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Predel ist für nächstes Jahrhundert-Hochwasser gerüstet

EFRE-Mittel haben die Sanierung der Deichanlage gefördert

(Von Alexander Lorber, 28.08.2020) 

In Predel, einem Ortsteil von Reuden in der Gemeinde Elsteraue im Burgenlandkreis können sich die Anwohnerinnen und Anwohner noch gut an das Hochwasser an der Weißen Elster im Juni 2013 erinnern. Damals stiegen die Pegel im zwölf Kilometer entfernten Zeitz auf einen Stand von 6,3 Meter. Der Deich, der Predel zur Uferseite der Weißen Elster wie ein Hufeisen umschließt, hielt damals den Wassermassen zwar Stand. Trotzdem entging Predel nur knapp einer Katastrophe: „In Bornitz kam es zu einem Deichbruch, wodurch das Wasser entlang des Hochufers in Richtung Predel floss. Die Verbindungsstraße zwischen Reuden und Ostrau wurde überflutet und am Deich Predel mussten Sandsäcke verlegt werden“, beschreibt Frank Reuß vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt (LHW) die damalige Hochwasserlage. Mit finanzieller Unterstützung in Höhe von rund einer Million Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) aus dem Programm „Vorhaben zur Verbesserung des Hochwasserschutzes und der Hochwasservorsorge (Landeshochwasserschutz)“ begann der LHW im Jahr 2017 mit der Sanierung und Instandsetzung der Deichanlage bei Predel. Durch das Vorhaben wird die Ortslage Predel besser vor einem Hochwasser geschützt, wie es statistisch einmal alle hundert Jahre vorkommt.

DIN-gerechter Ausbau des Deiches

Bislang gab es auf der Landseite am Deich Predel nur einen schmalen, unbefestigten Wiesenweg. Das sei ganz typisch bei älteren Deichen, erklärt Frank Reuß: „Weil sich der Deich in einer Flussaue befindet, gibt es überall Altarme. Je nach Länge des Hochwasserscheitels oder Höhe des Wasserstands, bildet sich auf der Landseite eine Sickerlinie aus und der Boden beginnt zu vernässen“, so der Flussbereichsingenieur. Aus diesem Grund hat der LHW am Deich Predel eine Berme, also einen horizontalen Absatz am Damm, errichtet und darauf einen asphaltierten Deichverteidigungsweg gebaut. Nun können Fahrzeuge den Deich passieren, ohne im nassen Hinterland unterwegs zu sein. „Damit ist der rund einen Kilometer lange Deichabschnitt jetzt auch DIN-gerecht ausgestattet“, betont Frank Reuß. Die Maßnahme soll sicherstellen, dass der Deich einem hundertjährigen Hochwasser Stand halten kann und den technischen Anforderungen des modernen Hochwasserschutzes genügt.

Der Eingriff in die Natur wird ausgeglichen

Inzwischen sind alle Sanierungsmaßnahmen am Deich Predel abgeschlossen. Auch der Deichverteidigungsweg ist komplett fertiggestellt und abgenommen. „Derzeit sind wir noch dabei, das Gebiet um die 50 Meter vom Deich entfernten Predeler Teiche zu renaturieren. So eine Deichsanierung ist schließlich ein Eingriff in die Natur und in die Landschaft, für die ein Ausgleich geschaffen werden muss“, sagt Frank Reuß. Die Teiche werden zunächst entschlammt, der Schlamm nach ein paar Wochen abtransportiert. Dann, so hofft Frank Reuß, wird der Regen den Rest erledigen, damit dauerhaft zwei intakte Teiche in der Nähe des Deiches entstehen. „Wir versiegeln durch die Asphaltwege eben auch Fläche, die wir an anderer Stelle wiederherstellen müssen. Die Teiche waren mit der Zeit sehr zugewuchert und teilweise verlandet. Insofern werten die Maßnahmen des LHW die Ortslage und das Umland bei Predel sichtbar auf, wenn die Beräumung und die Nachbeflanzung dort abgeschlossen sind“, sagt Reuß.

Der Deich ist größer geworden

Durch den Ausbau ist die Deichanlage sowohl in der Höhe, als auch in der Breite gewachsen. „Die land- und wasserseitige Deichböschung sollte im Normalfall ein Verhältnis von 1:3 haben“, so Reuß. „Wenn ich also den Deich um einen halben Meter höher baue, wird er dadurch automatisch um drei Meter breiter.“ So nimmt der Deich nun zwar mehr Raum ein, sollte aber beim nächsten starken Hochwasser auch nicht mehr so schnell Gefahr laufen, überspült zu werden. Darüber freut sich auch der Bürgermeister der Gemeinde Elsteraue, Andreas Buchheim, der die EU-geförderten Baumaßnahmen am Deich Predel mit Spannung verfolgt hat: „Durch die Erhöhung des Deiches ist ein zeitgemäßer Hochwasserschutz für die Bevölkerung gewährleistet, sodass die Anwohner jetzt weniger Furcht vor einem Jahrhunderthochwasser wie 2013 haben müssen.“Am 31. Dezember 2020 sind alle Maßnahmen rund um die Deichanlage bei Predel offiziell abgeschlossen. Die Bürgerinnen und Bürger haben „ihren“ neuen Deich natürlich schon längst liebgewonnen, berichtet Frank Reuß: „Bei gutem Wetter ist der Deich ein beliebter Spazierweg.“ Auch Bürgermeister Andreas Buchheim ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Wir sind froh darüber, dass der Deichverteidigungsweg gebaut wurde. So ist die Zugänglichkeit zum Deich allzeit gewährleistet und das notwendige Deichverteidigungsmaterial kann im Ereignisfall durch die örtliche Feuerwehr problemlos an die entsprechende Örtlichkeit gebracht werden“. Frank Reuß vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz betont den enormen Stellenwert von europäischen Fördermitteln bei solchen Vorhaben: „Ohne die Fördergelder vom Land und aus dem EFRE wäre die Sanierung des Deiches, zumindest in so einer kurzen Zeit, kaum möglich gewesen.“

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren. 

Weitere Quellen:

Website der Gemeinde Elsteraue: https://www.gemeinde-elsteraue.de/de/kirchen/kirche-predel-20000437.html  

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“ der Europäischen Kommission