Im Treuebund mit „Rozelowe dat hus“
Aufwertung der Burg Roßlau durch EU-Förderung vorangetrieben
- von Grit Gröbel -
„Treue üben ist Tugend. Treue erfahren ist Glück.“ Mit diesen Worten von Marie von Ebner-Eschenbach, der bedeutendsten deutschsprachigen Erzählerin des 19. Jahrhunderts, lässt sich die Bindung der Roßlauer zu ihrer Wasserburg am besten beschreiben. Der Burg widerfährt seit Beginn der 90er Jahre ein stetes Mühen um ihr kulturelles Beleben. Bis hin zur Gründung des Fördervereins, dessen Tatendrang heute damit belohnt wird, dass der Innenhof die Bürger und Touristen in saniertem Zustand begrüßt. Und zwar alle – Dank des neuen, barrierefreien Zuganges entlang der südlichen Burgmauer.
Geht es um Barrierefreiheit, so beschränkt sich das Engagement der Stadt Dessau-Roßlau nicht auf dieses Bauwerk, das als Burg erstmals 1358 schriftliche Erwähnung als „Rozelowe dat hus“ fand. Vielmehr ist die Stadt seit 2003 „Auf dem Weg zur barrierefreien Kommune“. Für ihren Projektbeitrag im Jahr 2005 zum gleichnamigen Wettbewerb im Rahmen des Förderprogramms „Stadtumbau Ost“ erhielt sie eine Anerkennung. „Diese mündete in der Zusage von Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und von Stadtumbau Ost-Zuwendungen. Damit war der Weg geebnet – für die Sanierungsmaßnahmen an der Burganlage.“, so Oberbürgermeister Klemens Koschig.
Für die Vorhaben der Stadt waren von 2008 bis 2010 Mittel in Höhe von 706.000 Euro aufzubringen. Der EFRE übernahm 409.480 Euro. Kommune, Land und Bund trugen jeweils 98.840 Euro.
Die bauliche Sanierung der Burg war und ist dringend nötig, um das Denkmal den Einwohnern und ihren Gästen würdig zu präsentieren.
„Der Bedarf für die Nutzung der Wasserburg wuchs in den vergangen Jahren dank des vielseitigen ehrenamtlichen Engagements permanent an. Ich denke da an das Burgsommertheater oder an das jährlich im Juni stattfindende Festival ´This is Ska`, was zu den größten Europas zählt. Die Besucherströme verlangen regelrecht einen Zugang ohne Barrieren.“, erzählt seitens Kulturamt Steffen Kuras. Er denkt aber auch an die verschiedenen Bedürfnisse der Roßlauer selbst. „Familienfeiern werden hier gern begangen. Der Adventsmarkt des Fördervereins erfreut sich großer Beliebtheit. Alles zusammen bereichert unser kulturelles Leben im Stadtteil. Und das soll allen offen stehen – also nicht zuletzt auch Menschen mit Handicap, den älteren Bürgern, die vielleicht nicht mehr so gut zu Fuße sind, oder den jungen Familien, die ihre Kinderwagen jetzt leicht den Zugang hochschieben können.“, ergänzt er und schaut dabei zur neuen Rampe, die mit einem Gefälle von etwa sechs Prozent angelegt ist und sich durch die Podeste aus Klinkerpflaster harmonisch in das Gesamtbild der Anlage fügt.
Im Burginnenhof oft anzutreffen ist Torsten Vollert, seines Zeichens stellvertretender Fördervereinschef. „Die Nachbarn schauten voller Vorfreude vorbei, um zu sehen, wie die Baumaßnahmen vorangehen. Jetzt haben wir Wichtiges geschafft. Unser besonderer Stolz gilt dem Ring.“, betont Vollert. Gemeint ist ein im Durchmesser etwa 14 Meter großer Metallring, eingelassen in die neue Pflasterung. Und zwar genau an der Stelle, an der einst der Bergfried stand. Die Entdeckung, dass sich dieser einst innerhalb der Burgmauern befand, war die Sensation während der archäologischen Untersuchung im Vorfeld zur Bautätigkeit.
Gebaut wird auch weiterhin. Eine neue Trafostation und die Verbesserung der Aufgangssituation am Fachwerkhaus gehören zu den nächsten Etappen auf einem noch bis 2013 andauernden Zeitstrahl. Auf diesem werden noch weitere Investitionen realisiert. So zum Beispiel die Verbesserung der Haustechnik, wodurch die Funktion und somit Nutzungsmöglichkeit der Räume für Veranstaltungen verbessert wird.
Auch die Sanierung der Dächer, insbesondere der Tragwerkskonstruktionen, zählen zu den Aufgaben, die noch zu bewältigen sind. Der EU-Fonds EFRE ist auch hier ein Wegbegleiter. Genauso wie auch andernorts. Denn der EFRE beteiligt sich in der Förderperiode 2007-2013 in Sachsen-Anhalt mit rund 81,5 Mio. Euro EU-Mitteln an städtebaulichen Maßnahmen.
Geht es um die Bautätigkeit inmitten eines durch Historie geprägten Stadtquartiers, so schließt der Oberbürgermeister gern den Gedankenkreis zum Ausspruch der berühmten Marie von Ebner-Eschenbach: „Die Burg hat das Glück, dass sie durch die Bürger Treue erfährt.“
Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung - der EFRE - investiert gezielt in die Zukunft der Union als Ganzes. 1,93 Milliarden Euro stehen 2007-2013 für Sachsen-Anhalt bereit.
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