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MAWA II erobert die Ver- und Entsorgungsbranche

Wie aus einer Produktidee ein marktfähiges Produkt wird – EU und Wirtschaftsministerium fördern den Aufbau der Informationsgesellschaft

- von Grit Gröbel -

Mit dem mobilen Auftragsmanagement- und Wartungssystem – kurz MAWA genannt – können die Ver- und Entsorgungsbetriebe die Verbrauchserfassung sowie Wartungs- und Inspektionsintervalle optimieren. Mit der derzeitigen Weiterentwicklung wird das System um ein mobiles Wartungs- und Dokumentationsmanagement ergänzt: MAWA II lernt in diesem Jahr das Laufen, sprich: es wird zur Marktreife gebracht. Was so einfach klingt, ist hochkomplexe Technologie und von den Magdeburger Firmen CWSM GmbH und Pro 2000 GmbH entwickelt. Sie gehören zu den Siegern des 8. Wettbewerbs des Sonderprogramms zum Aufbau der Informationsgesellschaft in Sachsen-Anhalt – gefördert durch den EU-Strukturfonds EFRE.

„Nehmen wir zum Beispiel die unterirdischen Abwasserleitungen eines Kommunalentsorgers. Das Leitungsnetz muss ständig überprüft und auch gespült werden. Wenn die Techniker vor Ort dokumentieren können, wo genau und wie stark der Verkrustungsgrad in den verschiedenen Leitungsabschnitten ist, kann individueller vorgegangen werden. Es braucht nicht mehr auf Verdacht gespült werden, sondern genau nach tatsächlichem Bedarf. Das optimiert die Wartungsintervalle, spart Energie und Kosten.“, beschreibt Dr. Ing. habil. Wolfgang Bischoff, Geschäftsführer der CWSM GmbH, einen Einsatzvorteil der Technologie.

Mit einem der assoziierten Projektpartner, der Heidewasser GmbH, erprobt die CWSM gerade Teilergebnisse von MAWA II. Der Betrieb mit Hauptsitz in Magdeburg und vier externen Meisterbereichen versorgt 111.000  Menschen mit Trinkwasser. Die Betriebsstellen sind durch den Technologieeinsatz an die Informationen der Zentrale angebunden. Die Mitarbeiter tragen vor Ort die GIS-Daten ein, können Änderungen der Sachdaten, Rohrschäden, Wartungsarbeiten etc. sofort erfassen. Alles wird in die zentrale Datenbank eingespeist und steht jedem zur Verfügung, auch der kaufmännischen Abteilung. MAWA II optimiert also nicht nur die Dokumentation sondern auch das Controlling!

Auch die E.ON Avacon ist mit im Boot. Sie nutzt die Geräte für die sogenannte Gas-Spürung. Mit der GIS-gestützten Lösung im Tablett-PC bewältigt ein Mitarbeiter die Aufgaben der mobilen Schadstellenerfassung, für die vorher zwei bis drei Personen im Einsatz waren. „Der Techniker spürt während des Ablaufens der Leitungswege mittels Detektor auf, wo unter der Erde Gas austritt. Sofort dokumentiert er die Angaben in seinem Tablett-PC, die dann an die Zentrale übertragen werden.“, erklärt der Geschäftsführer der CWSM GmbH ein weiteres Einsatzbeispiel.
Und nicht ohne Stolz blickt er auf solch einen Tablett-PC, der mit der MAWA-II-Technologie ausgerüstet ist. „Diese mobilen Geräte können heute all die Prozesse übernehmen, die vor einiger Zeit nur ein Großcomputer schaffte “, betont Dr. Bischoff.

Doch die beste Technologie würde keine Abnehmer finden, wenn sie nicht auf deren Bedürfnisse ausgerichtet ist. Deswegen arbeitet die CWSM GmbH eng mit der Pro 2000 GmbH zusammen. Die Firma ist auf Daten-Dienste und die Erstellung von Kanal-Katastern spezialisiert. Geschäftsführer Hendrik Appelt ist oft der Ideengeber für die GIS-Lösung bei MAWA II gewesen. Denn der studierte Wasserwirtschaftler weiß, worauf es den Ver- und Entsorgungsfirmen, Kommunalbetrieben und Ingenieurbüros ankommt. Dass die Nutzer durch den Technologie-Einsatz allein rund 30 Prozent an Zeit einsparen, ist dabei nur ein Beispiel für die Effektivität von MAWA II. Das Credo der Entwickler geht aber noch weiter: Schluss mit Notizen auf Papier, verschiedenen Ablagesystemen und zeitverzögerter Datenübernahme in den Betrieben – bei der Dokumentation keine Medienbrüche mehr!

Jeder in der Projektgruppe um Wolfgang Bischoff und Hendrik Appelt ist froh, dass ihre Entwicklungsleistung durch Land und EU unterstützt wird. Die Hälfte der rund 400.000 Euro förderfähiger Gesamtausgaben wird aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert. Mit dem Sonderprogramm zum Aufbau der Informationsgesellschaft werden die klein- und mittelständischen Firmen im Land in die Lage versetzt, neuste Informationstechnologien anzuwenden und weiterzuentwickeln. „Wir können die Entwicklungsprozesse vernünftig ausloten, mehr aus unseren Produktideen herausholen, so dass wir bessere Chancen auf dem Markt haben.“, resümiert Dr. Bischoff als Projektleiter. Derzeit läuft in Sachsen-Anhalt der neunte Wettbewerb, diesmal mit dem Schwerpunkt „IKT für Gesundheit und Barrierefreiheit“.

Der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) ist mit 1,93 Milliarden Euro die bedeutendste Förderquelle in Sachsen-Anhalt. Die Finanzhilfen des EFRE konzentrieren sich auf Investitionen, die zur Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze beitragen und auf Investitionen in die Infrastruktur. Sie sind insbesondere auch auf die wirtschaftliche Profilierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU)ausgerichtet.