Der ESF fördert fähige Fachkräfte
Landesinitiative vergibt Siegel an mitarbeiterfreundliche Unternehmen
(Alexander Lorber, 23.01.2019)
„Der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt. Mittlerweile müssen sich vielmehr die Unternehmen bei den Fachkräften bewerben als umgekehrt“, erklärt Lutz Rätz, Projektleiter der Landesinitiative „Fachkraft im Fokus“. Der 57-Jährige ist in Sachsen-Anhalt aufgewachsen, hat erst Maschinenbau und später noch Informatik und Berufliche Bildung studiert. Den Arbeitsmarkt kennt er wie seine Westentasche. 25 Jahre war er als Führungskraft tätig, gründete sogar eine private Bildungsakademie. Vor zwei Jahren übernahm er die Projektleitung von „Fachkraft im Fokus“. Rätz weiß, worauf es Fachkräften heute ankommt: „Es zählt weniger das Gehalt, sondern flexible Arbeitszeiten und dass die Mitarbeiter ihre Arbeit gerne machen.“ Unternehmen müssen mit der Zeit gehen, um attraktiv zu bleiben. Daher hilft „Fachkraft im Fokus“ den Unternehmen, auf diese Trends zu reagieren und bringt sie mit qualifizierten und motivierten Fachkräften zusammen oder unterstützt die Unternehmen und Fachkräfte bei der bedarfsgerechten Qualifizierung. Die Landesinitiative Fachkraft im Fokus wird von der Förderservice GmbH der Investitionsbank Sachsen-Anhalt in Kooperation mit der isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gGmbH und der MA&T GmbH umgesetzt. Die Landesinitiative Fachkraft im Fokus wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Sachsen-Anhalt gefördert. Auftraggeber ist das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt.
ESF-Projekt mit breitgefächertem Angebot
Die Landesinitiative ist an fünf Standorten in Sachsen-Anhalt vertreten: Es gibt Regionalberatungsstellen in Magdeburg, Halle, Stendal, Halberstadt und in Dessau-Roßlau. Hier finden Fachkräfte und Unternehmen kompetente Hilfe. Wer etwa mit seiner beruflichen Position unzufrieden ist, kann sich von den Regionalberaterinnen und Regionalberatern passende Weiterbildungsmöglichkeiten empfehlen lassen. „Sie helfen bei der Suche nach entsprechenden Angeboten, beraten bei der Planung des nächsten Karrieresprungs oder geben Tipps, welche öffentlichen Förderungen in Frage kommen“, erläutert Rätz. Auch wer die Branche wechseln will, kann sich hier Rat suchen. „Und weil wir durch Landes- und EU-Mittel gefördert werden, ist die Inanspruchnahme unserer Angebote komplett kostenfrei.“
Aber auch Unternehmen lassen sich von „Fachkraft im Fokus“ beraten, berichtet Lutz Rätz: „Viele Unternehmerinnen und Unternehmer merken zwar, dass sie kaum noch Fachkräfte finden, wissen aber nicht genau, was sie dagegen tun können.“ Deshalb motivieren die Beraterinnen und Berater sie dazu, sich für das Thema Personalgewinnung mehr Zeit zu nehmen: „Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, potenzielle Azubis nicht per Zeitungsanzeige, sondern in sozialen Netzwerken anzusprechen? Oder flachere Hierarchien zu etablieren?“ Im Gespräch versetzt sich so mancher Geschäftsführer in die Rolle einer jungen Absolventin oder eines Absolventen und erkennt, was seinem Betrieb fehlt, um erfolgreich junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen.
Um Unternehmen einen echten Anreiz zu geben, ihre Mitarbeiterattraktivität zu erhöhen, hat die Landesinitiative letztes Jahr das Instrument „Wertenetz©“ eingeführt. Unternehmen können eine Mitarbeiterbefragung durchführen, um zu erfahren, ob die von ihnen angestrebten Werte auch im Unternehmen gelebt werden, etwa offene Kommunikation, Vertrauen und Fairness. Die Sieger des Wettbewerbs bekommen am 6. Mai 2019 in Magdeburg das Landessiegel „Das mitarbeiterorientierte Unternehmen – Hier fühle ich mich wohl“ von Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration, verliehen. Zu den ausgezeichneten Unternehmen gehören auch die Physiotherapiepraxis Rothe in Dessau und die Chausseehaus gGmbH in Stendal. Die Ministerin hat beide Unternehmen schon im Januar besucht und ihnen vorab persönlich die Urkunde zum Landessiegel überreicht und damit ihr Engagement gewürdigt.
Ein engmaschiges Netzwerk aus Partnern
Neben fachkundiger Beratung können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Fachkraft in Fokus“ ihre Klienten zudem an kompetente Partner vermitteln. Die Landesinitiative steht dazu in engem Kontakt mit zahlreichen Partnern: „Niemand soll aus unserem Unterstützungsnetzwerk herausfallen können“, stellt Rätz klar. „Deshalb pflegen wir einen ebenso guten Draht zu den Arbeitsagenturen und Jobcentern im Land und sind darüber hinaus auch mit den Kammern, Verbänden und Gewerkschaften bestens vernetzt.“
Im Bereich der Arbeitsmarktintegration zugewanderter und geflüchteter Fachkräfte arbeitet die Landesinitiative darüber hinaus mit weiteren Partnern wie z. B. dem Netzwerk „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) sowie dem Projekt „Jobbrücke PLUS“ zusammen.
Willkommen in Sachsen-Anhalt
Seit einem Jahr hat die Landesinitiative auch die Aufgaben des WelcomeCenters Sachsen-Anhalt übernommen. Das Willkommenszentrum unterstützt z. B. Rückkehrer, die mit der Familie nach einiger Zeit aus einem anderen Bundesland nach Sachsen-Anhalt zurückkehren. Andere kommen zum ersten Mal nach Sachsen-Anhalt. Die Landesinitiative gibt ihnen dann einen ersten Überblick über die Arbeitgeber in der Region. „Wir helfen aber auch, wenn es um die Suche nach einer Musikschule für das Kind oder den passenden Sportverein geht“, ergänzt Rätz. Die regionalen Unternehmen nutzen ebenfalls den Service des WelcomeCenters für die Suche und Gewinnung von neuen Fachkräften. Sogar Geflüchtete und Zugewanderte, auch aus anderen EU-Ländern, werden vom ersten Praktikum bis zur endgültigen Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses unterstützt und begleitet.
Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren.
Weitere Quellen:
Informationen über das Operationelle Programm für den Europäischen Sozialfonds des Landes Sachsen-Anhalt
Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“: https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Sachsen-Anhalt_de
IQ Netzwerk Sachsen-Anhalt: https://www.sachsen-anhalt.netzwerk-iq.de/startseite/
Jobbrücke PLUS: http://www.jobbruecke-chance.de/