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Ehemaliger Bauernhof belebt regionalen Tourismus

- von Kai Bieler -

Mit dem Erwerb und Umbau eines alten Bauernhofes in Bebertal hat Marion Schnitzler einen eindrucksvollen Neuanfang gewagt. Die tatkräftige Frau aus Berlin wandelte den rustikalen Hof mit viel Fleiß unterstützt von Fördergeldern in eine kleine Gastwirtschaft mit Eiscafé um. Ihr Plan, den regionalen Fahrradtourismus in ihrer neuen Wahlheimat aufzuwerten, geht mittlerweile auf – immer mehr Durchreisende und auch Anwohner nutzen die Gelegenheit in ihrem „VierZeithof“ einzukehren.

„Ich habe die Landschaft der Börde und seine Einwohner schon auf meinen früheren Ausflügen ins Herz geschlossen“, erzählt Marion Schnitzler von ihrer Begeisterung für diese Region. „Auf einem meiner Streifzüge im Sommer 2010, bei dem ich ursprünglich die Burgen und Schlösser besichtigen wollte, bin ich in Bebertal zufällig auf einen leer stehenden Bauernhof mit dem Hinweis „zu verkaufen“ aufmerksam geworden“, berichtet sie. Von der urigen Atmosphäre des denkmalgeschützten Hofgebäudes fasziniert, hatte Marion Schnitzler eine Eingebung: „Ich war damals auf der Suche nach einer beruflichen Neuorientierung und der Gedanke, meinen eigenen Hof in dieser schönen Umgebung zu beziehen und darin eine kleine Pension für Aktivurlauber aufzumachen, reizte mich.“ Als sich obendrein herausstellte, dass der Fachwerkbau in einem sehr guten Zustand war, machte sich Marion Schnitzler umgehend an den Kauf des Hofes und zog bereits im Oktober des gleichen Jahres in ihr neues Zuhause ein.

Nach intensiven Maler- und Putzarbeiten sowie der Herrichtung der Zimmer und Sanitäranlagen begrüßte Marion Schnitzler im darauffolgenden Frühjahr bereits die ersten Übernachtungsgäste –zehn Betten stehen mittlerweile zur Verfügung. „Durch die Nähe zur Straße der Romanik und dem hier vorbeiführenden Aller-Elbe-Radweg liegt die Unterkunft für Aktivtouristen sehr günstig“, erzählt die Existenzgründerin. „In der Region mit seiner abwechslungsreichen Natur kann man wunderbar wandern und Rad fahren. Ein Naturbad, ein Reiterhof und auch das Barockschloss Hundisburg sind liegen ganz in der Nähe.“ Durch einen Eintrag der Unterkunft im Verzeichnis bei „Bett+Bike“ kehren nun auch regelmäßig Reisende aus ganz Deutschland in ihrer Herberge, dem „VierZeithof“, ein. „Eigentlich handelt es sich ja um einen Vier-Seit-Hof“, schmunzelt Marion Schnitzler über die Namensgebung für ihr neues Zuhause. Mit dem Namen „VierZeithof“ möchte sie zum Ausdruck bringen, dass der Hof ihren Gästen zu allen vier Jahreszeiten zur Verfügung steht.

Zusätzlich zur Übernachtungsmöglichkeit wollte Marion Schnitzler den Besuchern eine Gelegenheit zur kurzen Rast auf ihren Touren bieten und kleine Veranstaltungen organisieren. Ideal bietet sich hierzu der romantische Innenhof mit seinem geschichtsträchtigen und bäuerlichen Ambiente an.  Zunächst bewirtete sie die Gäste mit einem kleinen provisorischen Hofcafé – eine Schlechtwettervariante gab es hingegen nicht. In den umliegenden Seitengebäuden befanden sich zu dem Zeitpunkt noch immer alte Ställe und Scheunen. „Man hätte beinahe mit einer Kuh anstatt mit einem Fahrrad anreisen und sie hier unterbringen können“, scherzt Marion Schnitzler über den ursprünglichen Zustand der angrenzenden Bereiche. „Um die Besucher wirklich perfekt versorgen zu können“, so die Gasthauswirtin, „wollte ich einen Teil der alten Stallungen zu einem gemütlichen Café umbauen.“ Die aufwendige Neugestaltung förderte der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) über die Maßnahme Dorfentwicklung mit 49.238,52 EUR, was fast einem Drittel der dafür notwendigen Gesamtkosten entspricht. Mit der Maßnahme wird u. a. die Vitalisierung örtlicher Infrastrukturen unterstützt. „Diese Förderung hat mich in meinem Vorhaben abermals bestätigt“, erzählt die Hofinhaberin.

Im Frühling des vergangenen Jahres begann Marion Schnitzler zusammen mit der beauftragten HDL Bau GmbH aus Haldensleben mit den Umbauarbeiten, wobei zunächst die Trennwände der einzelnen Ställe durchbrochen wurden. Zusammen mit dem stabilisierten Fachwerk und restaurierten Balken bildete diese Fläche das Grundgerüst für das zukünftige Café. Der gesamte Innenraum erhielt anschließend einen neuen Putz. Des Weiteren sorgt ab sofort eine Fußbodenheizung unter den neu gelegten Fliesen für gemütliche Wärme. „Nichts erinnert jetzt noch an die alten Ställe“, so Marion Schnitzler. Am Caféeingang blieb jedoch ein Stück des alten Gemäuers aus Bruchsandstein sichtbar erhalten, was dem gesamten Raum seinen urigen Charakter verleiht. Eine Vitrine für Eiscreme und den selbstgebackenen Kuchen der Gastwirtin rundet die neue Einrichtung, die nun Sitzgelegenheiten für etwa 30 weitere Personen bietet, ab. Im August 2012 konnten die Bauarbeiten abgeschlossen und das Café „Eiszeit“ feierlich eröffnet werden. Seitdem finden hier neben dem normalen Betrieb regelmäßig Veranstaltungen wie Lesungen, kleine Konzerte und Spiele-Nachmittage statt. Zudem können Interessierte das Café auch für private Feiern anmieten. „Die Angebote wurden sowohl von Bebertalern als auch von den Touristen wunderbar aufgenommen“, erzählt sie. „Mein Ziel, hier neben den Übernachtungsquartieren einen Raum zu schaffen, in dem man sich ausruhen, miteinander ins Gespräch kommen und einen Eisbecher genießen kann, erfüllt sich.“

Während immer mehr Besucher auf dem kleinen Hof Rast machen, scheint Marion Schnitzler nicht ans Ausruhen zu denken, sondern plant für 2013 bereits den nächsten großen Umbau: „In den nächsten Monaten werde ich den früheren Pferdestall zu einen Mehrzweckraum ausbauen, um hier Kinovorführungen sowie Sport- und Tanzveranstaltungen auszurichten“, erzählt die rastlose Inhaberin des „VierZeithofes“. Stück für Stück erneuert die Inhaberin so die gesamte Anlage. „Wenn schon jetzt alles fertig wäre, das wäre doch beinahe langweilig“, sagt sie mit einem Ausgenzwinkern. „Ich habe noch sehr viel vor.“

http://www.vierzeithof.de/

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.