt und mit­ge­stal­tet. Als Vor­sit­zen­de des Ver­eins „Elbaue-​Heideregion-Kemberg“ e.V. hat sie sich einem ganz be­son­de­ren Pro­jekt ver­schrie­ben. Das Wald­haus, nur we­ni­ge hun­dert Meter vom Strand ent­fernt, hat sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zu einem au­ßer­ge­wöhn­li­chen Bildungs-​ und Be­we­gungs­zen­trum ent­wi­ckelt. Ur­sprüng­lich als Sauna kurz vor der po­li­ti­schen Wende in der DDR er­rich­tet, ging es nach 1990 lang­sam in den Wir­ren der Markt­wirt­schaft unter, ver­fiel zu­se­hends. „Diese Dreck­ecke stör­te uns gründ­lich“, er­zählt Heidrun Weise. Am herr­li­chen See war sie ein dop­pel­tes Är­ger­nis. Durch die Grün­dung der Ein­heits­ge­mein­schaft im Jahr 2012 als „Land­stadt und Grü­nes Zen­trum“ der Re­gi­on be­gann eine Än­de­rung der Si­tua­ti­on. Die Kom­mu­ne Kem­berg mit ihren 14 Orts­tei­len und rund 10.000 Ein­woh­nern hatte einen Part­ner für die Ent­wick­lung des Ge­län­des ge­fun­den. Die Di­plom­leh­re­rin im Ru­he­stand brann­te für die Idee, An­ge­bo­te spe­zi­ell für Kin­der und Ju­gend­li­che zu ent­wi­ckeln, ihnen spie­le­risch Wis­sen zu ver­mit­teln und Be­we­gung zu för­dern. Dar­über hin­aus soll­te das Wald­haus von An­fang an für alle Ge­ne­ra­tio­nen of­fen­ste­hen.

Kin­der­grup­pen geben sich die Klin­ke in die Hand

Heute wird es zu­neh­mend schwe­rer, dort freie Ter­mi­ne zu be­kom­men. Stück für Stück hat es sich zu einem ein­zig­ar­ti­gen Bildungs-​ und Be­we­gungs­zen­trum ge­mau­sert. Eine in­ter­ak­ti­ve Aus­stel­lung bie­tet den Jüngs­ten die Mög­lich­keit, ein­mal ganz ohne Smart­pho­ne und Com­pu­ter die Um­welt zu ent­de­cken. In den Räu­men er­fah­ren sie bei ak­ti­ver Be­schäf­ti­gung Wis­sens­wer­tes über die El­bau­en und den Na­tur­park Dü­be­ner Heide, zu Hand­werk und In­dus­trie in den um­lie­gen­den Ort­schaf­ten. Schul­klas­sen und Kin­der­gar­ten­grup­pen geben sich seit 2014 die Klin­ke in die Hand. In­zwi­schen bie­tet das Wald­haus einen ganz bun­ten Strauß von Ver­an­stal­tun­gen an. Abschluss-​ oder Klas­sen­fei­ern von Grund­schu­len sind eben­so mög­lich wie Bas­tel­nach­mit­ta­ge oder Kin­der­ge­burts­ta­ge. Alles funk­tio­niert im We­sent­li­chen über das Eh­ren­amt. Und dar­über hin­aus sind es Se­nio­ren­grup­pen, die sich tref­fen, oder Ur­lau­be­rin­nen und Ur­lau­ber vom nahen Berg­witz­see, die wäh­rend der re­gu­lä­ren Öff­nungs­zei­ten vor­bei­schau­en.Seit dem ver­gan­ge­nen Jahr zeigt sich das Au­ßen­ge­län­de des Wald­hau­ses an­sehn­lich neu­ge­stal­tet. Für mehr als 80.000 Euro wurde es her­ge­rich­tet. Rund 64.000 Euro davon stam­men aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER), 6.000 Euro von der Stadt Kem­berg und wei­tern Spon­so­ren, wie der Volks­bank Dessau-​Roßlau. Mög­lich macht die För­de­rung die Richt­li­nie LEA­DER und CLLD des Mi­nis­te­ri­ums der Fi­nan­zen des Lan­des Sachsen-​Anhalt. Sie bil­det die Grund­la­ge dafür, dass Lo­ka­le Ak­ti­ons­grup­pen, wie hier die Lo­ka­le Ak­ti­ons­grup­pe Dü­be­ner Heide, bei in­no­va­ti­ven und ge­mein­sa­men, ge­biets­über­grei­fen­den Pro­jek­ten aus ver­schie­de­nen Fonds der EU un­ter­stützt wer­den kön­nen. Damit wer­den sie in die Lage ver­setzt, für ihre Re­gi­on stra­te­gisch wich­ti­ge Pro­jek­te um­zu­set­zen.

Ein La­by­rinth im Bi­ber­bau

Das Er­geb­nis: In Berg­witz sind eine Biber-​Spielburg, ein 7-​Sinne-Baumhaus sowie ein Kletter-​ und Ba­lan­cier­wald auf dem Wald­ak­tiv­spiel­platz ent­stan­den. „Damit kön­nen wir ein rich­ti­ges Paket an­bie­ten, das Bil­dung und Be­we­gung für die Mäd­chen und Jun­gen ver­knüpft. Das kommt sehr gut an“, be­rich­tet die 74-​jährige Ver­eins­chefin. Sie zeigt auf den Bi­ber­bau. In dem roll­stuhl­taug­li­chen La­by­rinth kön­nen Grup­pen ge­mein­sam agie­ren. Im Laufe der Jahre soll der von di­cken Stäm­men ge­präg­te Tun­nel wei­ter be­grünt und in­halt­lich ge­stal­tet wer­den. An den In­sek­ten­ho­tels in un­mit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft sind Na­tur­be­ob­ach­tun­gen mög­lich. Im 7-​Sinne-Baumhaus las­sen sich Auf­ga­ben zur Flora und Fauna der Re­gi­on lösen. Viele der klei­nen und gro­ßen Rät­sel­freun­din­nen und -​freunde zei­gen sich bei­spiels­wei­se über­rascht, dass der Mensch das Le­be­we­sen ist, das im Wald den größ­ten Lärm ver­ur­sacht. Für Heidrun Weise hat das Wald­haus kei­nen ab­ge­schlos­se­nen Sta­tus. Mit ihren Mit­strei­te­rin­nen und Mit­strei­tern wer­den be­reits die nächs­ten Pläne ge­schmie­det. Das Ge­län­de hat noch jede Menge Po­ten­zi­al.

Flie­sen­saal und Ro­sen­gar­ten

Im Ka­rower Schloss lebt der Glanz aus alten Tagen wie­der auf

(Bi­an­ca Kahl, 24.11.2017)

„Man­ches hier ist schon immer so ge­we­sen, wie es jetzt ist“, sagt Bir­git Baum­gär­tel. Sie steht auf ihrer Ter­ras­se in Karow und blickt in den Schloss­park, wo der Haus­meis­ter ge­ra­de mit einer Schub­kar­re im Gange ist. „So ähn­lich ist es auf einem alten Kup­fer­stich zu sehen: Der Gärt­ner bei der Ar­beit im Park“, schmun­zelt sie.

Vor elf Jah­ren zogen Bir­git und Hein­rich Baum­gär­tel aus der Nähe von Ham­burg auf den alten Ka­rower Guts­hof. Da­mals be­wohn­ten die bei­den nur drei Zim­mer im Ober­ge­schoss des Her­ren­hau­ses und ar­bei­te­ten sich von dort aus lang­sam vor. Das ganze Ge­bäu­de eine Bau­stel­le: Fens­ter, Türen, Wände und Fuß­bö­den muss­ten er­neu­ert, alle Dä­cher frisch ge­deckt, Hei­zung, Strom, Sa­ni­tär neu in­stal­liert wer­den. Die Sa­nie­rung der Fas­sa­den ist noch immer nicht kom­plett ge­schafft.

Die Natur im Win­ter­gar­ten

Die far­ben­fro­hen Wände im präch­ti­gen Win­ter­gar­ten be­mal­te ihre Tante mit Mo­ti­ven aus der Natur: Storch, Pfau und Fasan, Rose, Fin­ger­hut und Glo­cken­blu­men. Die große Küche – ein traum­haf­ter Flie­sen­saal in Weiß und Blau.

„Wir wuss­ten an­fangs gar nicht, dass hier ein­mal ein Flie­sen­saal ge­we­sen ist. Dann habe ich drau­ßen beim Ein­pflan­zen mei­ner Rosen immer wie­der Bruch­stü­cke aus blau-​weißer Ke­ra­mik ge­fun­den und nach­ge­forscht“, er­zählt Bir­git Baum­gär­tel. Nach vie­len Mühen er­hielt das Ehe­paar Baum­gär­tel die his­to­ri­schen Flie­sen aus dem Kreis­mu­se­um des Je­ri­chower Lan­des. Sie waren zu DDR-​Zeiten von den Wän­den ge­schla­gen wor­den. Die Jahr­hun­der­te alte In­nen­aus­stat­tung wurde dem Prag­ma­tis­mus ge­op­fert, denn das Ge­bäu­de hat viele Jahre lang als Schu­le, spä­ter als Ju­gend­club ge­dient. Der ört­li­che Kin­der­gar­ten ist noch heute im Ost­flü­gel be­hei­ma­tet.

Das Ehe­paar Baum­gär­tel hat es sich zur Auf­ga­be ge­macht, die Guts­an­la­ge nicht nur zu er­hal­ten, son­dern auch etwas vom frü­he­ren Glanz wie­der auf­le­ben zu las­sen. Es gibt eine his­to­ri­sche Fo­to­gra­fie mit mär­chen­haf­ten Türm­chen, doch so weit muss es gar nicht gehen. Den eins­ti­gen „Plea­su­re­ground” an der Süd­sei­te, eine schö­ne Ra­sen­flä­che mit wei­ßem Kies, möch­ten die bei­den hin­ge­gen wie­der­her­stel­len – in­klu­si­ve Blu­men­kü­bel und Was­ser­fon­tä­ne als ba­ro­ckes Re­likt.

Bis zum Krieg das Zu­hau­se von Gra­fen

Karow war be­reits im Mit­tel­al­ter als Rit­ter­gut be­kannt. Das heu­ti­ge Her­ren­haus er­rich­te­te der Frei­herr Mar­quard Lud­wig von Print­zen An­fang des 18. Jahr­hun­derts im ba­ro­cken Stil. Kürz­lich fuhr im Ort ein gro­ßer Rei­se­bus vor: Eine Grup­pe Geschichts-​ und Kul­tur­in­ter­es­sier­ter hielt auf ihrer Rund­rei­se zu Bur­gen und Schlös­sern Sachsen-​Anhalts. Wäh­rend der Füh­rung fiel auch der Name des Bau­herrn „von Print­zen” und so­gleich ging ein an­er­ken­nen­des Rau­nen durch die Runde. Die Mit­glie­der der Denk­mal­schutz­in­itia­ti­ve Deut­sche Bur­gen­ver­ei­ni­gung e.V. wuss­ten so­fort, was man nor­ma­ler­wei­se erst er­klä­ren muss: Bei die­sem Mann han­del­te es sich um die rech­te Hand des preu­ßi­schen Kö­nigs. Die Re­gi­on pro­fi­tier­te enorm von sei­nem Ein­fluss und er ret­te­te nicht nur das Rit­ter­gut vor dem Ver­fall.

Spä­ter ist es in den Be­sitz der Gra­fen­fa­mi­lie von War­ten­sle­ben ge­kom­men, die nach dem Zwei­ten Welt­krieg schließ­lich ent­eig­net wurde. Im Laufe der Ge­ne­ra­tio­nen hatte die Fa­mi­lie den herr­li­chen Park mit sei­nen Lin­den­al­le­en an­ge­legt und eine Kar­tof­fel­bren­ne­rei er­rich­tet. Der neu­go­ti­sche Bau dient heute oft als Ver­an­stal­tungs­ort. Zum Ka­rower Weih­nachts­markt wer­den darin Ker­zen ge­zo­gen und Ap­fel­punsch aus­ge­schenkt. Ne­ben­an war­tet Bir­git Baum­gär­tel jedes Jahr aufs Neue als Hexe ver­klei­det im Holz­haus mit selbst­ge­ba­cke­nen Leb­ku­chen auf dem Dach. Die Kin­der müs­sen dann erst durch einen dunk­len Wald aus auf­ge­steck­ten Tan­nen­zwei­gen und vor­bei an aus­ge­stopf­ten Tie­ren, wenn sie ihr die Sü­ßig­kei­ten steh­len wol­len.

Ge­stal­tungs­sinn mit Hilfe aus der EU

Bir­git Baum­gär­tel ist in die Küche mit den blau­wei­ßen Flie­sen­wän­den ge­gan­gen. Die Haus­halts­hil­fe be­rei­tet dort Häpp­chen für einen Be­such vor: Hüt­ten­kä­se und selbst ge­mach­te Hirsch­sa­la­mi. Un­term Tisch schläft der alte Hund, über die Ter­ras­se spa­ziert ein Pfau. Hein­rich Baum­gär­tel ist von der Ar­beit nach Hause ge­kom­men und macht sich so­gleich wie­der an die Ar­beit: Heute steht das Dün­gen ei­ni­ger Bäume auf dem Plan.

Seit Jah­ren in­ves­tiert die Fa­mi­lie Baum­gär­tel viel Zeit und En­er­gie in den Er­halt der An­la­ge. Immer wie­der konn­te sie dabei auch von För­der­gel­dern aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) pro­fi­tie­ren. Zum Bei­spiel 2016, als das Ehe­paar Dach und Fas­sa­de am West­flü­gel des Her­ren­hau­ses er­neu­ern ließ. Über das Pro­gramm LEA­DER er­hielt es hier­für eine För­de­rung in Höhe von rund 40.000 Euro aus dem ELER.

Ein Haus für die Fa­mi­lie

Vom En­ga­ge­ment der Baum­gär­tels pro­fi­tie­ren auch die An­woh­ne­rin­nen und An­woh­ner: Der 20 ha große Park ist öf­fent­lich zu­gäng­lich. Es gibt meh­re­re Fe­ri­en­woh­nun­gen, die Aus­wär­ti­ge in den Ort lo­cken. Und das Ehe­paar Baum­gär­tel lässt sich immer wie­der etwas Neues ein­fal­len, um ge­mein­sam mit dem Hei­mat­ver­ein den Ort zu be­le­ben.

„Wir wol­len, dass mög­lichst viele Men­schen etwas vom Er­halt des Guts­ho­fes haben”, sagt Bir­git Baum­gär­tel, die Mut­ter von drei er­wach­se­nen Kin­dern. „Doch vor allen Din­gen ma­chen wir das alles für un­se­re Fa­mi­lie. Das Gut soll ein Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus sein – so, wie es immer war.”

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Europa-​Rosarium - Die Ver­wal­ter der Schön­heit

Das Europa-​Rosarium in Sangerhau­sen er­hält Tau­sen­de Ro­sen­sor­ten

(Bi­an­ca Kahl - 20.09.2017)

Eine Dame beugt sich an­mu­tig zu üp­pi­gen, ro­sa­far­be­nen Blü­ten hinab und schnup­pert an ihnen. Ihr Mann fo­to­gra­fiert es. „Sha­rifa Asma“ steht auf einem Schild­chen vor dem Ro­sen­strauch – eine pfle­ge­leich­te, eng­li­sche Sorte, die mehr­mals im Jahr blüht und dabei nach Trau­ben und Maul­bee­ren duf­tet. „Schau mal, wie bei Ro­sa­mun­de Pil­cher“, sagt wäh­rend­des­sen eine Se­nio­rin zu ihrem Part­ner und zeigt auf die rote Back­stein­skulp­tur einer Frau mit lo­cki­gem Haar und Ro­sen­bou­quet in den Hän­den. Da­hin­ter eilt ein Mann mit Klemm­brett vor­bei. Es ist Tho­mas Hawel, der Lei­ter des Europa-​Rosariums in Sangerhau­sen.

Der Ar­beits­platz von Tho­mas Hawel ist einer der schöns­ten Gär­ten Deutsch­lands: rund 8 200 ver­schie­de­ne Ro­sen­sor­ten und etwa 450 Wild­ro­sen­for­men auf 13 Hekt­ar – die mit Ab­stand größ­te Samm­lung der Welt. Der Mann ist um­ge­ben von Far­ben­pracht, süßen Düf­ten und Blü­ten, die mit­un­ter so groß wie Kohl­köp­fe wer­den kön­nen. Doch wäh­rend jedes Jahr bis zu 120 000 Gäste an den Füh­run­gen teil­neh­men, die vie­len Ver­an­stal­tun­gen be­su­chen oder ein­fach durch die Schau­gär­ten fla­nie­ren, geht es hin­ter den Ku­lis­sen we­ni­ger ge­nüss­lich zu. „Un­se­re Ar­beit ist es, die ge­ne­ti­schen In­for­ma­tio­nen zu er­hal­ten“, er­klärt Tho­mas Hawel nüch­tern. Mit sei­ner Mit­ar­bei­te­rin Ger­hild Schulz trifft er sich vor dem Ram­bler „White Flight“: Über­sät mit klei­nen wei­ßen Blü­ten rankt sich die Pflan­ze an meh­re­ren Fich­ten­stäm­men empor, die in Form einer Py­ra­mi­de auf­ge­stellt sind – ein ty­pi­sches Bild in Sangerhau­sen.

Ge­ne­ti­sche In­for­ma­tio­nen er­hal­ten

Tho­mas Hawel und Ger­hild Schulz sind ver­ant­wort­lich für die „Gen­bank Rose“, eine Art Bi­blio­thek des Le­bens, die ste­tig wächst. Bis­her ent­hält und er­hält sie die ge­ne­ti­schen In­for­ma­tio­nen von etwa 3000 Ro­sen­sor­ten – in Form von le­ben­den Pflan­zen. „Die Gen­bank ist hier“, sagt Tho­mas Hawel und zeigt um sich in das Blü­ten­reich. Bis zu 70 bo­ta­ni­sche Merk­ma­le neh­men die bei­den über das Jahr von den Pflan­zen auf – von der Be­sta­che­lung der Zwei­ge bis hin zu den Ei­gen­schaf­ten der Ha­ge­but­ten. Alles wird no­tiert, fo­to­gra­fiert und ar­chi­viert. „Au­ßer­dem brau­chen wir den so­ge­nann­ten Her­bar­be­leg. Dafür sam­meln wir Teile der Pflan­ze. Das kann man sich wie beim Her­ba­ri­um in der Schu­le vor­stel­len“, er­klärt Hawel. Ge­mein­sam mit dem Leibniz-​Institut für Pflan­zen­ge­ne­tik in Gaters­le­ben macht es das Ro­sa­ri­um mög­lich, dass sich Wis­sen­schaft­ler aus der gan­zen Welt Pflan­zen­tei­le einer Ro­sen­sor­te an­for­dern kön­nen. Sie schnei­den sich dann klei­ne Par­ti­kel mit dem Skal­pell ab, um sie ge­ne­tisch zu un­ter­su­chen.
Sol­che Gen­ban­ken hat die in­ter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft auf der gan­zen Welt auf­ge­baut, um die In­for­ma­tio­nen für die Nach­welt zu er­hal­ten. „Alles, was für die mensch­li­che Er­näh­rung wich­tig ist, ist be­reits ge­si­chert“, so Tho­mas Hawel. „Also dach­te man sich, dass man nun mit Zier­pflan­zen an­fan­gen könn­te.“ Weil die Rose wirt­schaft­lich am be­deu­tends­ten und gleich­zei­tig sehr viel­fäl­tig ist, steht sie ganz oben auf der Liste.

 

Die Ret­tung der Rose

Be­reits in der Ver­gan­gen­heit setz­te sich das Ro­sa­ri­um für die Ret­tung der Rosen ein. Es wurde im Juli 1903 ge­grün­det, um alte Sor­ten vor dem Aus­ster­ben zu be­wah­ren. Da­mals waren die chi­ne­si­schen Gar­ten­ro­sen ge­ra­de dabei, die eu­ro­päi­schen Sor­ten vom Markt zu ver­drän­gen, denn sie blüh­ten mehr­mals im Jahr und er­ober­ten die Her­zen mit einer grö­ße­ren Viel­falt an Far­ben. Doch die einst im­por­tier­ten Sor­ten und ihre Hy­bri­de sind oft auch emp­find­li­cher gegen Krank­hei­ten und Frost.
Hawel steht vor einem Beet mit Ro­sen­stö­cken, das nicht ge­ra­de zu den Pu­bli­kums­ma­gne­ten ge­hört: Die Pflan­zen sehen re­la­tiv mick­rig und teil­wei­se auch ziem­lich an­ge­grif­fen aus. „Oft fra­gen uns die Leute, warum wir diese Pflan­zen hier ste­hen las­sen. Doch das steht gar nicht zur Dis­kus­si­on. Alles, was ein­mal Ein­gang in die Samm­lung ge­fun­den hat, wol­len wir auch er­hal­ten“. Dafür neh­men die 34 Mit­ar­bei­ter viele Mühen auf sich. Das Ro­sa­ri­um hat au­ßer­halb des Schau­gar­tens einen gro­ßen Acker ge­pach­tet, auf dem 14 000 Rosen ver­edelt wer­den: für die Nach­pflan­zun­gen. Ganz sel­te­ne Sor­ten ste­hen gleich an meh­re­ren Stand­or­ten.

Der ELER hilft, die Gen­bank zu er­hal­ten

Au­ßer­dem gibt es „dop­pel­te Böden“ für den Fall, dass doch ein­mal eine Ro­sen­sor­te in Sangerhau­sen ein­geht: Die Ein­rich­tung ar­bei­tet mit vie­len Part­nern wie dem Bun­des­sor­ten­amt Han­no­ver, dem Deut­schen Ro­sa­ri­um in Dort­mund und Eu­ro­pas Ro­sen­gar­ten im pfäl­zi­schen Zwei­brü­cken zu­sam­men. An meh­re­ren Orten ge­dei­hen Ab­le­ger von Rosen aus der Sangerhau­se­ner Samm­lung, auch in Pri­vat­gär­ten: „Es gibt Leute, die zum Bei­spiel in der Spar­kas­se ar­bei­ten, aber sich aus einer Lei­den­schaft her­aus ihr Leben lang auf die Züch­tung von Port­land­ro­sen spe­zia­li­siert haben. Denen ver­trau­en wir auch un­se­re Sor­ten an.“ Bei Be­darf bit­ten die Fach­leu­te dann darum, einen Steck­ling zu­rück zu er­hal­ten.
So kommt es, dass hier die An­zahl der Ro­sen­sor­ten über die Jahre nicht etwa schrumpft. Im Ge­gen­teil: Jedes Jahr wird die Samm­lung er­wei­tert. „Das Ro­sa­ri­um hat zwei Welt­krie­ge und die DDR über­lebt. Die fi­nan­zi­el­len Res­sour­cen waren also schon immer knapp. Trotz­dem sind wir mit der Zeit immer grö­ßer ge­wor­den“, sagt der Lei­ter, dem man den Stolz an­merkt: „Es ist eine große Leis­tung, dass sich eine klei­ne Stadt wie Sangerhau­sen solch einen Ro­sen­gar­ten als Aus­hän­ge­schild be­wahrt." Un­ter­stüt­zung er­hält die Stadt dabei aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER): Sechs Jahre lang kom­men dem Ro­sa­ri­um ins­ge­samt rund 460.000 Euro zu­gu­te, um die Gen­bank zu er­hal­ten und aus­zu­bau­en.
Dies wis­sen Ro­sen­lieb­ha­be­rin­nen und -​liebhaber aus der gan­zen Welt zu schät­zen. Es gibt Gäste, die ei­gens aus den USA oder aus Japan an­rei­sen, um eine Woche in Sangerhau­sen zu ver­brin­gen. Als „Mekka der Rose" be­zeich­ne­te es gar der Welt­ver­band der Ro­sen­ge­sell­schaf­ten. In­ter­na­tio­na­le Ko­ope­ra­tio­nen er­mög­li­chen unter an­de­rem den wis­sen­schaft­li­chen Rat der Uni­ver­si­ty of Lon­don und des größ­ten deut­schen Fach­händ­lers Kor­des Rosen.

Der Name der Rose und ihre Sor­ti­ments­num­mer

Ger­hild Schulz und Tho­mas Hawel gehen zu­rück in ihr Büro im Ver­wal­tungs­ge­bäu­de. Eine schma­le Wen­del­trep­pe führt hin­auf in ein ab­ge­le­ge­nes Zim­mer. Doch hier oben schläft nicht etwa Dorn­rös­chen. Ger­hild Schulz zeigt an ihrem PC, was mit den vie­len In­for­ma­tio­nen pas­siert, die sie im Ro­sa­ri­um sam­melt: Sie wer­den in einer gro­ßen Da­ten­bank on­line ge­stellt, in der jeder nach­re­cher­chie­ren kann. Dass Da­mas­ze­ner Rosen für Duft­öle ver­wen­det wor­den sind, Hunds­ro­sen eher in den Wäl­dern wach­sen und Kar­tof­fel­ro­sen ei­gent­lich aus Ost­asi­en kom­men und an den deut­schen Strän­den die ein­hei­mi­schen Dü­nen­ro­sen ver­drän­gen – das kann man hier lei­der noch nicht nach­le­sen. Es sind The­men, über die Tho­mas Hawel aus dem Steg­reif re­fe­riert. Doch wer unter http://da­ten­bank.europa-​rosarium.de den Namen der Rose ein­gibt, für die er sich in­ter­es­siert, er­fährt ihre wich­tigs­ten Ei­gen­schaf­ten. Au­ßer­dem die Ver­wen­dung, den Züch­ter und eine drei­glied­ri­ge Sor­ti­ments­num­mer, die Her­kunft und Stand­or­te an­zeigt – für die be­son­ders lei­den­schaft­li­chen Zah­len­lieb­ha­ber.
Die meis­ten Men­schen hin­ge­gen wer­den fas­zi­niert blei­ben vom Aus­se­hen der Rose. Sie las­sen sich eher von ihrem Duft und ihrer Schön­heit dazu ver­füh­ren, diese man­nig­fal­ti­gen Blu­men zu er­hal­ten. An der Wand in Ger­hild Schul­zes Büro hängt ein Pos­ter. „Viel­falt ist ver­füh­re­risch“ steht dar­auf. Man sieht einen Apfel, der aus un­ter­schied­lich aus­se­hen­den Schei­ben be­steht. Nicht nur die Gat­tung Rosa L. gibt es in ver­schie­de­nen Arten und Sor­ten.

Uh­ren­turm Hett­stedt - Mit der Zeit nimmt der Tou­ris­mus Fahrt auf

Äl­tes­ter Schmal­spur­bahn­hof Deutsch­lands hat wie­der einen Uh­ren­turm

(Bi­an­ca Kahl - 23.08.2017)

Noch gilt es als Ge­heim­tipp unter ech­ten Ei­sen­bahn­fans: Eine Fahrt mit der äl­tes­ten noch be­trie­be­nen Schmal­spur­bahn Deutsch­lands. Doch diese Ei­sen­bahn­fans kom­men mitt­ler­wei­le sogar aus Eng­land und den Nie­der­lan­den: Am Bahn­hof Klos­ter­mans­feld in Benn­dorf fah­ren schon mal ganze Rei­se­bus­se vor, um in die denk­mal­ge­schütz­te Mans­fel­der Berg­werks­bahn ein­zu­stei­gen. Elf Ki­lo­me­ter des alten Schie­nen­net­zes sind noch er­hal­ten: Sie füh­ren nach Hett­stedt zur ehe­ma­li­gen Kup­fer­kam­mer­hüt­te. Sams­tags 15 Uhr fährt sogar ein Re­gel­zug von Benn­dorf nach Hett­stedt – und zu­rück.

Von An­fang an der End­punkt

„Viele Ein­hei­mi­sche wis­sen gar nicht, dass an der frü­he­ren Schmelz­hüt­te in Hett­stedt ein Zug fährt. Dabei star­tet er dort schon seit 1880”, sagt Marco Zed­del vom Mans­fel­der Berg­werks­bahn e. V. Der Ver­ein hat sich 1991 ge­grün­det, um die letz­ten Ki­lo­me­ter des Schie­nen­net­zes zu ret­ten und die Bahn für den Tou­ris­mus wie­der zu be­le­ben.

Vom Ge­bäu­de­kom­plex der Kup­fer­kam­mer­hüt­te in Hett­stedt, einem Schmelz­werk aus dem 17. Jahr­hun­dert, steht heute nur noch der his­to­ri­sche Bahn­hof. Er stell­te von An­fang an den End­punkt der Schmal­spur­bahn dar. Die Züge brach­ten das Kup­fer aus den nahe ge­le­ge­nen Kup­fer­schäch­ten zur Schmelz­hüt­te. Bald wurde die Bahn auch für den Per­so­nen­ver­kehr er­wei­tert. Ein Bahn­netz von etwa 100 Ki­lo­me­tern ent­stand, wenn­gleich die Stre­cken über die Jahre va­ri­ier­ten: Ein Schacht lie­fer­te zehn bis drei­ßig Jahre lang Kup­fer. Gab es nichts mehr zu för­dern, muss­ten die Schie­nen zu einem an­de­ren ver­legt wer­den. Ei­ni­ge Schäch­te wur­den ab 1871 sogar mit Seil­bah­nen be­dient. Es stell­te sich aber her­aus, dass sie zu teuer und un­fle­xi­bel waren.

2007 be­gann der Ver­ein, den äl­tes­ten Schmal­spur­bahn­hof Deutsch­lands in Hett­stedt zu sa­nie­ren und zu re­kon­stru­ie­ren. Der his­to­ri­sche Die­len­fuß­bo­den im alten Stell­werks­ge­bäu­de ist ge­ra­de frisch ge­stri­chen. Er leuch­tet in einem kräf­ti­gen Rot­braun und es riecht noch nach Farbe. Hier sol­len bald Fahr­kar­ten und Sou­ve­nirs ver­kauft wer­den. Im Bahn­hofs­ge­bäu­de sind ein Bis­tro und Toi­let­ten ge­plant. Stu­den­ten der Bauhaus-​Universität Wei­mar ar­bei­ten an einem at­trak­ti­ven Kon­zept, das sich in die stren­gen Be­stim­mun­gen des Denk­mal­schut­zes ein­fügt.

Es ist an der Zeit für mehr Tou­ris­mus

Nicht weit ent­fernt steht ein mar­kan­ter Uh­ren­turm aus Holz. Der Ver­ein hat ihn 2016 wie­der auf­ge­baut. „Vor ei­ni­gen Jah­ren haben wir in der Bahn­werk­statt hin­ter der Schmie­de zu­fäl­lig ein his­to­ri­sches Foto von 1933 ge­fun­den”, er­in­nert sich Zed­del. Dar­auf ste­hen ein paar Kum­pel Pa­ra­de. Im Hin­ter­grund ist der alte Uh­ren­turm zu sehen. Er wurde ver­mut­lich 1886 er­rich­tet, so­dass die Zeit nach allen Sei­ten hin gut sicht­bar war. Ta­schen­uh­ren gal­ten da­mals noch als Luxus und die Kum­pel soll­ten im Ge­tüm­mel schnell sehen, wann ihre Schicht be­ginnt oder der nächs­te Zug mit Kup­fer an­kommt. Zeit­wei­se gab es sogar eine Si­re­ne auf dem Turm, die die Schich­ten an­kün­dig­te.

„Es exis­tie­ren nur we­ni­ge Be­le­ge für den Turm. Doch das alte Foto brach­te uns auf die Idee, ihn wie­der auf­zu­bau­en”, so Zed­del. An­hand der Grund­plat­te, die noch immer vor­han­den war, maß man die Flä­che aus und be­rech­ne­te die Höhe. Für die Bau­kos­ten von ins­ge­samt 43.000 Euro gab es Un­ter­stüt­zung aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER): 80 Pro­zent der Ge­samt­sum­me wur­den vom ELER über die Maß­nah­me LEA­DER be­reit­ge­stellt, um die tou­ris­ti­sche Er­schlie­ßung des his­to­ri­schen Bahn­hofs­ge­län­des zu för­dern.

 

Eine Fete mit Dampfross

Über acht Per­so­nen­wa­gen ver­fügt die Berg­werks­bahn heute wie­der. Zu DDR-​Zeiten sind die Schie­nen noch be­fah­ren wor­den, weil es nicht ge­nü­gend Lkw gab. Nach dem Aus des Berg­baus im Mans­fel­der Berg­re­vier Ende der 1960er Jahre sind die Wag­gons ver­kauft wor­den. Fort­an dien­ten sie als Gar­ten­lau­ben, Um­klei­de­ka­bi­nen oder Stäl­le. „Nach 30 Jah­ren als Hühner-​ oder Ka­nin­chen­stall ist vom Per­so­nen­wa­gen na­tür­lich nichts mehr übrig. Die muss­ten wir alle re­kon­stru­ie­ren”, er­zählt Marco Zed­del. Jetzt pas­sen wie­der bis zu 50 Leute rein und mit­un­ter gibt es auch Ti­sche und eine Toi­let­te – per­fekt für einen run­den Ge­burts­tag oder eine Hoch­zeits­fei­er. Sich einen Tag lang eine Dampf­lok zu mie­ten, er­freut sich immer grö­ße­rer Be­liebt­heit. Wenn die ein­mal an­ge­schürt wird, ist es egal, wie viele Wagen man an­hän­gen will.

Öf­fent­li­che Son­der­fahr­ten fin­den zu An­läs­sen wie Frauen-​ und Ni­ko­laus­tag statt. Es gibt Aus­flü­ge an blü­hen­den Kirsch­bäu­men vor­bei. Bei der Os­ter­fahrt wer­den für die Kin­der ein paar Nes­ter ver­steckt. Min­des­tens ein Mal im Jahr führt die Thea­ter­fahrt zum Lok­schup­pen, wo dann eine Vor­stel­lung statt­fin­det. Zudem kann man na­tür­lich an In­fo­fahr­ten zum Thema Berg­bau teil­neh­men. Be­son­ders be­liebt ist aber der Lok­füh­rer­schein, den Ama­teu­re auf der Schmal­spur­bahn ab­le­gen kön­nen: Die mehr­stün­di­gen Se­mi­na­re sind in der Regel ein Jahr im Vor­aus aus­ge­bucht.

Klus­brü­cke Wahlitz - Ge­schich­te und Ge­schich­ten in der Klus

Die be­deu­ten­de Klus­brü­cke wird sa­niert, um sie für An­woh­ner und Tou­ris­ten zu er­hal­ten.

(Bi­an­ca Kahl - 23.06.2017)

„Über diese Brü­cke ist Lu­ther ge­wan­dert und Na­po­le­on ge­rit­ten", sagt Dr. Jür­gen Knüp­fer. Ge­mein­sam mit dem Bür­ger­meis­ter der Stadt Gom­mern be­trach­tet er die stei­ner­nen Bögen der Klus­brü­cke. „Und ein rus­si­scher Pan­zer T54 ist auch schon drü­ber ge­rollt", er­gänzt sein Be­glei­ter Jens Hü­ner­bein und die bei­den la­chen, schüt­teln un­gläu­big die Köpfe. „Die­ser Brü­cken­zug ist fast so alt wie un­se­re Stadt Gom­mern."

Es riecht nach Ge­schich­te bis ins 11. Jahr­hun­dert zu­rück, hier an einem Rinn­sal der Ehle, zwi­schen den Wei­den­bäu­men und den Mis­tel­bü­schen, an einem Wald­rand in der Nähe des Ortes Wahlitz. Der Boden ist von Fahr­rad­spu­ren und Huf­ab­drü­cken zer­furcht: Die Klus­brü­cke ist hoch fre­quen­tiert. Viele Spa­zier­gän­ger, Rad­fah­rer, Rei­ter, Wan­de­rer und Be­rufs­pend­ler kom­men hier täg­lich durch. Der be­lieb­te Klusdamm-​Radweg ist eine wich­ti­ge Ver­bin­dung von Magdeburg-​Pechau nach Gom­mern. Von Mag­de­burg aus füh­ren wei­te­re We­ge­ver­bin­dun­gen in die Re­gi­on Schö­ne­beck; von Gom­mern aus geht es ins Je­ri­chower Land hin­ein. Über Dorn­burg und Pret­zi­en er­reicht man den El­be­rad­weg.

Bau­denk­mal droht der Ver­fall

Doch mo­men­tan müs­sen alle eine Be­helfs­brü­cke di­rekt neben dem re­gio­na­len Wahr­zei­chen nut­zen: Die Klus­brü­cke droh­te, zu ver­fal­len. Des­halb hat sich die Stadt Gom­mern ent­schlos­sen, sie zu sa­nie­ren. Die Brüs­tungs­mau­er muss er­neu­ert und das rest­li­che Mau­er­werk in­stand­ge­setzt wer­den. Au­ßer­dem wird ein neues Ge­län­der nötig sowie ein Rad- und Geh­wegsbe­lag, um ak­tu­el­len Stan­dards ge­recht zu wer­den. Spä­tes­tens im Sep­tem­ber soll das alles ge­schafft sein.Der 79-​jährige Jür­gen Knüp­fer schaut lange auf „die Klus", wie die Land­schaft und das kul­tur­his­to­ri­sche En­sem­ble hier ge­nannt wer­den. „End­lich küm­mert sich je­mand", schei­nen seine Augen zu sagen und er sieht zu­frie­den aus. Sehr viel Zeit und sehr viel Kraft von ihm sind in die­sen Ort ge­flos­sen. Er kann alles über die Ge­gend er­zäh­len, trägt einen Ord­ner bei sich mit den Ko­pien von jahr­hun­der­te­al­ten Auf­zeich­nun­gen und einer ei­ge­nen Chro­nik.In den 1970er Jah­ren hatte Knüp­fer ge­mein­sam mit sei­nem Weg­ge­fähr­ten Dr. Klaus Leh­nert und an­de­ren eine Ar­beits­grup­pe zur Denk­mal­pfle­ge ge­grün­det. Weil die Klus­brü­cke da­mals in einem mi­se­ra­blen Zu­stand war, kam sie ganz oben auf die Liste der Ar­beits­vor­ha­ben. Zum Teil war die Scha­len­brü­cke ein­ge­stürzt und kaum noch pas­sier­bar. Die Do­ku­men­ta­ti­on der Ak­ti­vis­ten hat die staat­li­chen Denk­mal­pfle­ger „erst mal mun­ter ge­macht", er­zählt der Se­ni­or. „Denen war gar nicht be­wusst, was wir hier für einen Schatz haben." Die Brü­cke ist das äl­tes­te ver­kehrs­tech­ni­sche Denk­mal in der Re­gi­on Mag­de­burg.

Frei­wil­li­ge muss­ten Brü­cke schon ein­mal ret­ten

Knüp­fer und seine Freun­de haben dann alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger auf­ge­for­dert, sich an der Sa­nie­rung zu be­tei­li­gen. Mit ei­ge­nen Hän­den rich­te­ten die Hel­fe­rin­nen und Hel­fer unter der Lei­tung von Klaus Leh­nert das ein­ge­stürz­te Mau­er­werk wie­der auf und si­cher­ten viele an­de­re pro­ble­ma­ti­sche Stel­len. Jah­re­lang dau­er­ten die frei­wil­li­gen Ar­bei­ten da­mals. „Was haben wir hier für Nach­mit­ta­ge und Aben­de ver­bracht", er­in­nert sich Jür­gen Knüp­fer. Er zeigt dem Bür­ger­meis­ter den Ge­denk­stein, den die Ak­ti­vis­ten da­mals bei den End­ar­bei­ten ein­ge­setzt haben. Vom Wap­pen der Stadt Mag­de­burg – denn die Brü­cke war einst im Be­sitz des Mag­de­bur­ger Fähr­am­tes – wurde ein Du­pli­kat er­stellt und ein­ge­baut. Vom Ori­gi­nal hatte jede Spur ge­fehlt. Es tauch­te spä­ter in einer Gom­mera­ner Woh­nung auf, in die Wand ein­ge­baut und ver­deckt von einem Vor­hang. Die da­ma­li­ge Mie­te­rin, eine äl­te­re Dame, konn­te damit nichts an­fan­gen.

Lu­thers ein­zi­ger si­che­rer Weg

So viele Ge­schich­ten sind ver­bun­den mit der Klus. Jür­gen Knüp­fer könn­te ewig wei­ter­erzäh­len. Ganz in der Nähe hat einst eine Her­ber­ge mit Wohn­turm und „Lu­ther­stu­be" ge­stan­den. Die Über­res­te der Klau­se sind noch zwi­schen den Bäu­men zu sehen. Mit hoher Wahr­schein­lich­keit hat der Re­for­ma­tor hier ge­näch­tigt, wenn er zu Fuß nach Mag­de­burg un­ter­wegs war. Zum Bei­spiel 1524, als er seine be­rühm­te Rede in der Mag­de­bur­ger Sankt-​Johannis-Kirche hielt und die Stadt zum Pro­tes­tan­tis­mus be­kehr­te. Einen an­de­ren Weg als den Klus­damm gab es für Lu­ther da­mals nicht. Er war vier Jahr­hun­der­te lang der ein­zi­ge hoch­was­ser­si­che­re Über­gang durch die un­weg­sa­me und sump­fi­ge Elbe-​Ehle-Niederung. Die alten Wege führ­ten von hier zum einen über Zerbst bis nach Wit­ten­berg und Leip­zig, zum an­de­ren bis nach Bran­den­burg und Ber­lin. Zudem war Lu­ther Au­gus­ti­ner und auch die Her­ber­ge wurde von Au­gus­ti­nern be­trie­ben. Man kann also davon aus­ge­hen, dass der Re­for­ma­tor in der Klus ge­ras­tet hat. Der Be­griff „Lu­ther­stu­be" er­hielt sich im Volks­mund bis heute.

Sa­nie­rung er­mög­licht tou­ris­ti­sche Nut­zung

Die Klus­brü­cke ist das letz­te er­hal­te­ne Bau­werk eines der äl­tes­ten Han­dels­we­ge von Mag­de­burg nach Osten und damit ein Denk­mal von na­tio­na­ler Be­deu­tung. Für die Sa­nie­rung hat sich auch die „Lo­ka­le Ak­ti­ons­grup­pe  Elbe-​Saale“ stark ge­macht. Die Eu­ro­päi­sche Union be­tei­ligt sich mit rund 255.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums - ELER - an der Sa­nie­rung, die ins­ge­samt rund 340.000 Euro kos­ten wird. Den ver­blei­ben­den An­teil von rund 85.000 Euro über­nimmt die Stadt Gom­mern.

Jür­gen Knüp­fer und Jens Hü­ner­bein gehen vor­bei an den Bau­fahr­zeu­gen, die heute still­ste­hen. Sie reden wie­der über den Pan­zer, der hier zu DDR-​Zeiten ent­lang­ge­fah­ren sein muss. „Wie der dar­über ge­passt hat...", sagt der Se­ni­or. „Ge­se­hen hat das ja nie­mals je­mand." Der Bür­ger­meis­ter ant­wor­tet: „Aber es muss so ge­we­sen sein. Hier war frü­her ja alles Übungs­platz der rus­si­schen Armee."So viele Ge­schich­ten zum Er­zäh­len. Seit die Klus zur Pil­ger­rou­te „Lu­ther­weg Sachsen-​Anhalt" ge­hört und in das Lan­des­pro­jekt „Lu­ther war hier" auf­ge­nom­men wor­den ist, gibt es ganz an­de­re Mög­lich­kei­ten, die vie­len Ge­schich­ten auch für die Durch­rei­sen­den be­kannt zu ma­chen: Eine ent­spre­chen­de Aus­schil­de­rung wird bald er­fol­gen. Zu­min­dest über den Re­for­ma­tor und die Be­deu­tung des Han­dels­we­ges kann man dann alles nach­le­sen.

http://www.luther-​erleben.de
http://www.gom­mern.de 

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Ab­bo­the­ke - Ein Plätz­chen an dem man blei­ben will

Das Ehe­paar Schu­bert wagt mit sei­nem Dorf­la­den "Ab­bo­the­ke" einen zwei­ten Ver­such

(Bi­an­ca Kahl - 15.06.2017)

Pflau­men­far­be­ne Wände in der Fe­ri­en­woh­nung und im Laden in­di­vi­du­el­le Holz­re­ga­le vom Schrei­ner: Gleich auf den ers­ten Blick wird deut­lich, dass Tat­ja­na und Tho­mas Schu­bert nicht nach dem Prin­zip Null­acht­fünf­zehn ar­bei­ten. Was sie an­pa­cken, hat An­spruch. Das Ehe­paar be­treibt einen klei­nen Laden in einem 250 Jahre alten ehe­ma­li­gen Bau­ern­hof mit gel­ber Holz­ver­klei­dung. „Ab­bo­the­ke“ steht auf einem schlich­ten Schild über dem Schau­fens­ter. – Dabei han­delt es sich nicht etwa um einen Recht­schreib­feh­ler. Der Name des La­dens nimmt Bezug auf den Ort, wo man ihn fin­det: In Ab­ben­ro­de, einem Dorf mit nicht mal 1000 Ein­woh­nern im nörd­li­chen Harz­vor­land. Schu­berts füh­ren dort eine Art Tante-​Emma-Laden, die letz­te Ein­kaufs­mög­lich­keit im Dorf.

Der ei­ge­ne Laden als Ge­winn für alle?

Alles be­gann mit einem Zei­tungs­ar­ti­kel. 2011 kün­dig­te der Be­trei­ber des letz­ten Le­bens­mit­tel­la­dens in Ab­ben­ro­de an, sein Ge­schäft auf­zu­ge­ben, und es ging ein gro­ßer Auf­schrei durch den Ort: Wo sol­len ge­ra­de die äl­te­ren Leute ein­kau­fen gehen? Eine Frage, von der sich Tat­ja­na Schu­bert per­sön­lich an­ge­spro­chen fühl­te. Der Liebe wegen war sie zu ihrem Le­bens­ge­fähr­ten nach Ab­ben­ro­de ge­zo­gen: aus Karls­ru­he, wo sie ihre jah­re­lan­ge Kar­rie­re in einer Su­per­markt­ket­te auf­gab. Ar­beit hatte sie im Nach­bar­ort im Ein­zel­han­del ge­fun­den. Doch der Ge­dan­ke, ihre ei­ge­ne Che­fin zu sein, hatte sei­nen Reiz.

Tat­ja­na Schu­bert ent­schied sich also gegen ihr ge­si­cher­tes Ein­kom­men und über­nahm mit ihrem Mann den alten Le­bens­mit­tel­la­den im Ort. Das Ehe­paar in­ves­tier­te viel Geld in die Re­no­vie­rung, neue Möbel und Elek­tro­ge­rä­te. Zur Er­öff­nung gab es noch ein gro­ßes Hallo, doch dann blie­ben die meis­ten Leute weg. Auch viele der äl­te­ren Men­schen, denen das An­ge­bot ja in ers­ter Linie galt, scho­ben ihre Rol­la­to­ren lie­ber in den Li­ni­en­bus und fuh­ren in den Nach­bar­ort. Denn dort im Su­per­markt sind die Waren ein paar Cent bil­li­ger.Schu­berts pro­bier­ten viel aus, um auf ihre Kos­ten zu kom­men: Sonn­tags­ver­kauf, ein ver­än­der­tes Sor­ti­ment, groß­zü­gi­ge Öff­nungs­zei­ten und ein In­ter­net­blog mit per­sön­li­chen Ein­drü­cken rund um den Laden. Doch nach vier Jah­ren muss­ten sie sich ein­ge­ste­hen, dass es so nicht wei­ter­ge­hen kann.

Ein Neu­an­fang im Ei­gen­heim

„Wirt­schaft­lich ist das ei­gent­lich Unfug, was wir hier ma­chen", sagt Tho­mas Schu­bert. Man könne auch etwas an­de­res ver­kau­fen und über die Re­gi­on hin­aus den­ken. „Aber uns geht es ja um die Leute. Man­che brau­chen uns tat­säch­lich und sind sehr dank­bar für die Ab­bo­the­ke.“ Das Ehe­paar über­dach­te die Mög­lich­kei­ten: Wie kön­nen wir die teure Miete und die hohen En­er­gie­kos­ten ein­spa­ren? Wie könn­ten wir uns ein Café als zwei­tes Stand­bein ein­rich­ten und das Ge­schäft am ein­fachs­ten ver­klei­nern?Auf der Suche nach der Ant­wort, näm­lich einer ei­ge­nen Im­mo­bi­lie, stie­ßen die bei­den auf den alten Bau­ern­hof. Keine Hei­zung, das Dach war durch­lö­chert; das Was­ser lief in alle Eta­gen hin­un­ter. Trotz­dem: „Ich habe mich so­fort in die­ses Haus ver­liebt", er­zählt Tat­ja­na Schu­bert. „Be­son­ders der ge­müt­li­che In­nen­hof ge­fällt mir sehr. Am Nach­mit­tag scheint hier die Sonne so schön rein.“In eben­die­sem In­nen­hof steht sie jetzt un­term alten Kirsch­baum, den sie so mag, und schaut nach­denk­lich auf das Haus. Das Dach ist frisch sa­niert, eben­so Fens­ter und Fas­sa­de des Haupt­ge­bäu­des. Im Ne­ben­ge­lass eine Bau­stel­le für die ge­plan­ten Gäs­te­toi­let­ten. Die alte Scheu­ne macht den Hof zu einem wind­ge­schütz­ten Plätz­chen. An einem klei­nen Tisch sit­zen zwei äl­te­re Damen bei einer Tasse Kaf­fee und un­ter­hal­ten sich.

Fri­sche Ideen in alter Tra­di­ti­on

Es hat sich her­aus­ge­stellt, dass sich in die­sem Haus über meh­re­re Ge­ne­ra­tio­nen ein Ge­mischt­wa­ren­la­den be­fand. Tat­ja­na Schu­bert zeigt das his­to­ri­sche Be­weis­fo­to von den Ur­groß­el­tern des Ver­käu­fers. Zu DDR-​Zeiten war hier der Dorf­kon­sum. Seit einem knap­pen Jahr ist es das Zu­hau­se von Tat­ja­na und Tho­mas Schu­bert. Im Erd­ge­schoss be­fin­det sich der süße Laden mit klei­ne­rem Sor­ti­ment und in der obe­ren Etage ihre kusch­li­ge Woh­nung samt Holz­ofen. Zwei Fe­ri­en­woh­nun­gen sind in Ar­beit. Ihr frü­he­res Ei­gen­heim haben Schu­berts ver­kauft, um die Sa­nie­rung des alten Bau­ern­ho­fes zah­len zu kön­nen. Sie sind in eine Bau­stel­le ein­ge­zo­gen und ge­baut wird noch immer.Dank einer För­de­rung in der Höhe von rund 40.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) konn­ten Schu­berts Dach, Fens­ter und Fas­sa­de sa­nie­ren. Schon im Spät­som­mer, wenn die Gäs­te­toi­let­ten fer­tig sind, soll es im In­nen­hof ein rich­ti­ges Café geben. Dort kann man dann auch mal eine Fri­ka­del­le oder eine an­de­re Klei­nig­keit essen. Denn ei­ni­ge Leute trin­ken jetzt schon gern mal einen Kaf­fee im Laden. Rad­rei­sen­de hal­ten an und ma­chen eine Rast. Hand­wer­ker holen sich in der Pause eine Bock­wurst. „Im Som­mer wird das ganz schön eng bei uns", fin­det die In­ha­be­rin. Dann sagen die Kun­den „Stel­len Sie uns ein­fach einen Stuhl raus" und set­zen sich di­rekt neben die Bau­stel­le.

Viele An­ge­bo­te aus einer Hand

Im Dorf gibt es kei­nen Bä­cker mehr, kei­nen Metz­ger, nichts. Nur einen schö­nen Blu­men­la­den mit Cafébetrieb. Dank Schu­berts kön­nen die Leute nicht nur Back- und Wurst­wa­ren sowie an­de­re Le­bens­mit­tel im Ort kau­fen. Die bei­den bie­ten auch eine Post­stel­le und den Ser­vice­schal­ter einer Bank. Wenn erst ein­mal alles fer­tig ist, wer­den sich nicht nur die Ein­hei­mi­schen, son­dern auch Gäste des Ortes freu­en.Viele Wander-​ und Rad­rei­sen­de sind hier in der Ge­gend un­ter­wegs und wer­den bald eine wei­te­re Über­nach­tungs­mög­lich­keit haben. „Ei­gent­lich ist Ab­ben­ro­de für sich kein klas­si­scher Fe­ri­en­ort", räumt die Haus­her­rin ein. Doch es gebe einen schö­nen Rei­ter­hof di­rekt am Grü­nen Band, dem Na­tur­schutz­strei­fen im eins­ti­gen deutsch-​deutschen Grenz­ge­biet, und eine Was­ser­müh­le mit net­ten Ver­an­stal­tun­gen. „Es gibt auch ein paar Fe­ri­en­woh­nun­gen hier im Ort, aber wir möch­ten den Gäs­ten etwas Be­son­de­res bie­ten.“ Tat­ja­na Schu­bert will auf eine ge­schmack­vol­le Ein­rich­tung ach­ten, auch Al­lein­rei­sen­de auf­neh­men und Früh­stück an­bie­ten – bei schö­nem Wet­ter na­tür­lich im In­nen­hof.

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Die För­der­agen­ten

Zwei Geo­gra­phen ge­stal­ten die Alt­mark mit und holen dabei Geld ins Land

(von Bi­an­ca Kahl - 13.04.2017)

Die Alt­mark hat viel zu bie­ten, doch sie ar­bei­tet noch an ihrem Ruf. Zwei pro­fes­sio­nel­le Ent­wick­ler ar­bei­ten mit: Si­byl­le Pae­tow und Björn Gäde sind so etwas wie wirt­schaft­li­che Ge­burts­hel­fer. Sie ent­wer­fen Kon­zep­te, er­ar­bei­ten Stra­te­gien, sto­ßen Mo­dell­vor­ha­ben an und be­ra­ten Ak­teu­re in der Re­gi­on. Sie ver­net­zen, mo­de­rie­ren und manch­mal steu­ern sie auch ein biss­chen nach. Vor allen Din­gen aber wis­sen sie, wel­che För­der­mög­lich­kei­ten es gibt und wie man an das Geld kommt. Unter dem Namen "Land­Leu­te – Agen­tur für Re­gio­nal­ent­wick­lung" füh­ren sie ein Büro im St­enda­ler Tech­no­lo­gie­park.
 
"Ich glau­be, selbst mein Mann kann nicht genau er­klä­ren, was ich be­ruf­lich mache", sagt Si­byl­le Pae­tow und lacht. Der Beruf der Tan­ger­mün­de­rin ist etwas kom­pli­zier­ter zu be­schrei­ben als an­de­re. Ge­ra­de be­sucht sie mit ihrem Kol­le­gen Björn Gäde eine Kli­en­tin. Der Rei­ter­hof Al­brecht will seine Au­ßen­an­la­gen fit ma­chen für den Kli­ma­wan­del. Seit 1990 be­sitzt das Ehe­paar Al­brecht den ma­le­ri­schen Vier­seit­hof im klei­nen Dorf Buch an der Elbe, einem Orts­teil der Stadt Tan­ger­mün­de. Über die Jahre hat die Fa­mi­lie dort eine Pfer­de­pen­si­on ein­ge­rich­tet, mit Fe­ri­en­woh­nun­gen, Reit­hal­le, Stall und Strei­chel­ge­he­ge. Schon mehr­fach konn­ten Stef­fi Al­brecht und ihr Mann von För­de­run­gen pro­fi­tie­ren.
Das laue Früh­lings­wet­ter er­laubt, dass die Land­Leu­te ge­mein­sam mit der Haus­her­rin im Frei­en sit­zen kön­nen. Stef­fi Al­brecht er­läu­tert ihre neuen Ideen. Sie möch­te auf den Reit­plät­zen gern eine Be­reg­nungs­an­la­ge in­stal­lie­ren. Die bei­den Fach­leu­te be­ra­ten mit ihr, wie das in die För­der­pro­gram­me passt.

21 Mil­lio­nen Euro für die Alt­mark

"Ich weiß noch, als hier 2009 die Pen­si­on er­wei­tert wurde. Das war unser ers­ter Zu­wen­dungs­be­scheid mit LEA­DER", er­in­nert sich Björn Gäde. Ins­ge­samt haben die Land­Leu­te mehr als 280 Pro­jek­te in der Alt­mark be­glei­tet und dabei rund 21 Mil­lio­nen Euro in die Re­gi­on ge­holt. Die Pro­jek­te sind unter an­de­ren Teil der Bun­des­mo­dell­vor­ha­ben „Re­gio­nen Aktiv“ und „Land(auf)Schwung“ sowie des EU-​Förderansatzes LEA­DER. Al­lein aus die­sem Pro­gramm wur­den 112 Pro­jek­te mit einem Ge­samt­in­ves­ti­ti­ons­vo­lu­men von rund sechs Mil­lio­nen Euro ge­för­dert. LEA­DER fi­nan­ziert sich aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) und un­ter­stützt in­no­va­ti­ve Vor­ha­ben. Wört­lich über­setzt be­deu­tet es "Ver­bin­dun­gen zwi­schen Ak­tio­nen zur Ent­wick­lung der länd­li­chen Wirt­schaft".
"In der Alt­mark wird vor allem in den Tou­ris­mus in­ves­tiert", zieht Gäde Bi­lanz. Dafür kön­nen die Land­Leu­te viele Bei­spie­le auf­zäh­len: Von den Bis­marck­schen Guts­häu­sern über Rad­ler­pen­sio­nen und die künst­le­ri­sche Ge­stal­tung der Hoff­nungs­fens­ter in der Kir­che von Schön­wal­de bis hin zum Wus­ter Mu­uuh­se­um rund um das Thema Kuh.  Die bei­den haben einen guten Über­blick, was in der Ge­gend ge­schieht. "Es ist schön, zu sehen, wie sich die Dinge ent­wi­ckeln. Und es kom­men immer wie­der neue, tolle Ideen dazu. Auch durch Men­schen, die zu­zie­hen", fin­det Si­byl­le Pae­tow. "Wir be­mü­hen uns auch stets, die ein­zel­nen Ma­cher mit­ein­an­der zu ver­net­zen." "Wis­sens­trans­fer" nennt die 49-​Jährige die­sen Teil ihrer Ar­beit. "Denn die Frage ist ja: Was kön­nen wir ge­mein­sam er­rei­chen?"

Mit dem ar­bei­ten, was da ist

Tou­ris­mus braucht nicht nur Ma­cher vor Ort, Tou­ris­mus braucht eben­so eine gute In­fra­struk­tur, Wer­bung und an­de­re Ver­öf­fent­li­chun­gen. Auch dar­über haben die Land­Leu­te den Über­blick und hel­fen an der einen oder an­de­ren Stel­le mit ei­ge­nen Ideen und Kon­zep­ten nach. Ein wich­ti­ges, ver­bin­den­des Ele­ment in der Re­gi­on ist der 500 Ki­lo­me­ter lange Altmark-​Rundkurs. Den ra­deln dann Si­byl­le Pae­tow und Björn Gäde auch mal ab und dre­hen einen Film dar­über, was be­reits alles ge­schafft ist in der Alt­mark.
Die bei­den ar­bei­ten mit dem, was da ist: Über die Image-​Kampagne, die die Alt­mark zur "Grü­nen Wiese mit Zu­kunft" macht, könne man strei­ten und jam­mern, sagen sie – wenn man denn strei­ten und jam­mern will. Doch sie nut­zen die Kam­pa­gne lie­ber, küm­mern sich um das Re­gio­nal­mar­ke­ting, su­chen Synergie-​Effekte, be­treu­en Ver­an­stal­tun­gen und über­le­gen sich pas­sen­de Ak­tio­nen.
Man könn­te mei­nen, sie seien Fach­leu­te für Öf­fent­lich­keits­ar­beit. Doch die Land­Leu­te haben beide Geo­gra­phie stu­diert. Sie in Müns­ter, er an der Uni­ver­si­tät in Pots­dam mit dem Schwer­punkt Wirtschafts-​ und So­zi­al­geo­gra­phie. Diese Be­rufs­aus­bil­dung sei kei­nes­wegs ein Wi­der­spruch zu ihrer Ar­beit: "Unser Fach be­deu­tet ja im Grun­de die Kern­kom­pe­tenz, mit Raum um­zu­ge­hen – und allem, was drin ist im Raum. Egal, ob das Berge, Flüs­se oder Men­schen sind", er­klärt der 39-​Jährige. Und seine Kol­le­gin er­gänzt: "Wir fra­gen uns: Wie kann man eine Re­gi­on ent­wi­ckeln? Wie er­folgt Wert­schöp­fung, wie er­zielt man Ef­fek­te? Unser Be­reich, näm­lich der Weg über För­der­töp­fe, hat da enorm zu­ge­nom­men."

LEADER-​Management als wich­ti­ges Stand­bein

Ken­nen ge­lernt haben sich die zwei Geo­gra­phen in St­endal. Selbst Teil eines ge­för­der­ten Mo­dell­vor­ha­bens, haben sie sich im Büro für den Wett­be­werb "Re­gio­nen aktiv – Land ge­stal­tet Zu­kunft" damit be­fasst, wie die Alt­mark ge­stärkt wer­den kann. Als das Pro­jekt aus­lief, frag­ten sie sich, wie es be­ruf­lich wei­ter­ge­hen könn­te. Dank einer "guten Be­ra­te­rin für Exis­tenz­grün­dung", wie sie er­zäh­len, gin­gen sie 2008 den Schritt in die Selb­stän­dig­keit. Gleich zu Be­ginn kam der Auf­trag für das LEADER-​Management als wich­ti­ges Stand­bein. Als sol­che Ma­na­ger sind sie An­sprech­part­ner für alle An­ge­le­gen­hei­ten rund um das För­der­pro­gramm in der Re­gi­on und be­treu­en die so­ge­nann­ten Lo­ka­len Ak­ti­ons­grup­pen Uchte-​Tanger-Elbe und Elb-​Havel-Winkel.
Die Lo­ka­len Ak­ti­ons­grup­pen er­ar­bei­ten vor Ort die Ent­wick­lungs­kon­zep­te und er­hal­ten vom Land ein fest­ge­leg­tes Bud­get. Sie prü­fen, was in der Re­gi­on ge­braucht wird, neh­men die Be­wer­bun­gen von In­ter­es­sier­ten ent­ge­gen, er­stel­len eine Prio­ri­tä­ten­lis­te und hel­fen bei der An­trag­stel­lung. Wenn Pae­tow und Gäde zu neuen Ideen auf­ru­fen, kön­nen sie schon mal 40 Pro­jek­te auf den Tisch be­kom­men. Wie viele davon am Ende för­der­fä­hig sind, hängt aber von den ak­tu­el­len Richt­li­ni­en ab – und die wer­den mit den Jah­ren immer kom­ple­xer. "Manch­mal denke ich, wir sind keine Ma­na­ger mehr, son­dern För­der­über­set­zer. Wie das Schmier­mit­tel zwi­schen den För­der­pro­gram­men und den vie­len Ma­chern vor Ort", sagt Si­byl­le Pae­tow.

För­der­mit­tel sind nicht um­sonst

 

Selbst­re­dend, dass die Land­Leu­te immer auf dem neu­es­ten Stand sind und durch den Bü­ro­kra­tie­dschun­gel lot­sen. Den­noch bleibt der Auf­wand für die An­trag­stel­ler hoch. "För­der­mit­tel sind nicht wirk­lich um­sonst", stellt Björn Gäde klar. "Dafür muss man viel ar­bei­ten. Wenn man die Zeit dafür auf­rech­net, hat man das Geld im Grun­de ver­dient."
In Buch klappt es wahr­schein­lich mit der neuen Be­reg­nungs­an­la­ge. Die An­trags­un­ter­la­gen von Fa­mi­lie Al­brecht wer­den der­zeit im Lan­des­ver­wal­tungs­amt ge­prüft. Dass es im Hoch­som­mer keine staub­tro­cke­nen Reit­plät­ze geben soll, würde den Hof noch ein­mal at­trak­ti­ver ma­chen – und damit auch das klei­ne Dorf wei­ter be­rei­chern. Be­reits jetzt ist hier viel los: Mit dem El­be­zen­trum des Na­tur­schutz­bun­des, meh­re­ren Pen­sio­nen und dem El­be­rad­weg gibt es viele Mög­lich­kei­ten für die Frei­zeit­ge­stal­tung. Mit­ten im Ort steht auch der ein­zi­ge Ro­land in einem Dorf, der be­reits 1611 er­rich­tet wor­den ist. Doch jetzt muss er drin­gend sa­niert wer­den und auch hier kann LEA­DER hel­fen. Die Stadt Tan­ger­mün­de hat einen Fördermittel-​Antrag ge­stellt und hofft bald auf die Gel­der für die not­wen­di­ge Re­stau­rie­rung.

http://www.land­leu­te.eu
https://lea­der.sachsen-​anhalt.de

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Die neue Ord­nung

Mit­hil­fe eines Flur­be­rei­ni­gungs­ver­fah­rens wird dem Hochwasser-​Chaos be­geg­net

(von Bi­an­ca Kahl - 23.03.2017)

Jür­gen Nieh­le weiß, wie es ist, wenn einem das Was­ser bis zum Hals steht. „Zwei Autos sind mir Schrott ge­gan­gen”, er­zählt er. Im Jahr 2005 war sein Audi A4 bis un­ters Dach mit Was­ser ge­füllt. Er wohnt mit sei­ner Fa­mi­lie am nied­rigs­ten Punkt des Dor­fes Gör­schen in der Nähe der Stadt Naum­burg (Saale). Drei Stra­ßen füh­ren zur Kreu­zung vor sei­nem Hof – alle drei gehen steil berg­ab. Wenn star­ke Nie­der­schlä­ge kom­men, wer­den die Stra­ßen zu rei­ßen­den Bä­chen und Nieh­les Grund­stück ver­sinkt im Schlamm.
Das meis­te Was­ser strömt dann einen Hang von den Fel­dern herab. Ge­mein­sam mit sei­ner Nach­ba­rin Su­san­ne Tiedge geht er dort hin­auf. Sie ste­hen vor dem „Wald­hof Gör­schen”, der Pen­si­on der Fa­mi­lie Tiedge, und schau­en nach­denk­lich in die hü­ge­li­ge Land­schaft. Um sie herum wei­den Galloway-​Rinder.

Eine Flut mit Fol­gen

Sie er­in­nern sich auch an die ver­häng­nis­vol­le Wal­pur­gis­nacht im Jahr 2001, als Tied­ges ge­ra­de erst den schö­nen In­nen­hof neu ge­pflas­tert hat­ten. Schon am Abend war der Him­mel gelb. In der Nacht dann die faust­gro­ßen Ha­gel­kör­ner – und die Flut. Das Ab­was­ser­sys­tem in Gör­schen war nicht mehr in der Lage, die Nie­der­schlä­ge ab­zu­lei­ten. Auf den höher ge­le­ge­nen Fel­dern im Um­kreis gab es nichts, dass das Was­ser zu­rück­hal­ten konn­te. Die Wei­de­zäu­ne hat es da­von­ge­spült und die Rin­der vom Wald­hof Gör­schen stan­den auf einer Insel in der Land­schaft. Im Nach­bar­ort war ein Be­kann­ter fast auf sei­nem Hof er­trun­ken, als er noch schnell sein Ga­ra­gen­tor schlie­ßen woll­te.

Bau­maß­nah­men sol­len schüt­zen

Seit die­sen Schre­ckens­ta­gen wurde hier viel ge­baut. Zum Schutz vor dem Was­ser sind Wälle, Rück­hal­te­be­cken und vie­les mehr ent­stan­den. Die Kreis­stra­ße wurde auf­ge­ris­sen und das Ab­was­ser­sys­tem um­ge­baut. Doch vor­her muss­te ein neuer Wege- und Ge­wäs­ser­plan ent­ste­hen. Und das war gar nicht so leicht, denn davon sind viele ver­schie­de­ne Ei­gen­tü­mer be­trof­fen. Man kann nicht ein­fach auf dem Reiß­brett in die Land­schaft malen.
„Ohne Flur­be­rei­ni­gung gibt es keine re­gio­na­le Ent­wick­lung mehr”, sagt Eve­ly­ne Schwi­kal. Bis zum Jah­res­en­de 2016 war sie die Lei­te­rin des Bau­am­tes der Ver­bands­ge­mein­de Wet­hau­tal, zu der auch der Orts­teil Gör­schen ge­hört. Nun ist sie in den Ru­he­stand ge­gan­gen und zieht Bi­lanz über die ver­gan­ge­nen Jahre, in denen in den Orten der Re­gi­on noch ein­mal viele Wür­fel neu ge­fal­len sind.

Flä­chen sinn­voll nut­zen und ver­tei­len

Flur­be­rei­ni­gung heißt, dass das Ei­gen­tum an Grund­stü­cken neu or­ga­ni­siert wird. Wie Land ver­teilt ist und wie Flä­chen ge­nutzt wer­den, hängt von vie­len ver­schie­de­nen Fak­to­ren ab. Ge­biets­re­for­men, Erb­schaf­ten und die lo­ka­le Po­li­tik der ein­zel­nen Kom­mu­nen haben im Laufe der Zeit für ein klei­nes Durch­ein­an­der im Grund­buch ge­sorgt. „Was auf dem Pa­pier steht, muss in der Rea­li­tät nicht un­be­dingt sinn­voll sein”, er­klärt Eve­ly­ne Schwi­kal. Sie be­rich­tet von un­güns­ti­gen Zu­schnit­ten der land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen, von Rück­for­de­run­gen durch Ge­mein­den und Grund­stücks­ei­gen­tü­mern sowie von blo­ckier­ten Bau­vor­ha­ben, weil sich Ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaf­ten nicht ei­ni­gen kön­nen.

In Gör­schen steht auf den eins­ti­gen Flut­wie­sen das neue Ge­wer­be­ge­biet. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren stan­den die Hal­len mehr­fach unter Was­ser. Heute be­fin­det sich dort aber auch ein gro­ßes Re­gen­rück­hal­te­be­cken. Auch in den Nach­bar­or­ten wurde vor­ge­sorgt. „Es nützt ja nichts, schö­ne Pla­nun­gen in der Schub­la­de lie­gen zu haben”, sagt Schwi­kal. Ge­ra­de bei über­re­gio­na­len Vor­ha­ben sei es oft nötig, Grund­stü­cke neu zu ord­nen. Flä­chen wer­den dann ent­we­der ge­tauscht oder die Ei­gen­tü­mer ent­schä­digt. Al­lein könn­ten das die Ge­mein­den aber nicht stem­men. Daher über­nimmt das Amt für Land­wirt­schaft, Flur­neu­ord­nung und Fors­ten (ALFF) in Wei­ßen­fels die Ge­samt­ver­ant­wor­tung. Für Gör­schen und die Um­ge­bung plant die Sach­be­ar­bei­te­rin Elke Burg­au die not­wen­di­gen Bau­maß­nah­men, ver­mit­telt zwi­schen allen Be­hör­den und an­de­ren Be­tei­lig­ten und ko­or­di­niert die Neu­re­ge­lung des Ei­gen­tums.

Un­ter­stützt durch den ELER und das Land Sachsen-​Anhalt

Das ganze Neu­ord­nungs­ver­fah­ren in­klu­si­ve der Bau­maß­nah­men zum Hoch­was­ser­schutz und ei­ni­ger Neu­pflan­zun­gen schlägt mit 3,1 Mil­lio­nen Euro zu Buche. Davon kom­men mehr als 80 Pro­zent, also rund 2,6 Mil­lio­nen Euro, aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) im Rah­men der För­der­maß­nah­me Flur­neu­ord­nung und aus För­der­mit­teln des Lan­des Sachsen-​Anhalt. Den ver­blie­be­nen Ei­gen­an­teil tei­len sich die be­trof­fe­nen Ge­mein­den, der Bur­gen­land­kreis, der Ab­was­ser­zweck­ver­band Naum­burg, die Agrar­ge­nos­sen­schaft Wet­hau­tal und die be­trof­fe­nen Ei­gen­tü­mer. Die Be­sit­zer aller an­lie­gen­den Grund­stü­cke or­ga­ni­sie­ren sich in der Teil­neh­mer­ge­mein­schaft, der auch Su­san­ne Tiedge und Jür­gen Nieh­le an­ge­hö­ren.

Elke Burg­au zählt auf, was unter ihrer Ver­ant­wor­tung alles ver­wirk­licht wer­den konn­te. Auf ihrer Liste ste­hen viele Er­fol­ge. Zum Bei­spiel der Flä­chen­tausch im Ge­wer­be­ge­biet Gör­schen. Er er­mög­lich­te einem an­säs­si­gen Un­ter­neh­men, für wei­te­re 3 Mil­lio­nen Euro eine Pul­ve­ri­sie­rungs­an­la­ge zu er­rich­ten. Im Orts­teil Ra­the­witz wurde eine Ei­gen­tü­mer­ge­mein­schaft ent­schä­digt, so­dass die Ge­mein­de eine bau­fäl­li­ge Ruine si­chern konn­te. Dort steht jetzt der lang er­sehn­te Anbau einer Kin­der­ta­ges­stät­te. Eine Ein­frie­dung und Park­plät­ze für die El­tern sind in Pla­nung.

Su­san­ne Tiedge und Jür­gen Nieh­le ste­hen noch immer auf dem Hang vor dem Wald­hof Gör­schen und be­ra­ten sich. Sie hof­fen, dass sich der ganze Auf­wand lohnt und das nächs­te Hoch­was­ser sie ver­scho­nen wird. „Doch einen hun­dert­pro­zen­ti­gen Schutz gibt es nicht”, weiß Jür­gen Nieh­le. Schon sein alter Groß­va­ter hatte immer ge­mahnt: „Alle 50 Jahre kommt das Was­ser.” Mit dem Kli­ma­wan­del steigt die Ge­fahr umso mehr.

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Wo geht es hier nach Pöm­mel­te?

Der Him­mels­weg eines klei­nen Ortes in Sachsen-​Anhalt

(von Bi­an­ca Kahl)

 

„Das 4000-​jährige Pöm­mel­te grüßt das 1050 Jahre alte Barby!“, sagt Tho­mas Warne­cke scherz­haft und heißt Jens Stru­be am Ring­hei­lig­tum von Pöm­mel­te in der Nähe von Schö­ne­beck (Elbe) will­kom­men. Jens Stru­be, Bür­ger­meis­ter der Ein­heits­ge­mein­de Barby, war zu­letzt im Juni hier – als der Land­rat Mar­kus Bauer zur fei­er­li­chen Er­öff­nung ein­lud. 400 Be­su­cher kamen. Mi­nis­ter­prä­si­dent Rei­ner Ha­se­loff, Staats­se­kre­tär Gun­nar Schel­len­ber­ger und Lan­des­ar­chäo­lo­ge Ha­rald Mel­ler gaben sich die Hand. Die kos­tü­mier­ten Mäd­chen von der klei­nen „Tanz­fac­to­ry Egeln“ zeig­ten ihren selbst aus­ge­dach­ten Stein­zeit­tanz.

Zei­tun­gen in ganz Deutsch­land schrei­ben über das mehr als 4000 Jahre alte, stein­zeit­li­che Hei­lig­tum, das auf einer Höhe mit dem eng­li­schen Stone­henge ste­hen soll. Das Bau­werk aus Holz wurde wie­der­errich­tet, um der Öf­fent­lich­keit zu zei­gen, wie die Men­schen in Mit­tel­eu­ro­pa einst leb­ten. „So mutig, wie man das Ring­hei­lig­tum ge­stal­tet hat! Diese tol­len Far­ben und die Sym­bo­le: Das kann man ja alles nur ver­mu­ten“, schwärmt Frank Löbig, der wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter des Salz­land­mu­se­ums in Schö­ne­beck. Dort hat er im Sep­tem­ber eine be­glei­ten­de Dau­er­aus­stel­lung zum Ring­hei­lig­tum ein­ge­rich­tet. 1500 In­ter­es­sier­te haben sie schon be­sucht. Am Ring­hei­lig­tum selbst waren be­reits über 5000 Be­su­cher, viele aus dem Aus­land.

Die wie­der­errich­te­te Kreis­gra­ben­an­la­ge ist die neu­es­te Sta­ti­on der be­lieb­ten ar­chäo­lo­gi­schen Tou­ris­mus­rou­te „Him­mels­we­ge“ in Sachsen-​Anhalt. Der Salz­land­kreis hat jetzt eine tou­ris­ti­sche At­trak­ti­on, um­ge­ben von Mais­fel­dern. Ne­ben­an der Flie­ger­club Schö­ne­beck e.V., der seine Lan­de­bahn hatte ver­le­gen müs­sen. Dafür bie­tet er jetzt Rund­flü­ge über das Hei­lig­tum mit dem Se­gel­flie­ger an.

Ganz in der Nähe ste­hen ein­zel­ne Häu­ser. Das ist Zack­mün­de. Wer hier die Ab­fahrt zum Him­mels­weg ver­passt, lan­det viel­leicht vier Ki­lo­me­ter wei­ter im Ort Pöm­mel­te, nach dem die neue At­trak­ti­on be­nannt ist: einer von zehn Orts­tei­len der Ein­heits­ge­mein­de Stadt Barby. Es soll schon vor­ge­kom­men sein, dass auch die Ein­woh­ner, von den Frem­den um Hilfe ge­be­ten, den Him­mels­weg nicht kann­ten. Pöm­mel­te hat 644 von ihnen, zwei klei­ne Pen­sio­nen, einen Kin­der­gar­ten, ein Ge­mein­de­haus am Gold­fisch­teich. Die letz­te Gast­stät­te hat vor drei Jah­ren dicht­ge­macht.

Der eh­ren­amt­li­che Bür­ger­meis­ter hieß bis 2010 Tho­mas Warne­cke. Dann wurde Pöm­mel­te zum Orts­teil der Ein­heits­ge­mein­de Barby und Warne­cke zum eh­ren­amt­li­chen Orts­bür­ger­meis­ter. „Das Wich­tigs­te und po­li­tisch Ent­schei­dends­te von mei­nen Auf­ga­ben sind jetzt die Ge­burts­ta­ge, an denen ich die Bür­ger be­su­che“, stellt er nüch­tern fest. Das Trei­ben rund um die stein­zeit­li­che Kreis­gra­ben­an­la­ge ver­folgt er schon seit 2005. „Das ist eine tolle Sache, dafür kön­nen wir be­rühmt wer­den!“ Was er auch be­grüßt: Auf­grund des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses wurde ganz ne­ben­bei in der Nach­bar­schaft eine Hähn­chen­mast­an­la­ge ver­hin­dert. „Wir muss­ten nicht mal eine Bür­ger­initia­ti­ve grün­den, so wie frü­her, als eine Schwei­ne­mast kom­men soll­te“, er­zählt er und muss schmun­zeln über diese ganz ei­ge­ne Form von himm­li­schen Ein­flüs­sen.

 

Jetzt gibt es hier ein höl­zer­nes Hei­lig­tum, wo von April bis Ok­to­ber mitt­wochs, frei­tags und an den Wo­chen­en­den Frem­den­füh­rer für spon­ta­ne Rund­gän­ge be­reit­ste­hen – Bür­ger aus der Re­gi­on, aus­ge­bil­det vom Salz­land­mu­se­um. Eine von ihnen ist Alex­an­dra Schrö­pel aus Pöm­mel­te. Tho­mas Warne­cke um­armt sie zur Be­grü­ßung. Für heute haben sich gleich zwei Grup­pen an­ge­mel­det. Bür­ger­meis­ter Jens Stru­be, der sich auch pri­vat für das Pro­jekt in­ter­es­siert, will sich eben­falls den ak­tu­el­len Stand an­schau­en. Er liest sich ge­mein­sam mit Warne­cke die Er­klä­run­gen durch, die in die neuen run­den Be­ton­plat­ten ge­prägt wur­den, steigt auf den Aus­sichts­turm und schaut ge­dan­ken­ver­lo­ren in die Ferne.

Die Re­kon­struk­ti­on der Kreis­gra­ben­an­la­ge hat den Salz­land­kreis rund 600.000 Euro ge­kos­tet und wurde dank der Lo­ka­len Ak­ti­ons­grup­pe Elbe-​Saale mit fast 340.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für re­gio­na­le Ent­wick­lung (ELER) ge­för­dert. Zu­sätz­lich un­ter­stüt­zen das Land Sachsen-​Anhalt und ge­mein­nüt­zi­ge Stif­tun­gen den Aus­bau der In­fra­struk­tur drum herum wie den Park­platz, die Zu­fahrt, einen neuen Rad­weg, die Ver­le­gung der Lan­de­bahn, die Aus­sicht­platt­form und das tou­ris­ti­sche Leit­sys­tem.

„Wir als Ein­heits­ge­mein­de Stadt Barby konn­ten kei­nen ein­zi­gen Cent zu­steu­ern“, re­sü­miert Jens Stru­be er­nüch­tert. Wie in vie­len an­de­ren Kom­mu­nen ist auch in Barby kein fi­nan­zi­el­ler Spiel­raum für frei­wil­li­ge Auf­ga­ben".

Zu Füßen des Aus­sichts­turms sam­melt sich eine Hand voll Ge­flüch­te­ter, die sich im Rah­men ihrer Bil­dungs­kur­se aus­drück­lich auch einen Be­such in Pöm­mel­te ge­wünscht haben und in­ter­es­siert den Aus­füh­run­gen der Dol­met­sche­rin lau­schen. Ein Stück ent­fernt steht Alex­an­dra Schrö­pel mit ihrer bunt zu­sam­men­ge­wür­fel­ten Grup­pe aus Deut­schen und Fran­zo­sen, Kin­der sind auch dabei.

Alex­an­dra Schrö­pel ist freie Lek­to­rin und der Liebe wegen vom thü­rin­gi­schen Jena in das be­schau­li­che Pöm­mel­te ge­zo­gen, wo sie seit sechs Jah­ren lebt und ar­bei­tet. Den Bau­be­ginn am Hei­lig­tum im Jahr 2014 und die vor­an­ge­gan­ge­nen Pla­nun­gen hat sie schon mit­er­lebt. Über ihrem rech­ten Arm hängt ein Wei­den­korb mit Feu­er­stein und an­de­ren Ge­gen­stän­den, die den Be­su­chern die Stein­zeit und die Bron­ze­zeit bes­ser ver­an­schau­li­chen sol­len. Dass das Ring­hei­lig­tum wie­der­errich­tet wor­den ist, be­grüßt sie sehr und en­ga­giert sich auch ent­spre­chend dafür. „In Süd­thü­rin­gen wird jedes Ta­schen­tuch aus­ge­stellt, das Goe­the oder Schil­ler mal in der Hand hatte, aber hier in Sachsen-​Anhalt fehlt schein­bar jedes Be­wusst­sein für die ei­ge­nen At­trak­tio­nen“, sagt sie.

Die Frei­be­ruf­le­rin ver­steht nicht, dass die Be­völ­ke­rung noch so wenig Stolz zeigt für ihre Um­ge­bung. „Wenn wir selbst nicht auf die Ge­schichts­träch­tig­keit ver­wei­sen, wie soll dann die Öf­fent­lich­keit er­fah­ren, dass es hier nicht nur Acker­bau gibt?“ Pöm­mel­te muss sich also, genau wie die an­de­ren Orte der Re­gi­on, noch selbst fin­den. Ein ganz per­sön­li­cher Him­mels­weg so­zu­sa­gen. Von außen je­den­falls sei das In­ter­es­se groß. Sie sehe immer Autos auf dem neuen Park­platz vor dem Ring­hei­lig­tum, wenn sie mit ihrem Hund ge­müt­lich durch die Fel­der spa­zie­ren geht. Zu ihren Füh­run­gen kom­men bis zu 30 Per­so­nen.

Auch Jens Stru­be und Tho­mas Warne­cke sind der An­sicht, dass immer mehr Tou­ris­ten in die Ge­gend kom­men. „Ich schät­ze, dass in den Som­mer­mo­na­ten jeden Tag zehn bis 20 Paare auf dem Fahr­rad durch den Ort fah­ren“, hat Warne­cke be­ob­ach­tet. Kein Wun­der: Es hat sich her­um­ge­spro­chen, dass es hier etwas zu sehen gib, lange vor der Er­öff­nung des Ring­hei­lig­tums. Schö­ne­beck mit sei­nem neu ge­stal­te­ten Markt, den Sa­line­häu­sern und dem als äl­tes­tes So­le­heil­bad be­kann­ten Stadt­teil Bad Sal­zel­men, ist durch­aus einen Be­such wert. Barby lockt mit sei­ner land­schaft­lich schö­nen Lage im Elb-​Saale-Winkel an El­be­rad­weg und Saa­lerad­weg, mit mit­tel­al­ter­li­cher Stadt­mau­er, Schloss und See­park.

Eine schö­ne Ge­gend für Rad­fah­rer. Einen Platz für eine Rast und eine gute Be­wir­tung fin­det man in Pöm­mel­te al­ler­dings noch nicht. Nicht ein­mal eine Ver­kaufs­stel­le für Le­bens­mit­tel gibt es zur­zeit. Dafür sor­gen das na­he­ge­le­ge­ne Kies­werk und Spe­di­tio­nen dafür, dass hier täg­lich rund 600 Lkw durch­fah­ren. Bei der Aus­schil­de­rung zum Ring­hei­lig­tum muss­te erst im­pro­vi­siert wer­den. Zur Er­öff­nung hatte das Salz­land­mu­se­um kurz­fris­tig Aus­dru­cke im A3-​Format la­mi­niert und an den Stra­ßen an­ge­bracht. Spä­ter waren es Holz­lat­ten, die den Weg wie­sen.

Es geht eben nur lang­sam voran in Pöm­mel­te, auf dem lan­gen Weg in den Him­mel, doch es pas­siert etwas. Auch ein Lang­haus mit Toi­let­ten ist am Hei­lig­tum ge­plant. Even­tu­ell soll in der Nähe sogar noch eine zwei­te Kreis­gra­ben­an­la­ge wie­der­errich­tet wer­den. Warne­cke und Stru­be sind je­den­falls guter Dinge, wenn sie an Pöm­mel­te den­ken.

Alex­an­dra Schrö­pel steht in­zwi­schen mit ihrer Gästeg­rup­pe im Zen­trum der Krei­se und klatscht in die Hände, um den Wi­der­hall zu de­mons­trie­ren: ein Flat­te­recho. Diese be­son­de­re Akus­tik be­grün­det auch viele mu­si­ka­li­sche Ver­an­stal­tun­gen, die das Salz­land­mu­se­um hier fort­an plant. Die Füh­rung neigt sich dem Ende und die Be­su­cher klat­schen zu­rück – sie zol­len Bei­fall.

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Die Mi­schung macht´s

Warum Misch­wäl­der trotz an­fäng­li­cher Schwie­rig­kei­ten den Forst­be­trie­ben mehr nut­zen

(von Bi­an­ca Kahl)

Rund 60 Pro­zent der Wäl­der im Land Sachsen-​Anhalt be­stehen al­lein aus Na­del­bäu­men. Eine Folge des mög­lichst hohen wirt­schaft­li­chen Nut­zens, den der Wald sei­nen Ei­gen­tü­mern brin­gen soll. Doch Mo­no­kul­tu­ren brin­gen auch viele Pro­ble­me mit sich. Das ist dem jun­gen Wald­be­sit­zer Gor­don Preetz be­wusst. Neben der hö­he­ren Brand­ge­fahr sind reine Na­del­wäl­der auch an­fäl­li­ger für Schäd­lin­ge und Sturm­schä­den. Misch­wäl­der ma­chen das Öko­sys­tem sta­bi­ler und sind auch wert­vol­le­re Le­bens­räu­me, weil sie eine hö­he­re Ar­ten­viel­falt be­her­ber­gen. Doch viele Wald­ei­gen­tü­mer zö­gern noch. Sie schre­cken vor dem hö­he­ren Auf­wand zu­rück, den ein Misch­wald zu­nächst mit sich bringt – auch in fi­nan­zi­el­ler Hin­sicht. Ein För­der­pro­gramm der EU und des Lan­des will dies än­dern. 

Gor­don Preetz mach­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren selbst leid­li­che Erfah­run­gen mit Mo­no­kul­tu­ren. Im De­zem­ber 2010 sorg­te ein lang­an­hal­ten­der Eis­re­gen dafür, dass er eine 0,65 Hekt­ar große Flä­che kahl­schla­gen muss­te. Wei­te­re Kahl­schlä­ge wur­den an an­de­ren Stel­len not­wen­dig, weil der dor­ti­ge Be­stand aus 125 Jahre alten Kie­fern be­reits zu stark aus­ge­lich­tet war.

Seit 2009 be­wirt­schaf­tet Gor­don Preetz über die Land und Forst Alt­mark GbR, zu der auch vier an­de­re Ge­sell­schaf­ter aus sei­ner Fa­mi­lie ge­hö­ren, Wald­flä­chen im Raum Fleet­mark. Für ihn eine Mög­lich­keit, sich für seine Re­gi­on zu en­ga­gie­ren und die vor­han­de­nen Res­sour­cen sinn­voll zu nut­zen und aus­zu­bau­en. Unter der Woche fährt der 28-​Jährige nach Nie­der­sach­sen und ar­bei­tet dort als Ver­mes­ser. Abends und am Wo­chen­en­de küm­mert er sich um die Wäl­der sei­ner Hei­mat.

Im Rah­men der GbR hat der junge Mann rund 13 Hekt­ar Wald unter sei­ner Obhut. Über Jahre hin­weg ar­bei­te­te er sich in das fach­frem­de Ge­biet ein. Er weiß: ein in­tak­tes Wald­öko­sys­tem bin­det Koh­len­di­oxid und kann so die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels min­dern. Doch die vor­herr­schen­den Kie­fern­mo­no­kul­tu­ren be­rei­ten ihm Sor­gen.

Gleich­zei­tig ist sich Preetz si­cher: "Es wäre de­fi­ni­tiv das fal­sche Si­gnal, sich in Deutsch­land al­lein auf den Na­tur­schutz zu kon­zen­trie­ren und Holz aus der Drit­ten Welt zu im­por­tie­ren." Dort werde dann Raub­bau be­trie­ben, wäh­rend die Deut­schen stolz dar­auf seien, ihre hei­mi­schen Wäl­der nicht an­zu­fas­sen. "Im Ge­gen­teil: Deutsch­land muss mit sei­nem Roh­stoff Holz eine Vor­bild­funk­ti­on ein­neh­men", fin­det er. Be­reits jetzt herr­schen hier­zu­lan­de hohe Stan­dards. Zum Bei­spiel sind Wald­be­sit­zer ge­setz­lich dazu ver­pflich­tet, kahl ge­schla­ge­ne Flä­chen in­ner­halb von drei Jah­ren wie­der­auf­zu­fors­ten.

Sinn­voll wäre es dann na­tür­lich, nicht nur Nadel-​, son­dern auch Laub­bäu­me zu pflan­zen. Denn ein na­tur­na­her Wald stellt einen guten Kom­pro­miss dar zwi­schen Um­welt­schutz und der Nutz­funk­ti­on des Wal­des. "Des­halb be­mü­hen wir uns in der Forst­wirt­schaft seit Jah­ren darum, den Wald um­zu­bau­en." Auch, wenn dies zu­erst ei­ni­ge Nach­tei­le mit sich bringt.

Ge­mein­sam mit dem Re­vier­förs­ter Frank Har­der und an­de­ren be­gut­ach­tet Gor­don Preetz die drei Flä­chen, die er vor ei­ni­gen Jah­ren kahl­schla­gen muss­te. Stiel­ei­chen, Lär­chen, Berg­ahorn und Rot­bu­chen hat er hier in den Jah­ren 2011 und 2013 an­ge­pflanzt – ins­ge­samt über 11.600 auf einer Flä­che von 2,5 Hekt­ar. Der An­teil an Laub­höl­zern auf den drei Flä­chen be­trägt jetzt bis zu 42 Pro­zent. Dies ist auch der Natur zu ver­dan­ken, die durch wild an­ge­flo­ge­ne Bir­ken wei­te­res Laub­holz da­zu­schenk­te. Diese ver­tra­gen sich gut mit dem alt­mär­ki­schen Sand­bo­den und ge­dei­hen wun­der­bar. Be­reits vier Meter hoch sind sie ge­wach­sen. Auch die Lär­chen schie­ßen in die Höhe. Wäh­rend­des­sen fas­sen die Bu­chen nur lang­sam Fuß und die zier­li­chen Ei­chen, eine wert­vol­le Holz­art, ma­chen Preetz fast Sor­gen. „Sie müs­sen erst mit den Wur­zeln das Grund­was­ser er­rei­chen. Diese hier sind jetzt fünf Jahre alt. Ich hoffe, dass sie bald ab­ge­hen“, er­klärt Preetz.

Laub­bäu­me wach­sen lang­sa­mer. Zudem muss man die emp­find­li­chen jun­gen Bäume vor Ver­biss schüt­zen, indem man teure Zäune er­rich­tet. Sie sol­len das Reh- und das Dam­wild ab­hal­ten und auch die wil­den Muf­fel­her­den, die sich mal hier­her ver­ir­ren könn­ten. Gegen die Wühl­mäu­se, die von den nahen Fel­dern kom­men und hier im Wald si­cher vor Greif­vö­geln sind, kön­nen die Zäune nichts aus­rich­ten. Auch die Brom­bee­re, die an­fangs die frisch ge­pflanz­ten Setz­lin­ge über­wu­chern, hal­ten sie nicht zu­rück.

"An­de­rer­seits zeigt uns die Brom­bee­re, dass hier ein guter Stand­ort ist – nähr­stoff­rei­cher Boden", freut sich Preetz über die ge­sun­de Ve­ge­ta­ti­on auf sei­nen Flä­chen. Ins­ge­samt fast 17.000 Euro haben er und seine Mit­ge­sell­schaf­ter in den ver­gan­ge­nen Jah­ren in­ves­tiert, um die Flä­chen wie­der­auf­zu­fors­ten. "Einen gro­ßen Teil davon in die Zäune", er­in­nert er sich. Das erste Holz – das der Lär­chen – wird er frü­hes­tens in 25 Jah­ren ver­kau­fen kön­nen. Die Ei­chen hat er höchs­tens zum Nut­zen sei­ner En­kel­kin­der ge­pflanzt. Viel­leicht. Denn an En­kel­kin­der ist heute na­tür­lich noch nicht zu den­ken.

Viele Grün­de, warum Wald­be­sit­zer noch immer davor zu­rück­schre­cken, Laub­bäu­me an­zu­pflan­zen. Un­güns­ti­ge Struk­tu­ren tra­gen einen wei­te­ren Teil dazu bei: Die ein­zel­nen Wald­flä­chen in Sachsen-​Anhalt sind oft­mals re­la­tiv klein, un­güns­tig ge­stal­tet und zer­klüf­tet. Die ein­zel­nen Teil­stü­cke lie­gen ver­streut und haben viele ver­schie­de­ne Be­sit­zer. "Klein­pri­vat­wald" oder "Ge­menge­la­ge" nen­nen das Fach­leu­te wie Gor­don Preetz. Die ein­zel­nen Ei­gen­tü­mer sind häu­fig nicht stark genug, um die grö­ße­ren Her­aus­for­de­run­gen des Misch­wal­des zu stem­men. Was sie aber in vie­len Fäl­len nicht wis­sen: Es gibt at­trak­ti­ve För­der­pro­gram­me, um sie zu un­ter­stüt­zen.

Gor­don Preetz hält nicht mit Zah­len zu­rück: Von den 17.000 Euro, die hier für Pflan­zung und Kul­tur­pfle­ge in­ves­tiert wor­den sind, kamen al­lein rund 11.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für re­gio­na­le Ent­wick­lung. Zudem ver­dankt er fast 3000 Euro der Ge­mein­schafts­auf­ga­be "Ver­bes­se­rung der Agrar­struk­tur und des Küs­ten­schut­zes" (GAK).

Schließ­lich er­füllt der Wald auch wich­ti­ge Auf­ga­ben für das All­ge­mein­wohl. Er lie­fert nicht nur den nach­wach­sen­den Roh­stoff Holz, son­dern auch sau­be­res Trink­was­ser, dient der Er­ho­lung, si­chert die Ar­ten­viel­falt und min­dert die Bo­den­ero­si­on. Ein ro­bus­ter Wald, der dem Kli­ma­wan­del trotzt, dient allen.

Sta­bi­le, wi­der­stands­fä­hi­ge Misch­wäl­der könn­ten die öko­lo­gi­sche und gleich­zei­tig die öko­no­mi­sche Leis­tungs­fä­hig­keit der hei­mi­schen Wäl­der er­hö­hen, weil sie die Ri­si­ken für Schä­den mi­ni­mie­ren. So blei­ben re­gio­na­le Forst­be­trie­be le­bens­fä­hig, könn­ten die holz­ver­ar­bei­ten­de In­dus­trie be­lie­fern und auch die re­gio­na­le Ver­sor­gung mit er­neu­er­ba­ren En­er­gien si­chern. 

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Lich­te Mo­men­te – das Son­nen­schloss Wal­beck

So­lar­kraft­wer­ke und an­de­re Nut­zungs­ideen sol­len ein mit­tel­al­ter­li­ches Denk­mal ret­ten

 

(von Bi­an­ca Kahl)

 

Wal­beck ist ein klei­ner Ort bei Hett­stedt. Nicht ein­mal 5000 Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner leben hier. Doch es ist ein sehr alter Ort, der ei­ni­ge Über­ra­schun­gen zu bie­ten hat. Dazu ge­hört auch eine 22.000 Qua­drat­me­ter große Schloss­an­la­ge, be­stehend aus einem zen­tra­len Guts­haus mit zwei Sei­ten­flü­geln, einem gro­ßen Schloss­hof und 13 Wirt­schafts­ge­bäu­den. "Kö­nig­reich der Stof­fe" steht auf einem Schild. Aus dem Tor­wär­ter­häus­chen kommt Peter End­res. Doch er ist nicht etwa der Pfört­ner, son­dern viel­mehr der ei­gent­li­che Herr die­ses au­ßer­ge­wöhn­li­chen Rei­ches. "Son­nen­kö­nig" wäre ein schö­ner Titel für ihn, doch er winkt nur ab.

Peter End­res hat große Träu­me, seit er die ma­ro­de Schloss­an­la­ge im Früh­jahr 2011 für 58.000 Euro er­stei­ger­te und ihr den Namen "Son­nen­schloss" ver­lieh. Auf den Dä­chern baute der Un­ter­neh­mer ein 6000 m² gro­ßes Kraft­werk mit einer Leis­tung von etwa 730 Ki­lo­watt. Wie? Mit­hil­fe von 16 Photovoltaik-​Anlagen. Genug, um 200 Fa­mi­li­en mit Strom zu ver­sor­gen, und um eine 1000 Jahre alte, denk­mal­ge­schütz­te Schloss­an­la­ge vor dem Ver­fall zu ret­ten. Denn die Dä­cher sind be­reits un­dicht ge­we­sen, viele Bal­ken morsch, die Dach­stüh­le waren teils ein­sturz­ge­fähr­det. Die In­nen­räu­me hat­ten voll Schutt ge­le­gen und es war nur eine Frage der Zeit und des Wet­ters, wie lange das Schloss noch ste­hen würde.

Mit der In­stal­la­ti­on der Son­nen­kol­lek­to­ren ist Peter End­res in der Lage ge­we­sen, die Dä­cher zu sa­nie­ren. Das hat auch die Zu­stim­mung des Denk­mal­schut­zes ge­fun­den, denn ohne eine wirt­schaft­li­che Nut­zung hät­ten sich die In­ves­ti­tio­nen für nie­man­den ge­lohnt. Im De­zem­ber 2011 ging das erste Modul in Be­trieb.

Da­nach stell­te sich die Frage: Was pas­siert mit dem vie­len Raum für Ideen, der sich unter den Dä­chern ver­birgt? Peter End­res holt die Wal­be­cker Be­völ­ke­rung ins Boot, grün­det einen För­der­ver­ein, klopft bei der LEADER-​Aktionsgruppe Mansfeld-​Südharz an. So er­hält er al­lein aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) 145.000 Euro För­de­rung. Für ins­ge­samt 503.000 Euro kann er die Fas­sa­de und die Fens­ter des Her­ren­hau­ses nach his­to­ri­schem Vor­bild wie­der­her­rich­ten. Stolz zeigt er das Haupt­ge­bäu­de, das jetzt wie­der in einem hel­len Son­nen­gelb er­strahlt.

"Dä­cher, Fens­ter – von außen ist jetzt alles ge­schützt", sagt der Schloss­herr. Innen kön­nen al­ler­dings noch freund­li­che­re Per­spek­ti­ven ein­zie­hen. Noch immer bleibt viel Platz an der Sonne, viel Raum zum Träu­men. Eine Gast­stät­te könn­te sich der Haus­herr hier zum Bei­spiel gut vor­stel­len. Stück für Stück sol­len Veranstaltungs-​ und Aus­stel­lungs­räu­me ent­ste­hen. Eine junge In­itia­ti­ve aus Hett­stedt um die en­ga­gier­te Un­ter­neh­me­rin Fran­zis­ka Hill­mer ar­bei­tet daran, ein klei­nes Wirtschafts-​ und Grün­der­zen­trum ein­zu­rich­ten. Er­neu­te För­de­rung ist be­reits be­an­tragt. Als Vor­bild dient das ös­ter­rei­chi­sche Otelo-​Projekt – ein of­fe­nes Technologie-​Labor, das Krea­ti­ve und Exis­tenz­grün­dern kos­ten­los eine Basis-​Infrastruktur zur Ver­fü­gung stellt.

Im Süd­flü­gel hat End­res schon damit be­gon­nen, vier Woh­nun­gen her­zu­rich­ten. Eine davon ist be­reits be­zo­gen. Die Mie­te­rin hat auch den alten Schaf­stall ge­pach­tet und darin ihr "Kö­nig­reich der Stof­fe" er­rich­tet, auf das das Au­ßen­schild ver­weist: An­nett Wil­lert, ge­bo­ren in Wal­beck, ver­sen­det in die ganze Welt Tex­ti­li­en. Schon als sie hörte, dass das Schloss sa­niert wer­den soll, war für sie klar, wo sie fort­an re­si­die­ren will.

Peter End­res freut sich über jeden, der ei­ge­ne Ideen hat und mit an­pa­cken will. Zu sei­nen Zie­len ge­hört auch, je­man­den zu fin­den, der auf dem Ge­län­de eine öko­lo­gi­sche Gärt­ne­rei be­treibt. Er selbst ist stu­dier­ter Agrar­in­ge­nieur und hat den Um­welt­schutz stets im Blick. Wenn er sein Wal­be­cker Son­nen­reich be­trach­tet, dann hat er einen E-​Bike-Verleih und eine Elek­tro­tank­stel­le vor Augen.

Nach­hal­tig­keit be­deu­tet für ihn nicht nur Strom aus er­neu­er­ba­ren En­er­gie­quel­len. Nach­hal­tig­keit be­deu­tet auch, die Dorf­be­woh­ne­rin­nen und -​bewohner beim Er­halt des Schlos­ses mit ein­zu­bin­den. Dies hier ist ihr Schloss. Das eins­ti­ge Benediktinerinnen-​Kloster ist aus Wal­beck nicht weg­zu­den­ken und hat das Po­ten­zi­al, eine ganze Re­gi­on zu be­le­ben. Be­wusst be­schäf­tigt End­res bei sei­nen Vor­ha­ben nur Hand­werks­be­trie­be aus der Re­gi­on.

Rund zwei Mil­lio­nen Euro hat Peter End­res be­reits in­ves­tiert. Für sich und seine Frau hat er das Tor­wär­ter­häus­chen lie­be­voll sa­niert und sich eine Gäs­te­woh­nung ein­ge­rich­tet. Dort hält sich der Un­ter­neh­mer aus Baden-​Württemberg auf, wenn er in der Ge­gend zu tun hat. Wei­te­re Fe­ri­en­woh­nun­gen sind ge­plant. Auch eine Reit­hal­le und ver­miet­ba­re Pfer­de­bo­xen hat er wie­der her­ge­rich­tet, um die Reit­sport­tra­di­ti­on neu zu be­le­ben. Er könn­te noch viele Träu­me auf­zäh­len, die er für sein Son­nen­schloss hat. Bis hin zu einem ei­ge­nen Wein­berg rei­chen sie. "Doch wenn ich eins in den letz­ten Jah­ren ge­lernt habe, dann dass ich nur einen Schritt nach dem an­de­ren gehen kann", sagt er. Der "Son­nen­kö­nig" strahlt.

 

www.sonnenschloss-​walbeck.de

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Ein Mal Bau­ern­hof und Eis, bitte!

Der Vier­Zeit­hof in Be­ber­tal bie­tet auch im Herbst ein schö­nes Aus­flugs­ziel

(von Bi­an­ca Kahl)

Ma­ri­on Schnitz­ler ist selbst lei­den­schaft­li­che Rad­fah­re­rin und fand auf ihren Tou­ren Ge­fal­len an der Land­schaft der Mag­de­bur­ger Börde. 2010 ent­deck­te sie in Be­ber­tal einen schö­nen alten Bau­ern­hof, di­rekt am Elbe-​Aller-Radweg. Das Schild „Zu ver­kau­fen“ brach­te ihr die Idee, eine Rad­pen­si­on ein­zu­rich­ten. Sie nahm das Kauf­an­ge­bot an, nann­te den Vier­seit­hof fort­an „Vier­zeit­hof“ und zog kurze Zeit spä­ter von Ber­lin nach Be­ber­tal.

Heute sitzt sie auf einer Bank und blin­zelt in die Sonne. Dass sie be­reits 62 Jahre alt ist, kann man ihr nur schwer glau­ben. Sie ge­nießt den lauen Abend und blickt zu­rück auf die ver­gan­ge­nen fünf Jahre, auf die Vor­stel­lun­gen und Pläne, die sie da­mals hatte. „Es geht mir gut hier“, sagt die Ber­li­ne­rin, die jetzt in einem Ort mit etwa 1600 Ein­woh­nern lebt, einem Orts­teil der Ein­heits­ge­mein­de Hohe Börde. „Den­noch ist es ein­fach nicht so ge­kom­men, wie ich es er­war­tet hatte.“ Einst hat sie EDV-​Programme be­reit ge­stellt, heute backt sie Ku­chen und schüt­telt Bet­ten auf. Das war kein Traum von ihr, son­dern viel­mehr eine spon­ta­ne Idee. Sie macht eine Pause. Dann fügt sie an: „Ich blei­be dran. Hof­fent­lich halte ich noch lange durch.“

Sie ist al­lein nach Be­ber­tal ge­zo­gen, hat Stück für Stück ein ge­müt­li­ches Ein­zel­zim­mer und drei Dop­pel­zim­mer ein­ge­rich­tet, die man auch als Fe­ri­en­woh­nung nut­zen kann. Das In­ter­net­por­tal www.bett­und­bike.de führt seit­her auch Gäste zu ihr, die wei­te­re Wege zu­rück­le­gen. Sie be­wir­te­te sie von An­fang an in ihrem Hofcafé, doch eine Re­gen­va­ri­an­te fehl­te. Des­halb be­an­trag­te sie 2012 För­der­gel­der aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) – und er­hielt eine Be­wil­li­gung für rund 50.000 Euro. Das ver­setz­te sie in die Lage, für ins­ge­samt 160.000 Euro ein Stall­ge­bäu­de um­zu­bau­en. Sie rich­te­te einen klei­nen Gast­raum mit Wohn­zim­mer­char­me ein. 30 Per­so­nen fin­den hier Platz, in einer Vi­tri­ne ste­hen selbst ge­ba­cke­ne Ku­chen.

Ein Ort, an dem man auch in der kal­ten Jah­res­zeit ein Eis ge­nie­ßen kann. „Ich ver­kau­fe hier das fri­sche Bauernhof-​Eis aus Uth­mö­den – das zieht die Leute schon an“, sagt Ma­ri­on Schnitz­ler. Viele ihrer Gäste kom­men aus Hal­dens­le­ben, denn die In­nen­stadt liegt nur 9 Ki­lo­me­ter ent­fernt. Eine schö­ne Stre­cke für eine klei­ne Rad­tour mit Eis-​Pause. Auch aus Süpp­lin­gen und Erx­le­ben kom­men die Rad­fah­re­rin­nen und Rad­fah­rer. Das Schloss Hun­dis­burg, ein be­lieb­tes Rei­se­ziel für Tou­ris­tin­nen und Tou­ris­ten, er­reicht man von Be­ber­tal aus per Fahr­rad in nicht ein­mal 20 Mi­nu­ten.

Ins­ge­samt ist Be­ber­tal gut ge­le­gen. Der Ort be­fin­det sich genau an der Schnitt­stel­le von Holunder-​ und Elbe-​Aller-Radweg. Mit der ört­li­chen Tauf- und Rad­fah­rer­kir­che St. Go­de­ber­ti hat Ma­ri­on Schnitz­ler eine Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen: Die Be­su­cher dort kön­nen bei ihr Rast ma­chen und zur Toi­let­te gehen. Um­ge­kehrt weist sie auch ihre ei­ge­nen Gäste auf das dor­ti­ge An­ge­bot hin.

Auch die schritt­wei­se Re­stau­ra­ti­on die­ser Kir­che wird aus dem ELER ge­för­dert. Seit 2011 wur­den für ins­ge­samt 126.000 Euro das Mau­er­werk sowie die Fens­ter sa­niert. Davon kamen 57.000 Euro von der EU. Die Kir­che be­her­bergt einen über­re­gio­nal be­kann­ten ba­ro­cken Tau­fen­gel. Die Kirch­ge­mein­de hofft, ein brei­te­res Pu­bli­kum dafür zu in­ter­es­sie­ren und sie so ret­ten zu kön­nen. Der Rad­tou­ris­mus könn­te ihr dabei in die Hände spie­len.

Die Stre­cken durch die Hohe Börde wer­den immer be­lieb­ter. Auch in Be­ber­tal gibt es ein paar Se­hens­wür­dig­kei­ten zu be­stau­nen. Dazu ge­hö­ren das mär­chen­haf­te Schloss Velt­heims­burg, die ba­ro­cki­sier­te Markt­kir­che und eine alte Fried­hofs­ka­pel­le, die an der Stra­ße der Ro­ma­nik liegt. Für eine Stär­kung bie­ten sich meh­re­re Gast­häu­ser zur Pause an. Wer vor­be­stellt, kann sich auch von Ma­ri­on Schnitz­ler mit einem le­cke­ren Mit­tag­essen be­ko­chen las­sen. „Wild und Ge­mü­se – so etwas be­rei­te ich zum Bei­spiel gern zu. Das macht mir Spaß.“

Doch bei aller Freu­de: Im Café Eis­zeit könn­te es noch bes­ser lau­fen. „So wie ich mir den Hof als Treff­punkt für Jung und Alt vor­ge­stellt habe, ist es noch nicht“, merkt die Be­trei­be­rin an. „Es könn­te mehr los sein im Ort.“ An die­sem Man­gel woll­te sie selbst gern an­set­zen. Doch ihre An­ge­bo­te wer­den nicht in dem Maße an­ge­nom­men, wie sie das ur­sprüng­lich er­war­tet hätte. Sie per­sön­lich sei gut in­te­griert und habe Freun­de ge­fun­den. Auch der ge­schäft­li­che Ein­stieg war da­mals ganz gut ge­lau­fen, doch als­bald trat eine Pause ein. „Mitt­ler­wei­le be­kom­men die Be­su­cher­zah­len eine ge­wis­se Be­stän­dig­keit“, er­klärt die Wir­tin. Es braucht eben manch­mal einen lan­gen Atem, um sich im länd­li­chen Raum zu eta­blie­ren. Ent­wick­lun­gen brau­chen ihre Zeit.

Ma­ri­on Schnitz­ler je­den­falls hat noch ein paar Ideen, was sie aus­pro­bie­ren möch­te. Auf­ge­ben kommt für sie noch nicht in Frage. Unter an­de­rem en­ga­giert sie sich im Land­frau­en­ver­band, um ihr Netz­werk wei­ter aus­zu­bau­en. So­weit es die Res­sour­cen er­lau­ben, baut sie den Hof Schritt für Schritt wei­ter aus.

Der Vor­tei­le die­ses Ortes ist sie sich nach wie vor be­wusst: „Die urige At­mo­sphä­re mit­ten in die­sem Vier­seit­hof – das mögen die Gäste.“ Erst kürz­lich hat sie des­halb eine klei­ne Bühne ge­baut. Das macht es noch at­trak­ti­ver, ge­le­gent­lich Ver­an­stal­tun­gen an­zu­bie­ten. Sie möch­te im Dorf etwas er­le­ben. Im „Café Eis­zeit“ ste­hen des­halb auch Le­sun­gen, Thea­ter­auf­füh­run­gen oder klei­ne­re Kon­zer­te auf dem Pro­gramm. „Na­tür­lich bin ich auch offen für Pri­vat­fei­ern oder Leute, die mit ei­ge­nen Ideen an mich her­an­tre­ten“, sagt Ma­ri­on Schnitz­ler.

Was sie sich noch wün­schen würde, wäre je­mand, der ihr ab und an im Eiscafé unter die Arme greift und eben­falls Freu­de an der Be­wir­tung der Gäste hätte. Denn es gibt eben auch die Tage, an denen hier rich­tig viel los ist. Ge­ra­de wäh­rend der Fei­ern und Ver­an­stal­tun­gen ist die Ar­beit al­lein kaum zu be­wäl­ti­gen. Und das zu jeder Jah­res­zeit. Daher rührt ja auch der Name der Rad­pen­si­on mit Café: Vier­zeit­hof.

www.hofcafe-​eiszeit.de
www.bett­und­bike.de
Eine Rad­wan­der­kar­te mit allen Se­hens­wür­dig­kei­ten in der Hohen Börde:
http://www.ho­he­bo­er­de.de/upload/do­ku­men­te/frei­zeit/Rad­wan­der­kar­te.pdf 

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Da kann man nicht me­ckern

Auf dem Schä­fer­hof Lan­gen­stein gibt es eine Fest­scheu­ne für Groß­ver­an­stal­tun­gen.

(von Bi­an­ca Kahl)

Es be­gann mit einem Ju­bi­lä­um: 2006 droh­te die lang ge­plan­te 850-​Jahr-Feier des klei­nen Ortes Lan­gen­stein im Harz buch­stäb­lich ins Was­ser zu fal­len, denn star­ker Regen war an­ge­sagt. Die Suche nach einem grö­ße­ren Saal für den Fest­akt blieb er­folg­los. „Bei 100 Per­so­nen ist in der Regel Schluss“, sagt Hol­ger Werk­meis­ter und schal­tet das Licht im ehe­ma­li­gen Schaf­stall an. Heute ist die Scheu­ne ein Fest­saal für Groß­ver­an­stal­tun­gen, doch hat sie ihr rus­ti­ka­les Am­bi­en­te nicht ver­lo­ren. Alte Sand­stein­mau­ern und ver­wit­ter­te Holz­bal­ken er­zäh­len von ihrer Ge­schich­te. Sogar in den mo­der­nen Toi­let­ten­räu­men ist das his­to­ri­sche Ge­bälk zu sehen. „Die­sen Saal kann man für bis zu 350 Gäste be­stuh­len“, er­klärt Werk­meis­ter. Hinzu kom­men eine Bühne, ein klei­ne­rer Be­reich, der für den Emp­fang oder als Stand­ort für ein Buf­fet die­nen kann, sowie die Bar „Me­ri­nos“ mit Bistro­ti­schen für bis zu 80 Per­so­nen. Da kann man nicht me­ckern.

 

Scha­fe sind das ei­gent­li­che Be­tä­ti­gungs­feld des Me­ri­no e. V. Der Ver­ein, für den Hol­ger Werk­meis­ter den stell­ver­tre­ten­den Vor­sitz über­nom­men hat, hält sich eine Herde mit fast 1000 Tie­ren, mit deren Hilfe er die Kul­tur­land­schaft Harz und Harz­vor­land pflegt und somit er­hält. Der alte denk­mal­ge­schütz­te Lan­gen­stei­ner Schä­fer­hof aus dem Jahr 1823 be­fin­det sich eben­falls im Be­sitz des Ver­eins. Die rund 50 Mit­glie­der wol­len den schö­nen Vier­seit­hof pfle­gen und er­hal­ten. Seit 1995 sind dort ein Land­ho­tel mit Re­stau­rant ent­stan­den, au­ßer­dem ein Hof­la­den mit re­gio­na­len Pro­duk­ten und na­tür­lich der Frei­sitz im uri­gen In­nen­hof – in­klu­si­ve Lehm­back­ofen und ein paar Scha­fen zum An­fas­sen.

Das Ge­bäu­de des Schaf­stalls war hüft­hoch mit Mist ge­füllt, als sich die en­ga­gier­ten Mit­glie­der dort 2006 an die Ar­beit mach­ten. „Aus­mis­ten“ im wahrs­ten Sinne des Wor­tes – das war als ers­tes an­ge­sagt. Doch dann ist es erst mal ru­hi­ger ge­blie­ben im Stall. 

„2013 haben wir schließ­lich un­se­ren An­trag ab­ge­ge­ben. Aber wir lan­de­ten auf dem letz­ten Platz in der Zu­wen­dungs­lis­te, weil uns ein­fach kei­ner mehr zu­ge­traut hat, dass wir das wirk­lich noch durch­zie­hen“, er­in­nert sich Hol­ger Werk­meis­ter und muss lä­cheln. „Sogar beim Mi­nis­ter haben wir dann vor­ge­spro­chen, um für unser Vor­ha­ben zu wer­ben.“ Ein neues Dach, Fens­ter, Türen, Tore und die Re­no­vie­rung des Fuß­bo­dens stan­den auf dem Plan. Auf dem Ver­eins­kon­to lagen 65.000 Euro Ei­gen­mit­tel, die größ­ten­teils kurz­fris­tig über Spen­den ein­ge­sam­melt wor­den sind. Be­an­tragt hat der Ver­ein För­der­mit­tel in der Höhe von 195.000 Euro. Ein gro­ßer Teil davon kam aus dem ELER, dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums.

Letzt­lich be­ka­men die Me­ri­nos die Zu­sa­ge und wur­den zu einem der ge­för­der­ten Pro­jek­te in der LEADER-​Region Rund um den Huy. 2013 konn­ten sie damit be­gin­nen, den alten Stall zu be­räu­men und zu ent­ker­nen. Doch das Ge­bäu­de war noch ma­ro­der als ge­dacht und die Me­ri­nos brach­ten unter an­de­rem im Dach­ge­bälk böse Über­ra­schun­gen zu­ta­ge. So gin­gen sie er­neut mit dem Klin­gel­beu­tel rum, klopf­ten bei Un­ter­neh­men in der Re­gi­on an und fan­den zum Glück wei­te­re Un­ter­stüt­zung. Die meis­ten Re­no­vie­rungs­ar­bei­ten setz­ten sie in Ei­gen­leis­tung um. Am Ende muss­ten sie den­noch 340.000 Euro Ge­samt­kos­ten ver­zeich­nen – 31.000 Euro mehr, als ur­sprüng­lich kal­ku­liert.

Hol­ger Werk­meis­ter setzt sich im „Me­ri­nos“, der klei­nen Bar di­rekt neben der Küche, auf einen der Stüh­le und er­zählt Ge­schich­ten aus der Zeit des Um­baus. Toll sei das ge­we­sen, er­in­nert er sich, ein un­be­schreib­li­ches Ge­mein­schafts­ge­fühl. Jeden Abend nach der re­gu­lä­ren Ar­beit ging es auf die Bau­stel­le, wo man auch immer zu­sam­men zu Abend ge­ges­sen hat, am Sonn­abend zudem Mit­tag. Ur­laub wurde lang­fris­tig ge­plant und den Fa­mi­li­en hoch und hei­lig ver­spro­chen.

„Das muss heute noch fal­len“ ist einer von Werk­meis­ters ty­pi­schen Sät­zen, die aus die­sen sie­ben Mo­na­ten Bau­zeit in die ge­mein­sa­me Er­in­ne­rung ein­gin­gen. Ein Mal, als nicht genug Leute vor Ort waren, ist der 54-​Jährige nach ne­ben­an in den Fest­saal des Land­ho­tels ge­gan­gen, hat sich das Mi­kro­fon ge­schnappt und ein­fach mit­ten in eine große Ver­an­stal­tung hin­ein­ge­ru­fen, dass er ein paar kräf­ti­ge Män­ner brau­che. Prompt folg­ten ein paar Her­ren in Schlips und Anzug sei­ner Bitte und gin­gen hin­über in die Scheu­ne, um ge­mein­sam eine Wand auf­zu­rich­ten. Ein an­de­res Mal kamen am Wo­chen­en­de spon­tan die Nach­barn aus dem Dorf und fass­ten mit an. „Wir kön­nen nicht mit an­se­hen, wie ihr euch hier quält“, haben sie ge­sagt.

Mitt­ler­wei­le fin­den in der Scheu­ne jedes Wo­chen­en­de Ver­an­stal­tun­gen statt. Hoch­zei­ten, runde Ge­burts­ta­ge, aber auch Be­triebs­fei­ern. Hinzu kom­men re­gel­mä­ßi­ge Märk­te sowie an­de­re öf­fent­li­che Ver­an­stal­tun­gen wie Kon­zer­te oder Le­sun­gen. Das Land­ho­tel Schä­fer­hof bie­tet mit 20 Dop­pel­zim­mern Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten di­rekt ne­ben­an. Was als nächs­tes auf dem Plan steht, ist eine so­li­de Hei­zungs­an­la­ge. Bis­her kommt die Wärme aus Heiz­pil­zen und im Win­ter kann es ziem­lich un­ge­müt­lich wer­den.

„Ach ja, hier ist wirk­lich immer was zu tun. Jeden Tag könn­te man hier ar­bei­ten“, stöhnt Hol­ger Werk­meis­ter und be­trach­tet die Über­da­chung auf dem In­nen­hof, unter der drei Scha­fe ihr Heu fres­sen. Ein paar Zie­gel sind ein­ge­bro­chen. Die Scha­fe stört es nicht. Die Gäste, die im In­nen­hof ihr Mit­tag­essen ge­nie­ßen, haben es auch nicht be­merkt. 

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen er­hal­ten Sie hier:
http://www.schaeferhof-​langenstein.de/

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Ein Spa­zier­gang im Gar­ten Got­tes

Das Klos­ter auf dem Pe­ters­berg ist zu einem be­lieb­ten Aus­flugs­ziel ge­wor­den

(von Bi­an­ca Kahl)

Eine Kir­che, die immer offen steht. Ein Birn­baum, der aus dem Fel­sen wächst. Ein Ort, an dem die Uhren lang­sa­mer ti­cken.

Der Koch vom Klos­ter Pe­ters­berg läuft in den Kräu­ter­gar­ten, um fri­sche Minze für das Mit­tag­essen zu schnei­den. Der­weil las­sen sich Jo­chen Heyroth, Sieg­fried Wink­ler und Bru­der Jo­han­nes Wohl­ge­muth im Schat­ten am klei­nen Holz­tisch nie­der. Jo­chen Heyroth hat dicke Ord­ner mit­ge­bracht. Zehn Jahre lang war er der Vor­stands­vor­sit­zen­de der Kirch­li­chen Stif­tung Pe­ters­berg. Die­ses Jahr ver­ab­schie­det er sich aus die­sem ver­ant­wor­tungs­vol­len Eh­ren­amt und über­gibt die Auf­ga­ben an die Pfar­re­rin i.R. Hanna Man­ser. Es gibt noch ei­ni­ges mit den bei­den an­de­ren Vor­stands­mit­glie­dern zu be­spre­chen.

Sie haben be­reits vie­les ge­schafft, um die 800 Jahre alte Stifts­kir­che St. Pe­trus, das Herz­stück auf dem Pe­ters­berg, zu er­hal­ten. Doch es liegt auch noch viel vor ihnen. „Schau­en Sie sich um, dies war bis vor Kur­zem eine Wüste“, sagt Bru­der Jo­han­nes. Als der heu­ti­ge Prior ge­mein­sam mit an­de­ren Brü­dern der Com­mu­ni­tät Chris­tus­bru­der­schaft  im Jahr 1999 dem Ruf auf den Pe­ters­berg ge­folgt war, muss­te er mit dem Ort erst warm wer­den. Die Ge­bäu­de des alten Klos­ters waren in einem rui­nö­sen Zu­stand und man be­gann zu­nächst damit, das his­to­ri­sche Pfarr­haus zu re­stau­rie­ren, um im Erd­ge­schoss ein wenig Wohn­raum für die Brü­der zu schaf­fen. Von dort aus ar­bei­te­ten sich die Män­ner lang­sam vor und boten gleich­zei­tig Got­tes­diens­te und an­de­re Ver­an­stal­tun­gen an.

„Dies ist so ein be­son­de­rer Ort“, sagt Jo­chen Heyroth. „Man muss immer be­müht sein, ihn zu pfle­gen und zu er­hal­ten.“ Rund 50.000 Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher kom­men mitt­ler­wei­le jedes Jahr auf den Pe­ters­berg. Die Bru­der­schaft lockt sie mit vie­len An­ge­bo­ten – von Kon­zer­ten und Le­sun­gen über Fasten-​ und Ein­kehr­ta­ge bis hin zu seel­sor­ge­ri­schen Se­mi­na­ren. In der Kir­che fin­den Ta­ges­ge­be­te statt. Im ein­fach ein­ge­rich­te­ten „Eremo“, einem klei­nen, se­pa­ra­ten Ge­bäu­de, kann man sich ein paar Tage zu­rück­zie­hen und auf Wunsch am Klos­ter­le­ben teil­neh­men. Hinzu kom­men sechs Dop­pel­zim­mer in einem neu er­rich­te­ten Gäs­te­haus.

Doch viele Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher schau­en auch ein­fach aus Neu­gier vor­bei, um die­sen land­schaft­lich wie auch kul­tur­his­to­risch be­deut­sa­men Ort mit ei­ge­nen Augen zu sehen und die ein­zig­ar­ti­ge At­mo­sphä­re selbst zu er­spü­ren. Die Stifts­kir­che ist ein weit­hin sicht­ba­res Wahr­zei­chen des nörd­li­chen Saa­le­krei­ses. Selbst zu DDR-​Zeiten sind die Men­schen hin­auf auf den Pe­ters­berg ge­pil­gert. Jedes Jahr am Sonn­tag nach Him­mel­fahrt fand hier ein gro­ßes christ­li­ches Ju­gend­tref­fen statt.

Heute ist das ge­sam­te Areal um den Pe­ters­berg ein Nah­erho­lungs­ge­biet für die Men­schen aus Halle (Saale) und den um­lie­gen­den Ort­schaf­ten. In der schö­nen Land­schaft lässt es sich wun­der­bar wan­dern und ent­span­nen. Ein Tier­park, ein Wald­er­leb­nis­park, der Bis­marck­turm und ein Mu­se­um zur re­gio­na­len Ge­schich­te sind be­lieb­te Aus­flugs­zie­le. Viele die­ser Se­hens­wür­dig­kei­ten wur­den als LEADER-​Projekte der Lo­ka­len Ak­ti­ons­grup­pe "Un­te­res Saa­le­tal und Pe­ters­berg" mit EU-​Mitteln ge­för­dert.

Auch das Klos­ter Pe­ters­berg selbst hat von dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) pro­fi­tiert: 2012 kamen der kirch­li­chen Stif­tung Pe­ters­berg  rund 76.000 Euro zu­gu­te. Für ins­ge­samt 160.000 Euro hat sie unter an­de­rem den Vor­hof zur Be­su­cher­infor­ma­ti­on neu mit Na­tur­stei­nen pflas­tern und den In­nen­hof zwi­schen dem his­to­ri­schen Pfarr­haus und dem neu er­rich­te­ten Gäs­te­haus ge­stal­ten las­sen.

Bru­der Jo­han­nes Wohl­ge­muth und Sieg­fried Wink­ler lau­fen ein letz­tes Mal ge­mein­sam mit Jo­chen Heyroth die An­la­ge ab. Sie be­trach­ten die Fel­der „Glaube-​Liebe-Hoffnung“, ein Ge­stal­tungs­ele­ment in der Mitte des schö­nen neuen Gar­tens. Das Feld, das die Liebe dar­stellt, ist rot be­pflanzt, die „Hoff­nung“ leuch­tet grün. Auf dem Feld „Glau­be“ wächst ein klei­nes Bäum­chen aus stei­ner­nem Un­ter­grund – eine Fel­sen­bir­ne.

Das his­to­ri­sche Pfarr­haus spie­gelt sich in den Fens­tern des mo­der­nen Gäs­te­hau­ses. „Das wirkt wie ein Kreuz­gang“, freut sich Heyroth über das, was sie hier ge­schafft haben. Ein Mann lässt sich ge­ra­de auf einer Park­bank nie­der und wirkt ganz in sich ver­sun­ken. Er scheint die drei Män­ner gar nicht wahr­zu­neh­men, nur die Natur um sich herum. Er ist ein Teil­neh­mer eines Seel­sor­ge­se­mi­nars und hat ge­ra­de Mit­tags­pau­se.

Bru­der Jo­han­nes muss nun in der Ba­si­li­ka das kurze Mit­tags­ge­bet an­stim­men. Die klei­ne Ge­sell­schaft be­glei­tet ihn durch den schma­len Gang in das im­po­san­te Schiff des na­tio­na­len Kul­tur­denk­mals. „Un­se­re Stifts­kir­che steht immer offen. Für jeden“, sagt Bru­der Jo­han­nes und zieht sei­nen wei­ßen Talar über. Er stimmt das Ge­bets­lied an. Die Stim­men hal­len durch den hohen Raum und die Grup­pe hält einen Mo­ment inne. Da­nach schau­en sich die Män­ner mit kun­di­gem Blick um und sehen, was den an­de­ren Gäs­ten gar nicht auf­fällt: Hier war­tet noch jede Menge Ar­beit. Der Dach­stuhl wurde erst sa­niert; in die­sem Jahr wird der Turm neu ein­ge­deckt. Vor­aus­sicht­lich bis 2020 soll die Sa­nie­rung der schö­nen Kir­che ab­ge­schlos­sen sein.

Spi­ri­tu­el­le An­ge­bo­te unter: http://chris­tus­bru­der­schaft.de 

Ak­tu­el­le Ver­an­stal­tun­gen unter: www.petersberg-​freundeskreis.de

 

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Im Hüh­ner­mo­bil zu Hause

Die Er­folgs­ge­schich­te eines jun­gen Bau­ern und sei­ner zu­frie­de­nen Hen­nen

(von Bi­an­ca Kahl)

Es ist ein Holz­schild, ein Pfeil mit der Auf­schrift „Täg­lich fri­sche Eier“, das den Weg weist. Auf einem Bau­ern­hof im klei­nen Dorf Non­ne­witz bei Zeitz steht Phil­ipp Zim­mer­mann und lä­chelt. Erst seit Juli ist er der Herr auf die­sem Hof. Der 24-​Jährige hat den gan­zen Tag über viel zu tun, doch ge­stresst wirkt er nicht. Er ist ein Über­zeu­gungs­tä­ter. Ein Bauer, der den Namen „Jung­un­ter­neh­mer“ ver­dient.

Be­reits als Teen­ager in­ter­es­sier­te er sich für die Land­wirt­schaft, woll­te drau­ßen an der fri­schen Luft sein. Ihm zu­lie­be über­nah­men seine El­tern vor etwa 13 Jah­ren den alten Bau­ern­hof der Groß­el­tern, mo­der­ni­sier­ten ihn grund­le­gend und be­leb­ten ihn wie­der, indem sie zu­nächst mit Acker­bau be­gan­nen. Vor ei­ni­gen Jah­ren kam der junge Mann dann auf die Idee, Eier aus Frei­land­hal­tung zu pro­du­zie­ren.

„Das ist eine Markt­lü­cke hier in der Re­gi­on“, sagt er. „Es gibt ei­gent­lich nur Eier aus gro­ßen, in­dus­tri­el­len An­la­gen. Doch immer mehr Leute wol­len wis­sen, wo ihr Essen her­kommt.“ Er er­zählt, wie sehr es seine Kun­din­nen und Kun­den schät­zen, nur um die Ecke die Stra­ße hin­un­ter gehen zu kön­nen und dort mit ei­ge­nen Augen zu sehen, wie es sei­nen Hüh­nern geht. Sie leben auf einer gro­ßen Wiese, ein­ge­schränkt nur von einem elek­tri­schen Zaun, und wir­ken ge­nau­so ent­spannt wie ihr Hal­ter. Über­all gluckst und scharrt es. Die Hen­nen, die keine Lust auf Sonne haben, ver­krie­chen sich im In­ne­ren von zwei Hüh­ner­mo­bi­len.

Das erste Hüh­ner­mo­bil hat Phil­ipps Vater Chris­ti­an Zim­mer­mann be­reits im Jahr 2012 an­ge­schafft. Es gleicht einem Cam­ping­wa­gen, den man ans Auto an­hän­gen kann. Be­wegt wird es alle paar Wo­chen, wenn die Hüh­ner das Gras weg­ge­scharrt haben und fri­sches Grün brau­chen. Das alte Wie­sen­stück kann sich dann er­ho­len.

Phil­ipp Zim­mer­mann zeigt stolz, wie alles funk­tio­niert. Mor­gens öff­net sich au­to­ma­tisch eine Aus­lauf­klap­pe, so­dass sich die rund 250 Hüh­ner frei be­we­gen kön­nen. Viele von ihnen tap­sen drau­ßen auf der Wiese umher und ren­nen di­rekt auf ihn zu, als er kommt. Die Hüh­ner­da­men scha­ren sich um ihn. Dabei hat er gar kei­nen Wei­zen dabei. Den gibt es heute nur in den Silos im In­ne­ren des Mo­bils, der „Wohn­stu­be“ der Hen­nen.

Der Jung­bau­er öff­net eine wei­te­re Klap­pe, so­dass er zwei Hüh­ner in ihren Nes­tern „er­wischt“. Zwei Mal am Tag „nimmt man hier Eier ab“, wie es Zim­mer­mann aus­drückt. Ins­ge­samt kommt die Fa­mi­lie auf etwa 1300 Eier täg­lich, denn das Sprich­wort stimmt: Jedes Huhn legt am Tag ein Ei – und die Non­ne­wit­zer be­sit­zen mitt­ler­wei­le viel mehr Ge­flü­gel als die 250 Hüh­ner, die in die­sem ers­ten Mobil zu Hause sind. Es ist eine Er­folgs­ge­schich­te.

Phil­ipp Zim­mer­mann er­in­nert sich an den An­fang. Er hatte be­reits seine Aus­bil­dung zum Land­wirt ab­ge­schlos­sen und stu­dier­te Be­triebs­wirt­schafts­leh­re, als sein Vater im Ne­ben­er­werb die Grund­la­gen legte für eine funk­tio­nie­ren­de Land­wirt­schaft. Der Se­ni­or kauf­te für ins­ge­samt 150.000 Euro das erste Hüh­ner­mo­bil und er­rich­te­te auf dem Hof eine neue Mehr­zweck­hal­le. Dort la­gern Ge­trei­de, Heu und Ge­rä­te. Un­ter­stüt­zung fand er dabei aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums: Aus dem ELER flos­sen rund 34.000 Euro.

Die Eier von der grü­nen Wiese kamen so gut an, dass die Fa­mi­lie Zim­mer­mann im ehe­ma­li­gen Pfer­de­stall auf dem Hof Platz schu­fen für 400 wei­te­re Hüh­ner. Spä­ter kam noch ein zwei­tes, grö­ße­res Hüh­ner­mo­bil dazu, in dem rund 700 Hen­nen zu Hause sind. Es steht nur 50 Meter vom ers­ten ent­fernt. Der Ju­ni­or geht hin­über und steigt die paar Stu­fen der Me­tall­trep­pe zur Ein­gangs­tür hoch. Unter der Trep­pe sitzt ein Huhn. „Ja, es büxt immer mal eins aus“, sagt der Land­wirt. „Das hier zieht sich immer da unten hin zu­rück, um sein Ei zu legen.“

Ein För­der­band bringt zu­ta­ge, was Zim­mer­manns viele Mit­ar­bei­te­rin­nen heute schon ge­schafft haben. Er sor­tiert die Eier in die Pappfor­men. Sie sind auf­fäl­lig groß. „Hüh­ner legen un­ter­schied­lich große Eier, je nach­dem, wie alt sie sind“, er­klärt er. „Doch un­se­re sind ir­gend­wie immer recht groß. Wahr­schein­lich, weil es denen so gut geht“, sagt er und strahlt. Mitt­wochs und frei­tags ver­kauft seine Mut­ter die Eier auf dem Zeit­zer Wo­chen­markt. Doch am schöns­ten dürf­te es sein, das Früh­stücks­ei di­rekt bei ihm im Hof­la­den zu kau­fen – in­klu­si­ve freund­li­chen Hän­de­drucks und einem Be­such bei den zu­frie­de­nen Le­ge­hen­nen auf der grü­nen Wiese.

www.huehnerhof-​zimmermann.de

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Ein Alp­traum mit traum­haf­tem Happy End

STARK III sorgt für einen Kli­ma­wech­sel in der Se­kun­dar­schu­le Ho­hen­möl­sen

(von Bi­an­ca Kahl)

Es sind un­glaub­li­che Zu­stän­de, die Frank Keck schil­dert. Von außen habe die Se­kun­dar­schu­le Ho­hen­möl­sen au­gen­schein­lich immer ganz pas­sa­bel aus­ge­se­hen, er­zählt der Schul­lei­ter. Doch in Wahr­heit hatte sich hier seit der ers­ten Er­öff­nung im Jahr 1961 bau­lich nicht mehr viel getan. Wie der Schul­lei­ter be­rich­tet, war die Elek­trik noch im Ori­gi­nal­zu­stand, in­klu­si­ve einer ein­zi­gen, ver­al­te­ten Steck­do­se pro Klas­sen­zim­mer. Was­ser­an­schlüs­se konn­te man in den Un­ter­richts­räu­men ver­geb­lich su­chen. Was Flucht­we­ge und Brand­schutz an­geht, „muss­te man immer nur hof­fen, dass nichts pas­siert.“ Die Pres­se at­tes­tier­te der Schu­le den bau­lich schlech­tes­ten Ruf im Bur­gen­land­kreis.

„Ge­ra­de im Win­ter war es ka­ta­stro­phal“, er­in­nert sich Frank Keck. Das Dach war un­dicht, so dass es in der obers­ten Etage in den Flur ge­schneit hat. Im Biologie-​ und Phy­sik­raum der Se­kun­dar­schu­le Ho­hen­möl­sen bil­de­ten sich Eis­kris­tal­le an den Wän­den, ob­wohl die Hei­zung auf höchs­ter Stufe lief. „Dort drin konn­te kein Un­ter­richt statt­fin­den. Es war ein­fach zu kalt.“

So konn­te es nicht wei­ter­ge­hen. Im Som­mer 2013 zogen Schüler-​ und Leh­rer­schaft für ein­ein­halb Jahre in Aus­weich­quar­tie­re. Mitt­ler­wei­le läuft der Schul­be­trieb wie­der an alter Stel­le – und die Hei­zung im Win­ter auf nied­rigs­ter Stufe, doch die Räume sind an­ge­nehm warm. „Wir mer­ken be­reits zum jet­zi­gen Zeit­punkt, das wir deut­lich an En­er­gie­kos­ten spa­ren“, ver­si­chert Keck. Am 7. Ja­nu­ar 2015, di­rekt nach den Fe­ri­en zum Jah­res­wech­sel, sind die Lehr­kräf­te und die rund 400 Ju­gend­li­chen zu­rück­ge­kom­men – und haben im wahrs­ten Sinne des Wor­tes ein an­ge­neh­mes Lern­kli­ma vor­ge­fun­den: Dank eines „Kli­ma­wan­dels“ mit Rü­cken­wind aus dem För­der­pro­gramm STARK III.

Ein Teil des Ge­bäu­des wurde ab­ge­ris­sen und neu er­rich­tet, wäh­rend Haupt­haus und Turn­hal­le um­fas­send sa­niert wor­den sind. Für ins­ge­samt rund 7,3 Mil­lio­nen Euro fand ein Wech­sel von „ka­ta­stro­phal“ zu „op­ti­mal“ statt. Davon wur­den al­lein 4,2 Mil­lio­nen Euro von „STARK III“ zur Ver­fü­gung ge­stellt. „STARK III“ wird aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER) ge­speist. Die eu­ro­päi­sche Union un­ter­stützt damit die Sa­nie­rung von Kin­der­gär­ten und Schu­len in ganz Sachsen-​Anhalt nach en­er­ge­ti­schen Ge­sichts­punk­ten, um En­er­gie­kos­ten zu spa­ren. Mit dem Geld sol­len auch eine an­ge­neh­me Lern­um­ge­bung ge­schaf­fen und die IT-​Ausstattung ge­för­dert wer­den.

So ist es auch in Ho­hen­möl­sen ge­sche­hen: Wenn man heute durch das Schul­haus geht, er­schei­nen die Schil­de­run­gen Frank Kecks wie ein schlim­mer Alp­traum – der sich in einen Traum ver­wan­delt hat. „Die Be­din­gun­gen sind ideal“, freut sich der Schul­lei­ter. „Es bleibt nichts mehr zu wün­schen übrig.“ Und das meint er wört­lich. Denn die Lehr­kräf­te wie auch die Schü­le­rin­nen und Schü­ler wur­den bei den Bau­pla­nun­gen mit ein­be­zo­gen und na­he­zu alle ihre Wün­sche wur­den er­füllt.

„Als Leh­rer hat man eine an­de­re Per­spek­ti­ve als ein In­ge­nieur. Wir hat­ten ein Raum­kon­zept er­ar­bei­tet und es ist eins zu eins um­ge­setzt wor­den.“ Das heißt: Die Schu­le ist in Fach­be­rei­che un­ter­teilt mit je­weils einem Raum für die Ma­te­ria­li­en. Ab der sieb­ten Klas­se blei­ben die Ju­gend­li­chen nicht den gan­zen Tag in einem Raum, son­dern wech­seln je nach Schul­fach ins ex­zel­lent aus­ge­rüs­te­te Ka­bi­nett. „Wir haben zwei na­gel­neue Com­pu­ter­ka­bi­net­te à 22 Ar­beits­plät­ze“, nennt Keck ein Bei­spiel. Zudem gibt es von den ent­spre­chen­den Leh­rern Fach­räu­me für Phy­sik be­zie­hungs­wei­se Bio­lo­gie, einen Haus­wirt­schafts­raum mit Kü­chen­zei­len, einen Mu­sik­raum mit je einem Key­board für jeden Ju­gend­li­chen und vie­les mehr. Die ein­zel­nen Fach­be­rei­che sind in den Flu­ren mit einer ei­ge­nen Farbe ge­kenn­zeich­net.

Wäh­rend der Bau­pha­se hat­ten sich die Leh­re­rin­nen und Leh­rer auf die mo­der­ne IT-​Technik vor­be­rei­tet, die sie im na­gel­neu­en Schul­haus er­war­te­te: 18 in­ter­ak­ti­ve Ta­feln sowie Bea­mer an den De­cken der üb­ri­gen Räume. Frank Keck schmun­zelt heute über die da­ma­li­gen Sor­gen sei­ner Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter. Sie hat­ten dar­auf be­stan­den, we­nigs­tens ei­ni­ge der alt­her­ge­brach­ten Polylux-​Geräte zu be­hal­ten, mit denen sie ge­wohnt ge­we­sen waren, zu ar­bei­ten. „Heute ste­hen die nur rum“, amü­siert sich der Schul­lei­ter und führt eine der neuen, mo­der­nen Ta­feln vor. Sie funk­tio­niert ähn­lich einem gro­ßen Com­pu­ter­bild­schirm mit Be­rüh­rungs­funk­ti­on. Die Schau­bil­der kön­nen zu Hause vor­be­rei­tet und über einen USB-​Stick auf die Tafel ge­bracht wer­den. Es gibt die Mög­lich­keit, das In­ter­net zu nut­zen und wie auf einer her­kömm­li­chen Tafel zu schrei­ben. Die Ab­bil­dun­gen kön­nen ein­fach ge­spei­chert und in der nächs­ten Stun­de zur Wie­der­ho­lung wie­der auf­ge­ru­fen wer­den.

Frank Keck strahlt bis über beide Ohren. Er wirkt wunsch­los glück­lich und kann auch nicht über Kla­gen von den Schü­le­rin­nen und Schü­lern be­rich­ten, im Ge­gen­teil. „In einem schö­nen Um­feld ver­hal­ten sich Ju­gend­li­che an­ders als in einer her­un­ter ge­kom­me­nen Um­ge­bung“, gibt er zu be­den­ken. Al­le­samt gehen sorg­sam mit In­ven­tar und Ar­beits­ma­te­ria­li­en um.

Für den neuen Namen, den es par­al­lel zur Neu­eröff­nung gab, hat sogar ein Wett­be­werb statt­ge­fun­den.  „Se­kun­dar­schu­le Drei Türme Ho­hen­möl­sen“ ist das Er­geb­nis. Die drei Wahr­zei­chen der Stadt fin­den sich auch im neuen Schul­lo­go wie­der und eine Ar­beits­ge­mein­schaft hat sie mit Le­go­stei­nen nach­ge­baut.

Da fällt Frank Keck noch etwas an­de­res ein: Ein wei­te­res Pro­jekt wäh­rend der Bau­pha­se. Schü­le­rin­nen und Schü­ler stell­ten mit einem Le­go­mo­dell dar, wie sie sich ihre neue Schu­le vor­stel­len. Mit viel Fan­ta­sie und En­thu­si­as­mus brach­ten sich alle Mit­wir­ken­den ein. Von Sam­mel­kis­ten für Le­gospen­den in der Stadt bis hin zu stun­den­lan­gen Tüf­te­lei­en am Bau im Klei­nen. Das Mo­dell gibt es na­tür­lich noch heute. Es zeigt, dass doch nicht alle Wunsch­träu­me bis zum letz­ten er­füllt wor­den sind: Die Schu­le aus Le­go­stei­nen be­sitzt eine Art glä­ser­nen Win­ter­gar­ten als Leh­rer­zim­mer und auf dem Flach­dach ein Bas­ket­ball­spiel­feld.

www.sdt-​hhm.de
www.star­kiii.de

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Lu­ther­to­ma­ten von April bis No­vem­ber

Die Wit­ten­berg Ge­mü­se GmbH be­rei­tet die zwei­te Ernte-​Saison vor

(von Bi­an­ca Kahl)

In der Natur freut man sich noch über die Früh­blü­her. Die Bäume be­gin­nen erst, aus­zu­trei­ben. In Wit­ten­berg ist man sei­ner Zeit vor­aus. In zwei 7,5 Hekt­ar gro­ßen Ge­wächs­häu­sern wur­den be­reits im De­zem­ber 600.000 neue To­ma­ten­pflänz­chen in Ko­kos­sub­strat ge­setzt. Ihre Trie­be haben sich lang­sam um die Rank­hil­fen ge­wun­den. In­zwi­schen pran­gen be­reits über­all rote Früch­te. Doch sie brau­chen noch ein paar Tage, sind noch nicht ge­schmack­voll genug. Vor­aus­sicht­lich nach Os­tern kann die Ernte be­gin­nen. „Wir hat­ten die­ses Jahr zu wenig Son­nen­ein­strah­lung“, be­grün­det Wi­chard Schrieks den Zeit­punkt und nennt ihn spät. Doch jeder Hob­by­gärt­ner kann nur stau­nen: Die­sel­be Pflan­ze wird von April bis No­vem­ber vol­len Er­trag brin­gen.

„Viele sind über­rascht, wie le­cker un­se­re To­ma­ten sind. Das krie­gen sie im ei­ge­nen Gar­ten so nicht hin“, er­zählt der Un­ter­neh­mer Wi­chard Schrieks von Ge­sprä­chen wäh­rend des Werk­ver­kaufs. Der größ­te Teil des er­war­tungs­ge­mäß 4500 Ton­nen schwe­ren Er­trags soll je­doch wie­der an Su­per­märk­te gehen. „An wel­che, das wird sich noch zei­gen. Märk­te rund um den Gar­da­see zei­gen In­ter­es­se, doch am liebs­ten wür­den wir ja re­gio­nal lie­fern.“ Dafür wurde auch extra ein Name kre­iert: Die „Lu­ther­to­ma­te“ heißt das beste Stück aus Wit­ten­berg. Ob die­ser Name dann auch tat­säch­lich am Eti­kett in der Ge­mü­se­ab­tei­lung ste­hen wird, kann Schrieks nicht be­ein­flus­sen: Auch die Ver­mark­tung liegt in der Hand der Su­per­markt­ket­te.

Es ist ein Jahr her, dass man in Wit­ten­berg damit be­gon­nen hat, im ganz gro­ßen Stil To­ma­ten zu ern­ten. 2013 wurde der große Ge­bäu­de­kom­plex er­rich­tet: Zwei große Ge­wächs­häu­ser – die Pie­ter van Gog und die Wi­chard Schrieks Ge­mü­se GmbH – sowie ein Lo­gis­tik­zen­trum, die Wit­ten­berg Ge­mü­se GmbH. Hin­ter dem Un­ter­neh­men ste­hen drei nie­der­län­di­sche Fa­mi­li­en und alle drei ar­bei­ten Hand in Hand. In den Ge­wächs­häu­sern wird pro­du­ziert, im Lo­gis­tik­zen­trum auf­be­rei­tet, ver­packt und ge­la­gert. Zudem be­zieht die Be­triebs­stät­te vom be­nach­bar­ten Che­mie­be­trieb SKW Piesteritz Koh­len­di­oxid und Ab­wär­me, die dort als Ab­fall­pro­duk­te an­fal­len. Das war auch der ent­schei­den­de Punkt, warum der Un­ter­neh­mer Wi­chard Schrieks und seine Part­ner Wit­ten­berg als Stand­ort aus­ge­wählt haben. Denn bei der Zucht von To­ma­ten braucht es sehr viel Wärme und Koh­len­di­oxid. Ein zu­ver­läs­si­ger Lie­fe­rant di­rekt ne­ben­an ist da ein wah­rer Segen – und gut für die Um­welt. Zudem schrei­ben sich die Un­ter­neh­men auf die Fah­nen, dass sie ohne künst­li­ches Licht aus­kom­men, die Be­wäs­se­rung in einem ge­schlos­se­nen Kreis­lauf er­folgt, die Pflan­zen auf einem kom­pos­tier­ba­ren Sub­strat wach­sen und von Hum­meln na­tür­lich be­stäubt wer­den.

Die Un­ter­neh­mer konn­ten sich über at­trak­ti­ve För­der­mit­tel freu­en. Je rund 430.000 Euro flos­sen für jedes Ge­wächs­haus aus dem Agrar­in­ves­ti­ti­ons­för­de­rungs­pro­gramm (AFP), davon kamen al­lein 320.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Die Ge­samt­kos­ten für den Bau jedes Ge­wächs­hau­ses be­tru­gen je­weils 3,8 Mil­lio­nen Euro. Das Lo­gis­tik­zen­trum schlug mit ins­ge­samt 3,9 Mil­lio­nen Euro zu Buche. Hier­von wur­den 40 Pro­zent über das Pro­gramm GRW (Ge­mein­schafts­auf­ga­be „Ver­bes­se­rung der re­gio­na­len Wirt­schafts­struk­tur“) fi­nan­ziert, das sich aus dem Eu­ro­päi­schen Fonds für re­gio­na­le Ent­wick­lung (EFRE) speist. Al­lein 1,1 Mil­lio­nen Euro kom­men aus dem EFRE.

Ak­tu­ell wach­sen im Ge­wächs­haus fünf Sor­ten von Ris­pen­to­ma­ten in un­ter­schied­li­chen Grö­ßen. „Wir pro­bie­ren uns noch immer aus: Wie wach­sen die Sor­ten gut? Wie op­ti­mie­ren wir die Or­ga­ni­sa­ti­on? Am wich­tigs­ten ist, dass un­se­re Kun­den zu­frie­den sind“, er­klärt Wi­chard Schrieks. Pro­duk­ti­ons­tech­nisch sei das erste Jahr re­la­tiv gut ge­lau­fen, doch den Ver­kauf habe die Russ­land­kri­se sehr be­ein­träch­tigt, denn des­halb seien die Prei­se zeit­wei­se sehr stark ein­ge­bro­chen. Aber die Un­ter­neh­mer bli­cken zu­ver­sicht­lich in die neue Sai­son. In den Hoch­zei­ten wer­den wie­der bis zu 130 Mit­ar­bei­ter be­schäf­tigt.

„Einen so kom­ple­xen Stand­ort, wo alles stimmt – Ab­wär­me, sau­be­res Koh­len­di­oxid, Flä­chen­grö­ße, sau­be­res Was­ser und gute In­fra­struk­tur – den gibt es kein zwei­tes Mal in Deutsch­land“, ist sich der 49-​Jährige si­cher. Wenn sich die To­ma­ten aus Wit­ten­berg fest am Markt eta­bliert haben, könn­ten sich die Un­ter­neh­mer durch­aus vor­stel­len, bis zu drei wei­te­re Ge­wächs­häu­ser zu er­rich­ten. Denk­bar sei für die Zu­kunft auch der Anbau von Gur­ken oder Pa­pri­ka. Dann würde auch die Zahl der Be­schäf­tig­ten wei­ter stei­gen.

www.wittenberg-​gemuese.de

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Der Klang der Weite

Birk­holz bie­tet Raum für mu­si­ka­li­sche Best­leis­tun­gen – und das Ent­span­nen da­nach

(von Bi­an­ca Kahl)

Car­lot­ta und Mar­tin von Geh­ren woh­nen in einem alten Guts­haus in Birk­holz in der Alt­mark. In ihrem Wohn­zim­mer ste­hen eine Harfe und ein Cello, in der Fe­ri­en­woh­nung im Erd­ge­schoss ein Flü­gel. Das Ehe­paar hat ein gro­ßes Herz – ins­be­son­de­re für Mu­si­ker und Mu­si­ke­rin­nen. Car­lot­ta von Geh­ren en­ga­giert sich in einem Ver­ein na­mens „Ye­hu­di Me­nu­hin Live Music Now“, der junge Künst­ler und Künst­le­rin­nen und ihre Musik in Kran­ken­häu­ser, Al­ten­hei­me und Ge­fäng­nis­se bringt. Dort­hin, wo Men­schen leben, die keine Kon­zer­te mehr be­su­chen kön­nen. „Musik heilt, Musik trös­tet, Musik bringt Freu­de“, ist ein Zitat des be­kann­ten Gei­gers und Hu­ma­nis­ten Me­nu­hin.

Doch Musik bringt nicht je­der­zeit und allen Men­schen Freu­de, be­son­ders wenn En­sem­bles die gro­ßen, be­rüh­ren­den Stü­cke immer und immer wie­der ge­mein­sam üben müs­sen. „Das macht rich­tig Krach“, sagt Car­lot­ta von Geh­ren. Sie kann ein Lied sin­gen von Künst­lern und Künst­le­rin­nen, die nachts in der eis­kal­ten Kir­che pro­ben, um mög­lichst nie­man­den zu stö­ren. Be­son­ders in be­leb­ten Groß­städ­ten haben Mu­si­ker und Mu­si­ke­rin­nen häu­fig nur wenig Platz, sind sehr ein­ge­schränkt oder ein­fach nur von an­de­ren Din­gen ab­ge­lenkt. Ihnen möch­ten von Geh­rens Raum geben, um sich frei zu ent­fal­ten. „Am liebs­ten bitte das Fens­ter ganz weit auf­ma­chen beim Pro­ben!“, for­dern sie ihre Gäste auf, die in der Fe­ri­en­woh­nung ver­wei­len. „Und nut­zen sie auch un­se­ren schö­nen Park mit den alten Ei­chen! Dann sit­zen wir auf dem Bal­kon und hören zum Bei­spiel Gi­tar­ren­klän­ge. Das ist so wun­der­schön.“ Au­ßer­dem schätzt das Paar den Aus­tausch mit sei­nen Be­su­che­rin­nen und Be­su­chern. Bei Be­darf lädt die Haus­her­rin auch schon mal zum ge­mein­sa­men Abend­brot ein.

Ak­tu­ell haben von Geh­rens viele Mu­si­ker und Mu­si­ke­rin­nen zu Gast, die tags­über mit Mohi Bu­schen­dorf ar­bei­ten. Der Funk­tech­ni­ker und stu­dier­te Bas­sist hat sich keine zwei Ki­lo­me­ter ent­fernt mit­ten im Wald ein Ton­stu­dio aus­ge­baut. „Aus ganz Deutsch­land kom­men Mu­si­ker und Mu­si­ke­rin­nen für ihre Auf­nah­men in die Alt­mark – wegen die­sem Mann“, sagt Mar­tin von Geh­ren. „Weil er ein aus­ge­zeich­ne­tes Gehör hat und weil er dafür be­kannt ist, dass er das Al­ler­letz­te aus Men­schen her­aus­kit­zeln kann. Dann sit­zen sie abends völ­lig fer­tig bei uns und sagen ,Der zwie­belt uns zu Höchst­leis­tun­gen.‘“

Dann ver­brin­gen die Gäste Stun­den auf engem Raum im Wald­haus­stu­dio, pro­bie­ren bis zur Er­schöp­fung. In der Fe­ri­en­woh­nung im Guts­haus kön­nen sie sich an­schlie­ßend aus dem Weg gehen und ent­span­nen, Zeit mit ihrer Fa­mi­lie ver­brin­gen. Oder wei­ter üben, wenn sie es denn wol­len. „Wir kön­nen auch un­se­re Harfe nach unten tra­gen“, bie­tet Car­lot­ta von Geh­ren an.

Von Geh­rens haben 2008 ein ehe­ma­li­ges Guts­haus der Fa­mi­lie von Bis­marck ge­kauft und auf­wen­dig sa­niert. „In die­sem Ge­bäu­de war schon alles: ein Flücht­lings­heim, ein Post­amt, ein Ba­de­haus, eine Schu­le“, er­zählt Mar­tin von Geh­ren. Zu­letzt sei es von der Ge­mein­de ge­nutzt wor­den, doch seit diese ein neues Dorf­ge­mein­schafts­haus ge­baut hat, stand das his­to­ri­sche Guts­haus leer und ihm droh­te der Ver­fall. Vor vier Jah­ren dann er­stei­ger­te es das Ehe­paar aus dem Ruhr­ge­biet, mach­te Birk­holz zu sei­nem neuen Zu­hau­se – und sah von An­fang an das Po­ten­zi­al der Re­gi­on.

Ur­sprüng­lich woll­ten von Geh­rens ge­mein­sam mit Freun­den in das Guts­haus ein­zie­hen. Doch als diese ab­ge­sprun­gen sind, rich­te­ten sie im Erd­ge­schoss kur­zer­hand die lu­xu­riö­se Fe­ri­en­woh­nung ein: 155 Qua­drat­me­ter, mit sechs Bet­ten, zwei Bä­dern, einer Küche – und einem Stutz­flü­gel im Wohn­be­reich, di­rekt vorm an­ti­ken Ka­chel­ofen.

Für die Sa­nie­rungs­ar­bei­ten gab es Un­ter­stüt­zung aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds zur Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER): Für die Au­ßen­fas­sa­de, den Ein­bau des zwei­ten Ba­de­zim­mers in der Fe­ri­en­woh­nung und die An­la­ge einer Ter­ras­se flos­sen 16.000 Euro Zu­schüs­se, davon al­lein rund 13.000 Euro von der EU. Ins­ge­samt kos­te­ten diese Maß­nah­men etwa 50.000 Euro.

Die Fe­ri­en­woh­nung bie­tet Raum für ganz neue Ideen in Birk­holz. Die­ses Jahr möch­te das Ehe­paar ein Auf­ent­halts­sti­pen­di­um für Mu­si­ker und Mu­si­ke­rin­nen eta­blie­ren, um die Re­gi­on kul­tu­rell wei­ter zu be­le­ben: Frei­es Woh­nen und somit viel Platz und Zeit zum Pro­ben. Am Ende „be­zahlt“ man mit einem öf­fent­li­chen Kon­zert. Zudem gibt es eine Ko­ope­ra­ti­on mit den „Alt­mark­fest­spie­len“: Eine Platt­form für klas­si­sche Kon­zer­te an un­ge­wöhn­li­chen Orten.

Im De­zem­ber fand im Foyer des Guts­hau­ses be­reits ein Ad­vents­kon­zert mit rund 35 Zu­hö­rern statt. „Viele von ihnen kamen aus dem Ort und sie waren ganz be­geis­tert. So kommt man auch mal ins Ge­spräch“, sagt Mar­tin von Geh­ren. Für die wär­me­ren Mo­na­te ist eine Ver­an­stal­tung im Park ge­plant. Des­halb möch­te das Ehe­paar die An­la­ge gern noch schö­ner ge­stal­ten. Es hofft auf wei­te­re För­der­gel­der, um eine be­gren­zen­de Hecke an­zu­le­gen.

Mit Hilfe des ELERs möch­ten die bei­den ihren Bei­trag leis­ten, um die Re­gi­on ein Stück at­trak­ti­ver zu ma­chen. Die Alt­mark sei zwar noch keine ty­pi­sche Tou­ris­ten­ge­gend, doch das liege eher an der man­geln­den Be­kannt­heit als an ihren Rei­zen, sind sich von Geh­rens si­cher. Sie selbst haben Birk­holz als ihren Al­ters­sitz ge­wählt, weil es so nahe an Ber­lin liegt. „Dort haben wir häu­fig zu tun. Wenn man in Tangerhüt­te den rich­ti­gen Zug aus­wählt, ist man in einer Stun­de dort. Und wir lie­ben ein­fach den Kon­trast zwi­schen die­ser fas­zi­nie­ren­den Me­tro­po­le Ber­lin und der Ruhe und Un­ge­stört­heit hier auf dem Land“, schwärmt Car­lot­ta von Geh­ren.

Im Ja­nu­ar kämen eher Jagd­gäs­te zu ihnen ins Guts­haus. Ab März kün­dig­ten sich dann die ers­ten Kun­din­nen und Kun­den von Mohi Bu­schen­dorf an. Und die wer­den immer zahl­rei­cher. Als der Bas­sist sein Ton­stu­dio Ende der 90er Jahre aus­bau­te, kamen zu­nächst nur Freun­de zu „Mohi“, der ei­gent­lich Klaus Ehr­hard heißt. Sie wuss­ten von sei­nen guten Kon­zert­auf­nah­men. Doch spä­ter frag­ten immer mehr Künst­le­rin­nen und Künst­ler nach und der Mu­si­ker baute sein Wald­haus Stück für Stück wei­ter aus. Es gibt eine Kü­chen­zei­le, ein Ba­de­zim­mer, drei Auf­nah­me­räu­me.

Mitt­ler­wei­le sind in Birk­holz über 100 CDs in den un­ter­schied­lichs­ten Gen­res ent­stan­den – von akus­ti­schen Gi­tar­ren­stü­cken über Tango, Jazz, Pop bis hin zu Salsa. Mohi Bu­schen­dorf hat sie an den Wän­den zwi­schen den Fens­tern an­ge­bracht. Al­lein vier Alben sind seit 2011 für den Preis der Deut­schen Schall­plat­ten­kri­tik no­mi­niert wor­den. So auch die Indie-​Folk-Platte „Immer Meer“ von „Titus Lang und der Gro­schen­com­bo“ und die „Klein­stadt­rhap­so­dien“ von der St­enda­ler Band „No­bo­dy Knows“. Auf der CD „Pan­ame­ri­ca­na“ von „Hands on Strings“ fin­det sich das Stück „House in the woods“ – eine spon­ta­ne acht­mi­nü­ti­ge Im­pro­vi­sa­ti­on, in­spi­riert vom Birk­hol­zer Um­feld.

www.gutshaus-​birkholz.de
www.wald­haus­stu­dio.de
www.alt­mark­fest­spie­le.de

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Die Schlacht im Tau­ben­turm

Nach 900 Jah­ren kön­nen Ar­te­fak­te eines his­to­risch be­deu­ten­den Ge­fechts ge­zeigt wer­den

(von Bi­an­ca Kahl)

Der ge­schichts­träch­ti­ge Platz heißt „Ler­chen­feld am Wel­fes­holz“. Ein sehr ro­man­tisch klin­gen­der Name für eine Flä­che, auf der ein blu­ti­ges Ge­met­zel statt­fand und wo an­schlie­ßend Rit­ter und Sol­da­ten un­be­stat­tet zu­rück­ge­las­sen wur­den, auf dass sie ewig ver­dammt sein soll­ten. Man­che sagen, auf dem Ler­chen­feld zwi­schen Gerb­stedt und Hett­stedt wurde einst der Weg Deutsch­lands hin zu Klein­staa­te­rei und Fö­de­ra­lis­mus ein­ge­schla­gen. Ein Jahr­hun­der­te dau­ern­des Schick­sal, mit Blut be­sie­gelt. Denn hier wurde am 11. Fe­bru­ar 1115, vor genau 900 Jah­ren, Kai­ser Hein­rich V. emp­find­lich ge­schwächt – von einer Al­li­anz säch­si­scher Fürs­ten.

Ed­gard v. Strom­berg schließt das Tau­ben­haus im klei­nen Ort Wel­fes­holz auf. Es dient heute als Mu­se­um. Seine Vor­fah­ren nann­ten es noch „Brun­nen­haus“. Bei der Sa­nie­rung im Jahr 2012 zeig­te sich auch, warum. Denn nach­dem man an­ge­bau­te Schwei­ne­stäl­le ab­ge­ris­sen, die Fas­sa­de in­stand ge­setzt hat und sich nun dem In­nen­aus­bau wid­me­te, legte man einen 26 Meter tie­fen Brun­nen frei. Rings herum hän­gen Fotos und Ge­gen­stän­de aus der Ge­schich­te des Ortes.

Wel­fes­holz war einst ein Vor­ge­höft des Rit­ter­gu­tes Gerb­stedt, im 19. Jahr­hun­dert von Strom­bergs Vor­fah­ren er­wor­ben. Die Fa­mi­lie wurde nach dem II. Welt­krieg ent­eig­net, Ed­gard v. Strom­berg kehr­te erst nach dem Mau­er­fall wie­der zu­rück. Heute ist der 81-​Jährige der Orts­bür­ger­meis­ter und Vor­sit­zen­der des Ver­eins „Schlacht im Wel­fes­holz“. Für die Ge­scheh­nis­se im Mit­tel­al­ter kann er sich be­geis­tern.

Vor 900 Jah­ren, zur Zeit der gro­ßen Schlacht, ist Wel­fes­holz ein Wald in der Graf­schaft Mans­feld ge­we­sen. Der Kai­ser sam­mel­te seine Trup­pen unter dem Be­fehls­ha­ber Graf Hoyer von Mans­feld in der Nähe von Sangerhau­sen – in der Kö­nigs­pfalz Wall­hau­sen. Am 10. Fe­bru­ar zog das Heer zum 40 Ki­lo­me­ter ent­fern­ten Ler­chen­feld und wurde dort von den säch­si­schen Fürs­ten und ihren Sol­da­ten er­war­tet. Unter an­de­ren hat­ten sich Lo­thar von Sup­plin­burg, Wi­precht der III. von Groitzsch und Bi­schof Rein­hard von Hal­ber­stadt ver­bün­det. Sie kämpf­ten gegen die Zen­tra­li­sie­rung der Macht in der Hand des Kai­sers.

Wie groß die bei­den Heere waren, weiß man nicht. Doch sie sol­len gleich stark ge­we­sen sein. Den Über­lie­fe­run­gen zu­fol­ge sol­len sie bei dich­tem Schnee­trei­ben be­reits am Abend des 10. Fe­bru­ar an­ein­an­der ge­ra­ten sein. Die ei­gent­li­che Schlacht am Fol­ge­tag blieb lange un­ent­schie­den, doch bei einem Zwei­kampf zwi­schen Graf Hoyer von Mans­feld und dem säch­si­schen Ad­li­gen Wi­precht von Groitzsch fiel der kai­ser­li­che Heer­füh­rer. An­schlie­ßend wur­den die Trup­pen des Kai­sers ver­nich­tend ge­schla­gen und Hein­rich V. zog sich mit den we­ni­gen Über­le­ben­den flucht­ar­tig zu­rück.

Vom ent­schei­den­den Zwei­kampf der bei­den Heer­füh­rer haben sich die Wel­fes­hol­zer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger eine Nach­bil­dung am Stra­ßen­rand auf­ge­stellt. Sie steht di­rekt vor der Ka­pel­le des Guts­ho­fes. „Bevor die his­to­ri­sche An­la­ge ver­fällt, hat sich der Ge­mein­de­rat Mitte der 90er Jahre ent­schlos­sen, den Guts­hof zu kau­fen“, er­zählt Ed­gard v. Strom­berg. Mit Mit­teln aus der Dorf­er­neue­rung wur­den die Ge­bäu­de an­schlie­ßend sa­niert. Die Frei­wil­li­ge Feu­er­wehr zog ein und ein Ver­an­stal­tungs­saal wurde ein­ge­rich­tet. 2013 er­hielt die Stadt Gerb­stedt, wo Wel­fes­holz mitt­ler­wei­le ein­ge­mein­det ist, rund 28.000 Euro För­der­mit­tel aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). So konn­te man für ins­ge­samt 46.000 Euro schließ­lich den In­nen­aus­bau des Tau­ben­turms in der Mitte des Hofs an­pa­cken.

„Dann hat­ten wir end­lich auch einen an­ge­mes­se­nen Platz, um un­se­re über Jahre ge­sam­mel­ten Ar­te­fak­te zur Schlacht im Wel­fes­holz aus­zu­stel­len“, freut sich Ed­gard v. Strom­berg. Zu sehen sind heute Waf­fen und Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de, die auf dem ehe­ma­li­gen Schlacht­feld aus­ge­gra­ben wur­den. Au­ßer­dem Ab­schrif­ten von Be­rich­ten über die Schlacht aus den „Pe­gau­er Ana­len“, den his­to­ri­schen Jahr­bü­chern eines Klos­ters in der Nähe von Leip­zig, dazu eine nach­ge­bil­de­te Rüs­tung und ein gro­ßer Schau­kas­ten, in dem das fol­gen­schwe­re Ge­fecht mit klei­nen Zinn­fi­gu­ren in win­ter­li­cher Land­schaft nach­ge­stellt ist. So wird be­son­ders für Schü­ler an­schau­lich, was sich einst auf dem na­he­ge­le­ge­nen Schlacht­feld ab­ge­spielt hat. Nach der Be­sich­ti­gung dort kön­nen sie im Tau­ben­turm wei­te­re In­for­ma­tio­nen er­hal­ten. Auch für in­ter­es­sier­te Ta­ges­tou­ris­ten schließt Ed­gard v. Strom­berg den sa­nier­ten Turm gern auf.

Nach der Schlacht am Wel­fes­holz zer­stör­ten die Sach­sen die Pfal­zen All­stedt, Wall­hau­sen, Til­le­da und schließ­lich auch die Burg Kyff­hau­sen. Der Kai­ser ver­lor jeg­li­chen Ein­fluss in Sach­sen. Das Wel­fes­holz war lange Zeit ein Wall­fahrts­ort und er­in­ner­te an den Sieg der Sach­sen.

Den Ver­ein „Schlacht im Wel­fes­holz“ gibt es seit 2005. An­läss­lich des 900. Jah­res­ta­ges ver­öf­fent­licht er eine Fest­schrift mit wis­sen­schaft­li­chen Tex­ten über die his­to­ri­sche Be­deu­tung der Schlacht. Am 11. Fe­bru­ar 2015 haben die Mit­glie­der einen Ge­denk­stein auf dem Schlacht­feld fei­er­lich ein­ge­weiht.

www.schlacht-​welfesholz.de

 

 

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Alle unter einem Dach

Durch ein neues Bür­ger­haus hat Mo­sig­kau wie­der ein Dorf­zen­trum

(von Frie­de­mann Kahl)

We­ni­ge Meter ent­fernt vom be­kann­ten Rokoko-​Schloss Mo­sig­kau steht die „Alte Schä­fe­rei“. Wäh­rend sich im „klei­nen Sans­sou­ci“, wie das Schloss lie­be­voll ge­nannt wird, alles um die Ver­gan­gen­heit dreht, hat man in der „Alten Schä­fe­rei“ die Zu­kunft im Blick.
Dafür gibt es sogar einen ei­ge­nen Ver­ein: den Ver­ein zur För­de­rung der Dorf­ent­wick­lung Mo­sig­kau e.V. „Mo­sig­kau fehl­te ein Orts­zen­trum. Ein Treff­punkt, wo die Men­schen zu­sam­men­kom­men und Ver­ei­ne, In­sti­tu­tio­nen und Pri­vat­per­so­nen un­ter­schied­lichs­te Ak­ti­vi­tä­ten durch­füh­ren kön­nen“,  er­zählt Sieg­fried Bütt­ner, der im Vor­stand des Ver­eins mit­ar­bei­tet. Die Si­tua­ti­on ver­schärf­te sich, als die Grund­schu­le im Ort schloss, deren Räum­lich­kei­ten auch ver­schie­de­ne In­ter­es­sens­grup­pen nutz­ten. „Wir brauch­ten eine Lö­sung. Allen war klar, dass etwas pas­sie­ren muss, um un­se­re dörf­li­che Ge­mein­schaft zu fes­ti­gen und die Le­bens­qua­li­tät im Ort zu stei­gern“, so Sieg­fried Bütt­ner. In die­ser Lage rück­te ein Pro­jekt in den Mit­tel­punkt der Über­le­gun­gen, das be­reits 2007 in das Kon­zept der LEADER-​Aktionsgruppe als „Dorf­zen­trum am Schloss Mo­sig­kau“ auf­ge­nom­men wurde. Das Pro­jekt sah unter an­de­rem vor, die „Alte Schä­fe­rei“ in ein Bür­ger­haus um­zu­bau­en. Und so ge­schah es – 2013 be­gan­nen die Bau­ar­bei­ten. 

Das Ge­bäu­de, 1747 als Schloss­schä­fe­rei er­rich­tet, dien­te frü­her sogar als Rat­haus von Mo­sig­kau und be­her­berg­te die ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te einen Kin­der­gar­ten.
„Als wir mit dem Aus­bau be­gan­nen, wuss­ten wir nicht, auf was wir uns ein­las­sen. Sich durch das Di­ckicht an För­der­mit­tel­an­trä­gen und Aus­schrei­bun­gen zu kämp­fen, war Neu­land für uns. Aber es funk­tio­nier­te alles er­staun­lich gut“, er­in­nert sich Vor­stands­mit­glied Bütt­ner. In der ers­ten Bau­pha­se wur­den zu­nächst das Dach und die Fas­sa­de er­neu­ert sowie das Erd­ge­schoss aus­ge­baut. Von den rund 315.000 Euro, die bis­her in die Sa­nie­rung der „Alten Schä­fe­rei“ in­ves­tiert wur­den, stam­men gut 150.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER). Die­ser Fond un­ter­stützt in Sachsen-​Anhalt unter an­de­ren mit dem För­der­pro­gramm Dorf­er­neue­rung und -​entwicklung in­ves­ti­ve Pro­jek­te, die durch eine ak­ti­ve In­nen­ent­wick­lung die Dör­fer le­bens­wert er­hal­ten. Ge­ra­de durch die Nut­zung leer­ste­hen­der Ge­bäu­de in den Orts­ker­nen für Pro­jek­te der Da­seins­vor­sor­ge, wie hier in Mo­sig­kau, wird nicht nur Er­hal­tens­wer­tes er­hal­ten und das Orts­bild ver­bes­sert son­dern auch die Vi­ta­li­tät des Orts­ker­nes we­sent­lich ver­bes­sert.

Nicht nur die Ver­eins­mit­glie­der, son­dern auch viele Mo­sig­kau­er haben die Bau­ar­bei­ten für „ihr“ Bür­ger­haus nach Kräf­ten un­ter­stützt. Über 5.600 Ar­beits­stun­den in Ei­gen­leis­tung brach­ten die Bür­ger in die neue „Alte Schä­fe­rei“ ein. Der äl­tes­te frei­wil­li­ge Hel­fer war 84 Jahre alt. Auch Sieg­fried Bütt­ner, der ei­gent­lich als Ver­si­che­rungs­kauf­mann ar­bei­tet, ist be­ruf­lich etwas kür­zer ge­tre­ten, um sich stär­ker dem Bür­ger­haus zu wid­men. „Es ist auch eine ge­wis­se Pflicht, die auf einem las­tet. Wenn so viel Geld in­ves­tiert wird, möch­te ich am Ende auch, dass es rund läuft“, sagt der 62-​Jährige.

Das neue Bür­ger­haus ist so kon­zi­piert, dass sich auf der re­la­tiv klei­nen Flä­che mög­lichst viele Nut­zungs­mög­lich­kei­ten bie­ten. Neben der Küche, den bar­rie­re­frei­en Toi­let­ten und dem Ver­eins­bü­ro sowie den Räum­lich­kei­ten für den Ort­schafts­rat, ist des­halb der Mehr­zweck­raum das Herz­stück des Bür­ger­hau­ses. Hier ist Platz für Chor­pro­ben, Ver­eins­sit­zun­gen, Krea­tiv­zir­kel, Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen oder Fa­mi­li­en­fei­ern. Mit Ti­schen und Stüh­len be­stückt,  fasst der Raum 50 Leute. Im Dach­ge­schoss, das 2015 fer­tig aus­ge­baut wird, soll ein Raum für die Ju­gend­li­chen im Dorf ent­ste­hen. „Uns ist wich­tig, dass das Bür­ger­haus von Jung und Alt ge­nutzt wird“, un­ter­streicht Sieg­fried Bütt­ner.

Um eine man­geln­de Nut­zung muss sich der Trä­ger­ver­ein mo­men­tan keine Sor­gen ma­chen. Im Ge­gen­teil, es er­for­dert ei­ni­ges an Or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­schick, um alle In­ter­es­sen­ten un­ter­zu­brin­gen und Ter­mi­ne nicht dop­pelt zu ver­ge­ben. Die lau­fen­den Un­ter­halts­kos­ten wer­den mit Nut­zungs­ent­gel­ten, Mit­glieds­bei­trä­gen und Spen­den ab­ge­deckt. Der Ver­ein or­ga­ni­siert des­halb auch Ver­an­stal­tun­gen wie das „Früh­jahrs­sin­gen“, Floh- und Bü­cher­märk­te sowie Vor­trags­rei­hen. „Wir müs­sen wei­ter krea­tiv blei­ben und die Dinge in die Hand neh­men. Dann wach­sen wir auch als Dorf­ge­mein­schaft stär­ker zu­sam­men. Und aus einem einst struk­tu­rel­len De­fi­zit wird eine Er­folgs­ge­schich­te“, hofft Sieg­fried Bütt­ner. Die Dorf­ge­mein­schaft von Mo­sig­kau hat sich in be­ein­dru­cken­der Weise etwas Ge­mein­sa­mes ge­schaf­fen und ge­mein­sam ein Stück Iden­ti­tät be­wahrt.

Der ELER trägt in Sachsen-​Anhalt mit rund 904 Mil­lio­nen Euro EU-​Mittel - ein Vier­tel der ge­sam­ten dem Land von der EU zu­ge­wie­se­nen För­der­gel­der - dafür Sorge, dass die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums sich als in­te­gra­ler Be­stand­teil der Ge­samt­po­li­tik für Be­schäf­ti­gung und Wachs­tum voll­zieht. Zu­sam­men mit der na­tio­na­len Ko­fi­nan­zie­rung ste­hen öf­fent­li­che Aus­ga­ben in Höhe von 1,16 Mil­li­ar­den Euro be­reit. Zu­sätz­lich will Sachsen-​Anhalt 240 Mil­lio­nen Euro aus dem Lan­des­haus­halt bei­steu­ern, so dass das Land rund 1,326 Mil­li­ar­den Euro für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums ein­set­zen kann.

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Die Fa­mi­li­en­freun­de

Das neue Kinder-​Eltern-Zentrum „An der Mod­der­kuhl“ in Ucht­sprin­ge als Dienst­leis­ter und Ort der Be­geg­nung

(von Bi­an­ca Kahl)

„Bei uns im Wald ent­springt die Uchte. Da wird man schon mal nass beim Spie­len“, sagt Kat­rin Burchert mit einem ver­schmitz­ten Lä­cheln. Des­halb brau­chen alle klei­nen Aben­teu­rer im Kinder-​Eltern-Zentrum „An der Mod­der­kuhl“, ganz dem Namen ent­spre­chend,  eine Gar­ni­tur Matsch-​ und Mod­der­klei­dung in der Gar­de­ro­be. „Mod­der­kuhl“ ent­spricht auch dem his­to­ri­schen Namen der Sied­lung und spielt auf das Quell­ge­biet der Uchte an, genau wie der heu­ti­ge Orts­na­me: Ucht­sprin­ge.

„So, wie wir in den Wald gehen, kom­men wir nicht wie­der raus, das ist klar“, scherzt Kat­rin Burchert, die Lei­te­rin der be­lieb­ten Kin­der­ta­ges­stät­te unter Trä­ger­schaft der SALUS gGmbH Fach­kli­ni­kum Ucht­sprin­ge. Und der Wald ruft häu­fig: min­des­tens jeden Frei­tag. Ins­ge­samt nutzt man die schö­ne Natur in der Um­ge­bung voll aus. Das Pro­fil der Ein­rich­tung geht weg von Spiel­sa­chen in den Räu­men hin zu mehr Frei­heit, Neu­gier, Ex­pe­ri­men­tier­freu­de und Ei­gen­in­itia­ti­ve.

Die Kin­der spie­len viel drau­ßen, kön­nen eine große Frei­flä­che mit zwei Ka­nin­chen ge­nie­ßen, aber sind auch häu­fig un­ter­wegs. Zu Be­such bei der ört­li­chen Feu­er­wehr, Hand­wer­kern, dem Sport­ver­ein oder der Gärt­ne­rei, zum Ba­cken und Sin­gen im Al­ten­pfle­ge­heim, beim Kinder-​Eltern-Turnen oder mit zwei Klein­bus­sen ge­mein­sam mit Fa­mi­lie zum Aus­flug ins Schwimm­bad oder in den Tier­park. „Das wird gut an­ge­nom­men und uns würde auch noch mehr ein­fal­len. Doch die meis­ten El­tern freu­en sich nach der Ar­beit na­tür­lich ein­fach nur auf ihren wohl ver­dien­ten Fei­er­abend im Kreis der Fa­mi­lie“, sagt Kat­rin Burchert.

Viele der An­ge­bo­te gab es schon frü­her, bevor die Ein­rich­tung 2012 of­fi­zi­ell Kinder-​Eltern-Zentrum hieß. Das freie Spiel, das Spie­len im Frei­en wie auch das Netz­wer­ken ge­hö­ren zum Kon­zept der 50 Kinder-​Eltern-Zentren (KEZ) in Sachsen-​Anhalt. Sie ent­wi­ckel­ten sich seit 2007 im Rah­men eines För­der­pro­gram­mes des Lan­des aus be­stehen­den Kin­der­ta­ges­stät­ten. Das ließ sich das Mi­nis­te­ri­um für Ar­beit und So­zia­les ins­ge­samt 750.000 Euro kos­ten. Die Idee da­hin­ter: Die Ein­rich­tun­gen sol­len eine Art Netz­werk sein, ein Ort der Be­geg­nung für Jung und Alt, mit An­ge­bo­ten der Fa­mi­li­en­bil­dung und auch -​beratung. Mit Auf­ent­halts­or­ten für die El­tern in der Kita und Kurs­an­ge­bo­ten zum Thema Ge­sund­heit oder Er­zie­hung. Dafür wur­den die päd­ago­gi­schen Fach­kräf­te ge­schult, An­re­gun­gen ge­ge­ben und die Räume um­ge­stal­tet.

In Ucht­sprin­ge dach­te man noch wei­ter: Hier ließ die SALUS gGmbH zu­gleich die kom­plet­te his­to­ri­sche Villa um­bau­en und sa­nie­ren. Die Kos­ten be­lie­fen sich auf ins­ge­samt 1,4 Mil­lio­nen Euro. Davon kamen wie­der­um rund 800.000 Euro aus öf­fent­li­chen För­der­töp­fen, al­lein 475.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER).

Kat­rin Burchert führt durch das schi­cke, helle Ge­bäu­de, in dem die Kin­der jetzt viel mehr Platz haben. Vier Zim­mer wur­den an­ge­baut, die Auf­tei­lung der Räume ver­än­dert. Ein Fahr­stuhl macht das Haus be­hin­der­ten­ge­recht, im Trep­pen­haus gibt es zwei Holz­ge­län­der: eins für die Gro­ßen und eins für die Klei­nen. Sogar in der Küche wurde eine zu­sätz­li­che nied­ri­ge Ar­beits­plat­te ein­ge­fügt, so­dass die Kin­der mit­hel­fen kön­nen. Die Bäder sind nicht nur be­quem und ge­räu­mig, son­dern über­zeu­gen auch mit freund­li­chen Far­ben.

Nach dem Umbau kann die Ein­rich­tung 53 Kin­der auf­neh­men, 16 mehr als zuvor, und bie­tet einen Hort an. Die meis­ten El­tern ar­bei­ten im Fach­kli­ni­kum Ucht­sprin­ge, doch es wer­den auch Kin­der aus der Re­gi­on auf­ge­nom­men. Viele Fa­mi­li­en mel­den sich schon, wenn sich der Nach­wuchs ge­ra­de erst an­kün­digt. Der Ruf ist gut, die An­la­ge schön. Alle paar Wo­chen kommt ein Fri­seur ins Haus und schnei­det den Kin­dern die Haare. „Aber eine gute Kita macht das nicht aus“, fin­det Burchert. Da gehe es eher um den Um­gang mit den Kin­dern, mit den El­tern und auch der päd­ago­gi­schen Fach­kräf­te un­ter­ein­an­der.

Die las­sen sich nicht so leicht aus der Ruhe brin­gen. Auch nicht von den län­ge­ren Öff­nungs­zei­ten, die bei Be­darf ge­nutzt wer­den kön­nen: Wer möch­te, kann sein Kind be­reits 5.30 Uhr ab­ge­ben oder spä­tes­tens 20.30 Uhr bett­fer­tig ab­ho­len, also ver­kös­tigt, ge­wa­schen, mit ge­putz­ten Zäh­nen und in be­que­mer Klei­dung. Etwas, das vor allen die Schicht­ar­bei­ter vom Fach­kli­ni­kum immer wie­der nut­zen, doch es be­deu­tet auch für die Be­treue­rin­nen Schicht­ar­beit. Die neh­men es ge­las­sen und ge­stal­ten ihren Dienst­plan fle­xi­bel. So fällt der ge­le­gent­li­che späte Fei­er­abend auch im ei­ge­nen Pri­vat­le­ben nicht so sehr ins Ge­wicht.

Ge­ra­de kann das acht­köp­fi­ge Team der päd­ago­gi­schen Fach­kräf­te ein wenig ver­schnau­fen, denn die Kin­der haben Mit­tags­ru­he. Die päd­ago­gi­sche Hilfs­kraft Sa­bi­ne Tu­chen räumt der­weil in der Küche die Spül­ma­schi­ne aus. Oben, im neuen gro­ßen Mehr­zweck­raum im aus­ge­bau­ten Dach­ge­schoss, blei­ben die bun­ten Rie­sen­bau­stei­ne aus Schaum­stoff un­an­ge­rührt. Die Vor­schul­kin­der schei­nen aus dem Stand um­ge­fal­len und auf ihren Mat­ten ein­ge­schla­fen zu sein. „Sie sagen immer, sie seien groß und wol­len nicht mehr schla­fen“, schmun­zelt Kat­rin Burchert. Und dann gibt es doch so viel zu er­le­ben und der Kör­per for­dert die Er­ho­lung ein. Ein Junge bleibt den­noch wach. Die Lei­te­rin setzt sich mit ihm auf die Dach­ter­ras­se in die Sonne und sie spie­len mit sei­nen Le­go­bau­stei­nen.

Der ELER trägt in Sachsen-​Anhalt mit rund 904 Mil­lio­nen Euro EU-​Mittel - ein Vier­tel der ge­sam­ten dem Land von der EU zu­ge­wie­se­nen För­der­gel­der - dafür Sorge, dass die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums sich als in­te­gra­ler Be­stand­teil der Ge­samt­po­li­tik für Be­schäf­ti­gung und Wachs­tum voll­zieht. Zu­sam­men mit der na­tio­na­len Ko­fi­nan­zie­rung ste­hen öf­fent­li­che Aus­ga­ben in Höhe von 1,16 Mil­li­ar­den Euro be­reit. Zu­sätz­lich will Sachsen-​Anhalt 240 Mil­lio­nen Euro aus dem Lan­des­haus­halt bei­steu­ern, so dass das Land rund 1,326 Mil­li­ar­den Euro für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums ein­set­zen kann.

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Vor­bei die Zeit der Ent­schul­di­gun­gen

In der Öko­sta­ti­on Neu­gat­ters­le­ben soll eine Re­gi­on zu­sam­men­wach­sen

(von Bi­an­ca Kahl)

Dr. An­drea Finck geht ins Ge­wächs­haus und gießt den Ho­nig­me­lo­nen­sal­bei. Brau­ne,  ge­streif­te oder Litschi-​Tomaten, vio­let­te Kar­tof­feln – damit kann man die 58-​jährige schon lange nicht mehr über­ra­schen, doch nach wie vor be­geis­tern. Die Na­tur­wis­sen­schaft­le­rin lebt für ihre Ar­beit. Ihr geht es um Liebe und Ver­ant­wor­tung. Für die Natur, für die Men­schen, für eine ganze Re­gi­on. Seit 1998 lei­tet sie die Öko­sta­ti­on Neu­gat­ters­le­ben.

100 ver­schie­de­ne To­ma­ten­sor­ten und eine eben­so große Aus­wahl an Kü­chen­kräu­tern wer­den in dem klei­nen Ort bei Bern­burg an­ge­baut. „So nahe wie jetzt bin ich mei­nen Pflan­zen auch noch nicht ge­kom­men“, scherzt An­drea Finck und spielt dar­auf an, dass ihr Platz nor­ma­ler­wei­se im Büro der An­la­ge ist. Doch ge­ra­de fehlt es ihr ein­fach an einer aus­rei­chen­den Zahl an Hel­fern und des­halb muss sie selbst zu Gieß­kan­ne und Harke grei­fen. Die Natur war­tet nicht.

Für den Wert und die Be­dürf­nis­se der Natur zu sen­si­bi­li­sie­ren, das ist die Auf­ga­be der Öko­sta­ti­on Neu­gat­ters­le­ben. Hier hat man sich seit der Grün­dung 1992 die Um­welt­bil­dung auf die Fah­nen ge­schrie­ben, egal, ob in Form von Frei­zeit­ge­stal­tung für Kindergarten-​ und Hort­kin­der, For­schungs­prak­ti­ka und Pro­jekt­ta­ge für äl­te­re Schü­ler oder Pro­gram­me für Er­wach­se­nen­grup­pen und auch Be­hin­der­te. Jedes Jahr fest auf dem Plan ste­hen der Tag der of­fe­nen Tür und der To­ma­ten­tag im Som­mer, der Kar­tof­fel­tag im Herbst und meh­re­re Ex­kur­sio­nen in Na­tur­schutz­ge­bie­te, um eine brei­te Öf­fent­lich­keit zu er­rei­chen.

An­drea Finck wirft noch schnell im Vor­bei­ge­hen einen prü­fen­den Blick auf die Ge­ra­ni­en und den frisch ge­pflanz­ten Zahn­la­ven­del, kann es sich nicht ver­knei­fen, bei den Ge­wür­zen ein Un­kraut aus der Erde zu zie­hen und geht dann nach drin­nen in die Se­mi­nar­räu­me. Heute sind Schü­ler der 9. Klas­se aus Kö­then zu Gast. Sie ent­neh­men Pro­ben aus Ge­wäs­sern und aus dem Boden im nahen Au­en­wald, um sie an­schlie­ßend in der Öko­sta­ti­on zu un­ter­su­chen. Die Lei­te­rin schließt eine Trenn­wand im Se­mi­nar­raum, um mehr Ar­beits­plät­ze zu schaf­fen, ver­teilt Glas­röhr­chen, Che­mi­ka­li­en und Test­strei­fen und hilft den Ju­gend­li­chen beim Jon­glie­ren mit den Wer­ten: PH-, Nitrit-​ und Ni­trat­wer­te wer­den be­stimmt. Kurz­zeit­we­cker klin­geln, die Schü­ler ler­nen, wann Böden und Ge­wäs­ser Le­bens­räu­me sind und wann sie gif­tig wer­den. Sie no­tie­ren alles ge­wis­sen­haft in ihre Hef­ter und gehen an­schlie­ßend zur Spüle, um ihre Ar­beits­ma­te­ria­li­en zu rei­ni­gen.

Die alte Schu­lungs­ba­ra­cke aus den 70er Jah­ren wurde erst im ver­gan­ge­nen Jahr um­ge­baut. Nasse De­cken und Au­ßen­wän­de wie auch Schim­mel hat­ten das Ge­bäu­de nicht mehr trag­bar ge­macht. Nach­dem die Stif­tung Evan­ge­li­sche Ju­gend­hil­fe St. Jo­han­nis Bern­burg die Öko­sta­ti­on 2012 vom vor­he­ri­gen Trä­ger über­nom­men hat, mach­te man sich an die Sa­nie­rung, die ins­ge­samt rund 450.000 Euro kos­te­te. Davon kamen mehr als 200.000 Euro aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER).

„Ohne die­ses Geld wäre das nicht mög­lich ge­we­sen“, kom­men­tiert An­drea Finck, die sich selbst seit Jah­ren in der lo­ka­len Ak­ti­ons­grup­pe für EU-​Fördermittel, der so­ge­nann­ten „LAG Un­te­res Saa­le­tal und Pe­ters­berg“, en­ga­giert. Sie weiß um die Be­deu­tung von Ein­rich­tun­gen wie der Öko­sta­ti­on, damit sich ihre Hei­mat­re­gi­on nach­hal­tig ent­wi­ckeln kann, und ar­bei­tet dar­auf hin, dass sich die An­la­ge ste­tig wei­ter­ent­wi­ckelt – als Ort der Be­geg­nung und des Ler­nens.

„Seit dem Umbau kön­nen wir uns end­lich auch den Be­hin­der­ten stär­ker zu­wen­den“, freut sie sich. Das habe schon lange auf der Agen­da ge­stan­den, doch muss­te sich An­drea Finck bei In­ter­es­sen­ten stets ent­schul­di­gen: Für Trep­pen, Schwel­len und die feh­len­de Be­hin­der­ten­toi­let­te. Doch nun ist die Zeit der Ent­schul­di­gun­gen end­lich vor­bei. Das bar­rie­re­freie Ge­bäu­de ver­fügt neben ihrem Büro und den mo­der­nen Toi­let­ten über drei Schu­lungs­räu­me sowie eine ex­tra­gro­ße Küche, in der eben­falls Se­mi­na­re ab­ge­hal­ten wer­den kön­nen.

„Und im Som­mer ma­chen wir hier mit den Leu­ten eben schö­nen To­ma­ten­sa­lat mit Kräu­tern aus dem Gar­ten. Da braucht man nicht mal mehr Salz“, sagt die Lei­te­rin. Neben Na­tur­schutz und ge­sun­der Er­näh­rung ste­hen auch hei­len­de Ge­höl­ze, nach­wach­sen­de Roh­stof­fe und vie­les mehr auf dem „Lehr­plan“ der Öko­sta­ti­on. Dabei ko­ope­riert die Ein­rich­tung auch mit Uni­ver­si­tä­ten sowie mit der Robert-​Bosch-Stiftung und ist Teil von „Na Los!“, des Netz­wer­kes au­ßer­schu­li­scher Lern­or­te - Schü­ler­la­bo­re Sachsen-​Anhalt. Zudem kön­nen In­ter­es­sier­te die An­la­ge für ei­ge­ne Ver­an­stal­tun­gen mie­ten.

Die Kö­the­ner Schü­ler sind ge­gan­gen, doch An­drea Fincks Tag ist noch lange nicht zu Ende. Sie be­ant­wor­tet E-​Mails, ver­ein­bart am Te­le­fon Fe­ri­en­ter­mi­ne mit einem Hort, drau­ßen war­tet eine wei­te­re Grup­pe von Ju­gend­li­chen auf ihre An­lei­tung. Die­ses Mal geht es nicht um au­ßer­schu­li­sche Pro­jek­te, son­dern um In­te­gra­ti­on. Es sind junge Män­ner und Frau­en, die größ­ten­teils ihre Aus­bil­dung ab­ge­bro­chen haben und seit lan­gem keine An­stel­lung mehr fin­den. Über ein För­der­pro­gramm der Stif­tung Evan­ge­li­sche Ju­gend­hil­fe  St. Jo­han­nis wer­den sie wie­der fit ge­macht für den Ar­beits­markt. In der Öko­sta­ti­on jäten sie Un­kraut, legen Wege an und ge­wöh­nen sich lang­sam wie­der an einen Be­rufs­all­tag.

Ar­beits­be­schaf­fungs­maß­nah­men waren schon immer der zwei­te Schwer­punkt der Öko­sta­ti­on Neu­gat­ters­le­ben. In Hoch­zei­ten wur­den hier 30 Ein-​Euro-Jobber be­schäf­tigt. Ak­tu­ell wächst die Ein­rich­tung mit ihrem neuen Trä­ger zu­sam­men und die so­zia­len Pro­jek­te kom­men lang­sam wie­der ins Rol­len.

Den zwei­ten Ar­beits­markt kennt An­drea Finck aus ei­ge­ner Er­fah­rung. Sie hatte Agrar­wis­sen­schaf­ten in Halle stu­diert, doch nach der Wende ver­lor sie wie viele an­de­re ihre Ar­beit beim In­sti­tut für Ge­trei­de­for­schung und fand keine neue Stel­le. Das Ar­beits­amt ver­mit­tel­te sie 1993 als Hilfs­kraft in die Öko­sta­ti­on. Spä­ter wurde sie fest an­ge­stellt und seit 1998 lei­tet sie die Ein­rich­tung. Seit 20 Jah­ren ist sie dabei. Doch für heute hat sie end­lich Fei­er­abend.

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Der ELER trägt in Sachsen-​Anhalt mit rund 904 Mil­lio­nen Euro EU-​Mittel - ein Vier­tel der ge­sam­ten dem Land von der EU zu­ge­wie­se­nen För­der­gel­der - dafür Sorge, dass die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums sich als in­te­gra­ler Be­stand­teil der Ge­samt­po­li­tik für Be­schäf­ti­gung und Wachs­tum voll­zieht. Zu­sam­men mit der na­tio­na­len Ko­fi­nan­zie­rung ste­hen öf­fent­li­che Aus­ga­ben in Höhe von 1,16 Mil­li­ar­den Euro be­reit. Zu­sätz­lich will Sachsen-​Anhalt 240 Mil­lio­nen Euro aus dem Lan­des­haus­halt bei­steu­ern, so dass das Land rund 1,326 Mil­li­ar­den Euro für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums ein­set­zen kann.

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