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Auf den Spu­ren der alten Bauhaus-​Meister

ESF-​geförderter Frei­wil­li­gen­dienst er­mög­licht Mit­ar­beit in kul­tu­rel­len Ein­rich­tun­gen

(Von Syl­via Bösch, 11.12.2019)

„Ich komme aus Des­sau und möch­te ir­gend­et­was mit Kunst und Kul­tur ma­chen. Da liegt eins di­rekt auf der Hand – näm­lich das Bau­haus“, sagt Lea Ar­gi­rov. Die 18-​Jährige ab­sol­viert der­zeit bei der Bauhaus-​Stiftung in Des­sau ihr Frei­wil­li­ges So­zia­les Jahr in der Kul­tur – kurz FSJ Kul­tur. „Das Kon­zept zum Bau­haus hat mich schon immer fas­zi­niert. Vor allem, dass die Bauhaus-​Meister dort auch ge­ar­bei­tet haben und an den Orten ste­hen, wo sie die Stu­die­ren­den ge­lehrt haben“, schwärmt Lea Ar­gi­rov. Vom FSJ Kul­tur er­fuhr sie über eine Freun­din, die vor zwei Jah­ren ihren Frei­wil­li­gen­dienst am An­hal­ti­schen Thea­ter Des­sau ver­bracht hat. Au­ßer­dem kam eine Bauhaus-​Agentin an ihr Gym­na­si­um, das Phil­an­thro­pi­num in Des­sau, und be­rich­te­te von ihrer Ar­beit. „Ich habe mich mit der Agen­tin so­fort in Kon­takt ge­setzt und sie auf das FSJ Kul­tur an­ge­spro­chen. Dann ging alles ganz schnell. Nach der An­mel­dung und einem klei­nen Vor­stel­lungs­ge­spräch hatte ich die Stel­le“, freut sich die Ab­itu­ri­en­tin. Das FSJ Kul­tur er­mög­licht jun­gen Men­schen im Alter von 16 bis 27 Jah­ren einen päd­ago­gisch be­glei­te­ten Frei­wil­li­gen­dienst in einer kul­tu­rel­len Ein­rich­tung zu leis­ten, um sich be­ruf­lich zu ori­en­tie­ren. Das Pro­gramm wird aus Mit­teln des Eu­ro­päi­schen So­zi­al­fonds (ESF) und des Lan­des Sachsen-​Anhalt un­ter­stützt.

Vom Thea­ter bis zum HipHop-​Kollektiv
„Durch die ESF-​Förderung kön­nen ak­tu­ell über 80 Frei­wil­li­ge pro Zy­klus ein FSJ Kul­tur ab­sol­vie­ren, da das Frei­wil­li­gen­geld sowie So­zi­al­ver­si­che­rungs­leis­tun­gen zu 80 Pro­zent durch die ESF-​Förderung ab­ge­deckt sind“, so An­ne­ma­rie Wal­ter. Sie ist Pro­jekt­lei­te­rin bei der .lkj) – Lan­des­ver­ei­ni­gung kul­tu­rel­le Kinder-​ und Ju­gend­bil­dung Sachsen-​Anhalt, dem Dach- und Fach­ver­band für die kul­tu­rel­le Kinder-​ und Ju­gend­bil­dung im Land Sachsen-​Anhalt, der als Trä­ger für die Pla­nung und Durch­füh­rung des FSJ Kul­tur in Sachsen-​Anhalt zu­stän­dig ist. Über einen Zeit­raum von zwei Jah­ren ent­ste­hen dem Bil­dungs­trä­ger für das FSJ Kul­tur Kos­ten von rund 963.000 Euro, an denen sich die EU mit 614.400 Euro be­tei­ligt. Auch das Bun­des­ju­gend­mi­nis­te­ri­um un­ter­stützt den Trä­ger über den Kinder-​ und Ju­gend­plan via die Bun­des­ver­ei­ni­gung Kul­tu­rel­le Kinder-​ und Ju­gend­bil­dung (BKJ). Das Be­son­de­re am FSJ Kul­tur sei, dass alle Ein­satz­stel­len kul­tu­rel­le Ein­rich­tun­gen sind. Das un­ter­schei­de das FSJ Kul­tur zum Bei­spiel vom Frei­wil­li­gen So­zia­len Jahr in so­zia­len Ein­rich­tun­gen. „Wir ar­bei­ten mit einer gro­ßen Viel­falt an Ein­satz­stel­len zu­sam­men. Dazu zäh­len ganz klas­sisch das Thea­ter, aber auch Mu­se­en, Ge­denk­stät­ten, Jugend-​ und Frei­zeit­ein­rich­tun­gen sowie Schu­len mit einem ent­spre­chen­den kul­tu­rel­len Pro­gramm. Zur­zeit ver­su­chen wir, mit einem HipHop-​Kollektiv eine Ko­ope­ra­ti­on auf­zu­bau­en“, er­läu­tert An­ne­ma­rie Wal­ter, die die Ein­rich­tun­gen und Frei­wil­li­gen im FSJ Kul­tur ko­or­di­niert und be­glei­tet.

Nach ei­ge­nen In­ter­es­sen Schwer­punk­te set­zen
„Häu­fig mel­den sich Ein­satz­stel­len bei uns, weil sie durch Mund zu Mund-​Propaganda vom FSJ Kul­tur er­fah­ren haben und In­ter­es­se haben, mit Frei­wil­li­gen zu ar­bei­ten. Wenn wir Be­darf er­ken­nen, tre­ten wir aber auch selbst an Ein­satz­stel­len heran“, so Wal­ter. Au­ßer­dem be­steht bei vie­len Ein­satz­stel­len die Mög­lich­keit, Schwer­punk­te zu set­zen. Das nutz­te auch Lea Ar­gi­rov: „Die­ses Jahr war im Bau­haus ei­gent­lich nur eine Stel­le in der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ab­tei­lung ge­plant. Aber auf mei­nen Wunsch hin hat die Ver­mitt­lung noch eine wei­te­re FSJ-​Stelle ein­ge­rich­tet“, freut sich die 18-​Jährige. Ihr Frei­wil­li­ges Jahr star­te­te genau in der er­eig­nis­rei­chen Ju­bi­lä­ums­wo­che des Bauhaus-​Museums. „Daher hatte ich an­fangs die Be­fürch­tung, dass nie­mand Zeit hat, sich um mich zu küm­mern. Aber im Ge­gen­teil. Alle hat­ten so­fort Auf­ga­ben für mich. Ob es die Be­treu­ung von einem Stand war oder zu prü­fen, ob noch genug In­for­ma­ti­ons­blät­ter vor­han­den sind“, er­zählt Ar­gi­rov. Bald möch­te sie die Lei­tung der of­fe­nen Werk­statt über­neh­men, um den Kin­dern dort beim Ex­pe­ri­men­tie­ren mit ver­schie­de­nen Ar­beits­mit­teln und Werk­stof­fen zu hel­fen.

ESF-​Fördermittel er­mög­li­chen in­di­vi­du­el­le Se­mi­nar­ge­stal­tung
„Ich be­kom­me die Mög­lich­keit, vie­les aus­zu­pro­bie­ren. Au­ßer­dem habe ich ge­lernt, wie ein Pro­jekt zu pla­nen und um­zu­set­zen ist“, so Lea Ar­gi­rov. Nach ihrem FSJ will sie Kunst auf Lehr­amt stu­die­ren. Sie be­tont: „Ich finde es wich­tig, dass jedem un­ab­hän­gig von Her­kunft und Bil­dungs­stand er­mög­licht wird, an solch einem For­mat teil­zu­neh­men. Vor allem kön­nen sich die Ju­gend­li­chen erst ein­mal aus­pro­bie­ren, an­statt so­fort ein Stu­di­um oder eine Aus­bil­dung zu be­gin­nen. Ich würde jedem, der die Mög­lich­keit hat, emp­feh­len, erst ein Frei­wil­li­ges Jahr zu ma­chen.“ An­ne­ma­rie Wal­ter kann ihr da nur bei­pflich­ten: „Viele von uns haben sel­ber in der Ver­gan­gen­heit Frei­wil­li­gen­diens­te ge­macht und er­fah­ren, wie wert­voll dies für die ei­ge­ne Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung ist. Das FSJ Kul­tur er­öff­net uns tolle Mög­lich­kei­ten, diese Er­fah­rung auch an an­de­re Frei­wil­li­ge wei­ter­zu­ge­ben. Ohne die eu­ro­päi­schen För­der­mit­tel wären wir al­ler­dings deut­lich ein­ge­schränkt. Vor allem in der Aus­ge­stal­tung der Se­mi­na­re, die die Frei­wil­li­gen wäh­rend ihres FSJ ganz nach ihren Wün­schen be­le­gen kön­nen.“

Hier fin­den Sie wei­te­re in­ter­es­san­te Bei­spie­le, wie die Men­schen von EU-​Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-​Anhalt nach­hal­tig pro­fi­tie­ren.

Wei­te­re Quel­len:
Pres­se­por­tal „Eu­ro­pa vor Ort in Sachsen-​Anhalt“ der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on