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Eu­ro­pa­mi­nis­te­rin­nen und Eu­ro­pa­mi­nis­ter tagen in Brüs­sel: Be­kennt­nis zu einem star­ken und de­mo­kra­ti­schen Eu­ro­pa und Her­aus­for­de­run­gen im di­gi­ta­len Zeit­al­ter im Fokus

 

Unter dem Vor­sitz Sachsen-​Anhalts fand am 1. und 2. März 2023 die
91. Sit­zung der Eu­ro­pa­mi­nis­ter­kon­fe­renz (EMK) in Brüs­sel statt. Der sachsen-​anhaltische Staats-​ und Eu­ro­pa­mi­nis­ter Rai­ner Robra er­klär­te dazu: „Der rus­si­sche An­griffs­krieg auf die Ukrai­ne dau­ert in all sei­ner Bru­ta­li­tät nun be­reits über ein Jahr an. Als EMK ver­ur­tei­len wir die fort­dau­ern­de Ag­gres­si­on auf das Schärfs­te. Ge­ra­de in Zei­ten wie die­sen ist uns neben der kon­se­quen­ten So­li­da­ri­tät mit der Ukrai­ne das Be­kennt­nis zu einem star­ken, de­mo­kra­ti­schen und wer­te­ba­sier­ten Eu­ro­pa ein wich­ti­ges An­lie­gen. Die EU als eu­ro­päi­scher Staa­ten­ver­bund ist mit ihren ele­men­ta­ren Grund­frei­hei­ten und ver­bind­li­chen Wer­ten his­to­risch ein­zig­ar­tig und au­ßer­or­dent­lich schüt­zens­wert. Zur er­folg­rei­chen Be­wäl­ti­gung der mul­ti­plen Kri­sen muss Eu­ro­pa aber auch handlungs-​ und re­ak­ti­ons­fä­hig blei­ben. Dies haben wir in einem ge­mein­sa­men Be­schluss un­ter­stri­chen.“

Almut Möl­ler, Staats­rä­tin und Be­voll­mäch­tig­te der Frei­en und Han­se­stadt Ham­burg beim Bund be­ton­te: „Ein Jahr nach Be­ginn des rus­si­schen An­griffs­kriegs auf die Ukrai­ne haben wir un­se­re fort­dau­ern­de So­li­da­ri­tät mit der Ukrai­ne im Kampf um ihre Frei­heit un­ter­stri­chen. Seit einem Jahr han­delt die Eu­ro­päi­sche Union ge­mein­sam mit der NATO ent­schie­den und ge­schlos­sen. Wir müs­sen die Si­cher­heit und gute Zu­kunft für unser frei­es und de­mo­kra­ti­sches Eu­ro­pa ver­tei­di­gen. Die Be­ra­tun­gen in der EMK haben die wich­ti­ge Rolle der Län­der in die­ser ent­schei­den­den Phase für die EU und ihrer Mit­glie­der ge­zeigt – bei der Si­che­rung von Wohl­stand durch eine nach­hal­ti­ge Trans­for­ma­ti­on un­se­res Wirt­schaf­tens, für so­zia­lem Zu­sam­men­halt und auch bei der Un­ter­stüt­zung  der Ukrai­ne auf  ihrem Weg in die Eu­ro­päi­sche Union.“

Lucia Put­trich, Mi­nis­te­rin für Bundes-​ und Eu­ro­pa­an­ge­le­gen­hei­ten und Be­voll­mäch­tig­te des Lan­des Hes­sen beim Bund, er­klär­te: „Die EU war schon immer mehr als die Summe ihrer Her­aus­for­de­run­gen. Sie ist eine Idee, wie un­se­re ge­mein­sa­me Zu­kunft in Eu­ro­pa aus­se­hen soll. Es ist des­halb in un­se­rer aller Ver­ant­wor­tung, diese Idee von Frei­heit, Wohl­stand und Frie­den zu schüt­zen und wei­ter aus­zu­bau­en. Der Krieg in der Ukrai­ne hat ge­zeigt, dass die Idee der Frie­dens­uni­on kein an­ge­staub­tes Ziel der Nach­kriegs­ge­nera­ti­on ist, son­dern im Ge­gen­teil ein Kern­be­reich eu­ro­päi­schen Han­delns dar­stellt. Für den Frie­den muss man aber auch etwas tun und ihn manch­mal auch er­kämp­fen. Von die­ser EMK soll des­halb auch ein star­kes Si­gnal aus­ge­hen, dass die bis­he­ri­ge Stra­te­gie der Sank­tio­nen und der Hilfsgüter-​ und Waf­fen­lie­fe­run­gen an die Ukrai­ne aus­drück­lich un­ter­stützt wird.“ 

Einen Schwer­punkt der Kon­fe­renz bil­de­te das Thema der ak­tu­el­len eu­ro­pa­po­li­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen im di­gi­ta­len Zeit­al­ter. Die EMK hat be­schlos­sen, sich fort­ge­setzt mit die­sem wich­ti­gen und zu­gleich kom­ple­xen Thema aus­ein­an­der­zu­set­zen. Es han­delt sich zu­gleich um eines der Schwer­punkt­the­men unter dem EMK-​Vorsitz des Lan­des Sachsen-​Anhalt. Nach einer grund­le­gen­den Be­fas­sung im Rah­men der 90. EMK am 28./29. Sep­tem­ber 2022 in Dessau-​Roßlau nah­men die Eu­ro­pa­mi­nis­te­rin­nen und Eu­ro­pa­mi­nis­ter nun ziel­ge­rich­tet Fra­gen rund um Künst­li­che In­tel­li­genz, di­gi­ta­le In­fra­struk­tur, Cy­ber­si­cher­heit und die neu­ar­ti­ge Tech­no­lo­gie des Me­ta­ver­sums in den Blick. In ihrem Be­schluss be­to­nen sie, dass die Ent­wick­lung ver­trau­ens­wür­di­ger, ge­mein­wohl­ori­en­tier­ter und in­no­va­ti­ver Tech­no­lo­gien bei der Schaf­fung si­che­rer und ge­schütz­ter di­gi­ta­ler Diens­te und Märk­te in Eu­ro­pa obers­te Prio­ri­tät ge­nie­ßen soll­te. In der men­schen­zen­trier­ten und ver­trau­ens­wür­di­gen Künst­li­chen In­tel­li­genz sehen sie eine Schlüs­sel­tech­no­lo­gie, hal­ten es aber gleich­zei­tig für wich­tig, dass ein aus­ge­wo­ge­nes Ver­hält­nis zwi­schen Re­gu­lie­rung und Frei­raum für In­no­va­ti­on ge­währ­leis­tet und bü­ro­kra­ti­sche Hür­den ver­mie­den wer­den. Zu­gleich be­tont die EMK die zwin­gen­de Ein­hal­tung von Rechts­si­cher­heit für alle Ak­teu­re und die Ach­tung der Pri­vat­sphä­re von Bür­ge­rin­nen und Bür­gern. Sie for­dern die Eu­ro­päi­sche Kom­mis­si­on in ihrem Be­schluss auf, das Prin­zip der Netz­neu­tra­li­tät bei der wei­te­ren Re­gu­lie­rung des di­gi­ta­len Raums zu re­spek­tie­ren.

Vor dem Hin­ter­grund der stra­te­gi­schen Be­deu­tung von Mi­kro­chips in zen­tra­len in­dus­tri­el­len Wert­schöp­fungs­ket­ten und den der­zei­ti­gen Knapp­hei­ten auf dem welt­wei­ten Chip-​Markt set­zen sich die Mit­glie­der der EMK au­ßer­dem für einen zü­gi­gen Ab­schluss des Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­rens zum Chip-​Gesetz ein.

Ein be­son­de­res An­lie­gen der EMK ist da­ne­ben die Be­fas­sung mit der eu­ro­päi­schen Ko­hä­si­ons­po­li­tik. Die recht­zei­ti­ge und ziel­ge­rich­te­te Mit­wir­kung an der Wei­ter­ent­wick­lung der Ko­hä­si­ons­po­li­tik, die die Ent­wick­lung von Re­gio­nen för­dert, ist dabei ein Kern­in­ter­es­se der Län­der. In die­sem Zu­sam­men­hang war das Ge­spräch mit der zu­stän­di­gen EU-​Kommissarin Elisa Fer­rei­ra von her­aus­ra­gen­der Be­deu­tung, um in einen ers­ten Aus­tausch zu einer mög­li­chen Aus­ge­stal­tung der Ko­hä­si­ons­po­li­tik ab dem Jahr 2028 ein­zu­tre­ten. Dis­ku­tiert wurde vor dem Hin­ter­grund vie­ler­orts schrump­fen­der Be­völ­ke­rung, sehr un­ter­schied­lich ge­präg­ter Re­gio­nen in Deutsch­land und Eu­ro­pa und der Her­aus­for­de­run­gen der En­er­gie­wen­de. 

Ko­hä­si­ons­po­li­tik ist eines der Schwer­punkt­the­men des EMK-​Vorsitzes Sachsen-​Anhalts und es soll fort­ge­setzt auch für die 92. EMK am 21. Juni 2023 in Ber­lin auf­be­rei­tet wer­den.

In ihrem Be­schluss zur Lage in der Ukrai­ne und der Frage der EU-​Erweiterung be­grü­ßen die Mit­glie­der der EMK die lau­fen­den An­stren­gun­gen zum stra­te­gi­schen und nach­hal­ti­gen Wie­der­auf­bau der Ukrai­ne und spre­chen sich dafür aus, der Ukrai­ne eine rea­lis­ti­sche eu­ro­päi­sche Per­spek­ti­ve zu er­öff­nen. Die EMK sieht ins­be­son­de­re im Aus­maß der Ver­mi­nung ukrai­ni­schen Ter­ri­to­ri­ums eine große Her­aus­for­de­rung, der die in­ter­na­tio­na­le Ge­mein­schaft früh­zei­tig be­geg­nen müsse. Die bis­lang ver­ab­schie­de­ten zehn Sank­ti­ons­pa­ke­te hal­ten die Mit­glie­der der EMK für rich­tig und ziel­füh­rend und for­dern die Bun­des­re­gie­rung und die Or­ga­ne der Eu­ro­päi­schen Union auf, diese durch wei­te­re ziel­füh­ren­de Maß­nah­men zu er­gän­zen, um der rus­si­schen Re­gie­rung die Mit­tel zu neh­men, die­sen völ­ker­rechts­wid­ri­gen Krieg fort­zu­set­zen.

Die EMK hat sich auch mit der EU-​Wirtschaftspolitik be­fasst. Dabei ging es ei­ner­seits um die Wür­di­gung des eu­ro­päi­schen Bin­nen­mark­tes, der seit 30 Jah­ren be­steht und für die er­folg­rei­che Kri­sen­be­wäl­ti­gung in der EU und den Wohl­stand der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger von grund­le­gen­der Be­deu­tung ist. Ak­tu­el­ler An­lass der Be­fas­sung war aber auch der In­fla­ti­on Re­duc­tion Act (IRA) der USA, des­sen viel­schich­ti­ge Wir­kungs­wei­se und ge­ge­be­nen­falls er­for­der­li­che Re­ak­ti­ons­maß­nah­men sei­tens der EU dar­auf noch wei­te­rer Ana­ly­sen be­dür­fen. Die EMK be­tont zu die­sem frü­hen Zeit­punkt, dass der IRA nicht zu un­lau­te­ren Wett­be­werbs­ver­zer­run­gen für eu­ro­päi­sche Un­ter­neh­men und für Eu­ro­pa als In­ves­ti­ti­ons­stand­ort ins­ge­samt füh­ren dürfe. Das Thema soll auch bei der 92. EMK er­neut auf­ge­grif­fen wer­den.

Hin­ter­grund:

Die Eu­ro­pa­mi­nis­ter­kon­fe­renz (EMK) hat sich am 1./2. Ok­to­ber 1992 in Wildbad-​Kreuth (Bay­ern) als ei­ge­ne Fach­mi­nis­ter­kon­fe­renz kon­sti­tu­iert und ko­or­di­niert seit­her die Zu­sam­men­ar­beit der deut­schen Län­der bei ihrer In­ter­es­sens­ver­tre­tung in Eu­ro­pa­an­ge­le­gen­hei­ten ge­gen­über den Or­ga­nen des Bun­des und der Eu­ro­päi­schen Union sowie bei der Ab­stim­mung ihrer eu­ro­pa­po­li­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten. Sachsen-​Anhalt hat vom 1. Juli 2022 bis 30. Juni 2023 tur­nus­mä­ßig den ein­jäh­ri­gen Vor­sitz in der EMK inne, es fol­gen Schleswig-​Holstein und Thü­rin­gen. Die Ju­bi­lä­ums­kon­fe­renz und damit 90. EMK fand am 28./29. Sep­tem­ber 2022 in Dessau-​Roßlau statt. Für ihre 91. Sit­zung wer­den die EMK-​Mitglieder am 1. und 2 März 2023 in Brüs­sel in den Räum­lich­kei­ten der Lan­des­ver­tre­tung Sachsen-​Anhalt tagen. Die drit­te Sit­zung unter Vor­sitz des Lan­des ist für den 21. Juni 2023 in Ber­lin vor­ge­se­hen.