Auf der Spur der alten „Zuckerbahn“
Eine stillgelegte Bahntrasse zwischen Zeitz und Camburg ist heute ein Rad- und Wanderweg
- Friedemann Kahl -
Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Landstrich zwischen Weißer Elster und Saale eine Bahntrasse bekam, brachte diese der Region einen immensen Aufschwung. Auf der Strecke zwischen Zeitz und Camburg beförderten die Eisenbahnen hauptsächlich Kohle und Zucker. Knapp einhundert Jahre später kam jedoch das Aus für die so genannte „Zuckerbahn“ – 1999 fuhr der letzte Zug auf der mittlerweile verkürzten Strecke zwischen Zeitz und Osterfeld. Doch das Ende der alten Eisenbahnlinie sollte mit der Stilllegung noch nicht besiegelt sein.
Im Jahr 2008 gründeten die Gemeinden entlang der Strecke einen Förderverein. „Um die touristische Infrastruktur in unserer Region weiterzuentwickeln, entschlossen wir uns, die einstige Zugstrecke in einen Rad- und Wanderweg umzugestalten“, erzählt Kerstin Beckmann, die Vorsitzende des Förderverein Rad- und Wanderweg auf der stillgelegten Bahntrasse Zeitz-Camburg e.V. und zugleich Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Wethautal.
Es folgte eine Machbarkeitsstudie und schließlich kauften die Verbandsgemeinden Wethautal und Droyßiger-Zeitzer Forst die Strecke von der Deutschen Bahn.
Um den Streckenverlauf für Radfahrer und Fußgänger zu erschließen, mussten zunächst die alten Schwellen und Gleise entfernt werden, bevor ein zwei Meter breiter Asphaltweg angelegt werden konnte. Die Kosten für die Umwandlungsarbeiten auf der Strecke von über 20 Kilometern zwischen Zeitz und Utenbach betrugen knapp 2 Millionen Euro. Aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) wurde das Projekt mit über 1,5 Millionen Euro gefördert. Kommunen beim Ausbau von Radwegenetzen und anderen Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur zu unterstützen, ist eines der Anliegen des EFRE. „Der neue Weg ist nicht nur für Radtouristen und Wanderer attraktiv. Auch viele Einheimische können sich ihre Region nun ganz neu erschließen“, freut sich Kerstin Beckmann.
Ob Natur oder Kultur - Touristen bietet der neu erschlossene Rad- und Wanderweg eine Vielzahl an Möglichkeiten. So gibt es in Zeitz nicht nur das Schloss Moritzburg, den Dom und das Franziskanerkloster zu besichtigen. Unter der Altstadt können Besucherinnen und Besucher beispielsweise an einer Führung durch Bierlager-Katakomben teilnehmen. In Zeitz haben Radfahrer zudem eine Anschlussmöglichkeit an den Elster-Radweg. 17 Kilometer von Zeitz entfernt liegt das Städtchen Osterfeld – bereits von weitem ist ein Burgfried zu sehen, der zu den Überresten einer Wallburg aus dem 12. Jahrhundert gehört. In Haardorf, ein Nachbarort von Osterfeld, können Radfahrer vom Drahtesel auf einen echten Esel umsteigen. „Eselpilgern“ heißt das Angebot, mit dem Besucherinnen und Besucher für wenige Stunden oder gar Tage das Wethautal mit einem Esel erkunden können. Camburg, die Endstation des Radweges, liegt zwischen Jena und Naumburg. Schroffe Kalkfelsen und steile, bewaldete Hänge geben der Stadt ihren Charakter. In Camburg besteht eine Anschlussmöglichkeit an den Saale-Radweg, der von der Saalequelle im Fichtelgebirge bis zur Saalemündung nach Bernburg führt.