Klimafolgenanpassung in der Landwirtschaft
Am 12. September 2019 fand in der Landesvertretung von Sachsen-Anhalt in Brüssel die Veranstaltung „Klimafolgenanpassung in der Landwirtschaft“ statt. Die Ministerin für Landwirtschaft, Umwelt und Energie, Frau Prof. Dr. Claudia Dalbert, forderte ein Umdenken sowohl in der landwirtschaftlichen Erzeugung, als auch in der Agrarpolitik und insbesondere der Agrarförderung. Nur eine gut durchdachte Grüne Architektur der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) unterstütze die Landwirtschaft und die Politik bei der Verwirklichung der notwendigen umwelt- und klimabezogenen Ziele. Von besonderer Bedeutung seien dabei für alle Mitgliedstaaten geltende hohe Grundanforderungen bei der Ökologisierung der Direktzahlungen und der flächenbezogenen Maßnahmen der Zweiten Säule.
Dr. Frank Wechsung vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gab einen Überblick über Klimaentwicklung und - prognosen sowie deren Folgen weltweit, für Europa und mit besonderem Fokus auf Sachsen-Anhalt. Bei aller Unsicherheit von Klimaprognosemodellen, gäbe es jedoch Signale für künftig steigende Temperaturen in Deutschland. Schwer zu prognostizieren seien dagegen Regenmenge und -häufigkeit. Wechsung empfahl u.a. ein dichteres Netz von Klimabeobachtungs – und Messstellen zu knüpfen, um Messungen in der Fläche in die Vorhersagen einbinden zu können. Beregnungsmöglichkeiten aus dem Grundwasser sollten intensiv analysiert werden.
Am Beispiel des internationalen Pflanzenbauzentrums der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) in Bernburg, Sachsen-Anhalt, erörterte Hubertus Paetow, Präsident der DLG, ökonomische und praktische Anpassungsstrategien und zog das Fazit, dass Anpassungsmöglichkeiten an die veränderten Klimabedingungen vielfältig und noch nicht ausgeschöpft seien. Allerdings sollten innovative Verfahren ermöglicht werden. Die Landwirtschaft werde politische Unterstützung beim Anpassungsprozess benötigen. Die Anpassung an den Klimawandel sei im Vorschlag zur zukünftigen Gemeinsamen Agrarpolitik durch das neue Umsetzungsmodell gut verankert, erläuterte Dr. Peter Wehrheim, Mitglied im Kabinett von EU Kommissar Phil Hogan. Die Vorschläge zur GAP-Reform ließen u.a. Raum für die in den jeweiligen Mitgliedstaaten geeignetsten Anpassungsmöglichkeiten. Die Überarbeitung der seit 2013 vorliegenden EU Klimaanpassungsstrategie sei in Vorbereitung.
Der Präsident der Internationalen Bio-Landbaubewegung (IFOAM EU) und von Bioland e.V., Jan Plagge, vertrat die Auffassung, dass die GAP nach 2020 mehr für Umwelt, Klima und Tierschutz leisten könne, u. a. wenn die Landwirte aufhörten, scheinbare Besitzstände zu verteidigen, die Direktzahlungen zugunsten der freiwilligen Umwelt-, Klima- und Tierschutzleistungen umgebaut würden, d. h. mindestens siebzig Prozent des Agrarhaushaltes dafür verwendet würden, und die Wissenschaft zügig an neuen Honorierungsmodellen mitentwickle. Es gehe nicht mehr um Einzelmaßnahmen zur Anpassung an den Klimawandelt, sondern das ganze Betriebssystem müsse umgestellt werden. In einer sich anschließenden Podiumsdiskussion unter Leitung von Moderatorin Monika Hoegen wurden die verschiedenen Sichtweisen unter Einbeziehung des Publikums vertiefend erörtert. • ms