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Die Kurve zurück nach Hause - Ein Mann verliebt sich in die Welt und kommt dank der Berufsbörse "PFIFF" zurück

(Text: Bianca Kahl)

Ulrich Priegnitz ist angekommen. „Ich kann gar nicht genug betonen, wie toll das ist“, sagt er, wenn er über das gute Arbeitsklima in Staßfurt spricht: Seit mittlerweile vier Jahren arbeitet der 33-Jährige für das Maschinenbauunternehmen Stasskol GmbH. Damals hat er dank des Fachkräfteportals PFIFF „die Kurve gekriegt.“

Doch Ulrich Priegnitz war nicht etwa arbeitslos oder gar ein Problemfall. Ganz im Gegenteil. Nachdem er in Göttingen Feinwerktechnik studiert, erste Berufserfahrungen in der Börde gesammelt und schließlich ein paar schöne Jahre lang in Australien verbracht hatte, wollte er nur eine Kurve kriegen: die zurück nach Hause. „Ich habe mal gehört, dass es gut ankommt, wenn man im Ausland gearbeitet hat“, sagt der gebürtige Egelner. „Doch es sollte nicht länger dauern als etwa sieben Jahre. Ansonsten findet man in Deutschland vielleicht keine Stelle mehr, weil man es schwer hat, sich wieder einzugliedern.“

Andere Länder, andere Sitten. In der Tat lebe und arbeite man in Australien ganz anders als hierzulande. Die Temperaturen sind hoch und erzwingen lange Pausen. Die Menschen kosten ihre Freizeit so richtig aus. Die Lebensqualität ist höher, das Wetter ist im Grunde immer schön – und wird irgendwann langweilig. „Den Reiz der Jahreszeiten erkennt man erst, wenn man ihn nicht mehr hat“, sagt er. Priegnitz hat drei Jahre lang Recyclinganlagen für Hausmüll entwickelt – und sie anschließend in England aufgebaut.

 „Zuletzt bin ich zwischen England und Australien gependelt.“ Doch das höre sich viel spannender an, als es ist. Acht Wochen Norden, zwei Wochen Süden und dazwischen 20 Stunden Flug und ein dicker Jetlag. „Irgendwann wird das einfach nur anstrengend.“

Es sind nicht nur das Fernweh und der Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung gewesen, die Ulrich Priegnitz in die Ferne geführt hatten. Vor allen Dingen war es die Liebe. „Ich singe bereits seit Ewigkeiten im Chor in Egeln“, erzählt er. Dank der internationalen Kontakte des Chors hat er sich in eine Frau vom anderen Ende der Welt verliebt – und nachdem ihnen ihre Fernbeziehung zu anstrengend wurde, zog er zu ihr in die rund 1,9-Millionen-Einwohner-Metropole Perth im Westen Australiens. Angedacht war zunächst ein Jahr. „Doch aus einem Jahr sind vier geworden.“ Vier Jahre, in denen er im Grunde nur an Weihnachten in seine Heimat reiste und seine Eltern ansonsten nur via Internettelefon zu sehen bekam.

Die Umgebung von Perth habe er schnell „abgegrast“, wie er es formuliert. Und die großen Entfernungen bis nach Sydney oder andere Städte erzeugten Sehnsucht nach dem „kleinen“, zentral gelegenen  Europa. „Hier könnte man ohne Probleme am Wochenende mal nach Amsterdam fahren“, sagt er.

Auch so ein Vorteil, den man nur aus der Distanz erkennt. Seine Freundin konnte Ulrich Priegnitz schnell von den Vorzügen seiner Heimat überzeugen. Es blieb nur ein Problem. Wie sollte er von Perth aus eine neue Arbeit in Sachsen-Anhalt finden?

Die Lösung fanden seine Eltern: in der Zeitung. Sie schnitten einen Artikel über das Internetportal PFIFF aus und schickten es ihrem Sohn. PFIFF steht für „Portal für interessierte und flexible Fachkräfte“. Es ist ein Internetangebot des Landes Sachsen-Anhalt. Um Fachkräfte, die sich beruflich verändern wollen, im Land zu halten und andere, wie Ulrich Priegnitz, zurück zu holen, wurde das Portal eingerichtet. Arbeitgeber wie auch Fachkräfte können dort Profile anlegen und Stellenangebote recherchieren. 4,6 Millionen Euro wurden hierfür bisher investiert. Davon kommen 3,56 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF).

Neben dem Portal gibt es auch regionale Berater/-innen, die kostenlos über die beruflichen Perspektiven im Land, Weiterbildungen und mögliche Förderungen informieren. Sie unterstützen bei der Karriereplanung und greifen auch im Bewerbungsprozess unter die Arme. Zudem wurde eine gebührenfreie Telefon-Hotline eingerichtet, sodass Interessierte schnell Kontakt aufnehmen können.

Umgesetzt wird das Projekt PFIFF vom Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt und der isw Gesellschaft für wissenschaftliche Beratung und Dienstleistung GmbH. „Seit 2008 wurden auf www.pfiff-sachsen-anhalt.de 15.000 Stellenangebote im Land ausgeschrieben  und 2000 Unternehmen sind registriert. Im Schnitt finden Sie dort immer 700 Angebote“, sagt die Projektleiterin Yvonne Janausch. „Sachsen-Anhalt ist viel besser als sein Ruf. Es gibt durchaus viele Arbeitgeber – und attraktive berufliche Perspektiven.“

Für Ulrich Priegnitz war klar, dass er zurück in seine Heimatregion möchte, wenn er zurück nach Deutschland kommt. „Sicher wäre es einfacher gewesen, nach München oder Stuttgart zu gehen, doch das wollte ich nie“, sagt er. „Es wandern so viele ab. Ich möchte niemand sein, der diesem Trend folgt. Ich möchte ihm eher entgegen wirken.“ Chor, Familie, Freunde: Sein neuer Arbeitsplatz sollte unbedingt in der Nähe von Egeln sein.

Auf dem Internetportal PFIFF hat er mehrere Angebote gefunden. Er schrieb vier Bewerbungen, hatte zwei Vorstellungsgespräche – und landete in Staßfurt. „Ich kann mir vorstellen, da sehr lang zu bleiben. Es gibt viele Perspektiven, auch international“, schielt er heute schon wieder ein wenig in die Ferne. Doch nur für ein paar Monate. Sein Wohnsitz solle jedenfalls in Sachsen-Anhalt bleiben. „Irgendwann möchte ich auch mal Familie haben und die Wurzeln meiner Kinder sollen in meiner Heimat sein“, findet er. Seine Freundin aus Australien ist übrigens in der Zwischenzeit wieder abgereist. Danach hat er sich in eine andere Chorsängerin verliebt: eine Frau aus Columbien. Allerdings ist dieses Mal sie gleich zu ihm gezogen.

Weitere Informationen:

www.pfiff-sachsen-anhalt.de

Telefon-Hotline: 0800 66 300 66 

Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist das soziale Gesicht Europas. Mit rund 640 Millionen Euro unterstützt dieser Fonds der Europäischen Union (EU) von 2007 – 2013 Beschäftigungs-, Qualifizierungs- und Ausbildungsprogramme des Landes Sachsen-Anhalt. Bis 2013 werden so etwa 16 200 Projekte gefördert und damit rund 245 000 Menschen im Land direkt erreicht.