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Erfolgsprojekte des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)

Schulgebäude wird zur Pension

Villa Bianca am Huy mit ELER-Mitteln saniert

Hotel La Porte in Bertingen rüstet auf

Vier neue Ferienhäuser mit ELER-Mitteln gebaut

Paradies für Mensch und Tier

Dank ELER-Mitteln ist in Dolle eine neue Pferdepension entstanden

Bauernhof wird zum Urlaubsdomizil

ELER-Mittel helfen bei Sanierung und Ausbau des Havelhofes in Nitzow

 

 

Bockwindmühle in Sachsendorf gerettet

Verein saniert historische Mühle mit ELER-Mitteln

Ein Kunstrasenplatz für Darlingerode

Eine Vision wird Realität – dank der ELER-Förderung

Urlaub über der alten Bäckerei

LEADER-Mittel für Fachwerksanierung und Ferienwohnung in Stapelburg

Hier lebt die Gemeinschaft

ELER ermöglicht neues Dorfgemeinschaftshaus in Hillersleben

Große Investition beim Schützenverein Jersleben

Neuer Kugelfang für den Schießstand mit ELER-Mitteln errichtet

Begegnungsort für Jugendliche aus der ganzen Welt

Europa-Jugendbauernhof Deetz e. V. erhielt EU-Mittel für neue Seminarräume

 

 

Sanierung am Elbdeich bei Heinrichsberg

3,5 Millionen Euro aus ELER-Mitteln für den Hochwasserschutz

Training ohne Hindernisse

ELER unterstützt Eilslebener Sportverein bei Rasenplatz-Sanierung

 

 

Sportstätte mit ELER-Mitteln modernisiert

SC Germania Kroppenstedt sorgt für autarke Wärmeversorgung

Sportplatz mit ELER-Mitteln modernisiert

Neue Flutlichtanlage für den TSV Niederndodeleben

 

 

Früheres Akener Volksbad wird zum Treffpunkt für Vereine

Mit ELER-Mitteln entstanden zwei neue Räume

Nachhaltiger Häuserbau im Ökodorf Sieben Linden

ELER-Mittel für die Errichtung eines Strohballenhauses

 

 

Großprojekt an der Rossel

ELER fördert den Umbau alter Wehre bei Roßlau

ELER fördert Naturerlebnis im Nationalpark Harz

Der Brocken als Teil des Natura 2000 Schutzgebietssystems

Mit ELER-Mitteln zur vollautomatischen Bewässerung

Verbundprojekt „IrriMode“ probt für die autarke Agrarwirtschaft

 

 

Vorreiter beim NGA-Breitbandausbau

ELER unterstützt die Gemeinde Hohe Börde bei schneller Durchführung

Hochwasserschutz für Querfurt

Ein Rückhaltebecken schützt die Anwohner vor Schäden

Schnelles Netz für das Gewerbegebiet Quedlinburg

Unternehmen freuen sich über erfolgten Breitbandausbau

ELER bringt schnelles Internet für Stadt und Land

Der Landkreis Jerichower Land baut sein Breitbandnetz aus

Zentrale Abwasserbeseitigung für 126 Haushalte

ELER fördert Anschluss der Ortslage Nißma in der Gemeinde Elsteraue

Altes Herrenhaus mit viel Liebe und Aufwand saniert

EU-Förderprogramm für ländliche touristische Infrastruktur unterstützt bei Sanierung.

Ehemalige Kaufhalle ist heute ein Boxclub

ELER-Mittel haben den Umbau ermöglicht.

Kinder freuen sich über modernes Kita-Gebäude

Barleben schafft mit dem Förderprogramm STARK III ELER neue Kitaplätze.

Verwunschenes Haus entpuppt sich als "Toskana-Schlösschen"

Dank EU-Mitteln bleiben die Mauern rund um das Weinberghaus erhalten

Hanf sichert Einkommen

Junglandwirt erhält ELER-Mittel um Leckereien aus Hanf anzubieten.

Bäume, die lange bleiben dürfen

ELER trägt dazu bei, die Pflanzen- und Tiervielfalt zu erhalten

Bördegrundschule in Hermsdorf erbaut - Turnhalle folgt schon bald

ELER-Förderprogramm Stark III unterstützt Gemeinde beim Grundschulbau

ELER erneuert sportliche Begegnungsstätte in Iden

Innensanierte Turnhalle zieht Vereine aufs Land

Der ELER bleibt den Schuberts treu

Ihr Hof in Abbenrode steckt voller Überraschungen - und EU-Geld

ELER schützt bedrohte Tierarten in Sachsen-Anhalt

Sicherer Lebensraum für Wildkatze, Haselmaus und Co.

Aufatmen für 170 Anwohner

Dank ELER-Förderung kommt Meyhen ans Abwassernetz.

ELER fördert edle Tropfen

Höhnstedter Winzerin freut sich über EU-Förderung.

Wie man mit vielen Fäden einen Sack zubindet

Der „Kopf“ der Lokalen Aktionsgruppe „Mittlere Elbe – Fläming“ trifft sich in Coswig.

Der traditionelle Bauernhof lebt

EU stärkt Junglandwirtin aus Gödnitz den Rücken.

Der Deich bei Klossa - Dem Wasser Einhalt gebieten

Stabilere Deiche sollen die Dörfer an der Schwarzen Elster besser schützen.

Hochwasserrückhaltebecken Querfurt - Stau auf der Querfurter Platte

In ein neues Hochwasserrückhaltebecken fließen große Investitionen.

Herrenhaus Karow - Fliesensaal und Rosengarten

Im Karower Schloss lebt der Glanz aus alten Tagen wieder auf.

Das Waldhaus am Bergwitzsee - Ein Paket für mehr Bildung und Bewegung

Das Waldhaus am Bergwitzsee lädt zu einer Entdeckungstour in der Natur.

Uhrenturm in Hettstedt

Ältester Schmalspurbahnhof Deutschlands hat wieder einen Uhrenturm.

Europa-Rosarium - Die Verwalter der Schönheit

Das Europa-Rosarium in Sangerhausen erhält Tausende Rosensorten.

Klusbrücke in Wahlitz

Geschichte und Geschichten in der Klus. Die bedeutende Klusbrücke wird saniert, um sie für Anwohner und Touristen zu erhalten.

Die Förderagenten

Zwei Geografen gestalten die Altmark mit und holen dabei Geld ins Land.

Wo geht es hier nach Pömmelte?

Der Himmelsweg eines kleinen Ortes in Sachsen-Anhalt.

Lichte Momente - das Schloss Walbeck

Solarkraftwerke und andere Nutzungsideen sollen ein mittelalterliches Denkmal retten.

Einmal Bauernhof und Eis, bitte!

Der VierZeithof in Bebertal bietet auch im Herbst ein schönes Ausblugsziel.

Im Hühnermobil zu Hause

Die Erfolgsgeschichte eines jungen Bauern und seiner zufriedenen Hennen.

Luthertomaten von April bis November

Die Wittenberg Gemüse GmbH bereitet die zweite Ernte-Saison vor.

Die Schlacht im Taubenturm

Nach 900 Jahren können Artefakte eines historisch bedeutenden Gefechts gezeigt werden.

Die Familienfreunde

Das neue Kinder-Eltern-Zentrum „An der Modderkuhl“ in Uchtspringe als Dienstleister und Ort der Begegnung.

Abbotheke

Ein Plätzchen, an dem man bleiben will. Das Ehepaar Schubert wagt mit seinem Dorfladen "Abbotheke" einen zweiten Versuch.

Die neue Ordnung

Mithilfe eines Flurbereinigungs- verfahrens wird dem Hochwasser-Chaos begegnet.

Die Mischung macht's

Warum Mischwälder trotz anfänglicher Schwierigkeiten den Forstbetrieben mehr nutzen.

Da kann man nicht meckern

Auf dem Schäferhof Langenstein gibt es eine Festscheune für Großveranstaltunge.

Ein Spaziergang im Garten Gottes

Das Kloster auf dem Petersberg ist zu einem beliebten Ausflugsziel geworden.

Ein Alptraum mit traumhaften Happy End

STARK III sorgt für einen Klimawechsel in der Sekundarschule Hohenmölsen.

Der Klang der Weite

Birkholz bietet Raum für musikalische Bestleistungen – und das Entspannen danach.

Alle unter einem Dach

Durch ein neues Bürgerhaus hat Mosigkau wieder ein Dorfzentrum.

Vorbei die Zeit der Entschuldigungen

In der Ökostation Neugattersleben soll eine Region zusammenwachsen.

Schulgebäude wird zur Pension

Villa Bianca am Huy mit ELER-Mitteln saniert

In Dingelstedt am Huy, einem Ortsteil der Gemeinde Huy im Landkreis Harz, steht eine imposante alte Villa. Früher wurde sie als Schule genutzt. Doch nachdem die Schule im Jahr 2000 schließen musste, stand das denkmalgeschützte Klinkergebäude aus dem Jahr 1899 erst einmal lange Zeit leer. Bis Onno de Vries und seine Frau Bianca die Immobilie 2011 erwarben und ab 2018 restaurierten. Das Ehepaar aus den Niederlanden war schon länger auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie in Deutschland, um eine Pension zu eröffnen. „Die wunderschöne Villa im Ort fiel uns direkt ins Auge. Aber auch die ruhige Lage in direkter Nähe zum Harz schien ideal, um dort ein Gästehaus zu eröffnen“, erläutert Onno de Vries. Beim Umbau der urigen Villa erhielt das Paar finanzielle Unterstützung durch Fördermittel in Höhe von rund 45.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie Mittel vom Bund und vom Land Sachsen-Anhalt. Die Untermaßnahme „Touristische Infrastruktur“ zählt zur ländlichen Entwicklungspriorität 6 und fördert den Ausbau von touristischen Angeboten in ländlichen Gebieten Sachsen-Anhalts mit EU-Mitteln.

Denkmal trifft Moderne

Der Umbau war eine große Herausforderung für Onno de Vries und seine Frau. Schließlich mussten sie alle denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen einhalten. Gleichzeitig sollten ihre Gäste aber auch modernen Komfort erwarten können. „Die Villa befand sich in einem schlechten Zustand, also mussten wir das Gebäude komplett sanieren“, erzählt de Vries. Mit den ELER-Fördermitteln erneuerten sie das Dach, reinigten die äußere Fassade und setzten neue Fenster ein. „Wir mussten etwa 50 alte Fenster erneuern. Dabei sollten die Fenster möglichst originalgetreu aussehen, um das frühere Erscheinungsbild der Villa zu erhalten“, erklärt de Vries. Weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht, durfte nur wenig vom alten Stil verändert werden. „Im Inneren mussten wir große Teile des alten Holzfußbodens und die Türen restaurieren“, so der Inhaber. Mit weiteren Fördermitteln nahm das Paar schließlich die Installation einer neuen Küche in Angriff. Auch die neue Gartengestaltung sowie eine Terrasse für das Bistro konnte im Rahmen einer Förderung errichtet werden. Aus Eigenmitteln renovierten sie die Gästezimmer: „Wir haben die Badezimmer komplett neu gemacht und moderne Duschen eingebaut. Das war eine knifflige Aufgabe, die originalgetreuen Details zu erhalten, ohne auf den Komfort zu verzichten, den unsere Gäste erwarten“, sagt de Vries.

Endlich wieder Leben im Haus

Die Villa Bianca am Huy verfügt über drei klassische Doppelbett-Zimmer und eine Suite mit einem zusätzlichen Schlafzimmer. Alle passen zum Interieur der gesamten Villa. Sie sind mit luxuriösen Boxspringbetten ausgestattet und haben ein eigenes Badezimmer mit Dusche, Waschbecken und Toilette. Morgens erwartet die Gäste ein reichhaltiges Frühstücksbuffet im Erdgeschoss. Bei gutem Wetter kann man das Frühstück draußen im Garten genießen. „Im Haus haben wir Bilder einer internationalen Naturfotografin aufgehängt, auf denen die Natur rund um den Huy zu sehen ist“, beschreibt Onno de Vries. „Auch für die Wände haben wir naturnahe Farben ausgewählt. Wir wollten so viel wie möglich von der Natur der Region ins Innere des Hauses holen.“

Im Sommer 2019 war die Restaurierung der Villa abgeschlossen. Das Ehepaar konnte endlich seine ersten Gäste in der „Villa Bianca“ begrüßen. Der Pensionsbetrieb lief bis zur coronabedingten Schließung sehr gut. Zur Bewirtung der Gäste stellte das Ehepaar einen Mitarbeiter aus Dingelstedt ein. „Uns war es sehr wichtig, dass auch die Menschen im Ort spüren, dass das Gebäude wieder mit Leben gefüllt ist“, erzählt Onno de Vries. Sie organisierten einen Tag der offenen Tür, der sehr gut ankam. Außerdem stellen sie ihre Räume auch für kleine Veranstaltungen zur Verfügung. „Aktuell sind wir dabei, eine Terrasse im Garten zu bauen, um dort künftig ein kleines Bistro anzubieten“, erzählt de Vries. „So können wir auch Tagesgäste empfangen, die eine Tasse Kaffee bei uns trinken oder etwas essen wollen.“ Mittlerweile hat sich die Villa Bianca zudem als beliebte Hochzeitslocation herumgesprochen. Die Villa ist nämlich seit kurzem ein offizielles Trauzimmer der Gemeinde.

ELER stärkt den regionalen Tourismus

Anfangs war die Gemeinde etwas skeptisch, ob das Paar aus den Niederlanden seine ambitionierten Pläne für die Villa Bianca auch in die Tat umsetzen würde. Als klar wurde, dass sie es mit dem Vorhaben ernst meinen, erhielten die beiden jedoch viel Unterstützung von der Gemeinde und der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Rund um den Huy, betont Onno de Vries. „So erfuhren wir auch von der Möglichkeit, für die Sanierung der alten Villa europäische Fördermittel zu beantragen.“

Von den Gästen bekommt das Ehepaar viele positive Rückmeldungen. „Manche rufen uns an und wollen wissen, wo wir die Betten gekauft haben, weil sie so gut bei uns geschlafen haben“, erzählt der Niederländer. Außerdem sind die Gäste vom historischen Charme der Villa immer sehr angetan. „Die Sanierung war sehr aufwändig und wir haben das mit viel Liebe umgesetzt. Aber man weiß ja nie, ob das am Ende auch bei den Gästen gut ankommt. Deshalb freuen wir uns sehr, wenn unsere Gäste uns mitteilen, wie gut es ihnen bei uns gefallen hat“, sagt de Vries. Auch die Anwohnerschaft in Dingelstedt am Huy freut sich darüber, dass mit der Villa Bianca ein neuer Tourismusmagnet im Ort entstanden ist. Im nahegelegenen Harz gibt es schon einige touristische Angebote, aber in der Umgebung von Dingelstedt am Huy haben die Besitzer der Villa mit der Eröffnung ihrer Pension eine Lücke geschlossen.

(Alexander Lorber – 31.05.2021)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Internetauftritt der Villa Bianca am Huy:

https://www.villabiancaamhuy.de/

Informationen zur Umnutzung der Villa Bianca von der LEADER-Region Huy:

http://rund-um-den-huy.de/2018/07/18/umnutzung-der-villa-bianca-in-dingelstedt-am-huy-2/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Hotel La Porte in Bertingen rüstet auf

Vier neue Ferienhäuser mit ELER-Mitteln gebaut

In der Nähe von Bertingen, einem Ortsteil der Gemeinde Angern im Landkreis Börde, liegt das La Porte Hotel und Restaurant. Das Hotel liegt direkt am Elberadweg Dresden-Cuxhaven in einem Waldgebiet. Der Ort atmet Geschichte: Zu DDR-Zeiten befand sich auf dem Gelände einst das Pionierferienlager „Friedrich Engels“. Das Hotel La Porte besteht seit 2005 und begrüßt jedes Jahr mehr Feriengäste, die an der Elbe Urlaub machen. Geschäftsführer Henrik Steek: „Wir sind kein klassisches Hotel mit langen Fluren und Aufzügen, sondern bei uns sind alle Zimmer in einzelnen Gästehäusern über die gesamte Außenanlage verteilt.“ Im Hauptgebäude befinden sich die Rezeption, ein Restaurant und ein großer Festsaal für Familienfeiern und Firmenevents. Insgesamt verfügt das Hotel über 23 gemütlich eingerichtete Einzel- und Doppelbettzimmer, acht Appartements, sowie über vier Ferienhäuser. Weil das Hotel in den letzten Jahren immer sehr schnell ausgebucht war, haben Henrik Steek und sein Team im Jahr 2019 vier neue Ferienhäuser gebaut. Fördermittel in Höhe von insgesamt 34.560 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie Mittel vom Bund und vom Land Sachsen-Anhalt haben dem Unternehmen bei der Umsetzung des Vorhabens geholfen. Das Förderprogramm „Ländliche Touristische Infrastruktur“, das zur ländlichen Entwicklungspriorität 6 zählt, unterstützt den Ausbau von touristischen Angeboten in der Region.

Viel Komfort im Grünen

„Wir haben uns anfangs einige Gedanken gemacht, wie wir die vier Ferienhäuser gestalten wollen“, erzählt Steek. Alle Häuser haben eine überdachte Terrasse, damit die Gäste sich bei jedem Wetter draußen an der frischen Luft aufhalten können. Da die Hotelanlage von Kiefern umgeben ist, sollten auch die Ferienhäuser zum Erscheinungsbild des Waldes passen. „Deshalb haben wir uns ganz bewusst für Holzhäuser entschieden, die sich wunderbar in die naturnahe Umgebung einfügen“, so Steek. In den neuen Ferienhäusern können jeweils vier Personen übernachten. Zur Ausstattung gehören ein großzügiges Wohnzimmer mit Küche sowie ein Bad mit Dusche. Die Schlafzimmer sind über einen Flur voneinander getrennt, an den sich ein separates Badezimmer anschließt. „So können zum Beispiel auch zwei befreundete Paare in einem Haus übernachten und sich ein Bad teilen“, erklärt der Geschäftsführer.

Für jeden Geschmack etwas dabei

Als die Pläne für die neuen Ferienhäuser konkret wurden, beantragten Henrik Steek und Mitinhaberin Ines Schubert im Jahr 2018 die ELER-Mittel, um einen Zuschuss für ihr Bauvorhaben zu erhalten. „In der Vergangenheit haben wir schon mehrfach Bauprojekte mit EU-Unterstützung umgesetzt“, berichtet Steek. Erst letztes Jahr entstand mit ELER-Mitteln ein kleiner Rutsch- und Rodelberg mit Spielplatz auf dem Hotelgelände. „Unsere Gäste sind ein bunter Mix aus Familien, Radtouristen und -touristinnen und Geschäftsreisenden“, sagt Steek. „Weil wir so nah am Elberadweg liegen, mussten wir in letzter Zeit vielen Radlerinnen und Radlern eine Absage erteilen, da wir schon restlos ausgebucht waren.“ Die vier neuen Ferienhäuser sollten helfen, der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Dass die Nachfrage so rasch steigt, wundert Henrik Steek nicht: „Es gibt hier eine Vielzahl an touristischen Angeboten, um seine Freizeit aktiv zu gestalten: Ob Radfahren, Volleyballspielen, Wandern oder Ausflugstouren nach Tangermünde und Magdeburg. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei“, versichert Steek.

Der ELER als Motor für den regionalen Tourismus

Dass die Europäische Union den Tourismus auch in ländlichen Gebieten von Sachsen-Anhalt fördert, hält Geschäftsführer Henrik Steek für eine gute Sache: „Ich finde es sehr wichtig, dass über diesen Weg in die Region investiert wird,“ meint Steek. Aber auch die Corona-Pandemie hat es den Hoteliers im vergangenen Jahr nicht gerade leicht gemacht. Wenige Monate nach der Eröffnung der vier Ferienhäuser musste das Hotel schließen. Henrik Steek: „Das ist eine absolute Katastrophe. Schlimmer geht es eigentlich nicht! Es ist ja nicht so, dass wir nur einen gewissen Anteil an Umsatzeinbußen haben. Wir sind komplett dicht. Auch die Gastronomie ist geschlossen.“ Wie alle anderen in der Tourismusbranche hofft auch er darauf, dass sich der Tourismus in der Region schnell wieder erholt, sobald die coronabedingten Einschränkungen rund ums Reisen, Feiern und Übernachten aufgehoben sind.

(Alexander Lorber – 28.05.2021)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Internetauftritt des La Porte Hotel und Restaurant:

https://www.hotel-laporte.de/

Informationen über den Elberadweg:

https://www.elberadweg.de/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Paradies für Mensch und Tier

Dank ELER-Mitteln ist in Dolle eine neue Pferdepension entstanden

In Dolle, einem kleinen Ort am Rande der Colbitz-Letzlinger Heide, haben sich Verena Elschner-Richter und ihr Mann Michael ihren persönlichen Traum erfüllt: Sie haben 2017 einen seit Jahren leerstehenden Wohnblock im Ort gekauft und zu einer Pferdepension umgestaltet – mit sechs Gästezimmern, offenem Pferdestall und Paddock-Trail. Das Konzept des Paddock-Trails kommt aus Amerika. Ziel ist es, den Reitpferden eine möglichst gesunde und naturnahe Haltung zu bieten. Es gibt einen Wanderpfad mit hufschonendem Bodenbelag, auf dem die Pferde sich ideal bewegen können. Zwei Jahre hat die Suche der zwei Pferdeliebhaber nach einem passenden Standort gedauert. Heute sind sie stolze Inhaber des Heide-Trails Dolle. „Das Haus stand damals leer, aber die Lage inmitten der Heide war ideal für eine Wanderreitstation“, berichtet Verena Elschner-Richter. Bei der Umgestaltung des Wohnhauses in ein Domizil für Reitsportbegeisterte erhielt das Paar finanzielle Unterstützung von LEADER in Höhe von rund 44.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie vom Bund und vom Land Sachsen-Anhalt. Die Mittel kamen aus dem Förderprogramm „Ländliche Touristische Infrastruktur“, das zur ländlichen Entwicklungspriorität 6 zählt und das touristische Angebot in ländlichen Gebieten verbessern soll.

ELER-Mittel für komplexes Bauvorhaben

Anfangs befand sich das Haus in keinem besonders guten Zustand, erinnert sich die Inhaberin: „Die Substanz war gut, aber das Gebäude stand lange Zeit leer und sah dementsprechend aus: Kaputte Fenster, viel Müll im Inneren und Schmierereien an der Außenwand.“ Zunächst mussten sie den ganzen Müll beseitigen, dann konnten die Gerüstbau- und Dachdeckerarbeiten beginnen. „Das marode Dach wurde komplett entfernt und ein schönes neues Dach errichtet“, erzählt die Inhaberin. Im Juli 2018 feierten sie Richtfest, am 8. Mai 2019 konnten die beiden ihre ersten Gäste in der Pension begrüßen. „Das war ein großartiges Gefühl“, sagt Verena Elschner-Richter. Noch heute staunt sie darüber, wie schön das Haus durch den ELER-geförderten Umbau geworden ist: Im Erdgeschoss, wo sich früher eine Drei-Raum-Wohnung befand, gibt es jetzt einen großen Gemeinschaftsraum mit Couch-Ecke und einer modernen Küche, wo sich die Wanderreiterinnen und -reiter ausruhen, einen Kaffee oder Tee trinken und sich über ihre Erlebnisse austauschen können. Direkt vor dem Haus befindet sich eine gemütliche Terrasse. Hier können die Gäste im Sommer jeden Abend den Sonnenuntergang genießen. In direkter Nähe liegen ein überdachter Reitplatz und ein offener Unterstand: „Dort stehen die Pferde an der frischen Luft, sind aber trotzdem vor schlechtem Wetter geschützt“, erklärt Verena Elschner-Richter. Weil die Pferdereitstation und der Trail sich so nah am Haus befinden, haben die Reiterinnen und Reiter einen freien Blick auf ihre Pferde, wenn sie am Abend auf der Terrasse sitzen.

Ein Farbklecks in der Landschaft

Im Umfeld der Pension erstreckt sich die weite Heidelandschaft mit ihren zahlreichen Wäldern und naturbelassenen Seen, die die Wanderreiterinnen und -reiter tagsüber mit ihren Pferden erkunden können. „Die Region ist für Pferdeliebhaber wirklich wie ein Paradies“, meint Elschner-Richter. Heute erinnern nur noch die alten Fotos, die die beiden nach dem Hauskauf gemacht haben, an den tristen grauen Wohnblock von früher. Die Graffitis sind weg, stattdessen leuchtet die Pension jetzt in strahlend sonnigem Gelb. Das Treppenhaus haben Verena und Michael Elschner-Richter piniengrün streichen lassen. Als der Putz fertig war, begannen sie mit der Innenausstattung: Möbel, Gardinen, Bettwaren, Handtücher, Lampen, Rollos, Geschirr, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Rauchmelder und Feuerlöscher, und so weiter. „Sie glauben gar nicht, was es bei der Einrichtung alles zu Schleppen gab“, sagt Verena Elschner-Richter und lacht. „Die LEADER-Förderung war unser Standbein, mit dem wir unseren Traum schließlich verwirklichen konnten. Die Pension ist der Dreh- und Angelpunkt für alle Angebote, die wir hier für Pferdefreunde schaffen wollten.“ Ein ganz besonderer Teil dieses Angebots ist natürlich der Paddock-Trail. Das Areal ist weitläufig, damit sich die Tiere möglichst viel bewegen können. Der Trail selbst ist als Rundweg konzipiert, sodass die Halterinnen und Halter ihren Pferden viel Auslauf bieten können. Auf dem Trail gibt es außerdem verschiedene Untergründe, um die Pferdehufe optimal zu trainieren, und es gibt einige Wälzplätze sowie eine Wasserfurt. „Wir haben den Trail 2019 in Betrieb genommen und bisher ein durchweg positives Feedback von unseren Gästen dafür erhalten“, sagt Verena Elschner-Richter.

Weitere Pläne für den Ausbau

Die beiden Betreiber haben bereits die nächste Idee aus dem Ärmel geschüttelt: „Als Nächstes haben wir uns den Bau eines zweiten Pferde-Trails vorgenommen“, berichtet Verena Elschner-Richter. „Damit wollen wir die Herde künftig in zwei getrennte Gruppen unterteilen können. Schließlich haben die Tiere ganz individuelle Ansprüche bei der Fütterung, auf die man durch die optimale Haltung so gut wie möglich einwirken will.“ Insofern wird täglich an der weiteren Ausgestaltung des Heide-Trails in Dolle gearbeitet, sodass das Paradies von Verena und Michael Elschner-Richter für Pferd und Mensch mit den Jahren immer schöner, bunter und vielfältiger wird.

(Alexander Lorber – 12.05.2021)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Fotostrecke vom Umbau des Gästehauses am Heide-Trail Dolle:

https://www.heide-trail.de/aus-alt-mach-neu/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Bauernhof wird zum Urlaubsdomizil

ELER-Mittel helfen bei Sanierung und Ausbau des Havelhofes in Nitzow

Der Havelhof in Nitzow ist bereits in der zehnten Generation im Besitz von Familie Spanner. Heute führt Rita Spanner gemeinsam mit ihrem Bruder Wilhelm den idyllischen Vierseitenhof oberhalb der Havel. „Nachdem unsere Eltern 1953 mit meinem Bruder und mir in den Westen flohen, nutzte die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft den Hof bis zur Wende. Doch danach wurde er an die Familie zurück übertragen und wir begannen mit der Sanierung und Rekonstruktion des Wohnhauses“, erzählt sie. Der Hof funktionierte allerdings nicht mehr als Landwirtschaftsbetrieb und entwickelte sich zum Ferienhof: „Im Sommer kommen viele Feriengäste aus ganz Deutschland zu uns, um sich im Elb-Havel-Winkel zu erholen oder den Elberadweg zu erkunden“, sagt sie. 2007 wurden zunächst zwei gemütliche Ferienwohnungen auf dem Hof eingerichtet. Später wurde der ehemalige Kuhstall, den die Urgroßeltern 1885 fertiggestellt hatten, saniert und teilweise ausgebaut. Bei der Sanierung des Innenhofes und beim Ausbau des Kuhstalls mit zwei weiteren Ferienwohnungen halfen den Geschwistern Fördermittel in Höhe von insgesamt rund 100.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie vom Bund und vom Land Sachsen-Anhalt. Die Mittel kamen aus den beiden Teilmaßnahmen „Dorferneuerung und -entwicklung“ und „Touristische Infrastruktur“, die zur ländlichen Entwicklungspriorität 6 zählen und zur lokalen Entwicklung der Dörfer sowie zum Ausbau von touristischen Angeboten auf dem Land beitragen sollen.

Umfangreiche Neugestaltung des Stalls

„Die Sanierung war sehr aufwendig und herausfordernd“, erinnert sich Rita Spanner. „Der Dachstuhl wurde ausgebessert, das Asbestdach entfernt und mit neuen Ziegeln gedeckt. Die Statik des Gebäudes wurde gesichert, der Boden ausgehoben und riesige Findlinge kamen zutage“, erzählt Rita Spanner. Damals standen schwere Baufahrzeuge auf dem Havelhof, die tiefe Löcher im Innenhof hinterlassen haben. Davon ist jetzt, nach abgeschlossener Hofsanierung, nichts mehr zu sehen. Natürlich gab es einige Momente, in denen der Umbau ordentlich an den Nerven gezehrt hat: „Es waren ja die ganze Zeit verschiedenste Gewerke auf dem Hof tätig, die bei der Arbeit aufeinander aufgebaut haben. Wenn es da mal eine Terminverschiebung gab, wackelte plötzlich die ganze Planung, die wir vorher abgesprochen hatten. Aber am Ende hat trotzdem alles wunderbar geklappt“, so die Inhaberin.

Ein Storchennest krönt den sanierten Kuhstall

Wer mit dem Auto oder dem Fahrrad über die Dorfstraße durch Nitzow fährt, kommt garantiert am Havelhof der Geschwister Spanner vorbei, denn der Vierseitenhof befindet sich direkt in der Dorfmitte. Das sorgfältig restaurierte Fachwerkhaus aus dem 19. Jahrhundert mit seinen weißen Fensterläden, seinem Gefache und den zwei Eichensäulen, die das klassizistische Vordach über dem Hauseingang stützen, fällt direkt ins Auge. Gegenüber steht eine alte gotische Feld- und Backsteinkirche. Dahinter kann man in den Wäldern auf Wanderung gehen oder unten am Havelufer spazieren.

Die zwei neuen Ferienwohnungen „Zur Worthe“ und „Unterm Storchennest“ sind 2019 – wie die beiden ersten Ferienwohnungen zuvor auch – vom Deutschen Tourismusverband mit vier Sternen ausgezeichnet worden. Beide bieten genügend Platz, sind mit einem Wohn-Küchen-Bereich, einem Bad und einem separaten Schlafzimmer für zwei Personen ausgestattet. Über eine neue Eichentreppe gelangen die Gäste ins Obergeschoss. Auf dem Giebel des Kuhstalls thront weithin sichtbar ein Storchennest: „Wir schauen Ende März immer schon ganz gespannt nach oben, ob der Storch bereits wiedergekehrt ist, um eine neue Storchenfamilie zu gründen. Für unsere Gäste ist es natürlich ein besonderes Highlight, die Störche bei der Aufzucht ihrer Jungtiere zu beobachten.“

Vorfreude auf zahlreiche Gäste

In der Mitte des Hofes gibt es ein Beet mit Rosen und Sträuchern. An der Pferdestallseite blühen die Hortensien. Der Havelhof ist von seiner Atmosphäre her ein richtiger Bauernhof, aber vor allem ist er ein schönes Domizil für alle, die ihren Urlaub gerne auf dem Land und in der Natur verbringen wollen. Im Sommer stehen Tische und Stühle im Hof, damit die Gäste draußen die Sonne genießen können. „Ohne die ELER-Fördermittel wären wir niemals so weit gekommen. Wir hatten 2016 schon erste Pläne für den Umbau des Hofes. Aber erst die ELER-Mittel haben uns die Möglichkeit gegeben, das schwierige Bauvorhaben beherzt anzugehen“, sagt Rita Spanner.

Nachdem jetzt alle Baumaßnahmen am Hof abgeschlossen sind, freut sich Rita Spanner schon darauf, bald wieder Gäste auf ihrem Hof zu begrüßen: „Wegen der Corona-Pandemie fiel im vergangenen Jahr von März bis Mai die Saison flach, dafür lief aber die Sommersaison blendend.“ Sie hofft, dass bald wieder viele Menschen unbeschwert Urlaub in der Region und auf dem Havelhof machen können.

(Alexander Lorber – 16.04.2021)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Internetauftritt vom Havelhof Nitzow:

https://www.havelhof-nitzow.de/index.htm

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Ein Kunstrasenplatz für Darlingerode

Eine Vision wird Realität – dank der ELER-Förderung

Direkt neben dem Fußballrasenplatz in Darlingerode, einem Ortsteil von Ilsenburg im Landkreis Harz, befand sich noch vor einigen Jahren ein kleiner roter Schotterplatz aus den 80er-Jahren. „Im Winter konnte man dort nicht richtig spielen und wenn es regnete, bildeten sich riesengroße Pfützen“, erinnert sich Maik Fiebiger, Präsident des Vereins SV Darlingerode / Drübeck. „Wir haben uns im Vorstand des Sportvereins regelmäßig darüber ausgetauscht, wie wir diesen Zustand ändern könnten. Unsere größte Vision war, aus dem Schotterplatz einen schönen Kunstrasenplatz zu schaffen. Dafür fehlten uns aber bisher die finanziellen Mittel“, so Fiebiger. Als er von dem Angebot des Landessportbundes Sachsen-Anhalt erfuhr, Sportvereine über Fördermöglichkeiten zu informieren, fuhr er mit einem Vereinskollegen nach Magdeburg. „Dort wurde uns die Förderung über die EU vorgestellt. Wir haben sofort gesagt, das wäre etwas für uns“, erzählt der 50-Jährige. „Dann haben wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigt und mit der LEADER-Aktionsgruppe Harz viele Unterhaltungen darüber geführt, was möglich und was nicht möglich ist“, erläutert der Vereinsvorsitzende.

Kunstrasen und neue Flutlichtanlage

Die Freude war groß, als der Bescheid eintraf, dass der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) den Verein mit LEADER-Mitteln bei der Modernisierung finanziell unterstützt. Rund 90.000 Euro von 145.000 Euro Gesamtkosten kommen aus dem ELER-Programm „Dorfentwicklung – Sportstätten außerhalb von Schulen“, weitere 10.000 Euro vom Land. Die Förderung ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen. Zur Modernisierung der Kleinfeldsportanlage in Darlingerode zählte vor allem die Umwandlung der Spielfläche in Kunstrasen, aber auch die Erneuerung der Flutlichtanlage und Errichtung der Spielfeldbegrenzung. Außerdem wurde ein Entwässerungssystem eingerichtet, damit das Wasser bei Regen abfließen kann. „Wir haben den alten Maschendrahtzaun entfernt und Höhenunterschiede auf dem Platz ausgeglichen. Eine Firma hat dann Platten verlegt, auf denen der Kunstrasen aufgetragen wurde.“ Der Stabmattenzaun wurde etwas höher gezogen. „Vorher sind Bälle öfter mal auf den Scheiben der Nachbarn gelandet. Das ist jetzt aufgrund der erhöhten Begrenzung deutlich weniger geworden“, schmunzelt Fiebiger.

Enge Verbindung zum Verein

Maik Fiebiger ist in Darlingerode aufgewachsen. Er hat mit seinen Großeltern und Eltern direkt am Sportplatz gewohnt: „Ich hatte also schon immer eine Beziehung zum Sportplatz, zum Sport, zu den Sportlern und zu den handelnden Personen dort vor Ort. Deswegen liegt mir das Ganze auch sehr am Herzen.“ Vor rund 17 Jahren kehrte er aus Berlin nach Darlingerode zurück und gründete eine Familie. „Ich bin in den Sportverein eingetreten und habe alte Freunde und Bekannte wiedergetroffen. Es hat nicht lange gedauert, dass ich dort wieder integriert war“, erzählt Fiebiger, der hauptberuflich als Betriebswirt bei der Sparkasse tätig ist. Als Übungsleiter trainierte der leidenschaftliche Fußballer zunächst die Nachwuchsspieler: „Der Anlass war, meinen ersten Sohn zu trainieren. Die Kinder haben sich gefreut, dass ich mitgemacht habe.“ Irgendwann suchte der Verein Funktionäre. Vor drei Jahren nach dem Tod des letzten Präsidenten ließ er sich als erster Vorsitzender des Sportvereins aufstellen. Entstanden ist der Verein SV Darlingerode / Drübeck in den 90er-Jahren aus einer Fusion der Sportvereine in den beiden Dörfern. Heute zählt der Verein mit den Abteilungen Fußball, Tennis und Gymnastik 450 Mitglieder und gehört damit zu den größten Vereinen im Landkreis.

Genug Platz für alle

Die hohe Mitgliederzahl war auch einer der Gründe, warum der neue Kunstrasenplatz so dringend notwendig war. „Wir sind relativ viele Sportler und müssen die Trainingszeiten, die in der Regel nachmittags um 15 oder 16 Uhr losgehen, ganz strukturiert aufteilen. Damit jeder mal trainieren kann, die Kinder und Jugendlichen ebenso wie die Erwachsenen und die beiden Altherren-Mannschaften“, erklärt Fiebiger. Wenn es in Strömen regnet oder Schnee fällt, muss das Training nun nicht mehr ausfallen. Gleiches gilt für die Punktespiele an den Wochenenden. Sie finden jetzt auch bei schlechtem Wetter auf dem Kunstrasenplatz statt. „Es werden sogar schon Spiele aus dem Nachbardorf hierhin verlegt, wenn der Platz dort zu matschig ist“, berichtet Fiebiger. Die Schule darf den neuen Kunstrasenpatz ebenfalls mit nutzen.

Maik Fiebiger freut sich über die vielen positiven Rückmeldungen der Vereinsmitglieder und Dorfbewohner. Er sieht gerne, wenn Kinder am Wochenende dort spielen. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, den Platz nicht abzuschließen. Wir wollen den Platz nicht nur für unseren Verein, sondern für alle haben, die bei uns im Dorf wohnen, auch für alle Urlauber“, erläutert der Familienvater. Er betont: „Da wir im Vorstandsbereich alles ehrenamtlich machen, war das für uns eine immense Aufgabe, die ganzen Unterlagen vorzubereiten. Aber wir haben das für unseren Verein und unser Dorf durchgezogen. Ohne die ELER-Förderung hätten wir uns den Platz nicht leisten können, auch wenn der kleine Handwerksbetrieb nebenan uns noch ein wenig geholfen hätte.“ Für Maik Fiebiger war es das erste Mal, dass er mit EU-Mitteln Kontakt hatte. Er gibt zu: „Europa und Brüssel waren für uns vorher ganz weit weg und kein Thema in unserem kleinen Dorf.“ Mittelfristig will der Verein gerne noch in die Umkleidekabinen, das Sportlerheim und in den Bau einer kleinen Tribüne investieren. „Wir hoffen natürlich, dass es auch in zwei, drei Jahren noch Möglichkeiten gibt, mit Unterstützung der EU diese Pläne finanziell umzusetzen“, so Fiebiger.

(Sylvia Bösch – 16.03.2021)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Internetseite des Sportvereins Darlingerode / Drübeck:

https://www.sv-darlingerode-druebeck.de/

Website der LEADER-Aktionsgruppe Harz:

https://leader-harz.de/

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Urlaub über der alten Bäckerei

LEADER-Mittel für Fachwerksanierung und Ferienwohnung in Stapelburg

Seit einem Jahr lebt Katharina Schlick mit ihrem Verlobten in einem alten Fachwerkhaus in Stapelburg, einem Ortsteil der Gemeinde Nordharz im Landkreis Harz. Im Oktober 2020 kam ihre Tochter zur Welt. Auch ein Hund und eine Katze sind bei Familie Schlick/Leiste zu Hause. In den letzten Monaten gab es viel zu tun für die junge Familie. Schließlich wollen sie noch in diesem Jahr eine Ferienwohnung eröffnen, um naturbegeisterte Touristinnen und Touristen in den Harz zu locken. Stapelburg liegt am Rande des großen Nationalparks Harz. Mit dem Fahrrad ist man in knapp zwei Stunden am Brocken. Der Europaradweg R1 verläuft in direkter Nähe. Aber auch Wandertouren nach Wernigerode oder in die Harzwälder sind sehr beliebt. „Meine Familie lebte viele Jahrzehnte über Pachtverträge in diesem Haus. Ich selbst bin darin groß geworden. Jetzt habe ich zusammen mit meinem Verlobten das Haus erworben und damit begonnen, es zu sanieren“, berichtet die 36-Jährige. Zunächst stand die Sanierung der hübschen Fassade an. Die Ferienwohnung wird gerade eingerichtet. Katharina Schlick ist guter Hoffnung, dass sie schon im Herbst 2021 die ersten Gäste in ihrer Ferienwohnung begrüßen kann. Bei der Sanierung des Hauses helfen ihr Fördermittel in Höhe von rund 35.500 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie vom Bund und vom Land Sachsen-Anhalt. Die Mittel kommen aus der Teilmaßnahme „Touristische Infrastruktur“ im Rahmen der Maßnahme „Dorferneuerung und -entwicklung“. Sie zählt zur ländlichen Entwicklungspriorität 6 und soll zur Stärkung der wirtschaftlichen Entwicklung auf dem Land beitragen.

Früher war auf dem Hof eine Bäckerei

Das alte Haus steckt voller Geschichten, erzählt Katharina Schlick: „Mein Großvater war früher Bäcker und hat hier eine Bäckerei betrieben. An das Wohnhaus angrenzend befindet sich noch immer die ehemalige Backstube und der alte Backofen.“ Von den Obstbäumen im Garten wurden damals Äpfel, Birnen, Kirschen und Zwetschgen geerntet und für die Zubereitung von Kuchen in der Bäckerei verwendet. Sie und ihr Verlobter haben lange überlegt, wie sie das große Haus am besten nutzen könnten: „Die Idee mit der Ferienwohnung gefiel uns am besten, weil wir ja hier in direkter Nähe zum Nationalpark leben. Man kann mit dem Fahrrad oder zu Fuß herrliche Tagestouren durch den Harz unternehmen. Wer ein paar Tage das idyllische Landleben und die Natur genießen will, ist bei uns goldrichtig.“ Doch bis es soweit ist, gibt es noch eine Menge zu tun. Die Sanierung der Fassade ist schon fertig. Dabei wurde die Hauswand zusätzlich gedämmt und mit einer Wetterschale versehen, um das empfindliche Fachwerk vor Schlagregen zu schützen. Als Nächstes wird ein Außenbalkon mit Treppe im ersten Stock angebracht, damit die Feriengäste in Zukunft einen separaten Zugang zur Ferienwohnung haben, und schließlich soll auch der Garten umgestaltet werden. „Unsere Gäste sollen sich auf dem Hof wohlfühlen“, sagt die frischgebackene Mutter.

Der Bau der Ferienwohnung ist in vollem Gange

Aktuell konzentriert sich die Familie vor allem auf die Innenausstattung der neuen Ferienwohnung. Auf rund 50 Quadratmetern sollen zwei bis maximal drei Personen wohnen können. Die Ausstattung umfasst einen gemütlichen Wohnbereich, ein Bad mit Dusche, ein Schlafzimmer und eine kleine Küche. „Mir war bei der Ausstattung wichtig, dass sich unsere Gäste auch selbst verpflegen können. Wir sind hier schließlich auf dem Land und nicht in Wernigerode, wo man an jeder Ecke ein Restaurant oder ein Café findet“, meint Katharina Schlick. Wobei es in naher Zukunft vielleicht auch in Stapelburg ein neues Café geben könnte: „Wenn die Ferienwohnung gut ankommt, könnte ich mir vorstellen, dass wir später auch ein kleines Hof Café eröffnen“, sagt sie. „Die Räume der ehemaligen Backstube würden sich dafür perfekt eignen. Und im Sommer kann man den Innenhof prima nutzen, um draußen Tische aufzustellen.“ Katharina Schlick ist sich sicher: „So ein Café wäre nicht nur für radelnde und wandernde Gäste eine gute Gelegenheit, hier im Ort eine kurze Rast einzulegen, sondern könnte sich auch zum sozialen Treffpunkt für die Anwohnerschaft in Stapelburg entwickeln“.

Vom ELER in der Zeitung erfahren

Zunächst steht jedoch die Fertigstellung der Ferienwohnung im Vordergrund. Schon beim Einzug war Katharina Schlick und ihrem Verlobten klar, dass sie viel Geld in ihr Vorhaben investieren müssten. Immerhin knapp 100.000 Euro hat die Sanierung bisher gekostet. „Aber wir würden das Landleben gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen. Ich bin fest überzeugt, dass sich die Mühen und Investitionen am Ende lohnen werden.“ Und gerade in der Startphase waren die Fördermittel von EU, Bund und Land ein gutes Polster, sagt Schlick: „Ich habe durch Zufall in der Lokalzeitung von der LEADER-Förderung gelesen. Also habe ich einfach beim LEADER-Regionalmanagement angerufen und mich beraten lassen“, erinnert sie sich. „Ich habe unsere Ansprechpartnerin Angelika Fricke dann auf unseren Hof eingeladen, um ihr zu zeigen, was wir hier planen. Sie war begeistert und ermutigte mich, den Förderantrag zu stellen. So kam der Stein ins Rollen.“ Die Familie hofft, dass sie die Corona-Pandemie im Herbst nicht an der Eröffnung ihrer Ferienwohnung hindern wird. „Ich freue mich schon darauf, die ersten Urlauberinnen und Urlauber hier in Stapelburg begrüßen zu dürfen“, sagt Katharina Schlick.

(Alexander Lorber – 08.03.2021)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Informationen über den Nationalpark Harz:

https://www.nationalpark-harz.de/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Bockwindmühle in Sachsendorf gerettet

Verein saniert historische Mühle mit ELER-Mitteln

„Ein Bruststück, an dem zwei Mühlenflügel befestigt sind, war sehr morsch. Die Flügel mussten schnellstens abgenommen werden, damit die Mühle nicht umkippt“, erinnert sich Constance Radespiel. Bereits seit ihrer Kindheit ist sie mit der 320 Jahre alten Bockwindmühle eng verbunden, die südlich der Stadt Barby am Nordrand von Sachsendorf steht. Die Bockwindmühle zählt zum ältesten Windmühlentyp in Europa. Kennzeichnend ist, dass das gesamte Mühlenhaus auf einem einzelnen dicken Pfahl steht, der senkrecht auf einem hölzernen Stützgestell, dem sogenannten Bock, befestigt ist. Diese Konstruktion ermöglicht es, die komplette Mühle je nach Windrichtung zu drehen.

Direkt neben der Mühle befindet sich Constance Radespiels Elternhaus. Ihre Mutter ist die Tochter des Müllermeisters Albert Liebeherr, der zuletzt die Mühle bis zum Jahr 1937 betrieben hat. Constance Radespiel erzählt: „Zu dieser Zeit war die Mühle schon nicht mehr rentabel. In Sachsendorf entstanden damals 27 Bauernhöfe, die aus der preußischen Domäne Patzetz hervorgingen, sodass eine Mühle gebraucht wurde. Daher hat mein Großvater im Nebengebäude eine Motormühle errichtet, die schneller und profitabler mahlen konnte.“ Seitdem wurde die Windmühle nicht mehr genutzt. Sie war dem Verfall ausgesetzt. „Zu DDR-Zeiten war es quasi unmöglich, solch ein Denkmal zu erhalten. Niemand hat sich dafür interessiert. Dann kam die Wendezeit und mit ihr etwas Aufbruchsstimmung.“ So gründete ihr Vater Gustav Radespiel am 1. März 1991 den Verein „Freundeskreis Mühle Sachsendorf e. V. “, der die Windmühle mit Hilfe von Fördermitteln als technisches Denkmal bis 1995 wieder voll funktionstüchtig aufbauen konnte. Auch der heutige Vereinsvorsitzende Martin Häniche zählt zu den Gründungsmitgliedern und ist seitdem sehr an den Vereinsaktivitäten sowie der laufenden Pflege und Erhaltung der Mühle beteiligt.

Mühle soll als technisches Denkmal erhalten bleiben

Bei einer Routinekontrolle im Jahr 2017 wurden neben dem morschen Bruststück noch einige weitere Schäden an den Flügeln, an den die Mühle tragenden Fugbalken und am Mühlenbock festgestellt. Sie mussten zeitnah behoben werden. Ansonsten hätten sich die Schäden verschlimmert und die Sachsendorfer Bockwindmühle hätte ihre Funktion als technisches Denkmal verloren. Das wollten Constance Radespiel und Martin Häniche auf jeden Fall verhindern. Aus eigener Kraft konnte der Verein die Reparaturkosten jedoch nicht aufbringen. Daher reichte der Verein einen Antrag ein, um die Mühle mit Hilfe von EU-Mitteln sanieren zu lassen. „Dabei hat uns Torsten Neitzel unterstützt. Er ist Mühlenfachmann und schon als 16-Jähriger zu unserer Mühle gekommen“, so Radespiel. Der Antrag hatte Erfolg: Über eine LEADER-Förderung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) erhielten sie, ergänzt durch Landes- und Bundesmittel, rund 49.000 Euro. Die Mittel stammen aus dem ELER-Programm „Touristische Infrastruktur im Rahmen von Dorfentwicklung und Dorferneuerung“. Die Förderung ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen.

Spendenaufruf hat Erfolg

Im Rahmen der EU-geförderten Sanierungsarbeiten hat die Mühle unter anderem zwei neue Bruststücke, ein neues Flügelpaar und zwei neue Bockschwellen erhalten. Außerdem wurden die Zugstange und die Flügelwelle erneuert, ein neuer Sicherungsbolzen eingebaut und der Fugbalken stabilisiert. Mehr als 21.000 Euro musste der Verein „Freundeskreis Mühle Sachsendorf“ allerdings an privaten Mitteln aufbringen, um die LEADER-Förderung beantragen zu können. Deshalb startete er einen Spendenaufruf. „Wir waren positiv überrascht, dass doch so viele bereit sind, etwas für den Erhalt der Mühle zu spenden. In einem Dorf spricht sich so etwas zum Glück schnell herum“, freut sich Constance Radespiel. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) stellte 10.000 Euro für die Instandsetzung der Bockwindmühle in Barby-Sachsendorf zur Verfügung. 

Zwei Mühlenfeste pro Jahr

Constance Radespiel ist sehr froh, dass es durch die LEADER-Fördermittel sowie die Spendengelder gelungen ist, die Mühle vor dem Verfall zu retten. „Ich finde es gut, dass solche Projekte wie unsere historische Bockwindmühle europaweit von der EU gefördert werden“, betont sie. Inzwischen lebt und arbeitet sie in Berlin, kommt aber gerne regelmäßig in ihre Heimat, etwa um ihre Mutter oder eines der Mühlenfeste zu besuchen. Jedes Jahr veranstaltet der Verein zwei Mühlenfeste an der Bockwindmühle. Das erste findet am Pfingstmontag zum „Deutschen Mühlentag“ statt und das zweite am zweiten Sonntag im September zum „Tag des offenen Denkmals“. „Der Verein verkauft Kuchen und Getränke, es wird gegrillt und die Tanzgruppe oder Kinder aus Sachsendorf führen etwas auf“, erläutert Radespiel. Neben den im Dorf lebenden Menschen kommen auch gerne Motorrad- oder Fahrradgruppen vorbei. Constance Radespiel hofft, dass zumindest das Mühlenfest im September wieder stattfinden kann. Denn durch die Corona-Pandemie mussten die letzten Mühlenfeste im Jahr 2020 leider ausfallen, sodass die neu sanierte Bockwindmühle noch gar nicht richtig gefeiert werden konnte. „Wenn man auf Sachsendorf zufährt, erblickt man die Mühle direkt. Sie steht leicht erhöht auf einem Hügel, damit sich ihre Flügel besser im Wind drehen können. Die Bockwindmühle gehört einfach zu Sachsendorf dazu“, so Radespiel.

(Sylvia Bösch – 12.04.2021) 

Service:

Die Bockwindmühle in Sachsendorf ist als besondere Sehenswürdigkeit im Salzlandkreis in das Projekt „Salzländer Kulturstempel“ aufgenommen worden. So kann man seinen Besuch an der Mühle durch einen Stempel dokumentieren. Die Stempelkiste befindet sich neben der Einfahrt zur Mühle.

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Erwähnung der Windmühle Sachsendorf auf der Website der Deutschen Stiftung Denkmalschutz:

https://www.denkmalschutz.de/presse/archiv/artikel/besuch-in-der-windmuehle-sachsendorf.html

Webseite der LEADER-Region Elbe-Saale:

https://leader-elbe-saale.de/

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Hier lebt die Gemeinschaft

ELER ermöglicht neues Dorfgemeinschaftshaus in Hillersleben

Seit 2010 gehört die Ortschaft Hillersleben im Landkreis Börde zur Gemeinde Westheide. Mit der Schließung der Gaststätte „Kastanieneck“ im Jahr 2013 brach den Bürgerinnen und Bürgern ein wichtiger sozialer Treffpunkt im Ortsteil weg. „Das war für die Anwohnerschaft schon eine Zäsur“, erzählt der Bürgermeister von Westheide, Hans Hirche. „In der Gaststätte gab es einen größeren Saal, in dem private und öffentliche Veranstaltungen aller Art stattfinden konnten. Doch mit der Schließung gab es auf einmal keinen Raum mehr für die kommunalen und dörflichen Aktivitäten.“ Zwar verfügt die Gemeinde Westheide über ein eigenes Dorfgemeinschaftshaus im etwa 17 Kilometer entfernten Ortsteil Born, das 2011 aus eigenen Mitteln errichtet wurde. Weil die zur Gemeinde Westheide gehörenden Ortschaften im Umfeld aber so weit verteilt sind, brauchte die Gemeinde eine weitere Gemeinschaftseinrichtung. Seit Ende November 2019 gibt es nun direkt neben der alten Klosterkirche in Hillersleben ein neues Dorfgemeinschaftshaus. Bei der Errichtung des Hauses wurde die Gemeinde Westheide vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) mit einem Zuschuss in Höhe von rund 168.000 Euro unterstützt. Denn der ELER fördert im Rahmen der Maßnahme „Dorferneuerung und -entwicklung“ über die ländliche Entwicklungspriorität 6 auch Maßnahmen zum Erhalt und zur lokalen Entwicklung von Dörfern in den ländlichen Gebieten Sachsen-Anhalts.

Ein altes Wirtschaftshaus wurde abgerissen

Wo jetzt das neue Dorfgemeinschaftshaus steht, befand sich zuvor ein Wirtschaftshaus, das von der Freiwilligen Feuerwehr Hillersleben als Versammlungsraum genutzt wurde. „Die Bausubstanz befand sich in einem schlechten Zustand, sodass eine Sanierung kaum Sinn gemacht hätte. Also haben wir das Gebäude 2017 abgerissen und an selber Stelle mit dem Bau des neuen Dorfgemeinschaftshauses begonnen“, berichtet Bauamtsleiter Christian Meseberg. Jetzt ist das Gemeindehaus fertig und es wurde bis zum Beginn der Corona-Pandemie auch rege von den Bürgerinnen und Bürgern in Hillersleben genutzt. Zum Beispiel finden hier regelmäßig die Gemeinderatssitzungen statt. Aber auch die Hillersleber Ortsgruppe der Volkssolidarität, eine Volkstanzgruppe, der noch junge Verein für ein familienfreundliches Hillersleben und die lokale Schlaganfallgruppe haben das Dorfgemeinschaftshaus schon für Treffen genutzt. In dem Haus sind darüber hinaus auch private Feiern, Jubiläen oder Bürgerversammlungen möglich. Bis zu 50 Plätze stehen dafür zur Verfügung. „Wir haben die Verwaltung und Vermietung des Gemeinschaftshauses mittlerweile an ein ehrenamtlich engagiertes Ehepaar aus Hillersleben übertragen können“, erzählt Bürgermeister Hans Hirche. „So gibt das neue Gebäude letztlich allen Bürgerinnen und Bürgern und Vereinen die Gelegenheit, an der Entwicklung des Gemeinwesens aktiv teilzunehmen und sich zu engagieren.“

Rastplatz für Tagestourismus

Direkt hinter dem Dorfgemeinschaftshaus ragt die Klosterkirche St. Laurentius empor. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts gegründet, zählt sie zu den frühesten Klostergründungen in Mitteldeutschland und ist Teil der Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt. „Weil Hillersleben direkt am Aller-Elbe-Radweg liegt, kommen viele Urlauberinnen und Urlauber auf dem Fahrrad oder auf Wandertour am Ort vorbei“, sagt Hans Hirche. Da sich im Gemeinschaftshaus ein barrierefreies WC und vor der Kirche ein kleiner Rastplatz befinden, ist der Standort ideal für regionale Tagestouristinnen und -touristen, um eine kurze Pause einzulegen. Insofern wertet die Einrichtung nicht nur das Gemeindeleben auf, sondern trägt auch zum Ausbau der touristischen Infrastruktur im Landkreis bei. „Gerade die Radlerinnen und Radler gönnen sich an der Klosterkirche gerne eine kurze Auszeit und nutzen die Gelegenheit, um sich das Kloster von außen anzugucken“, berichtet der Bürgermeister.

ELER schafft Räume für ein aktives Dorfleben

Der Bau des Dorfgemeinschaftshauses hat insgesamt rund 288.000 Euro gekostet, wovon die Gemeinde durch den Zuschuss aus dem ELER etwa 119.000 Euro aus eigenen Mitteln übernahm. Für die Gemeinde Westheide war die finanzielle Unterstützung durch den ELER in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall. Hans Hirche: „Wir wollen die Lebensqualität im ländlichen Raum aufwerten, und dafür ist es wichtig, die entsprechenden Räumlichkeiten für ein aktives Vereinsleben bereitzustellen.“ Schließlich macht sich der demographische Wandel auf dem Land besonders bemerkbar, wo die Kommunen mit sinkenden Geburtenzahlen und Abwanderung zu kämpfen haben. Da ist jede Investition in die soziale Infrastruktur ein wichtiger Meilenstein. „Natürlich wollen wir mit der Maßnahme auch dazu beitragen, junge Bürgerinnen und Bürger sowie Familien im Ort zu halten“, sagt der Bürgermeister. „Insofern sind die EU-Fördermittel eine lohnende Investition in die Zukunft unserer Dörfer.“ Aufgrund der Corona-Pandemie bleiben die Pforten des neuen Dorfgemeinschaftshauses leider bis auf Weiteres geschlossen. Aber sicher wird das Haus schon bald wieder zum florierenden Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft von Hillersleben werden.

(Alexander Lorber – 02.03.2021)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Infos über Hillersleben auf der Website der Gemeinde Westheide:

https://www.elbe-heide.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=5083

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Große Investition beim Schützenverein Jersleben

Neuer Kugelfang für den Schießstand mit ELER-Mitteln errichtet

Die Jerslebener Sportschützen mussten in den letzten Monaten viel Geduld aufbringen. Wegen der Corona-Pandemie war der Schießbetrieb im Frühjahr 2020 über mehrere Monate hinweg eingestellt. Erst im Sommer konnten die rund 74 Vereinsmitglieder das Training wieder aufnehmen. „Sogar das beliebte Osterfeuer musste in diesem Jahr wegen der Gefahr durch das Coronavirus ausfallen“, berichtet der Vereinsvorsitzende Ralf Geipel. Dabei hat sich in den letzten Jahren viel bewegt beim Schützenverein Jersleben. So erfolgten 2018 umfangreiche Umbauarbeiten an der Schießbahn. Wo sich früher ein alter Holzgeschossfang befand, entstand ein moderner, überdachter Sandgeschossfang. Beim Umbau halfen dem Verein Fördermittel in Höhe von rund 36.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Der Fonds berücksichtigt im Rahmen des Programms „Dorferneuerung und -entwicklung“ auch Sportstätten außerhalb von Schulen und wird der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zugeordnet.

ELER-Mittel haben die Sanierung unterstützt

Ein Kugelfang soll Geschosse, die aus Kurz- und Langwaffen heranschnellen, sicher abfangen. So wird sichergestellt, dass die Geschosse nicht in der Landschaft verschwinden und keine Querschläger den Schützinnen und Schützen gefährlich werden können. „Der alte Kugelfang war aus gestapelten Holzstämmen errichtet worden und entsprach damit nicht mehr den aktuell geltenden Richtlinien für die Errichtung, die Abnahme und den Betrieb von Schießständen“, erklärt Ralf Geipel. Deshalb war der Umbau unausweichlich. Allerdings war der Kredit für die gesamte Schießanlage noch nicht vollständig abbezahlt. „Hätten wir den neuen Kugelfang wieder über einen Kredit finanziert, wäre der Verein über viele Jahre hinaus hoch verschuldet gewesen“, so Geipel. Zum Glück kam alles anders, erinnert sich der Vorsitzende: „Die damalige Bürgermeisterin der Gemeinde Niedere Börde, Erika Tholotowsky, hat uns auf ein Förderangebot hingewiesen, um die Kosten für den Verein so niedrig wie nur möglich zu halten. So wurde die Maßnahme schließlich durch das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten begleitet und gefördert.“ Dank der ELER-Fördergelder ist der Schützenverein Jersleben trotz der hohen Investitionssumme von mehr als 40.000 Euro heute schuldenfrei. „Die Corona-Pandemie hat zwar unser Vereinsleben stark eingeschränkt, aber da wir im Gegensatz zu vielen anderen Sportvereinen kaum laufende Ausgaben haben, sind wir finanziell ganz gut durch die Krise gekommen“, erzählt Ralf Geipel.

Sandhaufen fangen die Geschosse ab

Der Umbau des Kugelfangs brachte einige Herausforderungen mit sich. Die großen Sandhaufen, die die Geschosse auffangen sollen, nehmen durch die Schüttwinkel in der Tiefe wesentlich mehr Platz ein als der frühere Holzstapel. Aus diesem Grund musste auch der Wall um einige Meter nach hinten versetzt werden, erklärt Ralf Geipel: „Sonst hätten wir den ganzen Schießstand mitsamt Schießhütte verlegen müssen.“ Anschließend wurde noch eine der Norm entsprechende Stahlbetondecke über den Fang gezogen, damit der Sand bei Regen nicht nass wird. Vor den aufgeschütteten Sandhaufen hängen die runden Schießscheiben. Diese können die Schützen mit einer Seilzuganlage nach vorne ziehen, um ihre Trefferzahl zu prüfen. Geht ein Schuss daneben, schlägt die Kugel direkt in den Sandhaufen ein. Später kann sie mit einem Sandsieb sauber herausgeholt und erneut verwendet werden. „Durch die Förderung ist es uns gelungen, den Kugelfang fristgerecht den neuen Auflagen entsprechend umzubauen. Dadurch konnten wir den kompletten Schießstättenbetrieb weiter aufrechterhalten“, freut sich der Vorsitzende.

Die neue Anlage kommt gut an

Mit den Hygienemaßnahmen können die Vereinsmitglieder jetzt wieder nach Herzenslust trainieren. Auf vier 100-Meter-Bahnen sind Geschossenergien bis zu 7.000 Joule und Durchmesser von maximal Kaliber 75 zugelassen. In Joule wird in der Ballistik die Geschossenergie angegeben, während das Kaliber ein Maß für den Außendurchmesser von Projektilen und den Innendurchmesser vom Lauf einer Waffe ist. Der Luftdruckstand verfügt über fünf Bahnen und ist ebenfalls mit einer Seilzuganlage ausgestattet. Hier sind Luftdruckwaffen und Armbrüste bis Kaliber 4,5 und 7,5 Joule zugelassen. Für Bogenschützen gibt es auf dem Schützenplatz zudem noch einen Bogenplatz, auf dem sie Entfernungen zwischen 30 bis 90 Metern üben können. Alle Bogenarten vom Longbow über Olympic Recurve bis Compound sind erlaubt. Derzeit sind 56 Kugel- und 18 Bogenschützen im Schützenverein Jersleben aktiv. Sie alle haben das stillgelegte Vereinsleben in der Zeit des Corona-Lockdowns vermisst. Auf dem modernisierten Schießstand fühlen sie sich sehr wohl: „Das hat die Baufirma richtig professionell ausgeführt. Der Schießstand macht nun richtig was her“, lobt Ralf Geipel. Zudem bietet der neue Kugelfang auch einige spürbare Vorzüge für die Schützinnen und Schützen: „Zum Beispiel ist der Aufwand für die Pflege des Kugelfangs nun erheblich geringer, weil statt dem regelmäßigen Aus- und Neusortieren der Holzstämme jetzt nur noch das Sandsieb zum Einsatz kommt“, verrät Ralf Geipel. „Das war früher schon eine ziemlich schweinische Angelegenheit, das ganze pulverisierte Holz aus dem Fang herauszuholen.“

(Alexander Lorber – 22.12.2020)

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Weitere Quellen:

Website des Schützenvereins Jersleben e.V.:

https://www.sv-jersleben.de/

Geschichte des Ortsteils Jersleben auf der Website der Einheitsgemeinde Niedere Börde: https://www.niedere-boerde.de/seite/396549/die-geschichte-der-ortschaft-jersleben.html

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Begegnungsort für Jugendliche aus der ganzen Welt

Europa-Jugendbauernhof Deetz e. V. erhielt EU-Mittel für neue Seminarräume

Zwischen Dessau und Magdeburg befindet sich der Europa-Jugendbauernhof Deetz e. V. in Zerbst/Anhalt. Seit rund 26 Jahren kommen Jugendliche aus vielen Ländern und vor allem aus Europa im Sommer dorthin. „Im Jahr 2020 durften wir hier aufgrund der Corona-Krise keine ausländischen Jugendlichen betreuen. Ansonsten haben wir jedes Jahr mit ihnen viele landwirtschaftliche Projekte durchgeführt“, sagt Ulrich Weimeister, Vorsitzender und Leiter des Europa-Jugendbauernhofes. Seine Mutter hat den Bauernhof aus der Taufe gehoben „Sie hat den Zweiten Weltkrieg erlebt und wollte, dass hier Völkerverständigung und internationale Jugendarbeit aufgebaut wird“, erklärt Weimeister. Im Jahr 1996 gründete Margrit Weimeister für den Europa-Jugendbauernhof einen gemeinnützigen Verein und kann seitdem ihre Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe verwirklichen. Auf dem Hof können Kinder und Jugendliche aus Ländern wie Russland, Frankreich und Italien, aber auch dem asiatischen Raum nicht nur Deutschland und die deutsche Kultur kennenlernen, sondern auch neue Freundschaften knüpfen. „Die Jugendlichen kochen und wohnen gemeinsam unter einem Dach. Damit versuchen wir hier in puncto Frieden, Freundschaft und Völkerverständigung einen kleinen Beitrag zu leisten“, sagt der Erzieher, der seit 2008 für den Verein tätig ist. „Außer Australien haben wir von jedem Kontinent schon Menschen hier gehabt, die am Aufbau des Hofes mitgewirkt haben. In den letzten 26 Jahren waren es mehr als 1.200 Jugendliche aus der ganzen Welt.“

ELER hat erneut Sanierung von Räumen unterstützt

Das Schullandheim besteht aus zwei Häusern mit insgesamt 83 Betten und lebt vor allem von Klassen- und Gruppenfahrten. Außerdem verbringen viele Kinder dort ihre Ferienfreizeit oder Reiterferien. Für die Kinder- und Jugendarbeit betreibt der Verein einen bäuerlichen Zweckbetrieb und einen Hofladen zum Vermarkten eigener Produkte wie Honig und Gemüse. „In den letzten Jahren haben wir mit Hilfe der Förderung des Landes Sachsen-Anhalt und der EU sieben Umbauten gemacht, sodass wir die Räume mit Angeboten für Kinder und Jugendliche stetig verbessern konnten“, erzählt Weimeister. Auch ein Klassenzimmer in einem Pferdestall, in dem die Kinder auf Stroh sitzen können, wurde durch eine EU-Förderung über den LEADER-Ansatz ermöglicht. 2019 konnte er mit einer weiteren LEADER-Förderung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) das Dachgeschoss im Haus 3 ausbauen sowie weitere Räume im Erdgeschoss des Gebäudes sanieren lassen. Von den rund 284.000 Euro Gesamtkosten stammen 126.000 Euro aus dem ELER-Programm „Touristische Infrastruktur im Rahmen von Dorfentwicklung und Dorferneuerung“. Die Förderung ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen.

Mit den EU-Mitteln entstanden zwei neue barrierefreie Seminarräume. Außerdem wurde die Heizungstechnik energieeffizient von Öl auf Gas umgerüstet und die Fenster mit modernen Jalousien versehen. „Weil wir dort oben auch tagsüber Videovorträge oder Filme zeigen, zum Beispiel über die Biene. Dann ist es schön, wenn abgedunkelt werden kann“, findet Weimeister. Auch neue Stühle, Lampen und Tische waren Teil der Finanzierung sowie ein Treppenlift, der Kinder und Jugendliche mit Bewegungseinschränkungen ins Dachgeschoss befördert. Schließlich sind noch sechs neue Toiletten im Dach- und Erdgeschoss entstanden sowie zwei renoviert worden. 

Sehen, wie Störche ihre Jungen füttern

Das Besondere am Europa-Jugendbauernhof sei die Vielfalt, die junge Menschen dort auf einer Fläche von mehr als 10.000 Quadratmetern erleben. Der kinderliebe Hofhund – Labrador Yellow – und vom Aussterben bedrohte Haustiere wie Harzer Ziegen und Deutsche Sattelschweine aus eigener Zucht freuen sich über jede Streicheleinheit. Im Garten werden Getreide und Kulturen wie Mais, Kartoffeln und Rüben angebaut. Auf dem Hof gibt es ein Kneipp-Fußbecken und einen Trinkbrunnen sowie verschiedene Arten von Lehrräumen. Im Essraum können die Kinder und Jugendlichen über einen Bildschirm beobachten, wie Störche ihre Jungen füttern. Dafür wurde das Storchennest auf dem Hof mit einer Kamera ausgestattet. Außerdem haben die Jugendlichen die Möglichkeit, in einem Werkraum zu basteln, in einem großen Backofen Brot zu backen und in der barrierefreien Küche gemeinsam zu kochen. Im Bauernhof-Theater hat mancher seine erste Bühnenerfahrung gesammelt. Gruppen können darüber hinaus aus einer Vielzahl von Projekten rund um aktuelle Themen aus Landwirtschaft und Umwelt wählen, wie zu nachwachsenden Rohstoffen, erneuerbaren Energien und Artenschutz.

Räume für größere Gruppen im Winter

„Ich bin wirklich dankbar, dass wir durch die Investitionen den Kindern jetzt auch in der schlechten Jahreszeit beheizbare Räume anbieten können“, betont der Leiter. Die neuen Seminarräume sind mit einer Tafel, einem Beamer, einem Klavier sowie einer Bluetooth-Musikanlage ausgestattet. In einem der Räume befindet sich eine Indoor-Kegelbahn, die man nach Bedarf auch abbauen kann, um den Raum anderweitig zu nutzen. „Wir sind jetzt auch ganzjährig in der Lage, größere Gruppen wie Sportvereine oder Chöre zu betreuen“, freut sich Weimeister. Leider hatte auch der Europa-Jugendbauernhof in diesem Jahr große Einbußen durch die Corona-Pandemie. In seiner ehrenamtlichen Funktion als Landesvorsitzender der Schullandheime von Sachsen-Anhalt setzt sich Ulrich Weimeister für die Förderung von Schullandheimen ein: „Kinder sind unsere Zukunft und in die müssen wir investieren.“

(Sylvia Bösch – 11.12.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Website des Europa-Jugendbauernhofes Deetz:

https://www.europa-jugendbauernhof-deetz.de

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:


https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Sanierung am Elbdeich bei Heinrichsberg

3,5 Millionen Euro aus ELER-Mitteln für den Hochwasserschutz

Das schwere Hochwasser im Juni 2013 sorgte auch im Bördekreis für zahlreiche Schäden an Deichen und in den naheliegenden Ortschaften. Deshalb hat der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) in den Jahren danach die Deichanlagen auf Schäden und potenzielle Schwachstellen untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass der linke Elbdeich bei Heinrichsberg für den bestmöglichen Schutz vor Hochwassern einigen Sanierungsbedarf aufweist. Etwa weil er den notwendigen Meter Freibord nicht erfüllt. Der Freibord bezeichnet den einkalkulierten Abstand zwischen dem Bemessungswasserstand und der höher liegenden Kante eines Bauwerks, also zum Beispiel der Oberkante des Deiches. Selbst bei extremem Hochwasser sollte der Deich mindestens noch einen Meter über dem Elbpegel liegen. „Dabei gehen wir stets von einem Hochwasserereignis aus, wie es statistisch alle hundert Jahre vorkommt“, erklärt Thomas Kriese, der beim LHW im Bereich Deichrückverlegung und Polder für das Großprojekt bei Heinrichsberg zuständig ist. „Selbst bei hohem Wellengang und stürmischem Wetter soll so sichergestellt werden, dass der Deich hält und das Wasser nicht über die Deichkrone schwappt“, sagt Kriese. Die DIN-gerechte Sanierung des linken Elbdeiches bei Heinrichsberg wird aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gefördert. Der Fonds berücksichtigt unter anderem Maßnahmen für die Verbesserung des Hochwasserschutzes, die der ländlichen Entwicklungspriorität 3 b des ELER in Sachsen-Anhalt zuzuordnen sind. Im September 2019 haben die Bauarbeiten begonnen. Die Corona-Pandemie hat das Vorhaben bisher zum Glück kaum verzögert. Im Juni 2021 sollen voraussichtlich alle Maßnahmen abgeschlossen sein.

Der Elbdeich trotzt den Fluten

Zum Durchbruch ist es im Sommer 2013 am Elbdeich zwar nicht gekommen, aber es wurden zahlreiche Maßnahmen erforderlich, um die Schutzfunktion des Deiches auch in Zukunft zu gewährleisten. „Da sich in direkter Nähe ein Kalisalzbergwerk der K+S Minerals and Agriculture GmbH befindet, wird in diesem Bereich mit einer Geländeabsenkung von bis zu 30 Zentimetern bis zum Jahr 2064 durch den Kalibergbau gerechnet. Diese Absenkung musste auf den einen Meter Freibord addiert werden“, so Kriese. Das führt dazu, dass der Deich an einigen Stellen um 110 Zentimeter erhöht werden muss. Die zusätzlichen Kosten, die unter Berücksichtigung der prognostizierten Bergsenkungen durch den Kalibergbau im Rahmen des Projekts entstehen, werden von der K+S übernommen. Mit der Erhöhung wird die Krone künftig einen Meter breiter. Außerdem verfügte der Elbdeich im Bereich bei Heinrichsberg über einen im Hochwasserfall nur bedingt nutzbaren Deichverteidigungs- bzw. Landwirtschaftsweg am landseitigen Deichfuß. Ein Deichkontrollweg fehlte vollständig, was eine effektive Kontrolle bei Hochwasser und eine Sicherung des Deiches im Ernstfall erschwert. „Also wurden landseitig auf einer Berme ein neuer, kombinierter Deichverteidigungsweg, welcher auch als Landwirtschaftsweg genutzt werden kann und auf der Krone ein Kontrollweg errichtet, damit der Deich im Ernstfall mit schweren Fahrzeugen befahrbar ist“, erklärt Kriese.

ELER sorgt für umfassenden Schutz

Der Bau eines stabilen Hochwasserschutzdeiches erfordert enorme Geldsummen. Daher ist die finanzielle Unterstützung von Großprojekten wie am Elbdeich bei Heinrichsberg fast unabdingbar. Zu den Gesamtkosten in Höhe von rund 4,6 Millionen Euro steuert die EU einen beachtlichen Anteil von 75 Prozent, also rund 3,5 Millionen Euro, bei. Das Land Sachsen-Anhalt beteiligt sich mit etwa 1,1 Millionen Euro an dem Vorhaben. „Durch diese Unterstützung wird es überhaupt erst möglich, einen sicheren Hochwasserschutz für die umliegenden Gemeinden herzustellen“, betont Thomas Kriese. Damit der Elbdeich einem Hochwasser wie im Juni 2013 auch in Zukunft standhalten kann, wird er zum Zwei-Zonen-Deich ausgebaut. Dafür sind zwei Hauptschichten erforderlich: Der eigentliche Deichkörper, die erste Zone, besteht aus einem Zwischenmaterial, das nicht zu undurchlässig, aber auch nicht zu durchlässig ist. Und auf der Landseite sorgt eine wasserdurchlässige Drainageschicht aus sandigem Material, die zweite Zone, dafür, dass in den Deichkörper eingedrungenes Wasser abgeführt wird, ohne dabei Feinmaterial auszuspülen. „Es ist gar nicht schlimm, wenn der Deich durchsickert wird und Wasser am Deichfuß auf der Landseite austritt“, meint Thomas Kriese. Wichtig sei nur, dass kein Material aus dem Deichkörper herausgespült wird: „Der vorhandene Deich war an dieser Stelle nicht in Schichten gebaut, sondern hatte eine recht homogene Masse. Somit bestand das Risiko, dass beim Hochwasser Feinmaterial aus dem Deichkörper gespült wird, was potentiell die Stabilität des gesamten Deiches gefährden könnte“, so Kriese.

Der Zeitplan wird eingehalten

Zurzeit sind die Bauarbeiten an dem knapp drei Kilometer langen Deichabschnitt bei Heinrichsberg schon sehr weit fortgeschritten. Deshalb ist Thomas Kriese zuversichtlich, dass die Sanierungsmaßnahme im Juni 2021 planmäßig abgeschlossen werden kann: „Die Erdarbeiten am Stützkörper und am Dichtungskeil sind bereits fertig. Aktuell wird der Asphalt für den Deichverteidigungsweg und den Kontrollweg auf der Deichkrone aufgebracht. Aber schon jetzt ist der Hochwasserschutz in diesem Bereich erheblich verbessert“, freut sich Kriese. Die Maßnahme dient neben dem Schutz von ca. 2.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche auch dem Schutz der naheliegenden Kommunen Heinrichsberg, dem Ortsteil Glindenberg der Gemeinde Wolmirstedt und der Siedlung Schiffshebewerk Rothensee.

(Alexander Lorber – 01.12.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“: https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Training ohne Hindernisse

ELER unterstützt Eilslebener Sportverein bei Rasenplatz-Sanierung

Elf Mannschaften trainieren bis zu zweimal wöchentlich auf dem Rasenplatz des Sportvereins in Eilsleben, einer Gemeinde mit rund 3.800 Einwohnern im Landkreis Börde. Bis zum Jahr 2019 war das Training dort allerdings mit Einschränkungen verbunden. „Es gab keine Möglichkeit, den Platz zu bewässern. Außerdem war die Drainage kaputt. Immer wenn es stark geregnet hat, stand die Hälfte des Platzes unter Wasser“, erinnert sich Michael Nolte, Vorsitzender des Eilslebener Sportvereins. „Der Ball ist auf dem kahlen und mit Unkraut durchwachsenen Rasenplatz teilweise gar nicht mehr richtig gesprungen.“ Inzwischen hat der Platz eine Beregnungsanlage sowie eine neue Drainage zur Entwässerung erhalten. Auch die Spielfeldeinrandung wurde erneuert. „Die Spielfläche ist jetzt eben und gleichmäßig mit Rasen bewachsen. Das ist ein riesiger Unterschied zu vorher. Der ganze Aufwand und die harte Arbeit haben sich auf jeden Fall gelohnt“, betont Nolte.

ELER-Programm fördert Eilslebener Sportverein

Bei der Sanierung des Rasenplatzes wurde der Verein vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) finanziell unterstützt. Von den circa 114.000 Euro Gesamtkosten kamen rund 75.000 Euro aus dem ELER-Programm „Dorfentwicklung – Sportstätten außerhalb von Schulen“ sowie weitere 25.000 Euro vom Land. Die Förderung ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen. „Um die Fördergelder zu erhalten, mussten wir einige Kriterien erfüllen. Wir haben unter anderem eine vernünftige Infrastruktur und gerade im Nachwuchsbereich ständig steigende Mitgliederzahlen“, erklärt Michael Nolte, der bereits seit 1973 Mitglied im Eilslebener Sportverein ist. „Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Fußball zu spielen und dann bis zum Erwachsenenbereich den ganzen Nachwuchs durchlaufen“, so der 53-Jährige. Im Jahr 1995 wechselte er die Seite und wurde Trainer. „Während meiner Zeit als Fußballer und als Trainer habe ich auch den ein oder anderen Aufstieg und Abstieg miterlebt“, erzählt Michael Nolte. Sechs Jahre später wird er zum stellvertretenden Leiter der Fußballabteilung und übernimmt 2009 schließlich deren Leitung. „Als 2016 dann die Stelle des Vereinsvorsitzenden neu zu besetzen war, habe ich mich beworben und bin als Vorsitzender gewählt worden“, freut sich Nolte.

Fokus auf Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Aus dem 1880 gegründeten Verein, der zwei Weltkriege überstand, gingen einige erfolgreiche Spitzensportler hervor: Veronica Stabs wurde DDR-Meisterin über 100 Meter, Günter (Dickus) Weimann war Fußball-Nationalspieler und Herbert Hüttl DDR-Meister im Hochsprung. Heute zählt der Sportverein 490 Mitglieder und bietet elf verschiedene Sportarten an, wie etwa Fußball, Handball, Tischtennis, Gymnastik, Karate, Nordic Walking, Kinder-Eltern-Turnen und Tanzen. Seit 1999 verfügt der Verein über eine große Turnhalle. „Dadurch konnten wir noch die eine oder andere Abteilung dazu gründen. Sportarten wie Handball konnten wir vorher gar nicht anbieten, weil wir keine Halle hatten“, sagt Nolte. Auch für Jugendliche sind durch den Bau der Halle viel mehr Möglichkeiten entstanden, sich im Verein sportlich zu betätigen. Auf der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liegt ein besonderes Augenmerk. Viele Übungsleiter arbeiten intensiv mit etwa 150 Kindern und Jugendlichen. „Aus dieser hartnäckigen Arbeit der letzten Jahre resultieren etliche Erfolge in mehreren Sportarten und verschiedenen Altersklassen“, so Nolte. Zurzeit entsteht zwischen der Bahnlinie und dem jetzigen Rasenplatz ein neuer Kunstrasenplatz, den die Gemeinde Eilsleben mit Hilfe von Landesfördermitteln errichtet. „Damit wir weitere Vereinsmitglieder aufnehmen und noch mehr Mannschaften gründen können. Mit einem Platz kommen wir nicht mehr hin“, erläutert Michael Nolte.

Bewässerung soll über Brunnen laufen

Außerdem hat Michael Nolte mit seinem Verein eine weitere ELER-Förderung beantragt: „Wir versuchen, die Bewässerung über einen Brunnen statt über den Hausanschluss abzusichern. Bisher merken die Bewohnerinnen und Bewohner immer, wenn wir Wasser ziehen“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Wir hoffen, dass unser Antrag bewilligt wird. Ich finde gut, dass bei der ELER-Förderung die Gelder nicht in die Breite gestreut werden. Sondern es wird wirklich gezielt da versucht zu helfen, wo es auch Sinn macht.“

(Sylvia Bösch – 14.12.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Website des Eilslebener Sportvereins:

http://www.eilslebener-sv.de/

Meldung über die Sanierung des Rasenplatzes:

http://www.gemeinde-eilsleben.de/news/1/527787/nachrichten/rasenplatz-wird-saniert.html

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Sportstätte mit ELER-Mitteln modernisiert

SC Germania Kroppenstedt sorgt für autarke Wärmeversorgung

Es ist viel passiert auf dem Sportplatz des SC Germania Kroppenstedt 1993 e.V., dem größten Verein in Kroppenstedt, einer kleinen Stadt mit ca. 1.500 Einwohnern in der Magdeburger Börde. „Wir haben unser Sportlerheim saniert, eine vollbiologische Kleinkläranlage gebaut und in diesem Jahr eine neue Flutlichtanlage auf dem Nebenplatz sowie eine Bewässerungsanlage auf dem Hauptplatz in Angriff genommen“, berichtet der Vereinsvorsitzende Stefan Horenburg. Besonders stolz sind Stefan Horenburg und Vorstandsmitglied Karl-Heinz Schmidt auf den Einbau einer neuen Heizungsanlage mit Umstellung auf autarke Wärmeversorgung: „Die alte Ölheizung im Sportlerheim war ständig defekt und die Betriebskosten zu hoch. Also haben wir nach neuen Technologien Ausschau gehalten und uns für die Wärmeversorgung mit einer Luft-Wärme-Pumpe sowie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zur autarken Stromversorgung entschieden“, erzählt Horenburg. Dafür beantragte der Verein eine Förderung in Höhe von ca. 77.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) über den LEADER-Ansatz durch die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Börde. Denn der Fonds berücksichtigt im Rahmen des Programms „Dorferneuerung und -entwicklung“ auch Sportstätten außerhalb von Schulen und ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen. „Auf die alte Ölheizung können wir nun endlich verzichten, wodurch die Betriebs- und Wartungskosten enorm gesunken sind. Und ganz nebenbei schonen wir mit der Umstellung auf Sonnenenergie und autarke Wärmeversorgung das Klima“, so Horenburg.

Große Freude über die Sanierung

Das Sportlerheim hat nicht nur eine neue Heizungsanlage und die moderne Photovoltaikanlage auf dem Dach erhalten, sondern auch die Sanitäranlagen wurden erneuert: „Wir haben die Duschen saniert und eine zusätzliche, separate Dusche eingebaut. Die haben wir auch dringend gebraucht, schließlich können wir die Schiedsrichterin ja nicht nach dem Spiel in die Männerdusche schicken“, sagt Horenburg. Darüber hinaus erhielt das Gebäude noch eine behindertengerechte Toilette und die Heizungskörper wurden ebenfalls ausgetauscht. „Im Heizungs- bzw. Technikraum tropft jetzt kein Öl mehr und in den Duschen freuen sich die Spieler über nagelneue, wassersparende Armaturen“, so Karl-Heinz Schmidt. Beim Umbau des Sportlerheims haben auch die Vereinsmitglieder mit angepackt. Sie haben den Flur renoviert und draußen die Rasenflächen hergerichtet. „Wie beim Sport geht es auch dabei um Teamwork! Einer alleine schafft das nicht“, beteuert Schmidt.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Wenn ich mir die Sportstätten in der näheren Umgebung anschaue, hat davon noch keine so moderne Technik auf dem Platz“, sagt Horenburg. „Dank der neuen Wärmepumpenheizung erzeugen wir mithilfe erneuerbarer Energie ganzjährig Heizwärme auch für die Warmwasseraufbereitung und die PV-Anlage kann zumindest tagsüber einen Teil der Stromversorgung sichern“, so Horenburg. „Ein Großteil der umliegenden Wohnhäuser ist noch mit Öl- oder Gasheizung ausgestattet. Da sind wir sozusagen Vorreiter beim Wechsel auf erneuerbare Energien“, betont Karl-Heinz Schmidt. In letzter Zeit werden die beiden oft gefragt, wie sie das geschafft haben, etwa von den anderen Vereinen im Umfeld. Dann weist Karl-Heinz Schmidt sie auf die Fördermöglichkeiten aus dem LEADER hin und welche Erfahrungen sie mit den neuen Anlagen gemacht haben. „Wir haben wirklich von allen Seiten kräftig Unterstützung für das Vorhaben erhalten. Das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte (ALFF Mitte in Wanzleben) und die LAG Börde mit dem LEADER-Manager aus der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt standen uns beratend zur Seite. Die Stadt hat uns einen zinslosen Kredit für die Vorfinanzierung gegeben, um den Umbau aus eigener Kraft zu stemmen, bevor wir den Auszahlungsantrag der Fördermittel entsprechend des Zuwendungsbescheides einreichen konnten“, berichtet Horenburg. „Das hat uns trotz knappem Zeitplan mächtig den Rücken gestärkt!“

Die ELER-Mittel geben den Vereinen Schubkraft

Der SC Germania Kroppenstedt ist mit rund 180 Mitgliederinnen und Mitgliedern ein wichtiger Treffpunkt für das kulturelle Leben im Ort. Neben Fußball wird auch Tischtennis, Volleyball, Zumba und Aerobic angeboten. „Wir sind in den letzten Jahren beim Fußball von der zweiten Kreisklasse in die Bördeoberliga aufgestiegen. Jetzt sind wir schon drei Jahre in dieser höchsten Spielklasse des Landkreises Börde“, freut sich Horenburg. „Es ist eine starke Liga in Sachsen-Anhalt, aber wir halten gut mit.“ Da der Verein durch Sponsoring allein nicht genug Mittel für umfangreiche Baumaßnahmen einwerben kann, sind die Fördergelder von EU und Land ein wichtiger Garant, um ins eigene Wachstum zu investieren: „Wir haben mit dieser Unterstützung schon Großartiges leisten können. Die neue Kläranlage und der Ausbau des Sportlerheims waren ein Etappensieg. Auch eine moderne Versenkregneranlage zur Bewässerung der Rasenfläche haben wir inzwischen realisiert. Jetzt steht die Flutlichtanlage für unseren Trainingsplatz auf der To-Do-Liste und auch dabei helfen uns die ELER-Mittel“, so Karl-Heinz Schmidt. Im Herbst 2020 soll die neue 200 Lux Flutlichtanlage mit energiesparenden LED-Leuchten fertig sein, pünktlich zum Beginn der dunklen Jahreszeit.

Die Fans haben ihre Heimspiele vermisst

Die Coronakrise machte es auch dem SC Germania Kroppenstedt nicht leicht. Erst kam das Spielverbot, dann wurden alle Feste, die Vereinshöhepunkte wie Fußballschule oder Kinderfest, abgesagt, wodurch dem Verein wichtige Einnahmen durch Sponsoring wegbrachen. Im September konnte endlich wieder das erste Heimspiel stattfinden. So hat sich die harte Arbeit am Ende doch gelohnt. Endlich füllt sich der sanierte Sportplatz wieder mit Leben. Und das Herzstück des Platzes, das Sportlerheim, strahlt in neuem Glanz und liefert klimafreundliche Wärme und Strom. „Auch wenn der Zeitplan knapp war und uns einiges an Nerven gekostet hat, würden wir die Förderung auf jeden Fall wieder beantragen. Wo kriegt man sonst als Lokalverein einen Zuschuss von bis zu 90 Prozent für Investitionen in solchem Umfang?“, meint Stefan Horenburg.

(Alexander Lorber – 15.10.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Facebook-Seite des SC Germania Kroppenstedt 1993 e.V.:

https://de-de.facebook.com/SCGermaniaKroppenstedt/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Sportplatz mit ELER-Mitteln modernisiert

Neue Flutlichtanlage für den TSV Niederndodeleben

Der TSV Niederndodeleben 1900 e. V. feiert in diesem Jahr sein 120-jähriges Jubiläum. In letzter Zeit hat der Verein große Sprünge nach vorne gemacht. So gelang es der Fußball-Herrenmannschaft im vergangenen Jahr, in die Landesklasse aufzusteigen. Außerdem hat der Verein in den letzten Jahren viele neue und vor allem junge Mitglieder dazugewonnen. Mit dem Trainingsplatz des Vereins in Niederndodeleben, einem Ortsteil der Einheitsgemeinde Hohe Börde bei Magdeburg, war Vereinsvorsitzender Ulrich Seidel allerdings schon längere Zeit unzufrieden: „Das Sportareal glich bis 2007 mehr einer großen Wiese als einem echten Fußballplatz. Es gab kein eigenes Sozialgebäude, sondern die Umkleiden befanden sich in der unteren Etage eines benachbarten Wohnhauses“, berichtet Seidel. Außerdem war der Hauptplatz mit einer alten Beleuchtungsanlage aus den 1970er-Jahren nur schummrig beleuchtet. „So konnte das auf keinen Fall bleiben. Also haben wir uns für die Sanierung der Plätze und die Errichtung einer modernen Flutlichtanlage entschieden“, erzählt Seidel. Er beantragte eine Förderung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Der Fonds berücksichtigt im Rahmen des Programms „Dorferneuerung und -entwicklung“ auch Sportstätten außerhalb von Schulen und ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen.

ELER ermöglichte die Sanierung

In seiner Jugend war Ulrich Seidel selbst Leistungssportler im Fußball, damals beim 1. FC Magdeburg. Seither hat seine Leidenschaft für den Sport nie nachgelassen. Im Jahr 2008 konnte er zunächst ein nagelneues Sozialgebäude an den Verein übergeben. Es bot den Vereinsmitgliedern vier Umkleidekabinen, Duschen sowie einen Schiedsrichterraum. „Weil vieles damals kreditfinanziert war, mussten wir noch ein paar Jahre mit der Herrichtung des Sportplatzes warten“, sagt Seidel. Aber 2016 war es dann so weit und die Sanierung der gesamten Freianlagen konnte beginnen – zunächst mit dem Fundament für eine neue Flutlichtanlage. „Wir haben zusätzliche Flächen erworben, um den Sportplatz in zwei Bereiche zu trennen – einen Trainings- und einen Wettkampfplatz“, berichtet Seidel. Weil das Training vorwiegend in den Abendstunden stattfindet, wurde die neue Flutlichtanlage 2016 direkt am Trainingsplatz errichtet. Im Jahr 2017 folgte die Umzäunung der kompletten Anlage sowie der Aufbau einer großen Ballfanganlage zu den Nachbargrundstücken. Dabei konnte der Verein ebenfalls auf die Mittel aus dem ELER zurückgreifen. 2018 hat er aus dem kleinen Trainingsplatz ein Großfeld entstehen lassen. „Das Hauptspielfeld wurde für den Wettkampfbetrieb seit 2019 komplett saniert und dabei auch die alte Beleuchtungsanlage endgültig stillgelegt“, so der Vorsitzende. „Die marode Platzbeleuchtung mit Holzmasten auf dem Hauptspielfeld war damit Geschichte. Die neuen Halogenstrahler sorgen jetzt für anständige Trainings- und Wettkampfbedingungen.“

Sportplatz ist ein Aushängeschild

Unterm Strich hätten sich die Investitionen für den TSV Niederndodeleben auf jeden Fall gelohnt, bestätigt Ulrich Seidel, auch wenn der bürokratische Aufwand nicht gerade gering war: „Da ich selbst viele Jahrzehnte im Sportreferat des Landesverwaltungsamtes gearbeitet habe, waren mir die Antragsverfahren nicht ganz unbekannt. Aber einem Ehrenamtler wird hier aus meiner Sicht trotzdem ziemlich viel abverlangt.“ Die 90-prozentige Förderung aus EU- und Landesmitteln war für den Verein aber in jedem Fall Gold wert, betont Seidel. Ein rundum modernisiertes Sportareal im ländlichen Raum sei eben auch ein Aushängeschild für den Verein. Die Trainingssituation hat sich seitdem deutlich entspannt. „In den früheren Jahren war die nur halb ausgeleuchtete Platzhälfte die ganze Woche über ausgebucht. Jetzt kann die ganze Fläche genutzt werden. Dank der großzügigen Ausleuchtung des Platzes in den Herbst- und Wintermonaten haben die Jugend- und Herrenmannschaften die Möglichkeit, bis in die späten Abendstunden um 22 Uhr zu trainieren“, erklärt Ulrich Seidel. So könnten auch die Jugendlichen, die erst spät am Nachmittag aus der Schule oder vom Berufskolleg kommen, am Training teilnehmen.

Gute Voraussetzungen in schwierigen Zeiten

Im Jubiläumsjahr des TSV Niederndodeleben gibt es für seinen Vorsitzenden Ulrich Seidel also eigentlich viel Grund zur Freude. Doch im März 2020 kam die Corona-Pandemie und im Zuge des Shutdowns begann für viele Sportvereine eine schwierige Zeit. Mittlerweile darf das reguläre Training zwar wieder stattfinden, aber die behördlichen Auflagen zur Einhaltung von Hygienevorschriften erfordern plötzlich viele zusätzliche Investitionen. „Und das in einer Zeit, in der wir geringere Einnahmen haben“, beklagt Seidel. Viele Eltern hätten ihre Kinder aus Sorge vor einer Ansteckung mit dem Virus abgemeldet. „Beim Fußball hat sich die Lage schon erholt. Aber beim Hallensport haben wir die Pandemie heftig zu spüren bekommen. Wir hoffen, dass wir die Krise trotzdem gut überstehen und bald wieder den Aufwärtstrend erleben, der sich bis 2019 eingestellt hat“, sagt Seidel. Schließlich habe man mit den ELER-Fördermitteln beste Voraussetzungen dafür geschaffen, die Vereinstradition in Niederndodeleben aufrechtzuerhalten. „Die europäischen Fördermittel sind für Vereine wie uns ein Segen, weil wir damit in unsere Zukunft investieren können und so auch als aktives Mitglied der Kommune erhalten bleiben“, so Seidel.

(Alexander Lorber – 13.10.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Website der Gemeinde Niederndodeleben:

https://www.niederndodeleben.de/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

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Früheres Akener Volksbad wird zum Treffpunkt für Vereine

Mit ELER-Mitteln entstanden zwei neue Räume

Schnell bewegen sich die Beine mit der Ferse nach vorne, führen Fußtritte im Sprung aus oder starten einen Angriff aus seitlicher Position. Die Blicke gehen immer wieder zu den Monitoren. Einer der Taekwondo-Sportler überträgt mit seinem Handy via Bluetooth das nächste YouTube-Video auf die Bildschirme. Zu sehen ist ein bekannter Kampfsportler, der verschiedene Angriffstechniken vorführt, die die Gruppe anschließend nachmacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg war dort, wo heute im sogenannten „Haus der Vereine“ der Taekwondo-Club und weitere Vereine aus Aken (Elbe) trainieren, einmal eine Badeanstalt. Seit letztem Jahr gibt es im ersten Obergeschoss des früheren Akener Volksbads einen modernen, etwa 100 Quadratmeter großen Trainingsraum. Er ist mit geeignetem Sportparkett ausgelegt und mit einem multifunktionalen Sound- und Entertainment-System sowie verschiedenen Cardiogeräten ausgestattet. „Das Akener Volksbad war schon immer für Vereine eine Sport- und Versammlungsstätte. Leider fehlte der Stadt Aken (Elbe) das Geld, die Immobilie zielgerichtet und nachhaltig zu sanieren“, sagt Sebastian Schwab, der in der Stadt Aken für das Kultur-, Tourismus- und Medienmanagement zuständig ist. „Der Bürgermeister der Stadt Aken (Elbe), Jan-Hendrik Bahn, hat sich gemeinsam mit mir auf die Suche nach Fördermitteln begeben. Mit dem Sportstättenförderungsprogramm des ELER und des Landes Sachsen-Anhalt haben wir dann ein adäquates Programm gefunden. Dadurch hat sich die Stadt die Möglichkeit eröffnet, für ihr Sanierungsvorhaben eine 90-prozentige Förderung zu erhalten“, freut sich der 36-Jährige. 

Idee zum multifunktionalen Sportraum entstand am runden Tisch

Unterstützt wurde die Sanierung der Bewegungsstätte „Haus der Vereine“ mit rund 82.500 Euro über die Maßnahme „Dorfentwicklung – Sportstätten außerhalb von Schulen“ des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Außerdem erhielt das Projekt 16.500 Euro vom Land Sachsen-Anhalt. Die Umbaumaßnahme ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen, zu der auch die Sanierung von Sportstätten im Rahmen von Basisdienstleistungen und Dorferneuerung in ländlichen Gebieten zählt.

Die Idee für das Projekt entwickelte sich in verschiedenen Gesprächsrunden innerhalb der AG Sport und Bewegung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld: „Bürgermeister Bahn hatte sich mit Vertretern der Kommunen, des Landessportbundes und des Landkreises in Arbeitsgruppen getroffen, in denen neue Bewegungsräume diskutiert wurden. Daraus ist u. a. die Idee des multifunktionalen Sport- und Bewegungsraums entstanden, der das Kernstück des Akener Hauses der Vereine ist“, erzählt Schwab. Dadurch sollen Aktive aus verschiedenen Vereinen die Möglichkeit erhalten, sich sportlich zu betätigen, sich zu treffen und weiter zu vernetzen. Neben dem Taekwondo-Club nutzt auch der Kraftsport-Club den Raum. Er hatte bereits vorher ein kleines Sportstudio im Erdgeschoss. Dieses war vorrangig mit Kraftsportgeräten ausgestattet, wohingegen im Haus der Vereine der Fokus auf Cardio, Tanz, Bewegung und Kampfsport liegt. Auch die Cheerleader des Fußballvereins FC Stahl Aken, die Frauenturngruppe oder die Linedancer trainieren gerne vor der großflächigen Spiegelwand. Im Winter sieht man außerdem die Kanufahrer, wie sie sich auf den Cardiogeräten in Form halten.

Auch der Vereinsraum wurde mit dem ELER saniert

Zusätzlich ist ein zweiter Vereinsraum entstanden. „Wenn nicht gerade Corona herrscht, können in dem Raum gut 20 bis 25 Leute Platz finden. Dort werden zum Beispiel Schachturniere gespielt und einmal die Woche treffen sich die Landfrauen, um beispielsweise Handarbeiten zu machen“, erläutert Sebastian Schwab. Der Ornithologische Verein koordiniert dort seine Vereinsarbeit zur Vogelkunde und auch der Männerchor probt in dem sogenannten „blauen Raum“, der der Elbe nachempfunden ist und in dem vom Boden über die Wände bis hin zu neuen Lampen, Tischen und Stühlen alles saniert wurde. Auch neue Toiletten und Umkleide-Bereiche für Männer und Frauen sind entstanden. Die Vereine sind sehr dankbar für die neuen Räumlichkeiten, denn zum Teil hatten sie vorher keine eigenen Räume oder nutzten eine Turnhalle, die für ihre Gruppe viel zu groß war. Am 19. Oktober 2019 wurde das „Haus der Vereine“ durch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht, den Landtagsabgeordneten Dietmar Krause und Jan-Hendrik Bahn, den Bürgermeister der Stadt Aken (Elbe) sowie zahlreiche Mitglieder der mitwirkenden Vereine feierlich eröffnet.

Gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Vereinen

„In einer Kleinstadt wie Aken mit ca. 7.600 Einwohnern und 37 Vereinen läuft die Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Stadt sehr gut“, stellt Sebastian Schwab fest. „Die Vereine haben super mitgearbeitet und ihre Ideen in das Projekt eingebracht.“ Auch jetzt erhält er noch Vorschläge, wie man die Räumlichkeiten weiter aufwerten könnte: „Der Taekwondo-Verein würde sich zum Beispiel über einen weiteren Boxsack freuen“, berichtet der gelernte Mediengestalter für Bild und Ton, der inzwischen seit drei Jahren für die Stadt Aken (Elbe) tätig ist.

Um das ELER-Projekt zu beantragen, musste er vorab einen Belegungsplan erstellen und dafür bei den Vereinen den Bedarf abfragen. „Wir waren zu dem Zeitpunkt schon gut ausgelastet. Seit das Projekt angelaufen ist, sind noch weitere Nutzer dazugekommen. Es wird immer schwieriger, noch freie Trainingszeiten zu finden. Aber das ist ein Luxusproblem“, schmunzelt der ambitionierte Hobbysportler und Fitnessfan. „Für mich war die Gestaltung eines multifunktionalen Sport- und Bewegungsraums eine tolle Sache, weil ich viel Wissen aus meiner eigenen Sporterfahrung mit einbauen konnte und in Abstimmung mit den Vereinen umsetzen konnte.“ Das Projekt habe seinen Blick auf die EU sehr positiv beeinflusst: „Das ist ein totaler Zugewinn für die Vereine der Stadt und für das Miteinander. Die Projektidee des Bürgermeisters, durch das Haus der Vereine neue Bewegungsräume und Räumlichkeiten für die Vereinstätigkeit zu finden, konnte durch die Förderung umgesetzt werden. Ohne diese ELER-Förderung könnten wir diese und viele andere Maßnahmen der Stadt wie die Sanierung unserer Turnhalle sowie den Wasser- und Gesundheitspark direkt an der Elbe nicht realisieren“, betont er.

(Sylvia Bösch – 12.10.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen: 

Artikel im Amtsblatt der Stadt Aken (Elbe):

https://ol.wittich.de/titel/2502/ausgabe/12/2019/artikel/00000000000019047038-OL-2502-2019-46-12-0

Internetauftritt der Stadt Aken:

https://www.aken.de/

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Nachhaltiger Häuserbau im Ökodorf Sieben Linden

ELER-Mittel für die Errichtung eines Strohballenhauses

Die Menschen im Ökodorf Sieben Linden in der altmärkischen Gemeinde Beetzendorf verbindet vor allem eine Gemeinsamkeit: der Wunsch nach einem sozial und ökologisch nachhaltigen Lebensstil. „Wir sind aber kein Aussteigerprojekt, sondern wollen vielmehr andere Menschen mit unseren Ideen inspirieren und ihnen zeigen, wie man ohne große Abstriche klimafreundlich leben kann“, erklärt Ines Lüdemann, die 2001 mit ihrer Familie ins Ökodorf gezogen ist. Die Biologin arbeitet als Bildungsreferentin für den gemeinnützigen Verein Freundeskreis Ökodorf. Ihr aktuell spannendstes Projekt ist der Bau eines neuen Gästehauses für das Ökodorf, in dem künftig bis zu 32 Gäste übernachten können. Das Besondere am Gästehaus sind die Baustoffe, die zum Einsatz kommen: Stroh, Holz und Lehm. Es wird die erste Beherbergungsstätte in Deutschland in der sogenannten Strohballenbauweise sein. Fördermittel in Höhe von rund 134.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), vom Bund und vom Land Sachsen-Anhalt haben dem gemeinnützigen Verein bei der Realisierung des Vorhabens geholfen. Das Förderprogramm „Ländliche Touristische Infrastruktur“ der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der regionalen ländlichen Entwicklung (RELE), das zur ländlichen Entwicklungspriorität 6 zählt, unterstützt den Freundeskreis Ökodorf beim Ausbau seines touristischen Angebots.

Gästehaus war schon lange geplant

„Im Jahr 2008 wollten wir das Gästehaus als großes Eckhaus planen, aber dafür konnten wir die nötigen Mittel nicht akquirieren“, erzählt Ines Lüdemann. Also wurden die Pläne nochmal gründlich überarbeitet. Jetzt ist das Gebäude kleiner, schlichter und kostengünstiger und die Fördermittel von EU, Bund und Land decken rund zehn Prozent der Baukosten von insgesamt circa 1,3 Millionen Euro. Im August 2019 konnten die Bauarbeiten für das Strohballenhaus beginnen. „Stroh ist ein sehr nachhaltiger, CO2-neutraler und hochdämmender Baustoff. Sollte das Haus irgendwann einmal abgerissen werden, ist ein Großteil der Baumasse kompostierbar“, betont Lüdemann. Auch bei den anderen Baumaterialien wird sehr auf die Nachhaltigkeit geachtet. Die Anwohnerschaft im Ökodorf hat dem Strohballenhaus jedenfalls schon liebevoll den Namen „Strohtel“ gegeben, auch wenn es natürlich kein richtiges Hotel sein wird.

Corona wirbelte den Bauplan durcheinander

Als die Bauarbeiten im März 2020 schon sehr weit fortgeschritten waren, kam die Corona-Pandemie. Auf einmal musste der gesamte Seminar- und Gästebetrieb im Ökodorf Sieben Linden stillgelegt werden. „Neben finanziellen Sorgen war eine unserer schlimmsten Befürchtungen, dass wir unsere jungen deutschen und internationalen Freiwilligen, die im Rahmen eines Freiwilligen Jahres bei uns sind, nach Hause schicken müssten“, erzählt Lüdemann. In dieser Situation war der Bau des Gästehauses ein echter Glücksfall: „Wir haben uns mit den Trägerorganisationen abgesprochen und die jungen Leute gefragt, ob sie bereit wären, am Gästehausbau mitzuwirken. Sie waren direkt einverstanden und froh, dass sie so die Zeit des Lockdowns sinnvoll überbrücken konnten“, berichtet sie. Mittlerweile läuft der Seminarbetrieb wieder und der Hausbau liegt trotz der Corona-Schwierigkeiten im Zeitplan. Die Strohballenbauarbeiten sind abgeschlossen, die Wände verputzt und die Installation einer Solaranlage ist in vollem Gang.

Mit zwölf Einzel- und Doppelzimmern sowie zwei Mehrbettzimmern wird das Gästehaus dringend benötigte räumliche Kapazitäten für den künftigen Gästebetrieb bieten. Das Erdgeschoss wurde vollständig barrierefrei gestaltet. „Zur Erweiterung des Seminarbetriebs befindet sich im Erdgeschoss zudem ein großer Seminarraum, in dem wir künftig ganze Schulklassen bei uns im Ökodorf begrüßen können“, freut sich Ines Lüdemann. An den Seminarraum ist eine rollstuhlgerechte Toilette angeschlossen. „Das zeigt, dass nachhaltiger Häuserbau auch in Sachen Ausstattung fast ohne Kompromisse machbar ist“, sagt Lüdemann. „Außerdem sind wir sehr dankbar dafür, dass wir bei diesem Projekt von so vielen Seiten finanzielle Unterstützung erfahren haben, vor allem vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg, das uns auf das ELER-Förderprogramm aufmerksam gemacht hat.“ Wenn alles klappt, steht bereits im Frühjahr 2021 die Eröffnung des neuen Gästehauses an. Die durch Corona entstandenen Ausfälle bei den Seminaren werden die Baustellenarbeiten nicht gefährden, trotzdem war die Krise ein finanzieller Rückschlag: „Daher freuen wir uns über jede Spende, die es uns ermöglicht, das fertige Haus dann auch entsprechend einzurichten“, sagt Lüdemann.

Klimawandel fordert zum Umdenken auf

Das Gästehaus ist ein weiteres Puzzlestück für ein ganzheitliches Bildungskonzept, mit dem der Freundeskreis Ökodorf seine Botschaften vermittelt. Der Aufenthalt im Ökodorf soll zum persönlichen Erleben und Erfahren einer ökologisch nachhaltigen Lebensweise beitragen. „Die Übernachtung im Strohballenhaus und die Versorgung mit ökologischen, frisch zubereiteten vegetarischen Lebensmitteln bietet unseren Gästen die Chance, unseren ökologischen Lebensstil mit allen Sinnen zu erfahren“, erklärt Lüdemann. Der Klimawandel und die Energiewende fordern zum Umdenken darüber auf, wie unsere Gesellschaft mit den ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen umgeht. „Hier setzen wir an und wollen zeigen, dass das in der Praxis gut funktioniert, wenn man nur den Mut und den Willen dazu aufbringt“, unterstreicht die Bildungsreferentin. So tragen letztlich auch die ELER-Fördermittel dazu bei, die Menschen vom konsequenten Umwelt- und Klimaschutz zu überzeugen.

(Alexander Lorber – 07.10.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Informationen über das Bauvorhaben im Ökodorf Sieben Linden:

https://siebenlinden.org/de/start-der-gaestehaus-baustelle/

Bildungs- und Besuchsangebote des Freundeskreis Ökodorf e.V.:

http://siebenlinden.org/de/uns-kennenlernen/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“: https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Großprojekt an der Rossel

ELER fördert den Umbau alter Wehre bei Roßlau

Die Rossel ist ein etwa 30 Kilometer langer Zufluss der Elbe, der in der Nähe der Autobahn A 9 bei Köselitz entspringt und an den Ortschaften Grochewitz, Hundeluft und Thießen vorbeiläuft, bevor der Fluss bei Roßlau in die Elbe mündet. Der Müllersmann Martin Pauli war es, der im Jahr 1729 den Zauber der Gegend an der Rossel erkannte und dort eine Mühle errichtete. Seit 2006 wird das Mühlhaus als Waldpension betrieben. In direkter Nähe, zwischen Thießen und Mühlstedt, fließt die Rossel an der Buchholzmühle durch elf Wasserbecken. Diese Sohlgleite mit Beckenstruktur wurde 2018 vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) errichtet. Das Bauwerk ersetzt eine alte Wehranlage, die an dieser Stelle das Gefälle ausglich. „Durch solche Maßnahmen an der Rossel stellen wir eine bessere ökologische Durchgängigkeit her, damit Lachs und Meerforelle künftig bis in den Rosseloberlauf schwimmen können, um dort zu laichen“, sagt Frank Beisitzer, Flussbereichsleiter beim LHW für das Einzugsgebiet Wittenberg. Gefördert wurde der Umbau mit Mitteln in Höhe von knapp 300.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie vom Land Sachsen-Anhalt. Die Maßnahme dient der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und ist der ländlichen Entwicklungspriorität 4 zuzuordnen.

Alte Wehranlage wurde beseitigt

Noch bis in die 1930er-Jahre war die Buchholzmühle in Betrieb. Das alte Wehr sollte das Wasser zurückstauen, um die Mühle in Gang zu setzen. Doch in der Folgezeit wurde der Mühlbetrieb eingestellt. Das Gebäude wurde zunächst als Jagdhaus genutzt und schließlich als Pension. „Mit der Einstellung des Mühlbetriebes verlor auch die Wehranlage an der Buchholzmühle ihre ursprüngliche Funktion. Zudem war das Wehr für zahlreiche Wassertiere ein unüberwindbares Hindernis“, erklärt Frank Beisitzer. Um die ökologische Durchgängigkeit in diesem Bereich der Rossel wiederherzustellen und den ökologischen Zustand des Gewässers im Zuge der Umsetzung der WRRL zu verbessern, begann der LHW im Jahr 2017 mit den Umbauplänen. „Wir haben 2018 damit begonnen, das vorhandene Wehr zurückzubauen und im Anschluss die Sohlgleite mit Beckenstruktur errichtet“, erzählt Frank Beisitzer. Für den Laien sieht das technische Bauwerk wie eine Fischtreppe aus. Längliche Natursteinriegel trennen die einzelnen Becken voneinander ab. Durch kleinere Durchlässe fließt das Wasser von Stufe zu Stufe flussabwärts. Zwischen den insgesamt elf Becken gibt es jeweils einen Höhenunterschied von knapp 15 Zentimetern. „Bei der alten Wehranlage hatten wir einen Höhensprung von 1,5 Metern“, betont Beisitzer. „Daran kommen Lachse oder Meerforellen, aber auch kleinere Fische und Wassertiere wie die Libellenlarve nicht vorbei“, sagt der Flussbereichsleiter. „Durch die neue Anlage wird der Flusslauf an der Buchholzmühle wieder ein Stück natürlicher.“ Bis die Fischwanderung in der Rossel einsetzen kann, wird es aber noch ein paar Jahre dauern. Schließlich gibt es flussaufwärts noch weitere Wehrstandorte bei Thießen und Hundeluft, die in den nächsten Jahren umgebaut werden sollen.

Neue Brücke über die Rossel gebaut

Am ehemaligen Wehrstandort kreuzte die Rossel früher eine alte Fußgängerbrücke. Die wurde mit den ELER-Mitteln vom LHW im Rahmen der Umbaumaßnahmen abgerissen und durch eine neue, moderne Fuß- und Radwegbrücke ersetzt. Die nahegelegene Waldpension Buchholzmühle, die seit 2006 die Familie Bahlmann betreibt, liegt direkt neben dem Rosselufer. „Von der Brücke aus gucken die Pensionsgäste gerne mal hinunter und schauen, was in der Rossel so passiert. Und wenn es im Sommer heiß wird, hüpfen die Kinder ins Flussbett und springen zwischen den Steinen der Sohlgleite hin und her“, erzählt Frank Beisitzer.

ELER trägt zu gutem Gewässerzustand bei

An der Buchholzmühle sind alle Baumaßnahmen abgeschlossen. Frank Beisitzer weist aber darauf hin, dass der LHW noch einiges vorhat: „Nächstes Jahr geht es in Thießen weiter, wo noch ein weiteres Wehr abgebaut und durch eine Sohlgleite mit Beckenstruktur ersetzt werden soll, danach soll Hundeluft folgen“, so Beisitzer. „Unser Ziel ist es, mit diesem Großprojekt die kompletten 30 Kilometer der Rossel durchwanderbar zu gestalten. So wird sich der ökologische Zustand der Rossel stark verbessern und irgendwann kann dann auch die Fischwanderung den gesamten Fluss entlang bis in den Rosseloberlauf erfolgen.“

Auch für die Bauarbeiten in Thießen ist geplant, ELER-Mittel einzusetzen. „Die Fördergelder aus dem ELER haben für unser Gesamtziel, den ökologischen Zustand der Rossel insgesamt zu verbessern, einen hohen Stellenwert“, versichert Frank Beisitzer. Im Herbst 2020 wird der LHW an der Buchholzmühle noch eine Kontrollbefischung durchführen, um zu sehen, wie sich die Fischfauna ober- und unterhalb der neuen Anlage entwickelt hat. „Wir hoffen, sehr positiv“, meint Frank Beisitzer.

(Alexander Lorber – 29.09.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Informationen über die Europäische Wasserrahmenrichtlinie:

https://ec.europa.eu/environment/pubs/pdf/factsheets/wfd/de.pdf

Website der Waldpension Buchholzmühle:

https://www.buchholz-muehle.de/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“: https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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ELER fördert Naturerlebnis im Nationalpark Harz

Der Brocken als Teil des Natura 2000 Schutzgebietssystems

Der Nationalpark Harz umfasst rund zehn Prozent des gesamten Harzes und ist einer der größten Waldnationalparks in Deutschland. Auf der Brockenkuppe thront in etwa 1.100 Metern Höhe das Brockenhaus. Jährlich kommen rund 700.000 Besucherinnen und Besucher her, um die wilde Natur am Brocken zu erkunden. Frank Steingaß von der Nationalparkverwaltung freut sich über die Beliebtheit des Ausflugsziels, erklärt aber auch, warum der Besucherandrang für den Park eine Herausforderung ist: „Das Naturerlebnis steht für die meisten Besucher klar im Vordergrund. Zugleich haben wir als Nationalpark jedoch die Aufgabe, die Biotope und Arten rings um den Brocken zu schützen.“ Deshalb hat der Nationalpark Harz seine Ausstellung im Brockenhaus modernisiert und auf der Brockenkuppe Schilder mit Tipps zum richtigen Verhalten aufgestellt. Gefördert wurde dies durch rund 1,1 Millionen Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie vom Land Sachsen-Anhalt. Das Förderprogramm trägt den Titel „Biodiversität und Schutzgebietssystem Natura 2000-Gebiete“ und ist der ländlichen Entwicklungspriorität 4 zuzuordnen Sie dient der Wiederherstellung, Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt im Natura 2000-Schutzgebiet und soll die Akzeptanz der Öffentlichkeit für den Naturschutz im Nationalpark Harz erhöhen.

Eine multimediale Erlebnisreise

Auf drei Etagen erwartet die Brockengäste im Nationalpark-Besucherzentrum Brockenhaus eine spannende Ausstellung. Hier erfährt man eine Menge über die Tier- und Pflanzenwelt im Harz, aber auch über die historische Geschichte des Brockens und die sich daraus ergebende Sagenwelt. „Ein Highlight der Ausstellung ist ein aufwändig gestalteter Gang mit Naturdioramen, der zum Spaziergang durch die gesamte Harz- und Brockenlandschaft einlädt“, erzählt Frank Steingaß. Auf dem Waldboden entdeckt man Pilze und umgefallene Baumstämme. Über eine Videoprojektion taucht ein Hirsch in der Szenerie auf. „Die Kulisse ist täuschend echt und erklärt den Besuchern die natürlichen Vorgänge beim Wandel des Fichtenforsts rund um den Brocken in eine natürliche Wildnis“, erklärt Steingaß. Außerdem wurde ein Multimedia-Guide angeschafft, der die Besucher mit Tablet und Kopfhörer durch die Ausstellungsräume führt. Einige Bereiche konnten dank der ELER-Mittel zudem barrierefrei gestaltet werden. Besonders überrascht war Frank Steingaß, wie gut eine etwas ulkige Idee in der Ausstellung bei den Besuchern ankommt: „Durch eine Tür mit der Aufschrift „Hausmeisterraum“ gelangt man in einen kleinen Raum mit einem Bildschirm an der Wand, auf dem man den Hausmeister des Brockenhauses und seine pfiffige Kollegin kennenlernt.“ Die zwei fiktiven Figuren werden durch Schauspieler dargestellt. Neben dem Bildschirm befindet sich ein Sicherungskasten mit Knöpfen, die man drücken kann. Der Hausmeister spricht die Besucherinnen und Besucher dann direkt an und konfrontiert sie auf schrullige Art und Weise mit Themen wie Umwelt- und Naturschutz. Anfangs war sich Frank Steingaß nicht sicher, wie die Idee eines Zwiegesprächs mit dem Hausmeister ankommen würde. „Wir hatten etwas Sorge, dass unsere Museumsgäste die Idee albern finden, aber wir haben dann schnell gemerkt, dass das Ganze sagenhaft gut ankommt!“

Deutsche Geschichte am Brocken

In der DDR war das Brockenplateau Sperrgebiet und glich einem Hochsicherheitstrakt. Der Gipfel wurde bis zum Mauerfall vor allem für Überwachungs- und Spionagezwecke genutzt. Die Ausstellung informiert auch über diesen Teil der deutschen Geschichte, macht einen Abstecher in die berühmte Sagenwelt rund um den Blocksberg und natürlich wird auch die Geschichte der Brockenbahn beleuchtet. „Wir wollen nicht nur den Naturschutz thematisieren, sondern auch die Geschichte des Nationalparks Harz erzählen und die historischen und kulturellen Hintergründe aufgreifen“, erläutert Frank Steingaß.

Schutz für die Brocken-Anemone

Auf den Wanderwegen im Park hat die Nationalparkverwaltung zur Ergänzung ein umfangreiches Beschilderungssystem installiert, erklärt Frank Steingaß: „Entlang des Rundwanderweges finden die Besucherinnen und Besucher jetzt große Übersichtstafeln zur Orientierung. Zudem weisen Schilder am Wegesrand auf seltene Pflanzen und Tiere hin“, so Steingaß. Zum Beispiel findet man auf der Brockenkuppe die berühmte Brocken-Anemone, im Volksmund auch „Teufelsbart“ genannt. Im Frühjahr brüten rund um den Brocken viele Vogelarten, die man keinesfalls stören sollte. Wer ganz viel Glück hat, entdeckt vielleicht einen Luchs. Die größte europäische Katze breitet sich inzwischen im Harz wieder aus. Um die Tiere nicht zu stören und bedrohte Pflanzen zu schützen, geben die Schilder den Wandergästen wichtige Hinweise über das richtige Verhalten im Nationalpark mit auf den Weg. „Die neuen Schilder dienen jetzt nicht mehr bloß der Orientierung, sondern vermitteln zusätzliches Wissen über das empfindliche Ökosystem und über das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000“, sagt Frank Steingaß. „Aber auch die Ranger sind im Park unterwegs und achten darauf, dass niemand die Wege verlässt und die empfindlichen Arten stört. Die meisten Besucher halten sich jedoch an die Regeln“, versichert Frank Steingaß.

ELER-Gelder stärken Akzeptanz für den Naturschutz

Mit den Mitteln aus dem ELER und vom Land Sachsen-Anhalt konnte ein ganzheitliches Konzept entwickelt werden, um die Besucherinnen und Besucher des Nationalparks Harz für den Schutz seltener Arten und störungsempfindlicher Biotope am Brocken zu sensibilisieren. „Wir verwenden dafür den Fachbegriff »Prozessschutz«. Das heißt: Wir greifen nicht in die natürlichen Prozesse von Ökosystemen ein“, erläutert Frank Steingaß. „Unsere Aufgabe ist es, die Wildnis als Ganzes zu schützen. Die europäischen Fördermittel unterstützen uns dabei. So erfahren die Besucherinnen und Besucher nicht nur das bestmögliche Naturerlebnis, sondern können auch aktiv dabei helfen, die wunderbare Vielfalt im Nationalpark Harz zu erhalten.“

(Alexander Lorber – 29.09.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Informationen über „Natura 2000“:

http://ec.europa.eu/environment/nature/natura2000/index_en.htm

https://www.bmu.de/themen/natur-biologische-vielfalt-arten/naturschutz-biologische-vielfalt/gebietsschutz-und-vernetzung/natura-2000/ 

„Der Brocken als Teil des Natura 2000 Schutzgebietssystems“:

https://www.nationalpark-harz.de/de/besucherzentren/brockenhaus-Foerderung/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“: https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Mit ELER-Mitteln zur vollautomatischen Bewässerung

Verbundprojekt "IrriMode" probt für die autarke Agrarwirtschaft

Das Jahr 2018 war für viele Landwirte in Deutschland eine Katastrophe. Im Sommer hatte es kaum geregnet, die Pflanzen verdorrten auf den Feldern und die Ernten vielen mager aus. Weil sich extreme Wetterlagen mit langen Dürreperioden im Zuge des globalen Klimawandels häufen, gehen immer mehr Landwirte dazu über, ihre Pflanzen mit Zusatzwasser zu beregnen. Damit bei der zusätzlichen Bewässerung nicht unnötig viel Wasser und Strom verbraucht wird, forscht das Verbundprojekt „IrriMode“ an einem Konzept für ein vollautomatisches, solarbetriebenes Bewässerungssystem. Smarte Sensoren messen den Zustand des Bodens und der Pflanzen. Aus den Daten wird ein detailliertes Simulationsmodell erstellt, um die Kulturen auf dem Feld punktgenau mit Wasser zu versorgen. „Unser Ziel ist, dass die Bewässerung künftig vollautomatisch läuft, sodass die Landwirte sich um andere Dinge kümmern können und sich keine Sorgen mehr um die Bewässerung machen müssen“, erklärt Antje Augstein von der Firma Agro-Sat Consulting. Das Unternehmen ist LEAD-Partner der Operationellen Gruppe IrriMode GbR. Gefördert wird das Projekt noch bis 2022 mit rund 900.000 Euro im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI) durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und vom Land Sachsen-Anhalt. Das Projekt dient dem Transfer von Innovationen in die Agrarwirtschaft in Sachsen-Anhalt und ist der ländlichen Entwicklungspriorität 1 zuzuordnen.

 

Tropfberegnung mit Sonnenenergie

Seit 2018 gibt es in Bernburg-Strenzfeld eine Versuchsanlage des DLG Fachzentrums Landwirtschaft am Südrand der Magdeburger Börde. „Die Niederschläge an diesem Standort waren in den letzten Jahren stark rückläufig, was ihn zum idealen Testgelände für die Versuchsanlage macht“, erzählt Antje Augstein. Auf der Versuchsfläche in Strenzfeld werden Soja und Weizen im Wechsel angebaut. Die Tropfschläuche, die die Pflanzen regelmäßig bewässern, kann man auf dem Feld jedoch nicht sehen. Sie wurden unterirdisch verlegt, um direkt die Wurzeln zu bewässern. Im Frühjahr 2020 kam noch eine weitere Versuchsfläche in Arensdorf bei Köthen hinzu, die vom Gut Mennewitz bewirtschaftet wird. „Auf dieser rund zwei Hektar großen Anbaufläche haben wir im Mai 2020 Möhren ausgesät, die dort mit oberirdisch verlegten Tropfschläuchen bewässert werden“, erläutert die Diplom-Agraringenieurin.

Das Highlight der Versuchsanlage in Arensdorf befindet sich allerdings ein paar Meter von der Anbaufläche entfernt. Am Feldrand steht ein orangefarbener Container, der an einen Brunnen angeschlossen ist und als Wasserspeicher für die Tropfberegnung dient. Zur Wasserversorgung kommt eine Solarpumpe zum Einsatz, die von 18 am Feldrand aufgebauten Solarpanelen ihren Strom erhält. „Durch die Bodensensoren können wir dann genau bestimmen, ob man den Möhren zusätzliches Wasser geben muss oder ob die Pflanzen bereits zu viel davon erhalten haben“, so Augstein. Wird den Pflanzen zu viel Wasser zugeführt, treten Auswaschungseffekte auf, wodurch sich der Nitratgehalt im Grundwasser erhöhen kann. „Ein zu hoher Nitratgehalt im Grundwasser kann die Trinkwasserqualität beeinträchtigen“, erklärt Antje Augstein. Direkt neben dem Versuchsfeld hat das Gut Mennewitz noch Möhren mit Rohrberegnung angebaut. So lässt sich später vergleichen, ob die Versuchsanlage nicht nur klimafreundlicher ist, sondern ob die innovative Anbauform auch den Ertrag verbessert. „Die Tropfberegnung hat das Gut Mennewitz übrigens selbst vorfinanziert, außerhalb der ELER-Förderung. Das zeigt, dass auch unser Projektpartner an das System glaubt.“

ELER investiert in die Zukunft der Landwirtschaft

Zahlreiche assoziierte Partner bringen ihre fachliche Expertise ins Verbundprojekt ein. Die Firma Agro-Sat Consulting setzt die Bodensensoren von der australischen Firma Sentek seit rund 20 Jahren erfolgreich ein, die den Wasseranteil im Boden messen. Neben der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und dem Gut Mennewitz, die die zwei Versuchsflächen bereitstellen, ist noch die Hochschule Anhalt als Projektpartner beteiligt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung wollen im Oktober zur anstehenden Möhrenernte die gesammelten Daten auswerten. Außerdem werden sie eine Studie erstellen, um die Effizienz der Anlage zu prüfen. Auf die Ergebnisse sind auch die Programmierer der Firma DHI WASY gespannt. Der Projektpartner hat die Simulationsmodelle gebaut, mit denen sich aus den Sensordaten vom Feld präzise Aussagen über den Wasserhaushalt des Bodens und über das Wachstum der Pflanzen treffen lassen.

„Ziel ist ein vollumfängliches Echtzeitprozessmodell, das einen komplett autarken und vollautomatischen Betrieb der Anlage möglich macht“, sagt Antje Augstein. Die Steuerung der Anlage hat das Ingenieurbüro Irriproject Dirk Borsdorff als bedeutendes Mitglied von IrriMode geplant und entwickelt. „Dort kennt man sich mit den technischen Feinheiten der Tropfberegnung und des Solarpumpensystems bestens aus“, so Augstein. „Unser Projektteam arbeitet gemeinsam am Ziel, bis 2022 ein vollautomatisches Bewässerungssystem aufzubauen“, betont Antje Augstein und erklärt, wie sich Landwirte das System genau vorstellen können: „Die Pumpe wird komplett mit Sonnenenergie betrieben. Die Sensoren sammeln alle Daten, aus denen dann in Verbindung mit einer Wetterstation ein digitales Echtzeitprozessmodell generiert wird. Am Ende wird damit die vollautomatische und bedarfsgerechte Bewässerung der Pflanzen ermöglicht. Im Idealfall muss der Landwirt also nichts weiter tun, als ab und zu nach dem Rechten zu sehen.“ Die Investitionen aus dem ELER und vom Land Sachsen-Anhalt sind somit auch eine Investition in die Zukunft der regionalen Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt.

(Alexander Lorber – 10.08.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Website der Firma AGRO-SAT Consulting GmbH:

http://agro-sat.de/

Aktuelle Ergebnisse und Zwischenstände des Projekts „IrriMode“:

http://www.irrimode.de/ueber-das-projekt/ergebnisse-zwischenstaende/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“: https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Vorreiter beim NGA-Breitbandausbau

ELER unterstützt die Gemeinde Hohe Börde bei schneller Durchführung

„Wir haben bereits im Jahr 2010 mit dem Breitbandausbau begonnen und für eine Grundversorgung von 2 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) in unterversorgten Gebieten gesorgt. Dies gelang nur mit Hilfe von Fördermitteln. Danach hat die Vertragsfirma mit Eigenmitteln die Bandbreiten immer weiter erhöht und ausgebaut“, erklärt Anne-Kathrin Schindler, Sachbearbeiterin im Bereich Hoch- und Tiefbau beim Bauamt der Gemeinde Hohe Börde. „Trotzdem hat der Breitbandatlas Sachsen-Anhalt in einigen Gebieten immer noch eine Unterversorgung ausgewiesen.“ Diese weißen Flecken unter den insgesamt 18 Ortsteilen der Gemeinde sollten daher ab dem Jahr 2017 ebenfalls mit Hilfe von Fördermitteln schnelles Internet erhalten. Es handelte sich um die unterversorgten Ortsteile Brumby, Glüsig, Mammendorf, Tundersleben, Teile von Niederndodeleben und Bebertal. „Die Gemeinde Hohe Börde war eine der ersten Kommunen, die sich zum NGA-Breitbandausbau entschlossen und sehr zügig alle notwendigen Schritte eines Breitbandförderverfahrens durchgeführt hat. Alle Privathaushalte, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen sind mit schnellem Internet mit mindestens 50 Mbit/s Downloadgeschwindigkeit erschlossen worden“, so Anne-Kathrin Schindler.

Breitbandausbau war von Anfang an Priorität

Etwa 1,2 Millionen Euro kostete der Ausbau. Rund 430.000 Euro der Kosten finanziert der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) über das Förderprogramm zum Ausbau der Breitbandversorgung. Dieses Programm ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen. Weitere Fördermittel stammen aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) sowie aus dem Breitbandförderprogramm des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Am 26. April 2018 konnte die Gemeinde Hohe Börde als erste Kommune in Sachsen-Anhalt das mit ELER-Fördermitteln errichtete NGA-Breitbandnetz in Betrieb nehmen. Das sei vor allem auch der Bürgermeisterin der Gemeinde Hohe Börde, Steffi Trittel, zu verdanken, die den Breitbandausbau von Anfang an zu ihrer Priorität gemacht hat, betont die Sachbearbeiterin Anne-Kathrin Schindler.

Gemeinde wählte das Wirtschaftlichkeitslückenmodell

Laut einer erstellten Machbarkeitsstudie hat sich die Gemeinde für das sogenannte Wirtschaftlichkeitslückenmodell und nicht für das Leerrohrmodell entschieden. „Wirtschaftlichkeitslückenmodell heißt, dass wir im Prinzip den Auftrag an ein Telekommunikationsunternehmen vergeben, dem nachher die ganzen Leitungen gehören. Das Unternehmen setzt den Bauauftrag dann mit den Fördermitteln um, die die Gemeinde beantragt hat“, erklärt Schindler. Beim Leerrohrmodell ist es umgekehrt. Die Gemeinden lassen das Breitbandnetz ausbauen und vermieten es anschließend an andere Telekommunikationsfirmen. Das Netz gehört in dem Fall der Gemeinde. Beim Wirtschaftlichkeitslückenmodell muss eine Gemeinde im Gegensatz zum Leerrohrmodell also keinen Kredit aufnehmen. Inzwischen profitieren Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Institutionen der unterversorgten Orte gleichermaßen vom schnellen Internet mit mindestens 50 Mbit/s Downloadgeschwindigkeit. Über die Maßnahme informiert wurden sie über Zeitungsartikel und das Gemeindeblatt. „Außerdem haben wir in den betroffenen Ortsteilen Abendveranstaltungen durchgeführt. Das ausbauende Telekommunikationsunternehmen MDDSL war auch dabei. Es hat genau erklärt, was sie machen, wie sie ausbauen und wie die Leute sich letztendlich zu welchen Terminen anmelden können. Die Veranstaltungen waren sehr gut besucht“, erzählt Schindler.

Vorher dauerte es ewig, bis sich eine Webseite aufgebaut hat

„Seit wir auf die höheren Bandbreiten umgestellt haben, kann ich zuhause viel mehr mit dem Computer machen. Wenn ich vorher zwischen 19 und 20 Uhr ins Internet wollte, wo wahrscheinlich viele am Computer gesessen haben, brauchte es eine Ewigkeit, bis sich eine neue Seite aufgebaut hat. Jetzt geht alles viel schneller“, freut sich Anne-Kathrin Schindler. Seitdem bietet auch ihre Gemeinde ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an, von zuhause aus zu arbeiten. Auch die Grundschule z. B. in Niederndodeleben kommt nun schneller ins Netz und in den Ortsteilen ansässige Unternehmen können ihre Daten jetzt viel schneller verschicken. „Die Unternehmen in den Gewerbegebieten zählen allerdings nicht dazu. Sie haben sich ausschließlich selber darum gekümmert, weil sie die höheren Bandbreiten dringend benötigt haben. Sie waren die ersten, die sich bei den Unternehmen angemeldet haben, die das Breitbandnetz ausgebaut haben“, so Schindler. Sie ist froh, dass nun auch die unterversorgten Ortsteile Brumby, Glüsig, Mammendorf, Tundersleben, Teile von Niederndodeleben und Bebertal seit vorletztem Jahr schnelles Internet haben. „Ohne die EU-Fördergelder hätten wir das nicht machen können. Die Gemeinde hätte diese finanziellen Summen nicht alleine stemmen können“, betont Schindler. Nun hofft die Hohe Börde auf weitere Fördermaßnahmen, um den jetzt anstehenden Gigabitausbau weiter voranzutreiben und die Gemeinde - aufbauend auf den 50 Mbit/s-Netzen - perspektivisch mit gigabitfähigem Internet zu versorgen.

(Sylvia Bösch – 27.03.2020) 

Weitere Informationen

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

Informationen der Gemeinde Hohe Börde zur Breitbanderschließung:

https://www.hoheboerde.de/front_content.php?idcat=753&idart=3758

https://www.hoheboerde.de/front_content.php?idcat=642&changelang=12

https://www.hoheboerde.de/front_content.php?idcat=642&idart=4707

Weitere EU-Fördervorhaben in der Gemeinde Hohe Börde:

https://www.hoheboerde.de/front_content.php?idcat=753&changelang=12

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Hochwasserschutz für Querfurt

Ein Rückhaltebecken schützt die Anwohner vor Schäden

Normalerweise ist die Querne ein kleines, beschauliches Bächlein im Saalekreis westlich von Halle (Saale). Doch in dem Jahr 1994 stieg das Wasser nach schweren Unwettern massiv an und verursachte im nahegelegenen Querfurt Schäden in Millionenhöhe. Deshalb hat der Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt im Einzugsgebiet der Querne ein neues Hochwasserrückhaltebecken errichtet, das die Menschen in Querfurt künftig vor schweren Hochwasserereignissen, wie sie statistisch einmal in 100 Jahren vorkommen, besser schützen wird. Das sogenannte Absperr- oder Durchlassbauwerk ist rund 60 Meter breit, sieben Meter hoch und hat eine Länge von etwa 140 Metern. 28 Monate hat der Bau der Anlage gedauert. Insgesamt rund vier Millionen Euro wurden in den Neubau investiert, gefördert durch Mittel in Höhe von etwa 2,8 Millionen Euro aus dem Hochwasserschutz-Förderprogramm des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Auch der Bund und das Land Sachsen-Anhalt haben sich an den Kosten beteiligt. Die Maßnahme ist der ländlichen Entwicklungspriorität 3 b zuzuordnen. 

Im Extremfall wird der Damm geschlossen

„Bei Starkniederschlägen mit Schneeschmelze werden die zwei Schütztafeln in der Mitte, wo die Querne unter dem Damm hindurchfließt, verschlossen“, erklärt der Projektleiter Andreas Kruse vom Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt. „Dann wird das Flusswasser vorübergehend im Rückhaltebecken angestaut und kann später geregelt abfließen.“ Bei extremem Hochwasser kann ein Stausee auf einer Länge von bis zu 1,8 Kilometern entstehen. Das Rückhaltevolumen beziffern die Baupläne mit 385.000 Kubikmeter. 

Fuß- und Radwege rund um den Damm

An schönen Tagen nutzen die Querfurter die Gelegenheit, sich ihre neue Hochwasserschutzanlage aus nächster Nähe anzusehen. Spazier- und Radwege wurden rund um den Dammkörper errichtet und Bänke aufgestellt, damit die Menschen die Natur genießen können. „So eine Baumaßnahme ist natürlich immer ein starker Eingriff ins Ökosystem. Aber uns ist es gelungen, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten“, so Andreas Kruse. „Jetzt nach der Fertigstellung kann man beobachten, wie die Tiere, die Vögel, Fische und Lurche nach und nach zurückkommen. Vor ein paar Tagen habe ich sogar ein Reh auf dem Damm beobachtet.“ Das Gebiet im Umfeld wurde begrünt, ein Waldsaumgürtel hochgezogen und einige Fledermauskästen im nahegelegenen Stadtwald aufgehängt.

ELER-Mittel stärken den Hochwasserschutz

Um auf die finanzielle Unterstützung von der Europäischen Union aufmerksam zu machen, wurden entlang der Gehwege Schilder aufgestellt, die auf die Fördermittel aus dem ELER sowie von Bund und Land hinweisen. „Nach den Erfahrungen aus dem Jahr 1994 war der Bau des Rückhaltebeckens für die Gemeinde Querfurt natürlich ein Grund zur Freude“, sagt Andreas Kruse. „Dank der europäischen Fördermittel verlief die Maßnahme auch ohne besondere Komplikationen. Wir hatten ein erfahrenes Ingenieurbüro und eine gute Baufirma, sodass die Maßnahme mit sicherer Finanzierung wie geplant umgesetzt werden konnte.“ Dabei habe auch die Zusammenarbeit mit der Kommune sehr gut funktioniert. „Natürlich gab es auch einige Betroffene, die im Vorfeld nicht damit einverstanden waren, dass ihre Fläche als Rückstaufläche genutzt wird“, berichtet Andreas Kruse. „Wir konnten dann aber glücklicherweise durch einen Flächentausch einen Rechtsstreit vermeiden.“

Mit dem Planfeststellungsbeschluss war im August 2016 schließlich der Weg frei, um das Vorhaben umzusetzen. „Die EU-Förderung gab uns dabei zusätzlichen Rückenwind“, so Kruse. Im November 2018 waren die Arbeiten am Hochwasserrückhaltebecken abgeschlossen. Seitdem sprießt neues Grün rund um den Damm. Im Sommer wird hier alles blühen und gedeihen. Dann werden auch die Radler und Wanderer wieder zahlreich entlang der Querne unterwegs sein.

(Alexander Lorber – 03.03.2020)

Weitere Informationen

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Informationen über das Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt:

https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/ueber-die-europaeischen-struktur-und-investitionsfonds/eler/eplr/

Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt:

https://www.talsperren-lsa.de

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“: https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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ELER bringt schnelles Internet für Stadt und Land

Der Landkreis Jerichower Land baut sein Breitbandnetz aus

„Eine schnelle und stabile Internetverbindung ist gerade in ländlichen Regionen oft elementar und ein flächendeckender Ausbau die Grundvoraussetzung für eine zukunftsorientierte Standortförderung“, sagt Landrat Dr. Steffen Burchhardt, der das Thema kurzerhand zur Chefsache erklärte und eine Arbeitsgemeinschaft mit den Einheitsgemeinden des Landkreises unter Federführung der Kreisverwaltung bildete, um den Ausbau schnellstmöglich umzusetzen.

„Wir hatten als Gemeinde schon seit Jahren versucht, den Breitbandausbau voranzubringen“, sagt Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein. Die Gemeinde liegt im Landkreis Jerichower Land nicht weit von Magdeburg, nah an der Ehle, einem kleinen Nebenfluss der Elbe. Im Jahr 2015 führte der Landkreis Jerichower Land eine Machbarkeitsstudie für die Versorgung seiner Gemeinden mit schnellem Breitbandinternet durch. Dazu gehörte auch eine große Umfrage, an der sich rund 900 Haushalte und knapp 600 Unternehmen im Landkreis beteiligten. „In vielen Gebieten gab es eine Unterversorgung mit schnellem Internet, sodass wir einen hohen Handlungsbedarf sahen“, berichtet Landrat Burchhardt. Da ein komplett mit Eigenmitteln finanzierter Ausbau nicht möglich gewesen wäre, beantragte der Landkreis eine Förderung aus dem Programm „Ausbau der Breitbandversorgung“ mit Mitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Der Ausbau der Breitbandversorgung ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen, zu der auch der Abbau von Versorgungslücken im ländlichen Raum zählt. Der Landkreis Jerichower Land startete als einer der ersten Landkreise in Sachsen-Anhalt den Komplettausbau eines Kreisgebietes. Ziel ist eine Versorgung mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) Downloadgeschwindigkeit für jeden Privathaushalt sowie eine Bandbreite von mindestens 100 Mbit für jedes Unternehmen in einem Gewerbegebiet. „Der Anschluss an die digitale Datenautobahn ist für unsere Gemeinde in einer mehr und mehr digitalisierten Welt von größter Wichtigkeit“, so Jens Hünerbein.

Die EU half beim Netzausbau

So wie in Gommern war die Situation in vielen Kommunen im Landkreis Jerichower Land. Neben Jens Hünerbein unterschrieben die Bürgermeister der Gemeinden Genthin, Jerichow, Möser, Möckern, Elbe-Parey und Biederitz im April 2017 die Zweckvereinbarung zum Breitbandausbau und übergaben diese an Landrat Dr. Burchhardt. Durch Fördermittel in Höhe von 3,81 Millionen Euro aus dem Bundesförderprogramm Breitband des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), 5,7 Millionen Euro aus dem ELER sowie 500.000 Euro Fördermittel aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) musste der Kreis keinen finanziellen Eigenanteil für den Ausbau leisten und konnte nach und nach damit beginnen, seine Regionen mit Breitbandinternet zu versorgen. Die Deutsche Telekom verlegt die schnellen Internetzugänge in den Einheitsgemeinden Möser, Jerichow und Genthin, während der regionale Netzbetreiber MDDSL – Mitteldeutsche Gesellschaft für Kommunikation mbH – für den Breitbandausbau in den Gemeinden Möckern, Elbe-Parey, Biederitz und Gommern zuständig ist.

Schneller Datentransfer für Firmen und Haushalte

Im Herbst 2020 soll es soweit sein: Dann soll flächendeckend schnelles Internet im gesamten Landkreis verfügbar sein. „Gerade in den Industriegebieten, wo die Unternehmen mit immer größeren Datenmengen arbeiten, haben wir mit dem Glasfaserausbau einen großen Schritt nach vorne gemacht“, betont Jens Hünerbein. „Das schnelle Internet erleichtert unseren Unternehmen den Zugang zum internationalen Markt und sichert damit ihre Wettbewerbsfähigkeit.“ Landrat Dr. Burchhardt sieht darüber hinaus Vorteile für die gesamte Bevölkerung: „Die Breitbandversorgung ist ein klarer Standortvorteil für das Jerichower Land. Vor allem für junge Menschen, die sich im Landkreis ansiedeln wollen, kann schnelles Internet ein entscheidender Faktor bei der Wohnortwahl sein“, sagt Burchhardt.

Wachstum und Beschäftigung fördern

Die MDDSL hat sich in Gommern sogar dazu entschlossen, den Ausbau auf eigene Kosten weiter fortzusetzen. „An dem Standort haben wir ein großes Krankenhaus, die Helios Fachklinik Vogelsang-Gommern. Der Anschluss ans Glasfasernetz ist für das Klinikpersonal sowie für die Patientinnen und Patienten ein großer Schritt nach vorne“, lobt Hünerbein. Ist das gesamte Gebiet erschlossen und alle Gemeinden mit Highspeed-Anschlüssen versorgt, will der Landkreis aber keinesfalls stillstehen, so Burchhardt: „Die Digitalisierung schreitet in atemberaubendem Tempo voran, mit der Weiterentwicklung der Technologien wachsen auch die Bedarfe ständig weiter. Aktuell steht für uns der Breitbandanschluss der Schulen im Landkreis ganz oben auf der To-Do-Liste. Wir müssen als Landkreis dafür Sorge tragen, dass unseren Schülerinnen und Schülern die bestmöglichen Lernbedingungen für eine optimale Ausbildung zur Verfügung stehen.“

(Alexander Lorber – 26.02.2020)

Weitere Informationen

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Informationen über das Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt:

https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/ueber-die-europaeischen-struktur-und-investitionsfonds/eler/eplr/

Informationen zum Ausbau des Breitbandnetzes in Sachsen-Anhalt:

https://breitband.sachsen-anhalt.de/

Informationen aus der Einheitsgemeinde Gommern:

https://www.gommern.de/de/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“: https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Schnelles Netz für das Gewerbegebiet Quedlinburg

Unternehmen freuen sich über erfolgten Breitbandausbau

„Wenn meine Kollegen morgens ihre Anwesenheit erfassen wollen, stockt es immer wieder, weil die Leitungen einfach zu langsam sind. Das baut natürlich Frust auf. Die Mitarbeiter wollen ihre Arbeit erledigen, schnell Lieferscheine und Rechnungen schreiben und das funktioniert einfach nicht“, erläutert Thomas Warnecke. Er ist Produktionsleiter bei der Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg gGmbH, die an drei Werkstattstandorten in Weddersleben, Groß Orden und im Quedlinburger Zentrum etwa 350 Menschen mit geistiger Behinderung beschäftigt. Bis vor kurzem musste die Lebenshilfe an ihrem Standort im Quedlinburger Gewerbegebiet am Groß Orden noch mit 6 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) auskommen. „Die Leitung war laufend überfordert“, so Warnecke. Schon bald soll die Lebenshilfe auf schnelles Internet zugreifen können. Die Glasfaserleitungen sind gelegt und der Vertrag ist bereits abgeschlossen. „Wir warten nur noch auf den Techniker-Termin und dass es losgeht“, erzählt der Produktionsleiter, der vorher viele Jahre in der IT-Abteilung des Unternehmens tätig war und zudem ehrenamtliches Vorstandsmitglied im Verein Freifunk Harz ist. „Schnelles Internet ist vor allem für die Kommunikation unserer drei Standorte wichtig, damit Abläufe wie Telefonieren, Mail-Verkehr, Ablage, Zentralisierung von Daten, Schreiben von Angeboten und Rechnungen reibungslos funktionieren“, betont Warnecke.

ELER und EFRE fördern den Breitbandausbau im Harz

An der Breitbandförderung im Landkreis Harz sind zwei verschiedene EU-Fördertöpfe beteiligt – der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Während der Ausbau, der nach Förderrichtlinie noch unterversorgten Kernstadt von Harzgerode und die dort vorhandenen Gewerbegebiete sowie Gewerbegebiete in Wernigerode, Halberstadt und Quedlinburg über den EFRE erfolgt, wird der Ausbau der restlichen unterversorgten Gebiete über das Förderprogramm des ELER zum Ausbau der Breitbandversorgung finanziert. Dieses Programm ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen. Eine Unterversorgung ist in folgenden Gebieten zu verzeichnen: Vorharz, Oberharz am Brocken, Osterwieck, Nordharz, Harzgerode, Huy, Blankenburg, Ballenstedt, Falkenstein, Ilsenburg sowie Ortsteile von Quedlinburg und Wernigerode. Zudem wird der Breitbandausbau durch Bund, Land sowie dem Landkreis Harz kofinanziert. Die Mittel des Bundes kommen aus dem Förderprogramm „Förderung zur Unterstützung des Breitbandausbaus in der Bundesrepublik Deutschland“. Von den Gesamtkosten für die unterversorgten Gebiete von rund 8 Millionen Euro übernimmt der ELER rund 3,5 Millionen, 470.000 Euro kommen aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK). An den Kosten von rund einer Million Euro für die unterversorgten Kernstädte und Gewerbegebiete beteiligt sich der EFRE mit gut einer halben Million Euro. Insgesamt beläuft sich die EU-Förderung auf rund 4 Millionen Euro. „Ohne die EU-Fördergelder hätten wir keine Chance gehabt, unseren Landkreis flächendeckend auszubauen“, stellt Karin Müller fest, Projektmanagerin Breitbandausbau beim Landkreis Harz, der die Breitbandförderung stellvertretend für seine Städte und Gemeinden durchführt.

Gewerbegebiet Wernigerode und weitere Städte folgen 2020

„Ziel der Breitbandförderung ist der Ausbau von Netzen mit mindestens 50 Mbit/s im Download für alle Privathaushalte. Unternehmen erhalten 100 Mbit/s Down- und Upload-Geschwindigkeit in den Gewerbegebieten“, so Müller. Anfang 2018 unterzeichnete der Landkreis Harz die Netzausbauverträge mit den ausbauenden Telekommunikationsunternehmen MDDSL – Mitteldeutsche Gesellschaft für Kommunikation mbH – sowie der Deutschen Telekom. Seit letztem Jahr kann neben dem Gewerbegebiet Quedlinburg auch im Gewerbegebiet Halberstadt und der Kernstadt Harzgerode schnelles Internet gebucht werden. Im Gewerbegebiet Wernigerode wird dies ab Ende April 2020 möglich sein. In den Städten wie Oberharz am Brocken und Falkenstein/Harz sowie im Huy und im Vorharz baut die Telekom bis Ende 2020 im Rahmen der ELER-Förderung das Breitbandnetz aus.

Ausbau muss noch zügiger voranschreiten

„Grundsätzlich ist festzustellen, dass der Breitbandausbau im Landkreis vorankommt, aber noch beschleunigt werden muss. Dafür sind zusätzliche Anstrengungen der beauftragten Firmen erforderlich. Denn für die Wettbewerbsfähigkeit ländlicher Räume ist eine hochleistungsfähige Datenübertragungsinfrastruktur von existenzieller Bedeutung“, betont Martin Skiebe, Landrat des Landkreises Harz. Das können Unternehmen wie die Lebenshilfe nur bestätigen: „Als Notlösung haben wir uns vorübergehend mit LTE ausgeholfen. Außerdem haben wir eine Richtfunk-Strecke von einem Unternehmen am Anfang des Gewerbegebietes zu den Unternehmen am Ende des Gewerbegebietes gebaut, damit diese ebenfalls etwas schneller arbeiten können“, erinnert sich Warnecke. Er freut sich, dass diese Zeit dank der EU-Förderung bald der Vergangenheit angehört. „Jetzt fehlt nur noch, dass der Breitbandausbau an unserem Hauptstandort in Weddersleben ebenfalls gefördert wird.“

(Sylvia Bösch – 14.02.2020)

Weitere Informationen

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

Website zum Breitbandausbau im Harz:

http://breitbandregion-harz.de/

Einheitsgemeinde Stadt Quedlinburg im Breitband-Wiki:

http://breitbandregion-harz.de/einheitsgemeinde-stadt-quedlinburg/

Weitere EU-Förderungen im Landkreis Harz:

http://www.kreis-hz.de/de/euopaeische-union.html

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Zentrale Abwasserbeseitigung für 126 Haushalte

ELER fördert Anschluss der Ortslage Nißma in der Gemeinde Elsteraue

Die erfreuliche Nachricht erreichte den Abwasserzweckverband (AZV) Weiße Elster – Hasselbach/Thierbach im Spätsommer 2017. Damals bekam der AZV einen Zuwendungsbescheid in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro von Sachsen-Anhalts Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert überreicht. Mit dem Fördergeld aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) konnte der Verband damit beginnen, die komplette Ortslage Nißma in der Gemeinde Elsteraue ans zentrale Abwassernetz anzuschließen. Im Frühjahr 2018 begannen die Baumaßnahmen zur Verlegung von knapp vier Kilometern Abwasserleitungen in Richtung Spora. „Für die Bürgerinnen und Bürger ist es zwar eine langwierige Baumaßnahme, aber nach Abschluss aller Maßnahmen haben insgesamt 126 Haushalte in Nißma endlich einen Anschluss ans zentrale Abwassernetz“, versichert Andreas Stefanowski, Geschäftsführer des AZV Weiße Elster – Hasselbach/Thierbach. Die Schaffung von Basisdienstleistungen in ländlichen Gebieten zählt zur ländlichen Entwicklungspriorität 4 des ELER in Sachsen-Anhalt und trägt zur Verbesserung der Wasserwirtschaft bei.

Komplexes Bauvorhaben

Nißma gehört zum Ortsteil Spora der Gemeinde Elsteraue und liegt im östlichsten Teil des Burgenlandkreises nahe der thüringischen Stadt Meuselwitz. Andreas Stefanowski ist in diesen Tagen häufig auf der Baustelle, um sich über den aktuellen Stand zu informieren: „Wir haben derzeit einen etwa 3.900 Meter langen Schmutzwasserkanal gebaut. Damit sind bereits 90 Prozent der gesamten Baumaßnahme fertiggestellt“, sagt Stefanowski. Das entspricht 110 Haushalten, die an das Abwassernetz angeschlossen sind. Die Fördermittel aus dem ELER in Höhe von 1,1 Millionen Euro an den AZV haben das rund 2,9 Millionen Euro teure Vorhaben unterstützt.

 

„In Nißma waren noch überwiegend alte Kläranlagen aus DDR-Zeiten installiert, die nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprachen“, erläutert Andreas Stefanowski. Die Sanierung war auch aus Gründen des Gewässerschutzes geboten. Denn über das alte Abwassernetz liefen die Abwässer teilweise unzureichend gereinigt in die Schnauder, einem etwa 52 Kilometer langen Fluss, der nahe einem Ortsteil von Groitzsch in die Weiße Elster mündet. „Die Wasserqualität in den Gewässern rund um Nißma hat sich durch die neuen Anschlüsse sichtbar verbessert“, betont der AZV-Geschäftsführer. So sei zum Beispiel der Dorfteich in Nißma in heißen Sommermonaten früher regelmäßig umgekippt. „Da dort jetzt keine Abwässer mehr hineinfließen, dürfte das ab sofort nicht mehr passieren“, sagt Stefanowski. Nach der abwassertechnischen Erschließung von Nißma wird das Schmutzwasser nun über die vorhandenen Anlagen in Spora zur Kläranlage Meuselwitz geleitet, wo es entsprechend gereinigt werden kann.

ELER sorgt für verbesserte Lebensqualität

Nach Abschluss aller Baumaßnahmen im Sommer 2020 wird der AZV einen Schmutz- und Regenwasserkanal von ca. 4.800 Metern Länge in der Ortslage Nißma errichtet haben. Im Zuge der Maßnahmen wird der Standort nicht nur an die zentrale Abwasserkanalisation angeschlossen, sondern auch die Infrastruktur aufgewertet. Denn die Erschließung der Ortslage Nißma wird in Koordination mit weiteren Baulastträgern durchgeführt. Dazu gehört beispielsweise der Ausbau der Kreisstraße auf einer Länge von 715 Metern, den der Burgenlandkreis übernommen hat. Auch die Gemeinde Elsteraue beteiligt sich an den Maßnahmen und setzt in einigen Nebenstraßen von Nißma den Straßen- und Gehwegausbau fort. Außerdem kümmern sich die Midewa als Wasserversorger und die enviaM als Energieversorger um die Verlegung von neuen Trinkwasserleitungen und Erdkabeln.

Das Warten lohnt sich

Die Baumaßnahmen waren für die Anwohnerinnen und Anwohner der Ortslage Nißma natürlich mit einigen Einschränkungen verbunden, vor allem durch viele verkehrstechnische Behinderungen. „Die Geduld der Anwohner wird sich aber in jedem Fall auszahlen“, versichert Andreas Stefanowski. „Nißma profitiert von den umfangreichen Maßnahmen, da sie eine erhebliche Aufwertung der örtlichen Infrastruktur, ein modernes Abwasserentsorgungssystem und die damit verbundene Schonung von Umwelt und Natur mit sich bringen“, sagt Andreas Stefanowski.

(Alexander Lorber – 17.03.2020)

Weitere Informationen

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Informationen über das Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt:

https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/ueber-die-europaeischen-struktur-und-investitionsfonds/eler/eplr/

Informationen zum AZV Weiße Elster – Hasselbach/Thierbach:

http://www.azv-het.de/

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“: https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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Altes Herrenhaus mit viel Liebe und Aufwand saniert

EU-Förderprogramm für ländliche touristische Infrastruktur unterstützt bei Sanierung

Direkt am beliebten „Elberadweg“ zwischen den Städten Havelberg und Tangermünde in der Altmark liegt das „Gutshaus Krusemark“. Auch der Jakobsweg führt an dem um 1800 erbauten Herrenhaus vorbei. Heute befindet sich in dem historischen Gutshaus in Hohenburg-Krusemark eine kleine familiengeführte Pension, in der vor allem Radfahrer und Wanderer immer wieder gerne einkehren. Insgesamt 20 Betten mit Frühstück stehen für Übernachtungsgäste zur Verfügung. „Da der Elberadweg direkt an unserem alten Herrenhaus vorbeiführt, kam uns die Idee, es nicht komplett selbst zu nutzen, sondern auch als Pension. Wir haben das Haus inzwischen mit viel Liebe und großem Aufwand saniert“, erklärt Eike Trumpf. Er betreibt die Pension seit 15 Jahren mit seiner Familie. Drei Generationen sind aktiv: Die Geschäftsführung hat er von seiner Schwiegermutter übernommen, die ihm weiterhin in der Pension zusammen mit seiner Frau und seiner ältesten Tochter zur Seite steht.

Durch den ELER verbesserte sich touristische Angebot der Pension

Unterstützung für die Sanierung ihrer Pension erhielt Familie Trumpf aus dem Förderprogramm „Ländliche Touristische Infrastruktur“ des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Mit Hilfe des Programms, das zur ländlichen Entwicklungspriorität 6 zählt, konnte die Familie das touristische Angebot ihrer Pension „Gutshaus Krusemark“ verbessern und erweitern. Dadurch wiederum wurde die touristische Infrastruktur am Elberadweg und Altmarkrundkurs aufgewertet. Bislang haben die Trumpfs zwei Anträge für eine EU-Förderung gestellt, um ihre Pension zu sanieren. Im Jahr 2016 beteiligte sich die EU mit rund 11.000 Euro an den Gesamtkosten von rund 32.000 Euro. 2017 steuerte sie mit rund 30.000 Euro ebenfalls gut ein Drittel der Gesamtkosten bei. „Ich hatte zum Glück ein paar Vorkenntnisse, was die Beantragung von EU-Fördergeldern betrifft. Bis zum vorletzten Jahr war ich als hauptamtlicher Bürgermeister tätig – erst einer kleinen Gemeinde, später einer Verwaltungsgemeinschaft und zum Schluss einer Verbandsgemeinde. Außerdem bin ich Gründungsmitglied der LEADER-Gruppe in der Altmark und von Anfang an im Vorstand dieser Gruppe“, erläutert Eike Trumpf.

Zuerst wurden Eingangsbereich, Fußböden, Balkon und Terrasse renoviert

Die Sanierung der Pension lief entsprechend der beiden Anträge in zwei Bauabschnitten ab. „Im ersten Bauabschnitt haben wir den Eingangsbereich und den Balkon saniert. Am Balkon waren Schäden und am Eingangsbereich war Putz zu gestalten“, so Trumpf. Auch der Fußboden im Hauptflur, der quer durch das ganze Haus verläuft, gehörte zum Sanierungsplan. „Im Hauptflur waren mehrere Linoleum-Böden übereinander geklebt. Mit den EU-Mitteln haben wir die ursprünglichen Dielen wieder freigelegt und entsprechend aufgearbeitet. Der alte Dielenboden strahlt jetzt wieder im alten Glanz“, schwärmt der Pensions-Geschäftsführer. Es galt auch, Bausünden zu beseitigen: „Im Frühstückssaal hat man zu DDR-Zeiten an drei Stellen Nachtspeicheröfen hineingebaut und dafür einfach das Parkett zerschnitten sowie Fundamente mit Fliesen hereingeklebt. Diese Stellen haben wir mit Eichenparkett entsprechend angepasst“, erläutert er. Schließlich wurde im Rahmen des ersten EU-Förderantrags auch die Gartenterrasse samt Freitreppe wieder im ursprünglichen Zustand hergestellt.

Es folgten neue Geländer, Gauben und zusätzlicher Wohnraum

Im Jahr 2017 begann dann der zweite Bauabschnitt: Dabei bekam die Nebeneingangstreppe einen neuen Belag und ein Geländer. Auch die zum Park führenden Freitreppe erhielt nun ein schmiedeeisernes Geländer. Das Parkett im Frühstückssaal wurde komplett versiegelt und in der ersten Etage entstand auf jeder Dachseite ein weiterer Aufbau. Auf jeder Seite befinden sich jetzt jeweils zwei Schleppgauben mit flach geneigten Dächern über den Fenstern. „Die Zimmer hinter den neuen Gauben sind entweder heller geworden oder haben zusätzlichen Wohnraum gewonnen, sodass wir zum Beispiel in einer Ferienwohnung von drei auf vier Betten aufstocken konnten“, freut sich Trumpf. „Außerdem haben wir auf dem oberen Walmdach zwei Fledermausgauben wieder rekonstruiert.“ Dadurch ist auch das äußere Erscheinungsbild des Gutshauses harmonischer geworden.

Nächster Förderantrag zum Thema Barrierefreiheit

Inzwischen stehen für Radler, Wanderer, Reiter und Urlauber vier Ferienwohnungen für zwei bis vier Personen, sechs Doppelzimmer und zwei Einzelzimmer zur Verfügung. Während ihres Aufenthalts haben die Gäste die Möglichkeit, die Terrasse mit Grillecke und Liegewiese zu nutzen, ein gutes Glas Wein wahlweise im Jagdzimmer oder im gemütlichen Weinkeller zu genießen oder in der Sauna im Gewölbekeller zu entspannen. Auch Familienfeiern wie Hochzeiten und Geburtstage mit bis zu 70 Personen werden im Saal des Gutshauses Krusemark regelmäßig gefeiert. Darüber hinaus finden das ganze Jahr über Firmen-Veranstaltungen, Konzerte und Lesungen statt. Als nächstes würde Eike Trumpf gerne einen Fahrstuhl für die Gäste einbauen lassen, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß unterwegs sind. „Man muss alleine schon 15 Stufen hoch gehen, damit man in das Erdgeschoss gelangt, weil der Keller ein gewisses Maß aus der Erde heraussteht“, erklärt er. Der nächste EU-Förderantrag im Rahmen der Dorfentwicklung durch die Verbesserung der ländlichen touristischen Infrastruktur sei dafür bereits in Planung. „Es ist erfreulich, dass auch Privatleute von der EU profitieren können und dass die EU bis in ein kleines Dorf mit einer kleinen Pension mit entsprechenden Mechanismen Geld beisteuern kann. Das ist schon etwas Positives“, betont Trumpf.

(Sylvia Bösch – 11.09.2019)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Lokale Aktionsgruppe Mittlere Altmark (LEADER):

http://mittlere-altmark.de/aktuell/

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Kinder freuen sich über modernes Kita-Gebäude

Barleben schafft mit dem Förderprogramm STARK III ELER neue Kitaplätze

Vom Spielplatz aus konnten die Kinder der Kindertagesstätte „Gänseblümchen“ in Ebendorf die Arbeiten am Ersatzneubau für ihre Kita gespannt mitverfolgen. Schließlich entstand ihr neues Gebäude nur wenige Meter von der alten Einrichtung entfernt. Insgesamt 3,1 Millionen Euro hat der Neubau die Gemeinde Barleben gekostet. Dafür hat die Kommune rund 2,25 Millionen Euro Fördermittel aus dem ELER-Förderprogramm STARK III des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) nutzen können. Über STARK III ELER wird die Sanierung von Kindertageseinrichtungen, Schulen sowie dazugehörigen Sportstätten und Außenanlagen in Sachsen-Anhalt gefördert. Das Förderprogramm ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen. „Die Kinder wie auch die Erzieherinnen und Erzieher fühlen sich im neuen Gebäude wie Zuhause“, sagt Sören Datow, stellvertretender Leiter der Kita „Gänseblümchen“.

Der Altbau war längst baufällig

„Wir hätten mit dem Umzug in ein neues, moderneres Gebäude am liebsten schon früher begonnen“, sagt Katrin Röhrig, Leiterin des Gebäudemanagements und Wirtschaftshofs der Gemeinde Barleben. Der Altbau bot kaum noch Platz, um neue Kinder aufzunehmen. Das Betreuungsteam musste sogar auf dem Flur seine Pausen machen. Im Keller waren einige Bereiche wegen Sanierungsbedarf teilgesperrt. „Doch für den Ausbau der Kindertagesstätte hätte die Kommune hohe Eigenmittel in die Hand nehmen müssen“, erklärt Katrin Röhrig. Deswegen kam das STARK III-Programm für Barleben wie gerufen. Seit Sommer 2019 ist der Neubau fertiggestellt. Er ist komplett barrierefrei, bietet dank eingebauter Luft-Wärme-Pumpe eine Heizungsversorgung nach den neuesten Standards und löst auch das frühere Platzproblem. Insgesamt 120 Kinder kann die Kita „Gänseblümchen“ jetzt aufnehmen, etwa 30 mehr als bislang.

Viel Platz zum Toben, Essen und Entspannen

Im Erdgeschoss befindet sich die Kinderkrippe für die Kleinsten. Der Kindergarten für die Drei- bis Sechsjährigen ist im Obergeschoss untergebracht. Ein echter Blickfang auf der oberen Etage ist der neue Bewegungsraum: „Früher mussten wir mit den Kindern für sportliche Aktivitäten mehr als eine halbe Stunde zur örtlichen Turnhalle laufen“, erzählt Sören Datow. „Das ging mit den Kleinkindern gar nicht, da sie solche weiten Wege noch nicht schaffen.“ Auch auf dem Außengelände ist jetzt vieles einfacher geworden: So sind zum Beispiel die Wege zu den Toiletten deutlich kürzer, da der Ersatzneubau näher am Spielplatz liegt als der frühere Altbau.

Im Neubau gibt es viele neue Räume. Darunter eine Kinderküche, eine Cafeteria, in der die Kinder speisen, und einen „Snoezelraum“, in dem sie auch Mittagsruhe halten können. Ein neuer Forschungsraum lädt zum Lernen und Experimentieren ein. „Durch die vielen zusätzlichen Funktionsräume kann die Kita neue pädagogische Konzepte einführen, wie sie unter anderem das Bildungsprogramm ‚Bildung: elementar‘ des Landes Sachsen-Anhalt  fordert“, erklärt Röhrig. Außerdem seien die Räume viel flexibler nutzbar, ergänzt Sören Datow: „Wir können nach dem Basteln auch einmal alles liegen lassen, um den Eltern die Werke ihrer Kinder zu zeigen. Im alten Gemeinschaftsraum hätte man direkt wieder Platz schaffen müssen für das Mittagessen.“

Barleben baut mit ELER-Mitteln weitere Kitas aus

Während die Kinder in Ebendorf ihren Neubau schon bezogen haben, erhält die Gemeinde Barleben weitere Fördermittel für die Sanierung von zwei Kindertageseinrichtungen. „Die Kita „Gänseblümchen“ war unser erstes STARK III-Projekt. Inzwischen sind für zwei weitere Bauvorhaben ELER-Fördermittel aus dem STARK III-Programm bewilligt worden“, bestätigt Röhrig. Die Meitzendorfer Kita „Birkenwichtel“ erhält bald auch einen geräumigen Anbau und das Bestandsgebäude wird saniert. Im April 2020 soll anschließend der Kindergarten mit Hort in Barleben saniert und erweitert werden. „Unsere Gemeinde verzeichnet entgegen dem allgemeinen Landestrend wieder steigende Geburtenraten. Daher ist es enorm wichtig, dass wir schnellstmöglich neue Kitaplätze schaffen“, betont Gemeindemitarbeiterin Katrin Röhrig.

(Alexander Lorber – 20.12.2019)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/ 

Weitere Quellen:

Informationen über die wirtschaftliche Belebung und lebenswerte Gestaltung ländlicher Räume in Sachsen-Anhalt:

https://mule.sachsen-anhalt.de/landwirtschaft/laendlicher-raum/dorferneuerung-und-entwicklung/ 

 

Informationen über das STARK III-Programm:

https://starkiii.sachsen-anhalt.de/foerder-und-investitionsprogramm-stark-iii-stark-fuer-sachsen-anhalt/ 

 

Informationen der EU-Kommission zur Entwicklung des ländlichen Raums 2014 bis 2020:

https://ec.europa.eu/agriculture/rural-development-2014-2020_de

 

Pressemitteilung über die aktuellen STARK III-Maßnahmen der Gemeinde Barleben: 

https://www.barleben.de/Startseite/index.php?NavID=2276.48&object=tx%7C2276.4796.1&La=1 

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Ehemalige Kaufhalle ist heute ein Boxclub

ELER-Mittel haben den Umbau ermöglicht

Früher konnte man in der Halle im Deersheimer Ortszentrum Lebensmittel kaufen. Doch seit 2012 stand das Gebäude der ehemaligen PUG-Kaufhalle leer. Inzwischen erstrahlt die noch aus DDR-Zeiten stammende Halle wieder in neuem Glanz. Wo früher Supermarkt-Regale standen, ist heute die neue Trainingsstätte des Vereins „Pahlburger Boxclub“ aus Dardesheim. „Wir waren schon seit Längerem auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude, damit wir uns vergrößern und unser Angebot etwas breiter aufstellen können. Durch Zufall haben wir dann im Vorbeifahren das Verkaufsschild der Halle in Deersheim entdeckt. Nach der Besichtigung haben wir uns entschieden, dass wir das Objekt gut zur Boxhalle umbauen könnten“, erläutert der Vereinsvorsitzende Martin Borchers. Die Halle, die der Boxclub vorher im Nachbarort Dardesheim angemietet hatte, war inzwischen für das Trainingsangebot zu klein geworden. Außerdem war sie nicht beheizbar und es gab keine getrennten Sanitäranlagen.

Dach, Fassade und Sanitäranlagen saniert

Seit 2015 gehört die ehemalige Kaufhalle in Deersheim dem Pahlburger Boxclub. Seitdem haben Martin Borchers und sein Team nach Feierabend unzählige Arbeitsstunden investiert, um das Gebäude für die sportlichen Zwecke herzurichten. Unterstützt wurden sie dabei vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Durch die EU-Mittel konnte der Boxclub die Sanitäranlagen erneuern, Dach und Fassade inklusive Fenster und Türen sanieren sowie neue Elektroleitungen legen lassen. An den Gesamtkosten von rund 100.000 Euro beteiligte sich die EU mit gut 81.000 Euro. Weitere 9.000 Euro steuerte das Land bei. Die Umbaumaßnahme ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen, zu der auch die Förderung der lokalen Entwicklung in ländlichen Gebieten im Rahmen von LEADER und CLLD zählt. Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) „Rund um den Huy“ unterstützte das Projekt und ermöglichte im Rahmen ihrer Lokalen Entwicklungsstrategie die Förderung. Der Boxclub ist sogar als eines von fünf LEADER-Projekten aus Sachsen-Anhalt für das Programm „Neulandgewinner“ der Robert-Bosch-Stiftung nominiert worden. Denn durch die sportliche Betätigung wird die Halle nicht nur wieder sinnvoll genutzt, sie reiht sich auch noch gut in das Gebäudeensemble ein, bestehend aus Kindergarten, Dorfgemeinschaftshaus mit Jugendclub, Seniorentreff und Sportlerheim, Dorfladen und Edelhofhalle.

Am Hallenende ist der Boxring aufgebaut

„Stück für Stück haben wir mit einer vier Mann-Besatzung zunächst die ganze Halle ausgeräumt. Dann haben wir angefangen, Wände einzureißen, neue Trockenbau-Wände zu stellen und die Halle zu renovieren. Allerdings haben wir schnell festgestellt, dass wir an unsere Grenzen kommen“, erzählt Martin Borchers. Darum habe sich der Verein entschieden, für den Umbau einen Antrag auf eine EU-Förderung zu stellen. „Zurzeit werden noch die Männer-Umkleide und die Dusche saniert. Die Halle können wir aber schon zum Trainieren nutzen“, so der Boxclub-Betreiber. Am Ende der 16 mal 8 Meter großen Halle ist der Boxring aufgebaut. An den Seiten hängen jeweils fünf Boxsäcke. Durch ein großes Fenster haben Interessierte die Möglichkeit, vom Aufenthaltsraum aus den Nachwuchsboxern beim Training zuzuschauen.

Boxclub freut sich über großen Zuspruch

„Angefangen mit fünf aktiven und zehn passiven Mitgliedern konnten wir die Mitgliederzahl seitdem mehr als verdoppeln“, freut sich Martin Borchers. „Wir wollen unser Sportangebot gerne noch erweitern und uns vor allem der Nachwuchsarbeit widmen. Mit den Kindern fahren wir auch zu landesweiten Wettbewerben. Außerdem planen wir einen Zumba- und einen Selbstverteidigungskurs.“ Aktuell findet das Boxtraining dreimal die Woche statt. Martin Borchers boxt selber schon seit circa 20 Jahren. „Das Boxen hat am ehemaligen Standort unseres Boxclubs in Dadersheim eine längere Tradition. Bis in die 70er-Jahre wurde dort aktiv geboxt. Anfang der 2000er-Jahre hat mein damaliger Boxlehrer das wieder aufleben lassen, so Borchers. Zu diesem Zeitpunkt fing auch der 35-Jährige mit dem Boxen an. „Irgendwann habe ich dann den Trainerschein gemacht. Inzwischen trainiere ich auch Kinder.“ Die Idee, einen eigenen Verein zu gründen, entstand 2012. Gerade als kleiner Verein habe man es jedoch schwer, sich selbst etwas aufzubauen. Daher freut Martin Borchers sich besonders, dass die EU-Mittel den größten Teil der Umbaukosten seines Boxclubs abdecken: „Ich finde es eine sehr schöne Sache, dass Vereine im ländlichen Bereich gefördert werden. Das kommt der Gemeinschaft auf jeden Fall sehr zugute.“ 

(Sylvia Bösch – 06.01.2020)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/ 

Weitere Quellen:

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de 

 

Künftiger Internetauftritt des Pahlburger Boxclubs:

https://www.pahlburger-boxclub.de/ 

 

Informationen des LandesSportBundes Sachsen-Anhalt zur ELER-Förderung für Sportvereine: 

https://www.lsb-sachsen-anhalt.de/2015/o.red.r/spobaueu.php?nav1=7&nav2=25&nav3=69 

Hanf sichert Einkommen

Junglandwirt erhält ELER-Mittel um Leckereien aus Hanf anzubieten

Ob Ingwer-Hanfnudeln, Hanf-Erdbeertee oder Hanfschokolade – wer sich im Onlineshop des Landhofes Lindenberg umschaut, staunt nicht schlecht, was man alles aus Hanf herstellen kann. Denn Nutzhanf ist nicht nur gesund, sondern auch vielseitig verwertbar. Auf eine berauschende Wirkung wartet man allerdings vergebens, da dieser Hanf einen sehr niedrigen THC-Gehalt hat. Landwirt Marius Wöllner hat sich auf seinem Hof in der Altmark auf den Anbau und die Vermarktung von Nischenkulturen wie Nutzhanf spezialisiert. Dadurch will er sich auf dem Markt von anderen ökologisch produzierenden Anbietern abheben. Aber es gibt noch einen weiteren Grund: „Wir haben in der Altmark recht sandigen Boden. Das sind keine guten Voraussetzungen, um Ackerbau zu betreiben. Der Hanf kommt mit diesen Bodenverhältnissen aber gut klar und in einem gewissen Grad auch mit der Trockenheit“, erläutert Wöllner. „Der Hanf zählt zu den Kulturen, die mir und meiner Familie auch bei einer geringeren Ernte ein sicheres Einkommen ermöglicht“, so der Vater von zwei Kindern. Neben ihm sind noch seine Mutter Gudrun und Lebensgefährtin Sonja Beutel in dem Biobetrieb tätig, den er im Juli 2016 von seinem Vater Hartmut übernommen und neu ausgerichtet hat.

Hanfsamen gilt als Superfood für Lifestylebewusste

Bei seinen Plänen unterstützt wird der 33-Jährige mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Existenzgründungsbeihilfe Junglandwirte“ des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Fünf Jahre lang, noch bis zum Jahr 2023, erhält Wöllner insgesamt 52.500 Euro von der EU, damit er die Produktionsstruktur seines Betriebes durch den Anbau, die Aufbereitung und Vermarktung von Sonderkulturen erweitern kann. 17.500 Euro steuert das Land Sachsen-Anhalt aus Landesmitteln bei. Das Förderprogramm für Junglandwirte ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 „Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung in ländlichen Gebieten“ zuzuordnen. Um diese Förderung zu erhalten, musste Marius Wöllner ein schlüssiges Konzept einreichen, das vor allem auf den Anbau von Sonderkulturen ausgerichtet war. „Für Kulturen wie Hanf braucht man eine Trocknungs- und eine Aufbereitungsanlage. Die Samen werden bei uns gereinigt und aufbereitet. Danach gehen sie zur Weiterverarbeitung ins regionale Netzwerk“, erklärt Wöllner. Zum regionalen Netzwerk zählen zum Beispiel Mühlen. Sie verarbeiten die Samen zu Hanfmehl oder Öl weiter. Alternativ werden die Samen ähnlich wie Chiasamen auch direkt verkauft. Dabei haben sich die Landwirte am Superfood-Markt orientiert, zu dessen Öko- und Lifestyle-Produkten auch der Hanfsamen gehören.

Auch die Blätter und Blüten werden weiterverarbeitet

„Neben den Samen verwerten wir auch die Blätter und Blüten der Hanfpflanze. Eine kleine Tee-Manufaktur bei uns in der Umgebung füllt die Hanfblätter zu Tee ab. Außerdem beliefern wir Brauereien, die Bier daraus herstellen. Die Blüten werden ebenfalls für Tee oder für kosmetische Produkte wie Salben und Cremes verwendet“, beschreibt der Junglandwirt, der zusammen mit seiner Lebensgefährtin seinen Master in Ökologischer Landwirtschaft in Kassel machte. Auch Schokolade und Nudeln entstehen aus den Hanfpflanzen von Marius Wöllner: „Die Schokolade wird zum Beispiel in der Schokoladen-Manufaktur in der Altmark hergestellt. Unser Fokus ist, dass die Weiterverarbeitung vor Ort vonstatten geht, um so regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen und zu stärken. Dadurch wiederum können wir Arbeitskräfte mobilisieren und einbinden“. Für ihre Produkte haben die Landwirte sogar ein eigenes Label „darumBio“ geschaffen. Ihre Erzeugnisse verkaufen sie direkt über das Internet oder vertreiben sie an den Einzelhandel sowie Bioläden in Mitteldeutschland. Unterstützt wird die Familie von einem Angestellten sowie einem Lehrling. „Außerdem haben wir noch ein bis zwei junge Leute, die ihr freiwilliges ökologisches Jahr in unserem Betrieb absolvieren. Das ist eine Art Orientierungsjahr. Hinzu kommen noch Saison-Arbeitskräfte und Praktikanten. Im Durchschnitt sind fünf bis sechs Leute bei uns tätig“, so Wöllner.

Die Hanfpflanzen sind am widerstandsfähigsten gegen Dürre

Neben Hanf bauen die Landwirte in der Altmark noch weitere Sonderkulturen wie zum Beispiel Lupinen an, deren Samen als eiweißreiche Fleischersatz-Alternative zu Soja gelten. Diese Samen verkaufen sie regional geröstet und gemahlen als Lupinenkaffee. Ergänzt wird das Sortiment noch durch Arznei- und Gewürzpflanzen wie Körnerfenchel, Pfefferminze, Kümmel und Drachenkopf. Auch diese Kulturen werden entsprechend aufbereitet und getrocknet. „Im letzten Jahr hatten wir insgesamt 16 Kulturen, darunter auch Linsen, angebaut. Aber durch die Trockenperiode sind etwa zwei Drittel der Sonderkulturen vertrocknet. Der Hanf hat noch mit am längsten durchgehalten“, stellt Wöllner fest.

Mit Unterstützung des ELER Junglandwirte im Land halten

Von der Existenzgründungsbeihilfe für Junglandwirte erfuhr Marius Wöllner über das regionale Landwirtschaftsamt. „Man hat den Bedarf erkannt, etwas zu unternehmen, wenn man junge Leute im Land halten oder ihnen eine Chance geben will. Das ist sehr löblich, denn auf dem dünn besiedelten Land ist es deutlich schwerer als anderswo, eine Existenzgrundlage für sich und seine Familie zu sichern“, betont Marius Wöllner.

(Sylvia Bösch – 04.09.2019)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de 

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Verwunschenes Haus entpuppt sich als "Toskana-Schlösschen"

Dank EU-Mitteln bleiben die Mauern rund um das Weinberghaus erhalten

In kaum einer anderen deutschen Region befinden sich so viele historische Weinberghäuser wie in der Saale-Unstrut-Region in Sachsen-Anhalt. Die größte Vielfalt gibt es auf dem Schweigenberg im Weinbaugebiet Freyburg an der Unstrut: Hier stehen auf 20 Hektar Fläche rund 90 Weinberghäuser. Das berühmteste von ihnen ist das sogenannte „Toskana-Schlösschen", das in zahlreichen Reiseführern, Büchern und Bildbänden zu sehen ist. Umgeben von historischen Trockenmauern ist es längst zu einem Markenzeichen der Weinbauregion Saale-Unstrut geworden. Dr. Wolfgang Stieler hat das „Toskana-Schlösschen“ durch einen glücklichen Zufall erworben. „Wir sind vor mehr als zehn Jahre regelmäßig zum Wandern in der Thüringer Muschelkalk-Region unterwegs gewesen. Irgendwann habe ich meiner Frau vorgeschlagen, durch das schöne Saale-Unstrut-Gebiet zurückzufahren. Auf der gegenüberliegenden Seite des Schweigenbergs in Freyburg entdeckten wir dann in einer Steilhanglage ein altes verwunschenes Häuschen von etwa 1860, erzählt der im nordrhein-westfälischen Herford praktizierende Hautarzt. „Ich habe zum Spaß zu meiner Frau gesagt ‚Das kannst du kaufen‘. Wir haben uns dann in der Innenstadt erkundigt. Über viele Umwege ist es uns tatsächlich gelungen, dieses Häuschen von einer westdeutschen Erbengemeinschaft zu erwerben.“

Historische Trockenmauern wurden durch EU-Fördermaßnahmen saniert

Insgesamt befinden sich auf seinem Grundstück rund 800 Quadratmeter an Trockenmauern. Sie prägen hier das Landschaftsbild. „Für den Erhalt eines Teils dieser wunderbaren historischen Natursteinmauern habe ich als Eigentümer Fördermaßnahmen von der EU bekommen. Gerade im Spätwinter kann es nach starken Frösten und anschließend starken Niederschlägen zu Mauereinbrüchen kommen und die zu beseitigen, ist meist sehr kostenintensiv. Dann würde sich der Steillagenweinbau mit Sicherheit nicht mehr rechnen. Insofern ist das schon sehr gut, dass es diese Fördermaßnahmen zum Erhalt der Mauern gibt“, betont er. Von der Möglichkeit einer EU-Förderung hat der Hautarzt durch Gespräche mit befreundeten Winzern und dem Pächter, aber auch durch den Weinbauverband sowie durch einen Artikel im Naumburger Tageblatt erfahren. Insgesamt fielen zuletzt auf seinem Berg für die Erhaltung des Steillagenweinbaus Kosten von rund 100.000 Euro an, an denen sich die EU mit rund 45.000 Euro beteiligte. Das gleichnamige Förderprogramm des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen, in welcher die wirtschaftliche Entwicklung in ländlichen Gebieten gefördert wird.

Biotop für seltene Tiere und Pflanzen

„So schöne Trockenmauern gibt es nur noch in ganz wenigen Gegenden Mitteleuropas. Außerdem ist die Region ein wunderbares Biotop für eine Vielzahl seltener Tiere und Pflanzen“, erläutert Wolfgang Stieler. Zum Beispiel leben dort Schlingnattern sowie eine Fülle an interessanten Schmetterlingen und seltenen Vögeln. Außerdem wachsen dort noch Farne wie die Mauerraute, der Weinbergslauch und geschützte Orchideensorten. Soweit es möglich ist, fahren Wolfgang Stieler und seine Frau in der warmen Jahreszeit jedes Wochenende in ihr Weinberghaus, das optisch an eine kleine toskanische Villa erinnert und daher den Namen „Toskana-Schlösschen“ erhielt. „Ich kümmere mich in erster Linie um den Erhalt des Häuschens und des Grundstücks sowie um die dazugehörenden Obstwiesen, wo ich eine Vielzahl historischer Obstsorten kultiviere“, so der Weinbergeigentümer. Den Weinberg selbst, auf dem an rund 4.500 Rebstöcken Rieslingtrauben wachsen, verpachtet er an ein Weingut der Region.

Ohne ELER wären Winzer kaum konkurrenzfähig

Wichtig sei vor allem, den Winzern durch den Erhalt der Landschaft und der dazugehörigen Mauern zu helfen, im Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. Warum gerade in der Region Saale-Unstrut noch so viele Weinberghäuser und Trockenmauern vorhanden sind, erklärt Stieler so: „In vielen Regionen Deutschlands wurden die Weinbergmauern seit Mitte der 1950er Jahre weggerissen, um die Berge leichter mit Hilfsgeräten und kleinen Traktoren bewirtschaften zu können. In der DDR hat dieser Umbruch in dieser Region überhaupt nicht stattgefunden, sodass wirklich vieles an alten Weinberghäuschen und Mauern erhalten geblieben ist. Das ist für Deutschland einmalig.“ In anderen Regionen, wo der Weinbau auf einer Ebene oder in leichter Hanglage stattfinden kann, sei die Bewirtschaftung und Versorgung des Weinbergs sowie der Reben natürlich deutlich einfacher. „In der Steilhanglage muss ja jedes Material nach oben gebracht werden und die Pflegemaßnahmen im Berg sind ausgesprochen schwierig. Wenn man dann berücksichtigt, dass immer wieder Mauern einstürzen, wären die örtlichen Winzer ansonsten kaum konkurrenzfähig“, so Stieler. „Daher ist die EU-Förderung eine echte Stütze für die Region, die mit Ausnahme von Landwirtschaft und Tourismus relativ strukturschwach ist und keinerlei Schwerindustrie hat. Die EU hat der Region sehr geholfen und hilft der Region auch weiterhin sehr“, betont er. 

(Sylvia Bösch – 27.08.2019)

Weitere Informationen

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

Website des Weinbauverbands Saale-Unstrut:

https://www.weinbauverband-saale-unstrut.de/de/2/weinbauverband/ueber-uns 

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Bördegrundschule in Hermsdorf erbaut - Turnhalle folgt schon bald

ELER-Förderprogramm Stark III unterstützt Gemeinde beim Grundschulbau

„Wir haben eine große grüne Girlande an das Schulgebäude angebracht und ganz viele Luftballons. Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff war bei der Einweihung dabei.“ Bürgermeisterin Steffi Trittel denkt gerne an die Zeit zurück, als die neue Bördegrundschule in Hermsdorf im August 2018 eingeweiht und eröffnet wurde. Den Tag der offenen Tür, den die Schüler für ihre Eltern und Großeltern mit einem kleinen Programm gestaltet haben, hat sie noch genau vor Augen: „Der Magdeburger Unterhaltungskünstler Roger Altenburg hat den ganzen Tag mit den Kindern Musik gemacht und der Chor der Gemeinde hat gesungen.“ Mitten im Dorf, nicht weit von der alten Schule entfernt, ist für 3,6 Millionen Euro ein moderner Schulneubau für 224 Schüler in zwei Klassenzügen entstanden. Die Kommune beteiligte sich mit rund 904.000 Euro. 2,66 Millionen Euro stammen aus dem ELER-Förderprogramm Stark III des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Mit dem Stark III-Programm können Kindertageseinrichtungen und Schulen sowie dazugehörige Sportstätten und Außenanlagen in Sachsen-Anhalt saniert werden. Es ist der ländlichen Entwicklungspriorität 6 zuzuordnen.

In 16 Monaten entstand mit ELER-Geldern ein neues Schulgebäude

Insgesamt 16 Monate hat es gedauert, bis das neue Gebäude an der Kirchstraße 4 in Hermsdorf, einem Ortsteil der Einheitsgemeinde Hohe Börde, barrierefrei und energieeffizient erbaut wurde. Der erste Spatenstich erfolgte im März 2017. Auf zwei Etagen entstanden acht moderne, lichtdurchflutete Klassenräume, vier Gruppenarbeitsräume sowie ein Werk- und Gestaltungsraum, in denen die Schülerinnen und Schüler nun in ansprechender Atmosphäre lernen können. Außerdem gibt es eine Lehr- und Schülerküche, eine Schulmensa, einen Musik- und Medienraum, eine Freihandbibliothek, Sanitärräume und ein neues Lehrerzimmer. Auch eine kleine Bühne, ein Sprechfunk und ein schöner Schulhof werten die neue Grundschule auf. Ganz bewusst hat sich die Gemeinde für die Ortsmitte als Standort der Grundschule entschieden: „Wir haben nicht auf der grünen Wiese gebaut, sondern waren uns einig: Die Schule gehört neben die Kirche, den Kindergarten und das Dorfgemeinschaftshaus“, betont Steffi Trittel.

Die Grundschule in Hermsdorf war in der Prioritätenliste

Auch weitere Grundschulen in den umliegenden Orten profitieren vom ELER. Der Schulstandort Niederndodeleben wurde bereits erneuert. Als nächstes wird die Grundschule im Bebertal gebaut. „Die Gemeinde Hohe Börde hat ein Schulentwicklungsprogramm beschlossen und sich vorgenommen, für die Schüler vier Grundschulen in guter Qualität zur Verfügung zu stellen. Die Schule in Hermsdorf war in der Prioritätenliste“, erläutert die Bürgermeisterin. Der Neubau der zweizügigen Grundschule war dringend nötig geworden, da die alte Bördegrundschule die Anforderungen an moderne Unterrichtsgestaltung nicht mehr erfüllte und zudem an die Kapazitätsgrenze gestoßen war. „Dass eine Schule gut ist, ist ein ganz wichtiger Haltefaktor für junge Familien. Eine gute Schule ist da, wo auch gute Lehrer sind. Und gute Lehrer gehen dahin, wo man auch eine Perspektive hat, wo die Schule Bestand hat“, so Trittel.

Neue Turnhalle wird ebenfalls aus dem Stark III-Programm gefördert

Als nächstes wird in Hermsdorf eine neue Turnhalle gebaut, ebenfalls mit EU-Fördergeldern aus dem Stark III-Programm. Die Grundsteinlegung für die Sporthalle ist in der zweiten Jahreshälfte 2019 geplant. Noch in diesem Jahr soll die neue Turnhalle fertig sein und im nächsten Jahr bereits genutzt werden. „Die alte Turnhalle war eine Hütte, in der die Wärme gleich wieder durchs Dach nach oben gestiegen ist und wo wir keine ausreichenden Sanitäranlagen hatten. Schulsport in hoher Qualität war dort gar nicht möglich“, betont Trittel. „Das ist natürlich auch ein Handicap für Kinder, die dann in weiterführende Schulen kommen und sich benachteiligt sehen“, fügt sie hinzu. Die neue Turnhalle soll alle Voraussetzungen für guten Schulsport und für den Freizeitsport erfüllen. „Es besteht zusätzlich in der unterrichtsfreien Zeit die Möglichkeit, dass zum Beispiel Turnvereine die Halle nutzen können. Da freuen sich viele schon drauf.“, schwärmt die Bürgermeisterin. Auch für den Kindergarten und das Mehrgenerationenhaus in Hermsdorf verspricht sich Steffi Trittel dank der modernen Halle ganz neue Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. 

(Sylvia Bösch – 05.07.2019)

Weitere Informationen

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Informationen zum ELER-Programm Stark III: 

https://starkiii.sachsen-anhalt.de/foerder-und-investitionsprogramm-stark-iii-stark-fuer-sachsen-anhalt/ 

Informationen der Gemeinde Hohe Börde zu EU-Fördervorhaben:

https://www.hoheboerde.de/front_content.php?idcat=753&changelang=12

Bäume, die lange bleiben dürfen

ELER trägt dazu bei, die Pflanzen- und Tiervielfalt zu erhalten

Im Naturschutzgebiet Waldhaus am Hang des langen Bergrückens „Großer Fallstein“, unweit von Osterwieck im Harz, sind die Förster unterwegs. Sie schlagen Plättchen an einige ausgewählte Bäume und stellen ihnen damit eine Überlebensgarantie aus. Die Plakette besagt: Dieser Baum darf nie mehr gefällt werden. Das stimmt auch Peter Eisemann froh. Er ist für die Wirtschaftsförderung der Stadt Osterwieck zuständig. In den städtischen Haushalt fließen die Einnahmen aus dem Forstbetrieb, also aus dem Verkauf von Holz. Doch die Stadt hat sich auch zum Ziel gesetzt, die Ökosysteme und somit die Pflanzen- und Tiervielfalt zu erhalten. Sie verzichtet darauf, diese Bäume zu fällen und das Holz zu verkaufen. Dabei bekommt Osterwieck Unterstützung in Form von Fördermitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Im Zuge des Schutzprogramms werden im städtischen Wald am Fallstein bei Osterwieck ca. 100 geeignete Bäume ausgewählt. Ein Laubmischwald braucht alte Bäume im Bestand. Sie helfen dabei, die Vielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhalten. Selbst wenn der markierte Baum später einmal von selbst umfällt, wird das Totholz im Wald vermodern dürfen. Solche Regeln werden konsequent beachtet, betont Peter Eisemann: „Sollte ein solcher Baum nach dem natürlichen Ende seiner Lebenszeit doch einmal auf einen Wirtschaftsweg fallen, sägen wir den Teil heraus, der den Weg versperrt, und legen ihn zum Vermodern am Wegrand ab.“

Nachhaltige Nutzung des Waldes

Das Naturschutzgebiet Waldhaus ist sowohl Bestandteil eines geschützten Fauna-Flora-Habitat-Gebiets als auch ein Vogelschutzgebiet und zählt somit zum EU-weiten Netz von Natura 2000. Deswegen spielt bei der forstwirtschaftlichen Nutzung des Waldes auch der Naturschutz eine große Rolle. „Hier wird Holz geschlagen und es wird nachhaltig wieder aufgeforstet. Wir sind nach dem internationalen Waldzertifizierungssystem PEFC zertifiziert“, so Eisemann. Das gesamte Waldgebiet „Großer Fallstein“ umfasst ca. 1.700 Hektar. Davon sind etwa 300 Hektar im Besitz der Stadt. Peter Eisemann erläutert, warum der Wald ohne das Markieren dieser Bäume eintöniger wäre: „In einem wirtschaftlich genutzten Wald stehen normalerweise keine sehr alten Bäume. Denn hier wird in regelmäßigem Abstand gefällt und wieder aufgeforstet. Durch den Schutz der alten Bäume wird es künftig im Fallsteingebiet eine größere Vielfalt geben, da sie nie mehr gefällt werden.“

ELER unterstützt Erhaltung des Ökosystems Wald

In der laufenden Förderperiode des ELER gehören Maßnahmen zur Verbesserung der Ökosysteme in der Forstwirtschaft zur Ländlichen Entwicklungspriorität 4. Das Land Sachsen-Anhalt hat schon im Jahr 2015 eine kompakte Richtlinie Waldumweltmaßnahmen zur Verteilung der damit verbundenen Fördergelder veröffentlicht. Darin steht etwa, dass die Bäume, die in den Genuss der Überlebensgarantie kommen, in Brusthöhe mindestens 40 cm Durchmesser haben und 30 Meter von Wander- und Forstwegen entfernt liegen müssen: „Unser Forstbetrieb hat diese Bäume einzeln ausgewählt und den Standort per GPS genau vermessen“, erklärt Peter Eisemann. In einer Tabelle wird jeder Baum zur Dokumentation genau verzeichnet. „Für das laufende Jahr 2018 haben wir bereits 108 Bäume im städtischen Teil des Fallsteinwaldes markiert“, so der städtische Mitarbeiter. Und die Arbeit geht weiter: „Im Jahr 2019 werden etwa 130 weitere Bäume dazukommen.“ Im Laufe der aktuellen Förderperiode wird die Stadt auch in den Folgejahren noch weitere Bäume auswählen und markieren. Die Stadt leistet so einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität, also zur Vielfalt von Pflanzen und Tieren im Wald. Für eine Buche, die stehen bleibt, erhält die Stadt beispielsweise Fördermittel in Höhe von 200 Euro. 

Ökonomie und Ökologie im Einklang

Laut der Richtlinie sollen besonders Bäume mit Faulstellen, abgebrochenen Kronen, Frostrissen oder Pilzkonsolen in den Genuss des lebenslangen Bestandsschutzes kommen. Solche Bäume werden am ehesten von Tieren bewohnt und genutzt. Dies sind Bäume, die für den wirtschaftlichen Forstbetrieb nicht im Fokus stehen. So können diese wirtschaftlich uninteressanteren Bäume einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden.

ELER-Maßnahme ist eine sehr langfristige Investition

Der Große Fallstein ist ein von Buchen, Eichen und Eschen geprägter Mischwald. Im Naturschutzgebiet nisten der Rotmilan, der Mäusebussard und die Waldohreule, dazu Spechte und Fledermäuse. Auf dem Boden findet man Erdkröten, Gras- und Teichfrösche, Blindschleichen und Zauneidechsen sowie eine vielfältige Pflanzenwelt. Die Lebensraumbedingungen haben sich auch in den Wäldern Sachsen-Anhalts im Lauf der letzten Jahre verschlechtert. Mit der Förderung sollen die Lebensräume der Arten verbessert und erweitert werden. So gesehen, ist die vom ELER unterstützte Schutzmaßnahme eine Investition in die Zukunft. Die mit den Plaketten versehenen Bäume dürfen weiter altern, denn das Ökosystem braucht alte Bäume. Peter Eisemann: „Erst unsere Nachfahren und deren Nachfahren werden einmal sehen: Aha, Nutzungsverzicht, da ist wirklich ein sehr alter Baumbestand.“

(Walter Liedtke - 18.03.2019)

Der ELER bleibt den Schuberts treu

Ihr Hof Abbenrode steckt voller Überraschungen - und EU-Geld

Thomas und Tatjana Schubert sind zu Recht stolz auf ihr kleines Reich in Abbenrode, einem kleinen Dorf im nördlichen Harzvorland. Die beiden haben viel Arbeit und Geld in den 250 Jahre alten Hof Wrackmeier gesteckt, um sich ihren Traum von einem kleinen Tante-Emma-Laden, der „Abbotheke“ mit Hofcafé sowie einer schönen Ferienwohnung mit zwei Schlafzimmern zu erfüllen. „Als wir den Hof im Jahr 2014 erworben haben, stand das Gebäude bereits einige Jahre leer und befand sich in einem desolaten Zustand. Deshalb haben wir unser altes Haus verkauft, den Hof mit viel Geld renoviert und sind dort eingezogen“, erzählt Thomas Schubert. Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums, kurz ELER, war ihnen dabei ein treuer Begleiter. Europäische Fördergelder in Höhe von 40.000 Euro ermöglichten den Eheleuten die Sanierung von Dach, Fenstern und Fassade. Mit weiteren rund 30.000 Euro hat sie der ELER jetzt erneut dabei unterstützt, das alte Waschhaus in eine Gästetoilette umzubauen und eine Ferienwohnung zu eröffnen. Denn der ELER kümmert sich im Rahmen der Maßnahme „Dorferneuerung und -entwicklung“ in den ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts auch um Maßnahmen zur Belebung der touristischen Infrastruktur. Dank der EU-Förderung aus der ländlichen Entwicklungspriorität sechs sind die Schuberts jetzt zugleich Verkäufer, Gastronomen und Hoteliers in ihrem Eigenheim.

Ein mit EU-Mitteln sanierter Hof zum Wohlfühlen

Natürlich gab es Höhen und Tiefen. Anfangs planten die Schuberts ein überdachtes Café im Haus direkt neben ihrem kleinen Laden, der „Abbotheke“, die sich mit einem Wortspiel auf den Ort Abbenrode bezieht. Doch das Bauamt stellte sich quer und forderte besondere Brandschutzmaßnahmen für ein Café im Haus. Deshalb änderten sie ihre Pläne: „Wir verlegten das Café kurzerhand in den Hof und beauftragten die Handwerker damit, eine schicke Terrasse zu pflastern“, erklärt Thomas Schubert. Diese ist jetzt fertiggestellt und seit März ist auch die neue Ferienwohnung eröffnet, die das Ehepaar mit Hilfe der ELER-Mittel in den ursprünglich für das Café geplanten Räumlichkeiten eingerichtet hat.Die Ferienwohnung hat Tatjana Schubert gemeinsam mit ihrem Mann und mit Hilfe der ELER-Gelder so liebevoll wie möglich eingerichtet. „Für meine Frau ist die Ferienwohnung bald wichtiger als unsere eigene Wohnung“, meint Thomas Schubert lachend. „Wenn wir zusammen einkaufen, entdecke ich jedes Mal ein neues Möbelstück, ein Bild oder ein schönes Handtuch für die Inneneinrichtung“, erzählt Tatjana Schubert. Ihre Gäste sollen sich schließlich wohlfühlen und ihren Aufenthalt auf dem Hof genießen. Die Zimmer sind hell und freundlich. Sie verfügen über moderne Sitzgelegenheiten, Parkettfußboden und einen Wandschrank im Landhausstil. Seit die Schuberts im Internet inserieren, geben sich die Gäste sprichwörtlich die Klinke in die Hand. „Im Dorf hat sich die Ferienwohnung herumgesprochen und wird gerne genutzt, wenn Hochzeiten oder Familienfeiern anstehen“, erzählen die beiden. Es kommen aber auch Touristen aus Hamburg und sogar aus Holland, um Wandertouren durch den Harz zu machen. Mit der Wohnung ist aber auch eine ganze Menge Arbeit verbunden, denn wenn an einem Tag eine An- und eine Abreise anstehen und Tatjana Schubert in Windeseile die Ferienwohnung aufpeppen muss, wird es auch mal sportlich. „Dafür macht es mir aber eine Menge Spaß, den Laden und die Betreuung der Gäste zu übernehmen“, sagt die Einzelhandelskauffrau.

ELER-Gelder retteten das alte Waschhaus

Im Hof befindet sich gegenüber der Terrasse ein kleines Waschhaus: „Es war so baufällig, dass wir es ohne die EU-Fördergelder hätten abreißen müssen“, sagt Thomas Schubert. Durch die Unterstützung aus der ELER-Förderung konnten Schuberts das Gebäude komplett neu errichten. „Sonst wäre an dieser Stelle wohl ein überdachter Parkplatz entstanden“, meint der 58-jährige Ingenieur, der hauptberuflich in Salzgitter arbeitet. Mit der Rettung des Waschhauses bleibt der ursprüngliche Stil des geschichtsträchtigen Bauernhofes erhalten. Schon vor über 150 Jahren gab es hier einen kleinen Kolonialwarenladen, wo Schuberts jetzt die „Abbotheke“ betreiben. Im Hof steht ein alter Kirschbaum. Dort sitzt man in den Sommermonaten gemütlich in der Sonne. Die Gäste können sich einen kleinen Imbiss oder einen Kaffee aus dem Laden holen und die Ruhe im Kaffeegarten genießen. Das Innere des Waschhauses haben Schuberts mit Hilfe der ELER-Mittel zu einer neuen Gästetoilette ausgebaut.

Mit Café und Ferienwohnung entstanden zwei weitere Standbeine

Die Eheleute haben hart dafür gekämpft, damit ihr Geschäft in Abbenrode trotz aller Schwierigkeiten erhalten bleibt. Als Schuberts im Jahr 2011 den Tante-Emma-Laden „Abbotheke“ zunächst dort eröffneten, wo zuvor das alte Lebensmittelgeschäft in Abbenrode schließen musste, blieben die meisten Kunden weg. Der Supermarkt im Nachbarort war mit seinen Discountpreisen einfach günstiger. „Wir haben es für kurze Zeit mit Biogemüse versucht und ein großes Wurst- und Fleischsortiment angeboten. Aber das alles hat nicht dauerhaft funktioniert“, erinnert sich Thomas Schubert. Also zogen sie in den Hof Wrackmeier um und verkleinerten ihr Sortiment. Mit dem Café und der Ferienwohnung haben sie sich nun zwei weitere Standbeine geschaffen. Der ELER tat sein Übriges. „Es gibt trotzdem noch viel zu tun“, sagt Thomas Schubert. „Hinter dem Haus ist noch der große Garten, in dem wir dringend etwas gegen das Unkraut unternehmen müssen.“ Ihre Gäste sollen schließlich beim Blick aus dem Fenster auf hübsch gepflegte Blumenbeete blicken.

(Alexander Lorber – 20.07.2018)

Weitere Informationen

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Informationen über die wirtschaftliche Belebung und lebenswerte Gestaltung ländlicher Räume in Sachsen-Anhalt:

https://mule.sachsen-anhalt.de/landwirtschaft/laendlicher-raum/dorferneuerung-und-entwicklung/  

Informationen der EU-Kommission zur Entwicklung des ländlichen Raums 2014 bis 2020:

https://ec.europa.eu/agriculture/rural-development-2014-2020_de 

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ELER erneuert sportliche Begegnungsstätte in Iden

Innensanierte Turnhalle zieht Vereine aufs Land

Die Gemeinde Iden liegt in der östlichen Altmark von Sachsen-Anhalt. Das kleine Dorf hat rund 850 Einwohner. Auch hier ist der demografische Wandel spürbar. Bürgermeister Norbert Kuhlmann versucht deshalb mit allen Kräften, eine hohe Lebensqualität in seiner Gemeinde zu erhalten. Aktuell treibt er die Sanierung einer in der Ortsmitte gelegenen Turnhalle voran. Damit die Sportstätte für die lokalen Vereine attraktiv und nutzbar bleibt, bemühte sich Kuhlmann zuerst um die Innensanierung der Turnhalle. Also beantragte er eine Förderung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Der ELER berücksichtigt im Rahmen der Maßnahme „Dorferneuerung und -entwicklung“ auch Sportstätten außerhalb von Schulen und ist der ländlichen Entwicklungspriorität sechs zuzuordnen. Hier unterstützt die ELER-Förderung die wirtschaftliche Belebung und lebenswerte Gestaltung ländlicher Räume, um die Regionen auf dem Land und ihre Dörfer zu erhalten. 

Energetische Sanierung der Turnhalle mit ELER-Geldern

Nach nicht einmal vier Monaten war die Innensanierung fertig: „Die Baufirmen haben sich gut abgestimmt und konnten den knappen Zeitplan nicht nur einhalten, sondern sogar vorzeitig abschließen“, betont Kuhlmann. Am 3. April war der Baubeginn, am 27. Juli 2017 war die Halle komplett saniert. „Jetzt ist wirklich alles auf dem neuesten Stand: Neuer Hallenboden, neue Prallschutzwand – und die Beleuchtung im gesamten Gebäude wurde komplett auf LED umgestellt“, lobt der engagierte Bürgermeister. Auch die Umkleideräume sind viel heller und freundlicher geworden. Zum Kraftraum gibt es einen neuen Zugang abseits der Halle sowie ein neues Fenster. Zahlreiche Dämmmaßnahmen verringern den Energieverbrauch im Gebäude. Die Energiekosten für die Gemeinde sinken.

Dabei glaubte im Vorfeld kaum jemand daran, dass die Sanierung so schnell gehen würde: „Als wir der Bürgerschaft den Bauablaufplan vorgestellt haben, wurde ich noch scherzhaft gefragt, welches Jahr ich mit dem Termin der Fertigstellung meine“, sagt Kuhlmann und lacht. „Ich war zugegeben anfangs auch etwas skeptisch, ob wir den Zeitplan einhalten können. Aber zu meiner Überraschung lief alles reibungslos.“ Seit der Übergabe nutzen die lokalen Vereine wie der SV Altmark Iden die Turnhalle fast täglich. „Obwohl unsere Halle kleiner ist als manche Sporthalle in der Großstadt, bietet sie dennoch genügend Platz für Fußball, Volleyball, Badminton oder Tischtennis“, sagt Kuhlmann. Ohne die ELER-Förderung in Höhe von 100.000 Euro wäre es für die Gemeinde schwierig geworden, die insgesamt 300.000 Euro teure Sanierung zu bezahlen. „Insofern hat es mich sehr gefreut, dass die Fördermittel genehmigt worden sind. Dahinter steht schließlich auch ein bürokratischer Aufwand, um nachzuweisen, dass Europas Fördermittel bei uns wirklich nutzenbringend sind“, so Kuhlmann.

Die Dorfentwicklung macht das Landleben schöner

Ein Ziel hat die Gemeinde bereits erreicht: Seit der Sanierung wird die neue Turnhalle von den lokalen Vereinen aus Iden und den Nachbarorten rege genutzt. „Nach 16 Uhr ist die Halle täglich durchgängig bis in die späten Abendstunden belegt“, berichtet Kuhlmann. Für die Gemeinde ein echter Gewinn, denn wenn die Sportvereine ihre Turniere in der frisch sanierten Halle abhalten, strömen die Leute auch aus den benachbarten Ortschaften nach Iden. Norbert Kuhlmann ist erfreut über das positive Echo, das er von den Vereinsmitgliedern und Gästen bekommt: „Sie sind alle begeistert von unserer neuen Halle und sagen, dass wir da etwas Ordentliches auf die Beine gestellt haben.“ Die Vereinstätigkeit bereichert das Landleben enorm. Der Sport sorgt für den Zusammenhalt, für Gespräche miteinander, den sozialen Kitt, der dabei hilft, die hohe Lebensqualität zu sichern. Über das attraktive Freizeitangebot freuen sich nicht nur die Vereine: „Der Kindergarten und die örtliche Grundschule können an den Vormittagen bei schlechtem Wetter ebenfalls die Halle nutzen“, fügt Kuhlmann hinzu.

Die Innensanierung war erst der Anfang

Die Sanierung im Inneren des Gebäudes war ein erster Schritt, danach ging es direkt an der Außenseite des Gebäudes weiter. Mit Fördermitteln aus der ELER-Maßnahme LEADER konnte auch die äußere Fassade der Turnhalle saniert werden. Schließlich soll Idens moderne Sportstätte sowohl von innen wie auch von außen strahlen, ein Blickfang im Ort sein und das Leben auf dem Land bereichern. Mithilfe des ELER ist Iden diesem Ziel bereits ein großes Stück näher gekommen: „Die Unterstützung durch die Europäische Union ist für die ländlichen Gemeinden die größte Chance, dem demografischen Wandel entgegenzutreten. Sonst würde wohl noch viel mehr Druck auf unseren Schultern lasten, um die Lebensqualität auf dem Land aufrechtzuerhalten“, meint Kuhlmann. Man kann sich für den Bürgermeister und seine Gemeinde nur wünschen, dass die Ortschaft Iden mit Erfolg dem Abwanderungstrend entgegenwirkt. Die Gemeinden und Dörfer in Sachsen-Anhalt weisen eine große Vielfalt auf, deren Erhaltung und Weiterentwicklung sich für die Menschen lohnt. Die EU hat den Bedarf erkannt, sodass auch die kleinen Gemeinden bei größeren Vorhaben von den Zuschüssen aus dem ELER profitieren. In Iden hat die energetische Sanierung der Turnhalle auch dazu beigetragen, den Ort zu einem Anziehungspunkt für Freizeitaktivitäten zu machen. Die intensive Nutzung der neuen Halle beweist: Das Leben auf dem Land ist lebenswert.

(Alexander Lorber – 28.06.2018)

Weitere Informationen

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

Weitere Quellen:

Informationen über die wirtschaftliche Belebung und lebenswerte Gestaltung ländlicher Räume in Sachsen-Anhalt:

https://mule.sachsen-anhalt.de/landwirtschaft/laendlicher-raum/dorferneuerung-und-entwicklung/ 

Informationen der EU-Kommission zur Entwicklung des ländlichen Raums 2014 bis 2020:

https://ec.europa.eu/agriculture/rural-development-2014-2020_de 

Presseportal der EU-Kommission „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de 

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Aufatmen für 170 Anwohner

Dank ELER-Förderung kommt Meyhen ans Abwassernetz

Die Anwohner in Meyhen, einem ländlichen Ortsteil der Stadt Naumburg, mussten in den vergangenen Monaten viel Lärm und Schmutz aushalten: Ihre Straßen wurden aufgerissen und neue Rohre verlegt. Tiefbauarbeiter Mathias Schulz und seine Kollegen waren mit der „Rohrausbringung“ beschäftigt, wie das im Fachjargon heißt. Sie kamen zügig voran: Meter für Meter, Straße für Straße. Ihre Arbeit ist Teil der umfassenden Modernisierung im Dorf. Dabei hängt eins vom anderen ab. Erst werden Kanäle für Schmutz- und Regenwasser verlegt. Parallel dazu erneuern die Arbeiter überall dort, wo es nötig ist, die Trinkwasserleitungen. Dann erhalten die Straßen im Ort eine neue Pflasterung oder einen neuen Teerbelag. „Ohne die gut eine Million Euro Förderung durch den Europäischen Fonds für Ländliche Entwicklung (ELER) wäre die komplette abwasserseitige Erschließung des Ortes, zu der der Abwasserzweckverband Naumburg eine weitere Million Euro beisteuern muss, in diesem Umfang und in dieser komprimierten Zeit nicht zu leisten. Da sich die Eigenmittel des Verbandes aus Gebühren und Beiträgen zusammensetzen, müssten die angeschlossenen Bürger ohne die Hilfe der ELER-Finanzierung viel höhere Abwassergebühren zahlen“, berichtet Ute Steinberg. Sie ist die Geschäftsführerin des Abwasserzweckverbands Naumburg und hat das Projekt koordiniert. Die Schaffung von Basisdienstleistungen in ländlichen Gebieten gehört zu der ländlichen Entwicklungspriorität 4 des ELER in Sachsen-Anhalt.

Endlich geht es los!

Bevor der erste Bagger anrückte, hatte Ute Steinberg zu einer Anwohnerversammlung eingeladen: „Das machen wir bei allen Baumaßnahmen so – immer kurz vor Beginn der Arbeiten, wenn die Baufirma schon feststeht. Dann kann man die Sorgen und Nöte der Anwohner direkt mit dem Baubetrieb und dem Planungsbüro besprechen.“ In Meyhen war die Skepsis jedoch nicht sehr groß. Natürlich wollten alle wissen, wo sie denn während der Bauarbeiten ihre Autos abstellen können und wie die Müllabfuhr in dieser Zeit geregelt wird. Aber generell überwog die Erleichterung: „Endlich – lange hat’s gedauert.“ Bislang wurde das Abwasser in Meyhen lediglich über mitunter sehr alte Kleinkläranlagen vorgereinigt und über alte Kanäle in den Meyhenbach eingeleitet. Jetzt konnte Ute Steinberg den Anwohnern die gute Nachricht überbringen: „Sobald die Grundstücke an die zentrale Abwasseranlage angeschlossen sind und an der Strippe gezogen oder der Hahn aufdreht wird, sind die Menschen die Sorge um ihr Abwasser los.“ Eine weitere positive Nachricht gab es auch bei der Frage nach dem anschließenden Straßenbau. Ute Steinberg: „In Meyhen sind zum Teil noch die ganz alten ländlichen Verhältnisse. Die Straßenbaulastträger, der Burgenlandkreis und die Stadt Naumburg bringen ihre Straßen im Nachgang zu den Kanalverlegearbeiten insgesamt in einen ordentlichen Zustand.“ Es war eine sehr angenehme Anwohnerversammlung.

Schmutzwasser fließt in ELER-geförderte Pumpstation

Es ist kein Zufall, dass ein Dorf wie Meyhen fast als letzte Ortslage in Naumburg und Umgebung eine zentrale Abwasserentsorgung erhält. Denn im Zweckverband hat man zunächst die wirtschaftlichsten Bereiche ans Kanalnetz angeschlossen. „Jetzt kommen wir in die Bereiche, die wegen einer relativ geringen Anschlussdichte und der Entfernung zum nächstgelegenen Anschluss an einen vorhandenen Verbindungssammler sehr teuer sind. Dennoch erweist sich auch dort die zentrale Erschließung aufgrund der Umweltsituation sowie der geringen Größe und Sensibilität der Vorflut als sinnvoll oder ist gar erforderlich“, erläutert Ute Steinberg. Die Lösung für das Abwasser in Meyhen ist komplex. Es müssen ein separater Verbindungssammler und eine Pumpstation gebaut werden. Der Teil des Schmutzwassers in der Kirchstraße läuft künftig durch die neuen Rohre unter den Straßen des Dorfes bis zum tiefsten Punkt und wird über eine mit den ELER-Fördermitteln errichtete kleine pneumatische Pumpstation bis zur Kreisstraße zwischen Meyhen und Beuditz hochgepumpt. „Die Pumpstation arbeitet mit Luft, so wird das Abwasser frisch gehalten“, erklärt Ute Steinberg. Eine Verlegung des Verbindungssammlers ohne Pumpstation, eines 1,6 Kilometer langen Kanals im Meyhengraben, war keine Option: „Wenn wir einen Verbindungskanal dorthin legen würden, kämen wir für Wartungsarbeiten gar nicht heran. Zudem würde durch die Bauarbeiten die Naturlandschaft zerstört werden.“ So wird der Verbindungssammler seit Juli 2018 eng an der Kreisstraße entlang gebaut. Wenn alles fertig ist, fließt nur noch das Regenwasser im idyllischen, klaren Meyhengraben ab.

Mehrkosten werden durch ELER aufgefangen

Bei aller Freude hatten die Anwohner aber Sorge, dass durch den Anschluss an das zentrale Abwasserkanalsystem ihre Gebühren sprunghaft steigen. Auch hier konnte Ute Steinberg Entwarnung geben. Erstens ist der Abwasserzweckverband eine Solidargemeinschaft, sodass alle Grundstücksbesitzer aus dem gesamten Verbandsgebiet alle Kosten gemeinsam tragen. Und zweitens konnte der Verband die ELER-Fördermittel bei der Gebührenfestsetzung mit einkalkulieren. „Wir hätten immens hohe Gebühren, wenn wir alle unsere Investitionsmaßnahmen ohne Förderung gebaut hätten“, bestätigt Ute Steinberg. Auch wäre die Erschließung im gesamten Gebiet des Abwasserzweckverbands ohne die Förderung nie so schnell vorangekommen, wie das nun möglich war.

(Walter Liedtke - 03.09.2018)

Weitere Informationen

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

 

Weitere Quellen:

Informationen über Trink- und Abwassermaßnahmen in Sachsen-Anhalt:

https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/ueber-die-europaeischen-struktur-und-investitionsfonds/eler/eplr/eler-massnahmen-im-ueberblick/basisdienstleistungen-und-daseinsvorsorge/trink-und-abwassermassnahmen/

Presseportal der EU-Kommission „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“:

https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de

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ELER schützt bedrohte Tierarten in Sachsen-Anhalt

Sicherer Lebensraum für Wildkatze, Haselmaus und Co.

Auf den ersten Blick ist die Europäische Wildkatze kaum von der Hauskatze zu unterscheiden. Doch im Gegensatz zu letzterer ist die Wildkatze inzwischen vom Aussterben bedroht. Der Harz zählt zu ihren wichtigsten Verbreitungsgebieten. Auch die immer seltener werdende Haselmaus hat im Harz eine wichtige Heimat gefunden. Währenddessen fliegt der gefährdete Rotmilan seine Runden vor allem im nördlichen Harzvorland. Mehr als die Hälfte aller Rotmilane der Welt leben in Deutschland und rund 2.000 Brutpaare dieser Greifvögel zwischen Altmark und Burgenlandkreis. Ihre Anzahl hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert. Von der Wildkatze gibt es in den wenigen verbliebenen naturnahen Wäldern sogar nur noch deutschlandweit geschätzte 5.000 bis 7.000 Exemplare. „Alle drei Tierarten sind durch den Verlust ihrer Lebensräume bedroht. Wir wollen ihnen helfen, ihre Lebensräume zu verbessern und zu vernetzen“, erläutert Nicole Hermes. Sie betreut als Projektleiterin beim BUND Regionalverband Halle-Saalekreis das Projekt „Natura 2000 – Rettungsnetz für Wildkatze, Haselmaus und Rotmilan“. Ermöglicht wird das Naturschutzprojekt durch die Fördergelder aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Die Maßnahme trägt den Titel „Biodiversität und Schutzgebietssystem Natura 2000-Gebiete“ und ist der ländlichen Entwicklungspriorität 4 zuzuordnen. Damit fördert die EU die Wiederherstellung und Erhaltung der Ökosysteme, die mit der Land- und Forstwirtschaft verbunden sind.

ELER-Mittel für ein doppeltes Rettungsnetz

„Der Begriff »Rettungsnetz« ist doppeldeutig“, erklärt Nicole Hermes den Titel des ELER-Projektes, das im Mai 2017 startete und noch bis September 2020 läuft. „Einmal geht es darum, die Lebensräume der Tiere zu vernetzen. Im Vordergrund steht aber vor allem, ein Netz der Öffentlichkeitsarbeit zu schaffen, also die Akzeptanz in der Öffentlichkeit und die Sensibilisierung der Bevölkerung für den Artenschutz zu erhöhen.“ Prägnant im Projekttitel vorangestellt ist der Name „Natura 2000“. Dabei handelt es sich um ein EU-weites Netz von Schutzgebieten, das dem Erhalt gefährdeter Pflanzen- und Tierarten sowie ihrer natürlichen Lebensräume dient. Insgesamt sind mehr als 15 Prozent der deutschen Landfläche durch Natura 2000-Schutzgebiete abgedeckt. Natura 2000 ist eines der bedeutendsten länderübergreifenden Schutzinstrumente in Europa. 

Lockstock-Methode hilft, Wildkatzen nachzuweisen

Bereits seit über 25 Jahren engagiert sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bundesweit für den Wildkatzenschutz, in Sachsen-Anhalt seit rund zehn Jahren. Um der Verbreitung der Wildkatze auf die Spur zu kommen, setzen die ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützer die sogenannte Lockstock-Methode ein. Dafür verwenden sie aufgeraute Holzlatten und sprühen sie mit einer Baldriantinktur ein. „Auf uns wirkt Baldrian eher beruhigend, auf Katzen dagegen anregend. Die Tiere reiben sich an der rauen Oberfläche und hinterlassen dadurch Haare“, so Hermes. Von Januar bis April während der Paarungszeit der Katzen überprüfen Ehrenamtliche die Lockstöcke in regelmäßigen Intervallen, sammeln Proben ein und protokollieren sie. Die Proben werden dann ins Labor geschickt. „ Wir wollen durch solche Aktionen, wie zuletzt in der Dübener Heide und der Elbaue, die Akzeptanz bei den Menschen erhöhen. Am besten gelingt es direkt vor Ort, Menschen für das Thema Artenschutz zu begeistern. Es gibt kaum eine bessere Methode, so nah an unsere heimischen waldbewohnenden Säugetiere zu kommen, wie mit Lockstock und Wildkamera“, beschreibt die Projektleiterin. Ein Hauptanreiz für viele Ehrenamtliche ist außerdem, dass sie einen Teil zu einer großen wissenschaftlichen Datenerhebung beitragen können. Voraussetzung, um bei der Probenahme am Lockstock mitwirken zu können, ist eine Ausbildung zu Wildkatzenbotschafterinnen und -botschaftern. Dadurch werden Ehrenamtliche letztendlich zu Multiplikatoren, die zum Beispiel auf regionalen Veranstaltungen als Fürsprecher für diese Tierart auftreten.

Im ELER-Artenschutzprojekt sind Botschafter im Einsatz

„Bei der Wildkatze nutzt man die Lockstock-Erfassung als Nachweismethode, bei der Haselmaus schaut man nach Fraßspuren an Haselnüssen. Diese Methode eignet sich besonders für Kinder, die die Nüsse sammeln und schauen, welches Tier daran geknabbert hat. Und ein Vorkommen von Haselmäusen kann man an den Nüssen wirklich nachweisen“, verrät Hermes. „Bei der Haselmaus denken viele übrigens, es wäre eine Maus, dabei gehört sie zur Familie der Bilche. Das erste, was ich die Kinder frage, ist: Schaut euch mal den Schwanz an: Wie sieht der bei einer Maus aus und wie bei einer Haselmaus?“, schmunzelt sie. Der Schwanz des nachtaktiven Nagetiers ist nämlich im Gegensatz zu dem echter Mäuse dicht behaart. „Am 17. Oktober beteiligen wir uns am Projektherbst der Freien Grundschule Schönebeck. Wir machen mit den Kindern unter anderem einen Ausflug zu den Haselsträuchern in der Umgebung, führen dort eine Nussjagd durch und bestimmen gemeinsam die gesammelten Haselnüsse. Auf diese Weise vermitteln wird den Kindern spielerisch Wissen über die Haselmaus “, so die Projektleiterin.

ELER-Förderung sichert weitere Projektstellen

Veranstaltungen wie der Projektherbst oder ein Vortrag zur Wildkatze, den Nicole Hermes am 24. Oktober 2018 im Kreismuseum Bitterfeld hält, sind Teil der Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des ELER-Projektes. Rund 277.000 Euro von den insgesamt 375.000 Euro kommen von der EU. Das Land Sachsen-Anhalt beteiligt sich mit rund 92.000 Euro. „Der ELER hat uns die Möglichkeit für eine langfristige und landesweite Förderung geboten. Wir konnten damit zwei weitere Projektstellen in Teilzeit schaffen. Ohne das ELER-Budget wäre das Projekt in dieser Form sicherlich nicht möglich gewesen“, betont die Artenschützerin. „Ich finde es schön, dass wir diese EU-Förderung bekommen. Ich sehe mich selbst als überzeugte Europäerin.“(Sylvia Bösch – 11.10.2018)

ELER fördert edle Tropfen

Höhnstedter Winzerin freut sich über EU-Förderung

Momentan wird auf dem Weingut der Familie Born bei Höhnstedt viel renoviert und investiert. Das liegt nicht nur daran, dass die junge Winzerin Elisabeth Born im Herbst 2017 die Geschäftsführung von ihrem Vater übernommen hat und jetzt viel Herzblut in den Ausbau des Familienbetriebes steckt. Einen großen Beitrag leisten auch die Fördergelder aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Insgesamt 70.000 Euro erhält die 33-jährige Winzerin über einen Zeitraum von fünf Jahren von der EU. Die Mittel kommen aus dem Existenzgründungsbeihilfeprogramm für Junglandwirte bis 40 Jahre. Diese Maßnahme ist der ländlichen Entwicklungspriorität zwei zuzuordnen. Hier unterstützt die ELER-Förderung die landwirtschaftlichen Betriebe in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. Elisabeth Born kann mit den EU-Mitteln das Wohnhaus der Großeltern in ein Geschäftshaus umbauen, in eine neue High-Tech-Kühlung bei der Weinherstellung investieren und verstärkt auf nachhaltigen und ökologischen Weinanbau setzen.

Mit ELER-Mitteln entstehen Vinothek und Veranstaltungsraum

In der Nähe des Seengebietes Mansfelder Land liegt das Weindorf Höhnstedt. Die Weinbautradition der Familie Born reicht bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Das Weingut der Großeltern ist dabei bis heute in Familienhand geblieben und stetig gewachsen. Acht Hektar bewirtschaften die Borns heute rund um das Weindorf Höhnstedt im historischen Weinbaugebiet Saale-Unstrut. Elisabeth Born ist das jüngste Mitglied im Betrieb. Im Sommer 2009 konnte sie ihr Diplomstudium des Weinbaus und der Önologie in Geisenheim erfolgreich abschließen. Letztes Jahr übernahm sie die Geschäftsführung des Weingutes von ihrem Vater Günter. „In einem Familienbetrieb geht natürlich niemand endgültig in Rente, deshalb kümmert sich mein Vater weiter um die Buchhaltung“, erzählt die Junglandwirtin. Der Generationenwechsel bringt so einige Veränderungen. Mit den EU-Fördermitteln wird zurzeit das Anwesen der 2013 verstorbenen Großeltern in ein neues Geschäftshaus umgebaut. „Die untere Etage haben wir zu einer schönen Vinothek ausgebaut, während die obere Etage momentan noch eine Baustelle ist“, berichtet Born. Hier soll bald ein großer Veranstaltungsraum entstehen, in dem größere Reisegruppen zur Weinverkostung begrüßt werden können. Der Raum bietet sich auch für Tagungen und saisonale Events an. Eine Küche wird ebenfalls eingerichtet, um die Gäste mit einem köstlichen Menü bewirten zu können. „Wein und gutes Essen passt schließlich zusammen“, betont Elisabeth Born. Der Trockenbau ist bereits fertiggestellt. Demnächst wird eine neue Treppe eingebaut, dann kommen die Bodenbeläge dran. „Wenn alles klappt, können wir noch diesen Winter die Bauarbeiten abschließen.“

Existenzgründungsbeihilfen helfen Junglandwirtin bei Zukunftsplänen

Ob Weißburgunder oder Riesling, Müller-Thurgau, Silvaner, Traminer oder die relativ neue Sorte Sauvignon Blanc: Auf den Weinbergen der Familie Born wachsen diverse Traubensorten. Elisabeth Born steckt ihre ganze Leidenschaft und ihr Fachwissen in die traditionelle Weinerzeugung: „Als Winzer ist man in der Region Sachsen-Anhalt natürlich ein Exot.“ Deshalb habe sie sich gefreut, dass die ELER-Förderung auch ihr als Weinbäuerin zu Gute kommt: „Neben der Bewirtschaftung unserer Weinberge spielt auch das ganze Drumherum, etwa die Organisation von Weinveranstaltungen und die Vermarktung der Weine eine große Rolle. Diesen Aufwand muss der Familienbetrieb stemmen. Die EU-Gelder leisten dazu eine enorme Unterstützung.“ Und Elisabeth Born hat noch viele Pläne, bei deren Umsetzung sie die Existenzgründungsbeihilfe unterstützt. Demnächst will sie in ein modernes Kühlsystem für die Gärtanks investieren, damit sich besonders in den warmen Herbstmonaten die Temperatur in den Tanks regulieren lässt. „Wenn wir während des Gärvorgangs die Temperatur herunterkühlen können, verlangsamen wir die Gärung, damit möglichst viele Aromen im Wein erhalten bleiben. Bei einer schnellen Gärung ohne Kühlung verkochen die wertvollen Fruchtaromen viel zu schnell.“

EU setzt Anreize, umweltfreundlich zu wirtschaften

Im November 2017 beschlossen die EU-Mitgliedstaaten, die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat um weitere fünf Jahre zu verlängern. Landwirtin Elisabeth Born will lieber in eine umweltfreundliche Landwirtschaft investieren: „Wir setzen auf Nachhaltigkeit und eine ökologische Wirtschaftsweise und möchten daher komplett auf den Einsatz von Glyphosat verzichten.“ Deshalb hat die Winzerin mithilfe der EU-Gelder aus dem ELER eine Kombination aus Finger- und Rollhacke angeschafft. Am fahrenden Traktor befestigt, graben sich die drehbaren Scheiben mit fingerartigen Zinken in den Boden unter dem Weinstock und lockern so das lästige Unkraut. „Damit können wir den Einsatz von Chemikalien zur Unkrautbekämpfung künftig vermeiden“, freut sich Born. Ihre Sicht auf Europa habe sich durch die Förderung durchaus verändert: „Sachsen-Anhalt ist stark von landwirtschaftlichen Flächen geprägt. Es ist gut und wichtig, dass die EU die jungen Landwirte unterstützt und Anreize setzt, umweltfreundlich zu wirtschaften.“ Die Junglandwirtin freut sich schon darauf, bald wieder neue Gäste auf ihrem Weingut zu begrüßen. Am ersten August-Wochenende findet ein „Tag des offenen Weinkellers“ statt, zu dem es neben einer Weinverkostung auch Führungen durch den Weinkeller geben wird. „Dabei erfahren unsere Gäste so einiges über die Geschichte des Weinanbaus und sehen, wie unser Wein gemacht wird.“(Alexander Lorber – 07.06.2018)

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren: https://europa.sachsen-anhalt.de/esi-fonds-in-sachsen-anhalt/informationen-fuer-interessierte/erfolgsprojekte/

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ELER fördert Bio-Hühnerstall mit mehr Auslauf

Eier-Verkauf am Hof ist die beste Werbung

Rund 12.000 Hühner leben in dem Bio-Legehennenstall von Junglandwirt Michael Häge in Cattenstedt. Sie legen nicht nur durchschnittlich 10.000 Eier pro Tag, sondern fühlen sich dabei auch noch sichtlich wohl. Denn „Bio“ bedeutet in dem Fall, dass die gesamte Stallanlage nach den Richtlinien ökologischer Landwirtschaft zertifiziert ist und die Tiere somit besonders artgerecht gehalten werden. Dass der 27-Jährige die neue Anlage vor anderthalb Jahren in relativ kurzer Zeit bauen konnte, haben vor allem die Fördergelder aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) ermöglicht. Rund eine halbe Million Euro hat Michael Häge aus der Maßnahme des Agrarinvestitionsförderungsprogramms erhalten, um mit EU-Mitteln seinen Wunsch-Hühnerstall zu bauen. Einen Stall, in dem seine Hühner vor allem eines haben – mehr Platz. Diese Maßnahme ist der ländlichen Entwicklungspriorität zwei zuzuordnen. Hier unterstützt die ELER-Förderung die landwirtschaftlichen Betriebe in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung.

Highlight im ELER-geförderten Stall ist ein Maiseinstreugerät

Die Stallanlage besteht aus vier einzelnen Abteilen, die in der Mitte durch eine überdachte Durchfahrt unterteilt wird. Durch Luken können die Hühner hinaus ins Grüne und sich dort frei bewegen. „Bei Hitze, Regenwetter oder Schnee wollen die Hühner eher weniger heraus. Weil sie im Stall aber innerhalb einer Stunde das Futter bekommen, das sie in der freien Natur sonst den ganzen Tag suchen müssten, brauchen sie Beschäftigung. Daher sollte man den Tieren im Stall immer etwas Besonderes anbieten“, berichtet Michael Häge. Und genau deshalb hat er für seine 12.000 Hühner ein Maiseinstreugerät angeschafft, das Maissilage im Scharrraum zwei bis dreimal am Tag automatisch verteilt. Bei der Silage handelt es sich um Maispflanzen, die mit einem Feldhäcksler geerntet und zerkleinert wurden. „Die Hühner fahren total auf die Maissilage ab. Sie schmeckt etwas säuerlich so wie Sauerkraut und ist auch genauso gesund. Das heißt für mich, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Die Hühner sind beschäftigt und haben einen Riesenspaß, wenn das Gerät fährt. Zum anderen sind sie weniger anfällig für Krankheiten“, erläutert der Landwirt begeistert.

Eier gelangen über einen Packbetrieb in den Supermarkt

Die Hühner kauft Michael Häge als Junghennen von einem anderen Betrieb. Sobald sie sich an den Stall gewöhnt haben, fangen sie mit dem Eierlegen an. 95 Prozent der rund 10.000 täglich gelegten Eier landen in einem der Nester mit schrägem Boden. Sie rollen dann automatisch auf ein Förderband. Die letzten fünf Prozent der Eier sammeln der Landwirt und seine zwei Mitarbeiter bei ihren drei bis vier täglichen Kontrollgängen ein. „Die Eier gehen dann hauptsächlich auf eine Palette und auf dieser an einen Packbetrieb, die Geflügelfarm Welbsleben. Dort werden die Eier sortiert, in 10er-Schachteln abgepackt und an Supermärkte ausgeliefert. Die Geflügelfarm hat selber konventionelle Eier und ergänzt ihr Sortiment mit meinen Bio-Eiern“, so Häge.

Außerdem haben die Menschen aus der Region die Möglichkeit, täglich zwischen zehn und zwölf Uhr in seinem Stall frische Bio-Eier zu kaufen. „Der Direktverkauf wird sehr viel besser angenommen als ich jemals gedacht hätte. Und das, obwohl ich gar nicht großartig Werbung dafür mache. Das läuft bisher alles über Mund-zu-Mund-Propaganda. Ich überlege sogar, den Verkauf auch auf die Wochenenden auszudehnen“, freut sich der Vater eines zweijährigen Sohnes. Mit den Bio-Eiern verdiene er auf der Palette zwar einfacher sein Geld. Aber er sehe den Direktverkauf als seine größte Werbung.

EU-Förderung ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts "Hühnerstall"

„Ohne die EU-Förderung wäre es wirtschaftlich eine verdammt knappe Geschichte geworden“, meint der Landwirt. „Sie ist ein wichtiger Bestandteil des ganzen Projekts.“ Wenn Michael Häge von dem Hühnerstall als Projekt redet, meint er damit vor allem seinen eigenen Betrieb. Den Rest des Hofes hat der Schwabe von seinem Vater übernommen. Aufgewachsen ist der 27-Jährige im baden-württembergischen Langenau, nördlich von Ulm. Seine Eltern betreiben dort seit Generationen den Bio-Hof Langenau. Über einen langjährigen Freund ist sein Vater auf den Betrieb in Hüttenrode aufmerksam geworden und hat ihn schließlich im Jahr 2004 gekauft. 10 Jahre später zog Michael Häge in den Harz. „Ich war mit meiner Ausbildung zum Landwirt schon fertig, habe den „Techniker zum Landbau“ gemacht und in dieser Zeit die Entscheidung gefällt, in den Harz zu ziehen und den Hof zu übernehmen“, erinnert sich Michael Häge. Der Betrieb im Harz hat sich inzwischen sehr gut entwickelt. „Wir haben ihn renoviert, umstrukturiert und sehr viel in die Instandhaltung der Gebäude investiert.“ Im Jahr 2010 konnte er sein Landwirtschaftsunternehmen durch den Kauf des Nachbarbetriebs noch flächenmäßig verdoppeln. Nach und nach stellte er den gesamten Betrieb um, um die Flächen ökologisch zu bewirtschaften und die Tierhaltung entsprechend anzupassen. Zuletzt entstand der Hühnerstall im Nachbarort Cattenstedt.

„Ich lebe voll und ganz von dem Betrieb. Wir als Familie ernten jetzt das, was wir vor zehn Jahren hier investiert haben und natürlich auch was die EU in uns und unseren Hühnerstall investiert hat“, betont er. Die Gemeinsame Agrarpolitik sei ein Bereich, in dem die EU sehr intensiv mit den EU-Mitgliedstaaten zusammenarbeite. Aber auch darüber hinaus ist der 27-jährige Schwabe durchweg positiv gegenüber Europa eingestellt: „Ich bin ein Teil der jungen Generation, die für Europa steht und die Vorzüge der EU sehr zu schätzen weiß.“(Sylvia Bösch – 13.06.2018)

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Der traditionelle Bauernhof lebt

EU stärkt Junglandwirtin aus Gödnitz den Rücken

Andrea Finke ist Junglandwirtin mit Leib und Seele. Mit kreativen Ideen wie einer Milchtankstelle mitten im Zerbster Ortsteil Gödnitz hat sie letzten Herbst sogar den Reiner-Lemoine-Gründerpreis der Entwicklungs- und Fördergesellschaft Anhalt-Bitterfeld gewonnen. Seit Kurzem bekommt sie Unterstützung von der EU. Auf der Basis von sechs ländlichen Entwicklungsprioritäten des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) fördern das Land Sachsen-Anhalt und die Europäische Union in der aktuellen Förderperiode 2014 bis 2020 vor allem auch die Landwirte der Region. Unter der ländlichen Entwicklungspriorität zwei wollen sie mit gezielten Maßnahmen die Wirtschaftsleistung der landwirtschaftlichen Betriebe verbessern, den Bauern bei der Modernisierung ihres Betriebes behilflich sein und ihnen den Zugang zum Agrarsektor erleichtern. Weil immer mehr junge Landwirte den Beruf für sich entdeckt haben oder allmählich die Höfe ihrer Eltern übernehmen, will der ELER den Generationswechsel auf dem Land aktiv mit EU-Fördermitteln unterstützen.

Junge Bauern profitieren von der Existenzgründungsbeihilfe

Auf dem Land erinnern sich noch viele an die Zeit, als man die Milch frisch vom Bauernhof geholt hat. Junglandwirtin Andrea Finke könnte sich gar nicht vorstellen, ihre Milch beim Discounter zu besorgen: „Das ist schon geschmacklich ein riesiger Unterschied.“ Die Idee für eine Milchtankstelle mitten im Ort ergab sich eher spontan. „Auf einer Messe entdeckte ich zufällig einen Stand, der Milchautomaten verkauft. Kurzerhand haben wir solch einen Automaten für unseren Betrieb bestellt und sind jetzt sehr zufrieden damit“, so Finke. Alle Milchfreunde können nun rund um die Uhr bei uns in Gödnitz vorbeikommen, eine Münze einwerfen und sich frische, weder homogenisierte noch pasteurisierte Milch vom Hof abfüllen. Außerdem hat Finke eine sogenannte „Regio Box“ zur Direktvermarktung teils regionaler Produkte wie Fleisch vom Hof und aus Zerbst aufgestellt. Darin bekommt man auch Käse, Eier und Joghurt zu fairen Preisen und frisch. „Jetzt in der Grillsaison kommen natürlich Würste und frisches Grillfleisch besonders gut an“, freut sich die Junglandwirtin. 

Dass sie neben der Auszeichnung mit dem Gründerpreis im Herbst 2017 jetzt auch eine ELER-Förderung aus dem Existenzgründerbeihilfeprogramm für Junglandwirte erhält, hat die Nachwuchslandwirtin schon überrascht: „Ich bin sehr glücklich darüber, die Existenzgründungsbeihilfe zu bekommen. Wir haben uns schließlich Mühe gegeben, einen überzeugenden Antrag einzureichen und als kleiner Familienbetrieb können wir jede Hilfe brauchen, um die traditionelle Landwirtschaft hier in der Region zu erhalten.“

 

Auf dem Land erinnern sich noch viele an die Zeit, als man die Milch frisch vom Bauernhof geholt hat. Junglandwirtin Andrea Finke könnte sich gar nicht vorstellen, ihre Milch beim Discounter zu besorgen: „Das ist schon geschmacklich ein riesiger Unterschied.“ Die Idee für eine Milchtankstelle mitten im Ort ergab sich eher spontan. „Auf einer Messe entdeckte ich zufällig einen Stand, der Milchautomaten verkauft. Kurzerhand haben wir solch einen Automaten für unseren Betrieb bestellt und sind jetzt sehr zufrieden damit“, so Finke. Alle Milchfreunde können nun rund um die Uhr bei uns in Gödnitz vorbeikommen, eine Münze einwerfen und sich frische, weder homogenisierte noch pasteurisierte Milch vom Hof abfüllen. Außerdem hat Finke eine sogenannte „Regio Box“ zur Direktvermarktung teils regionaler Produkte wie Fleisch vom Hof und aus Zerbst aufgestellt. Darin bekommt man auch Käse, Eier und Joghurt zu fairen Preisen und frisch. „Jetzt in der Grillsaison kommen natürlich Würste und frisches Grillfleisch besonders gut an“, freut sich die Junglandwirtin. 

Dass sie neben der Auszeichnung mit dem Gründerpreis im Herbst 2017 jetzt auch eine ELER-Förderung aus dem Existenzgründerbeihilfeprogramm für Junglandwirte erhält, hat die Nachwuchslandwirtin schon überrascht: „Ich bin sehr glücklich darüber, die Existenzgründungsbeihilfe zu bekommen. Wir haben uns schließlich Mühe gegeben, einen überzeugenden Antrag einzureichen und als kleiner Familienbetrieb können wir jede Hilfe brauchen, um die traditionelle Landwirtschaft hier in der Region zu erhalten.“

 

Der ELER bringt die Pläne der Landwirtin voran

Natürlich gibt sich Andrea Finke mit dem bislang Erreichten noch lange nicht zufrieden. Bis 2022 erhält sie nun schrittweise die EU-Fördergelder in Höhe von insgesamt 70.000 Euro aus der Existenzgründungsbeihilfe. Das verschafft ihr Spielraum für weitere Investitionen. Sie überlegt, demnächst auch den Käse am Hof selber herzustellen. Ein Güllebecken ist ebenfalls in Planung, denn die neue Düngeverordnung sieht vor, dass Bauern die Gülle länger lagern sollen. Es gibt also einiges zu tun am Hof. „Wenn man bedenkt, dass mein Großvater damals nach der Wende mit ein paar Kühen angefangen hat und wir jetzt insgesamt 140 Rinder auf dem Hof haben, hat sich schon vieles getan in den letzten Jahren.“ Im Jahr 2004 haben Finkes einen Melkroboter angeschafft, der die Arbeit enorm erleichtert hat. Im Februar 2018 kam zudem ein neuer Futtermischwagen hinzu. „Mit dem Betrieb ist aber auch die Bürokratie gewachsen. Als Landwirtin muss ich heute viel mehr Papierkram erledigen, als das noch zur Zeit meines Vaters der Fall war“, erzählt Finke. Aber im Familienbetrieb packen alle mit an, um den Hofbetrieb zu stemmen: „Meine Mutter ist Lehrerin und mein Freund arbeitet als Verkäufer, trotzdem sind alle 365 Tage im Jahr am Hof nebenher tätig und legen sich mächtig ins Zeug.“

Glückliche Tiere statt Massentierhaltung

Das Wohl der Tiere ist Andrea Finke ebenso wichtig wie gesunde und nachhaltige Produkte für ihre Kunden aus der Region. „Unser Hof bekommt oft Besuch von Kindergartengruppen, denen wir das Leben auf dem Bauernhof zeigen. Viele Kinder, gerade wenn sie in der Stadt leben, kennen das traditionelle Landleben kaum noch. Einmal fragte mich ein Kind, warum unsere Kühe nicht Lila sind.“ Finke zeigt ihnen, wie das echte Landleben aussieht und welch harte Arbeit hinter jeder Milchflasche steckt. „Ich wünsche mir, dass unser Einsatz für hochwertige ländliche Produkte auch gewürdigt wird“, so Finke. Die EU rechnet damit, dass angesichts des erwarteten Bevölkerungswachstums und einer steigenden Nachfrage nach tierischen Erzeugnissen bis 2025 eine Verdopplung der weltweiten Lebensmittelproduktion notwendig wird. Finke ist überzeugt, dass sich dabei die Qualität nur mit einer verstärkten Agrarförderung gewährleisten lässt. „Ich finde es super, dass Europa gerade die Junglandwirte im Blick hat. Die Pachtpreise sind in den letzten Jahren gestiegen und so ist jede finanzielle Unterstützung Gold wert. Ich wünsche mir, dass die EU besonders die kleinen Tierbetriebe im Blick behält.“ Finke möchte keinesfalls auf billigere Massentierhaltung umsteigen. „Viele Verbraucher wollen den traditionell wirtschaftenden Bauernhof und sind bereit, dafür einen etwas höheren Preis zu bezahlen.“ Und davon profitieren am Ende doch alle – die Konsumenten, die Tiere und die Umwelt.

(Alexander Lorber – 11.06.2018)

 

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Wie man mit vielen Fäden einen Sack zubindet

Der „Kopf“ der Lokalen Aktionsgruppe „Mittlere Elbe – Fläming“ trifft sich in Coswig

(Bianca Kahl, 06.02.2018)

Die Gruppe trifft sich im „Simonetti Haus“ – ein unauffälliges Fachwerkgebäude in Coswig. Tagesordnungspunkt 1: Eine kleine Führung. Schließlich muss man wissen, worüber man spricht. Die Anwesenden blicken staunend nach oben: Ende des 17. Jahrhunderts errichtet und vermutlich auch als Freimaurerloge genutzt, überrascht das Simonetti Haus mit seinem außergewöhnlichen Innenleben. Denn die Zimmerdecken sind mit prachtvollen Stuckarbeiten verziert: Vermutlich kein Geringerer als der Meister Giovanni Simonetti hat sich einst von Alchemie und griechischer Mythologie inspirieren lassen – und die Zimmer mit regelrechten Stuckbildnissen verziert. Lange Zeit waren diese versteckten Kunstschätze von der Öffentlichkeit vergessen.

„Wir hatten ja angeregt, dass man im Simonetti Haus erst mal solche Projekte umsetzt, mit denen man Geld verdienen kann“, erinnert Elke Kurzke die Anwesenden. Elke Kurzke ist eine LEADER-Managerin. Sie arbeitet für die Lokale Aktionsgruppe „Mittlere Elbe – Fläming“ (LAG). Heute hat sich sozusagen der harte Kern der LAG, die Koordinierungsgruppe, zu einer ihrer regelmäßigen Sitzungen getroffen.

Gruppe tauscht sich über fast 60 Projekte aus

Elke Kurzke moderiert das Treffen und wirft eine lange Liste via Projektor im Simonetti Haus an die Wand. Als LEADER-Managerin ist sie dafür verantwortlich, Förderprojekte in der Region zu betreuen. Wer eine Idee hat, von der bestenfalls die ganze Region profitieren könnte und auf Fördergelder hofft, der kommt zu ihr. Seien es der Ausbau eines Hotels, die Vermarktung kultureller Güter, ein Dorfgemeinschaftshaus oder die Weiterbildung von Personal im Ehrenamt.

Die lange Liste an der Wand zeigt ebensolche Vorhaben. Die Mitglieder der Koordinierungsgruppe haben sich getroffen, um sich gegenseitig über den aktuellen Stand zu informieren. Derzeit geht es um 59 Projekte und ein Gesamtvolumen von rund 3,8 Millionen Euro EU-Zuweisungen.

Der Verein „Simonetti Haus Coswig (Anhalt)“, zum Beispiel, plant, ein Café unter den Stuckdecken einzurichten. Seit 2007 engagiert er sich dafür, das Bauwerk und sein wertvolles Innenleben vor dem Verfall zu bewahren. Er will das Haus für die Öffentlichkeit nutzbar machen – als Ort der Begegnung und für kulturelle Veranstaltungen. Dabei konnte der Verein schon mehrfach von Fördermitteln profitieren, doch die notwendigen Sanierungsmaßnahmen sind teuer. Nicht selten scheitert es daran, dass man den vorgeschriebenen Eigenanteil nicht aufbringen kann. Denn 100-prozentige Förderungen gibt es bei LEADER nicht.

Von der ersten Idee für ein Vorhaben bis zum positiven Förderbescheid können mitunter Jahre vergehen. Häufig sind viele verschiedene Vorschriften zu beachten und Behörden zu beteiligen. Heute sitzen allein 15 Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Verwaltungen, Einrichtungen und Vereine an einem Tisch.

Jeder ist eingeladen, sich zu engagieren

In einer LAG engagieren sich nicht nur alle Kommunen und Landkreise aus dem betreffenden Gebiet.  Eingeladen sind im Grunde alle Organisationen und Privatleute. Alle gemeinsam entwerfen zunächst eine Entwicklungsstrategie, die die Region als Ganzes voranbringen soll, und klopfen die vielen Vorhaben darauf ab, ob sie in diese Strategie passen. Danach bekommt jedes Projekt einen Platz auf der Prioritätenliste: Was hat Vorrang, was muss noch warten?

Auf diese Weise lassen sich auch leicht mehrere Akteure zusammenbringen und übergreifende Projekte umsetzen. Die LAG „Mittlere Elbe – Fläming“ ist zum Beispiel besonders stolz auf eine neu herausgegebene Broschüre: Das „Fläming-Reisetagebuch“ präsentiert übersichtlich alle Angebote im gleichnamigen Naturpark. Zuvor musste man sich alle einzeln recherchieren. Ein weiteres Mammutprojekt war es, die touristische „Straße der spätgotischen Flügelaltäre“ auf den Weg zu bringen. Sie erschließt die Kunstschätze der vielen kleinen Dorfkirchen für Besucherinnen und Besucher.

Demokratische Entscheidungen für die Region

Alle Abstimmungen und jede Auswahl der Projekte sind demokratisch organisiert. Sämtliche Sitzungen der LAG sind öffentlich. Prinzipiell gilt: „Jeder kann an einer LAG teilhaben – und die Leute machen das alle ehrenamtlich“, stellt Elke Kurzke klar. „Viele von ihnen sind schon von Anfang an dabei, seit 1996 LEADER II in der Region startete. Das sind echte Urgesteine und sie haben viel für ihre Heimat getan.“

Sie selbst arbeitet seit 2009 für die LAG. Als studierte Landespflegerin und mit Berufserfahrungen als Landschafts- und Regionalplanerin kannte sie sich damals zwar schon in Gefilden wie Landschaftsbau, Naturschutz oder Vorschriften für Baugenehmigungen aus. Was sie sich aber neu aneignen musste und auch heute immer wieder auffrischt, ist das Wissen um sämtliche Förderrichtlinien.

„Wenn ich jemanden betreue, dann im Ganzen. Im Grunde versuche ich, die komplette Fördermittelpalette des Landes Sachsen-Anhalt auszuschöpfen“, erklärt sie. „Dann steuere ich vielleicht ein Projekt, das im Rahmen des LEADER-Programmes mit 5 Millionen verzeichnet ist. Am Ende geht es aber um deutlich mehr als 15 Millionen Euro und verschiedene Fördertöpfe.“

Eigentlich war eine LEADER-Managerin bisher „nur“ eine Vermittlerin für Gelder aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). In der aktuellen Förderperiode kommen Mittel aus den EU-Fonds ESF und EFRE hinzu – das macht ein innovativer Ansatz des Landes Sachsen-Anhalt möglich (siehe Infokasten). Aber Fördertöpfe und Förderprogramme gibt es hierzulande Hunderte. Es kommt nur darauf an, was man genau vorhat und ob die Rahmenbedingungen passen.

Alle Fäden zusammenführen

„Viele Dinge sind eben nicht einfach ein Stück Beton“, erklärt Elke Kurzke das Ganze an einem Bauvorhaben. Die Ideen der Akteure vor Ort können viele Bereiche und damit auch viele Fördermöglichkeiten berühren. Im Simonetti Haus spielen neben der Bausubstanz und dem Denkmalschutz auch die Kunst, Kultur sowie soziale Aspekte eine Rolle. Zudem geht es oft auch um die Sicherung oder Schaffung von Arbeitsplätzen. Um bei der Verwirklichung zu helfen, versuchen die LAG und Elke Kurzke, alle Fäden zusammenzuführen und am Ende einen einzigen Strick daraus zu drehen, mit dem sie den jeweiligen Sack zubinden können. 

Für solche Fälle wie den des Simonetti Hauses sei der neue CLLD-Ansatz großartig, findet Kurzke. Denn neben der „Vermischung“ mehrerer Fördertöpfe öffne er auch die Möglichkeit, Projekte gemeinsam mit den Aktionsgruppen anderer Regionen oder sogar über internationale Kooperationen zu verwirklichen. Der begnadete Stuckateur Giovanni Simonetti hat nämlich nicht nur in Mitteldeutschland, sondern auch in Städten im heutigen Tschechien und Polen gewirkt. Da winken viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Doch wie gesagt: Ohne Eigenmittel geht leider nichts. Der Verein muss sich also zunächst nach anderen Geldquellen umschauen. Erst dann lohnt der Blick in die große Palette der Fördertöpfe.

www.mittlere-elbe-flaeming.de

Info: LAG und LEADER

Eine Lokale Aktionsgruppe (LAG) entwirft die von der örtlichen Bevölkerung betriebene Strategie für lokale Entwicklung (LES) und führt sie durch. Sie setzt sich aus Vertretern lokaler öffentlicher und privater sozioökonomischer Interessen zusammen. Dabei sind auf der Ebene der Beschlussfassung weder Behörden im Sinne der nationalen Vorschriften noch eine einzelne Interessengruppe mit mehr als 49 Prozent der Stimmrechte vertreten.Die LAG „Mittlere Elbe – Fläming“ ist eine von 23 solcher Regionen in Sachsen-Anhalt. Sie umfasst Teile der Landkreise Wittenberg, Jerichower Land, Anhalt-Bitterfeld sowie der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau.Sachsen-Anhalt profitiert bereits seit 1991 von dem besonderen europäischen Förderansatz LEADER, mit dem ländliche Gebiete in der Europäischen Union unterstützt werden. Die aktuelle Förderperiode reicht von 2014 bis 2020. Hier geht das Land mit dem sogenannten CLLD-Ansatz neue Wege.Die Abkürzung CLLD steht für „Community-Led Local Development”, also lokale Entwicklung, die von der Bevölkerung selbst vorangetrieben wird. Nach dem Bottom-up-Prinzip, also von der Basis her, sollen Strategien für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Gestaltung der Region entworfen werden. Für die Förderung konkreter Projekte stehen dann u. a. Mittel aus den drei EU-Fonds ELER, EFRE und ESF zur Verfügung.

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Dem Wasser Einhalt gebieten

Stabilere Deiche sollen die Dörfer an der Schwarzen Elster besser schützen

(Klaus-Peter Voigt, 25.01.2018)

Entlang der Schwarzen Elster haben sich die Siedlungen seit Jahrhunderten auf immer wiederkehrendes Hochwasser eingestellt. Wer am Fluss lebt, weiß um den Fluch und den Segen der Naturereignisse. Auf der einen Seite bringt das über die Ufer tretende Wasser Nährstoffe mit sich, die sich auf den Weideflächen ablagern. Zum anderen sind stets auch schwere Schäden an Wohnhäusern, Stallungen und Werkstätten zu beklagen, selbst Menschenleben wurden immer wieder gefordert.

Immer wieder stieg der Wasserlauf extrem an

Der Fluss selbst hat seine Quelle im Lausitzer Bergland. Sie liegt etwa 1,5 Kilometer südlich der zu Elstra gehörenden Ortschaft Kindisch. Von dort aus fließt die Schwarze Elster in Richtung Norden und ändert ab Hoyerswerda ihren Lauf nach Westen. Bei Elsterwerda passiert sie die mit sieben Kilometern engste Stelle des Breslau-Magdeburger Urstromtals, um dann in der Elbe-Elster-Niederung Städte wie Bad Liebenwerda, Herzberg und Jessen zu passieren. Beim Flusskilometer 198,5 nahe der Gemeinde schließlich mündet die Schwarze Elster in die Elbe.

In den Jahren 2010, 2011 und 2013 stieg der Wasserlauf wieder extrem an. Die Fluten richteten große Schäden an. Im Juni 2013 gab der Elsterdeich bei Schweinitz den Belastungen durch den ansteigenden Fluss nach. Der Wasserstand von 3,04 Metern am Pegel Löben lag höher als im Herbst 2010 und im Frühjahr 2011. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) Sachsen-Anhalt hatte damals schon mit großangelegten Maßnahmen begonnen, um dem Wasser künftig besser Einhalt gebieten zu können. An 22 Stellen des Dammes wurden inzwischen Zufahrtsstraßen gebaut oder ertüchtigt. Hindernisse, die einen ungehinderten Wasserfluss störten, sind größtenteils beseitigt. Viel sogenannter Verwuchs musste mühsam entfernt werden, sagt LHW-Projektleiterin Barbara Gurschke. Es galt und gilt an einigen Stellen noch, die Deiche besser erreichbar zu machen und Verbindungswege zu ertüchtigen.

Deichabschnitte bei Klossa bringen Schwierigkeiten mit sich

Ganz oben in der Prioritätenliste stehen bei den zahlreichen Aufgaben die Abschnitte bei Klossa. Seit 2016 arbeiteten die Fachleute mit Hochdruck daran, den dritten Bauabschnitt des Deiches dort fertigzustellen. Kein leichtes Unterfangen, zumal dabei viele Dinge zu beachten waren. Archäologen untersuchten baubegleitend den Boden, entdeckten dabei letztlich Sachzeugen der Eisenzeit, in der unsere Vorfahren dort schon siedelten. Hauptziel allerdings ist die grundlegende Sanierung der alten Deiche, die in den 1960er Jahren und früher entstanden. Nicht nur, dass diese Bauwerke nach heutigen Erkenntnissen zu niedrig waren, auch das in ihnen verwendete Material entsprach nicht mehr den Anforderungen der Gegenwart, erläutert Barbara Gurschke.

Auf der Straßenbrücke direkt an der Ortschaft Löben stehend, zeigt sie auf den Flusslauf. „Deichhöhe, Kronenbreite und Böschungsneigungen mussten hier verändert werden. Die Wälle waren teilweise durchlässig. Alte Sickerwasserstellen zeugten von den Schwachpunkten, die irgendwann einen Deichbruch auslösen könnten“, erläutert sie. Im dritten Bauabschnitt wurde das grundlegend verändert. Die Standsicherheit ist nunmehr gesichert. Jetzt steht an dieser Stelle auf einer Länge von knapp 1,8 Kilometern ein Zweizonendeich, bei dem der wasserseitige Abschnitt aus dichterem und damit undurchlässigerem Material besteht. Daran schließt sich luftseitig ein durchlässiges Material an, um anfallendes Sickerwasser schnell abführen zu können. Wichtig für den Erosionsschutz ist die Ausbildung einer flächendeckend intakten und gesunden Grasnarbe. Um sie zu schaffen, erhielt der Deich durchgängig eine 30 Zentimeter dicke Bodenschicht. Zudem entstand ein befahrbarer Deichverteidigungsweg. Drei Meter breit und mit Betonverbundgroßpflaster befestigt entspricht er den Anforderungen des Hochwasserschutzes. Ein Siel, ein verschließbarer Gewässerdurchlass, entstand zudem. Über dieses Bauwerk kann das Binnenland nach Hochwasser oder starkem Regen unkompliziert wie bei einem Ventil entwässert werden. Die Einwohner von Löben, Klossa und Schweinitz können künftigen Hochwässern gelassener entgegensehen. Für rund 2,4 Millionen Euro hat Sachsen-Anhalts Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft eines der Projekte seines breit angelegten Programms zum Hochwasserschutz im Osten des Bundeslandes eingesetzt. Zu den Fördermitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) in Höhe von rund 1,8 Millionen Euro kamen weitere vom Land (240.000 Euro) und vom Bund (360.000 Euro).

www.lhw.sachsen-anhalt.de

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Stau auf der Querfurter Platte

In ein neues Hochwasserrückhaltebecken fließen große Investitionen

(Klaus-Peter Voigt, 30. Januar 2018)

Fruchtbar ist der Boden auf der Querfurter Platte. Eines der größten Löss-Schwarzerdegebiete in Sachsen-Anhalt zeigt sich überwiegend als offene Agrarlandschaft und fast komplett waldfrei. Die Muschelkalktafel steigt vom Nordosten zum Südwesten hin von 110 bis 120 Meter auf bis zu 240 Meter über Normalnull an. Durch die geologischen Verhältnisse erreicht das Gebiet, das sich über drei Landkreise erstreckt, nur eine eher bescheidene Oberflächenentwässerung. Das geht einher mit einer geringen Flussdichte.

Kleiner Fluss Querne sorgt für große Probleme

Das Areal, das unter anderem an das Unstruttal grenzt, gibt sich eher gelassen. Doch diese Ruhe täuscht. Bei starken Regenfällen oder der Schneeschmelze im Frühjahr kann das gerade einmal zwölf Kilometer lange Flüsschen Querne, das nur wenige Kilometer diesen Namen trägt und sich später als Weida durch die Landschaft schlängelt, den Menschen Kopfzerbrechen machen. Mit seinen plötzlich ansteigenden Fluten sorgt es dann für erhebliche Schäden. In Querfurt, das möglicherweise der Querne seinen Namen verdankt (Furt über die Querne), weiß man um diese Gefahren. 1994 stieg das Wasser so heftig über die Ufer, dass die Altstadt teilweise bis zu 1,50 Meter hoch überflutet war. Die Katastrophe mit ihren Sachschäden in Millionenhöhe ist den Menschen nach wie vor in Erinnerung.

Mit einem immensen Bauprojekt sollen künftig solche Ereignisse weitestgehend der Vergangenheit angehören und die Stadt einen bestmöglichen Schutz erhalten. Bis Ende 2018 entsteht im Schatten der Burg Querfurt ein Hochwasserrückhaltebecken. „Es begrenzt künftig den maximalen Abfluss der Querne bei ansteigenden Fluten auf sieben Kubikmeter pro Sekunde und minimiert damit die Gefahren für die Region“, sagt Burkhard Henning, Geschäftsführer des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt. Auf ein sogenanntes hundertjähriges Hochwasser wäre man mit der Fertigstellung vorbereitet. Fast 3,4 Millionen Euro kostet das gesamte Projekt, das komplett gefördert wird. Allein aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) kommen rund 2,5 Millionen Euro; das Land Sachsen-Anhalt beteiligt sich mit 335.000 Euro und gut 500.000 Euro stehen aus Bundesmitteln zur Verfügung. 

Bis zu 350.000 Kubikmeter Wasser lassen sich anstauen

Die Planungen haben sich am natürlichen Geländeprofil im Quernetal zwischen Lodersleben und Querfurt orientiert. Seit 2016 entsteht dort die 35. Stauanlage im Landeseigentum zwischen Arendsee und Zeitz. Das Gesamtstauvolumen aller Talsperren in Sachsen-Anhalt beträgt mehr als 191 Millionen Kubikmeter. Der Staudamm, der diese Funktion erst bei Hochwasser übernimmt, erreicht eine Höhe von sieben Metern. Seine Länge beträgt 140 Meter, die Breite 60 Meter. Im Extremfall liegt das Fassungsvolumen bei bis zu 350.000 Kubikmetern Wasser, die sich auf einer Länge von rund zwei Kilometern anstauen lassen, erläutert Burkhard Henning. Man sei froh, dass es gelinge, das Bauwerk harmonisch in die Landschaft einzufügen. Kernstück des begrünten Damms ist ein Durchlass aus Stahlbeton. Um ihn errichten zu können, wurde die Querne im Bereich der Baustelle zeitweise umgeleitet. 

Beim Betrieb des neuen Hochwasserrückhaltebeckens setzt der Talsperrenbetrieb auf modernste Technik. Die Spezialisten in der Gebietsstaumeisterei Süd können sich von Kelbra aus per Kameraüberwachung rund um die Uhr vom Zustand der Anlage überzeugen, Steuerhandlungen erfolgen im Regelfall vor Ort. Wie bei solchen Anlagen vorgeschrieben, erfolgt zudem ein Mal im Monat eine Funktionsprobe an Ort und Stelle.

www.talsperren-lsa.de

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Ein Paket für mehr Bildung und Bewegung

Das Waldhaus am Bergwitzsee lädt zu einer Entdeckungstour in der Natur.

(Klaus-Peter Voigt, 17.01.2018)

In der warmen Jahreszeit übt der 180 Hektar große Bergwitzsee im Osten Sachsen-Anhalts eine fast magische Anziehungskraft aus. Wassersport, Reiten, Angeln, Minigolf –Erholungssuchende haben das kleine Paradies fest in Beschlag genommen. Der einstige Braunkohletagebau machte seit seiner Stilllegung 1955 eine gründliche Veränderung durch. In den 1960er Jahren begann die Rekultivierung des gesamten Areals. Dazu gehörte, dass das Restloch geflutet wurde.
Als Naherholungsgebiet scheint der See aus der Region nicht mehr wegzudenken. Das Bergwitzsee Resort lädt dort Gäste ein; ein langer Strand lockt Badelustige an, hüllenlos. Der Europaradwanderweg R1 sowie der Radweg Berlin – Leipzig führen am See vorbei.

Vom Schandfleck zum Haus der Generationen

Heidrun Weise gerät schnell ins Schwärmen, wenn sie von der touristischen Anziehungskraft des Landstrichs erzählt. Die engagierte Seniorin ist in Bergwitz zu Hause, hat ein gerütteltes Maß der Entwicklung miterlebt und mitgestaltet. Als Vorsitzende des Vereins „Elbaue-Heideregion-Kemberg“ e.V. hat sie sich einem ganz besonderen Projekt verschrieben. Das Waldhaus, nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt, hat sich in den vergangenen Jahren zu einem außergewöhnlichen Bildungs- und Bewegungszentrum entwickelt. Ursprünglich als Sauna kurz vor der politischen Wende in der DDR errichtet, ging es nach 1990 langsam in den Wirren der Marktwirtschaft unter, verfiel zusehends. „Diese Dreckecke störte uns gründlich“, erzählt Heidrun Weise. Am herrlichen See war sie ein doppeltes Ärgernis. Durch die Gründung der Einheitsgemeinschaft im Jahr 2012 als „Landstadt und Grünes Zentrum“ der Region begann eine Änderung der Situation. Die Kommune Kemberg mit ihren 14 Ortsteilen und rund 10.000 Einwohnern hatte einen Partner für die Entwicklung des Geländes gefunden. Die Diplomlehrerin im Ruhestand brannte für die Idee, Angebote speziell für Kinder und Jugendliche zu entwickeln, ihnen spielerisch Wissen zu vermitteln und Bewegung zu fördern. Darüber hinaus sollte das Waldhaus von Anfang an für alle Generationen offenstehen.

Kindergruppen geben sich die Klinke in die Hand

Heute wird es zunehmend schwerer, dort freie Termine zu bekommen. Stück für Stück hat es sich zu einem einzigartigen Bildungs- und Bewegungszentrum gemausert. Eine interaktive Ausstellung bietet den Jüngsten die Möglichkeit, einmal ganz ohne Smartphone und Computer die Umwelt zu entdecken. In den Räumen erfahren sie bei aktiver Beschäftigung Wissenswertes über die Elbauen und den Naturpark Dübener Heide, zu Handwerk und Industrie in den umliegenden Ortschaften. Schulklassen und Kindergartengruppen geben sich seit 2014 die Klinke in die Hand. Inzwischen bietet das Waldhaus einen ganz bunten Strauß von Veranstaltungen an. Abschluss- oder Klassenfeiern von Grundschulen sind ebenso möglich wie Bastelnachmittage oder Kindergeburtstage. Alles funktioniert im Wesentlichen über das Ehrenamt. Und darüber hinaus sind es Seniorengruppen, die sich treffen, oder Urlauberinnen und Urlauber vom nahen Bergwitzsee, die während der regulären Öffnungszeiten vorbeischauen.Seit dem vergangenen Jahr zeigt sich das Außengelände des Waldhauses ansehnlich neugestaltet. Für mehr als 80.000 Euro wurde es hergerichtet. Rund 64.000 Euro davon stammen aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), 6.000 Euro von der Stadt Kemberg und weitern Sponsoren, wie der Volksbank Dessau-Roßlau. Möglich macht die Förderung die Richtlinie LEADER und CLLD des Ministeriums der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt. Sie bildet die Grundlage dafür, dass Lokale Aktionsgruppen, wie hier die Lokale Aktionsgruppe Dübener Heide, bei innovativen und gemeinsamen, gebietsübergreifenden Projekten aus verschiedenen Fonds der EU unterstützt werden können. Damit werden sie in die Lage versetzt, für ihre Region strategisch wichtige Projekte umzusetzen.

Ein Labyrinth im Biberbau

Das Ergebnis: In Bergwitz sind eine Biber-Spielburg, ein 7-Sinne-Baumhaus sowie ein Kletter- und Balancierwald auf dem Waldaktivspielplatz entstanden. „Damit können wir ein richtiges Paket anbieten, das Bildung und Bewegung für die Mädchen und Jungen verknüpft. Das kommt sehr gut an“, berichtet die 74-jährige Vereinschefin. Sie zeigt auf den Biberbau. In dem rollstuhltauglichen Labyrinth können Gruppen gemeinsam agieren. Im Laufe der Jahre soll der von dicken Stämmen geprägte Tunnel weiter begrünt und inhaltlich gestaltet werden. An den Insektenhotels in unmittelbarer Nachbarschaft sind Naturbeobachtungen möglich. Im 7-Sinne-Baumhaus lassen sich Aufgaben zur Flora und Fauna der Region lösen. Viele der kleinen und großen Rätselfreundinnen und -freunde zeigen sich beispielsweise überrascht, dass der Mensch das Lebewesen ist, das im Wald den größten Lärm verursacht. Für Heidrun Weise hat das Waldhaus keinen abgeschlossenen Status. Mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern werden bereits die nächsten Pläne geschmiedet. Das Gelände hat noch jede Menge Potenzial.

Fliesensaal und Rosengarten

Im Karower Schloss lebt der Glanz aus alten Tagen wieder auf

(Bianca Kahl, 24.11.2017)

„Manches hier ist schon immer so gewesen, wie es jetzt ist“, sagt Birgit Baumgärtel. Sie steht auf ihrer Terrasse in Karow und blickt in den Schlosspark, wo der Hausmeister gerade mit einer Schubkarre im Gange ist. „So ähnlich ist es auf einem alten Kupferstich zu sehen: Der Gärtner bei der Arbeit im Park“, schmunzelt sie.

Vor elf Jahren zogen Birgit und Heinrich Baumgärtel aus der Nähe von Hamburg auf den alten Karower Gutshof. Damals bewohnten die beiden nur drei Zimmer im Obergeschoss des Herrenhauses und arbeiteten sich von dort aus langsam vor. Das ganze Gebäude eine Baustelle: Fenster, Türen, Wände und Fußböden mussten erneuert, alle Dächer frisch gedeckt, Heizung, Strom, Sanitär neu installiert werden. Die Sanierung der Fassaden ist noch immer nicht komplett geschafft.

Die Natur im Wintergarten

Die farbenfrohen Wände im prächtigen Wintergarten bemalte ihre Tante mit Motiven aus der Natur: Storch, Pfau und Fasan, Rose, Fingerhut und Glockenblumen. Die große Küche – ein traumhafter Fliesensaal in Weiß und Blau.

„Wir wussten anfangs gar nicht, dass hier einmal ein Fliesensaal gewesen ist. Dann habe ich draußen beim Einpflanzen meiner Rosen immer wieder Bruchstücke aus blau-weißer Keramik gefunden und nachgeforscht“, erzählt Birgit Baumgärtel. Nach vielen Mühen erhielt das Ehepaar Baumgärtel die historischen Fliesen aus dem Kreismuseum des Jerichower Landes. Sie waren zu DDR-Zeiten von den Wänden geschlagen worden. Die Jahrhunderte alte Innenausstattung wurde dem Pragmatismus geopfert, denn das Gebäude hat viele Jahre lang als Schule, später als Jugendclub gedient. Der örtliche Kindergarten ist noch heute im Ostflügel beheimatet.

Das Ehepaar Baumgärtel hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gutsanlage nicht nur zu erhalten, sondern auch etwas vom früheren Glanz wieder aufleben zu lassen. Es gibt eine historische Fotografie mit märchenhaften Türmchen, doch so weit muss es gar nicht gehen. Den einstigen „Pleasureground” an der Südseite, eine schöne Rasenfläche mit weißem Kies, möchten die beiden hingegen wiederherstellen – inklusive Blumenkübel und Wasserfontäne als barockes Relikt.

Bis zum Krieg das Zuhause von Grafen

Karow war bereits im Mittelalter als Rittergut bekannt. Das heutige Herrenhaus errichtete der Freiherr Marquard Ludwig von Printzen Anfang des 18. Jahrhunderts im barocken Stil. Kürzlich fuhr im Ort ein großer Reisebus vor: Eine Gruppe Geschichts- und Kulturinteressierter hielt auf ihrer Rundreise zu Burgen und Schlössern Sachsen-Anhalts. Während der Führung fiel auch der Name des Bauherrn „von Printzen” und sogleich ging ein anerkennendes Raunen durch die Runde. Die Mitglieder der Denkmalschutzinitiative Deutsche Burgenvereinigung e.V. wussten sofort, was man normalerweise erst erklären muss: Bei diesem Mann handelte es sich um die rechte Hand des preußischen Königs. Die Region profitierte enorm von seinem Einfluss und er rettete nicht nur das Rittergut vor dem Verfall.

Später ist es in den Besitz der Grafenfamilie von Wartensleben gekommen, die nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich enteignet wurde. Im Laufe der Generationen hatte die Familie den herrlichen Park mit seinen Lindenalleen angelegt und eine Kartoffelbrennerei errichtet. Der neugotische Bau dient heute oft als Veranstaltungsort. Zum Karower Weihnachtsmarkt werden darin Kerzen gezogen und Apfelpunsch ausgeschenkt. Nebenan wartet Birgit Baumgärtel jedes Jahr aufs Neue als Hexe verkleidet im Holzhaus mit selbstgebackenen Lebkuchen auf dem Dach. Die Kinder müssen dann erst durch einen dunklen Wald aus aufgesteckten Tannenzweigen und vorbei an ausgestopften Tieren, wenn sie ihr die Süßigkeiten stehlen wollen.

Gestaltungssinn mit Hilfe aus der EU

Birgit Baumgärtel ist in die Küche mit den blauweißen Fliesenwänden gegangen. Die Haushaltshilfe bereitet dort Häppchen für einen Besuch vor: Hüttenkäse und selbst gemachte Hirschsalami. Unterm Tisch schläft der alte Hund, über die Terrasse spaziert ein Pfau. Heinrich Baumgärtel ist von der Arbeit nach Hause gekommen und macht sich sogleich wieder an die Arbeit: Heute steht das Düngen einiger Bäume auf dem Plan.

Seit Jahren investiert die Familie Baumgärtel viel Zeit und Energie in den Erhalt der Anlage. Immer wieder konnte sie dabei auch von Fördergeldern aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) profitieren. Zum Beispiel 2016, als das Ehepaar Dach und Fassade am Westflügel des Herrenhauses erneuern ließ. Über das Programm LEADER erhielt es hierfür eine Förderung in Höhe von rund 40.000 Euro aus dem ELER.

Ein Haus für die Familie

Vom Engagement der Baumgärtels profitieren auch die Anwohnerinnen und Anwohner: Der 20 ha große Park ist öffentlich zugänglich. Es gibt mehrere Ferienwohnungen, die Auswärtige in den Ort locken. Und das Ehepaar Baumgärtel lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen, um gemeinsam mit dem Heimatverein den Ort zu beleben.

„Wir wollen, dass möglichst viele Menschen etwas vom Erhalt des Gutshofes haben”, sagt Birgit Baumgärtel, die Mutter von drei erwachsenen Kindern. „Doch vor allen Dingen machen wir das alles für unsere Familie. Das Gut soll ein Mehrgenerationenhaus sein – so, wie es immer war.”

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Europa-Rosarium - Die Verwalter der Schönheit

Das Europa-Rosarium in Sangerhausen erhält Tausende Rosensorten

(Bianca Kahl - 20.09.2017)

Eine Dame beugt sich anmutig zu üppigen, rosafarbenen Blüten hinab und schnuppert an ihnen. Ihr Mann fotografiert es. „Sharifa Asma“ steht auf einem Schildchen vor dem Rosenstrauch – eine pflegeleichte, englische Sorte, die mehrmals im Jahr blüht und dabei nach Trauben und Maulbeeren duftet. „Schau mal, wie bei Rosamunde Pilcher“, sagt währenddessen eine Seniorin zu ihrem Partner und zeigt auf die rote Backsteinskulptur einer Frau mit lockigem Haar und Rosenbouquet in den Händen. Dahinter eilt ein Mann mit Klemmbrett vorbei. Es ist Thomas Hawel, der Leiter des Europa-Rosariums in Sangerhausen.

Der Arbeitsplatz von Thomas Hawel ist einer der schönsten Gärten Deutschlands: rund 8 200 verschiedene Rosensorten und etwa 450 Wildrosenformen auf 13 Hektar – die mit Abstand größte Sammlung der Welt. Der Mann ist umgeben von Farbenpracht, süßen Düften und Blüten, die mitunter so groß wie Kohlköpfe werden können. Doch während jedes Jahr bis zu 120 000 Gäste an den Führungen teilnehmen, die vielen Veranstaltungen besuchen oder einfach durch die Schaugärten flanieren, geht es hinter den Kulissen weniger genüsslich zu. „Unsere Arbeit ist es, die genetischen Informationen zu erhalten“, erklärt Thomas Hawel nüchtern. Mit seiner Mitarbeiterin Gerhild Schulz trifft er sich vor dem Rambler „White Flight“: Übersät mit kleinen weißen Blüten rankt sich die Pflanze an mehreren Fichtenstämmen empor, die in Form einer Pyramide aufgestellt sind – ein typisches Bild in Sangerhausen.

Genetische Informationen erhalten

Thomas Hawel und Gerhild Schulz sind verantwortlich für die „Genbank Rose“, eine Art Bibliothek des Lebens, die stetig wächst. Bisher enthält und erhält sie die genetischen Informationen von etwa 3000 Rosensorten – in Form von lebenden Pflanzen. „Die Genbank ist hier“, sagt Thomas Hawel und zeigt um sich in das Blütenreich. Bis zu 70 botanische Merkmale nehmen die beiden über das Jahr von den Pflanzen auf – von der Bestachelung der Zweige bis hin zu den Eigenschaften der Hagebutten. Alles wird notiert, fotografiert und archiviert. „Außerdem brauchen wir den sogenannten Herbarbeleg. Dafür sammeln wir Teile der Pflanze. Das kann man sich wie beim Herbarium in der Schule vorstellen“, erklärt Hawel. Gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Pflanzengenetik in Gatersleben macht es das Rosarium möglich, dass sich Wissenschaftler aus der ganzen Welt Pflanzenteile einer Rosensorte anfordern können. Sie schneiden sich dann kleine Partikel mit dem Skalpell ab, um sie genetisch zu untersuchen.
Solche Genbanken hat die internationale Staatengemeinschaft auf der ganzen Welt aufgebaut, um die Informationen für die Nachwelt zu erhalten. „Alles, was für die menschliche Ernährung wichtig ist, ist bereits gesichert“, so Thomas Hawel. „Also dachte man sich, dass man nun mit Zierpflanzen anfangen könnte.“ Weil die Rose wirtschaftlich am bedeutendsten und gleichzeitig sehr vielfältig ist, steht sie ganz oben auf der Liste.

 

Die Rettung der Rose

Bereits in der Vergangenheit setzte sich das Rosarium für die Rettung der Rosen ein. Es wurde im Juli 1903 gegründet, um alte Sorten vor dem Aussterben zu bewahren. Damals waren die chinesischen Gartenrosen gerade dabei, die europäischen Sorten vom Markt zu verdrängen, denn sie blühten mehrmals im Jahr und eroberten die Herzen mit einer größeren Vielfalt an Farben. Doch die einst importierten Sorten und ihre Hybride sind oft auch empfindlicher gegen Krankheiten und Frost.
Hawel steht vor einem Beet mit Rosenstöcken, das nicht gerade zu den Publikumsmagneten gehört: Die Pflanzen sehen relativ mickrig und teilweise auch ziemlich angegriffen aus. „Oft fragen uns die Leute, warum wir diese Pflanzen hier stehen lassen. Doch das steht gar nicht zur Diskussion. Alles, was einmal Eingang in die Sammlung gefunden hat, wollen wir auch erhalten“. Dafür nehmen die 34 Mitarbeiter viele Mühen auf sich. Das Rosarium hat außerhalb des Schaugartens einen großen Acker gepachtet, auf dem 14 000 Rosen veredelt werden: für die Nachpflanzungen. Ganz seltene Sorten stehen gleich an mehreren Standorten.

Der ELER hilft, die Genbank zu erhalten

Außerdem gibt es „doppelte Böden“ für den Fall, dass doch einmal eine Rosensorte in Sangerhausen eingeht: Die Einrichtung arbeitet mit vielen Partnern wie dem Bundessortenamt Hannover, dem Deutschen Rosarium in Dortmund und Europas Rosengarten im pfälzischen Zweibrücken zusammen. An mehreren Orten gedeihen Ableger von Rosen aus der Sangerhausener Sammlung, auch in Privatgärten: „Es gibt Leute, die zum Beispiel in der Sparkasse arbeiten, aber sich aus einer Leidenschaft heraus ihr Leben lang auf die Züchtung von Portlandrosen spezialisiert haben. Denen vertrauen wir auch unsere Sorten an.“ Bei Bedarf bitten die Fachleute dann darum, einen Steckling zurück zu erhalten.
So kommt es, dass hier die Anzahl der Rosensorten über die Jahre nicht etwa schrumpft. Im Gegenteil: Jedes Jahr wird die Sammlung erweitert. „Das Rosarium hat zwei Weltkriege und die DDR überlebt. Die finanziellen Ressourcen waren also schon immer knapp. Trotzdem sind wir mit der Zeit immer größer geworden“, sagt der Leiter, dem man den Stolz anmerkt: „Es ist eine große Leistung, dass sich eine kleine Stadt wie Sangerhausen solch einen Rosengarten als Aushängeschild bewahrt." Unterstützung erhält die Stadt dabei aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER): Sechs Jahre lang kommen dem Rosarium insgesamt rund 460.000 Euro zugute, um die Genbank zu erhalten und auszubauen.
Dies wissen Rosenliebhaberinnen und -liebhaber aus der ganzen Welt zu schätzen. Es gibt Gäste, die eigens aus den USA oder aus Japan anreisen, um eine Woche in Sangerhausen zu verbringen. Als „Mekka der Rose" bezeichnete es gar der Weltverband der Rosengesellschaften. Internationale Kooperationen ermöglichen unter anderem den wissenschaftlichen Rat der University of London und des größten deutschen Fachhändlers Kordes Rosen.

Der Name der Rose und ihre Sortimentsnummer

Gerhild Schulz und Thomas Hawel gehen zurück in ihr Büro im Verwaltungsgebäude. Eine schmale Wendeltreppe führt hinauf in ein abgelegenes Zimmer. Doch hier oben schläft nicht etwa Dornröschen. Gerhild Schulz zeigt an ihrem PC, was mit den vielen Informationen passiert, die sie im Rosarium sammelt: Sie werden in einer großen Datenbank online gestellt, in der jeder nachrecherchieren kann. Dass Damaszener Rosen für Duftöle verwendet worden sind, Hundsrosen eher in den Wäldern wachsen und Kartoffelrosen eigentlich aus Ostasien kommen und an den deutschen Stränden die einheimischen Dünenrosen verdrängen – das kann man hier leider noch nicht nachlesen. Es sind Themen, über die Thomas Hawel aus dem Stegreif referiert. Doch wer unter http://datenbank.europa-rosarium.de den Namen der Rose eingibt, für die er sich interessiert, erfährt ihre wichtigsten Eigenschaften. Außerdem die Verwendung, den Züchter und eine dreigliedrige Sortimentsnummer, die Herkunft und Standorte anzeigt – für die besonders leidenschaftlichen Zahlenliebhaber.
Die meisten Menschen hingegen werden fasziniert bleiben vom Aussehen der Rose. Sie lassen sich eher von ihrem Duft und ihrer Schönheit dazu verführen, diese mannigfaltigen Blumen zu erhalten. An der Wand in Gerhild Schulzes Büro hängt ein Poster. „Vielfalt ist verführerisch“ steht darauf. Man sieht einen Apfel, der aus unterschiedlich aussehenden Scheiben besteht. Nicht nur die Gattung Rosa L. gibt es in verschiedenen Arten und Sorten.

Uhrenturm Hettstedt - Mit der Zeit nimmt der Tourismus Fahrt auf

Ältester Schmalspurbahnhof Deutschlands hat wieder einen Uhrenturm

(Bianca Kahl - 23.08.2017)

Noch gilt es als Geheimtipp unter echten Eisenbahnfans: Eine Fahrt mit der ältesten noch betriebenen Schmalspurbahn Deutschlands. Doch diese Eisenbahnfans kommen mittlerweile sogar aus England und den Niederlanden: Am Bahnhof Klostermansfeld in Benndorf fahren schon mal ganze Reisebusse vor, um in die denkmalgeschützte Mansfelder Bergwerksbahn einzusteigen. Elf Kilometer des alten Schienennetzes sind noch erhalten: Sie führen nach Hettstedt zur ehemaligen Kupferkammerhütte. Samstags 15 Uhr fährt sogar ein Regelzug von Benndorf nach Hettstedt – und zurück.

Von Anfang an der Endpunkt

„Viele Einheimische wissen gar nicht, dass an der früheren Schmelzhütte in Hettstedt ein Zug fährt. Dabei startet er dort schon seit 1880”, sagt Marco Zeddel vom Mansfelder Bergwerksbahn e. V. Der Verein hat sich 1991 gegründet, um die letzten Kilometer des Schienennetzes zu retten und die Bahn für den Tourismus wieder zu beleben.

Vom Gebäudekomplex der Kupferkammerhütte in Hettstedt, einem Schmelzwerk aus dem 17. Jahrhundert, steht heute nur noch der historische Bahnhof. Er stellte von Anfang an den Endpunkt der Schmalspurbahn dar. Die Züge brachten das Kupfer aus den nahe gelegenen Kupferschächten zur Schmelzhütte. Bald wurde die Bahn auch für den Personenverkehr erweitert. Ein Bahnnetz von etwa 100 Kilometern entstand, wenngleich die Strecken über die Jahre variierten: Ein Schacht lieferte zehn bis dreißig Jahre lang Kupfer. Gab es nichts mehr zu fördern, mussten die Schienen zu einem anderen verlegt werden. Einige Schächte wurden ab 1871 sogar mit Seilbahnen bedient. Es stellte sich aber heraus, dass sie zu teuer und unflexibel waren.

2007 begann der Verein, den ältesten Schmalspurbahnhof Deutschlands in Hettstedt zu sanieren und zu rekonstruieren. Der historische Dielenfußboden im alten Stellwerksgebäude ist gerade frisch gestrichen. Er leuchtet in einem kräftigen Rotbraun und es riecht noch nach Farbe. Hier sollen bald Fahrkarten und Souvenirs verkauft werden. Im Bahnhofsgebäude sind ein Bistro und Toiletten geplant. Studenten der Bauhaus-Universität Weimar arbeiten an einem attraktiven Konzept, das sich in die strengen Bestimmungen des Denkmalschutzes einfügt.

Es ist an der Zeit für mehr Tourismus

Nicht weit entfernt steht ein markanter Uhrenturm aus Holz. Der Verein hat ihn 2016 wieder aufgebaut. „Vor einigen Jahren haben wir in der Bahnwerkstatt hinter der Schmiede zufällig ein historisches Foto von 1933 gefunden”, erinnert sich Zeddel. Darauf stehen ein paar Kumpel Parade. Im Hintergrund ist der alte Uhrenturm zu sehen. Er wurde vermutlich 1886 errichtet, sodass die Zeit nach allen Seiten hin gut sichtbar war. Taschenuhren galten damals noch als Luxus und die Kumpel sollten im Getümmel schnell sehen, wann ihre Schicht beginnt oder der nächste Zug mit Kupfer ankommt. Zeitweise gab es sogar eine Sirene auf dem Turm, die die Schichten ankündigte.

„Es existieren nur wenige Belege für den Turm. Doch das alte Foto brachte uns auf die Idee, ihn wieder aufzubauen”, so Zeddel. Anhand der Grundplatte, die noch immer vorhanden war, maß man die Fläche aus und berechnete die Höhe. Für die Baukosten von insgesamt 43.000 Euro gab es Unterstützung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER): 80 Prozent der Gesamtsumme wurden vom ELER über die Maßnahme LEADER bereitgestellt, um die touristische Erschließung des historischen Bahnhofsgeländes zu fördern.

 

Eine Fete mit Dampfross

Über acht Personenwagen verfügt die Bergwerksbahn heute wieder. Zu DDR-Zeiten sind die Schienen noch befahren worden, weil es nicht genügend Lkw gab. Nach dem Aus des Bergbaus im Mansfelder Bergrevier Ende der 1960er Jahre sind die Waggons verkauft worden. Fortan dienten sie als Gartenlauben, Umkleidekabinen oder Ställe. „Nach 30 Jahren als Hühner- oder Kaninchenstall ist vom Personenwagen natürlich nichts mehr übrig. Die mussten wir alle rekonstruieren”, erzählt Marco Zeddel. Jetzt passen wieder bis zu 50 Leute rein und mitunter gibt es auch Tische und eine Toilette – perfekt für einen runden Geburtstag oder eine Hochzeitsfeier. Sich einen Tag lang eine Dampflok zu mieten, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Wenn die einmal angeschürt wird, ist es egal, wie viele Wagen man anhängen will.

Öffentliche Sonderfahrten finden zu Anlässen wie Frauen- und Nikolaustag statt. Es gibt Ausflüge an blühenden Kirschbäumen vorbei. Bei der Osterfahrt werden für die Kinder ein paar Nester versteckt. Mindestens ein Mal im Jahr führt die Theaterfahrt zum Lokschuppen, wo dann eine Vorstellung stattfindet. Zudem kann man natürlich an Infofahrten zum Thema Bergbau teilnehmen. Besonders beliebt ist aber der Lokführerschein, den Amateure auf der Schmalspurbahn ablegen können: Die mehrstündigen Seminare sind in der Regel ein Jahr im Voraus ausgebucht.

Klusbrücke Wahlitz - Geschichte und Geschichten in der Klus

Die bedeutende Klusbrücke wird saniert, um sie für Anwohner und Touristen zu erhalten.

(Bianca Kahl - 23.06.2017)

„Über diese Brücke ist Luther gewandert und Napoleon geritten", sagt Dr. Jürgen Knüpfer. Gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt Gommern betrachtet er die steinernen Bögen der Klusbrücke. „Und ein russischer Panzer T54 ist auch schon drüber gerollt", ergänzt sein Begleiter Jens Hünerbein und die beiden lachen, schütteln ungläubig die Köpfe. „Dieser Brückenzug ist fast so alt wie unsere Stadt Gommern."

Es riecht nach Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurück, hier an einem Rinnsal der Ehle, zwischen den Weidenbäumen und den Mistelbüschen, an einem Waldrand in der Nähe des Ortes Wahlitz. Der Boden ist von Fahrradspuren und Hufabdrücken zerfurcht: Die Klusbrücke ist hoch frequentiert. Viele Spaziergänger, Radfahrer, Reiter, Wanderer und Berufspendler kommen hier täglich durch. Der beliebte Klusdamm-Radweg ist eine wichtige Verbindung von Magdeburg-Pechau nach Gommern. Von Magdeburg aus führen weitere Wegeverbindungen in die Region Schönebeck; von Gommern aus geht es ins Jerichower Land hinein. Über Dornburg und Pretzien erreicht man den Elberadweg.

Baudenkmal droht der Verfall

Doch momentan müssen alle eine Behelfsbrücke direkt neben dem regionalen Wahrzeichen nutzen: Die Klusbrücke drohte, zu verfallen. Deshalb hat sich die Stadt Gommern entschlossen, sie zu sanieren. Die Brüstungsmauer muss erneuert und das restliche Mauerwerk instandgesetzt werden. Außerdem wird ein neues Geländer nötig sowie ein Rad- und Gehwegsbelag, um aktuellen Standards gerecht zu werden. Spätestens im September soll das alles geschafft sein.Der 79-jährige Jürgen Knüpfer schaut lange auf „die Klus", wie die Landschaft und das kulturhistorische Ensemble hier genannt werden. „Endlich kümmert sich jemand", scheinen seine Augen zu sagen und er sieht zufrieden aus. Sehr viel Zeit und sehr viel Kraft von ihm sind in diesen Ort geflossen. Er kann alles über die Gegend erzählen, trägt einen Ordner bei sich mit den Kopien von jahrhundertealten Aufzeichnungen und einer eigenen Chronik.In den 1970er Jahren hatte Knüpfer gemeinsam mit seinem Weggefährten Dr. Klaus Lehnert und anderen eine Arbeitsgruppe zur Denkmalpflege gegründet. Weil die Klusbrücke damals in einem miserablen Zustand war, kam sie ganz oben auf die Liste der Arbeitsvorhaben. Zum Teil war die Schalenbrücke eingestürzt und kaum noch passierbar. Die Dokumentation der Aktivisten hat die staatlichen Denkmalpfleger „erst mal munter gemacht", erzählt der Senior. „Denen war gar nicht bewusst, was wir hier für einen Schatz haben." Die Brücke ist das älteste verkehrstechnische Denkmal in der Region Magdeburg.

Freiwillige mussten Brücke schon einmal retten

Knüpfer und seine Freunde haben dann alle Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, sich an der Sanierung zu beteiligen. Mit eigenen Händen richteten die Helferinnen und Helfer unter der Leitung von Klaus Lehnert das eingestürzte Mauerwerk wieder auf und sicherten viele andere problematische Stellen. Jahrelang dauerten die freiwilligen Arbeiten damals. „Was haben wir hier für Nachmittage und Abende verbracht", erinnert sich Jürgen Knüpfer. Er zeigt dem Bürgermeister den Gedenkstein, den die Aktivisten damals bei den Endarbeiten eingesetzt haben. Vom Wappen der Stadt Magdeburg – denn die Brücke war einst im Besitz des Magdeburger Fähramtes – wurde ein Duplikat erstellt und eingebaut. Vom Original hatte jede Spur gefehlt. Es tauchte später in einer Gommeraner Wohnung auf, in die Wand eingebaut und verdeckt von einem Vorhang. Die damalige Mieterin, eine ältere Dame, konnte damit nichts anfangen.

Luthers einziger sicherer Weg

So viele Geschichten sind verbunden mit der Klus. Jürgen Knüpfer könnte ewig weitererzählen. Ganz in der Nähe hat einst eine Herberge mit Wohnturm und „Lutherstube" gestanden. Die Überreste der Klause sind noch zwischen den Bäumen zu sehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat der Reformator hier genächtigt, wenn er zu Fuß nach Magdeburg unterwegs war. Zum Beispiel 1524, als er seine berühmte Rede in der Magdeburger Sankt-Johannis-Kirche hielt und die Stadt zum Protestantismus bekehrte. Einen anderen Weg als den Klusdamm gab es für Luther damals nicht. Er war vier Jahrhunderte lang der einzige hochwassersichere Übergang durch die unwegsame und sumpfige Elbe-Ehle-Niederung. Die alten Wege führten von hier zum einen über Zerbst bis nach Wittenberg und Leipzig, zum anderen bis nach Brandenburg und Berlin. Zudem war Luther Augustiner und auch die Herberge wurde von Augustinern betrieben. Man kann also davon ausgehen, dass der Reformator in der Klus gerastet hat. Der Begriff „Lutherstube" erhielt sich im Volksmund bis heute.

Sanierung ermöglicht touristische Nutzung

Die Klusbrücke ist das letzte erhaltene Bauwerk eines der ältesten Handelswege von Magdeburg nach Osten und damit ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Für die Sanierung hat sich auch die „Lokale Aktionsgruppe  Elbe-Saale“ stark gemacht. Die Europäische Union beteiligt sich mit rund 255.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums - ELER - an der Sanierung, die insgesamt rund 340.000 Euro kosten wird. Den verbleibenden Anteil von rund 85.000 Euro übernimmt die Stadt Gommern.

Jürgen Knüpfer und Jens Hünerbein gehen vorbei an den Baufahrzeugen, die heute stillstehen. Sie reden wieder über den Panzer, der hier zu DDR-Zeiten entlanggefahren sein muss. „Wie der darüber gepasst hat...", sagt der Senior. „Gesehen hat das ja niemals jemand." Der Bürgermeister antwortet: „Aber es muss so gewesen sein. Hier war früher ja alles Übungsplatz der russischen Armee."So viele Geschichten zum Erzählen. Seit die Klus zur Pilgerroute „Lutherweg Sachsen-Anhalt" gehört und in das Landesprojekt „Luther war hier" aufgenommen worden ist, gibt es ganz andere Möglichkeiten, die vielen Geschichten auch für die Durchreisenden bekannt zu machen: Eine entsprechende Ausschilderung wird bald erfolgen. Zumindest über den Reformator und die Bedeutung des Handelsweges kann man dann alles nachlesen.

http://www.luther-erleben.de
http://www.gommern.de 

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Abbotheke - Ein Plätzchen an dem man bleiben will

Das Ehepaar Schubert wagt mit seinem Dorfladen "Abbotheke" einen zweiten Versuch

(Bianca Kahl - 15.06.2017)

Pflaumenfarbene Wände in der Ferienwohnung und im Laden individuelle Holzregale vom Schreiner: Gleich auf den ersten Blick wird deutlich, dass Tatjana und Thomas Schubert nicht nach dem Prinzip Nullachtfünfzehn arbeiten. Was sie anpacken, hat Anspruch. Das Ehepaar betreibt einen kleinen Laden in einem 250 Jahre alten ehemaligen Bauernhof mit gelber Holzverkleidung. „Abbotheke“ steht auf einem schlichten Schild über dem Schaufenster. – Dabei handelt es sich nicht etwa um einen Rechtschreibfehler. Der Name des Ladens nimmt Bezug auf den Ort, wo man ihn findet: In Abbenrode, einem Dorf mit nicht mal 1000 Einwohnern im nördlichen Harzvorland. Schuberts führen dort eine Art Tante-Emma-Laden, die letzte Einkaufsmöglichkeit im Dorf.

Der eigene Laden als Gewinn für alle?

Alles begann mit einem Zeitungsartikel. 2011 kündigte der Betreiber des letzten Lebensmittelladens in Abbenrode an, sein Geschäft aufzugeben, und es ging ein großer Aufschrei durch den Ort: Wo sollen gerade die älteren Leute einkaufen gehen? Eine Frage, von der sich Tatjana Schubert persönlich angesprochen fühlte. Der Liebe wegen war sie zu ihrem Lebensgefährten nach Abbenrode gezogen: aus Karlsruhe, wo sie ihre jahrelange Karriere in einer Supermarktkette aufgab. Arbeit hatte sie im Nachbarort im Einzelhandel gefunden. Doch der Gedanke, ihre eigene Chefin zu sein, hatte seinen Reiz.

Tatjana Schubert entschied sich also gegen ihr gesichertes Einkommen und übernahm mit ihrem Mann den alten Lebensmittelladen im Ort. Das Ehepaar investierte viel Geld in die Renovierung, neue Möbel und Elektrogeräte. Zur Eröffnung gab es noch ein großes Hallo, doch dann blieben die meisten Leute weg. Auch viele der älteren Menschen, denen das Angebot ja in erster Linie galt, schoben ihre Rollatoren lieber in den Linienbus und fuhren in den Nachbarort. Denn dort im Supermarkt sind die Waren ein paar Cent billiger.Schuberts probierten viel aus, um auf ihre Kosten zu kommen: Sonntagsverkauf, ein verändertes Sortiment, großzügige Öffnungszeiten und ein Internetblog mit persönlichen Eindrücken rund um den Laden. Doch nach vier Jahren mussten sie sich eingestehen, dass es so nicht weitergehen kann.

Ein Neuanfang im Eigenheim

„Wirtschaftlich ist das eigentlich Unfug, was wir hier machen", sagt Thomas Schubert. Man könne auch etwas anderes verkaufen und über die Region hinaus denken. „Aber uns geht es ja um die Leute. Manche brauchen uns tatsächlich und sind sehr dankbar für die Abbotheke.“ Das Ehepaar überdachte die Möglichkeiten: Wie können wir die teure Miete und die hohen Energiekosten einsparen? Wie könnten wir uns ein Café als zweites Standbein einrichten und das Geschäft am einfachsten verkleinern?Auf der Suche nach der Antwort, nämlich einer eigenen Immobilie, stießen die beiden auf den alten Bauernhof. Keine Heizung, das Dach war durchlöchert; das Wasser lief in alle Etagen hinunter. Trotzdem: „Ich habe mich sofort in dieses Haus verliebt", erzählt Tatjana Schubert. „Besonders der gemütliche Innenhof gefällt mir sehr. Am Nachmittag scheint hier die Sonne so schön rein.“In ebendiesem Innenhof steht sie jetzt unterm alten Kirschbaum, den sie so mag, und schaut nachdenklich auf das Haus. Das Dach ist frisch saniert, ebenso Fenster und Fassade des Hauptgebäudes. Im Nebengelass eine Baustelle für die geplanten Gästetoiletten. Die alte Scheune macht den Hof zu einem windgeschützten Plätzchen. An einem kleinen Tisch sitzen zwei ältere Damen bei einer Tasse Kaffee und unterhalten sich.

Frische Ideen in alter Tradition

Es hat sich herausgestellt, dass sich in diesem Haus über mehrere Generationen ein Gemischtwarenladen befand. Tatjana Schubert zeigt das historische Beweisfoto von den Urgroßeltern des Verkäufers. Zu DDR-Zeiten war hier der Dorfkonsum. Seit einem knappen Jahr ist es das Zuhause von Tatjana und Thomas Schubert. Im Erdgeschoss befindet sich der süße Laden mit kleinerem Sortiment und in der oberen Etage ihre kuschlige Wohnung samt Holzofen. Zwei Ferienwohnungen sind in Arbeit. Ihr früheres Eigenheim haben Schuberts verkauft, um die Sanierung des alten Bauernhofes zahlen zu können. Sie sind in eine Baustelle eingezogen und gebaut wird noch immer.Dank einer Förderung in der Höhe von rund 40.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) konnten Schuberts Dach, Fenster und Fassade sanieren. Schon im Spätsommer, wenn die Gästetoiletten fertig sind, soll es im Innenhof ein richtiges Café geben. Dort kann man dann auch mal eine Frikadelle oder eine andere Kleinigkeit essen. Denn einige Leute trinken jetzt schon gern mal einen Kaffee im Laden. Radreisende halten an und machen eine Rast. Handwerker holen sich in der Pause eine Bockwurst. „Im Sommer wird das ganz schön eng bei uns", findet die Inhaberin. Dann sagen die Kunden „Stellen Sie uns einfach einen Stuhl raus" und setzen sich direkt neben die Baustelle.

Viele Angebote aus einer Hand

Im Dorf gibt es keinen Bäcker mehr, keinen Metzger, nichts. Nur einen schönen Blumenladen mit Cafébetrieb. Dank Schuberts können die Leute nicht nur Back- und Wurstwaren sowie andere Lebensmittel im Ort kaufen. Die beiden bieten auch eine Poststelle und den Serviceschalter einer Bank. Wenn erst einmal alles fertig ist, werden sich nicht nur die Einheimischen, sondern auch Gäste des Ortes freuen.Viele Wander- und Radreisende sind hier in der Gegend unterwegs und werden bald eine weitere Übernachtungsmöglichkeit haben. „Eigentlich ist Abbenrode für sich kein klassischer Ferienort", räumt die Hausherrin ein. Doch es gebe einen schönen Reiterhof direkt am Grünen Band, dem Naturschutzstreifen im einstigen deutsch-deutschen Grenzgebiet, und eine Wassermühle mit netten Veranstaltungen. „Es gibt auch ein paar Ferienwohnungen hier im Ort, aber wir möchten den Gästen etwas Besonderes bieten.“ Tatjana Schubert will auf eine geschmackvolle Einrichtung achten, auch Alleinreisende aufnehmen und Frühstück anbieten – bei schönem Wetter natürlich im Innenhof.

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Die Förderagenten

Zwei Geographen gestalten die Altmark mit und holen dabei Geld ins Land

(von Bianca Kahl - 13.04.2017)

Die Altmark hat viel zu bieten, doch sie arbeitet noch an ihrem Ruf. Zwei professionelle Entwickler arbeiten mit: Sibylle Paetow und Björn Gäde sind so etwas wie wirtschaftliche Geburtshelfer. Sie entwerfen Konzepte, erarbeiten Strategien, stoßen Modellvorhaben an und beraten Akteure in der Region. Sie vernetzen, moderieren und manchmal steuern sie auch ein bisschen nach. Vor allen Dingen aber wissen sie, welche Fördermöglichkeiten es gibt und wie man an das Geld kommt. Unter dem Namen "LandLeute – Agentur für Regionalentwicklung" führen sie ein Büro im Stendaler Technologiepark.
 
"Ich glaube, selbst mein Mann kann nicht genau erklären, was ich beruflich mache", sagt Sibylle Paetow und lacht. Der Beruf der Tangermünderin ist etwas komplizierter zu beschreiben als andere. Gerade besucht sie mit ihrem Kollegen Björn Gäde eine Klientin. Der Reiterhof Albrecht will seine Außenanlagen fit machen für den Klimawandel. Seit 1990 besitzt das Ehepaar Albrecht den malerischen Vierseithof im kleinen Dorf Buch an der Elbe, einem Ortsteil der Stadt Tangermünde. Über die Jahre hat die Familie dort eine Pferdepension eingerichtet, mit Ferienwohnungen, Reithalle, Stall und Streichelgehege. Schon mehrfach konnten Steffi Albrecht und ihr Mann von Förderungen profitieren.
Das laue Frühlingswetter erlaubt, dass die LandLeute gemeinsam mit der Hausherrin im Freien sitzen können. Steffi Albrecht erläutert ihre neuen Ideen. Sie möchte auf den Reitplätzen gern eine Beregnungsanlage installieren. Die beiden Fachleute beraten mit ihr, wie das in die Förderprogramme passt.

21 Millionen Euro für die Altmark

"Ich weiß noch, als hier 2009 die Pension erweitert wurde. Das war unser erster Zuwendungsbescheid mit LEADER", erinnert sich Björn Gäde. Insgesamt haben die LandLeute mehr als 280 Projekte in der Altmark begleitet und dabei rund 21 Millionen Euro in die Region geholt. Die Projekte sind unter anderen Teil der Bundesmodellvorhaben „Regionen Aktiv“ und „Land(auf)Schwung“ sowie des EU-Förderansatzes LEADER. Allein aus diesem Programm wurden 112 Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund sechs Millionen Euro gefördert. LEADER finanziert sich aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und unterstützt innovative Vorhaben. Wörtlich übersetzt bedeutet es "Verbindungen zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft".
"In der Altmark wird vor allem in den Tourismus investiert", zieht Gäde Bilanz. Dafür können die LandLeute viele Beispiele aufzählen: Von den Bismarckschen Gutshäusern über Radlerpensionen und die künstlerische Gestaltung der Hoffnungsfenster in der Kirche von Schönwalde bis hin zum Wuster Muuuhseum rund um das Thema Kuh.  Die beiden haben einen guten Überblick, was in der Gegend geschieht. "Es ist schön, zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Und es kommen immer wieder neue, tolle Ideen dazu. Auch durch Menschen, die zuziehen", findet Sibylle Paetow. "Wir bemühen uns auch stets, die einzelnen Macher miteinander zu vernetzen." "Wissenstransfer" nennt die 49-Jährige diesen Teil ihrer Arbeit. "Denn die Frage ist ja: Was können wir gemeinsam erreichen?"

Mit dem arbeiten, was da ist

Tourismus braucht nicht nur Macher vor Ort, Tourismus braucht ebenso eine gute Infrastruktur, Werbung und andere Veröffentlichungen. Auch darüber haben die LandLeute den Überblick und helfen an der einen oder anderen Stelle mit eigenen Ideen und Konzepten nach. Ein wichtiges, verbindendes Element in der Region ist der 500 Kilometer lange Altmark-Rundkurs. Den radeln dann Sibylle Paetow und Björn Gäde auch mal ab und drehen einen Film darüber, was bereits alles geschafft ist in der Altmark.
Die beiden arbeiten mit dem, was da ist: Über die Image-Kampagne, die die Altmark zur "Grünen Wiese mit Zukunft" macht, könne man streiten und jammern, sagen sie – wenn man denn streiten und jammern will. Doch sie nutzen die Kampagne lieber, kümmern sich um das Regionalmarketing, suchen Synergie-Effekte, betreuen Veranstaltungen und überlegen sich passende Aktionen.
Man könnte meinen, sie seien Fachleute für Öffentlichkeitsarbeit. Doch die LandLeute haben beide Geographie studiert. Sie in Münster, er an der Universität in Potsdam mit dem Schwerpunkt Wirtschafts- und Sozialgeographie. Diese Berufsausbildung sei keineswegs ein Widerspruch zu ihrer Arbeit: "Unser Fach bedeutet ja im Grunde die Kernkompetenz, mit Raum umzugehen – und allem, was drin ist im Raum. Egal, ob das Berge, Flüsse oder Menschen sind", erklärt der 39-Jährige. Und seine Kollegin ergänzt: "Wir fragen uns: Wie kann man eine Region entwickeln? Wie erfolgt Wertschöpfung, wie erzielt man Effekte? Unser Bereich, nämlich der Weg über Fördertöpfe, hat da enorm zugenommen."

LEADER-Management als wichtiges Standbein

Kennen gelernt haben sich die zwei Geographen in Stendal. Selbst Teil eines geförderten Modellvorhabens, haben sie sich im Büro für den Wettbewerb "Regionen aktiv – Land gestaltet Zukunft" damit befasst, wie die Altmark gestärkt werden kann. Als das Projekt auslief, fragten sie sich, wie es beruflich weitergehen könnte. Dank einer "guten Beraterin für Existenzgründung", wie sie erzählen, gingen sie 2008 den Schritt in die Selbständigkeit. Gleich zu Beginn kam der Auftrag für das LEADER-Management als wichtiges Standbein. Als solche Manager sind sie Ansprechpartner für alle Angelegenheiten rund um das Förderprogramm in der Region und betreuen die sogenannten Lokalen Aktionsgruppen Uchte-Tanger-Elbe und Elb-Havel-Winkel.
Die Lokalen Aktionsgruppen erarbeiten vor Ort die Entwicklungskonzepte und erhalten vom Land ein festgelegtes Budget. Sie prüfen, was in der Region gebraucht wird, nehmen die Bewerbungen von Interessierten entgegen, erstellen eine Prioritätenliste und helfen bei der Antragstellung. Wenn Paetow und Gäde zu neuen Ideen aufrufen, können sie schon mal 40 Projekte auf den Tisch bekommen. Wie viele davon am Ende förderfähig sind, hängt aber von den aktuellen Richtlinien ab – und die werden mit den Jahren immer komplexer. "Manchmal denke ich, wir sind keine Manager mehr, sondern Förderübersetzer. Wie das Schmiermittel zwischen den Förderprogrammen und den vielen Machern vor Ort", sagt Sibylle Paetow.

Fördermittel sind nicht umsonst

 

Selbstredend, dass die LandLeute immer auf dem neuesten Stand sind und durch den Bürokratiedschungel lotsen. Dennoch bleibt der Aufwand für die Antragsteller hoch. "Fördermittel sind nicht wirklich umsonst", stellt Björn Gäde klar. "Dafür muss man viel arbeiten. Wenn man die Zeit dafür aufrechnet, hat man das Geld im Grunde verdient."
In Buch klappt es wahrscheinlich mit der neuen Beregnungsanlage. Die Antragsunterlagen von Familie Albrecht werden derzeit im Landesverwaltungsamt geprüft. Dass es im Hochsommer keine staubtrockenen Reitplätze geben soll, würde den Hof noch einmal attraktiver machen – und damit auch das kleine Dorf weiter bereichern. Bereits jetzt ist hier viel los: Mit dem Elbezentrum des Naturschutzbundes, mehreren Pensionen und dem Elberadweg gibt es viele Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung. Mitten im Ort steht auch der einzige Roland in einem Dorf, der bereits 1611 errichtet worden ist. Doch jetzt muss er dringend saniert werden und auch hier kann LEADER helfen. Die Stadt Tangermünde hat einen Fördermittel-Antrag gestellt und hofft bald auf die Gelder für die notwendige Restaurierung.

http://www.landleute.eu
https://leader.sachsen-anhalt.de

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Die neue Ordnung

Mithilfe eines Flurbereinigungsverfahrens wird dem Hochwasser-Chaos begegnet

(von Bianca Kahl - 23.03.2017)

Jürgen Niehle weiß, wie es ist, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht. „Zwei Autos sind mir Schrott gegangen”, erzählt er. Im Jahr 2005 war sein Audi A4 bis unters Dach mit Wasser gefüllt. Er wohnt mit seiner Familie am niedrigsten Punkt des Dorfes Görschen in der Nähe der Stadt Naumburg (Saale). Drei Straßen führen zur Kreuzung vor seinem Hof – alle drei gehen steil bergab. Wenn starke Niederschläge kommen, werden die Straßen zu reißenden Bächen und Niehles Grundstück versinkt im Schlamm.
Das meiste Wasser strömt dann einen Hang von den Feldern herab. Gemeinsam mit seiner Nachbarin Susanne Tiedge geht er dort hinauf. Sie stehen vor dem „Waldhof Görschen”, der Pension der Familie Tiedge, und schauen nachdenklich in die hügelige Landschaft. Um sie herum weiden Galloway-Rinder.

Eine Flut mit Folgen

Sie erinnern sich auch an die verhängnisvolle Walpurgisnacht im Jahr 2001, als Tiedges gerade erst den schönen Innenhof neu gepflastert hatten. Schon am Abend war der Himmel gelb. In der Nacht dann die faustgroßen Hagelkörner – und die Flut. Das Abwassersystem in Görschen war nicht mehr in der Lage, die Niederschläge abzuleiten. Auf den höher gelegenen Feldern im Umkreis gab es nichts, dass das Wasser zurückhalten konnte. Die Weidezäune hat es davongespült und die Rinder vom Waldhof Görschen standen auf einer Insel in der Landschaft. Im Nachbarort war ein Bekannter fast auf seinem Hof ertrunken, als er noch schnell sein Garagentor schließen wollte.

Baumaßnahmen sollen schützen

Seit diesen Schreckenstagen wurde hier viel gebaut. Zum Schutz vor dem Wasser sind Wälle, Rückhaltebecken und vieles mehr entstanden. Die Kreisstraße wurde aufgerissen und das Abwassersystem umgebaut. Doch vorher musste ein neuer Wege- und Gewässerplan entstehen. Und das war gar nicht so leicht, denn davon sind viele verschiedene Eigentümer betroffen. Man kann nicht einfach auf dem Reißbrett in die Landschaft malen.
„Ohne Flurbereinigung gibt es keine regionale Entwicklung mehr”, sagt Evelyne Schwikal. Bis zum Jahresende 2016 war sie die Leiterin des Bauamtes der Verbandsgemeinde Wethautal, zu der auch der Ortsteil Görschen gehört. Nun ist sie in den Ruhestand gegangen und zieht Bilanz über die vergangenen Jahre, in denen in den Orten der Region noch einmal viele Würfel neu gefallen sind.

Flächen sinnvoll nutzen und verteilen

Flurbereinigung heißt, dass das Eigentum an Grundstücken neu organisiert wird. Wie Land verteilt ist und wie Flächen genutzt werden, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Gebietsreformen, Erbschaften und die lokale Politik der einzelnen Kommunen haben im Laufe der Zeit für ein kleines Durcheinander im Grundbuch gesorgt. „Was auf dem Papier steht, muss in der Realität nicht unbedingt sinnvoll sein”, erklärt Evelyne Schwikal. Sie berichtet von ungünstigen Zuschnitten der landwirtschaftlichen Nutzflächen, von Rückforderungen durch Gemeinden und Grundstückseigentümern sowie von blockierten Bauvorhaben, weil sich Eigentümergemeinschaften nicht einigen können.

In Görschen steht auf den einstigen Flutwiesen das neue Gewerbegebiet. In den vergangenen Jahren standen die Hallen mehrfach unter Wasser. Heute befindet sich dort aber auch ein großes Regenrückhaltebecken. Auch in den Nachbarorten wurde vorgesorgt. „Es nützt ja nichts, schöne Planungen in der Schublade liegen zu haben”, sagt Schwikal. Gerade bei überregionalen Vorhaben sei es oft nötig, Grundstücke neu zu ordnen. Flächen werden dann entweder getauscht oder die Eigentümer entschädigt. Allein könnten das die Gemeinden aber nicht stemmen. Daher übernimmt das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) in Weißenfels die Gesamtverantwortung. Für Görschen und die Umgebung plant die Sachbearbeiterin Elke Burgau die notwendigen Baumaßnahmen, vermittelt zwischen allen Behörden und anderen Beteiligten und koordiniert die Neuregelung des Eigentums.

Unterstützt durch den ELER und das Land Sachsen-Anhalt

Das ganze Neuordnungsverfahren inklusive der Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz und einiger Neupflanzungen schlägt mit 3,1 Millionen Euro zu Buche. Davon kommen mehr als 80 Prozent, also rund 2,6 Millionen Euro, aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) im Rahmen der Fördermaßnahme Flurneuordnung und aus Fördermitteln des Landes Sachsen-Anhalt. Den verbliebenen Eigenanteil teilen sich die betroffenen Gemeinden, der Burgenlandkreis, der Abwasserzweckverband Naumburg, die Agrargenossenschaft Wethautal und die betroffenen Eigentümer. Die Besitzer aller anliegenden Grundstücke organisieren sich in der Teilnehmergemeinschaft, der auch Susanne Tiedge und Jürgen Niehle angehören.

Elke Burgau zählt auf, was unter ihrer Verantwortung alles verwirklicht werden konnte. Auf ihrer Liste stehen viele Erfolge. Zum Beispiel der Flächentausch im Gewerbegebiet Görschen. Er ermöglichte einem ansässigen Unternehmen, für weitere 3 Millionen Euro eine Pulverisierungsanlage zu errichten. Im Ortsteil Rathewitz wurde eine Eigentümergemeinschaft entschädigt, sodass die Gemeinde eine baufällige Ruine sichern konnte. Dort steht jetzt der lang ersehnte Anbau einer Kindertagesstätte. Eine Einfriedung und Parkplätze für die Eltern sind in Planung.

Susanne Tiedge und Jürgen Niehle stehen noch immer auf dem Hang vor dem Waldhof Görschen und beraten sich. Sie hoffen, dass sich der ganze Aufwand lohnt und das nächste Hochwasser sie verschonen wird. „Doch einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht”, weiß Jürgen Niehle. Schon sein alter Großvater hatte immer gemahnt: „Alle 50 Jahre kommt das Wasser.” Mit dem Klimawandel steigt die Gefahr umso mehr.

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Wo geht es hier nach Pömmelte?

Der Himmelsweg eines kleinen Ortes in Sachsen-Anhalt

(von Bianca Kahl)

 

„Das 4000-jährige Pömmelte grüßt das 1050 Jahre alte Barby!“, sagt Thomas Warnecke scherzhaft und heißt Jens Strube am Ringheiligtum von Pömmelte in der Nähe von Schönebeck (Elbe) willkommen. Jens Strube, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Barby, war zuletzt im Juni hier – als der Landrat Markus Bauer zur feierlichen Eröffnung einlud. 400 Besucher kamen. Ministerpräsident Reiner Haseloff, Staatssekretär Gunnar Schellenberger und Landesarchäologe Harald Meller gaben sich die Hand. Die kostümierten Mädchen von der kleinen „Tanzfactory Egeln“ zeigten ihren selbst ausgedachten Steinzeittanz.

Zeitungen in ganz Deutschland schreiben über das mehr als 4000 Jahre alte, steinzeitliche Heiligtum, das auf einer Höhe mit dem englischen Stonehenge stehen soll. Das Bauwerk aus Holz wurde wiedererrichtet, um der Öffentlichkeit zu zeigen, wie die Menschen in Mitteleuropa einst lebten. „So mutig, wie man das Ringheiligtum gestaltet hat! Diese tollen Farben und die Symbole: Das kann man ja alles nur vermuten“, schwärmt Frank Löbig, der wissenschaftliche Mitarbeiter des Salzlandmuseums in Schönebeck. Dort hat er im September eine begleitende Dauerausstellung zum Ringheiligtum eingerichtet. 1500 Interessierte haben sie schon besucht. Am Ringheiligtum selbst waren bereits über 5000 Besucher, viele aus dem Ausland.

Die wiedererrichtete Kreisgrabenanlage ist die neueste Station der beliebten archäologischen Tourismusroute „Himmelswege“ in Sachsen-Anhalt. Der Salzlandkreis hat jetzt eine touristische Attraktion, umgeben von Maisfeldern. Nebenan der Fliegerclub Schönebeck e.V., der seine Landebahn hatte verlegen müssen. Dafür bietet er jetzt Rundflüge über das Heiligtum mit dem Segelflieger an.

Ganz in der Nähe stehen einzelne Häuser. Das ist Zackmünde. Wer hier die Abfahrt zum Himmelsweg verpasst, landet vielleicht vier Kilometer weiter im Ort Pömmelte, nach dem die neue Attraktion benannt ist: einer von zehn Ortsteilen der Einheitsgemeinde Stadt Barby. Es soll schon vorgekommen sein, dass auch die Einwohner, von den Fremden um Hilfe gebeten, den Himmelsweg nicht kannten. Pömmelte hat 644 von ihnen, zwei kleine Pensionen, einen Kindergarten, ein Gemeindehaus am Goldfischteich. Die letzte Gaststätte hat vor drei Jahren dichtgemacht.

Der ehrenamtliche Bürgermeister hieß bis 2010 Thomas Warnecke. Dann wurde Pömmelte zum Ortsteil der Einheitsgemeinde Barby und Warnecke zum ehrenamtlichen Ortsbürgermeister. „Das Wichtigste und politisch Entscheidendste von meinen Aufgaben sind jetzt die Geburtstage, an denen ich die Bürger besuche“, stellt er nüchtern fest. Das Treiben rund um die steinzeitliche Kreisgrabenanlage verfolgt er schon seit 2005. „Das ist eine tolle Sache, dafür können wir berühmt werden!“ Was er auch begrüßt: Aufgrund des öffentlichen Interesses wurde ganz nebenbei in der Nachbarschaft eine Hähnchenmastanlage verhindert. „Wir mussten nicht mal eine Bürgerinitiative gründen, so wie früher, als eine Schweinemast kommen sollte“, erzählt er und muss schmunzeln über diese ganz eigene Form von himmlischen Einflüssen.

 

Jetzt gibt es hier ein hölzernes Heiligtum, wo von April bis Oktober mittwochs, freitags und an den Wochenenden Fremdenführer für spontane Rundgänge bereitstehen – Bürger aus der Region, ausgebildet vom Salzlandmuseum. Eine von ihnen ist Alexandra Schröpel aus Pömmelte. Thomas Warnecke umarmt sie zur Begrüßung. Für heute haben sich gleich zwei Gruppen angemeldet. Bürgermeister Jens Strube, der sich auch privat für das Projekt interessiert, will sich ebenfalls den aktuellen Stand anschauen. Er liest sich gemeinsam mit Warnecke die Erklärungen durch, die in die neuen runden Betonplatten geprägt wurden, steigt auf den Aussichtsturm und schaut gedankenverloren in die Ferne.

Die Rekonstruktion der Kreisgrabenanlage hat den Salzlandkreis rund 600.000 Euro gekostet und wurde dank der Lokalen Aktionsgruppe Elbe-Saale mit fast 340.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für regionale Entwicklung (ELER) gefördert. Zusätzlich unterstützen das Land Sachsen-Anhalt und gemeinnützige Stiftungen den Ausbau der Infrastruktur drum herum wie den Parkplatz, die Zufahrt, einen neuen Radweg, die Verlegung der Landebahn, die Aussichtplattform und das touristische Leitsystem.

„Wir als Einheitsgemeinde Stadt Barby konnten keinen einzigen Cent zusteuern“, resümiert Jens Strube ernüchtert. Wie in vielen anderen Kommunen ist auch in Barby kein finanzieller Spielraum für freiwillige Aufgaben".

Zu Füßen des Aussichtsturms sammelt sich eine Hand voll Geflüchteter, die sich im Rahmen ihrer Bildungskurse ausdrücklich auch einen Besuch in Pömmelte gewünscht haben und interessiert den Ausführungen der Dolmetscherin lauschen. Ein Stück entfernt steht Alexandra Schröpel mit ihrer bunt zusammengewürfelten Gruppe aus Deutschen und Franzosen, Kinder sind auch dabei.

Alexandra Schröpel ist freie Lektorin und der Liebe wegen vom thüringischen Jena in das beschauliche Pömmelte gezogen, wo sie seit sechs Jahren lebt und arbeitet. Den Baubeginn am Heiligtum im Jahr 2014 und die vorangegangenen Planungen hat sie schon miterlebt. Über ihrem rechten Arm hängt ein Weidenkorb mit Feuerstein und anderen Gegenständen, die den Besuchern die Steinzeit und die Bronzezeit besser veranschaulichen sollen. Dass das Ringheiligtum wiedererrichtet worden ist, begrüßt sie sehr und engagiert sich auch entsprechend dafür. „In Südthüringen wird jedes Taschentuch ausgestellt, das Goethe oder Schiller mal in der Hand hatte, aber hier in Sachsen-Anhalt fehlt scheinbar jedes Bewusstsein für die eigenen Attraktionen“, sagt sie.

Die Freiberuflerin versteht nicht, dass die Bevölkerung noch so wenig Stolz zeigt für ihre Umgebung. „Wenn wir selbst nicht auf die Geschichtsträchtigkeit verweisen, wie soll dann die Öffentlichkeit erfahren, dass es hier nicht nur Ackerbau gibt?“ Pömmelte muss sich also, genau wie die anderen Orte der Region, noch selbst finden. Ein ganz persönlicher Himmelsweg sozusagen. Von außen jedenfalls sei das Interesse groß. Sie sehe immer Autos auf dem neuen Parkplatz vor dem Ringheiligtum, wenn sie mit ihrem Hund gemütlich durch die Felder spazieren geht. Zu ihren Führungen kommen bis zu 30 Personen.

Auch Jens Strube und Thomas Warnecke sind der Ansicht, dass immer mehr Touristen in die Gegend kommen. „Ich schätze, dass in den Sommermonaten jeden Tag zehn bis 20 Paare auf dem Fahrrad durch den Ort fahren“, hat Warnecke beobachtet. Kein Wunder: Es hat sich herumgesprochen, dass es hier etwas zu sehen gib, lange vor der Eröffnung des Ringheiligtums. Schönebeck mit seinem neu gestalteten Markt, den Salinehäusern und dem als ältestes Soleheilbad bekannten Stadtteil Bad Salzelmen, ist durchaus einen Besuch wert. Barby lockt mit seiner landschaftlich schönen Lage im Elb-Saale-Winkel an Elberadweg und Saaleradweg, mit mittelalterlicher Stadtmauer, Schloss und Seepark.

Eine schöne Gegend für Radfahrer. Einen Platz für eine Rast und eine gute Bewirtung findet man in Pömmelte allerdings noch nicht. Nicht einmal eine Verkaufsstelle für Lebensmittel gibt es zurzeit. Dafür sorgen das nahegelegene Kieswerk und Speditionen dafür, dass hier täglich rund 600 Lkw durchfahren. Bei der Ausschilderung zum Ringheiligtum musste erst improvisiert werden. Zur Eröffnung hatte das Salzlandmuseum kurzfristig Ausdrucke im A3-Format laminiert und an den Straßen angebracht. Später waren es Holzlatten, die den Weg wiesen.

Es geht eben nur langsam voran in Pömmelte, auf dem langen Weg in den Himmel, doch es passiert etwas. Auch ein Langhaus mit Toiletten ist am Heiligtum geplant. Eventuell soll in der Nähe sogar noch eine zweite Kreisgrabenanlage wiedererrichtet werden. Warnecke und Strube sind jedenfalls guter Dinge, wenn sie an Pömmelte denken.

Alexandra Schröpel steht inzwischen mit ihrer Gästegruppe im Zentrum der Kreise und klatscht in die Hände, um den Widerhall zu demonstrieren: ein Flatterecho. Diese besondere Akustik begründet auch viele musikalische Veranstaltungen, die das Salzlandmuseum hier fortan plant. Die Führung neigt sich dem Ende und die Besucher klatschen zurück – sie zollen Beifall.

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Die Mischung macht´s

Warum Mischwälder trotz anfänglicher Schwierigkeiten den Forstbetrieben mehr nutzen

(von Bianca Kahl)

Rund 60 Prozent der Wälder im Land Sachsen-Anhalt bestehen allein aus Nadelbäumen. Eine Folge des möglichst hohen wirtschaftlichen Nutzens, den der Wald seinen Eigentümern bringen soll. Doch Monokulturen bringen auch viele Probleme mit sich. Das ist dem jungen Waldbesitzer Gordon Preetz bewusst. Neben der höheren Brandgefahr sind reine Nadelwälder auch anfälliger für Schädlinge und Sturmschäden. Mischwälder machen das Ökosystem stabiler und sind auch wertvollere Lebensräume, weil sie eine höhere Artenvielfalt beherbergen. Doch viele Waldeigentümer zögern noch. Sie schrecken vor dem höheren Aufwand zurück, den ein Mischwald zunächst mit sich bringt – auch in finanzieller Hinsicht. Ein Förderprogramm der EU und des Landes will dies ändern. 

Gordon Preetz machte in den vergangenen Jahren selbst leidliche Erfahrungen mit Monokulturen. Im Dezember 2010 sorgte ein langanhaltender Eisregen dafür, dass er eine 0,65 Hektar große Fläche kahlschlagen musste. Weitere Kahlschläge wurden an anderen Stellen notwendig, weil der dortige Bestand aus 125 Jahre alten Kiefern bereits zu stark ausgelichtet war.

Seit 2009 bewirtschaftet Gordon Preetz über die Land und Forst Altmark GbR, zu der auch vier andere Gesellschafter aus seiner Familie gehören, Waldflächen im Raum Fleetmark. Für ihn eine Möglichkeit, sich für seine Region zu engagieren und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen und auszubauen. Unter der Woche fährt der 28-Jährige nach Niedersachsen und arbeitet dort als Vermesser. Abends und am Wochenende kümmert er sich um die Wälder seiner Heimat.

Im Rahmen der GbR hat der junge Mann rund 13 Hektar Wald unter seiner Obhut. Über Jahre hinweg arbeitete er sich in das fachfremde Gebiet ein. Er weiß: ein intaktes Waldökosystem bindet Kohlendioxid und kann so die Auswirkungen des Klimawandels mindern. Doch die vorherrschenden Kiefernmonokulturen bereiten ihm Sorgen.

Gleichzeitig ist sich Preetz sicher: "Es wäre definitiv das falsche Signal, sich in Deutschland allein auf den Naturschutz zu konzentrieren und Holz aus der Dritten Welt zu importieren." Dort werde dann Raubbau betrieben, während die Deutschen stolz darauf seien, ihre heimischen Wälder nicht anzufassen. "Im Gegenteil: Deutschland muss mit seinem Rohstoff Holz eine Vorbildfunktion einnehmen", findet er. Bereits jetzt herrschen hierzulande hohe Standards. Zum Beispiel sind Waldbesitzer gesetzlich dazu verpflichtet, kahl geschlagene Flächen innerhalb von drei Jahren wiederaufzuforsten.

Sinnvoll wäre es dann natürlich, nicht nur Nadel-, sondern auch Laubbäume zu pflanzen. Denn ein naturnaher Wald stellt einen guten Kompromiss dar zwischen Umweltschutz und der Nutzfunktion des Waldes. "Deshalb bemühen wir uns in der Forstwirtschaft seit Jahren darum, den Wald umzubauen." Auch, wenn dies zuerst einige Nachteile mit sich bringt.

Gemeinsam mit dem Revierförster Frank Harder und anderen begutachtet Gordon Preetz die drei Flächen, die er vor einigen Jahren kahlschlagen musste. Stieleichen, Lärchen, Bergahorn und Rotbuchen hat er hier in den Jahren 2011 und 2013 angepflanzt – insgesamt über 11.600 auf einer Fläche von 2,5 Hektar. Der Anteil an Laubhölzern auf den drei Flächen beträgt jetzt bis zu 42 Prozent. Dies ist auch der Natur zu verdanken, die durch wild angeflogene Birken weiteres Laubholz dazuschenkte. Diese vertragen sich gut mit dem altmärkischen Sandboden und gedeihen wunderbar. Bereits vier Meter hoch sind sie gewachsen. Auch die Lärchen schießen in die Höhe. Währenddessen fassen die Buchen nur langsam Fuß und die zierlichen Eichen, eine wertvolle Holzart, machen Preetz fast Sorgen. „Sie müssen erst mit den Wurzeln das Grundwasser erreichen. Diese hier sind jetzt fünf Jahre alt. Ich hoffe, dass sie bald abgehen“, erklärt Preetz.

Laubbäume wachsen langsamer. Zudem muss man die empfindlichen jungen Bäume vor Verbiss schützen, indem man teure Zäune errichtet. Sie sollen das Reh- und das Damwild abhalten und auch die wilden Muffelherden, die sich mal hierher verirren könnten. Gegen die Wühlmäuse, die von den nahen Feldern kommen und hier im Wald sicher vor Greifvögeln sind, können die Zäune nichts ausrichten. Auch die Brombeere, die anfangs die frisch gepflanzten Setzlinge überwuchern, halten sie nicht zurück.

"Andererseits zeigt uns die Brombeere, dass hier ein guter Standort ist – nährstoffreicher Boden", freut sich Preetz über die gesunde Vegetation auf seinen Flächen. Insgesamt fast 17.000 Euro haben er und seine Mitgesellschafter in den vergangenen Jahren investiert, um die Flächen wiederaufzuforsten. "Einen großen Teil davon in die Zäune", erinnert er sich. Das erste Holz – das der Lärchen – wird er frühestens in 25 Jahren verkaufen können. Die Eichen hat er höchstens zum Nutzen seiner Enkelkinder gepflanzt. Vielleicht. Denn an Enkelkinder ist heute natürlich noch nicht zu denken.

Viele Gründe, warum Waldbesitzer noch immer davor zurückschrecken, Laubbäume anzupflanzen. Ungünstige Strukturen tragen einen weiteren Teil dazu bei: Die einzelnen Waldflächen in Sachsen-Anhalt sind oftmals relativ klein, ungünstig gestaltet und zerklüftet. Die einzelnen Teilstücke liegen verstreut und haben viele verschiedene Besitzer. "Kleinprivatwald" oder "Gemengelage" nennen das Fachleute wie Gordon Preetz. Die einzelnen Eigentümer sind häufig nicht stark genug, um die größeren Herausforderungen des Mischwaldes zu stemmen. Was sie aber in vielen Fällen nicht wissen: Es gibt attraktive Förderprogramme, um sie zu unterstützen.

Gordon Preetz hält nicht mit Zahlen zurück: Von den 17.000 Euro, die hier für Pflanzung und Kulturpflege investiert worden sind, kamen allein rund 11.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für regionale Entwicklung. Zudem verdankt er fast 3000 Euro der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (GAK).

Schließlich erfüllt der Wald auch wichtige Aufgaben für das Allgemeinwohl. Er liefert nicht nur den nachwachsenden Rohstoff Holz, sondern auch sauberes Trinkwasser, dient der Erholung, sichert die Artenvielfalt und mindert die Bodenerosion. Ein robuster Wald, der dem Klimawandel trotzt, dient allen.

Stabile, widerstandsfähige Mischwälder könnten die ökologische und gleichzeitig die ökonomische Leistungsfähigkeit der heimischen Wälder erhöhen, weil sie die Risiken für Schäden minimieren. So bleiben regionale Forstbetriebe lebensfähig, könnten die holzverarbeitende Industrie beliefern und auch die regionale Versorgung mit erneuerbaren Energien sichern. 

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Lichte Momente – das Sonnenschloss Walbeck

Solarkraftwerke und andere Nutzungsideen sollen ein mittelalterliches Denkmal retten

 

(von Bianca Kahl)

 

Walbeck ist ein kleiner Ort bei Hettstedt. Nicht einmal 5000 Einwohnerinnen und Einwohner leben hier. Doch es ist ein sehr alter Ort, der einige Überraschungen zu bieten hat. Dazu gehört auch eine 22.000 Quadratmeter große Schlossanlage, bestehend aus einem zentralen Gutshaus mit zwei Seitenflügeln, einem großen Schlosshof und 13 Wirtschaftsgebäuden. "Königreich der Stoffe" steht auf einem Schild. Aus dem Torwärterhäuschen kommt Peter Endres. Doch er ist nicht etwa der Pförtner, sondern vielmehr der eigentliche Herr dieses außergewöhnlichen Reiches. "Sonnenkönig" wäre ein schöner Titel für ihn, doch er winkt nur ab.

Peter Endres hat große Träume, seit er die marode Schlossanlage im Frühjahr 2011 für 58.000 Euro ersteigerte und ihr den Namen "Sonnenschloss" verlieh. Auf den Dächern baute der Unternehmer ein 6000 m² großes Kraftwerk mit einer Leistung von etwa 730 Kilowatt. Wie? Mithilfe von 16 Photovoltaik-Anlagen. Genug, um 200 Familien mit Strom zu versorgen, und um eine 1000 Jahre alte, denkmalgeschützte Schlossanlage vor dem Verfall zu retten. Denn die Dächer sind bereits undicht gewesen, viele Balken morsch, die Dachstühle waren teils einsturzgefährdet. Die Innenräume hatten voll Schutt gelegen und es war nur eine Frage der Zeit und des Wetters, wie lange das Schloss noch stehen würde.

Mit der Installation der Sonnenkollektoren ist Peter Endres in der Lage gewesen, die Dächer zu sanieren. Das hat auch die Zustimmung des Denkmalschutzes gefunden, denn ohne eine wirtschaftliche Nutzung hätten sich die Investitionen für niemanden gelohnt. Im Dezember 2011 ging das erste Modul in Betrieb.

Danach stellte sich die Frage: Was passiert mit dem vielen Raum für Ideen, der sich unter den Dächern verbirgt? Peter Endres holt die Walbecker Bevölkerung ins Boot, gründet einen Förderverein, klopft bei der LEADER-Aktionsgruppe Mansfeld-Südharz an. So erhält er allein aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) 145.000 Euro Förderung. Für insgesamt 503.000 Euro kann er die Fassade und die Fenster des Herrenhauses nach historischem Vorbild wiederherrichten. Stolz zeigt er das Hauptgebäude, das jetzt wieder in einem hellen Sonnengelb erstrahlt.

"Dächer, Fenster – von außen ist jetzt alles geschützt", sagt der Schlossherr. Innen können allerdings noch freundlichere Perspektiven einziehen. Noch immer bleibt viel Platz an der Sonne, viel Raum zum Träumen. Eine Gaststätte könnte sich der Hausherr hier zum Beispiel gut vorstellen. Stück für Stück sollen Veranstaltungs- und Ausstellungsräume entstehen. Eine junge Initiative aus Hettstedt um die engagierte Unternehmerin Franziska Hillmer arbeitet daran, ein kleines Wirtschafts- und Gründerzentrum einzurichten. Erneute Förderung ist bereits beantragt. Als Vorbild dient das österreichische Otelo-Projekt – ein offenes Technologie-Labor, das Kreative und Existenzgründern kostenlos eine Basis-Infrastruktur zur Verfügung stellt.

Im Südflügel hat Endres schon damit begonnen, vier Wohnungen herzurichten. Eine davon ist bereits bezogen. Die Mieterin hat auch den alten Schafstall gepachtet und darin ihr "Königreich der Stoffe" errichtet, auf das das Außenschild verweist: Annett Willert, geboren in Walbeck, versendet in die ganze Welt Textilien. Schon als sie hörte, dass das Schloss saniert werden soll, war für sie klar, wo sie fortan residieren will.

Peter Endres freut sich über jeden, der eigene Ideen hat und mit anpacken will. Zu seinen Zielen gehört auch, jemanden zu finden, der auf dem Gelände eine ökologische Gärtnerei betreibt. Er selbst ist studierter Agraringenieur und hat den Umweltschutz stets im Blick. Wenn er sein Walbecker Sonnenreich betrachtet, dann hat er einen E-Bike-Verleih und eine Elektrotankstelle vor Augen.

Nachhaltigkeit bedeutet für ihn nicht nur Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Nachhaltigkeit bedeutet auch, die Dorfbewohnerinnen und -bewohner beim Erhalt des Schlosses mit einzubinden. Dies hier ist ihr Schloss. Das einstige Benediktinerinnen-Kloster ist aus Walbeck nicht wegzudenken und hat das Potenzial, eine ganze Region zu beleben. Bewusst beschäftigt Endres bei seinen Vorhaben nur Handwerksbetriebe aus der Region.

Rund zwei Millionen Euro hat Peter Endres bereits investiert. Für sich und seine Frau hat er das Torwärterhäuschen liebevoll saniert und sich eine Gästewohnung eingerichtet. Dort hält sich der Unternehmer aus Baden-Württemberg auf, wenn er in der Gegend zu tun hat. Weitere Ferienwohnungen sind geplant. Auch eine Reithalle und vermietbare Pferdeboxen hat er wieder hergerichtet, um die Reitsporttradition neu zu beleben. Er könnte noch viele Träume aufzählen, die er für sein Sonnenschloss hat. Bis hin zu einem eigenen Weinberg reichen sie. "Doch wenn ich eins in den letzten Jahren gelernt habe, dann dass ich nur einen Schritt nach dem anderen gehen kann", sagt er. Der "Sonnenkönig" strahlt.

 

www.sonnenschloss-walbeck.de

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Ein Mal Bauernhof und Eis, bitte!

Der VierZeithof in Bebertal bietet auch im Herbst ein schönes Ausflugsziel

(von Bianca Kahl)

Marion Schnitzler ist selbst leidenschaftliche Radfahrerin und fand auf ihren Touren Gefallen an der Landschaft der Magdeburger Börde. 2010 entdeckte sie in Bebertal einen schönen alten Bauernhof, direkt am Elbe-Aller-Radweg. Das Schild „Zu verkaufen“ brachte ihr die Idee, eine Radpension einzurichten. Sie nahm das Kaufangebot an, nannte den Vierseithof fortan „Vierzeithof“ und zog kurze Zeit später von Berlin nach Bebertal.

Heute sitzt sie auf einer Bank und blinzelt in die Sonne. Dass sie bereits 62 Jahre alt ist, kann man ihr nur schwer glauben. Sie genießt den lauen Abend und blickt zurück auf die vergangenen fünf Jahre, auf die Vorstellungen und Pläne, die sie damals hatte. „Es geht mir gut hier“, sagt die Berlinerin, die jetzt in einem Ort mit etwa 1600 Einwohnern lebt, einem Ortsteil der Einheitsgemeinde Hohe Börde. „Dennoch ist es einfach nicht so gekommen, wie ich es erwartet hatte.“ Einst hat sie EDV-Programme bereit gestellt, heute backt sie Kuchen und schüttelt Betten auf. Das war kein Traum von ihr, sondern vielmehr eine spontane Idee. Sie macht eine Pause. Dann fügt sie an: „Ich bleibe dran. Hoffentlich halte ich noch lange durch.“

Sie ist allein nach Bebertal gezogen, hat Stück für Stück ein gemütliches Einzelzimmer und drei Doppelzimmer eingerichtet, die man auch als Ferienwohnung nutzen kann. Das Internetportal www.bettundbike.de führt seither auch Gäste zu ihr, die weitere Wege zurücklegen. Sie bewirtete sie von Anfang an in ihrem Hofcafé, doch eine Regenvariante fehlte. Deshalb beantragte sie 2012 Fördergelder aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) – und erhielt eine Bewilligung für rund 50.000 Euro. Das versetzte sie in die Lage, für insgesamt 160.000 Euro ein Stallgebäude umzubauen. Sie richtete einen kleinen Gastraum mit Wohnzimmercharme ein. 30 Personen finden hier Platz, in einer Vitrine stehen selbst gebackene Kuchen.

Ein Ort, an dem man auch in der kalten Jahreszeit ein Eis genießen kann. „Ich verkaufe hier das frische Bauernhof-Eis aus Uthmöden – das zieht die Leute schon an“, sagt Marion Schnitzler. Viele ihrer Gäste kommen aus Haldensleben, denn die Innenstadt liegt nur 9 Kilometer entfernt. Eine schöne Strecke für eine kleine Radtour mit Eis-Pause. Auch aus Süpplingen und Erxleben kommen die Radfahrerinnen und Radfahrer. Das Schloss Hundisburg, ein beliebtes Reiseziel für Touristinnen und Touristen, erreicht man von Bebertal aus per Fahrrad in nicht einmal 20 Minuten.

Insgesamt ist Bebertal gut gelegen. Der Ort befindet sich genau an der Schnittstelle von Holunder- und Elbe-Aller-Radweg. Mit der örtlichen Tauf- und Radfahrerkirche St. Godeberti hat Marion Schnitzler eine Vereinbarung getroffen: Die Besucher dort können bei ihr Rast machen und zur Toilette gehen. Umgekehrt weist sie auch ihre eigenen Gäste auf das dortige Angebot hin.

Auch die schrittweise Restauration dieser Kirche wird aus dem ELER gefördert. Seit 2011 wurden für insgesamt 126.000 Euro das Mauerwerk sowie die Fenster saniert. Davon kamen 57.000 Euro von der EU. Die Kirche beherbergt einen überregional bekannten barocken Taufengel. Die Kirchgemeinde hofft, ein breiteres Publikum dafür zu interessieren und sie so retten zu können. Der Radtourismus könnte ihr dabei in die Hände spielen.

Die Strecken durch die Hohe Börde werden immer beliebter. Auch in Bebertal gibt es ein paar Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Dazu gehören das märchenhafte Schloss Veltheimsburg, die barockisierte Marktkirche und eine alte Friedhofskapelle, die an der Straße der Romanik liegt. Für eine Stärkung bieten sich mehrere Gasthäuser zur Pause an. Wer vorbestellt, kann sich auch von Marion Schnitzler mit einem leckeren Mittagessen bekochen lassen. „Wild und Gemüse – so etwas bereite ich zum Beispiel gern zu. Das macht mir Spaß.“

Doch bei aller Freude: Im Café Eiszeit könnte es noch besser laufen. „So wie ich mir den Hof als Treffpunkt für Jung und Alt vorgestellt habe, ist es noch nicht“, merkt die Betreiberin an. „Es könnte mehr los sein im Ort.“ An diesem Mangel wollte sie selbst gern ansetzen. Doch ihre Angebote werden nicht in dem Maße angenommen, wie sie das ursprünglich erwartet hätte. Sie persönlich sei gut integriert und habe Freunde gefunden. Auch der geschäftliche Einstieg war damals ganz gut gelaufen, doch alsbald trat eine Pause ein. „Mittlerweile bekommen die Besucherzahlen eine gewisse Beständigkeit“, erklärt die Wirtin. Es braucht eben manchmal einen langen Atem, um sich im ländlichen Raum zu etablieren. Entwicklungen brauchen ihre Zeit.

Marion Schnitzler jedenfalls hat noch ein paar Ideen, was sie ausprobieren möchte. Aufgeben kommt für sie noch nicht in Frage. Unter anderem engagiert sie sich im Landfrauenverband, um ihr Netzwerk weiter auszubauen. Soweit es die Ressourcen erlauben, baut sie den Hof Schritt für Schritt weiter aus.

Der Vorteile dieses Ortes ist sie sich nach wie vor bewusst: „Die urige Atmosphäre mitten in diesem Vierseithof – das mögen die Gäste.“ Erst kürzlich hat sie deshalb eine kleine Bühne gebaut. Das macht es noch attraktiver, gelegentlich Veranstaltungen anzubieten. Sie möchte im Dorf etwas erleben. Im „Café Eiszeit“ stehen deshalb auch Lesungen, Theateraufführungen oder kleinere Konzerte auf dem Programm. „Natürlich bin ich auch offen für Privatfeiern oder Leute, die mit eigenen Ideen an mich herantreten“, sagt Marion Schnitzler.

Was sie sich noch wünschen würde, wäre jemand, der ihr ab und an im Eiscafé unter die Arme greift und ebenfalls Freude an der Bewirtung der Gäste hätte. Denn es gibt eben auch die Tage, an denen hier richtig viel los ist. Gerade während der Feiern und Veranstaltungen ist die Arbeit allein kaum zu bewältigen. Und das zu jeder Jahreszeit. Daher rührt ja auch der Name der Radpension mit Café: Vierzeithof.

www.hofcafe-eiszeit.de
www.bettundbike.de
Eine Radwanderkarte mit allen Sehenswürdigkeiten in der Hohen Börde:
http://www.hoheboerde.de/upload/dokumente/freizeit/Radwanderkarte.pdf 

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Da kann man nicht meckern

Auf dem Schäferhof Langenstein gibt es eine Festscheune für Großveranstaltungen.

(von Bianca Kahl)

Es begann mit einem Jubiläum: 2006 drohte die lang geplante 850-Jahr-Feier des kleinen Ortes Langenstein im Harz buchstäblich ins Wasser zu fallen, denn starker Regen war angesagt. Die Suche nach einem größeren Saal für den Festakt blieb erfolglos. „Bei 100 Personen ist in der Regel Schluss“, sagt Holger Werkmeister und schaltet das Licht im ehemaligen Schafstall an. Heute ist die Scheune ein Festsaal für Großveranstaltungen, doch hat sie ihr rustikales Ambiente nicht verloren. Alte Sandsteinmauern und verwitterte Holzbalken erzählen von ihrer Geschichte. Sogar in den modernen Toilettenräumen ist das historische Gebälk zu sehen. „Diesen Saal kann man für bis zu 350 Gäste bestuhlen“, erklärt Werkmeister. Hinzu kommen eine Bühne, ein kleinerer Bereich, der für den Empfang oder als Standort für ein Buffet dienen kann, sowie die Bar „Merinos“ mit Bistrotischen für bis zu 80 Personen. Da kann man nicht meckern.

 

Schafe sind das eigentliche Betätigungsfeld des Merino e. V. Der Verein, für den Holger Werkmeister den stellvertretenden Vorsitz übernommen hat, hält sich eine Herde mit fast 1000 Tieren, mit deren Hilfe er die Kulturlandschaft Harz und Harzvorland pflegt und somit erhält. Der alte denkmalgeschützte Langensteiner Schäferhof aus dem Jahr 1823 befindet sich ebenfalls im Besitz des Vereins. Die rund 50 Mitglieder wollen den schönen Vierseithof pflegen und erhalten. Seit 1995 sind dort ein Landhotel mit Restaurant entstanden, außerdem ein Hofladen mit regionalen Produkten und natürlich der Freisitz im urigen Innenhof – inklusive Lehmbackofen und ein paar Schafen zum Anfassen.

Das Gebäude des Schafstalls war hüfthoch mit Mist gefüllt, als sich die engagierten Mitglieder dort 2006 an die Arbeit machten. „Ausmisten“ im wahrsten Sinne des Wortes – das war als erstes angesagt. Doch dann ist es erst mal ruhiger geblieben im Stall. 

„2013 haben wir schließlich unseren Antrag abgegeben. Aber wir landeten auf dem letzten Platz in der Zuwendungsliste, weil uns einfach keiner mehr zugetraut hat, dass wir das wirklich noch durchziehen“, erinnert sich Holger Werkmeister und muss lächeln. „Sogar beim Minister haben wir dann vorgesprochen, um für unser Vorhaben zu werben.“ Ein neues Dach, Fenster, Türen, Tore und die Renovierung des Fußbodens standen auf dem Plan. Auf dem Vereinskonto lagen 65.000 Euro Eigenmittel, die größtenteils kurzfristig über Spenden eingesammelt worden sind. Beantragt hat der Verein Fördermittel in der Höhe von 195.000 Euro. Ein großer Teil davon kam aus dem ELER, dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums.

Letztlich bekamen die Merinos die Zusage und wurden zu einem der geförderten Projekte in der LEADER-Region Rund um den Huy. 2013 konnten sie damit beginnen, den alten Stall zu beräumen und zu entkernen. Doch das Gebäude war noch maroder als gedacht und die Merinos brachten unter anderem im Dachgebälk böse Überraschungen zutage. So gingen sie erneut mit dem Klingelbeutel rum, klopften bei Unternehmen in der Region an und fanden zum Glück weitere Unterstützung. Die meisten Renovierungsarbeiten setzten sie in Eigenleistung um. Am Ende mussten sie dennoch 340.000 Euro Gesamtkosten verzeichnen – 31.000 Euro mehr, als ursprünglich kalkuliert.

Holger Werkmeister setzt sich im „Merinos“, der kleinen Bar direkt neben der Küche, auf einen der Stühle und erzählt Geschichten aus der Zeit des Umbaus. Toll sei das gewesen, erinnert er sich, ein unbeschreibliches Gemeinschaftsgefühl. Jeden Abend nach der regulären Arbeit ging es auf die Baustelle, wo man auch immer zusammen zu Abend gegessen hat, am Sonnabend zudem Mittag. Urlaub wurde langfristig geplant und den Familien hoch und heilig versprochen.

„Das muss heute noch fallen“ ist einer von Werkmeisters typischen Sätzen, die aus diesen sieben Monaten Bauzeit in die gemeinsame Erinnerung eingingen. Ein Mal, als nicht genug Leute vor Ort waren, ist der 54-Jährige nach nebenan in den Festsaal des Landhotels gegangen, hat sich das Mikrofon geschnappt und einfach mitten in eine große Veranstaltung hineingerufen, dass er ein paar kräftige Männer brauche. Prompt folgten ein paar Herren in Schlips und Anzug seiner Bitte und gingen hinüber in die Scheune, um gemeinsam eine Wand aufzurichten. Ein anderes Mal kamen am Wochenende spontan die Nachbarn aus dem Dorf und fassten mit an. „Wir können nicht mit ansehen, wie ihr euch hier quält“, haben sie gesagt.

Mittlerweile finden in der Scheune jedes Wochenende Veranstaltungen statt. Hochzeiten, runde Geburtstage, aber auch Betriebsfeiern. Hinzu kommen regelmäßige Märkte sowie andere öffentliche Veranstaltungen wie Konzerte oder Lesungen. Das Landhotel Schäferhof bietet mit 20 Doppelzimmern Übernachtungsmöglichkeiten direkt nebenan. Was als nächstes auf dem Plan steht, ist eine solide Heizungsanlage. Bisher kommt die Wärme aus Heizpilzen und im Winter kann es ziemlich ungemütlich werden.

„Ach ja, hier ist wirklich immer was zu tun. Jeden Tag könnte man hier arbeiten“, stöhnt Holger Werkmeister und betrachtet die Überdachung auf dem Innenhof, unter der drei Schafe ihr Heu fressen. Ein paar Ziegel sind eingebrochen. Die Schafe stört es nicht. Die Gäste, die im Innenhof ihr Mittagessen genießen, haben es auch nicht bemerkt. 

Weitere Informationen erhalten Sie hier:
http://www.schaeferhof-langenstein.de/

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Ein Spaziergang im Garten Gottes

Das Kloster auf dem Petersberg ist zu einem beliebten Ausflugsziel geworden

(von Bianca Kahl)

Eine Kirche, die immer offen steht. Ein Birnbaum, der aus dem Felsen wächst. Ein Ort, an dem die Uhren langsamer ticken.

Der Koch vom Kloster Petersberg läuft in den Kräutergarten, um frische Minze für das Mittagessen zu schneiden. Derweil lassen sich Jochen Heyroth, Siegfried Winkler und Bruder Johannes Wohlgemuth im Schatten am kleinen Holztisch nieder. Jochen Heyroth hat dicke Ordner mitgebracht. Zehn Jahre lang war er der Vorstandsvorsitzende der Kirchlichen Stiftung Petersberg. Dieses Jahr verabschiedet er sich aus diesem verantwortungsvollen Ehrenamt und übergibt die Aufgaben an die Pfarrerin i.R. Hanna Manser. Es gibt noch einiges mit den beiden anderen Vorstandsmitgliedern zu besprechen.

Sie haben bereits vieles geschafft, um die 800 Jahre alte Stiftskirche St. Petrus, das Herzstück auf dem Petersberg, zu erhalten. Doch es liegt auch noch viel vor ihnen. „Schauen Sie sich um, dies war bis vor Kurzem eine Wüste“, sagt Bruder Johannes. Als der heutige Prior gemeinsam mit anderen Brüdern der Communität Christusbruderschaft  im Jahr 1999 dem Ruf auf den Petersberg gefolgt war, musste er mit dem Ort erst warm werden. Die Gebäude des alten Klosters waren in einem ruinösen Zustand und man begann zunächst damit, das historische Pfarrhaus zu restaurieren, um im Erdgeschoss ein wenig Wohnraum für die Brüder zu schaffen. Von dort aus arbeiteten sich die Männer langsam vor und boten gleichzeitig Gottesdienste und andere Veranstaltungen an.

„Dies ist so ein besonderer Ort“, sagt Jochen Heyroth. „Man muss immer bemüht sein, ihn zu pflegen und zu erhalten.“ Rund 50.000 Besucherinnen und Besucher kommen mittlerweile jedes Jahr auf den Petersberg. Die Bruderschaft lockt sie mit vielen Angeboten – von Konzerten und Lesungen über Fasten- und Einkehrtage bis hin zu seelsorgerischen Seminaren. In der Kirche finden Tagesgebete statt. Im einfach eingerichteten „Eremo“, einem kleinen, separaten Gebäude, kann man sich ein paar Tage zurückziehen und auf Wunsch am Klosterleben teilnehmen. Hinzu kommen sechs Doppelzimmer in einem neu errichteten Gästehaus.

Doch viele Besucherinnen und Besucher schauen auch einfach aus Neugier vorbei, um diesen landschaftlich wie auch kulturhistorisch bedeutsamen Ort mit eigenen Augen zu sehen und die einzigartige Atmosphäre selbst zu erspüren. Die Stiftskirche ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen des nördlichen Saalekreises. Selbst zu DDR-Zeiten sind die Menschen hinauf auf den Petersberg gepilgert. Jedes Jahr am Sonntag nach Himmelfahrt fand hier ein großes christliches Jugendtreffen statt.

Heute ist das gesamte Areal um den Petersberg ein Naherholungsgebiet für die Menschen aus Halle (Saale) und den umliegenden Ortschaften. In der schönen Landschaft lässt es sich wunderbar wandern und entspannen. Ein Tierpark, ein Walderlebnispark, der Bismarckturm und ein Museum zur regionalen Geschichte sind beliebte Ausflugsziele. Viele dieser Sehenswürdigkeiten wurden als LEADER-Projekte der Lokalen Aktionsgruppe "Unteres Saaletal und Petersberg" mit EU-Mitteln gefördert.

Auch das Kloster Petersberg selbst hat von dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) profitiert: 2012 kamen der kirchlichen Stiftung Petersberg  rund 76.000 Euro zugute. Für insgesamt 160.000 Euro hat sie unter anderem den Vorhof zur Besucherinformation neu mit Natursteinen pflastern und den Innenhof zwischen dem historischen Pfarrhaus und dem neu errichteten Gästehaus gestalten lassen.

Bruder Johannes Wohlgemuth und Siegfried Winkler laufen ein letztes Mal gemeinsam mit Jochen Heyroth die Anlage ab. Sie betrachten die Felder „Glaube-Liebe-Hoffnung“, ein Gestaltungselement in der Mitte des schönen neuen Gartens. Das Feld, das die Liebe darstellt, ist rot bepflanzt, die „Hoffnung“ leuchtet grün. Auf dem Feld „Glaube“ wächst ein kleines Bäumchen aus steinernem Untergrund – eine Felsenbirne.

Das historische Pfarrhaus spiegelt sich in den Fenstern des modernen Gästehauses. „Das wirkt wie ein Kreuzgang“, freut sich Heyroth über das, was sie hier geschafft haben. Ein Mann lässt sich gerade auf einer Parkbank nieder und wirkt ganz in sich versunken. Er scheint die drei Männer gar nicht wahrzunehmen, nur die Natur um sich herum. Er ist ein Teilnehmer eines Seelsorgeseminars und hat gerade Mittagspause.

Bruder Johannes muss nun in der Basilika das kurze Mittagsgebet anstimmen. Die kleine Gesellschaft begleitet ihn durch den schmalen Gang in das imposante Schiff des nationalen Kulturdenkmals. „Unsere Stiftskirche steht immer offen. Für jeden“, sagt Bruder Johannes und zieht seinen weißen Talar über. Er stimmt das Gebetslied an. Die Stimmen hallen durch den hohen Raum und die Gruppe hält einen Moment inne. Danach schauen sich die Männer mit kundigem Blick um und sehen, was den anderen Gästen gar nicht auffällt: Hier wartet noch jede Menge Arbeit. Der Dachstuhl wurde erst saniert; in diesem Jahr wird der Turm neu eingedeckt. Voraussichtlich bis 2020 soll die Sanierung der schönen Kirche abgeschlossen sein.

Spirituelle Angebote unter: http://christusbruderschaft.de 

Aktuelle Veranstaltungen unter: www.petersberg-freundeskreis.de

 

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Im Hühnermobil zu Hause

Die Erfolgsgeschichte eines jungen Bauern und seiner zufriedenen Hennen

(von Bianca Kahl)

Es ist ein Holzschild, ein Pfeil mit der Aufschrift „Täglich frische Eier“, das den Weg weist. Auf einem Bauernhof im kleinen Dorf Nonnewitz bei Zeitz steht Philipp Zimmermann und lächelt. Erst seit Juli ist er der Herr auf diesem Hof. Der 24-Jährige hat den ganzen Tag über viel zu tun, doch gestresst wirkt er nicht. Er ist ein Überzeugungstäter. Ein Bauer, der den Namen „Jungunternehmer“ verdient.

Bereits als Teenager interessierte er sich für die Landwirtschaft, wollte draußen an der frischen Luft sein. Ihm zuliebe übernahmen seine Eltern vor etwa 13 Jahren den alten Bauernhof der Großeltern, modernisierten ihn grundlegend und belebten ihn wieder, indem sie zunächst mit Ackerbau begannen. Vor einigen Jahren kam der junge Mann dann auf die Idee, Eier aus Freilandhaltung zu produzieren.

„Das ist eine Marktlücke hier in der Region“, sagt er. „Es gibt eigentlich nur Eier aus großen, industriellen Anlagen. Doch immer mehr Leute wollen wissen, wo ihr Essen herkommt.“ Er erzählt, wie sehr es seine Kundinnen und Kunden schätzen, nur um die Ecke die Straße hinunter gehen zu können und dort mit eigenen Augen zu sehen, wie es seinen Hühnern geht. Sie leben auf einer großen Wiese, eingeschränkt nur von einem elektrischen Zaun, und wirken genauso entspannt wie ihr Halter. Überall gluckst und scharrt es. Die Hennen, die keine Lust auf Sonne haben, verkriechen sich im Inneren von zwei Hühnermobilen.

Das erste Hühnermobil hat Philipps Vater Christian Zimmermann bereits im Jahr 2012 angeschafft. Es gleicht einem Campingwagen, den man ans Auto anhängen kann. Bewegt wird es alle paar Wochen, wenn die Hühner das Gras weggescharrt haben und frisches Grün brauchen. Das alte Wiesenstück kann sich dann erholen.

Philipp Zimmermann zeigt stolz, wie alles funktioniert. Morgens öffnet sich automatisch eine Auslaufklappe, sodass sich die rund 250 Hühner frei bewegen können. Viele von ihnen tapsen draußen auf der Wiese umher und rennen direkt auf ihn zu, als er kommt. Die Hühnerdamen scharen sich um ihn. Dabei hat er gar keinen Weizen dabei. Den gibt es heute nur in den Silos im Inneren des Mobils, der „Wohnstube“ der Hennen.

Der Jungbauer öffnet eine weitere Klappe, sodass er zwei Hühner in ihren Nestern „erwischt“. Zwei Mal am Tag „nimmt man hier Eier ab“, wie es Zimmermann ausdrückt. Insgesamt kommt die Familie auf etwa 1300 Eier täglich, denn das Sprichwort stimmt: Jedes Huhn legt am Tag ein Ei – und die Nonnewitzer besitzen mittlerweile viel mehr Geflügel als die 250 Hühner, die in diesem ersten Mobil zu Hause sind. Es ist eine Erfolgsgeschichte.

Philipp Zimmermann erinnert sich an den Anfang. Er hatte bereits seine Ausbildung zum Landwirt abgeschlossen und studierte Betriebswirtschaftslehre, als sein Vater im Nebenerwerb die Grundlagen legte für eine funktionierende Landwirtschaft. Der Senior kaufte für insgesamt 150.000 Euro das erste Hühnermobil und errichtete auf dem Hof eine neue Mehrzweckhalle. Dort lagern Getreide, Heu und Geräte. Unterstützung fand er dabei aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Aus dem ELER flossen rund 34.000 Euro.

Die Eier von der grünen Wiese kamen so gut an, dass die Familie Zimmermann im ehemaligen Pferdestall auf dem Hof Platz schufen für 400 weitere Hühner. Später kam noch ein zweites, größeres Hühnermobil dazu, in dem rund 700 Hennen zu Hause sind. Es steht nur 50 Meter vom ersten entfernt. Der Junior geht hinüber und steigt die paar Stufen der Metalltreppe zur Eingangstür hoch. Unter der Treppe sitzt ein Huhn. „Ja, es büxt immer mal eins aus“, sagt der Landwirt. „Das hier zieht sich immer da unten hin zurück, um sein Ei zu legen.“

Ein Förderband bringt zutage, was Zimmermanns viele Mitarbeiterinnen heute schon geschafft haben. Er sortiert die Eier in die Pappformen. Sie sind auffällig groß. „Hühner legen unterschiedlich große Eier, je nachdem, wie alt sie sind“, erklärt er. „Doch unsere sind irgendwie immer recht groß. Wahrscheinlich, weil es denen so gut geht“, sagt er und strahlt. Mittwochs und freitags verkauft seine Mutter die Eier auf dem Zeitzer Wochenmarkt. Doch am schönsten dürfte es sein, das Frühstücksei direkt bei ihm im Hofladen zu kaufen – inklusive freundlichen Händedrucks und einem Besuch bei den zufriedenen Legehennen auf der grünen Wiese.

www.huehnerhof-zimmermann.de

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Ein Alptraum mit traumhaftem Happy End

STARK III sorgt für einen Klimawechsel in der Sekundarschule Hohenmölsen

(von Bianca Kahl)

Es sind unglaubliche Zustände, die Frank Keck schildert. Von außen habe die Sekundarschule Hohenmölsen augenscheinlich immer ganz passabel ausgesehen, erzählt der Schulleiter. Doch in Wahrheit hatte sich hier seit der ersten Eröffnung im Jahr 1961 baulich nicht mehr viel getan. Wie der Schulleiter berichtet, war die Elektrik noch im Originalzustand, inklusive einer einzigen, veralteten Steckdose pro Klassenzimmer. Wasseranschlüsse konnte man in den Unterrichtsräumen vergeblich suchen. Was Fluchtwege und Brandschutz angeht, „musste man immer nur hoffen, dass nichts passiert.“ Die Presse attestierte der Schule den baulich schlechtesten Ruf im Burgenlandkreis.

„Gerade im Winter war es katastrophal“, erinnert sich Frank Keck. Das Dach war undicht, so dass es in der obersten Etage in den Flur geschneit hat. Im Biologie- und Physikraum der Sekundarschule Hohenmölsen bildeten sich Eiskristalle an den Wänden, obwohl die Heizung auf höchster Stufe lief. „Dort drin konnte kein Unterricht stattfinden. Es war einfach zu kalt.“

So konnte es nicht weitergehen. Im Sommer 2013 zogen Schüler- und Lehrerschaft für eineinhalb Jahre in Ausweichquartiere. Mittlerweile läuft der Schulbetrieb wieder an alter Stelle – und die Heizung im Winter auf niedrigster Stufe, doch die Räume sind angenehm warm. „Wir merken bereits zum jetzigen Zeitpunkt, das wir deutlich an Energiekosten sparen“, versichert Keck. Am 7. Januar 2015, direkt nach den Ferien zum Jahreswechsel, sind die Lehrkräfte und die rund 400 Jugendlichen zurückgekommen – und haben im wahrsten Sinne des Wortes ein angenehmes Lernklima vorgefunden: Dank eines „Klimawandels“ mit Rückenwind aus dem Förderprogramm STARK III.

Ein Teil des Gebäudes wurde abgerissen und neu errichtet, während Haupthaus und Turnhalle umfassend saniert worden sind. Für insgesamt rund 7,3 Millionen Euro fand ein Wechsel von „katastrophal“ zu „optimal“ statt. Davon wurden allein 4,2 Millionen Euro von „STARK III“ zur Verfügung gestellt. „STARK III“ wird aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gespeist. Die europäische Union unterstützt damit die Sanierung von Kindergärten und Schulen in ganz Sachsen-Anhalt nach energetischen Gesichtspunkten, um Energiekosten zu sparen. Mit dem Geld sollen auch eine angenehme Lernumgebung geschaffen und die IT-Ausstattung gefördert werden.

So ist es auch in Hohenmölsen geschehen: Wenn man heute durch das Schulhaus geht, erscheinen die Schilderungen Frank Kecks wie ein schlimmer Alptraum – der sich in einen Traum verwandelt hat. „Die Bedingungen sind ideal“, freut sich der Schulleiter. „Es bleibt nichts mehr zu wünschen übrig.“ Und das meint er wörtlich. Denn die Lehrkräfte wie auch die Schülerinnen und Schüler wurden bei den Bauplanungen mit einbezogen und nahezu alle ihre Wünsche wurden erfüllt.

„Als Lehrer hat man eine andere Perspektive als ein Ingenieur. Wir hatten ein Raumkonzept erarbeitet und es ist eins zu eins umgesetzt worden.“ Das heißt: Die Schule ist in Fachbereiche unterteilt mit jeweils einem Raum für die Materialien. Ab der siebten Klasse bleiben die Jugendlichen nicht den ganzen Tag in einem Raum, sondern wechseln je nach Schulfach ins exzellent ausgerüstete Kabinett. „Wir haben zwei nagelneue Computerkabinette à 22 Arbeitsplätze“, nennt Keck ein Beispiel. Zudem gibt es von den entsprechenden Lehrern Fachräume für Physik beziehungsweise Biologie, einen Hauswirtschaftsraum mit Küchenzeilen, einen Musikraum mit je einem Keyboard für jeden Jugendlichen und vieles mehr. Die einzelnen Fachbereiche sind in den Fluren mit einer eigenen Farbe gekennzeichnet.

Während der Bauphase hatten sich die Lehrerinnen und Lehrer auf die moderne IT-Technik vorbereitet, die sie im nagelneuen Schulhaus erwartete: 18 interaktive Tafeln sowie Beamer an den Decken der übrigen Räume. Frank Keck schmunzelt heute über die damaligen Sorgen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie hatten darauf bestanden, wenigstens einige der althergebrachten Polylux-Geräte zu behalten, mit denen sie gewohnt gewesen waren, zu arbeiten. „Heute stehen die nur rum“, amüsiert sich der Schulleiter und führt eine der neuen, modernen Tafeln vor. Sie funktioniert ähnlich einem großen Computerbildschirm mit Berührungsfunktion. Die Schaubilder können zu Hause vorbereitet und über einen USB-Stick auf die Tafel gebracht werden. Es gibt die Möglichkeit, das Internet zu nutzen und wie auf einer herkömmlichen Tafel zu schreiben. Die Abbildungen können einfach gespeichert und in der nächsten Stunde zur Wiederholung wieder aufgerufen werden.

Frank Keck strahlt bis über beide Ohren. Er wirkt wunschlos glücklich und kann auch nicht über Klagen von den Schülerinnen und Schülern berichten, im Gegenteil. „In einem schönen Umfeld verhalten sich Jugendliche anders als in einer herunter gekommenen Umgebung“, gibt er zu bedenken. Allesamt gehen sorgsam mit Inventar und Arbeitsmaterialien um.

Für den neuen Namen, den es parallel zur Neueröffnung gab, hat sogar ein Wettbewerb stattgefunden.  „Sekundarschule Drei Türme Hohenmölsen“ ist das Ergebnis. Die drei Wahrzeichen der Stadt finden sich auch im neuen Schullogo wieder und eine Arbeitsgemeinschaft hat sie mit Legosteinen nachgebaut.

Da fällt Frank Keck noch etwas anderes ein: Ein weiteres Projekt während der Bauphase. Schülerinnen und Schüler stellten mit einem Legomodell dar, wie sie sich ihre neue Schule vorstellen. Mit viel Fantasie und Enthusiasmus brachten sich alle Mitwirkenden ein. Von Sammelkisten für Legospenden in der Stadt bis hin zu stundenlangen Tüfteleien am Bau im Kleinen. Das Modell gibt es natürlich noch heute. Es zeigt, dass doch nicht alle Wunschträume bis zum letzten erfüllt worden sind: Die Schule aus Legosteinen besitzt eine Art gläsernen Wintergarten als Lehrerzimmer und auf dem Flachdach ein Basketballspielfeld.

www.sdt-hhm.de
www.starkiii.de

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Luthertomaten von April bis November

Die Wittenberg Gemüse GmbH bereitet die zweite Ernte-Saison vor

(von Bianca Kahl)

In der Natur freut man sich noch über die Frühblüher. Die Bäume beginnen erst, auszutreiben. In Wittenberg ist man seiner Zeit voraus. In zwei 7,5 Hektar großen Gewächshäusern wurden bereits im Dezember 600.000 neue Tomatenpflänzchen in Kokossubstrat gesetzt. Ihre Triebe haben sich langsam um die Rankhilfen gewunden. Inzwischen prangen bereits überall rote Früchte. Doch sie brauchen noch ein paar Tage, sind noch nicht geschmackvoll genug. Voraussichtlich nach Ostern kann die Ernte beginnen. „Wir hatten dieses Jahr zu wenig Sonneneinstrahlung“, begründet Wichard Schrieks den Zeitpunkt und nennt ihn spät. Doch jeder Hobbygärtner kann nur staunen: Dieselbe Pflanze wird von April bis November vollen Ertrag bringen.

„Viele sind überrascht, wie lecker unsere Tomaten sind. Das kriegen sie im eigenen Garten so nicht hin“, erzählt der Unternehmer Wichard Schrieks von Gesprächen während des Werkverkaufs. Der größte Teil des erwartungsgemäß 4500 Tonnen schweren Ertrags soll jedoch wieder an Supermärkte gehen. „An welche, das wird sich noch zeigen. Märkte rund um den Gardasee zeigen Interesse, doch am liebsten würden wir ja regional liefern.“ Dafür wurde auch extra ein Name kreiert: Die „Luthertomate“ heißt das beste Stück aus Wittenberg. Ob dieser Name dann auch tatsächlich am Etikett in der Gemüseabteilung stehen wird, kann Schrieks nicht beeinflussen: Auch die Vermarktung liegt in der Hand der Supermarktkette.

Es ist ein Jahr her, dass man in Wittenberg damit begonnen hat, im ganz großen Stil Tomaten zu ernten. 2013 wurde der große Gebäudekomplex errichtet: Zwei große Gewächshäuser – die Pieter van Gog und die Wichard Schrieks Gemüse GmbH – sowie ein Logistikzentrum, die Wittenberg Gemüse GmbH. Hinter dem Unternehmen stehen drei niederländische Familien und alle drei arbeiten Hand in Hand. In den Gewächshäusern wird produziert, im Logistikzentrum aufbereitet, verpackt und gelagert. Zudem bezieht die Betriebsstätte vom benachbarten Chemiebetrieb SKW Piesteritz Kohlendioxid und Abwärme, die dort als Abfallprodukte anfallen. Das war auch der entscheidende Punkt, warum der Unternehmer Wichard Schrieks und seine Partner Wittenberg als Standort ausgewählt haben. Denn bei der Zucht von Tomaten braucht es sehr viel Wärme und Kohlendioxid. Ein zuverlässiger Lieferant direkt nebenan ist da ein wahrer Segen – und gut für die Umwelt. Zudem schreiben sich die Unternehmen auf die Fahnen, dass sie ohne künstliches Licht auskommen, die Bewässerung in einem geschlossenen Kreislauf erfolgt, die Pflanzen auf einem kompostierbaren Substrat wachsen und von Hummeln natürlich bestäubt werden.

Die Unternehmer konnten sich über attraktive Fördermittel freuen. Je rund 430.000 Euro flossen für jedes Gewächshaus aus dem Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP), davon kamen allein 320.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Die Gesamtkosten für den Bau jedes Gewächshauses betrugen jeweils 3,8 Millionen Euro. Das Logistikzentrum schlug mit insgesamt 3,9 Millionen Euro zu Buche. Hiervon wurden 40 Prozent über das Programm GRW (Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“) finanziert, das sich aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) speist. Allein 1,1 Millionen Euro kommen aus dem EFRE.

Aktuell wachsen im Gewächshaus fünf Sorten von Rispentomaten in unterschiedlichen Größen. „Wir probieren uns noch immer aus: Wie wachsen die Sorten gut? Wie optimieren wir die Organisation? Am wichtigsten ist, dass unsere Kunden zufrieden sind“, erklärt Wichard Schrieks. Produktionstechnisch sei das erste Jahr relativ gut gelaufen, doch den Verkauf habe die Russlandkrise sehr beeinträchtigt, denn deshalb seien die Preise zeitweise sehr stark eingebrochen. Aber die Unternehmer blicken zuversichtlich in die neue Saison. In den Hochzeiten werden wieder bis zu 130 Mitarbeiter beschäftigt.

„Einen so komplexen Standort, wo alles stimmt – Abwärme, sauberes Kohlendioxid, Flächengröße, sauberes Wasser und gute Infrastruktur – den gibt es kein zweites Mal in Deutschland“, ist sich der 49-Jährige sicher. Wenn sich die Tomaten aus Wittenberg fest am Markt etabliert haben, könnten sich die Unternehmer durchaus vorstellen, bis zu drei weitere Gewächshäuser zu errichten. Denkbar sei für die Zukunft auch der Anbau von Gurken oder Paprika. Dann würde auch die Zahl der Beschäftigten weiter steigen.

www.wittenberg-gemuese.de

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Der Klang der Weite

Birkholz bietet Raum für musikalische Bestleistungen – und das Entspannen danach

(von Bianca Kahl)

Carlotta und Martin von Gehren wohnen in einem alten Gutshaus in Birkholz in der Altmark. In ihrem Wohnzimmer stehen eine Harfe und ein Cello, in der Ferienwohnung im Erdgeschoss ein Flügel. Das Ehepaar hat ein großes Herz – insbesondere für Musiker und Musikerinnen. Carlotta von Gehren engagiert sich in einem Verein namens „Yehudi Menuhin Live Music Now“, der junge Künstler und Künstlerinnen und ihre Musik in Krankenhäuser, Altenheime und Gefängnisse bringt. Dorthin, wo Menschen leben, die keine Konzerte mehr besuchen können. „Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude“, ist ein Zitat des bekannten Geigers und Humanisten Menuhin.

Doch Musik bringt nicht jederzeit und allen Menschen Freude, besonders wenn Ensembles die großen, berührenden Stücke immer und immer wieder gemeinsam üben müssen. „Das macht richtig Krach“, sagt Carlotta von Gehren. Sie kann ein Lied singen von Künstlern und Künstlerinnen, die nachts in der eiskalten Kirche proben, um möglichst niemanden zu stören. Besonders in belebten Großstädten haben Musiker und Musikerinnen häufig nur wenig Platz, sind sehr eingeschränkt oder einfach nur von anderen Dingen abgelenkt. Ihnen möchten von Gehrens Raum geben, um sich frei zu entfalten. „Am liebsten bitte das Fenster ganz weit aufmachen beim Proben!“, fordern sie ihre Gäste auf, die in der Ferienwohnung verweilen. „Und nutzen sie auch unseren schönen Park mit den alten Eichen! Dann sitzen wir auf dem Balkon und hören zum Beispiel Gitarrenklänge. Das ist so wunderschön.“ Außerdem schätzt das Paar den Austausch mit seinen Besucherinnen und Besuchern. Bei Bedarf lädt die Hausherrin auch schon mal zum gemeinsamen Abendbrot ein.

Aktuell haben von Gehrens viele Musiker und Musikerinnen zu Gast, die tagsüber mit Mohi Buschendorf arbeiten. Der Funktechniker und studierte Bassist hat sich keine zwei Kilometer entfernt mitten im Wald ein Tonstudio ausgebaut. „Aus ganz Deutschland kommen Musiker und Musikerinnen für ihre Aufnahmen in die Altmark – wegen diesem Mann“, sagt Martin von Gehren. „Weil er ein ausgezeichnetes Gehör hat und weil er dafür bekannt ist, dass er das Allerletzte aus Menschen herauskitzeln kann. Dann sitzen sie abends völlig fertig bei uns und sagen ,Der zwiebelt uns zu Höchstleistungen.‘“

Dann verbringen die Gäste Stunden auf engem Raum im Waldhausstudio, probieren bis zur Erschöpfung. In der Ferienwohnung im Gutshaus können sie sich anschließend aus dem Weg gehen und entspannen, Zeit mit ihrer Familie verbringen. Oder weiter üben, wenn sie es denn wollen. „Wir können auch unsere Harfe nach unten tragen“, bietet Carlotta von Gehren an.

Von Gehrens haben 2008 ein ehemaliges Gutshaus der Familie von Bismarck gekauft und aufwendig saniert. „In diesem Gebäude war schon alles: ein Flüchtlingsheim, ein Postamt, ein Badehaus, eine Schule“, erzählt Martin von Gehren. Zuletzt sei es von der Gemeinde genutzt worden, doch seit diese ein neues Dorfgemeinschaftshaus gebaut hat, stand das historische Gutshaus leer und ihm drohte der Verfall. Vor vier Jahren dann ersteigerte es das Ehepaar aus dem Ruhrgebiet, machte Birkholz zu seinem neuen Zuhause – und sah von Anfang an das Potenzial der Region.

Ursprünglich wollten von Gehrens gemeinsam mit Freunden in das Gutshaus einziehen. Doch als diese abgesprungen sind, richteten sie im Erdgeschoss kurzerhand die luxuriöse Ferienwohnung ein: 155 Quadratmeter, mit sechs Betten, zwei Bädern, einer Küche – und einem Stutzflügel im Wohnbereich, direkt vorm antiken Kachelofen.

Für die Sanierungsarbeiten gab es Unterstützung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER): Für die Außenfassade, den Einbau des zweiten Badezimmers in der Ferienwohnung und die Anlage einer Terrasse flossen 16.000 Euro Zuschüsse, davon allein rund 13.000 Euro von der EU. Insgesamt kosteten diese Maßnahmen etwa 50.000 Euro.

Die Ferienwohnung bietet Raum für ganz neue Ideen in Birkholz. Dieses Jahr möchte das Ehepaar ein Aufenthaltsstipendium für Musiker und Musikerinnen etablieren, um die Region kulturell weiter zu beleben: Freies Wohnen und somit viel Platz und Zeit zum Proben. Am Ende „bezahlt“ man mit einem öffentlichen Konzert. Zudem gibt es eine Kooperation mit den „Altmarkfestspielen“: Eine Plattform für klassische Konzerte an ungewöhnlichen Orten.

Im Dezember fand im Foyer des Gutshauses bereits ein Adventskonzert mit rund 35 Zuhörern statt. „Viele von ihnen kamen aus dem Ort und sie waren ganz begeistert. So kommt man auch mal ins Gespräch“, sagt Martin von Gehren. Für die wärmeren Monate ist eine Veranstaltung im Park geplant. Deshalb möchte das Ehepaar die Anlage gern noch schöner gestalten. Es hofft auf weitere Fördergelder, um eine begrenzende Hecke anzulegen.

Mit Hilfe des ELERs möchten die beiden ihren Beitrag leisten, um die Region ein Stück attraktiver zu machen. Die Altmark sei zwar noch keine typische Touristengegend, doch das liege eher an der mangelnden Bekanntheit als an ihren Reizen, sind sich von Gehrens sicher. Sie selbst haben Birkholz als ihren Alterssitz gewählt, weil es so nahe an Berlin liegt. „Dort haben wir häufig zu tun. Wenn man in Tangerhütte den richtigen Zug auswählt, ist man in einer Stunde dort. Und wir lieben einfach den Kontrast zwischen dieser faszinierenden Metropole Berlin und der Ruhe und Ungestörtheit hier auf dem Land“, schwärmt Carlotta von Gehren.

Im Januar kämen eher Jagdgäste zu ihnen ins Gutshaus. Ab März kündigten sich dann die ersten Kundinnen und Kunden von Mohi Buschendorf an. Und die werden immer zahlreicher. Als der Bassist sein Tonstudio Ende der 90er Jahre ausbaute, kamen zunächst nur Freunde zu „Mohi“, der eigentlich Klaus Ehrhard heißt. Sie wussten von seinen guten Konzertaufnahmen. Doch später fragten immer mehr Künstlerinnen und Künstler nach und der Musiker baute sein Waldhaus Stück für Stück weiter aus. Es gibt eine Küchenzeile, ein Badezimmer, drei Aufnahmeräume.

Mittlerweile sind in Birkholz über 100 CDs in den unterschiedlichsten Genres entstanden – von akustischen Gitarrenstücken über Tango, Jazz, Pop bis hin zu Salsa. Mohi Buschendorf hat sie an den Wänden zwischen den Fenstern angebracht. Allein vier Alben sind seit 2011 für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert worden. So auch die Indie-Folk-Platte „Immer Meer“ von „Titus Lang und der Groschencombo“ und die „Kleinstadtrhapsodien“ von der Stendaler Band „Nobody Knows“. Auf der CD „Panamericana“ von „Hands on Strings“ findet sich das Stück „House in the woods“ – eine spontane achtminütige Improvisation, inspiriert vom Birkholzer Umfeld.

www.gutshaus-birkholz.de
www.waldhausstudio.de
www.altmarkfestspiele.de

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Die Schlacht im Taubenturm

Nach 900 Jahren können Artefakte eines historisch bedeutenden Gefechts gezeigt werden

(von Bianca Kahl)

Der geschichtsträchtige Platz heißt „Lerchenfeld am Welfesholz“. Ein sehr romantisch klingender Name für eine Fläche, auf der ein blutiges Gemetzel stattfand und wo anschließend Ritter und Soldaten unbestattet zurückgelassen wurden, auf dass sie ewig verdammt sein sollten. Manche sagen, auf dem Lerchenfeld zwischen Gerbstedt und Hettstedt wurde einst der Weg Deutschlands hin zu Kleinstaaterei und Föderalismus eingeschlagen. Ein Jahrhunderte dauerndes Schicksal, mit Blut besiegelt. Denn hier wurde am 11. Februar 1115, vor genau 900 Jahren, Kaiser Heinrich V. empfindlich geschwächt – von einer Allianz sächsischer Fürsten.

Edgard v. Stromberg schließt das Taubenhaus im kleinen Ort Welfesholz auf. Es dient heute als Museum. Seine Vorfahren nannten es noch „Brunnenhaus“. Bei der Sanierung im Jahr 2012 zeigte sich auch, warum. Denn nachdem man angebaute Schweineställe abgerissen, die Fassade instand gesetzt hat und sich nun dem Innenausbau widmete, legte man einen 26 Meter tiefen Brunnen frei. Rings herum hängen Fotos und Gegenstände aus der Geschichte des Ortes.

Welfesholz war einst ein Vorgehöft des Rittergutes Gerbstedt, im 19. Jahrhundert von Strombergs Vorfahren erworben. Die Familie wurde nach dem II. Weltkrieg enteignet, Edgard v. Stromberg kehrte erst nach dem Mauerfall wieder zurück. Heute ist der 81-Jährige der Ortsbürgermeister und Vorsitzender des Vereins „Schlacht im Welfesholz“. Für die Geschehnisse im Mittelalter kann er sich begeistern.

Vor 900 Jahren, zur Zeit der großen Schlacht, ist Welfesholz ein Wald in der Grafschaft Mansfeld gewesen. Der Kaiser sammelte seine Truppen unter dem Befehlshaber Graf Hoyer von Mansfeld in der Nähe von Sangerhausen – in der Königspfalz Wallhausen. Am 10. Februar zog das Heer zum 40 Kilometer entfernten Lerchenfeld und wurde dort von den sächsischen Fürsten und ihren Soldaten erwartet. Unter anderen hatten sich Lothar von Supplinburg, Wiprecht der III. von Groitzsch und Bischof Reinhard von Halberstadt verbündet. Sie kämpften gegen die Zentralisierung der Macht in der Hand des Kaisers.

Wie groß die beiden Heere waren, weiß man nicht. Doch sie sollen gleich stark gewesen sein. Den Überlieferungen zufolge sollen sie bei dichtem Schneetreiben bereits am Abend des 10. Februar aneinander geraten sein. Die eigentliche Schlacht am Folgetag blieb lange unentschieden, doch bei einem Zweikampf zwischen Graf Hoyer von Mansfeld und dem sächsischen Adligen Wiprecht von Groitzsch fiel der kaiserliche Heerführer. Anschließend wurden die Truppen des Kaisers vernichtend geschlagen und Heinrich V. zog sich mit den wenigen Überlebenden fluchtartig zurück.

Vom entscheidenden Zweikampf der beiden Heerführer haben sich die Welfesholzer Bürgerinnen und Bürger eine Nachbildung am Straßenrand aufgestellt. Sie steht direkt vor der Kapelle des Gutshofes. „Bevor die historische Anlage verfällt, hat sich der Gemeinderat Mitte der 90er Jahre entschlossen, den Gutshof zu kaufen“, erzählt Edgard v. Stromberg. Mit Mitteln aus der Dorferneuerung wurden die Gebäude anschließend saniert. Die Freiwillige Feuerwehr zog ein und ein Veranstaltungssaal wurde eingerichtet. 2013 erhielt die Stadt Gerbstedt, wo Welfesholz mittlerweile eingemeindet ist, rund 28.000 Euro Fördermittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). So konnte man für insgesamt 46.000 Euro schließlich den Innenausbau des Taubenturms in der Mitte des Hofs anpacken.

„Dann hatten wir endlich auch einen angemessenen Platz, um unsere über Jahre gesammelten Artefakte zur Schlacht im Welfesholz auszustellen“, freut sich Edgard v. Stromberg. Zu sehen sind heute Waffen und Ausrüstungsgegenstände, die auf dem ehemaligen Schlachtfeld ausgegraben wurden. Außerdem Abschriften von Berichten über die Schlacht aus den „Pegauer Analen“, den historischen Jahrbüchern eines Klosters in der Nähe von Leipzig, dazu eine nachgebildete Rüstung und ein großer Schaukasten, in dem das folgenschwere Gefecht mit kleinen Zinnfiguren in winterlicher Landschaft nachgestellt ist. So wird besonders für Schüler anschaulich, was sich einst auf dem nahegelegenen Schlachtfeld abgespielt hat. Nach der Besichtigung dort können sie im Taubenturm weitere Informationen erhalten. Auch für interessierte Tagestouristen schließt Edgard v. Stromberg den sanierten Turm gern auf.

Nach der Schlacht am Welfesholz zerstörten die Sachsen die Pfalzen Allstedt, Wallhausen, Tilleda und schließlich auch die Burg Kyffhausen. Der Kaiser verlor jeglichen Einfluss in Sachsen. Das Welfesholz war lange Zeit ein Wallfahrtsort und erinnerte an den Sieg der Sachsen.

Den Verein „Schlacht im Welfesholz“ gibt es seit 2005. Anlässlich des 900. Jahrestages veröffentlicht er eine Festschrift mit wissenschaftlichen Texten über die historische Bedeutung der Schlacht. Am 11. Februar 2015 haben die Mitglieder einen Gedenkstein auf dem Schlachtfeld feierlich eingeweiht.

www.schlacht-welfesholz.de

 

 

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Alle unter einem Dach

Durch ein neues Bürgerhaus hat Mosigkau wieder ein Dorfzentrum

(von Friedemann Kahl)

Wenige Meter entfernt vom bekannten Rokoko-Schloss Mosigkau steht die „Alte Schäferei“. Während sich im „kleinen Sanssouci“, wie das Schloss liebevoll genannt wird, alles um die Vergangenheit dreht, hat man in der „Alten Schäferei“ die Zukunft im Blick.
Dafür gibt es sogar einen eigenen Verein: den Verein zur Förderung der Dorfentwicklung Mosigkau e.V. „Mosigkau fehlte ein Ortszentrum. Ein Treffpunkt, wo die Menschen zusammenkommen und Vereine, Institutionen und Privatpersonen unterschiedlichste Aktivitäten durchführen können“,  erzählt Siegfried Büttner, der im Vorstand des Vereins mitarbeitet. Die Situation verschärfte sich, als die Grundschule im Ort schloss, deren Räumlichkeiten auch verschiedene Interessensgruppen nutzten. „Wir brauchten eine Lösung. Allen war klar, dass etwas passieren muss, um unsere dörfliche Gemeinschaft zu festigen und die Lebensqualität im Ort zu steigern“, so Siegfried Büttner. In dieser Lage rückte ein Projekt in den Mittelpunkt der Überlegungen, das bereits 2007 in das Konzept der LEADER-Aktionsgruppe als „Dorfzentrum am Schloss Mosigkau“ aufgenommen wurde. Das Projekt sah unter anderem vor, die „Alte Schäferei“ in ein Bürgerhaus umzubauen. Und so geschah es – 2013 begannen die Bauarbeiten. 

Das Gebäude, 1747 als Schlossschäferei errichtet, diente früher sogar als Rathaus von Mosigkau und beherbergte die vergangenen Jahrzehnte einen Kindergarten.
„Als wir mit dem Ausbau begannen, wussten wir nicht, auf was wir uns einlassen. Sich durch das Dickicht an Fördermittelanträgen und Ausschreibungen zu kämpfen, war Neuland für uns. Aber es funktionierte alles erstaunlich gut“, erinnert sich Vorstandsmitglied Büttner. In der ersten Bauphase wurden zunächst das Dach und die Fassade erneuert sowie das Erdgeschoss ausgebaut. Von den rund 315.000 Euro, die bisher in die Sanierung der „Alten Schäferei“ investiert wurden, stammen gut 150.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Dieser Fond unterstützt in Sachsen-Anhalt unter anderen mit dem Förderprogramm Dorferneuerung und -entwicklung investive Projekte, die durch eine aktive Innenentwicklung die Dörfer lebenswert erhalten. Gerade durch die Nutzung leerstehender Gebäude in den Ortskernen für Projekte der Daseinsvorsorge, wie hier in Mosigkau, wird nicht nur Erhaltenswertes erhalten und das Ortsbild verbessert sondern auch die Vitalität des Ortskernes wesentlich verbessert.

Nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern auch viele Mosigkauer haben die Bauarbeiten für „ihr“ Bürgerhaus nach Kräften unterstützt. Über 5.600 Arbeitsstunden in Eigenleistung brachten die Bürger in die neue „Alte Schäferei“ ein. Der älteste freiwillige Helfer war 84 Jahre alt. Auch Siegfried Büttner, der eigentlich als Versicherungskaufmann arbeitet, ist beruflich etwas kürzer getreten, um sich stärker dem Bürgerhaus zu widmen. „Es ist auch eine gewisse Pflicht, die auf einem lastet. Wenn so viel Geld investiert wird, möchte ich am Ende auch, dass es rund läuft“, sagt der 62-Jährige.

Das neue Bürgerhaus ist so konzipiert, dass sich auf der relativ kleinen Fläche möglichst viele Nutzungsmöglichkeiten bieten. Neben der Küche, den barrierefreien Toiletten und dem Vereinsbüro sowie den Räumlichkeiten für den Ortschaftsrat, ist deshalb der Mehrzweckraum das Herzstück des Bürgerhauses. Hier ist Platz für Chorproben, Vereinssitzungen, Kreativzirkel, Kulturveranstaltungen oder Familienfeiern. Mit Tischen und Stühlen bestückt,  fasst der Raum 50 Leute. Im Dachgeschoss, das 2015 fertig ausgebaut wird, soll ein Raum für die Jugendlichen im Dorf entstehen. „Uns ist wichtig, dass das Bürgerhaus von Jung und Alt genutzt wird“, unterstreicht Siegfried Büttner.

Um eine mangelnde Nutzung muss sich der Trägerverein momentan keine Sorgen machen. Im Gegenteil, es erfordert einiges an Organisationsgeschick, um alle Interessenten unterzubringen und Termine nicht doppelt zu vergeben. Die laufenden Unterhaltskosten werden mit Nutzungsentgelten, Mitgliedsbeiträgen und Spenden abgedeckt. Der Verein organisiert deshalb auch Veranstaltungen wie das „Frühjahrssingen“, Floh- und Büchermärkte sowie Vortragsreihen. „Wir müssen weiter kreativ bleiben und die Dinge in die Hand nehmen. Dann wachsen wir auch als Dorfgemeinschaft stärker zusammen. Und aus einem einst strukturellen Defizit wird eine Erfolgsgeschichte“, hofft Siegfried Büttner. Die Dorfgemeinschaft von Mosigkau hat sich in beeindruckender Weise etwas Gemeinsames geschaffen und gemeinsam ein Stück Identität bewahrt.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Die Familienfreunde

Das neue Kinder-Eltern-Zentrum „An der Modderkuhl“ in Uchtspringe als Dienstleister und Ort der Begegnung

(von Bianca Kahl)

„Bei uns im Wald entspringt die Uchte. Da wird man schon mal nass beim Spielen“, sagt Katrin Burchert mit einem verschmitzten Lächeln. Deshalb brauchen alle kleinen Abenteurer im Kinder-Eltern-Zentrum „An der Modderkuhl“, ganz dem Namen entsprechend,  eine Garnitur Matsch- und Modderkleidung in der Garderobe. „Modderkuhl“ entspricht auch dem historischen Namen der Siedlung und spielt auf das Quellgebiet der Uchte an, genau wie der heutige Ortsname: Uchtspringe.

„So, wie wir in den Wald gehen, kommen wir nicht wieder raus, das ist klar“, scherzt Katrin Burchert, die Leiterin der beliebten Kindertagesstätte unter Trägerschaft der SALUS gGmbH Fachklinikum Uchtspringe. Und der Wald ruft häufig: mindestens jeden Freitag. Insgesamt nutzt man die schöne Natur in der Umgebung voll aus. Das Profil der Einrichtung geht weg von Spielsachen in den Räumen hin zu mehr Freiheit, Neugier, Experimentierfreude und Eigeninitiative.

Die Kinder spielen viel draußen, können eine große Freifläche mit zwei Kaninchen genießen, aber sind auch häufig unterwegs. Zu Besuch bei der örtlichen Feuerwehr, Handwerkern, dem Sportverein oder der Gärtnerei, zum Backen und Singen im Altenpflegeheim, beim Kinder-Eltern-Turnen oder mit zwei Kleinbussen gemeinsam mit Familie zum Ausflug ins Schwimmbad oder in den Tierpark. „Das wird gut angenommen und uns würde auch noch mehr einfallen. Doch die meisten Eltern freuen sich nach der Arbeit natürlich einfach nur auf ihren wohl verdienten Feierabend im Kreis der Familie“, sagt Katrin Burchert.

Viele der Angebote gab es schon früher, bevor die Einrichtung 2012 offiziell Kinder-Eltern-Zentrum hieß. Das freie Spiel, das Spielen im Freien wie auch das Netzwerken gehören zum Konzept der 50 Kinder-Eltern-Zentren (KEZ) in Sachsen-Anhalt. Sie entwickelten sich seit 2007 im Rahmen eines Förderprogrammes des Landes aus bestehenden Kindertagesstätten. Das ließ sich das Ministerium für Arbeit und Soziales insgesamt 750.000 Euro kosten. Die Idee dahinter: Die Einrichtungen sollen eine Art Netzwerk sein, ein Ort der Begegnung für Jung und Alt, mit Angeboten der Familienbildung und auch -beratung. Mit Aufenthaltsorten für die Eltern in der Kita und Kursangeboten zum Thema Gesundheit oder Erziehung. Dafür wurden die pädagogischen Fachkräfte geschult, Anregungen gegeben und die Räume umgestaltet.

In Uchtspringe dachte man noch weiter: Hier ließ die SALUS gGmbH zugleich die komplette historische Villa umbauen und sanieren. Die Kosten beliefen sich auf insgesamt 1,4 Millionen Euro. Davon kamen wiederum rund 800.000 Euro aus öffentlichen Fördertöpfen, allein 475.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

Katrin Burchert führt durch das schicke, helle Gebäude, in dem die Kinder jetzt viel mehr Platz haben. Vier Zimmer wurden angebaut, die Aufteilung der Räume verändert. Ein Fahrstuhl macht das Haus behindertengerecht, im Treppenhaus gibt es zwei Holzgeländer: eins für die Großen und eins für die Kleinen. Sogar in der Küche wurde eine zusätzliche niedrige Arbeitsplatte eingefügt, sodass die Kinder mithelfen können. Die Bäder sind nicht nur bequem und geräumig, sondern überzeugen auch mit freundlichen Farben.

Nach dem Umbau kann die Einrichtung 53 Kinder aufnehmen, 16 mehr als zuvor, und bietet einen Hort an. Die meisten Eltern arbeiten im Fachklinikum Uchtspringe, doch es werden auch Kinder aus der Region aufgenommen. Viele Familien melden sich schon, wenn sich der Nachwuchs gerade erst ankündigt. Der Ruf ist gut, die Anlage schön. Alle paar Wochen kommt ein Friseur ins Haus und schneidet den Kindern die Haare. „Aber eine gute Kita macht das nicht aus“, findet Burchert. Da gehe es eher um den Umgang mit den Kindern, mit den Eltern und auch der pädagogischen Fachkräfte untereinander.

Die lassen sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Auch nicht von den längeren Öffnungszeiten, die bei Bedarf genutzt werden können: Wer möchte, kann sein Kind bereits 5.30 Uhr abgeben oder spätestens 20.30 Uhr bettfertig abholen, also verköstigt, gewaschen, mit geputzten Zähnen und in bequemer Kleidung. Etwas, das vor allen die Schichtarbeiter vom Fachklinikum immer wieder nutzen, doch es bedeutet auch für die Betreuerinnen Schichtarbeit. Die nehmen es gelassen und gestalten ihren Dienstplan flexibel. So fällt der gelegentliche späte Feierabend auch im eigenen Privatleben nicht so sehr ins Gewicht.

Gerade kann das achtköpfige Team der pädagogischen Fachkräfte ein wenig verschnaufen, denn die Kinder haben Mittagsruhe. Die pädagogische Hilfskraft Sabine Tuchen räumt derweil in der Küche die Spülmaschine aus. Oben, im neuen großen Mehrzweckraum im ausgebauten Dachgeschoss, bleiben die bunten Riesenbausteine aus Schaumstoff unangerührt. Die Vorschulkinder scheinen aus dem Stand umgefallen und auf ihren Matten eingeschlafen zu sein. „Sie sagen immer, sie seien groß und wollen nicht mehr schlafen“, schmunzelt Katrin Burchert. Und dann gibt es doch so viel zu erleben und der Körper fordert die Erholung ein. Ein Junge bleibt dennoch wach. Die Leiterin setzt sich mit ihm auf die Dachterrasse in die Sonne und sie spielen mit seinen Legobausteinen.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Vorbei die Zeit der Entschuldigungen

In der Ökostation Neugattersleben soll eine Region zusammenwachsen

(von Bianca Kahl)

Dr. Andrea Finck geht ins Gewächshaus und gießt den Honigmelonensalbei. Braune,  gestreifte oder Litschi-Tomaten, violette Kartoffeln – damit kann man die 58-jährige schon lange nicht mehr überraschen, doch nach wie vor begeistern. Die Naturwissenschaftlerin lebt für ihre Arbeit. Ihr geht es um Liebe und Verantwortung. Für die Natur, für die Menschen, für eine ganze Region. Seit 1998 leitet sie die Ökostation Neugattersleben.

100 verschiedene Tomatensorten und eine ebenso große Auswahl an Küchenkräutern werden in dem kleinen Ort bei Bernburg angebaut. „So nahe wie jetzt bin ich meinen Pflanzen auch noch nicht gekommen“, scherzt Andrea Finck und spielt darauf an, dass ihr Platz normalerweise im Büro der Anlage ist. Doch gerade fehlt es ihr einfach an einer ausreichenden Zahl an Helfern und deshalb muss sie selbst zu Gießkanne und Harke greifen. Die Natur wartet nicht.

Für den Wert und die Bedürfnisse der Natur zu sensibilisieren, das ist die Aufgabe der Ökostation Neugattersleben. Hier hat man sich seit der Gründung 1992 die Umweltbildung auf die Fahnen geschrieben, egal, ob in Form von Freizeitgestaltung für Kindergarten- und Hortkinder, Forschungspraktika und Projekttage für ältere Schüler oder Programme für Erwachsenengruppen und auch Behinderte. Jedes Jahr fest auf dem Plan stehen der Tag der offenen Tür und der Tomatentag im Sommer, der Kartoffeltag im Herbst und mehrere Exkursionen in Naturschutzgebiete, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.

Andrea Finck wirft noch schnell im Vorbeigehen einen prüfenden Blick auf die Geranien und den frisch gepflanzten Zahnlavendel, kann es sich nicht verkneifen, bei den Gewürzen ein Unkraut aus der Erde zu ziehen und geht dann nach drinnen in die Seminarräume. Heute sind Schüler der 9. Klasse aus Köthen zu Gast. Sie entnehmen Proben aus Gewässern und aus dem Boden im nahen Auenwald, um sie anschließend in der Ökostation zu untersuchen. Die Leiterin schließt eine Trennwand im Seminarraum, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen, verteilt Glasröhrchen, Chemikalien und Teststreifen und hilft den Jugendlichen beim Jonglieren mit den Werten: PH-, Nitrit- und Nitratwerte werden bestimmt. Kurzzeitwecker klingeln, die Schüler lernen, wann Böden und Gewässer Lebensräume sind und wann sie giftig werden. Sie notieren alles gewissenhaft in ihre Hefter und gehen anschließend zur Spüle, um ihre Arbeitsmaterialien zu reinigen.

Die alte Schulungsbaracke aus den 70er Jahren wurde erst im vergangenen Jahr umgebaut. Nasse Decken und Außenwände wie auch Schimmel hatten das Gebäude nicht mehr tragbar gemacht. Nachdem die Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg die Ökostation 2012 vom vorherigen Träger übernommen hat, machte man sich an die Sanierung, die insgesamt rund 450.000 Euro kostete. Davon kamen mehr als 200.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

„Ohne dieses Geld wäre das nicht möglich gewesen“, kommentiert Andrea Finck, die sich selbst seit Jahren in der lokalen Aktionsgruppe für EU-Fördermittel, der sogenannten „LAG Unteres Saaletal und Petersberg“, engagiert. Sie weiß um die Bedeutung von Einrichtungen wie der Ökostation, damit sich ihre Heimatregion nachhaltig entwickeln kann, und arbeitet darauf hin, dass sich die Anlage stetig weiterentwickelt – als Ort der Begegnung und des Lernens.

„Seit dem Umbau können wir uns endlich auch den Behinderten stärker zuwenden“, freut sie sich. Das habe schon lange auf der Agenda gestanden, doch musste sich Andrea Finck bei Interessenten stets entschuldigen: Für Treppen, Schwellen und die fehlende Behindertentoilette. Doch nun ist die Zeit der Entschuldigungen endlich vorbei. Das barrierefreie Gebäude verfügt neben ihrem Büro und den modernen Toiletten über drei Schulungsräume sowie eine extragroße Küche, in der ebenfalls Seminare abgehalten werden können.

„Und im Sommer machen wir hier mit den Leuten eben schönen Tomatensalat mit Kräutern aus dem Garten. Da braucht man nicht mal mehr Salz“, sagt die Leiterin. Neben Naturschutz und gesunder Ernährung stehen auch heilende Gehölze, nachwachsende Rohstoffe und vieles mehr auf dem „Lehrplan“ der Ökostation. Dabei kooperiert die Einrichtung auch mit Universitäten sowie mit der Robert-Bosch-Stiftung und ist Teil von „Na Los!“, des Netzwerkes außerschulischer Lernorte - Schülerlabore Sachsen-Anhalt. Zudem können Interessierte die Anlage für eigene Veranstaltungen mieten.

Die Köthener Schüler sind gegangen, doch Andrea Fincks Tag ist noch lange nicht zu Ende. Sie beantwortet E-Mails, vereinbart am Telefon Ferientermine mit einem Hort, draußen wartet eine weitere Gruppe von Jugendlichen auf ihre Anleitung. Dieses Mal geht es nicht um außerschulische Projekte, sondern um Integration. Es sind junge Männer und Frauen, die größtenteils ihre Ausbildung abgebrochen haben und seit langem keine Anstellung mehr finden. Über ein Förderprogramm der Stiftung Evangelische Jugendhilfe  St. Johannis werden sie wieder fit gemacht für den Arbeitsmarkt. In der Ökostation jäten sie Unkraut, legen Wege an und gewöhnen sich langsam wieder an einen Berufsalltag.

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen waren schon immer der zweite Schwerpunkt der Ökostation Neugattersleben. In Hochzeiten wurden hier 30 Ein-Euro-Jobber beschäftigt. Aktuell wächst die Einrichtung mit ihrem neuen Träger zusammen und die sozialen Projekte kommen langsam wieder ins Rollen.

Den zweiten Arbeitsmarkt kennt Andrea Finck aus eigener Erfahrung. Sie hatte Agrarwissenschaften in Halle studiert, doch nach der Wende verlor sie wie viele andere ihre Arbeit beim Institut für Getreideforschung und fand keine neue Stelle. Das Arbeitsamt vermittelte sie 1993 als Hilfskraft in die Ökostation. Später wurde sie fest angestellt und seit 1998 leitet sie die Einrichtung. Seit 20 Jahren ist sie dabei. Doch für heute hat sie endlich Feierabend.

http://www.oekostation-neugattersleben.de/
www.leader-saale-petersberg.de

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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