Menu
menu

Weltmarktführer in der Nische

Sensoren von LAGOTEC aus Magdeburg kommen weltweit zum Einsatz

- Friedemann Kahl -

Etwas verloren steht das Fachwerkhäuschen neben dem großen backsteinernen Speichergebäude im Magdeburger Hafen. Doch hinter der biederen Fachwerkfassade spielt eine Erfolgsgeschichte. Es ist die Geschichte der beiden Ingenieure Lars Teichmann und Daniel Goll - den Geschäftsführern der LAGOTEC GmbH.

Bereits in ihrer Studienzeit beschäftigten sich die Verfahrenstechniker mit Verunreinigungen und Ablagerungen in Rohrleitungen. Ein Thema, was in Anlagen der Lebensmittelindustrie über Papierfabriken bis hin zu Kraftwerken von Bedeutung ist und wofür es noch keine zufriedenstellende Lösung gab.

Nachdem sich Teichmann und Goll als wissenschaftliche Mitarbeiter an der Hochschule Anhalt von einer Projektstelle zur nächsten hangelten, wagten sie 2005 den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit ihren bisherigen Forschungsergebnissen zu diesem Themenfeld im Gepäck gründeten sie LAGOTEC.  Das Unternehmensziel: praxis- und markttaugliche Messgeräte für Beläge in Rohrleitungen zu entwickeln. „Wir wollten es einfach probieren. Es war unerforschtes Gelände und es gab für dieses Problem noch keine Messgeräte“, erzählt Lars Teichmann.

Sie besuchten Gründerkurse, bekamen eine Anschubförderung und konnten anfangs die Labore der Magdeburger Hochschule benutzen. Das Ergebnis waren einsatzfähige Messgeräte mit Sensoren, die den Wärmeübergang in Leitungen messen. Somit können in Wasserkreisläufen kleinste Ablagerungen festgestellt werden. Diese Biofilm-Kontrolltechnik ermöglicht es, sehr zielgenau gegen die Verunreinigungen vorzugehen. Chemikalien zur Reinigung können dank der Sensoren exakt dossiert eingesetzt werden, was kostensparend und zugleich umweltverträglicher ist.

Die Entwicklung war die eine Sache - die Messgeräte zu verkaufen die andere. „Der Anfang war wirklich hart. Wir mussten bei unseren potentiellen Kunden viel Überzeugungsarbeit leisten, denn schließlich gab es diese Art und Weise der Messung vorher nicht“, erinnert sich der Verfahrenstechniker Teichmann. So verkauften sie die Geräte teilweise unter dem Marktwert, nur um Kunden von den Vorteilen zu überzeugen. Diese Jahre waren für LAGOTEC ein wirtschaftlicher Drahtseilakt. Unterstützung bekamen die jungen Gründer in diese Zeit auch durch Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die Forschungsarbeit an den Biofilm-Sensoren wurde von 2008 bis 2011 mit 112.000 Euro gefördert. „In dieser ungewissen Zeit war uns die Förderung eine große Hilfe, ohne sie hätten wir vermutlich nicht durchgehalten“, sagt Teichmann.

Nach zehn Jahren und zahlreichen Innovationspreisen, wie dem Hugo-Junkers-Preis, ist das Unternehmen nun sattelfest. Die Zahl der Kunden wächst beständig. Mittlerweile sind Anlagen in Spanien, den USA oder Israel mit der modernen Sensortechnik aus Magdeburg ausgestattet. Die Fertigung der Sensoren sowie der dazugehörenden Controller hat LAGOTEC an Firmen in der Region ausgelagert. „Wir wollen uns auf die Weiterentwicklung unserer Technik konzentrieren. Es ist zwar ein Nischenprodukt mit dem wir momentan konkurrenzlos sind, aber trotzdem wollen wir innovativ bleiben und nicht stehenbleiben“, erklärt Daniel Goll.

In einem Fenster des Fachwerkhauses hängt ein kleines Foto, was den Anspruch der beiden Forscher Goll und Teichmann auf dezente Weise deutlich macht – es zeigt ein Porträt von Albert Einstein.

www.lagotec.de