Menu
menu

Die Möglich-Macher

Familie Lewerken treibt die Entwicklung der Unternehmensgruppe Kiebitzberg voran

 

Von Bianca Kahl

 

Wenn der Unternehmer Andreas Lewerken eine gute Idee hat, dann zaudert er nicht lang und setzt seinen Plan umgehend in Taten um. In den 1980er Jahren gestaltete er für seine Kinder individuelles Spielzeug. Bald gab es eine eigene Werkstatt für didaktisches Holzspielzeug mit dem Namen Kiebitzberg und es mussten Helfer eingestellt werden. Die Produkte waren sehr beliebt in den ostdeutschen Galerien, doch nach der Wende musste das Ehepaar Lewerken umsatteln.

 

Die deutsche Wiedervereinigung als Chance

 

Die beiden sahen die Wiedervereinigung als Chance. Andreas Lewerken besann sich auf seinen erlernten Beruf, die Möbeltischlerei, und investierte gemeinsam mit seiner Frau Renate in einen Maschinenpark. Das Logo des Unternehmens, ein Kiebitz, verschwand also nicht etwa. Heute steht es für verschiedenste Produkte – von Holzmöbeln bis zur Luxusyacht. "Kiebitzberg" ist eine ganze Unternehmensgruppe geworden und umfasst vier Branchenzweige, fünf Standorte in Deutschland und 110 Mitarbeiter.

Renate und Andreas Lewerken stehen mit Betriebsleiter Thomas Franke in der Werkhalle der "Kiebitzberg Möbelwerkstätten" in Havelberg. Sie begutachten vier kürzlich angeschaffte Maschinen, die ganz neue Technologien beherrschen und damit mehr Möglichkeiten eröffnen. Um sie herum herrscht reger Betrieb an den Werkbänken. Allein in dieser Woche entstehen hier die Garderobenanlage einer Sparkasse, robuste Schränke für ein Pflegeheim und die maßgefertigte Einhausung für den Weinkühlschrank einer Yacht. Lewerkens bauen auf individuelle Lösungen, sind findig und kreativ. Der persönliche Kontakt zum Auftraggeber bleibt ein Muss, sodass so mancher Stammkunde schon seit 20 Jahren anklopft. „Mit Ikea hat das, was wir hier machen, nichts zu tun", ist der Unternehmensvater von seiner Arbeit überzeugt.

Alles aufeinander zugeschnitten

 

In den Möbelwerkstätten gibt es alles maßgeschneidert – vom Messebau über die Arztpraxis bis hin zur versenkbaren Bar im Flusskreuzfahrtschiff. Dabei wirken viele Synergieeffekte mit den anderen Unternehmensbereichen. Denn zur Unternehmensgruppe gehören neben den Havelberger Möbelwerkstätten auch ein Hotel, der Bereich für Mineralwerkstoffe und eine Schiffswerft mit über 300-jähriger Tradition. Die haben Lewerkens Ende der 1990er Jahre vor dem Aus gerettet. Aus dem Hause Kiebitzberg kommen seither auch Steganlagen, Flöße und Yachten.

Alle Unternehmenszweige greifen ineinander über. Die Möbeltischlerei zeichnet verantwortlich für den Innenausbau der Schiffe. Das Havelberger ArtHotel mit seinen komfortablen Zimmern und den Kunstausstellungen ist zugleich eine Werkschau für die anderen Unternehmensbereiche. Ausbau und Innenarchitektur tragen die Handschrift von Andreas Lewerken. Geführt wird es von seiner Frau und Mitinhaberin Renate. Tochter Agnes-Josephine Lutter ist verantwortlich für eine Niederlassung in Rostock. Exklusive Designeinrichtungen liefert der eigens aufgebaute Bereich für Mineralwerkstoffe unter der Leitung von Junior-Chef Florian Lewerken, der zudem IT-Administrator ist.

Die nächsten Ziele schon in Sicht

 

Vater und Sohn schmieden bereits Pläne für zusätzliche Erweiterungen des Unternehmens. In Leipzig gibt es einen neuen Planungs- und Ausstellungsraum in der Baumwollspinnerei, einem Werksgelände für Kreative. Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Agenda ist die Digitalisierung der Möbelwerkstätten, das große Ziel „Handwerk 4.0".

Die vier neu angeschafften Maschinen sind dabei nur der erste Schritt für die technische Weiterentwicklung: Das vertikale Bearbeitungszentrum, eine Korpuspresse, ein Vierseitenautomat sowie eine Dübeleinschießmaschine waren Lewerkens rund 160.000 Euro wert. Die Familie ist mittlerweile umsichtig genug und weiß, wie sie solche Hürden leichter nimmt. Um sich zügig entwickeln zu können, suchte sie sich schon mehrfach Unterstützung aus Fördertöpfen. Auch für die Anschaffung der Maschinen sicherte sich die Familie 40.000 Euro, die zum größten Teil aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kommen. Vier neue Arbeitsplätze sollen durch das Investitionsvorhaben geschaffen werden.

Gemeinsam wachsen

 

Aktuell stehen auf der Homepage sogar 18 Stellenangebote – vom Schweißer über den Innenarchitekten bis hin zur Restaurantfachkraft. Gut 100 Auszubildende haben schon in der Unternehmensgruppe Kiebitzberg gearbeitet. Viele gehören bis heute zur Familie und wachsen mit dem Unternehmen mit. Auch Thomas Franke, der Betriebsleiter der Möbelwerkstätten, hat hier einmal klein angefangen. „Er war ein ganz normaler Tischler, doch ich habe sein Talent gesehen und ihn zu mir ins Büro geholt", erinnert sich Andreas Lewerken. Mittlerweile ist Franke schon ein viertel Jahrhundert dabei und gehört zu den wichtigsten Führungspersönlichkeiten des Unternehmens. „Ich wohne hier", sagt er im Scherz.

„Es ist immer nur die Rede vom Fachkräftemangel und vom verzweifelten Suchen nach Arbeitskräften in ländlichen Gegenden", kommentiert das Renate Lewerken. „Doch wer sieht mal die Chancen, die sich bieten?" Alle Mitglieder der Familie Lewerken gehören zu den Menschen, die immer Chancen sehen. Der Erfolg der Unternehmensgruppe Kiebitzberg gibt ihnen Recht.

 

www.kiebitzberg.de