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Im Zeichen von Otto

Die erweiterte Lukasklause zieht als Guericke-Zentrum die Schüler, Wissenschaftler und Touristen gleichermaßen an – der EFRE förderte die Baumaßnahmen

- von Grit Gröbel -

Riesige Werbebanner locken derzeit den Gast in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt mit der Botschaft „Otto-Stadt Magdeburg“. Kaiser Otto ist freilich gemeint. Doch nicht ausschließlich. Denn in Magdeburg erblickte am 20. November 1602 Otto von Guericke das Licht der Welt. Sein Halbkugelversuch ist weltberühmt. Die Universität in der Stadt trägt seinen Namen. Unweit des Campus, direkt an der Elbe steht erhaben die sogenannte Lukasklause – ein im Jahr 1904 vom Künstlerverein St. Lukas erworbenes Gebäude, das durch seinen Welschen Turm die Aufmerksamkeit der Elbe-Radtouristen und Schiffskapitäne auf sich zieht. Heute, über 100 Jahre nach der „Taufe“ des Gebäudes in Anlehnung an den heiligen St. Lukas, Schutzpatron der Maler, steht es nach wie vor unter besonderem „Schutz“. Denkmalschutzgerecht und mit nur minimalen Eingriffen erfolgte dann auch die Sanierung der historischen Bausubstanz. Bei der Erweiterung stand das Zusammenspiel zeitgenössicher Architektur mit dem historischen Erbe im Vordergrund. Der Anschluss des Neubaus wurde über den vorhandenen Aufzugsturms gelöst, als gläserne Fuge zwischen Alt und Neu.
Mit der Erweiterung und dem Ausbau der Lukasklause wurden 2008 die Architekten Pitz & Hoh gemeinsam mit Maske+Suhren Architekten Berlin als Ergebnis eines von der LH Magdeburg durchgeführten Realisierungswettbewerbs beauftragt.

Die Investitionen zur Erweiterung der Lukasklause belaufen sich auf insgesamt 1,72 Mio. Euro. Davon stammen 580.000,00 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Weitere Zuschüsse aus dem Städtebauförderprogramm Stadtumbau Ost i.H.v. 2/3 stellten Bund und Land bereit. Und nicht zuletzt die Kommune selbst. Sie ist im Übrigen der Eigentümer.
Das Miteinander aller Fördermittelgeber unterstreicht die Bedeutung der Lukasklause. Und das obwohl oder gerade weil es sich in ihren Mauern nicht mehr um St. Lukas sondern um Otto dreht. Das Guericke-Zentrum ist hier angesiedelt. Das ist nicht neu. Neu ist, dass die Mitarbeiter seit Mai 2010 der hohen Nachfrage an Fachveranstaltungen auch räumlich gerecht werden können. Mit  Erweiterung und Umbau der Lukasklause vervielfachte sich die Platzkapazität. Es entstand ein modernes Informations- und Begegnungszentrum mit zusätzlichen Ausstellungsflächen, welches nun unabhängig vom Museumsbetrieb im Altbau betrieben werden kann. Die Otto-von-Guericke-Gesellschaft selbst führt jährlich zwei Tagungen durch, findet dafür im Neubau Tagungstechnik auf dem neuesten Stand vor. Auch Lehrer kommen gern her, um sich fortzubilden. Ebenso gehören die Max-Planck-Gesellschaft oder das Fraunhofer Institut zu den Fachnutzern.

Aber manchmal passiert es auch, dass ein Radfahrer anklopft. Die Lukasklause ist zugleich Radfahrerstützpunkt auf dem Elbe-Radweg. Die Bootsanlegestelle betreut die Guericke-Gesellschaft auch gleich mit. Für Dr. Tröger, Leiter des Zentrums, ist das nicht zum Nachteil. Kommen doch die Aktivtouristen bei der Gelegenheit mit der Stadtgeschichte in Berührung.

Ein Angebot des Hauses erfreut Dr. Tröger ganz besonders: „Bei uns gibt es Physik zum Anfassen. Monatlich sind 20 bis 25 Schulklassen aus dem gesamten Bundesgebiet unserer Gäste, experimentieren, erfahren Geschichte und Geschichten unserer Otto-Stadt.“.
Bis Ende dieses Jahres soll die Innenausstattung komplett und die neue Dauerausstellung fertig sein. Ein sportliches Ziel. Ohne die weitere Unterstützung der Stadt aber auch ohne die helfenden Hände vieler Mitglieder der Guericke-Gesellschaft wäre das nicht zu schaffen. Mit dabei ist der Gruppenleiter Uwe Schneider. „Jeder kennt den Magdeburger Halbkugelversuch. Doch wer weiß schon genaues über Guericke?“, hinterfragt er. Die Ausstellung wird Antworten geben, die Experimente, die schon bald im eigens dafür eingerichteten Schülerlabor durchgeführt werden, ebenso.

Schülerprojekttage unter dem Thema „Wasser, Luft und Licht“ werden in Kooperation mit der Universität vorbereitet. Für Dr. Tröger verbindet sich mit der Zusammenarbeit von Schülern und Studenten noch eine andere Hoffnung: „Die Jugend erlebt bei uns, dass Wissenschaft nichts Eingestaubtes ist und, dass es sich lohnt, hier zu studieren.“ Er selbst ist dafür einer der besten Protagonisten heute. Als Ehrenbotschafter Magdeburgs führt er den Halbkugelversuch höchstpersönlich durch, macht die Touristen so auf Stadt und Land aufmerksam. Und wird er nach seinem Vornamen gefragt, so lautet die Antwort „Ich habe zwei. Manfred.“ Und mit einem Schmunzeln folgt: „Otto“. Wie kann es anders sein!

Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung - der EFRE - investiert gezielt in die Zukunft der Union als Ganzes. 1,93 Milliarden Euro stehen 2007-2013 für Sachsen-Anhalt bereit.

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