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In König Heinrichs Lieblingspfalz entsteht eine erlebbare historische Einheit

EFRE-Projekt hilft bei Gebäude-Sanierung am Quedlinburger Stiftsberg

(Von Sylvia Bösch, 28.07.2020)

Der Quedlinburger Stiftsberg gilt als besonderer Ort der deutschen Geschichte. Hier soll Sachsenherzog Heinrich im Jahr 919 von seiner Wahl zum deutschen König erfahren haben. Im Jahr 936 wurde Heinrich I. dann in seiner Lieblingspfalz Quedlinburg bestattet. Zahlreiche deutsche Kaiser und Könige hielten sich bereits im Schloss Quedlinburg auf. In den nächsten Jahren soll es zusammen mit den anderen Gebäuden auf dem Stiftsberg umfangreich saniert werden. „Der gesamte Gebäudekomplex hat erhebliche Schäden, auch das Museum hat in seiner Struktur nicht mehr funktioniert. Wir bringen die Bauteile in allen Gebäuden auf Vordermann“, erläutert Thomas Malnati, Fachbereichsleiter für Bauen, Stadtentwicklung und Welterbe bei der Welterbestadt Quedlinburg. Außerdem soll ein neuer, barrierearmer Museumsrundweg entstehen, der Schlossmuseum und Stiftskirche als historische Einheit erlebbar macht.

Welterbestadt Quedlinburg belegte beim Wettbewerb den ersten Platz
Finanziert wird das Projekt „Entwicklung und Neuausrichtung des Stiftsbergs Quedlinburg“ über das Kulturerbe-Programm des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Mit rund 8,7 Millionen Euro übernimmt der EFRE 80 Prozent der Gesamtkosten von insgesamt etwa 10,9 Millionen Euro. Im Rahmen des EFRE-Projekts ist vor allem die Bestandssicherung und -sanierung des Schlosses geplant. „Als das Land Sachsen-Anhalt einen Wettbewerbsaufruf zur Verbesserung der Präsentation und nachhaltigen Nutzung des kulturellen Erbes in Sachsen-Anhalt veröffentlichte, habe ich sofort gedacht, dass der Wettbewerb uns wie auf den Leib geschrieben wurde“, berichtet Malnati. „Wir sind mit Platz eins in dieses schöne EFRE-Förderprojekt gestartet. Das macht uns sehr stolz und fordert uns gleichzeitig natürlich heraus, diesen hohen Anspruch auch erfolgreich umzusetzen“, so der ausgebildete Architekt, der bereits seit rund 30 Jahren im Bereich der Stadtplanung, Förderung sowie im Hoch- und Tiefbau tätig ist. Insgesamt 15 Module hätten sie im Wettbewerb beantragt. „Dass wir alles genehmigt bekommen haben, ist ein Glücksfall“, freut sich der Fachbereichsleiter.

Der EFRE finanziert den dritten Bauabschnitt
Bereits vor dem EFRE-Projekt zur Entwicklung und Neuausrichtung des Stiftsbergs konnte im Juni 2019 ein erster Bauabschnitt fertiggestellt werden. Dabei wurden am Residenzbau ein Teil des Dachstuhles, der Fassade und die Stuckdecke im größten Saal des Damenstiftes restauriert. Ende November 2019 folgte der zweite Bauabschnitt. Im Rahmen der Förderung „Nationale Projekte des Städtebaus“ ließ die Welterbestadt Quedlinburg nun die Fassade des Schlafhauses sowie den westlichen Teil des Dachstuhles des Nordflügels sanieren. Die Baumaßnahmen im Inneren der Gebäude, die über den EFRE finanziert werden, starteten als dritter Bauabschnitt im März 2020. Zurzeit werden um die gesamten Gebäude des Schlossberges Gerüste aufgebaut. „In den nächsten Wochen hat man letztmalig die Chance, den bekannten Blick auf die Gebäude nochmal zu genießen“, so Malnati. Besucher könnten den Stiftsberg, die Stiftskirche, Gastronomie und den Barockgarten trotz der Bauarbeiten aber weiterhin besuchen. Als nächstes werden die restauratorischen Arbeiten an der Decke der Stiftskirche und die Sanierung der Tragkonstruktion des Stiftskirchen-Daches abgeschlossen. Bei der Umsetzung der Baumaßnahmen wird Thomas Malnati von einem fünfköpfigen Team unterstützt, das aus einem Teamleiter, vier Architekten und Bauleitern sowie einem technischen Mitarbeiter besteht.

Parallel zu Baumaßnahmen entsteht neues Museumskonzept
„Wir sind jetzt dabei, mit unseren Museumsprofis ein innovatives, den heutigen Ansprüchen entsprechendes Museumskonzept zur Geschichte des Damenstiftes und der Welterbestadt Quedlinburg zu entwickeln“, erzählt Malnati. Wenn die Kirche, der Residenzbau und das Schloss fertig saniert sind, sollen Kirche und Welterbestadt das Museum gemeinsam betreiben. Geplant ist, dass die Sonderausstellung „1.100 Jahre Heinrich“ einen dauerhaften Platz im Museum erhalten soll. „Ein besonderes Highlight ist das lebende Buch. Wenn man durch das Buch blättert, wird die Geschichte von Heinrich I. mit Bildern und Filmen belebt“, beschreibt Malnati. Die 1.100-jährige Geschichte des Stiftsbergs wird dann mit ihren ganzen Facetten für die rund 1,5 Millionen Tagestouristen und 500.000 bis 600.000 jährlichen Übernachtungsgäste in dem neuen Museum erlebbar sein. Zum neuen Museumskonzept gehört auch, dass der Rundgang durch das Museum barrierearm sein und in seiner Abfolge logistisch gut funktionieren wird. So sollen die Besucherinnen und Besucher das Museum im Erdgeschoss betreten, wo sich die erste Ebene des Museums befinden wird. Anschließend gehen sie ein Stockwerk höher und gelangen später wieder in den Eingangsbereich. Der Rundgang endet schließlich im Museumsshop. „Den Planern, Architekten und den Museumsleuten ist es gelungen, den Rundgang zu planen, ohne dass dort ergänzende Anbauten oder Zusätze am Gebäude erforderlich sind. Es war nicht einfach, aber wir haben es geschafft“, freut sich Thomas Malnati, der vorher u. a. die umfangreiche Sanierung des Kapuziner-Klosters im baden-württembergischen Rottweil begleitet hat: „Als ich nach Quedlinburg kam, habe ich gesagt: Das Kapuziner-Kloster in Rottweil war meine Bachelor-Arbeit. Mit der Sanierung des Stiftsberges möchte ich gerne meine Masterarbeit machen und wenn es fertig ist, zufrieden in Rente gehen“, schmunzelt er.

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren.

Weitere Quellen:
Portrait der UNESCO-Welterbestätte Quedlinburg:
https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-deutschland/stiftskirche-schloss-und-altstadt-von-quedlinburg

Weitere UNESCO-Welterbestätten in Deutschland:
https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-deutschland/welterbestaetten-deutschland

Presseportal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“ der Europäischen Kommission