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Breitband: Mehr als ein Zauberwort

Mit Förderung aus dem EU-Fonds ELER erhalten Gemeinden in Sachsen-Anhalt den Zugang zum schnelleren Internet

- von Grit Gröbel -

In dünn besiedelten Regionen ist die Erschließung mit Breitband/Internet ein Schwerpunkt der ländlichen Entwicklung. Nicht zuletzt für die gewerbliche Wirtschaft ist damit eine Effektivitätssteigerung verbunden. In Sachsen-Anhalt wird die Breitbandgrundversorgung durch den EU-Fonds ELER gefördert. Insgesamt stellt das Landesministerium für Landwirtschaft und Umwelt derzeit 31 Mio. Euro Fördermittel bereit. In der Vorharzgemeinde Hedersleben befinden sich die Erschließungsarbeiten in der Endphase. Denn im Herbst ist es soweit: Ein weiterer „weißer Fleck“ auf der Karte der Unterversorgung wird verschwunden sein! Hier unterstützt der ELER die Maßnahme mit rund 123.480 Euro. Das Land steuert weitere 8.232 Euro und der Bund gut 12.348 Euro bei.

Es herrscht Hochbetrieb in der Agrargenossenschaft e. G. Hedersleben.
Die Ernte läuft auf Hochtouren, die Produktvermarktung hat ihre heiße Phase erreicht. Besonders jetzt ist nicht nur das passende Wetter sondern auch Zeit bares Geld. Bei Letzterem kommt nicht selten innerlicher Ärger hoch. Grund ist die bisher fehlende Breitbandversorgung im Gebiet.

Schnelleres Internet ist mehr als ein Zauberwort. Lutz Trautmann, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft, erklärt warum: „Es ist teilweise wirklich existenziell, wenn man allein an die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte denkt, die über Börsen gehandelt werden.
Ich will gerade Raps verkaufen und schaue in die Notierungen, stelle online fest, ob die Kurse fallen oder steigen. Es dauert einfach viel zu lange. Das kostet Geld, von der Arbeitszeit ganz zu schweigen.“
Der Bedarf an einem Internetzugang mit höherer Geschwindigkeit durchzieht
alle Geschäftsprozesse – bis hin zu aussschließlich online verfügbaren Formularen, wie beispielsweise von Behörden gehandhabt.
„Es ist schon bedauerlich, wenn man vor dem Computer sitzt, und es dauert ewig, bis sich etwas tut. Die Breitbandversorgung wird sich auch auf die Effektivität im Betrieb auswirken.“, meint Trautmann.

Für ihn hört das Problem nicht nach Arbeitsschluss auf. Tochter Julia studiert in Dessau Architektur. Wenn sie zu Hause ist, muss sie oft Studienaufgaben online erledigen. Das sei eine zeit- und auch nervenaufreibende Sache. Oft fährt sie deswegen in den Nachbarort zu Bekannten. Dort ist die Breitbandgrundversorgung bereits gegeben. Gut also, dass auch in Hedersleben die Einwohner und Unternehmen nicht mehr lange auf die ersehnte schnelle Verbindung warten müssen. Da die Gemeinde zu den unterversorgten im Land gehört, ist sie förderfähig.
Bis zum 30. November 2011 müssen die baulichen Maßnahmen der Deutschen Telekom AG abgeschlossen sein. Kabel werden verlegt und Verteilerkästen aufgerüstet, damit der Ort komplett über DSL-Verbindungen verfügen kann.

Doch nicht nur in Hedersleben wird die Breitbandgrundversorgung gesichert. „Insgesamt sieben Gemeinden mit mehreren Ortsteilen der Verbandsgemeinde konnten die Förderung in Anspruch nehmen. Unter ihnen ist auch die Gemeinde Selke-Aue, die 2010 aus dem Zusammenschluss der Gemeinden Wedderstedt, Heteborn und Hausneindorf entstand“, berichtet der Bauamtsleiter Werner Fiedler. Das Aufbringen der notwendigen Eigenmittel war wie andernorts in Deutschland auch hier nicht einfach. Für die Maßnahme in Hedersleben betragen sie immerhin 21.954 Euro. Der Anschluss an das Breitbandnetz habe aber hohe Priorität. „Viele Kleinunternehmer haben noch ein langsames Internet. Wenn sie an Ausschreibungen teilnehmen, läuft das heutzutage webbasiert. Formulare sind direkt online auszufüllen. Ohne eine Breitbandgrundversorgung ist es eine harte Geduldsprobe und kostet viel Arbeitszeit. Der Zugang zum schnelleren Internet ist heute ein Wirtschaftsfaktor“, unterstreicht Werner Fiedler.

Nach Abschluss der Maßnahme in Hedersleben sind alle Orte in der Verbandsgemeinde Vorharz an die Breitbandgrundversorgung angeschlossen. Damit wird der Anteil „weißer Flecken“, unterversorgter Gebiete der Grundversorgung, auf der Deutschlandkarte wieder um ein gutes Stück kleiner sein.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.