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Vom Kind aus denken und bilden

Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ermöglicht Umbau und Modernisierung des Montessori-Zentrums Magdeburg zugunsten breiter Umsetzung der Reformpädagogik

- von Grit Gröbel -

Was ist das Präteritum von tanzen? Wie lautet die Grundform von eingetauscht?

Was nutzen wir von der Ziege? Die Schüler der Stufen 3 und 4 sitzen bei ihrer Lehrerin zum Blitztest. Der ist unangemeldet, fächerübergreifend und die Fragen werden in forschem Tempo gestellt. Die Sitzanordnung erteilt dem Spicken eine Absage. Die Mädchen und Jungen zeigen keine Nervosität. Dafür herrscht hohe Konzentration und es ist mucksmäuschenstill. Letzteres fällt dem Gast übrigens sofort in allen Lernräumen auf.

Die Ruhe ist gepaart mit einer entspannten Atmosphäre, die das ganze Haus durchzieht. Das Haus ist das Montessori-Zentrum mit dem Kinderhaus, der staatlich anerkannten Grundschule und dem Hort. Das Einzige, was die Ruhe manchmal noch stören könnte, sind die letzten baulichen Maßnahmen. Sie sind Boten eines umfangreichen Umbaus und Sanierung, damit sich jetzt das völlig entfalten kann, was vor Jahren der elterngetragene Verein mit einem Konzeptpapier begann.

Förderungen greifen nachhaltig ineinander

Der „Initiative zur Förderung aktiver und freier Pädagogik e.V.“ ist es zu verdanken, dass in Magdeburg dieses Zentrum das pädagogische Angebot der Stadt umfangreich bereichert. Die finanzielle Absicherung der investiven Maßnahme wäre jedoch ohne Fördermittel undenkbar. So konnte Dank der EU-Förderung in Höhe von 692.520 Euro das Konzept bauseitig verwirklicht werden. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt im Rahmen der Städtebauförderung des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr die Einrichtung beim Aus- und Umbau der einstigen Kinderkombination im Wohngebiet Stadtfeld. Das in Plattenbauweise errichtete Gebäude wurde durch Modernisierung und Erweiterung so geschickt umgebaut, dass es nun den gemeinsamen, den komplementären und integrativen Betrieb von Kinderhaus, Schule und Hort an einem Standort realisieren kann.

Für die Planungsleistungen und Sanierung des Kinderhauses sowie für die Errichtung des neuen Gemeinschaftsbereichs mit Mensa, Küche und dem Eingangsbereich wurden die genannten EU-Mittel übrigens konkret verwendet. Bund, Land und Kommune steuerten hierfür nochmals insgesamt 501.480 Euro bei. Aber auch „Aktion Mensch“ unterstützt – eine behindertengerechte Rampe gibt es beispielsweise im Gemeinschaftsbereich. Dieser kann als Herzstück des Hauses bezeichnet werden. Denn hier wird der Gemeinschaftssinn, der Teil der Reformpädagogik ist, für viele erlebbar. So sollen die Türen auch für Vereine aus dem Stadtgebiet oder für die Patenschaft der Schule mit einem umliegenden Seniorenheim offen stehen.

Gemeinschaft durchzieht zudem alle und alles im Haus. „Die Schulkinder lesen zum Beispiel den Kleinen im Kinderhaus vor. Der Hort ist Teil der Schule, alles ist eng vernetzt.“, erwähnt die Geschäftsführerin des Vereins, Victoria Pukall. Das Prinzip der Ganztagsschule komme dem Montessori-Ansatz sehr entgegen. Und dieser beruht auch auf der Entdeckerfreude der Kinder. „Der Mensch ist von sich aus neugierig. Kinder ganz besonders. Und das wird nicht ausgebremst. Die Pädagogen schauen genau, über welche persönlichen Interessen das Kind an alle Inhalte der Schulbildung herangeführt werden kann.“, ergänzt sie. Denn selbsttätiges Lernen hieße eben nicht das Lernen dem Zufall zu überlassen. Diesen Grundsatz vermittelt der Verein in Zusammenarbeit mit der Deutschen Montessori-Vereinigung e.V. auch anderen Pädagogen. Lehrer und Lehrerinnen, Erzieher und Erzieherinnen aus dem ganzen Land können sich hier weiterbilden.

Mit Blick auf die über Jahre durchgeführten Baumaßnahmen weiß der Architekt Prof. Johannes Kalvelage bis ins Detail Bescheid. Die jüngsten Phasen, die sogenannten Baumodule 2 und 4, seien auch deshalb für die EU förderwürdig, da der Bau das inhaltliche Konzept des Bildungs- und Betreuungsangebotes aufnehme. Raumstruktur, Integrationsstruktur und Montessori-Reformpädagogik: Dieser Dreiklang spiegelt sich in der Architektur und Innenausstattung vollends wider.

Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung - der EFRE - investiert gezielt in die Zukunft der Union als Ganzes. 1,93 Milliarden Euro stehen 2007-2013 für Sachsen-Anhalt bereit.

Die Förderpolitik setzt auf die stärksten Motoren des Wirtschaftswachstums: kleine und mittlere Unternehmen. Innovation, Forschung und Infrastrukturen sind zusätzlich im Fokus der Förderung. Arbeitsplätze schaffen, Wachstum fördern: Das sind die Hauptziele der Förderpolitik.

weitere Informationen finden Sie unter:

http://www.montessori-zentrum-magdeburg.de/

http://www.montessori.de/

http://www.europa.sachsen-anhalt.de