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Ein Neubau für die Zukunft

- von Kai Bieler -

Im Luftkurort Flechtingen im Landkreis Börde freuen sich seit Ende 2010 Kinder wie Erwachsene gleichermaßen über den modernen Ersatzneubau der Kindertagesstätte „Flechtinger Kinderstübchen“. Die zeitgemäße Konzeption der Kita-Räumlichkeiten und ein durchdachtes pädagogisches Profil machen die Einrichtung zu einer begehrten Anlaufstelle für junge Familien. Neben besten Startbedingungen für den Nachwuchs geht es bei dem Projekt auch um die Attraktivität des Standortes.

Der ehemalige Schulbau von 1897, der in Flechtingen seit Jahrzehnten als Kita diente, entsprach in vielen Punkten nicht mehr modernen Standards: Nicht kindgerechte Grundrisse und Treppen, ein Sportraum im dunklen Keller und eine katastrophale Energiebilanz sorgten trotz wiederholter Reparaturen für dringenden Handlungsbedarf. Deshalb entschlossen sich 2009 Gemeinderat, Eltern und das pädagogische Personal gemeinsam, ein modernes Gebäude an einem neuen Standort direkt neben der Flechtinger Grundschule zu errichten. Die Gesamtkosten für den Neubau betrugen rund 1,5 Millionen Euro. Davon stammten 550.649,86 Euro aus Mitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und 158.435,08 Euro aus Mitteln des Landes.

Innerhalb nur eines Jahres entstand so ein integrativer Gebäudekomplex, der seit der Eröffnung im Dezember 2010 die Flechtinger Grundschule mit der neuen Kita verbindet. „Durch die räumliche Nähe und die intensive Zusammenarbeit zwischen beiden Einrichtungen fällt den Kindern der Wechsel von der Kita in die Grundschule besonders leicht“, erläutert Kita-Leiterin Steffi Hornack den dahinter stehenden Ansatz. Das eingeschossige neue Gebäude aus traditionellem Ziegelmauerwerk ist vom beauftragten Bauplanungs- und Ingenieurbüro Ritter-Schaub-Wilke GmbH nach dem Prinzip „Kurze Beine – Kurze Wege“ konzipiert worden. Alle Bereiche der Kindertagesstätte sind nun für die Kleinen problemlos erreichbar. „Die neue Übersichtlichkeit und das ebenerdige Raumkonzept lassen jetzt ein offenes Arbeiten mit den Kindern zu. Außerdem verfügen wir jetzt über viel mehr Platz als früher“, erklärt Kita-Leiterin Steffi Hornack die wichtigsten Vorteile des neuen Gebäudes. Die Pädagogin, die das Flechtinger Kinderstübchen seit dem Sommer 2010 leitet, war aktiv an der Konzeption des Kita-Neubaus beteiligt.

In deren Mittelpunkt stand der Anspruch, mit architektonischen Mitteln viele Freiräume und pädagogische Angebote für die insgesamt 80 Kinder zu schaffen. In der hauseigenen Kinderküche können die Kleinen nach dem Motto „Fit und Gesund“ leckere Gerichte zubereiten und so erste Kenntnisse über eine gesunde Ernährung erlernen. In dem mit Turnmatten und großen Spielsteinen ausgestatteten Bewegungs- und Mehrzweckbereich sowie in den Außenanlagen können sich die Kinder austoben. Die Kreativwerkstatt ist wie die meisten Räume für die Kinder frei zugänglich, denn hier sollen sich die Kinder aus eigener Initiative mit Materialien und Formen auseinandersetzen. Darüber hinaus bestehen enge Kooperationen mit dem Flechtinger Seniorenheim und dem lokalen Netzwerk der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, so dass die Kinder regelmäßig auf Entdeckungsreise gehen und ihre Umwelt kennenlernen können. Zum Konzept des Neubaus gehört auch ein kinderfreundliches Farbsystem, dass die fünf Gruppen jeweils zu ihren Schlaf-, Wasch- und Spielplätzen leitet.

Einen großen Stellenwert nimmt im Flechtinger Kinderstübchen auch die starke Einbindung der Eltern in den Kita-Alltag ein. „Nicht nur die Kinder müssen sich bei uns wohlfühlen. Auch ihre Eltern wollen sicher sein, dass ihr Nachwuchs gut bei uns aufgehoben ist“, so Steffi Hornack. Ein gutes Betreuungsangebot werde auch in der Altmark immer mehr zu einem wichtigen Kriterium bei der Wahl des Wohnortes, ist sich die Kita-Leiterin sicher.

Auch Kora Duberow, die im Luftkurort Flechtingen die Abteilung für Tourismus und Kur leitet, unterstreicht: „Attraktive Schulen und Kindertagesstätten sind ein wichtiger Standortfaktor.“ In der Gemeinde Flechtingen herrsche eine stabile Arbeitsmarktsituation und ein Großteil der zurzeit etwa 1.200 Arbeitsplätze werde von Flechtinger Bürgern bekleidet – diese Jobs gelte es zu halten. „Moderne Kindereinrichtungen sind eine der Grundvoraussetzungen für junge Familien um sich niederzulassen. Diesem Umstand haben wir mit dem Kita-Neubau Rechnung getragen“, führt Kora Duberow aus. Die seit Jahren stabilen Geburtenzahlen und die sogar leicht gestiegene Nachfrage nach Kita-Plätzen in Flechtingen scheinen ihr Recht zu geben. Doch damit nicht genug. Mit Unterstützung von Familienstammtischen, an denen Vertreter der kommunalen und kirchlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen, der Elterngremien und des Gemeinderates teilnehmen, entwickelt die Gemeinde derzeit ein neues Konzept, um das Leben für junge Familien im Ort noch attraktiver machen. Flechtingen investiert also weiter in seine Zukunft.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.