Kaffee und Kultur - im Kulturcafé Möckern gibt´s beides
Gudrun Rotermund wagte den Einstieg ins Gastronomiegeschäft; Europa half dabei
- von Stefanie Härtel-
„Wenn am Anfang eine Idee nicht absurd klingt, dann gibt es für sie keine Hoffnung.“ Dass Albert Einstein mit diesem Satz nicht ganz Unrecht hatte, zeigt die Geschichte von Gudrun Rotermund aus Möckern. Fast 30 Jahre lang arbeitete sie als Altenpflegerin, bevor sie sich 2007 mit einem Ladenbau und Hausmeisterservice selbstständig machte. Das Geschäft läuft bis heute gut – und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb wagte sie Anfang des Jahres den nächsten Sprung ins „kalte Wasser“: Sie eröffnete ein Kulturcafé.
„Ich hatte zufällig erfahren, dass die Stadt als Vermieter einen Nachfolger für das Café sucht und war sofort Feuer und Flamme“, erzählt die zierliche Frau. Mit ihrer Idee, den Café- und Veranstaltungsbetrieb um Kultur zu erweitern – also auch Lesungen, Ausstellungen, Musik- oder Kabarettabende durchzuführen – stieß sie beim Bürgermeister Frank von Holly auf offene Ohren. „So kann Kultur auf dem Land leben – auch in einer kleinen Stadt mit knapp über 3000 Einwohnern.“
Der Einstieg in die Gastronomie war für Gudrun Rotermund eine ganz neue Erfahrung. Dafür musste sie Kredite aufnehmen und viel Neues lernen. Das nötige Fachwissen hat sie sich über Trainings angeeignet, gefördert durch das ESF-kofinanzierte Programm Sachsen-Anhalt WEITERBILDUNG. Um neben dem Tagesgeschäft auch Familienfeiern und Veranstaltungen komplett managen zu können, hat die 49-jährige zwei erfahrene Frauen eingestellt. Gudrun Steffen und Bärbel Tuchen, beide gelernte Köchinnen, ´schmeißen´ die Küche und den Service. Die Chefin selbst kümmert sich im Wesentlichen ums Geschäftliche, manchmal hilft sie im Café aus.
Das Kulturcafé Möckern hat in der Woche jeden Tag von 8:30 bis 17 Uhr geöffnet. „Wir bieten Mittagstisch zum kleinen Preis, am Nachmittag Kaffee und Kuchen und für zwischendurch allerlei Kleinigkeiten“, so Rotermund. Das Tagesgeschäft läuft gut, auch für Feiern wird der Raum gern genutzt. Geschäftsleute aus der unmittelbaren Umgebung oder Stadtangestellte kommen regelmäßig zum Mittagessen, manche lassen sich ihre Portion einpacken. „Immer frisch gekocht und obendrein günstig“, lobt Inken Broneske, die einen Haushaltsservice in Möckern betreibt und mehrmals in der Woche einkehrt. Immer dienstagnachmittags trifft sich eine Frauengruppe im Kulturcafé. „Wir freuen uns jede Woche aufs Neue auf den leckeren selbstgebackenen Kuchen“, sagt Rentnerin Wilma Gaier.
Café und Kultur unter einem Dach – auf dieses Konzept scheinen nicht nur die Kaffeegäste sehnsüchtig gewartet zu haben. Gudrun Rotermund: „Gestern hat sich eine Künstlerin aus Halle vorgestellt, die gern ihre Bilder präsentieren möchte.“
Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist das soziale Gesicht Europas. Mit rund 640 Millionen Euro unterstützt dieser Fonds der Europäischen Union (EU) von 2007 – 2013 Beschäftigungs-, Qualifizierungs- und Ausbildungsprogramme des Landes Sachsen-Anhalt. Bis 2013 werden so etwa 16 200 Projekte gefördert und damit rund 245 000 Menschen im Land direkt erreicht.