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Für den Ernstfall gut gerüstet

Mit EU-Fördergeldern investiert Elbe-Parey in eine robuste Wasserwehr

(Von Alexander Lorber, 22.10.2019)

Als das Elbhochwasser im Juni 2013 die Gemeinde Elbe-Parey erreichte, ragte der Wasserstand schon nach wenigen Tagen knapp über die Schutzwand der Schleuse am Pareyer Verbindungskanal. Da das Schleusentor noch ein kleines Stück höher ist, kam es glücklicherweise nicht zum Übertritt. „Die Pegelstände sind in den letzten Jahren aber stetig gestiegen“, sagt Michael Rindert, Sachgebietsleiter im Haupt- und Ordnungsamt der Gemeinde Elbe-Parey. „Aus diesem Grund hat unsere Wasserwehr mit jedem Hochwasserereignis zunehmend an Struktur gewonnen.“ Als Elbanrainer ist Elbe-Parey ohnehin verpflichtet, eine Wasserwehr aufzustellen. Damit diese für den Ernstfall gut gerüstet ist, hat die Gemeinde kräftig in ihre Ausstattung investiert. Dabei half ein Zuschuss von rund 60.500 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), mit dem die Kommune einen Überlader-Tandem-Anhänger zum Hochwasserschutzanhänger ausgebaut hat. Außerdem hat sie ein neues Fahrzeug angeschafft, das zu Ausbildungs-, Übungs- und Einsatzzwecken der Wasserwehr dient.

Vorsorge statt Nachsorge
Die Wasserwehr von Elbe-Parey besteht auf personeller Ebene zunächst aus einem Gremium, in dem die Bürgermeisterin und mehrere Sachgebietsleiter und die Gemeindewehrleitung sitzen. Weiterhin steht der Gemeinde eine aktive Einsatzgruppe aus Mitarbeitern des Bauhofes und der Verwaltung zur Verfügung, die für die ersten Maßnahmen zur Bekämpfung von Hochwassern bereitsteht. Unterstützt werden sie von ehrenamtlichen Deichläufern, die die Deiche während eines Hochwassers rund um die Uhr begutachten. Hinzu kommt das Personal der Freiwilligen Feuerwehr, die für den Einsatz bei Hochwasserkatastrophen geschult werden.
Aber die Wasserwehr könnte noch so gut aufgestellt sein, ohne das nötige Equipment wäre sie nicht einsatzfähig. Hier hat die Kommune in den letzten Jahren ordentlich aufgestockt: Nach dem Hochwasser von 2013 erhielt die Gemeinde aufgrund des Engagements des Gemeindewehrleiters Steve Flügge eine großzügige Spende der Diakonie. Dazu zählten verschiedene Gerätschaften wie Schmutzwasserpumpen und die dazugehörigen Stromerzeuger sowie Beleuchtungseinheiten, wie Michael Rindert berichtet: „Die Tauchpumpen kommen zum Beispiel immer dann zum Einsatz, wenn vollgelaufene Keller und überflutete Straßen freigepumpt werden müssen. Mit diesen Pumpen sind wir in der Lage, etwa zehn Kubikmeter Wasser in der Minute zu bewegen, das ist schon eine Hausnummer“, so der Sachgebietsleiter.

Neben den Gerätschaften erhielt die Gemeinde vom Landkreis auch einen Überlader-Tandem-Anhänger mitsamt Spriegel als Unterkonstruktionen von Planen zur Abdeckung. Doch um den Anhänger für den Transport der Ausrüstung nutzen zu können, war ein fachgerechter Umbau notwendig. Daher beantragte Elbe-Parey zur Finanzierung des Vorhabens Mittel aus dem Förderprogramm Kommunaler Hochwasserschutz. Der Antrag wurde bewilligt und die Einheitsgemeinde im Nordwesten des Jerichower Landes erhielt für die Kosten von knapp 80.000 Euro zum Ausbau ihrer Wasserwehr einen Zuschuss in Höhe von rund 60.500 Euro aus EFRE-Mitteln. Mit dem Geld von der EU beauftragte die Gemeinde den Feuerwehrausstatter Rosenbauer damit, den Anhänger genau nach ihren Vorstellungen umzubauen. „Sie haben etwa eine Stromeinspeisung eingebaut, um die Gerätschaften im Dunkeln beleuchten zu können“, erläutert Rindert. „Durch den aufgerüsteten Anhänger haben wir nun die Möglichkeit, auf Hochwasser und andere extreme Wetterereignisse wie Sturzfluten rechtzeitig zu reagieren, sogar überregional. Ohne die europäischen Fördermittel wäre das aufgrund der damaligen Haushaltslage ein schöner Wunschgedanke geblieben“, betont Rindert.

Ein EFRE-geförderter Transporter macht die Wasserwehr komplett
Um die Gerätschaften, Sandsäcke oder Schüttgut im Katastrophenfall auch auf dem neuen Anhänger bewegen zu können, fehlte der Gemeinde nun noch eine geeignete Zugmaschine. Also schaffte man mit den EU-Fördermitteln ein zusätzliches Transportfahrzeug an. „Unsere Wasserwehr besitzt jetzt einen VW-Transporter, der eine Ladefläche hat und mit maximal fünf Personen besetzt werden kann“, erklärt Michael Rindert. „Damit können die Kameraden die ganze Ausrüstung, Verbaumaterial für den Hochwasserschutz und anderes Equipment ins Einsatzgebiet bringen.“ Und weil die Gemeinde dazu verpflichtet ist, regelmäßig Hochwasserszenarien zu beproben, kann Elbe-Parey das Gefährt und den Anhänger nun auch dafür vorhalten.

Nächste Großübung im Frühjahr 2020 geplant
Einmal jährlich findet gemeinsam mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) eine Großübung am nahegelegenen Deich statt, um die unterschiedlichen Maßnahmen bei einem größeren Hochwasser zu üben: Wie verbaut man richtig? Welche Ladungen müssen gepackt werden? Wann muss mit welcher Technik den verschiedenen Schadensarten begegnet werden? Dabei kommt auch die gesamte Technik der Wasserwehr von Elbe-Parey zum Einsatz. Im Frühjahr 2020 soll die nächste Großübung der Wasserwehr in Kooperation mit dem LHW stattfinden. Der neue Anhänger und das Transportfahrzeug werden dann natürlich auch bereitgestellt.

Darüber hinaus macht sich die Gemeinde auch schon Gedanken über den weiteren Ausbau ihrer Wasserwehr: „Wir denken derzeit über die Beschaffung eines transportablen Stromerzeugers nach, damit wir im Katastrophenfall in der Lage sind, auch größere mobile Unterkünfte und Einsatzleitstellen vor Ort und für längere Zeit mit Strom zu versorgen“, erzählt Rindert. Im Ernstfall wolle man schließlich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren.

Weitere Quellen:
Informationen über das Operationelle Programm für den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung des Landes Sachsen-Anhalt

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“ der Europäischen Kommission