Weiterbilden, wo Bildung stattfindet
ErzieherInnen für die neuen Herausforderungen frühkindlicher Bildung qualifizieren – der Europäische Sozialfonds unterstützt
- Grit Gröbel -
„Wer die Türen öffnet, gibt den Blick nach außen frei und lässt frischen Wind herein.“ So das Motto, das die 16 Erzieherinnen um KiTa-Leiterin Marlies Kobinger über Monate bei ihrer pädagogischen Qualifizierung begleitete. Auch heute noch ist dieses Motto eine Motivation bei der täglichen Arbeit. Die Integrative Kindertagesstätte „Sonnenschein“ in Bad Kösen war die erste im Land, die das vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderte Projekt zur Verbesserung der vorschulischen Bildung durch die Qualifizierung des Betreuungspersonals absolvierte. Damit gehören sie zu den mindestens 9.000 Pädagogen aus Sachsen-Anhalts KiTas, die über das Programm namens „Bildung elementar: Bildung von Anfang an“ fit gemacht werden. Fit für die heutigen Aufgaben und auch Herausforderungen der Erziehungsarbeit. Das Sozialministerium Sachsen-Anhalt investiert mit der Gesamtmaßnahme ca. 6,5 Mio. Euro in die Weiterbildung. Den Löwenanteil davon steuert der ESF bei (4,9 Mio. Euro). Schließlich gehört die Beschäftigungssicherung, bei der die Fortbildung ein wichtiger Baustein ist, zum Hauptanliegen des Europäischen Sozialfonds.
Erzieherin sein: das kommt aus dem Herzen
Die Liebe zum Beruf, gepaart mit Offenheit für Neues und die Bereitschaft, sich auch nach vielen Berufsjahren noch weiter zu entwickeln, sind wichtige Voraussetzungen für eine professionelle pädagogische Arbeit. „Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt und unsere Arbeit im Zusammenhang mit dieser Weiterbildung auch reflektiert“, meint Marlies Kobinger. Sie selbst blickt auf 36 Berufsjahre zurück und möchte die Erfahrung aus der Weiterbildung nicht missen. Im Rahmen der Weiterbildung sei es den Teammitgliedern bewusst geworden, dass Eltern die wichtigsten Partner für die Kindertagesstätte sind. Eine konstruktive und vor allem vertrauensvolle Zusammenarbeit sei eine fundamentale Voraussetzung für das erfolgreiche pädagogische Arbeiten. „Wir als Einrichtung befinden uns noch auf dem Weg einer professionellen Erziehungspartnerschaft. Es ist eines der zeitaufwendigsten Themen in unserer Arbeit“, so Marlies Kobinger. Im Umgang mit Elternkritik erkannten alle Pädagogen, dass jede Beschwerde wertvoll für die Einrichtung sein kann und eine Chance zur Verbesserung der Leistung sei. Diese Erkenntnis habe das Team noch mehr „zusammengeschweißt“ und die Kritikfähigkeit sei entscheidend verbessert worden.
Die neuen Erkenntnisse durchziehen gut ein Vierteljahr nach Abschluss der Weiterbildung das ganze Haus. „So verstehen wir unseren Gruppenraum als den dritten Erzieher.“, berichtet Silke Werner und meint damit den Wohlfühlaspekt sowie das gemeinsame thematische Gestalten der Räume mit den Kindern.
Den Wandel mitgestalten
Silke Werner, übrigens als Montessori-Pädagogin eine gelungene Ergänzung im Team staatlich anerkannter Erzieher und Heilpädagogen, weiß genau, was das von allen ausgewählte Motto der Fortbildung bedeutet. „Frischer Wind heißt, die Veränderungen anzuerkennen und auf sie einzugehen.“
„Erziehen ist heute anders als vor Jahrzehnten. Die Kinder haben sich verändert, die Eltern ebenfalls. Und damit sind auch ihre Ansprüche an die frühkindliche Bildung und Erziehung gewachsen. Im Umkehrschluss heißt das für uns, allen Kindern frühzeitig bestmögliche Bildungserfahrungen und Chancen zu bieten. Das zählt zu den Hauptaufgaben in unserer verantwortungsvollen pädagogischen Arbeit.“
Mit der Teilnahme am Qualifizierungsprogramm ist das „Sonnenschein“-Team dafür bestens gerüstet. Nicht zuletzt, da die Inhalte praxisbezogen vermittelt wurden. Dafür zuständig war Fortbildungsreferentin Claudia Streipert. Dass sie selbst als Erzieherin tätig ist, stellte sich für Marlies Kobinger als Pluspunkt heraus: „Denn, wer verstanden werden will, muss verständlich kommunizieren.“ So wurden u. a. die in den Seminarunterlagen enthaltenen Fachbegriffe heutiger Management-Welt auf die Bedürfnisse und das Vokabular der Erzieherinnen „übersetzt“. Frau Streipert bildet die Pädagogen an ihrem Arbeitsplatz weiter, realisiert das Bildungsprogramm somit einrichtungsbezogen.
Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist das soziale Gesicht Europas. Mit rund 640 Millionen Euro unterstützt dieser Fonds der Europäischen Union (EU) von 2007 – 2013 Beschäftigungs-, Qualifizierungs- und Ausbildungsprogramme des Landes Sachsen-Anhalt. Bis 2013 werden so etwa 16 200 Projekte gefördert und damit rund 245 000 Menschen im Land direkt erreicht.