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Klei­ne Poren mit gro­ßer Wir­kung

Mem­bra­nen aus Halle sind welt­weit ein­zig­ar­tig

(Syl­via Bösch, 29.11.2019)

Man be­nö­tigt schon ein Elektronen-​Mikroskop, um die Poren in den Mem­bra­nen er­ken­nen zu kön­nen. Denn sie sind nur we­ni­ge Na­no­me­ter groß und somit dün­ner als ein Haar. Durch ihre hohe Dich­te ver­lei­hen die win­zi­gen Lö­cher den CD-​großen Mem­bra­nen eine hohe Durch­läs­sig­keit, die für die Wis­sen­schaft und In­dus­trie sehr nütz­lich ist, etwa für das Aus­lö­sen che­mi­scher Pro­zes­se. „Da­durch haben wir ein Pro­dukt, das in fast jedem Markt an­ge­wen­det wer­den kann. Im Mo­ment haupt­säch­lich im Be­reich Me­di­zin­tech­nik und bei Brenn­stoff­zel­len oder Bat­te­rien“, er­läu­tert Mo­ni­ka Le­lo­nek. Zu­sam­men mit Petra Gö­ring hat die Che­mi­ke­rin vor zehn Jah­ren auf dem Wein­berg­cam­pus in Halle das High-​Tech-Unternehmen Smart­Mem­bra­nes ge­grün­det. „Bei Bat­te­rien wer­den die Mem­bra­nen mit ihrer ex­trem gleich­mä­ßi­gen Po­ren­struk­tur als Trä­ger­flä­che für die che­mi­sche Re­ak­ti­on ver­wen­det und in der Me­di­zin­tech­nik haupt­säch­lich im Be­reich Dia­gnos­tik“, fügt Le­lo­nek hinzu. Dar­über hin­aus eig­nen sich die Mem­bra­nen auch als Fil­ter, etwa zum Schutz von Kli­ma­an­la­gen vor Ver­un­rei­ni­gung, da sie auch win­zi­ge Staub-​ oder Vi­ren­par­ti­kel her­aus­fil­tern kön­nen. Welt­weit ist das Un­ter­neh­men Smart­Mem­bra­nes als ein­zi­ges in der Lage, nano- und mi­kro­me­ter­gro­ße Poren in zwei ver­schie­de­ne Ma­te­ri­al­sys­te­me zu ätzen. Je nach Be­darf der Kun­den wer­den dünne Schei­ben aus Alu­mi­ni­um oder Si­li­zi­um mit Poren ver­se­hen. Form und Größe der Poren va­ri­ie­ren je nach Kun­den­wunsch. Dass die Be­hand­lung der CD-​förmigen Plat­ten er­folg­reich war, zei­gen die an­schlie­ßend ent­stan­de­nen Re­gen­bo­gen­far­ben auf den Schei­ben.

EFRE er­mög­lich­te Mes­se­be­tei­li­gung in Sin­ga­pur
Etwa 80 Pro­zent ihrer Mem­bra­nen ex­por­tie­ren die bei­den Frau­en zur­zeit in die USA, Ka­na­da sowie nach Japan, Süd­ko­rea und Eu­ro­pa. Deut­sche Kun­den hät­ten sie noch re­la­tiv we­ni­ge, be­tont Mo­ni­ka Le­lo­nek: „Im Aus­land ist man etwas of­fe­ner für neue An­wen­dun­gen.“ Um sich im Medizintechnik-​Bereich in­ter­na­tio­nal zu prä­sen­tie­ren, haben die zwei Un­ter­neh­me­rin­nen ihre Pro­duk­te im letz­ten Jahr auf der Messe „Me­di­cal Ma­nu­fac­tu­ring Asia“ in Sin­ga­pur vor­ge­stellt. „Da wir die re­la­tiv hohen Kos­ten für eine sol­che Messe nicht al­lei­ne stem­men konn­ten, ist die För­de­rung für eine Mes­se­be­tei­li­gung über den Eu­ro­päi­schen Fonds für re­gio­na­le Ent­wick­lung (EFRE) sehr pas­send ge­we­sen“, er­läu­tert die Grün­de­rin. Von den Ge­samt­kos­ten in Höhe von rund 8.700 Euro steu­er­te die EU etwa 6.525 Euro aus dem Mes­se­för­de­rungs­pro­gramm bei. An­sons­ten läuft der Ver­trieb der hauch­dün­nen Mem­bra­nen vor allem über das In­ter­net, E-​Mail-Marketing und Te­le­fon­kon­fe­ren­zen. „Wir gehen auch oft an an­de­re Uni­ver­si­tä­ten und For­schungs­in­sti­tu­te“, sagt Le­lo­nek. Die Be­reit­schaft, etwas Neues zu tes­ten, sei dort grö­ßer als in vie­len Un­ter­neh­men. Durch die ent­ste­hen­den Pu­bli­ka­tio­nen oder über ein­zel­ne Mit­ar­bei­ter der Uni­ver­si­tä­ten, die in ein Un­ter­neh­men wech­seln, be­kä­me man wie­der­um An­schluss zu Un­ter­neh­men.

Idee zur Un­ter­neh­mens­grün­dung ent­stand in Work­shop
Ken­nen­ge­lernt haben sich Mo­ni­ka Le­lo­nek und Petra Gö­ring an­dert­halb Jahre vor der Grün­dung ihrer Firma auf einem Unternehmertum-​Workshop für Wis­sen­schaft­le­rin­nen in der Na­no­tech­no­lo­gie. „Dort haben wir auch eine Idee ent­wi­ckelt, wie man sich selb­stän­dig ma­chen könn­te und damit sogar den ers­ten Preis ge­won­nen.“ Mit Un­ter­stüt­zung der Fraunhofer-​Gesellschaft durf­ten sie dann für ein Jahr einen rich­ti­gen Busi­ness­plan schrei­ben. „Letzt­end­lich haben wir uns dazu ent­schie­den, ge­mein­sam das Un­ter­neh­men zu grün­den“, er­in­nert sich Le­lo­nek. In­zwi­schen be­schäf­ti­gen sie vier Mit­ar­bei­ter und eine stu­den­ti­sche Hilfs­kraft. La­bo­ran­ten, Che­mi­ker und Phy­si­ker ar­bei­ten bei Smart­Mem­bra­nes in einem Team. Für den Un­ter­neh­mens­stand­ort Halle ent­schied sich das aus Nordrhein-​Westfalen und Sachsen-​Anhalt stam­men­de Frauen-​Duo wegen der guten För­der­mög­lich­kei­ten und vor allem auch auf­grund der vor­teil­haf­ten wis­sen­schaft­li­chen und tech­no­lo­gi­schen In­fra­struk­tur: „Um uns herum be­fin­den sich das Fraunhofer-​Institut für Mi­kro­struk­tur von Werk­stof­fen und Sys­te­men, das Max-​Plack-Institut für Mi­kro­struk­tur­phy­sik und die Martin-​Luther-Universität Halle-​Wittenberg. „Wir haben re­la­tiv viele Ko­ope­ra­tio­nen mit an­de­ren For­schungs­pro­jek­ten oder auch für An­la­gen, die wir mit­nut­zen dür­fen. Das hilft un­ge­mein“, so Le­lo­nek.

EU för­dert auch Wei­ter­bil­dun­gen, For­schungs­pro­jek­te und Netz­wer­ke
„Im Mai waren wir auf einer wei­te­ren gro­ßen Aus­lands­mes­se in Shang­hai, für die wir eben­falls eine EFRE-​Förderung be­kom­men haben“, er­zählt die Grün­de­rin. Vor­aus­set­zung für eine Un­ter­stüt­zung mit EFRE-​Mitteln sei unter an­de­rem, dass die Messe beim Ausstellungs-​ und Messe-​Ausschuss der Deut­schen Wirt­schaft (AUMA) of­fi­zi­ell als Messe ge­lis­tet sei und es kei­nen deut­schen Ge­mein­schafts­stand gebe, an dem man sich be­tei­li­gen könn­te. Dass man auf einer Messe so­fort etwas ver­kauft, sei je­doch re­la­tiv sel­ten. „Daher haben wir uns zum Ziel ge­setzt, auf den Mes­sen erst­mal un­se­re Be­kannt­heit zu er­hö­hen. Damit die Kun­den wis­sen, dass es un­se­re Pro­duk­te gibt und was man damit ma­chen könn­te. Bis die Kun­den sich mit dem Pro­dukt näher aus­ein­an­der­set­zen und wirk­lich etwas ein­kau­fen, dau­ert es im Durch­schnitt noch ein paar Mo­na­te“, sagt Le­lo­nek. Über die Be­tei­li­gung an Aus­lands­mes­sen hin­aus konn­ten die bei­den Grün­de­rin­nen auch von EU-​finanzierten Wei­ter­bil­dungs­maß­nah­men und For­schungs­pro­jek­ten pro­fi­tie­ren. „Au­ßer­dem fin­den wir gut, dass es von der EU ge­för­der­te Netz­wer­ke wie das En­ter­pri­se Eu­ro­pe Net­work (EEN) gibt, das klei­ne und mitt­le­re Un­ter­neh­men mit eu­ro­päi­schem und in­ter­na­tio­na­lem Fokus un­ter­stützt. Da­durch haben wir re­gel­mä­ßig die Mög­lich­keit, um mit an­de­ren Part­nern aus Eu­ro­pa sowie den as­so­zi­ier­ten Län­dern zu­sam­men­zu­tref­fen.“

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren.

Wei­te­re Quel­len:
Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“ der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on