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Hilfreiche technische Lösungen für lokale Unternehmen

Die Hochschule Harz beschafft mit EFRE-Mitteln Demonstratoren für ihr Transferlabor

(Von Walter Liedtke, 15.06.2021)

In den meisten Unternehmen in Sachsen-Anhalt arbeiten weniger als zehn Angestellte. Viele der Kleinstunternehmen haben bislang nur wenige Berührungspunkte zur Hochschule Harz. Und dies, obwohl die Hochschule ihr Wissen gerne mit den Unternehmen aus der Region teilt. Unternehmen können sich jederzeit mit konkreten Kooperationsanfragen an die Fachleute in der Hochschule wenden. Ein Transferlabor verstärkt nun die Verknüpfung zwischen lokaler Wirtschaft und Hochschule.

Bei der Hochschule Harz mit ihren Standorten Wernigerode und Halberstadt ist das „Kompetenzzentrum für Informations- und Kommunikationstechnologien und unternehmensnahe Dienstleistungen“ (KAT) die richtige Anlaufstelle für Unternehmen. Das KAT wurde nun um ein Transferlabor erweitert, das aus dem EFRE-Förderprogramm „Sachsen-Anhalt WISSENSCHAFT Kleingeräte“ des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung finanziert wird. Über dieses Programm kann die Hochschule Harz diverse technische Demonstrationsobjekte für ihr Transferlabor anschaffen. Mit deren Hilfe sollen die Betriebe und die Menschen im Harz dafür gewonnen werden, technische Lösungen zu nutzen, die ihre Arbeitsabläufe oder ihren Alltag erleichtern. Die Anschaffung der Geräte wird mit rund 180.831 € vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Sachsen-Anhalt unterstützt. Schwerpunkte der EFRE-Förderung, in denen sich auch diese Vorhaben eingliedern, sind die Stärkung der Forschung, der technologischen Entwicklung und der Innovationen an den Hochschulen des Landes. 

Niedrigschwelligen Transfer ermöglichen

„Wir benötigen diese Demonstratoren, um Unternehmen überhaupt auf die Idee zu bringen, gemeinsame Projekte mit der Hochschule Harz durchzuführen“, erläutert Thomas Lohr, der als „Knowledge Broker“ für den Technologietransfer an der Hochschule Harz zuständig ist. Dabei geht es um ein niedrigschwelliges Angebot: Thomas Lohr will den Unternehmen zunächst ohne ein konkretes Vorhaben im Hinterkopf zeigen, was möglich ist. Ist die Neugier erst einmal geweckt, sollen daraus mittelfristig gemeinsame Projekte von regionalen Unternehmen mit der Hochschule Harz entstehen.

Forschen für die älter werdende Gesellschaft

Bereits seit mehr als zehn Jahren gibt es in einem Wohngebiet in Wernigerode eine erfolgreiche Kooperation mit der Wernigeröder Wohnungsgenossenschaft. In diesem Wohngebiet leben auch viele ältere Menschen. „Wir haben dort ein kleines Innovationslabor für Technikakzeptanz in einer Musterwohnung eingerichtet, in dem wir viele Möglichkeiten zur Nutzung von seniorengerechter Technik zeigen.“ Dort können alle Menschen hinkommen und Dinge spielerisch ausprobieren, wie Technik sie dabei unterstützen kann, das Älterwerden leichter zu bewältigen. Es werden auch Unternehmen der professionellen Pflege zum Ausprobieren innovativer Tools angesprochen.

Unlängst sind zwei Elemente des Transferlabors in der Musterwohnung neu hinzugekommen: Ein Exoskelett sowie ein therapeutisches Computersystem. Dabei handelt es sich um eine Videospiel-Plattform zu Therapiezwecken. Das Besondere ist, dass alles über Gesten gesteuert wird. So können auch jene Menschen die therapeutischen Videospiele erleben, die noch nie einen Computer bedient haben oder körperlich eingeschränkt sind. „Das führt die älteren Menschen aber auch generell an die Nutzung von Computern heran. Im zweiten Schritt werden sie dann vielleicht auch Telemedizinanwendungen nutzen“, hofft Thomas Lohr. So könnten zukünftig auch regelmäßige Blutdruckmesstermine in der Praxis entfallen, wenn die korrekte Blutdruckmessung durch die Patienten selbst mit einem Telepräsenzsystem per Liveschaltung in der Online-Sprechstunde vom Arzt überprüft werden kann.Ein Exoskelett, das man wie einen Rucksack umschnallt, ist der zweite Neuzugang in der Musterwohnung. Es unterstützt und entlastet den Rücken beim Heben schwerer Lasten. „Damit kann man Rückenproblemen vorbeugen, zum Beispiel bei Beschäftigten in der Pflege, und Arbeitsvorgänge erleichtern.“ erklärt Thomas Lohr: „Wir stellen dieses Exoskelett unter anderem in Betrieben der Region vor, damit sich Unternehmer einen praktischen Eindruck vom Einsatz dieses Gerätes machen können.“

Die eID-Funktion des neuen Personalausweises nutzen

Eine weitere Anschaffung aus dem Kleingeräte-Förderprogramm betrifft einen leistungsstarken eID-Server. Er macht die Hochschule zum Dienstleister für andere Hochschulen, aber auch für Unternehmen. Dahinter steckt eine einfache Idee: Der neue Personalausweis, den alle Bürgerinnen und Bürger nach und nach erhalten, enthält einen Chip, auf dem Daten gespeichert werden können. „Alles, was man mit einer elektronischen Signatur machen darf, also etwa rechtsverbindliche Geschäfte abschließen, können Sie auch mit dem neuen Personalausweis machen“, erläutert Lohr. „Und über unseren Server läuft die Prüfung der eID und die von uns entwickelten sicheren Digitalisierungen werden an europäische Netzwerke angeschlossen.“

Neben dem sicheren und vertrauenswürdigen Zugang zu Dokumenten und Anwendungen im Hochschulumfeld können damit auch Unternehmen oder Verwaltungen sichere digitale Dienstleistungen anbieten. Sie könnten damit nicht nur Zugangssysteme zu Türen regeln, ihn als Essenskarte in der Kantine oder für den Arbeitszeitnachweis nutzen, sondern auch wichtige Dokumente sicher teilen. Für die Digitalisierung in den Verwaltungen wird das Thema im Zuge des Online-Zugangs-Gesetzes zunehmend eine wichtige Rolle spielen. Auch Fernbeglaubigungen mittels der eIDAS-Signatur sind möglich. Thomas Lohr schwärmt von den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten: „Man benötigt keine parallelen Systeme mit Chipkarten mehr, denn der Ausweis kann das ja alles schon.“ Zudem ist die Nutzung der eID-Funktion komplett kostenfrei. Die Personalausweis-Software, die zur Nutzung benötigt wird, hält der Bund immer aktuell. Thomas Lohr: „Man muss zusätzlich nur für ein paar Euro ein Kartenlesegerät anschaffen. Die eigentliche Infrastruktur ist ja bereits vorhanden.“

Das Wissen der Hochschule erschließen und erhalten

Und noch eine weitere Investition aus dem Kleingeräte-Programm verbessert die Arbeit der Hochschule Harz: Mit den EFRE-Mitteln konnte eine CRM-Software für die Forschungs- und Entwicklungsverwaltung gekauft und mit hochschulspezifischen Inhalten gefüllt werden. „Das ist weit mehr als nur eine Kontaktdatenbank – hier wird das komplette Wissen der Hochschule Harz bilanziert“, freut sich Thomas Lohr. Die Fachkompetenz aller wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter wurde in der Datenbank erfasst, mit Schlagworten versehen und ist somit bei Anfragen von Unternehmen direkt verfügbar. Auch dadurch wird der niedrigschwellige Transfer von Hochschulwissen in die lokale Wirtschaft weiter verbessert.

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren. 

Weitere Quellen: