Wie der Vater so der Sohn
Ein gutes Stück Altmark bei den Dihlmanns – Ökologische Landwirtschaft, gefördert durch die Europäische Union
- von Grit Gröbel -
Baumgesäumte Straßen prägen das Landschaftsbild der Altmark seit jeher. Doch nur, wenn sich die Einwohner auch weiterhin für die alten Obstbäume verantwortlich fühlen, bleibt das so! Eine der Familien, die sich darum sorgt, ist die Familie Dihlmann aus dem Örtchen Busch im Landkreis Stendal. Warum sie das tut, ist in ihrer Familiengeschichte begründet. Die Dihlmanns sind seit über 14 Generationen Landwirte und widmen sich dem ökologischen Landbau. Naturverbundenheit gehört zu ihren Maximen.

Vor gut 15 Jahren kam Michael Dihlmann in die nördliche Altmark und schlug mit dem Erwerb eines landwirtschaftlichen Betriebes eine neue Seite im Familienbuch auf. Denn er stammt aus Baden-Württemberg, gehört dort zur 14. Generation der Familien-Landwirte. „Wir haben uns hier angesiedelt, weil der Landstrich unserem Naturell entspricht. Weite Wiesen und Felder prägen das Bild der Altmark, der Boden ist für einen Biobetrieb geeignet. Und wir fühlen uns hier wohl. Ich kann sagen: Ich bin ein Altmärker.“, erzählt der Biobauer.
Mehr als 400 Hektar werden in klassischer Fruchtfolge bearbeitet. Die Schweinezucht ist das zweite Standbein. Der Betrieb gehört zur Erzeugergemeinschaft Öko-Korn-Nord, dessen 1. Vorsitzender Michael Dihlmann ist.

Von den Äckern sind rund 30 Prozent mit Kleegras bestellt, die tragende Frucht in der klassischen Dreifelderwirtschaft. Der Klee wird beispielsweise für die 60 Fleckviehrinder benötigt. Diese und weitere 140 Milchkühe gehören dem benachbarten Bioland-Milchviehbetrieb von Bruder Jörg. Vater Günter Dihlmann lebt übrigens auch seit einigen Jahren in Busch.
Damit die neueste Familiengeschichte im Norden Sachsen-Anhalts auf tragfähigem Boden der Betriebswirtschaft steht, fördert die EU den ökologischen Landbau mit Mitteln des Europäischen Landswirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER). „Durch die Förderung aus dem ELER ist es uns möglich, so zu wirtschaften, wie es die Biolandrichtlinien verlangen, und dabei wettbewerbsfähig zu sein. Wir haben einen anderen Strukturbedarf. Die Unterstützung hilft, wenn es um Chancengleichheit in der Landwirtschaft geht.“, erklärt Michael Dihlmann. „Die Biopflanzen sind noch mehr wetterabhängig. Die Unkrautbekämpfung wird bei uns rein durch Bodenbearbeitung, ohne Chemie, gemacht. Vieles ist Handarbeit, das Ausmisten der Ställe gehört dazu. Kein Arbeitsplatz wird durch hochkomplexe Technik wegrationalisiert“, ergänzt er. Die Familie legt auf Letzteres Wert und sieht sich nicht nur als reiner Arbeitgeber. Ihr Hof ist auch zu einer Art Begegnungsstätte geworden. „Einmal im Monat treffen sich die Rentner bei uns. Unsere Erlebnisschlachterei lockt auch Städter an. Und ganze Schulklassen wollen wissen, wie das so funktioniert mit der ökologischen Landwirtschaft“, untermauert er sein Geschäftsprinzip. Spätestens wenn die Schüler da sind, kommen die Obstbäume ins Spiel. Altbauer Günter Dihlmann berichtet dann gern über die Anpflanzung einer ganzen Allee: „Landwirtschaft hört nicht am Feldrand auf. Die alten Bäume gehören zur Altmark. Nur wenn man immer wieder neue pflanzt, können das auch die Generationen nach uns sagen.“ Apropos Generationen. Michael Dihlmann ist in diesem Jahr Vater von Zwillingen geworden und hat mit diesen insgesamt fünf Söhne. Ob und wie einer der Jungs in die väterlichen Fußstapfen treten wird, darüber wird gewiss später eine neue Seite im Familienbuch der „Landwirte aus Leidenschaft“ erzählen.
Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.