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Pluspunkte für Ansiedlung und Umwelt

Investition in das Abwassernetz sorgt für Standortentwicklung Bad Schmiedebergs – die EU fördert Dienstleistungen der Grundversorgung

- von Grit Gröbel -

Dass Sachsen-Anhalt ein Flächenland ist, ist hinlänglich bekannt. Wie die damit verbundene Herausforderung, den Menschen im ländlichen Gebiet eine Perspektive zu geben, gemeistert werden kann, zeigt Bad Schmiedeberg. Zu dessen Triebfeder gehört der Abwasserzweckverband Elbaue/Heiderand, wenn es um die Ortsentwicklung geht.

„Auf rund 470 Quadratkilometern, zwischen der Elbe im Norden und dem Nachbarn Sachsen im Süden, erstreckt sich unser Versorgungsgebiet. Die Entfernung zwischen den Orten ist groß. Das heißt, dass weite Überleitungen nötig sind. Investitionen in die Netzinfrastruktur sind somit immer kostenintensiv.“, weiß Dipl.-Ing. Wolfgang Bormann, der als Verbandsgeschäftsführer des Abwasserzweckverbandes Elbaue/Heiderand bei ca. 4.600 Gründstücken für die Schmutzwasserkanalisation zuständig ist. Ja, sogar immer wieder Grundstücke an die Kanäle anschließt. Ganz so, wie es das Abwasserbeseitigungskonzept des Verbandes vorsieht. Diesem hat sich Wolfgang Bormann gemeinsam mit seiner technischen Leiterin, Dörte Ruffert, sowie Michael Weigert vom baubegleitenden Ingenieurbüro und allen weiteren beteiligten Mitarbeitern verschrieben. Denn ganz gleich, ob zentrale Abwasserentsorgung oder sogenannte Bio-Anlagen und abflusslose Sammelgruben: Die Vorteile einer dem Stand der Technik entsprechenden Abwasserentsorgung sind klar. Klar wie das Wasser der Elbe – heute.

„Gab es früher keine Fische im Fluss, so sind jetzt sogar die Lachse wieder da“, betont Dipl.-Ing. Michael Weigert. Mit früher sei die Zeit bis 1989 gemeint. Damals war der Anschlussgrad der Haushalte an ein Abwassernetz praktisch Null. „Heute liegen wir im Entsorgungsgebiet bei etwa 69 Prozent. Und mit dem aktuellen Bauabschnitt in Bad Schmiedeberg sorgen wir dafür, dass es weiter voran geht. 119 Einwohner werden gerade an die Kläranlage Merschwitz angeschlossen.“, so Weigert weiter. Das Abwasser wird seit 1995 im 8 km entfernten Merschwitz zentral behandelt, seitdem wird der Kurort Bad Schmiedeberg peu à peu angeschlossen. Übrigens eine Grundvoraussetzung dafür, dass heute drei Kur-Kliniken ansässig sind und zum wichtigsten Wirtschaftsmotor der Stadt werden konnten.

„Kurort sind wir bereits seit 132 Jahren. Doch heute ist Bad Schmiedeberg das einzige dreifach prädikatierte Heilbad in Deutschland.“, erwähnt Bürgermeister Stefan Dammhayn. Moorheilbad – Mineralwasserbad - Kneippheilbad. Mit dieser Troika rührt der Bürgermeister gern die Werbetrommel. Waren es zu Beginn der 90er Jahre noch 100 direkte Arbeitsplätze im Kurbetrieb, so sind es heute über 460. Die Verbesserung der Infrastruktur ist für ihn dabei die Basis - auch für weitere Ansiedlungen. Während zu Füßen seiner Amtsstube der Marktplatz verschönert wird, nachdem unterirdisch das Leitungsnetz erneuert wurde, sind die Bagger weiter gezogen, schachten in der Nähe der Kur-Kliniken aus.

In der Dommnitzscher Straße, Ecke Korgauer Straße liegt ein Grundstück, was an das Abwassernetz angeschlossen werden muss. Eile ist geboten! Schließlich ist der Anschluss die Bedingung für die Ansiedlung eines neuen Investors gewesen. Dieser schafft noch in diesem Jahr 26 Wohneinheiten für altersgerechtes Wohnen. Der Kurbetrieb um die Ecke ist ein Pfund, mit dem er wuchern kann. Können doch die zukünftigen Mieter die medizinischen Einrichtungen nutzen oder durch bspw. Kneipp-Anwendungen für ihr Wohlbefinden sorgen.

„Dass wir mit der Erschließung so schnell beginnen konnten, ist dem guten Zusammenspiel aller Behörden zu verdanken.“, berichtet Dipl.-Ing. Dörte Ruffert. Das Umweltministerium stimmte einem vorzeitigen Maßnahmebeginn zu, der Förderbescheid über rund 125.000 Euro folgte prompt. Allein 70 Prozent des Fördergeldes kommen aus dem ELER – dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums.

Europa ermöglicht mit der Förderung der Dienstleistungseinrichtungen für die Grundversorgung nicht nur eine verbesserte Wasserqualität der Flüsse, sondern auch eine nachhaltige Ansiedlungspolitik für die Wirtschaft in dünner besiedelten Gebieten.

„Die Erweiterung der Abwasserkanäle und die Investition zugunsten altersgerechten Wohnens sind ein wichtiger Schritt beim Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen. Geht es doch darum, Synergien zu schaffen. Die neuen Mieter werden auch neue Kunden der kurnahen Dienstleister und Gewerbetreibenden sein. Etwa 1200 Arbeitsplätze hat Bad Schmiedeberg in diesen Bereichen.“, spannt Bürgermeister Dammhayn den Bogen von einer zeitgemäßen Infrastruktur zur auf die Tradition des Kurortes ausgerichteten Ansiedlungsaktivität.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.