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Ausblick auf altehrwürdige Technik

Hotel über den Kuranlagen von Bad Kösen setzt auf Energieeffizienz

(Von Klaus-Peter Voigt, 07.11.2017)

Bad Kösen macht sich seine Seeluft selbst. Im Umfeld des 320 Meter langen Gradierwerks kann man getrost durchatmen. Die altehrwürdige Anlage dient heute nicht mehr der klassischen Salzherstellung. Stattdessen sorgt die 1779 errichtete Holzkonstruktion mit ihren mächtigen Schichten von Schwarzdornreisig für eine exzellente Luftqualität in den umliegenden Kuranlagen.

Die herablaufende Sole verdunstet durch die immense Oberfläche intensiv. Dabei binden die Wassertröpfchen Staub und andere Partikel in einem regelrechten Reinigungsprozess. Die Inhalation der so entstehenden salzhaltigen Luft lindert unter anderem Beschwerden bei Asthma und Allergien, befreit die Atemwege von Sekreten und Bakterien. Kurgäste in Bad Kösen, das sich seit 1859 offiziell „Solbad" nennt, wandeln am Gradierwerk und erfahren Linderung. Eine Therapie, die allenthalben Wirkung zeigt. Das Thermalsolebad und spezielle ambulante Kurangebote sowie vier Reha-Kliniken sind ein Pfund, mit dem Bad Kösen wuchern kann. Das Gradierwerk mit Soleschacht, Kunstgestänge und Wasserrad ist voll funktionsfähig. Die historischen Salinenanlagen sind als technisches Denkmal eine Seltenheit und zeugen zugleich von pfiffiger Energienutzung unserer Altvorderen.

Ein energetisch optimiertes Weinberghaus

Von den Terrassen des Hotels „Villa Ilske" bietet sich ein toller Blick auf die alten Anlagen im Kurpark. Ursprünglich Anfang des 20. Jahrhunderts als Gästehaus gebaut, erfuhr das Haus Anfang der 1990er Jahre eine Wandlung. "Wir haben komplett umgebaut, Fremdenzimmer eingerichtet und ein Restaurant eröffnet. Inzwischen arbeitet auch unser Sohn Christian als gelernter Koch mit in der Küche", berichtet Inhaber Jürgen Becker, der das Hotel gemeinsam mit seiner Frau Kathrin betreibt. Beide sind stolz auf die zahllosen Jugendstilelemente wie Glastüren und Holztäfelungen, die über viele Jahrzehnte hinweg nichts von ihrem Charme verloren haben. Die Umgebung mit ihren Weinhängen und einem üppigen Waldgarten komplettiert den Gesamteindruck. Ein Teil der Rebstöcke wurde für Stammgäste reserviert. Die bekommen eine Patenschaft über die Pflanze geschenkt und Jahr für Jahr eine Flasche Wein. Ein traditionelles Weinberghaus mauserte sich 2017. Aus dem halb verfallenen Gebäude wurde ein ansehnlicher Raum mit 25 Plätzen für kleine Gesellschaften oder Seminare. „Energetisch haben wir dort das optimale erreicht, beispielsweise der neue Kühltresen arbeitet extrem effizient“, berichtet Jürgen Becker. Überhaupt habe man innerhalb eines Jahres das gesamte Hotel auf den Prüfstand gestellt und mit Unterstützung eines Energieberaters erhebliche Reserven entdeckt. Mit einem Aufwand von mehr als 41.000 Euro, die Hälfte davon kamen aus Fördertöpfen der Europäischen Union im Rahmen des Programms Sachsen-Anhalt ENERGIE, wurde umgebaut und modernisiert. Das Förderprogramm wird aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert.

Fit für die Zukunft

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Künftig stehen auf den Abrechnungen rund ein Drittel weniger Stromkosten, der Gasverbrauch sinkt um fast 24 Prozent. Das hilft der Umwelt und macht zugleich das Familienunternehmen fit für die Zukunft. Becker berichtet von der modernisierten Küchenausstattung mit zwei Geschirrspülern, einer Bratplatte, Warmhalte-Becken und Fritteuse, die weit weniger Strom fressen wie früher. Bauliche Maßnahmen sorgen dafür, dass der gedämmte Spitzboden und fünf Dachflächenfenster mit doppelter Verglasung weniger Wärme entweichen lassen. Zugleich schlafen die Gäste nun noch ruhiger. Supermodern geht es nunmehr in den 16 Gästezimmern zu. Ein Temperaturführungssystem in allen Räumlichkeiten wird zentral per WLAN gesteuert und sorgt für ein optimales Klima. Parallel dazu wurde vorhandene Beleuchtung ausgetauscht und auf LED-Leuchtmittel umgestellt. „Für uns ging es schon immer um Effektivität beim Energieeinsatz. Vor knapp zehn Jahren entschieden wir uns für ein Blockheizkraftwerk mit einer intelligenten Wärmerückführung. Jetzt wurde noch einmal gründlich investiert, um damit auf der Höhe der Zeit zu sein“, versichert der Hotelchef.

Über einen ausgeschilderten Wanderweg sind es von der „Villa Ilske“ nur gut fünf Minuten bis ins Bad Kösener Stadtzentrum. Dort wartet das Romanische Haus auf seine Besucherinnen und Besucher. Eine Ausstellung im ältesten romanischen Profanbau Mitteldeutschlands erinnert an eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt. Die Puppengestalterin Käthe Kruse lebte und wirkte von 1912 bis 1950 im Süden Sachsen-Anhalts. Die weltweit größte Sammlung ihrer Schöpfungen wie Schlenkerchen, Sternschnuppchen oder Sandbaby zieht keineswegs nur Kinder in ihren Bann. Stoffpuppen und Plüschtiere entstehen heutzutage nach wie vor in der Kösener Spielzeugmanufaktur.

www.villa-ilske.de