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Moderne Kita für ein lebendiges Dorfleben

- von Kai Bieler -

Attraktive Kindertagesstätten nehmen im Kampf gegen die Abwanderung aus dem ländlichen Raum eine zentrale Rolle ein. In der Gemeinde Huy ist es dank Fördermitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gelungen, die inmitten der Natur gelegene Kita „Am Waldesrand“ von Grund auf zu modernisieren und so ein attraktives Betreuungs- und Freizeitangebot für Kinder und Familien zu erhalten.

Angrenzend an die gleichnamige Dorfgemeinde im westlichen Sachsen-Anhalt liegt der malerisch bewaldete Höhenzug Huy, welcher mit dem Huywald eines der größten geschlossenen Buchenwaldgebiete Europas beherbergt. Hier im Ortsteil Dingelstedt ist die Kita „Am Waldesrand“ in unmittelbarer Nachbarschaft zum Forst und Landschaftsschutzgebiet angesiedelt. Die vom Diakonischen Werk im Kirchenkreis Halberstadt e. V. getragene Einrichtung bietet den rund 75 betreuten Kindern durch Ausflüge in die Umgebung zahlreiche Möglichkeiten, sich die Natur spielerisch zu erschließen. „Die Lage der Einrichtung ist einfach fantastisch“, weiß auch Gabriele Schwentek, Vorstand und Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Halberstadt. „Allerdings“, räumt die Geschäftsführerin ein, „war noch vor zwei Jahren eine weitere Nutzung des Hauses nicht gesichert, da das Gebäude zahlreiche bauliche Mängel aufwies.“

Nicht nur das marode Dach und das rissige Mauerwerk, in das allmählich Feuchtigkeit einzudringen begann, machten das Haus sanierungsbedürftig: Ein moderner Sanitärbereich war ebenfalls nicht vorhanden, die veraltete Inneneinrichtung nicht besonders kindgerecht und das Fehlen eines zweiten Fluchtweges bot eine zusätzliche Gefahrenquelle. Zudem sorgte die unzureichende Wärmeisolierung für unnötig hohe Heizkosten. „Trotz unserer ständigen Bemühungen und Ausbesserungen war ein komplette Sanierung dringend notwendig“, so die Geschäftsführerin Gabriele Schwentek, „daher haben wir uns um Fördermittel bemüht.“ Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) stellte 383.402,52 EUR und damit gut 40 Prozent der benötigten Gelder für die Sanierung der Kita zur Verfügung. Mit dem Fonds soll gezielt die Lebensqualität im ländlichen Raum gesteigert und so ein vitales Dorfleben angeregt werden.

Im Frühjahr 2010 packten Erzieher und Kinder die Sachen und der laufende Kita-Betrieb wurde vorübergehend in ein Nachbarhaus verlegt. Das beauftragte Planungsbüro Harz-Huy-Fallstein unterzog den eingeschossigen Bau in den darauffolgenden Monaten einer Generalüberholung, bei der sogar eine ganze Gebäudeseite abgerissen und wieder neu aufgebaut wurde. Das Dach bekam eine neue, mit ökologischem Dämmmaterial ausgekleidete Unterkonstruktion sowie eine Abdeckung aus Tondachziegeln. Ebenso erhielten die trockengelegten Wände eine neue Schall- und Wärmedämmung, alte Türen wurden durch neue ersetzt und die Fenster mit isolierendem Sicherheitsglas versehen. Die maroden Heizungs- und Sanitäranlagen wichen neuen Versorgungsystemen.

Mit neuer Innenausstattung, frischem Putz und farbenfrohem Anstrich konnte das Gebäude im Dezember 2011 feierlich wieder an den Träger übergeben werden. „Ich bin mit dem Ergebnis sehr glücklich“, lobt Kita-Leiterin Liselotte Medau die Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Halberstadt. Aus dem sanierungsbedürftigen Haus wurde nun ein wahres Vorzeigeobjekt, berichtet die Kita-Leiterin. Der neu angelegte, großzügige Außenbereich mit kleinem Freilichttheater, zu dem nun eine bunte Rutsche führt, kann dabei nicht nur von den Kindern der Kita genutzt werden, sondern biete allen Kinder im Ort die Möglichkeit zum Spielen. „Ländliche Regionen wie Huy brauchen solche ansprechenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung für Kinder und Familien“, betont Kita-Leiterin. Nur so könne man der Abwanderung von jungen Familien langfristig entgegenwirken. „Darüber hinaus bieten wir unterschiedlichen Altersgruppen vielfältige und ansprechende Angebote“, ergänzt Gabriele Schwentek. Daher macht sich das Halberstädter Diakonische Werk, das in der Region gegenwärtig fünf Kindertagesstätten betreibt, mit dem „neuen wohnen“, d.h. selbstbestimmtes Wohnen ohne Betreuungspauschale, auch in diesem Bereich stark. Die Inbetriebnahme einer weiteren Kindertagesstätte ist derzeit in Planung.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.