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Wer hat‘s saniert?

- von Kai Bieler -

Historiker sind sich mittlerweile einig: Wallhausen im heutigen Landkreis Mansfeld-Südharz ist der Geburtsort von Otto dem Großen, dem ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Mit einer großen Ausstellung zum diesjährigen Geburts- und Krönungsjubiläum des Kaisers wird derzeit im 1613 errichteten Renaissanceschloss in diesem Jahr auf die große Geschichte des Ortes aufmerksam gemacht. Möglich machten dies die beiden Schweizer Dr. Helmut Meier-Föllmi und Meinrad Betschart. Der Galerist und der Bildhauer bauen das Schloss nach jahrzehntelanger Zweckentfremdung seit 2005 zu einem Ort für moderne Kunst und zu einem Hotel um.

Über ein halbes Jahrhundert lang nutzte die Gemeinde Wallhausen das geschichtsträchtige Schloss als Schulgebäude bis es ab 2004 leer stand und das Gebäude versteigert werden sollte. Ein Bekannter machte daraufhin den Galeristen Dr. Helmut Meier-Föllmi auf das Kleinod der Renaissance aufmerksam. Meier-Föllmi, der in seiner Schweizer Heimatstadt Arth am Zugersee eine Galerie für zeitgenössische Kunst betreibt, sah im Schloss Wallhausen großes Potenzial: „Ich wollte in dieser spannenden Kulisse eine neue Kunstgalerie samt Hotel und Café eröffnen“. Den Ausschlag für den Erwerb des Schlosses gab jedoch, dass „Wallhausen der Geburtsort von Otto dem Großen ist. Das hat mich sehr fasziniert.“ Ein Freund von Dr. Meier-Föllmi, der Schweizer Bildhauer Meinrad Betschart, teilte dieses Interesse und versprach, in Wallhausen seinen Wohnsitz zu nehmen, um die Renovierung und Betrieb zu leiten.

Das Renaissancebauwerk wies zu diesem Zeitpunkt erhebliche Abnutzungs- und Bauschäden auf. Den Kauf, die Innenrenovierung und -gestaltung finanzierte Dr. Meier-Föllmi darauf mit privaten Mitteln. „Auch der Außenbereich haben wir soweit hergerichtet, dass wir das Schloss 2007 wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen konnten“, berichtet Meinrad Betschart. Inzwischen stehen im Schloss Wallhausen 20 Zimmer für Gäste zur Verfügung. „Diesen bieten wir stilvoll eingerichtete Zimmer mit allem gängigen technischen Komfort“, so Meinrad Betschart. „Von der Belegung her sind wir gut ausgelastet.“ Die restliche Fläche wird vor allem für Kunstausstellungen genutzt. Auch Werke des Künstlers Betschart selbst werden gezeigt, der sich neben seinen vielfältigen Aufgaben im Schloss auch stets der Bildhauerei widmet. Ihm obliegen die Hotel- und Restaurantleitung sowie die künstlerische Leitung der Galerie. Für Ausstellungen und die Koordination der Renovation und Inneneinrichtung reist Financier Dr. Meier-Föllmi regelmäßig aus der Schweiz an. Zehn feste Vollzeitarbeitsplätze sind bis zum heutigen Tage im Schloss geschaffen worden, weitere zehn Mitarbeiter arbeiten in Teilzeit.

Nach der Eröffnung haben Helmut Dr. Meier-Föllmi und Meinrad Betschart besonders in Hinblick auf das kaiserliche Jubiläumsjahr die weitere Sanierung des Schlosses vorangetrieben. Denn 2012 feiern Wallhausen und Sachsen-Anhalt den 1.100. Geburtstag von Kaiser Otto I. und den 1.050. Jahrestag seiner Krönung zum ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Zu diesem Jubiläum sollte auch die Fassade wieder Eindruck machen. Im ersten großen Bauabschnitt stand dabei 2011 die Erneuerung der Westflügelfassade an. Hier wurden die schwer beschädigten Außenelemente wie Giebelsimse, Fensterstürze und Türen saniert und statisch gesichert. Auch der provisorische Zementputz aus den 1990ern wurde erneuert und das Dach ausgebessert. Den letzten Schliff lieferte ein neuer Anstrich der Putzfassade und der Holzflächen. Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) förderte das Sanierungsvorhaben im Rahmen der Maßnahme Dorferneuerung und –entwicklung mit 34.511 EUR. Bis 2013 soll die gesamte Fassade renoviert werden.

Derzeit wird im Schloss Wallhausen in Korrespondenz zur Magdeburger Landesausstellung „Otto der Große und das Römische Reich“ eine Sonderausstellung zum kaiserlichen Jubiläum gezeigt. Unter dem Ausstellungsthema „Wallhausen. Geburtsort Kaiser Otto I.“ können sich Gäste aus dem In-und Ausland noch bis Dezember auf die Spuren der Geschichte des Ortes und des Wirkens Otto I. begeben. „Die historische Ausstellung hat uns bereits jetzt national bekannt gemacht“, freut sich Dr. Meier-Föllmi. „Mit diesem Durchbruch haben wir die großartige Chance, nachhaltig für die Kunst, die Geschichte und den Tourismus in der Region zu wirken.“

Weitere Informationen unter: http://www.schlosswallhausen.de/

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.