Biotopia ist kein „Utopia“
Ökologische Landwirtschaft funktioniert, durch gewachsenes Verbraucherbewusstsein und durch die Hilfe von der Europäischen Union
- von Grit Gröbel -
Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums, kurz ELER genannt, fördert nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft und zielt auf die Erhöhung der Lebensqualität im ländlichen Raum ab. Dies sind zwei von vier Förderschwerpunkten, die auch in Sachsen-Anhalt zum Einsatz kommen. Die Europäische Union unterstützt unser Land mit rund 904 Millionen Euro aus dem ELER. Zu den Maßnahmen, durch die die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden soll, gehört die Unterstützung des Greifenhagener Landwirtschaftsbetriebes „Biotopia“.

Biotopia: In GbR-Gemeinschaft betreibt die Familie Anthes eine Tier- und Pflanzenproduktion, eine Gärtnerei sowie die Direktvermarktung der Bioprodukte werden von den Partnerfirmen Klaus Feick und Birgit Rufer betrieben. Mittels Förderung wird ihre Konkurrenzfähigkeit unterstützt. Und das auch, weil die ökologische Landwirtschaft kostenintensivere Betriebsabläufe hat.Die Förderung werden genutzt, um eben diese effizienter gestalten zu können. Zum Beispiel bei der Tierhaltung. Die jüngsten der Kälber wachsen auf dem Hof in Kälberiglus auf. Sie wurden angeschafft, um die Arbeitsqualität der Bauern und die Wirtschaftlichkeit des Betriebes zu steigern. Bei den Kälbchen schaut der jüngste Mitarbeiter von „Biotopia“ mehrmals täglich vorbei.

Marcel Bröse ist frisch gebackener Diplom-Agraringenieur. Er, der Ökolandbau an der Hochschule als Studienfach belegte, wählte seinen Berufseinstieg bewusst in Greifenhagen. Er komme von hier und sein Wissen, wie ökologische Landwirtschaft funktioniere, könne er einbringen. Der Anfang Zwanzigjährige und sein Chef Werner Anthes, der seit 40 Jahren in der Landwirtschaft arbeitet, ergänzen sich fachlich gut. „Aus Sicht der Betriebwirtschaft funktioniert Biotopia, weil es Leute gibt, die bewusst Bioprodukte auswählen und darauf Wert legen, dass diese aus der Region stammen. Und aus pflanzenbaulicher Sicht funktioniert es, da beim Bioanbau ein möglichst geschlossener Nährstoffkreislauf herrscht“, gibt Marcel Bröse kund. Das hört sich flüchtig betrachtet nach Hörsaalwissen an. Doch beim Rundgang mit ihm entlang der Felder und in den Ställen, wird man eines Besseren belehrt. Der junge Ingenieur packt mit an. Seine Liebe zur Landwirtschaft entdeckte er bereits mit 16 Jahren. Damals machte er im Betrieb ein Schülerpraktikum. Ein freiwilliges ökologisches Jahr folgte nach dem Abitur. „Das Jahr half mir bei meinem Berufswunsch. Der ökologische Landbau ist das, was mich interessiert.“, erzählt Marcel Bröse während er die Maisversuchsflächen inspiziert und nach den Kühen schaut.

Was das Bewusstsein der Verbraucher betrifft, so ist das wöchentlich auf dem Markt in Halle (Saale) zu erleben. Dort und im eigenen Biotopia-Geschäft in Halles Kleiner Ulrichstraße werden die Lebensmittel beispielsweise angeboten.
Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.