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Freie Fahrt für Aktivtouristen

- von Kai Bieler -

Einst galt die Schotterpiste durch den Ottmannsdorfer Forst zwischen Zahna und Naundorf als eines der schlechtesten Wegstücke des touristischen Radweges Berlin-Leipzig. Dank eines Projektes der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Wittenberger Land und gefördert durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) ist damit Schluss. Seit 2011 verwöhnt ein drei Meter breiter, asphaltierter Radweg von 4,6 Kilometern Länge Radfahrer und Wanderer.

Der Aktiv- und Naturtourismus erfreut sich seit Jahren bei den Deutschen wachsender Beliebtheit. Eine entsprechend große Bedeutung hat die Entwicklung von Angeboten zum Wandern, Radwandern, Pilgern und Trendsportarten in naturnaher Umgebung mittlerweile auch für die Tourismuswirtschaft in Sachsen-Anhalt. Investitionen in diesem Bereich stärken den Dienstleistungssektor, schaffen Arbeitsplätze und positionieren Sachsen-Anhalt als attraktives Reiseland. Einen Schwerpunkt bilden dabei die insgesamt 17 überregionale touristisch bedeutsamen Radwege durch das Land. Zu den bei Aktivtouristen beliebtesten unter ihnen gehört – neben dem Elberadweg und dem Europaradweg R1 – auch der Radweg Berlin-Leipzig, der auf rund 250 Kilometern durch vier Bundesländer vom Brandenburger Tor in Berlin bis zum Leipziger Hauptbahnhof führt. Im Landkreis Wittenberg verläuft er von der Grenze zu Sachsen durch die abwechslungsreiche Pflanzen- und Tierwelt des Naturparks Dübener Heide vorbei am Bergwitzsee, durch das Biosphärenreservat "Mittlere Elbe“ über die Lutherstadt Wittenberg bis zur Landesgrenze Brandenburg.

„Das Wegebauprojekt am diesem Teilstück des Radweges Berlin-Leipzig zählt zu den wichtigsten Vorhaben der Lokalen Aktionsgruppe Wittenberger Land im Europäischen Leader-Prozess im Zeitraum 2007-2013“, stellt Dr. Wolfgang Bock, Sprecher des landesweiten LEADER-Netzwerkes, fest.
Zu den damit verbundenen Zielen gehörten die Verknüpfung mit anderen touristischen Routen und Regionen sowie die Anbindung an überregional bedeutende Sehenswürdigkeiten. „So wie bei diesem Projekt ist das LEADER-Programm auf vielen Gebieten zu einer tragenden Säule der Entwicklung des ländlichen Raumes in Sachsen-Anhalt geworden“, so der LEADER-Manager weiter.

Initiiert wurde der Ausbau des Radweges zwischen Zahna und Naundorf vom Landkreis Wittenberg; der sowohl Träger des Integrierten Ländlichen
Entwicklungskonzeptes (ILEK) als auch des LEADER- Entwicklungskonzeptes ist. An der konkreten Ausgestaltung des Vorhabens beteiligten sich
zahlreiche Akteure vor Ort im Rahmen der Lokalen Aktionsgruppe Wittenberger Land. „Wir haben in der laufenden LEADER-Phase eine guten Weg
gefunden, um die in unserem Landkreis agierenden Aktionsgruppen eng zu vernetzen. Durch ein gemeinsames LEADER-Management gewährleisten wir
die professionelle Betreuung der über einhundert Mitglieder in den Lokalen Aktionsgruppen und die enge Abstimmung mit dem angrenzenden
Landkreis Anhalt-Bitterfeld“, betont Marion Winkler, Leiterin des Fachdienstes Raumordnung und Regionalentwicklung des Landkreises Wittenberg.

Das erste Teilstück des Radweges zwischen von Zahna nach Ottmannsdorf wurde bereits rund einen Monat nach Bewilligung der Fördermittel durch das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Anhalt im Dezember 2009 fertiggestellt, der zweite Abschnitt von Ottmannsdorf bis Naundorf war bis Ende 2011 abgeschlossen. Die Kosten für beide Bauabschnitte beliefen sich auf insgesamt 475.913,82 EUR. Dabei wurden Fördermittel in Höhe in Höhe von 296.310,90 EUR aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) eingesetzt. Der Landkreis Wittenberg beteiligte sich mit Eigenmitteln in Höhe von 179.602,92 EUR an der Finanzierung des Vorhabens. Das umfasst neben dem eigentlichen Wegebau auf rund 4,6 Kilometern Länge auch die Neuanpflanzung von rund 1.000 Bäumen und Sträuchern als ökologische Ausgleichsmaßnahme. Außerdem entstand in Ottmannsdorf neuer Rastplatz für die Touristen am Radweg Berlin-Leipzig. Aktuell ist bereits der weitere Ausbau der touristischen Route geplant. Zu den nächsten Maßnahmen werden der Ausbau des Radweges Berlin-Leipzig zwischen der Lutherstadt Wittenberg und Gräfenhainichen folgen. Darüber hinaus sieht das Konzept der Lokalen Aktionsgruppe Wittenberger Land auch die zielgerichtete Verknüpfung der Route mit anderen touristischen Anziehungspunkten im Umfeld des Elberadweges vor.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.