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Ein Alptraum mit traumhaftem Happy End

STARK III sorgt für einen Klimawechsel in der Sekundarschule Hohenmölsen

(von Bianca Kahl)

Es sind unglaubliche Zustände, die Frank Keck schildert. Von außen habe die Sekundarschule Hohenmölsen augenscheinlich immer ganz passabel ausgesehen, erzählt der Schulleiter. Doch in Wahrheit hatte sich hier seit der ersten Eröffnung im Jahr 1961 baulich nicht mehr viel getan. Wie der Schulleiter berichtet, war die Elektrik noch im Originalzustand, inklusive einer einzigen, veralteten Steckdose pro Klassenzimmer. Wasseranschlüsse konnte man in den Unterrichtsräumen vergeblich suchen. Was Fluchtwege und Brandschutz angeht, „musste man immer nur hoffen, dass nichts passiert.“ Die Presse attestierte der Schule den baulich schlechtesten Ruf im Burgenlandkreis.

„Gerade im Winter war es katastrophal“, erinnert sich Frank Keck. Das Dach war undicht, so dass es in der obersten Etage in den Flur geschneit hat. Im Biologie- und Physikraum der Sekundarschule Hohenmölsen bildeten sich Eiskristalle an den Wänden, obwohl die Heizung auf höchster Stufe lief. „Dort drin konnte kein Unterricht stattfinden. Es war einfach zu kalt.“

So konnte es nicht weitergehen. Im Sommer 2013 zogen Schüler- und Lehrerschaft für eineinhalb Jahre in Ausweichquartiere. Mittlerweile läuft der Schulbetrieb wieder an alter Stelle – und die Heizung im Winter auf niedrigster Stufe, doch die Räume sind angenehm warm. „Wir merken bereits zum jetzigen Zeitpunkt, das wir deutlich an Energiekosten sparen“, versichert Keck. Am 7. Januar 2015, direkt nach den Ferien zum Jahreswechsel, sind die Lehrkräfte und die rund 400 Jugendlichen zurückgekommen – und haben im wahrsten Sinne des Wortes ein angenehmes Lernklima vorgefunden: Dank eines „Klimawandels“ mit Rückenwind aus dem Förderprogramm STARK III.

Ein Teil des Gebäudes wurde abgerissen und neu errichtet, während Haupthaus und Turnhalle umfassend saniert worden sind. Für insgesamt rund 7,3 Millionen Euro fand ein Wechsel von „katastrophal“ zu „optimal“ statt. Davon wurden allein 4,2 Millionen Euro von „STARK III“ zur Verfügung gestellt. „STARK III“ wird aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gespeist. Die europäische Union unterstützt damit die Sanierung von Kindergärten und Schulen in ganz Sachsen-Anhalt nach energetischen Gesichtspunkten, um Energiekosten zu sparen. Mit dem Geld sollen auch eine angenehme Lernumgebung geschaffen und die IT-Ausstattung gefördert werden.

So ist es auch in Hohenmölsen geschehen: Wenn man heute durch das Schulhaus geht, erscheinen die Schilderungen Frank Kecks wie ein schlimmer Alptraum – der sich in einen Traum verwandelt hat. „Die Bedingungen sind ideal“, freut sich der Schulleiter. „Es bleibt nichts mehr zu wünschen übrig.“ Und das meint er wörtlich. Denn die Lehrkräfte wie auch die Schülerinnen und Schüler wurden bei den Bauplanungen mit einbezogen und nahezu alle ihre Wünsche wurden erfüllt.

„Als Lehrer hat man eine andere Perspektive als ein Ingenieur. Wir hatten ein Raumkonzept erarbeitet und es ist eins zu eins umgesetzt worden.“ Das heißt: Die Schule ist in Fachbereiche unterteilt mit jeweils einem Raum für die Materialien. Ab der siebten Klasse bleiben die Jugendlichen nicht den ganzen Tag in einem Raum, sondern wechseln je nach Schulfach ins exzellent ausgerüstete Kabinett. „Wir haben zwei nagelneue Computerkabinette à 22 Arbeitsplätze“, nennt Keck ein Beispiel. Zudem gibt es von den entsprechenden Lehrern Fachräume für Physik beziehungsweise Biologie, einen Hauswirtschaftsraum mit Küchenzeilen, einen Musikraum mit je einem Keyboard für jeden Jugendlichen und vieles mehr. Die einzelnen Fachbereiche sind in den Fluren mit einer eigenen Farbe gekennzeichnet.

Während der Bauphase hatten sich die Lehrerinnen und Lehrer auf die moderne IT-Technik vorbereitet, die sie im nagelneuen Schulhaus erwartete: 18 interaktive Tafeln sowie Beamer an den Decken der übrigen Räume. Frank Keck schmunzelt heute über die damaligen Sorgen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie hatten darauf bestanden, wenigstens einige der althergebrachten Polylux-Geräte zu behalten, mit denen sie gewohnt gewesen waren, zu arbeiten. „Heute stehen die nur rum“, amüsiert sich der Schulleiter und führt eine der neuen, modernen Tafeln vor. Sie funktioniert ähnlich einem großen Computerbildschirm mit Berührungsfunktion. Die Schaubilder können zu Hause vorbereitet und über einen USB-Stick auf die Tafel gebracht werden. Es gibt die Möglichkeit, das Internet zu nutzen und wie auf einer herkömmlichen Tafel zu schreiben. Die Abbildungen können einfach gespeichert und in der nächsten Stunde zur Wiederholung wieder aufgerufen werden.

Frank Keck strahlt bis über beide Ohren. Er wirkt wunschlos glücklich und kann auch nicht über Klagen von den Schülerinnen und Schülern berichten, im Gegenteil. „In einem schönen Umfeld verhalten sich Jugendliche anders als in einer herunter gekommenen Umgebung“, gibt er zu bedenken. Allesamt gehen sorgsam mit Inventar und Arbeitsmaterialien um.

Für den neuen Namen, den es parallel zur Neueröffnung gab, hat sogar ein Wettbewerb stattgefunden.  „Sekundarschule Drei Türme Hohenmölsen“ ist das Ergebnis. Die drei Wahrzeichen der Stadt finden sich auch im neuen Schullogo wieder und eine Arbeitsgemeinschaft hat sie mit Legosteinen nachgebaut.

Da fällt Frank Keck noch etwas anderes ein: Ein weiteres Projekt während der Bauphase. Schülerinnen und Schüler stellten mit einem Legomodell dar, wie sie sich ihre neue Schule vorstellen. Mit viel Fantasie und Enthusiasmus brachten sich alle Mitwirkenden ein. Von Sammelkisten für Legospenden in der Stadt bis hin zu stundenlangen Tüfteleien am Bau im Kleinen. Das Modell gibt es natürlich noch heute. Es zeigt, dass doch nicht alle Wunschträume bis zum letzten erfüllt worden sind: Die Schule aus Legosteinen besitzt eine Art gläsernen Wintergarten als Lehrerzimmer und auf dem Flachdach ein Basketballspielfeld.

www.sdt-hhm.de
www.starkiii.de