Menu
menu

Ein Mal Bauernhof und Eis, bitte!

Der VierZeithof in Bebertal bietet auch im Herbst ein schönes Ausflugsziel

(von Bianca Kahl)

Marion Schnitzler ist selbst leidenschaftliche Radfahrerin und fand auf ihren Touren Gefallen an der Landschaft der Magdeburger Börde. 2010 entdeckte sie in Bebertal einen schönen alten Bauernhof, direkt am Elbe-Aller-Radweg. Das Schild „Zu verkaufen“ brachte ihr die Idee, eine Radpension einzurichten. Sie nahm das Kaufangebot an, nannte den Vierseithof fortan „Vierzeithof“ und zog kurze Zeit später von Berlin nach Bebertal.

Heute sitzt sie auf einer Bank und blinzelt in die Sonne. Dass sie bereits 62 Jahre alt ist, kann man ihr nur schwer glauben. Sie genießt den lauen Abend und blickt zurück auf die vergangenen fünf Jahre, auf die Vorstellungen und Pläne, die sie damals hatte. „Es geht mir gut hier“, sagt die Berlinerin, die jetzt in einem Ort mit etwa 1600 Einwohnern lebt, einem Ortsteil der Einheitsgemeinde Hohe Börde. „Dennoch ist es einfach nicht so gekommen, wie ich es erwartet hatte.“ Einst hat sie EDV-Programme bereit gestellt, heute backt sie Kuchen und schüttelt Betten auf. Das war kein Traum von ihr, sondern vielmehr eine spontane Idee. Sie macht eine Pause. Dann fügt sie an: „Ich bleibe dran. Hoffentlich halte ich noch lange durch.“

Sie ist allein nach Bebertal gezogen, hat Stück für Stück ein gemütliches Einzelzimmer und drei Doppelzimmer eingerichtet, die man auch als Ferienwohnung nutzen kann. Das Internetportal www.bettundbike.de führt seither auch Gäste zu ihr, die weitere Wege zurücklegen. Sie bewirtete sie von Anfang an in ihrem Hofcafé, doch eine Regenvariante fehlte. Deshalb beantragte sie 2012 Fördergelder aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) – und erhielt eine Bewilligung für rund 50.000 Euro. Das versetzte sie in die Lage, für insgesamt 160.000 Euro ein Stallgebäude umzubauen. Sie richtete einen kleinen Gastraum mit Wohnzimmercharme ein. 30 Personen finden hier Platz, in einer Vitrine stehen selbst gebackene Kuchen.

Ein Ort, an dem man auch in der kalten Jahreszeit ein Eis genießen kann. „Ich verkaufe hier das frische Bauernhof-Eis aus Uthmöden – das zieht die Leute schon an“, sagt Marion Schnitzler. Viele ihrer Gäste kommen aus Haldensleben, denn die Innenstadt liegt nur 9 Kilometer entfernt. Eine schöne Strecke für eine kleine Radtour mit Eis-Pause. Auch aus Süpplingen und Erxleben kommen die Radfahrerinnen und Radfahrer. Das Schloss Hundisburg, ein beliebtes Reiseziel für Touristinnen und Touristen, erreicht man von Bebertal aus per Fahrrad in nicht einmal 20 Minuten.

Insgesamt ist Bebertal gut gelegen. Der Ort befindet sich genau an der Schnittstelle von Holunder- und Elbe-Aller-Radweg. Mit der örtlichen Tauf- und Radfahrerkirche St. Godeberti hat Marion Schnitzler eine Vereinbarung getroffen: Die Besucher dort können bei ihr Rast machen und zur Toilette gehen. Umgekehrt weist sie auch ihre eigenen Gäste auf das dortige Angebot hin.

Auch die schrittweise Restauration dieser Kirche wird aus dem ELER gefördert. Seit 2011 wurden für insgesamt 126.000 Euro das Mauerwerk sowie die Fenster saniert. Davon kamen 57.000 Euro von der EU. Die Kirche beherbergt einen überregional bekannten barocken Taufengel. Die Kirchgemeinde hofft, ein breiteres Publikum dafür zu interessieren und sie so retten zu können. Der Radtourismus könnte ihr dabei in die Hände spielen.

Die Strecken durch die Hohe Börde werden immer beliebter. Auch in Bebertal gibt es ein paar Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Dazu gehören das märchenhafte Schloss Veltheimsburg, die barockisierte Marktkirche und eine alte Friedhofskapelle, die an der Straße der Romanik liegt. Für eine Stärkung bieten sich mehrere Gasthäuser zur Pause an. Wer vorbestellt, kann sich auch von Marion Schnitzler mit einem leckeren Mittagessen bekochen lassen. „Wild und Gemüse – so etwas bereite ich zum Beispiel gern zu. Das macht mir Spaß.“

Doch bei aller Freude: Im Café Eiszeit könnte es noch besser laufen. „So wie ich mir den Hof als Treffpunkt für Jung und Alt vorgestellt habe, ist es noch nicht“, merkt die Betreiberin an. „Es könnte mehr los sein im Ort.“ An diesem Mangel wollte sie selbst gern ansetzen. Doch ihre Angebote werden nicht in dem Maße angenommen, wie sie das ursprünglich erwartet hätte. Sie persönlich sei gut integriert und habe Freunde gefunden. Auch der geschäftliche Einstieg war damals ganz gut gelaufen, doch alsbald trat eine Pause ein. „Mittlerweile bekommen die Besucherzahlen eine gewisse Beständigkeit“, erklärt die Wirtin. Es braucht eben manchmal einen langen Atem, um sich im ländlichen Raum zu etablieren. Entwicklungen brauchen ihre Zeit.

Marion Schnitzler jedenfalls hat noch ein paar Ideen, was sie ausprobieren möchte. Aufgeben kommt für sie noch nicht in Frage. Unter anderem engagiert sie sich im Landfrauenverband, um ihr Netzwerk weiter auszubauen. Soweit es die Ressourcen erlauben, baut sie den Hof Schritt für Schritt weiter aus.

Der Vorteile dieses Ortes ist sie sich nach wie vor bewusst: „Die urige Atmosphäre mitten in diesem Vierseithof – das mögen die Gäste.“ Erst kürzlich hat sie deshalb eine kleine Bühne gebaut. Das macht es noch attraktiver, gelegentlich Veranstaltungen anzubieten. Sie möchte im Dorf etwas erleben. Im „Café Eiszeit“ stehen deshalb auch Lesungen, Theateraufführungen oder kleinere Konzerte auf dem Programm. „Natürlich bin ich auch offen für Privatfeiern oder Leute, die mit eigenen Ideen an mich herantreten“, sagt Marion Schnitzler.

Was sie sich noch wünschen würde, wäre jemand, der ihr ab und an im Eiscafé unter die Arme greift und ebenfalls Freude an der Bewirtung der Gäste hätte. Denn es gibt eben auch die Tage, an denen hier richtig viel los ist. Gerade während der Feiern und Veranstaltungen ist die Arbeit allein kaum zu bewältigen. Und das zu jeder Jahreszeit. Daher rührt ja auch der Name der Radpension mit Café: Vierzeithof.

www.hofcafe-eiszeit.de
www.bettundbike.de
Eine Radwanderkarte mit allen Sehenswürdigkeiten in der Hohen Börde:
http://www.hoheboerde.de/upload/dokumente/freizeit/Radwanderkarte.pdf