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Luchsgeschwister im neuen Zuhause

- von Kai Bieler -

Mit der Eröffnung des neuen Luchsgeheges Anfang Mai gelang dem Tierpark Petersberg bei Halle/Saale ein neuer Meilenstein bei der Modernisierung der Anlage. Das neue Gehege erweitert das Besucherangebot am Petersberg um eine zusätzliche Attraktion. Möglich gemacht werden die Umbaumaßnahmen im Tierpark durch den Europäischen Landwirtschaftfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie zahlreiche private Spender.

Sina war zu Beginn noch etwas zurückhaltend mit dem Auskundschaften ihrer neuen Umgebung, doch ihr Bruder Sancho hatte sich schon kurze Zeit nach der Umquartierung aus der kleinen Holzhütte herausgewagt und begonnen, sein neues Domizil mit dem natürlichen Waldboden ausgiebig zu erkunden. Das neue Zuhause der beiden Luchsgeschwister ist eine etwa 600 Quadratmeter große Waldfläche, welche in den Petersberger Tierpark integriert und Anfang Mai erstmals den Besuchern zugänglich gemacht wurde. „Mittlerweile haben sich unsere beiden Luchse auch an das bewaldete Terrain gewöhnt und fühlen sich hier sehr wohl“, berichtet Tierparkleiter Sascha Strauß. Seine beiden Schützlinge, 2006 im Bernburger Zoo geboren, leben nun auf einem Areal, das gut 15 Mal so groß ist wie ihr bisheriges Gehege. „Für die beiden war es natürlich äußerst spannend, echten Waldboden mit Pflanzen zwischen den Pfoten zu spüren und eine weite Rundumsicht genießen zu können“, so Strauß weiter.

Mit etwa 55.000 Euro Gesamtkosten stellt die neue Luchsanlage mit dem neuen Besucherweg die bisher teuerste und aufwendigste Baumaßnahme im Petersberger Tierpark dar. Knapp 20 Prozent der benötigten Gelder für das LAG-Projekt stammen aus den Fördertöpfen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) zur Belebung des Fremdenverkehrs um den Petersberg. Weitere Unterstützung erhielt der Tierpark von der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt sowie über Tierpatenschaften, Spenden und Zuwendungen des Fördervereins Erholungsgebiet Petersberg e.V.. Nach Meinung von Bernd Hartwich, Geschäftsführer des Fördervereins, hat sich die Mühe um Finanzierung und die Baumaßnahmen eindeutig gelohnt: „Unter freiem Himmel können die beiden Luchsgeschwister nun umherstreifen und ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Klettern, nachgehen. Eine massive, mit Holz verkleidete Schutzhütte aus Stein sorgt dabei für den nötigen Rückzugsraum.“ Zusammen mit dem Förderverein und dem Tierpark setzt sich Hartwich seit dem Jahr 2000 für den artgerechten Ausbau der Tieranlagen ein und macht sich darüber hinaus für ein attraktives Freizeitangebot rund um den Petersberg stark.

„Im Tierpark selbst wurden mit dem Engagement des Fördervereins und der Lokalen Aktionsgruppe „Unteres Saaletal und Petersberg“ allein zwischen 2009 und 2011 etliche Umbaumaßnahmen realisiert“, erklärt Bernd Hartwich. „Das war auch bitter nötig, denn die Anlage wurde seit ihrer Errichtung in den 1960er Jahren kaum modernisiert. Unser umgebautes Hauptgebäude macht seitdem dank neuem Kassenbereich, Informations-Zentrum und unserer neu errichteten Zooschule endlich wieder einen einladenden Eindruck auf die Besucher“, erzählt er. Ein modernes Eingangsleitsystem mit barrierefreien Aufgang ergänzt seitdem ebenfalls die Erweiterungen am Einlass. Oberstes Anliegen ist allerdings der Ausbau der artgerechten Haltung: So wurde eine leer stehende Einhegung gegenüber dem Eingangsbereich mit regionaltypischem rotem Porphyrgestein zu einem großzügigen Stachelschweingehege ausgebaut. Auch die Gänse und Puten erhielten inzwischen ein neues artgerechtes Nachthaus. Weiterhin wurde das gesamte Tierparkgelände komplett mit neuen Gittermatten eingefriedet, neu bepflanzt sowie die Dächer der Tiergehege und Wirtschaftsgebäude saniert. Auch diese Maßnahmen förderte der ELER mit fast 39.000 Euro – das entspricht knapp der Hälfte der benötigten Mittel. Die restlichen Gelder steuerten hierbei das Land Sachsen-Anhalt und private Spender bei. „Ohne diese Fördermittel und Zuwendungen durch unsere Besucher wären solche Erweiterungen und Modernisierungen gar nicht denkbar“, so Tierparkleiter Strauß.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.