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Kinderparadies im Stendaler Familienzentrum Färberhof

Land und EU unterstützten die Modelleinrichtung

- von Uwe Ahlert -

Als Kindertagesstätte 2005 eröffnet, hat sich der Färberhof Stendal zu einem so genannten Familiendienstleistungszentrum entwickelt, das in Sachsen-Anhalt Modellcharakter besitzt. Auf dem Weg dahin wurde die Einrichtung mit Zuschüssen von EU und Land in Höhe von mehr als 330.000 Euro unterstützt.

Die Pläne der Landespolitik, ganztägige Betreuungs- und Förderangebote auszubauen und die Kita als Partnerin der Eltern (Sozialministerin Gerlinde Kuppe) zu entwickeln, sind im Färberhof verwirklicht. Beispielhaft wurde hier ein Rund-um-die-Uhr-Angebot für Kinder und Eltern eingerichtet. Im Rahmen des Förderprogramms „Verbesserung der Aufstiegschancen von Frauen“ wurden insbesondere für die Qualifizierung der Stendaler Kita-Mitarbeiterinnen Gelder der Europäischen Union und des Landes Sachsen-Anhalt aus dem Europäischen Sozialfonds verwendet.

Dipl.-Sozialpädagogin Anissa Pankonin ist die pädagogische Leiterin der Einrichtung. „Wir sind ein Kinder-Eltern-Zentrum, weil wir gemäß der Reggio-Emilia-Pädagogik für eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Eltern und Erzieherinnen eintreten. Der Färberhof ist ein Ort der Begegnung und des voneinander Lernens aller Generationen.“ Als weitere Grundlage der so genannten Reformpädagogik steht der Leitsatz von Maria Montessori: Hilf mir, es selbst zu tun. „Kinder sind kompetent genug, sie wollen Bildung erleben und sie nicht beigebracht bekommen. Wir helfen ihnen dabei, schaffen Anreize, Möglichkeiten, Räume“, so Anissa Pankonin. Die vielen Räume im Färberhof sind eher schlicht gehalten („Micky-Mouse-Ästhetik ist die Erfindung Erwachsener, die Kinder ertragen müssen.“), dafür verschiedenartig. Es gibt einen Theaterraum, eine Bastelstube, eine Höhle, in der sich die Kinder zurückziehen können, einen Speiseraum, in dem Kinder natürlich allein den Tisch decken und auch entscheiden, was und wieviel sie essen wollen, Gruppenräume für die vielen Bildungsangebote, die die Erzieherinnen unterbreiten und eine Gefühls-Ecke, in dem sich die Kinder mit ihrer besten Freundin oder dem Freund ungestört über große Geheimnisse austauschen können.

Die Kinder machen ihre Erfahrungen, ob es beim Umtopfen von Pflanzen ist oder beim Basteln, indem sie schneiden und kleben, wie sie es möchten und sich dann über ihr wirklich eigenes Werk freuen oder auch ärgern. Die Kinder spielen vor allem mit den sie auch zu Hause umgebenden Alltagsdingen, das können auch Butterdosen sein. „Wir fördern die Kreativität und wollen, dass sich die Kinder ausprobieren“, so Anissa Pankonin. „Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass es bei uns keine Grenzen gibt.

Die Stendaler Modelleinrichtung verfügt über 45 Plätze, aufgeteilt in einer Krippengruppe, zwei Kindergartengruppen und einer Hortgruppe. Die Kinder werden in der Regelzeit zwischen sechs und 17 Uhr betreut. Darüber hinaus gibt es eine altersübergreifende Hausgruppe mit einer 24-stündigen-Betreuung. Eltern, die sich aufgrund ihres Berufes abends oder auch nachts nicht um ihre Kinder kümmern können, wissen hier ihre Sprößlinge gut versorgt. In der Hausgruppe sind auch Kids aus anderen Einrichtungen der Stadt, die über einen Hol- und Bringedienst von Färberhof-Mitarbeitern abgeholt werden. Die Kinderbetreuung außerhalb der Regelzeiten soll im Rahmen einer zweiten Betriebserlaubnis noch weiter ausgebaut werden. „Eltern zu entlasten, entspricht auch Gedanken der Familiendienstleistung“, so Färberhof-Chefin Marika Mund. Mehr aber noch die vielfältigen Angebote für die Eltern, wie beispielsweise die wöchentlichen Eltern-Kind-Spiel-Gruppen, Väter-Kind-Wochenenden, Workshops und Mitmachangebote für Väter, Mütter und Großeltern sowie Bildungsabende rund um die Erziehung von Kindern. Die Eltern sind aber auch oft zu anderen Anlässen in der Einrichtung, helfen beim Renovieren, Teppichverlegen oder schauen einfach nur den Pädagoginnen und Pädagogen über die Schulter, fragen, diskutieren und spielen mit.