Menu
menu

Händels Geburtshaus ist jetzt viel sichtbarer geworden

Der Eingang zum Händel-Haus in Halle wurde mit EFRE-Mitteln umgestaltet

(Von Alexander Lorber, 07.02.2020; aktualisiert am 22.07.2020)

Im Jahr des 335. Geburtstages des berühmten deutschen Barockkomponisten Georg Friedrich Händel, wird die Stiftung Händel-Haus sein Geburtshaus in Halle (Saale) nach einem halben Jahr Umbau mit einem neuen-alten Eingang feierlich wiedereröffnen. Einiges hat sich verändert. So wurde der Zugangsbereich aufwendig umgestaltet. Der Eingang sorgt mit einer neuen Glastür dafür, dass Besucher im Vorbeigehen einen Blick ins Foyer werfen können. Clemens Birnbaum, der Direktor der Stiftung Händel-Haus, ist glücklich, dass die Baumaßnahmen am Händel-Haus mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Programms „Sachsen-Anhalt Kulturerbe“ gefördert wurden: „Endlich können Besucher das Händel-Haus so erleben, wie es zu Zeiten Händels in etwa ausgesehen haben könnte“, schwärmt Birnbaum. Im Interview erklärt er, warum Altes und Modernes nicht unbedingt im Widerspruch zueinanderstehen müssen.

Herr Birnbaum, an der Vorderseite des Händel-Hauses werden Ihre Gäste künftig durch eine mit Hilfe von EU-Mitteln errichtete, großzügige Glastür ins Museum gelangen. Gleichzeitig wird dadurch eine historische Hofdurchfahrt wieder sichtbar gemacht. Wie authentisch wird das Händel-Haus nach dem Umbau aussehen?
Clemens Birnbaum: Die früheste Abbildung vom Geburtshaus Georg Friedrich Händels stammt aus dem Jahr 1859. Darauf erkennt man, dass es neben der normalen Eingangstür damals eine Hofdurchfahrt gegeben hat. Wenn man sich weitere Bilder aus dem 19. Jahrhundert bis in die 1930er-Jahre ansieht, kann man diese Hofdurchfahrt immer wieder finden. Erst in den 1930er Jahren wurde das Haus baulich verändert und die Toreinfahrt verschlossen. Die Wiederöffnung der alten Toreinfahrt wird das authentische Bild des Händel-Hauses von früheren Darstellungen wiederherstellen. Denkmal und Moderne treffen harmonisch aufeinander.

Welche Gründe sprachen dafür, den Eingangsbereich umzubauen?
Birnbaum: Ich bin nun seit 2009 der Direktor der Stiftung Händel-Haus und zwei Dinge haben mich seitdem bewegt: Zum einen, wie wir unsere Ausstellung und den Kammermusiksaal trotz Denkmalschutz so barrierefrei wie möglich zugänglich machen können. Zum anderen, wie wir die äußere Fassade des Händel-Hauses wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen können, den Händel-Enthusiasten aus aller Welt erwarten, wenn sie die früheste Abbildung des Händel-Hauses von 1859 auf Postkarten sehen. Beides haben die europäischen Fördermittel jetzt möglich gemacht! Der Zugang durch den gläsernen Eingang analog zur historischen Toreinfahrt kann nun auch von Menschen mit Gehbehinderung genutzt werden. Wir haben außerdem einen modernen Anbau, in dem ein Fahrstuhl vorhanden ist. Hierin wollten wir eine Anbindung schaffen, um zumindest die größtmögliche Barrierefreiheit in die Ausstellungen zu erreichen.
Es gab aber noch weitere, ganz praktische Gründe für den Umbau: Wenn die Menschen bislang vor dem Haus standen, sahen sie ein gewöhnliches, eher verschlossen wirkendes Wohnhaus. Es sah nicht wie ein Gebäude mit öffentlicher Nutzung aus. Es strahlte nicht nach außen. Mit dem bisherigen Eingang wirkte das Haus durch die Treppenstufen und eine geschlossene Holztür sehr verschlossen, ja abweisend. Mit den EFRE-Mitteln haben wir dafür gesorgt, dass das Händel-Haus viel besser als öffentliches Gebäude und Museum sichtbar wird.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie beim Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes?
Birnbaum: Zunächst waren wir nicht ganz sicher, wo sich die historische Hofeinfahrt genau befunden hat. Wir hatten zwar eine alte Abbildung, aber die war nicht unbedingt präzise. Glücklicherweise haben wir es ziemlich genau getroffen und der Torbogen erstreckt sich ziemlich genau an der historischen Stelle. Denn nachdem wir die Mauer durchschlugen, konnten wir anhand der Steine und Hölzer erkennen, dass sich die ehemalige Einfahrt an genau dieser Stelle befunden haben muss. Natürlich wurde aus statischen Gründen ein Betonrundbogen eingefügt. Das werden die Besucher aber von außen nicht zu sehen bekommen. Mit der Denkmalpflege haben wir übrigens sehr gut und konstruktiv zusammengearbeitet. Das lag auch daran, dass wir als denkmalgeschütztes Haus selbstverständlich schon seit Langem miteinander im Gespräch sind.

Wie haben Sie reagiert, als Sie erfahren haben, dass der EFRE sich zu 80 Prozent an den Umbaukosten beteiligen wird?
Birnbaum: Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass wir den Umbau mit Hilfe von EFRE-Mitteln nach so vielen Jahren endlich realisieren können. Erste Pläne für barrierefreie Zugänge lagen schon 2009 bei uns auf dem Tisch, etwa den Bau einer Rampe für Rollstuhlfahrer. Diese Überlegungen verschwanden aber aufgrund zu hoher Kosten und nach Prüfung, ob die Rampe tatsächlich eine Barrierefreiheit bewirken kann, rasch in der Schublade. Ich denke, dass wir jetzt durch die europäischen Fördergelder eine viel bessere Lösung für den Umbau gefunden haben, nicht nur hinsichtlich der Barrierefreiheit. Die bisherig genutzte alte Holztür als Eingang in das Museum musste im Winter aus energetischen Gründen ständig geschlossen bleiben. Dadurch wirkte der Zugang ins Händel-Haus abweisend. Zwischenzeitlich hatten wir um dagegen zu wirken einen Außenmonitor an der Hauswand angebracht, um die Leute auf Öffnungszeiten und Veranstaltungen im Haus aufmerksam zu machen. Aber davon waren wir und die Denkmalpflege natürlich nicht so begeistert, denn wir sind ja ein Denkmal. Die neu entstehende Glas-Eingangstür macht das Händel-Haus jetzt viel transparenter und als öffentliches Gebäude sichtbarer. Wenn man bei Abendveranstaltungen im beleuchteten Foyer die Menschen sieht, wird der eine oder andere sicher neugierig und schaut nach, was bei uns stattfindet. Wir sind schließlich nicht nur ein Musikmuseum, sondern haben auch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm in unserem Kammermusiksaal. Übrigens ist der nach den Umbauarbeiten auch barrierefrei über einen kleinen Fahrstuhl zugänglich.

Wann werden die Besucher Gelegenheit haben, den neuen Eingang zu nutzen?
Birnbaum: Wir wollten eigentlich schon zum Jahresende 2019 fertig sein. Aber wir haben in einem Bereich, wo wir weit ausschachten mussten, mittelalterliche Mauerreste und einen Brunnen gefunden. Unter anderem dadurch hat sich unser Bauvorhaben verzögert. Bei der nun bevorstehenden Eröffnung des Eingangs haben unsere Besucher dann erstmals Gelegenheit diesen zu testen. Ich freue mich darauf!

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren.

Weitere Quellen:
Informationen über das Operationelle Programm für den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung des Landes Sachsen-Anhalt

Internetportal der Stiftung Händel-Haus: https://haendelhaus.de/de/hh/startseite

Veranstaltungskalender der Stiftung Händel-Haus: https://haendelhaus.de/de/hh/veranstaltungsliste

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“ der Europäischen Kommission