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Kleiner Ort mit großem Plan

Garitz putzt sich heraus – Europa gibt finanzielle Unterstützung

- von Stefanie Härtel-

Wer ein Ziel hat, findet einen Weg – heißt es. Einmal mehr bestätigt diese alte Weisheit der kleine Ort Garitz. Das Dorf, nur wenige Autominuten von Zerbst entfernt, hat sich auf die Fahnen geschrieben, Leben in den ländlichen Raum zu bringen: Ob Sport- oder Reitverein, Kirchengemeinde, Heimat- und Backofenverein oder Feuerwehr – in Garitz muss sich niemand langweilen. Derzeit stehen die Bewohner vor einer ihrer wohl größten Herausforderungen: Sie bauen die historische Stärkefabrik zu einem Informations- und Gemeindezentrum um. Ein ambitioniertes Vorhaben für das gerade mal 250 Einwohner zählende Garitz, das die Europäische Union im Rahmen des Landwirtschaftsfonds ELER großzügig finanziell unterstützt.

„Der erste Bauabschnitt ist inzwischen abgeschlossen. Wir haben den Dachstuhl erneuert und die ehemalige Scheune saniert“, erzählt Bürgermeister Mario Rudolf. Als Aktionshalle soll sie künftig Vereinen und Bürgern für Dorffeste, Bauernmärkte, Familienfeiern oder andere Events zur Verfügung stehen. Den ersten Test hat die alte Lagerhalle mit den originalgetreu aufgearbeiteten Fenstern bereits erfolgreich absolviert: anlässlich der 750-Jahr-Feier der Gemeinde im Mai – einem Riesenspektakel für alle Dorfbewohner.

Die historische Stärkefabrik am Ortsrand von Garitz wurde zu DDR-Zeiten von der LPG genutzt. Nach der Wende standen die Gebäude leer und waren dem Verfall preisgegeben – bis Bürgermeister Rudolf und seine Mitstreiter den Plan schmiedeten, das Ensemble samt historischem Sägewerk wiederaufzubauen. Ins Boot holten sich die Männer auch den Naturpark Fläming e.V. und die Stiftung „Entschlossene Kirchen“, die sich für den Erhalt der 61 Dorfkirchen im Kirchenkreis Zerbst stark macht. So entstand die Idee, neben dem dorfeigenen Bauernmuseum einen Infopoint für den Naturpark und ein deutschlandweit einzigartiges Dorfkirchenmuseum in das Zentrum zu integrieren. „Neugierig machen“ ist das Ziel, das Sonja Hahn, Vorstandsvorsitzende der Stiftung „Entschlossene Kirchen“, damit verbindet. „Dorfkirchen geraten oft in Vergessenheit, dabei sind sie sehenswert“, sagt sie. Im neuen Garitzer Museum sollen 40 Miniaturmodelle von Dorfkirchen der Region, eine Fotoausstellung, aber auch historisches Inventar wie alte Kirchenbänke, ein Taufstein oder ein Kanzelaltar aus der Kirche Griebow eine feste Bleibe finden.

Parallel zum Informations- und Gemeindezentrum plant Bürgermeister Mario Rudolf über ein ebenso durch die EU unterstütztes Bodenordnungsverfahren Wirtschaftswege und Radwege, unter anderem um vorhandene Strecken und Ortsteile miteinander zu verbinden. „Unser Ziel ist ein Naturpark-Radweganschluss an den Europaradweg von Berlin durch Garitz nach Dessau-Roßlau auf den Elberadweg“, beschreibt der 40-Jährige seine Vision. Bis dies Wirklichkeit wird, haben die Garitzer allerdings noch alle Hände voll zu tun – gemeinsam werden sie es schaffen.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.