Der ESF finanziert das Coaching von Technologie-StartUps in Magdeburg

(Walter Liedtke, 20.11.2018)

Ohne die Unterstützung des Transfer- und Gründerzentrums (TUGZ) der Universität Magdeburg hätte Daniel Anderson sein Unternehmen 3DQR nicht so erfolgreich starten können: „Ich habe Mechatronik studiert und war dann bei einem Fraunhofer-Institut und einem weiteren Unternehmen beschäftigt, bevor ich gegründet habe.“ In der Gründungsphase suchte der Geschäftsführer des Magdeburger StartUps Hilfe, etwa für die Business- und Finanzplanung. Der 32-Jährige wandte sich deshalb an Jonas Crackau, einen der Gründungsmanager am TUGZ. Crackau ist Teil eines Teams von 9 Beschäftigten, die gründungswillige Studierende und Forschende in Magdeburg beraten und fördern. Die Zusammenarbeit mit Daniel Anderson funktionierte auf Anhieb: „Er ist unglaublich motiviert und setzt die richtigen Prioritäten“, lobt ihn Crackau. Die Gründungsidee von 3DQR ist die Einbindung von digitalen 3D-Animationen direkt auf Printmedien, Objekten oder Umgebungen (Augmented Reality). Damit lassen sich zum Beispiel gedruckte Lehrbücher und Anleitungen nahtlos mit interaktiven 3D-Szenen verbinden, um deren Inhalte plastischer und verständlicher zu erklären. 3DQR hat eine Software entwickelt, mit der sich solche Szenen sehr einfach erstellen und auf beliebigen QR-Codes platzieren lassen.

ESF fördert Unternehmensgründungen
Neben den Grundlagen zur Unternehmensgründung hat der 3DQR-Gründer Daniel Anderson auch ein Pitchtraining erhalten, um Investoren seine Geschäftsidee zu präsentieren und sie schnell von dieser zu überzeugen. Außerdem hat ihm das TUGZ bei der Vermittlung von Praktikanten und Kunden geholfen. Die Mittel dafür stammen aus dem Projekt „TUGZ Prototyping“. Dafür stellten der Europäische Sozialfonds (ESF) und das Land Sachsen-Anhalt dem TUGZ für den Zeitraum von Oktober 2015 bis September 2018 knapp 1,5 Millionen Euro Fördermittel im Rahmen des Programms ego.- KONZEPT zur Verfügung. Eine Priorität des ESF in Sachsen-Anhalt ist, die Selbständigkeit, den Unternehmergeist und die Gründung von Unternehmen zu fördern.
Beim Projekt „Prototyping“ geht es um den Aufbau einer Gründungsberatung und um die Produktentwicklung von StartUps. Neben „Prototyping“ gibt es noch ein paralleles Förderprojekt. Es nennt sich „TUGZ Founders“ und wird vom ESF und vom Land mit rund 500.000 Euro finanziert. Dabei geht es mehr um die Persönlichkeitsentwicklung und um die Motivation der potenziellen Gründer. Jonas Crackau: „Unsere Gründungsteams wurden meist in beiden Projekten betreut. Es bestand eine enge Zusammenarbeit.“ Das „Founders“- Projekt läuft noch bis März 2019.

23 StartUps sind durch ESF-Förderung entstanden
Vom „Founders“-Projekt hat beispielsweise das Magdeburger Software StartUp Embever profitiert, das eine innovative Plattform für das Internet der Dinge (IoT) entwickelt hat. Jonas Crackau: „Das TUGZ hat Embever umfassend gecoacht: bei der Geschäftsmodellentwicklung, der Fördermittelbeantragung und -abwicklung, der Businessplanerstellung sowie beim Präsentationstraining.“ Die Bilanz der gemeinsamen Arbeit kann sich sehen lassen: Am Projekt „Prototyping“ haben seit 2015 insgesamt 115 Gründungsinteressierte teilgenommen. Mit Unterstützung der Förderprojekte „Prototyping“ und „Founders“ wurden bisher 23 StartUps erfolgreich gegründet.

Umfassende Beratung
„Die Gründer sind Macher-Typen. Sie kommen mit Ideen und Visionen und sind hoch motiviert“, berichtet der Gründungsmanager. Einen erfolgreichen Gründer-Typen machen seiner Überzeugung nach vor allem drei Dinge aus: die Motivation, der Biss und die Idee. Außerdem geht es immer um die Zukunftstechnologie: „Unsere Gründer arbeiten an Produkten, die morgen und übermorgen auf den Markt kommen werden.“ Die Gründungsmanager setzen sich zunächst mit den Menschen und ihrer Idee auseinander: „Anfangs muss ein Vertrauensverhältnis entstehen. Viele wollen zunächst nicht von ihrer Gründungsidee erzählen, damit ihnen niemand diese Idee stiehlt.“ Danach reden die Berater mit den Interessierten über mögliche Märkte für ihre Idee. Die wenigsten StartUps schaffen es, alleine auf die Beine zu kommen. Sie benötigen Kunden, Hersteller und Zertifizierungen. Das TUGZ vermittelt den StartUps die passenden Netzwerkpartner. Weitere wichtige Themen sind die Fördermittelbeschaffung und die Finanzierungsberatung. Ausgewählte StartUps werden auf dem Gemeinschaftsstand „Forschung für die Zukunft“ von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen unter anderem auf der CeBIT präsentiert. Auch Embever und 3DQR haben dort schon Kontakt geknüpft.

TUGZ hat sich an der Uni profiliert
Durch die ESF-Projekte „Prototyping“ und „Founders“ hat sich die Gründungsberatung an der Uni Magdeburg etablieren können. Das wäre ohne die finanzielle Unterstützung des ESF und des Landes nicht gelungen. Die Kompetenz des TUGZ hat sich in den Köpfen der wissenschaftlichen Mitarbeiter, der Professoren und der Doktoranten verankert. Die Gründungsmanager müssen nicht mehr so stark wie am Anfang selbst nach Interessierten suchen. „Heute kommen Projekte aus der Forschung und Wissenschaft auf uns zu, um abzuklären, ob ein Projekt genug Potenzial enthält, um es auszugründen“, berichtet Jonas Crackau.

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren.

Weitere Quellen:
Das TUGZ im Internet: http://www.tugz.ovgu.de
3DQR im Internet: https://3dqr.de
Embever im Internet: https://www.embever.com