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Träch­ti­ge Milch­kü­he er­ken­nen

Au­to­ma­ti­sches Brunst­er­ken­nungs­sys­tem als Teil mo­der­nen Be­triebs­ma­nage­ments – för­der­fä­hig aus dem EU-​Fonds ELER

- von Grit Grö­bel -

Zu den Auf­ga­ben des Rin­der­zucht­ver­ban­des Sachsen-​Anhalt e. G. (RSA) ge­hört die Be­ra­tung der Land­wir­te hin­sicht­lich der Ren­ta­bi­li­tät der Milch­pro­duk­ti­on. Diese hängt  neben einer hohen Milch­leis­tung und -​qualität ins­be­son­de­re vom Er­rei­chen einer hohen Frucht­bar­keits­leis­tung ab. Die Bau­ern sind oft un­zu­frie­den mit den Frucht­bar­keits­er­geb­nis­sen ihrer Tiere. Um diese be­ein­flus­sen zu kön­nen, be­darf es einer um­fas­sen­den Be­ob­ach­tung der Kühe – eine zeit- und somit Per­so­nal­kos­ten auf­wen­di­ge An­ge­le­gen­heit. Der RSA bie­tet ein Brunst­er­ken­nungs­sys­tem na­mens „Head­t­i­me“ an und berät bei des­sen Ein­füh­rung sowie Nut­zung im Agrar­be­trieb. Acht Sys­te­me sind der­zeit in Sachsen-​Anhalt im Ein­satz. Eines in Schön­feld, Alt­mark. Für die An­schaf­fung des Brunst­er­ken­nungs­sys­tems stell­te die Agrar­ge­nos­sen­schaft Schön­feld e. G. einen För­der­an­trag. Die Be­wil­li­gung kam vom Lan­des­mi­nis­te­ri­um für Land­wirt­schaft und Um­welt, die För­der­gel­der zu über­wie­gen­dem Teil aus dem Eu­ro­päi­schen Land­wirt­schafts­fonds für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums (ELER).

Der Lei­ter der Tier­pro­duk­ti­on in Schön­feld, Klaus Ge­ri­cke, be­sitzt lang­jäh­ri­ge Er­fah­rung beim Frucht­bar­keits­ma­nage­ment der der­zeit 150 Milch­kü­he. Er weiß am bes­ten, wie sich Hoch­leis­tung bei der Milch­pro­duk­ti­on auf die Brunst­er­ken­nung aus­wirkt. „Die klas­si­schen Brunst­merk­ma­le wer­den nicht mehr so stark ge­zeigt wie frü­her. Und wenn die Sym­pto­me nicht mehr ver­läss­lich er­kannt wer­den, sinkt die Frucht­bar­keits­leis­tung der Tiere“, weiß er. Dr. Guido Stür­mer vom RSA er­gänzt, dass die Frucht­bar­keits­leis­tung nicht nur von den Tie­ren son­dern auch vom Be­triebs­ma­nage­ment ab­hän­ge. Denn, wenn die Brunst­be­ob­ach­tung nicht ganz­tä­gig in hoher Qua­li­tät ab­ge­si­chert wer­den kann, läuft der Land­wirt Ge­fahr, dass Bruns­ten nicht er­kannt wer­den. Und das habe be­triebs­wirt­schaft­li­che Di­men­sio­nen. „Es ist ent­gan­ge­ner Nut­zen, ent­gan­ge­ner Ge­winn!“, be­tont Dr. Stür­mer. „Das Sys­tem der Marke Head­t­i­me er­kennt si­cher die brunst­spe­zi­fi­schen Be­we­gungs­mus­ter der Kühe, für jedes Tier in­di­vi­du­ell.“ Bevor man im April mit der Ein­füh­rung des Sys­tems be­gon­nen hat, setz­ten sich alle an einen Tisch: Der Ge­nos­sen­schafts­vor­stand, der Tier­arzt und der Rin­der­zucht­ver­band. Schon jetzt, ein gutes hal­bes Jahr spä­ter, sind erste po­si­ti­ve Er­geb­nis­se zu er­ken­nen. So wurde neben der Ver­bes­se­rung der Brunst­er­ken­nung auch na­he­zu eine Ver­dopp­lung der Po­si­tiv­ra­te bei der Träch­tig­keits­un­ter­su­chung fest­ge­stellt. Der Be­trieb ver­fügt stets über alle In­for­ma­tio­nen und kann von Tier zu Tier in­di­vi­du­ell ent­schei­den, ob es be­samt wird.

Die Er­geb­nis­se über die Träch­tig­keit kön­nen so in das ge­sam­te Be­triebs­ma­nage­ment in­te­griert wer­den. Für den RSA gebe es noch einen an­de­ren Ef­fekt durch die Nut­zung von „Head­t­i­me“. Auch die ne­ga­ti­ven Ak­ti­vi­tä­ten eines Tie­res wür­den auf­ge­zeich­net und an­ge­zeigt wer­den. Ne­ga­ti­ve Ak­ti­vi­tä­ten las­sen auf even­tu­el­le ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me schlie­ßen. Es sei also mög­lich, sie sehr schnell zu er­ken­nen. Viele po­si­ti­ve Ef­fek­te, die den An­schaf­fungs­kos­ten ge­gen­über ste­hen. Die Agrar­ge­nos­sen­schaft er­hielt zu ihren Ei­gen­mit­teln Zu­schüs­se in Höhe von 2.336 Euro, wovon über 1.750 Euro der EU-​Fonds ELER be­reit­ge­stellt haben. Von Land und Bund kamen die wei­te­ren För­der­gel­der.

Der ELER trägt in Sachsen-​Anhalt mit rund 904 Mil­lio­nen Euro EU-​Mittel - ein Vier­tel der ge­sam­ten dem Land von der EU zu­ge­wie­se­nen För­der­gel­der - dafür Sorge, dass die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums sich als in­te­gra­ler Be­stand­teil der Ge­samt­po­li­tik für Be­schäf­ti­gung und Wachs­tum voll­zieht. Zu­sam­men mit der na­tio­na­len Ko­fi­nan­zie­rung ste­hen öf­fent­li­che Aus­ga­ben in Höhe von 1,16 Mil­li­ar­den Euro be­reit. Zu­sätz­lich will Sachsen-​Anhalt 240 Mil­lio­nen Euro aus dem Lan­des­haus­halt bei­steu­ern, so dass das Land rund 1,326 Mil­li­ar­den Euro für die Ent­wick­lung des länd­li­chen Raums ein­set­zen kann.