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Starke Kinder durch Förderung ihrer Fähigkeiten

Das Christliche Kinderhaus in Quedlinburg entfaltet sein Betreuungskonzept im sanierten Haus neu – EU und Land fördern die Baumaßnahme

- von Grit Gröbel -

Am Quedlinburger Brühl, vis-a-vis vom Stadtpark, fädeln sich die Gründerzeithäuser aneinander wie kostbare Perlen an einer Kette. Auch hier ist das Flair der Weltkulturerbe-Stadt spürbar. Ein Haus fällt besonders ins Auge. Und das nicht nur, weil hier fleißig gewerkelt wird. Vielmehr steht in großen, bunten Lettern an der Fassade, was innen Konzept ist: KINDERHAUS.

Der CVJM Quedlinburg, ein elterngetragener Verein, bietet für die Betreuung von 96 Kindern im Alter von 2 bis 14 Jahren nicht einfach nur eine architektonische Hülle. Die elf Erzieherinnen haben sich - basierend auf ihrer pädagogischen Ausbildung - in verschiedenen Fachrichtungen weiterqualifiziert. So ist es möglich, dass die Kindergarten- und Hortkinder u. a. von Spielpädagogen und Bewegungstherapeuten, von Sozialpädagogen und Entspannungspädagogen umsorgt werden. „Uns ist es wichtig, einen breiten Blick auf die Entwicklung der Kinder zu haben. So können sie zu selbstbewussten, starken Kindern heranwachsen.“, erzählt die Leiterin Andrea Zinke, die im Übrigen als Motopädin die motorischen Fähigkeiten ihrer Schützlinge fördert. Zweieinhalb Jahre lang drückte sie für die Zusatzqualifizierung nebenbei die Schulbank. Wenn die 42-jährige die Gruppen aufsucht, muss sie beim Gang durch das Kinderhaus noch bis Juni durch so manche kleine Baustelle. Denn die Einrichtung wurde komplett saniert. Erst im März konnten die Kinder in ihr Christliches Kinderhaus zurückziehen. Neue Sanitärbereiche und Elektroanlagen, umgebaute Räume, ein erneuerter Bewegungsraum sowie ein neuer Anbau künden von der baldigen Einweihung nach über einjähriger Bautätigkeit.

Doch schon jetzt fühlen sich die Jungen und Mädchen „pudelwohl“. Kein Tag vergeht, an dem sie ihren Spiel- und Lerneifer nicht auch gesanglich ausleben. Die musikalische Früherziehung wird hier groß geschrieben und wurde vom Deutschen Sängerbund ausgezeichnet. Wenn es ums Singen im Kinderchor geht, ist auch der sechsjährige Jakob mit von der Partie. Wird er aber dieser Tage gefragt, was ihm an seinem neuen Kinderhaus besonders gefällt, so sind es: die Murmelbahn und das Schiff. Sein Blick geht dabei in Richtung des Neubaus. Tatsächlich. Dieser entpuppt sich als Schiffsbug – in seinem Inneren sind die Hausaufgabenräume für die Hortkinder untergebracht, von außen kann er vom Spielplatz aus erobert werden. Jakob und seine Freunde suchen gerade nach einem Namen für ihr Schiff. Wenn es nach ihnen ginge, kann es nur einen geben: Arche Noah!

Die Europäische Union unterstützt die Baumaßnahme mit rund 229.000 Euro aus dem EFRE – Europäischer Fonds für regionale Entwicklung. Die Förderung ist im übertragenen Sinn auch Anerkennung für das pädagogische Konzept des Christlichen Kinderhauses.

Wie in Quedlinburg so wird auch andernorts im Land die Betreuung der Jüngsten unterstützt. Nach Angaben des Sozialministeriums werden in der aktuellen Förderperiode aus EFRE-Mitteln insgesamt 27 Kitas bei ihren Sanierungsmaßnahmen, dem Umbau oder der baulichen Erweiterung gefördert. Stattliche 24,2 Mio. Euro an EFRE- und Kommunalmitteln werden dabei eingesetzt. Doch damit nicht genug! Denn aus dem EU-Fonds ELER kommen inklusive Landes- förderung weitere 21,2 Mio. Euro hinzu. Diese werden für die Maßnahmen im ländlichen Raum verwendet. Gefördert wird aber nicht unter dem Motto: Koste es, was es wolle. Die förderfähigen Kindereinrichtungen mussten sich alle einem Demografiecheck unterziehen. Schließlich sollen die Gelder nachhaltig eingesetzt werden.

Jedoch keine Förderung ohne Eigenmittel. Um sie für das Christliche Kinderhaus in Quedlinburg zusammen zu bekommen, rührten die Erzieherinnen und Eltern fast acht Jahre lang die Spendentrommel. Dank der Aktionen wie dem Kuchenbasar, der Unterstützung durch Eltern und Großeltern oder durch die aktive Netzwerkarbeit in der Region kamen 57.128 Euro zusammen. „Dass die Familien beim Beschaffen der Privatmittel so tatkräftig mit anpackten, zeigt, dass sie an uns glauben und wollen, dass es ihren Kindern noch besser geht.“, meint Christoph Wolters, Vorsitzender des Trägervereins. Er nutzt das morgendliche Bringen seiner Kinder zugleich für die Besprechung der Verwaltungsaufgaben mit Andrea Zinke. „Ob Außenanlagen, Baumhaus oder neuer Spielplatz. Zurzeit ist der Bau das beherrschende Thema“, so der zweifache Vater. Aber auch die anderen Pläne des Kinderhauses dürfen dabei nicht zu kurz kommen.

Der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) ist mit 1,93 Milliarden Euro die bedeutendste Förderquelle in Sachsen-Anhalt. Die Finanzhilfen des EFRE konzentrieren sich auf Investitionen, die zur Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze beitragen und auf Investitionen in die Infrastruktur. Sie sind insbesondere auch auf die wirtschaftliche Profilierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU)ausgerichtet.