Aufwändige Schulsanierung erfolgreich abgeschlossen
Ein Gebäude wirkt als „zusätzliche Lehrkraft“
(Von Walter Liedtke, 10.08.2021)
Die Schülerinnen und Schüler des Editha-Gymnasiums am Lorenzweg in Magdeburg haben lange auf den Einzug in die umfangreich sanierten Gebäude ihrer Schule warten müssen. Jahrelang standen die Gebäude eingerüstet direkt vor ihren Augen und sie bekamen den Baulärm mit. Das anspruchsvolle Projekt hatte mit mehreren Verzögerungen und Preissteigerungen zu kämpfen, auch durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Baufirmen. Doch zum Start des Schuljahres 2021/22 ist es nun endlich soweit: Der Unterrichtsbetrieb in den frisch sanierten Räumen kann beginnen – auch dank Unterstützung durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Für die energetische Sanierung und Modernisierung des Gymnasiums stellte die Europäische Union im Rahmen des Förderprogramms STARK III plus EFRE 3,2 Millionen Euro EFRE-Mittel zur Verfügung und steuerte damit ihren Teil zu den Baukosten bei, die am Ende rund 21 Millionen Euro betrugen. Das EFRE-Geld floss zum Beispiel in die umfassende Sanierung der Fassade sowie in die Dach- und Wärmedämmung. Es wurden Energiesparfenster mit Sonnenschutzeinrichtungen eingesetzt sowie eine neue Heizung- und Warmwasserbereitung. Diese Arbeiten bildeten die Grundlage der Sanierung.
Eine umfangreiche und komplexe Sanierung
Die Aufgabe war groß: Bislang war die ganze Schule in einem der drei Gebäude auf dem Gelände der Schule untergebracht, dem Haus C. Weil das Gymnasium aus allen Nähten platzt, wurden zusätzlich externe Unterrichtsräume angemietet. Die Häuser A und Haus B standen derweil leer. Alle drei Gebäuderiegel sind viergeschossig und haben einen H-förmigen Grundriss. Das Ziel der Sanierung war es, die beiden nebeneinanderstehenden Häuser A und B durch einen neuen Verbindungsbau zu einem Schulgebäude zusammenzuführen und als Anbau eine neue Aula hinzuzufügen.
Zusätzlich wurde die Sporthalle saniert. Dort stehen nun drei Felder zur Verfügung. Die Fassade der Halle wurde wärmegedämmt und auch hier wurden neue Fenster eingesetzt. Als Außensportflächen wurden eine Weitsprunganlage, eine 100-Meter-Laufbahn, eine Kugelstoßanlage sowie ein Kleinspielfeld errichtet.
Offene, clusterförmige Lernräume
„Durch die Sanierung haben wir einen modernen und zukunftsorientierten Schulbau geschaffen. Die Schülerinnen und Schüler sollen hier gern zur Schule gehen und ihnen soll das Lernen Spaß machen,“ erläutert Thomas Brüggemann. Er ist der Projektleiter für den Bereich Hochbauinvestitionen im städtischen Eigenbetrieb Kommunales Gebäudemanagement der Landeshauptstadt Magdeburg. Die Umbaumaßnahmen standen ganz im Dienst der pädagogischen Ziele. Brüggemann fasst es anschaulich so zusammen: „Das Gebäude soll als eine zusätzliche Lehrkraft wirken.“ Am Editha-Gymnasium gibt es nicht nur den klassischen Fachunterricht, sondern die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10 besuchen auch den sogenannten ELZ-Unterricht („Eigenständige Lernzeiten“). Bei den Jüngeren liegt der Schwerpunkt zunächst auf der Stärkung der Klassengemeinschaft, der Persönlichkeitsentwicklung und auf der Schulung im Umgang mit Medien. Bei den Älteren wird im ELZ-Unterricht auch die Orientierung in einer digitalen Welt und das wissenschaftliche Arbeiten unterrichtet. Um geeignete Räume für diese neuen Unterrichtsformen und -inhalte zu bieten, wurden am Editha-Gymnasium offene und clusterförmige Lernräume geschaffen. Dazu gehört ein neues Atrium als offener, innenliegender Pausen- und Aktionsbereich. Aber beim Umbau wurde auch an den klassischen Fachunterricht gedacht. Thomas Brüggemann ist sich sicher: „Die nach modernsten Prämissen ausgestatteten Fachräume bieten vielfältige Handlungsfelder für die Gestaltung des Unterrichtsprozesses eines zukunftsorientierten Gymnasiums.“
Die Eröffnung musste verschoben werden
Die vielfältigen Chancen, die sich nun für die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler ergeben, entschädigen die Verantwortlichen beim kommunalen Gebäudemanagement etwas für die lange und mühevolle Umbauphase. „Es gab Kostensteigerungen aufgrund der langen Planungs- und Bauzeit und durch die Pandemie“, berichtet Brüggemann nüchtern: „Diese mussten durch Eigenmittel der Landeshauptstadt ausgeglichen werden, da eine Erhöhung der Fördermittelquote nicht in Aussicht gestellt werden konnte.“ Für den Sanierungsprozess waren ein langer Atem und viel Geduld nötig. Der für Mai 2021 geplante Umzug in die neuen Räume musste zuletzt auf den August 2021 verschoben werden. Mit solch massiven Probleme bei der Bauausführung hatte das kommunale Gebäudemanagement bislang noch nicht zu kämpfen, stellt der Projektleiter fest: „Der anhaltende Fachkräftemangel am Bau wird zu einem immer größeren Problem. Das Bauen unter Pandemiebedingungen mit all seinen Auswüchsen stellt eine im Baugeschehen noch nie dagewesene zeitliche und finanzielle Belastung dar.“ Dabei ist die Renovierung der Schulgebäude eine der obersten Prioritäten für die Entwicklung des Schulwesens in Magdeburg. Die Landeshauptstadt hat bereits 99 Prozent ihrer Schulen durchsaniert oder neu gebaut.
Eine Schule mit Wachstumspotenzial
Das Editha-Gymnasium erhält nicht nur bedarfsgerechte, frisch sanierte Räume, sondern durch den zur Verfügung stehendenden Platz kann es auch noch wachsen. Derzeit ist es ein vierzügiges Gymnasium mit etwa 600 Schülerinnen und Schülern. In den Gebäuden könnten aber auch in sechs Parallelklassen bis zu 1.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden. Das noch nicht sanierte Haus C, in dem die Schule bislang untergebracht war, wird deshalb nicht abgerissen, wie das ursprünglich geplant war, sondern es bleibt für den Unterricht erhalten.
Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren.
Weitere Quellen:
- Chronik der Schule auf der Webseite des Editha-Gymnasiums: https://www.gym-editha.bildung-lsa.de/das-sind-wir/chronik/
- Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“ der Europäischen Kommission