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Eine Backstube für die Schwarze Beere der Börde

Die Wellener erhalten neues Dorfgemeinschaftshaus

- von Grit Gröbel -

Die Zeit rückt näher, ab der es in der „Guten Stube“ von Wellen nach frisch Gebackenem riechen wird. Ein Ofen wird böllern, damit Brot zum Schlachtfest, Holunderplätzchen zum Naschen oder Überliefertes aus der regionalen Küche der Magdeburger Börde ausgetauscht werden.

Doch bis zur Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses im kommenden Frühjahr gilt es, den Innenausbau des historischen Seitenflügels vom so genannten einstigen Böckelmannschen Hof voranzutreiben. Mit dabei ist der Maurer Andreas Steglitz. Präzise setzt er den Fenstersturz als Bogen. Auch wenn im Inneren des um 1900 erbauten Gebäudes moderne Akzente gesetzt werden, sollen doch Details an die Geschichte erinnern. Schließlich fügt sich der Seitenflügel bestens ein in das Gesamtbild der Anlage. Mit ihr ist schon jetzt Leben im Dorfkern – durch den Bürgersaal in der sanierten, ehemaligen Druschscheune oder den  gegenüberliegenden Kindergarten.

Dass das Konzept für ein besseres Umfeld zum Leben auf dem Lande aufgeht, dafür sorgt auch die Europäische Union: Der Innenausbau des Seitenflügels wird durch den Europäischen Fonds ELER gefördert. Die Beteiligung von EU und Land beträgt insgesamt 59.480,00 Euro.

Und eigentlich kann sich Europa im übertragenen Sinn von der Dreizehnhundert-Seelen-Gemeinde ein Scheibchen abschneiden. Denn Zusammengewachsen ist man hier schon lange. „Es ist nicht selten, dass in Dörfern die neuen Bürger immer Zugereiste für die Alteingesessenen bleiben. In Wellen aber gibt es keine Trennung zwischen Alt und Neu“, erzählt Holger Stahlknecht, der Bürgermeister dieser an Einwohnern wachsenden Gemeinde ist. „Das gesamte Areal, zu dem der Seitenflügel gehört, hat zu einer Art Schmelztiegel geführt. Die Wellener empfinden es als ihre zweite Gute Stube.“ Und zu einer solchen gehört hier nun mal der Holunder. Um ihn herum rankt sich die gesamte Region. Es ist also nur logisch, dass ein Backofen für Genüssliches aus dieser „Schwarzen Beere der Börde“ als Zentrum im Dorfgemeinschaftshaus entsteht. Wird doch dadurch nicht nur die Tradition gepflegt, sondern zugleich der Kreis vom Korn zum Brot in der von der Landwirtschaft geprägten Region anschaulich geschlossen. Gewiss ein Anlass dafür, dass auch Genusssuchende aus dem nur sechs Kilometer entfernten Magdeburg vorbeischauen werden.

Sogar als zukünftiges wahres Kleinod sieht Steffi Trittel das Backhaus. Wenn sie nicht als Leiterin der Verwaltungsgemeinschaft Hohe Börde bei den Baumaßnahmen nach dem Rechten schaut, stöbert sie in ihrer Freizeit schon mal gern in Rezeptbüchern. Um was zu finden? Holundertipps – natürlich.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.