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Spitzenforschung aus Sachsen-Anhalt: Migration von Afrika nach Europa

Die Immigration nach Europa aus Afrika und dem Nahen Osten ist eine der aktuellsten und gleichzeitig langfristigsten Herausforderungen für die Europäische Union. Die geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung aus Sachsen-Anhalt zu diesem Thema war Anlass für eine Veranstaltung der Landesvertretung am 7. Juni 2018. Unter dem Titel „Europe and international migration: research and policy agendas“ kamen Redner des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung Sachsen-Anhalts (MW), des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung und des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in der Landesvertretung zusammen.

 

Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär im MW, begrüßte die Anwesenden und betonte die Bedeutung des Themas Migration für das Bundesland, die Bundesregierung sowie die Europäische Union. Er präsentierte Ergebnisse des Gipfels zwischen der Afrikanischen und der Europäischen Union im November 2017 und sprach über Reformen der europäischen Grenzschutzagentur Frontex sowie des Dublin-Verfahrens. Danach leitete Ude zum Thema der Integration über, da „Zuwanderung etwas anderes [sei] als die Integration von Flüchtlingen in Arbeitsmärkte und in die Gesellschaft“.

Prof. Dr. Günther Schlee repräsentierte als zweiter Redner das Max-Planck-Institut für Sozialanthropologie, Halle. Ökonomische und politische Ursachen der Migration von Afrika sind ein Forschungsschwerpunkt des Instituts; Schlee beschäftigt sich vor allem mit ländlichen Regionen des Sudans und Kenias. In seinem Beitrag relativierte er die mehrheitliche Überzeugung der Wissenschaft, nur Personen der städtischen Mittelschicht hätten überhaupt die Möglichkeit zu emigrieren. Stattdessen habe Migration nach Europa auch eine dezidiert ländliche Komponente: Durch „land grabbing“, aber gleichzeitige Perspektivlosigkeit in den Städten gebe es immer wieder Beispiele von Emigration aus Dörfern. Die Politik müsse dies zukünftig berücksichtigen.

Dr. Carolin Görzig, ebenfalls vom Max-Planck-Institut, ging auf Terrorismus als weitere Fluchtursache ein. Ihren Forschungsergebnissen zufolge sei (militärischer) Druck auf terroristische Gruppen keine nachhaltige Lösung, vielmehr müsse man Gewaltdynamiken verstehen und diese Gruppen dazu bringen, Gewalt zu „verlernen“.

Prof. Reint E. Gropp, PhD, vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle diskutierte die Rolle von Flüchtlingen und Immigration für den europäischen und deutschen Arbeitsmarkt. Für ihn sei Zuwanderung die einzige Möglichkeit, dem demografischen Wandel und dem Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskräften in Europa etwas entgegenzusetzen. Der Schlüssel für die richtige Integration von Migrantinnen und Migranten seien daher vor allem Sprachfertigkeiten.

Während der anschließenden, von Yorck Wurms (Generaldirektion Migration und Inneres, Europäische Kommission) geleiteten Diskussion gab es die Möglichkeit für die Zuschauer, Fragen zu stellen. Die gut besuchte Veranstaltung konnte somit zum zweiten Mal nach dem Event im vergangenen Herbst 2017 die Bedeutung der Forschung aus Sachsen-Anhalt für die EU verdeutlichen. • mvg