Milch in besserer Qualität und kostengünstiger produziert
frischli Milchwerke modernisierten das Verfahren zur Herstellung von Konsummilch, die EU förderte die Maßnahme
- von Grit Gröbel -
Das Mädchen mit den frechen Zöpfen, das sich lachend die Lippen leckt. Das ist seit Jahrzehnten das Bild, was auf jedem „Leckermäulchen“ zu sehen ist und heute aus den Verkaufsregalen der Lebensmittelmärkte in ganz Deutschland „schaut“. Der Milchquark gehört zu den Erfolgsgeschichten der sachsen-anhaltinischen Wirtschaft. Der Produzent - die frischli Milchwerke in Weißenfels - kann aber noch mehr. Denn: Stündlich laufen 30.000 Liter Konsummilch durch die Anlagen, um in Tetrapacks abgefüllt zu werden. Die Herstellung von Konsummilch ist das zweite Standbein des Betriebes. Ein Standbein, mit dem die Firma im hart umkämpften Milchmarkt steht. Da zählt jeder Cent, mit dem günstiger produziert werden kann.

„Wenn wir günstiger bei gleich guter oder am besten in höherer Qualität die Milch herstellen, können wir die Landwirte besser bezahlen. Beide Seiten haben betriebswirtschaftlich etwas davon“, meint Dieter Gorzki. Der Geschäftsführer des 136 Mitarbeiter starken Betriebes weiß, wovon er spricht. Seitdem das Unternehmen das Verfahren zur Herstellung modernisiert hat, entstanden Einsparungen.
„Mit der Hochschule Anhalt entwickelten wir das Verfahren, wodurch der spezifische Energieverbrauch bei der Herstellung um 0,3 Cent pro Kilogramm verarbeiteter Konsummilch reduziert wird im Vergleich zum Verfahren davor. Bei 140 Millionen Kilogramm Konsummilch pro Jahr schlägt diese verbesserte Energieeffizienz äußerst positiv zu Buche“, beschreibt der gelernte Milchtechnologe den Effekt.

Die nackten Zahlen sind das eine, die Qualitätssteigerungen sind bei Investitionen ebenso wichtig. Mit dem neuen Verfahren werden die mechanische Beanspruchung aller Milchbestandteile und die thermische Belastung der Inhaltsstoffe reduziert. Der Konsument kann eine qualitativ hochwertigere Milch trinken. „Nicht nur der Feinschmecker unter den Milchtrinkern kann das am nicht mehr so stark ausgeprägten „Kochgeschmack“ der Konsummilch erkennen“, beschreibt Dieter Gorzki. Alle diese Vorteile zusammen verbessern die Marktchancen des Milchwerkes.

Eine verbesserte Marktstruktur im ländlichen Raum hat übrigens die Europäische Union im Sinn. Deshalb förderte sie die Modernisierung des Verfahrens zur Herstellung von Konsummilch. Aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) flossen rund 334.450 Euro in die Maßnahme. Der Rest des Gesamtzuschusses in Höhe von 445.930 Euro kam von Bund und Land.
„Die in Deutschland erzeugte Milch geht 2011 zu 49 Prozent in den Export. Wir sind komplett regional aufgestellt. Produzieren für Mitteldeutschland und Berlin. Von der Förderung hat also im Effekt auch die Region etwas“, spannt Dieter Gorzki beim Erzählen den Bogen. Aus seiner Sicht mache es wenig Sinn, die Tetrapacks von weither zu holen. „Konsummilch ist ein Standardprodukt, und der Verbraucher ist nur bereit einen bestimmten Preis dafür zu bezahlen. Die regionale Komponente bei der Milchherstellung ist also wichtig.“, so der frischli-Chef.
Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.