Wer stabil wachsen will, muss nachhaltig investieren
Europäische Union unterstützt produzierendes Gewerbe – Industriedruckerei Schlüter aus Sachsen-Anhalt setzt auf gesundes Investieren
- von Grit Gröbel -
Die wirklich großen Familiengeschichten spielen sich oft im Kleinen ab. So in der auf den ersten Blick kleinen Stadt Schönebeck, ganz nah an der A 14 zwischen Dresden und Magdeburg. In dritter Generation produziert hier die Familie Schlüter Druckerzeugnisse. Das noch vom Großvater mit der Hand gezeichnete und am Firmenzugang angebrachte Logo erinnert an die Anfänge im Jahre 1918. In großen Lettern, auf die firmeneigenen LKW geschrieben, wird der Bogen ins Heute geschlagen: Print Pharma Packaging. Ein Bereich, in dem die Druckerei zu den ersten fünf in Deutschland gehört.
Andreas Schlüter ist mehr als nur der Enkel des Firmengründers. Er schaffte es durch gesundes, sprich nachhaltiges und im technologischen Sinn immer mindestens einen Schritt vorausdenkendes Investieren den Betrieb seit Anfang der Neunziger zu erweitern. Darunter sind nicht nur die 90.000 qm Land mit 18.000 qm Hallenfläche am Ortsrand von Schönebeck in Sachsen-Anhalt zu verstehen. Denn wer für die Pharmaindustrie druckt, muss höchsten Anforderungen genügen. Ein Reinstraum, überall Luftfilteranlagen, ständige Partikelmessungen und kameraüberwachte Produktion gehören dazu. Unter Investieren verstehen die Schlüters auch das „Heranziehen“ des Fachkräftenachwuchses. Carsten Lehmann ist ein Beispiel dafür. Der Dreißigjährige kam als Abiturient in den Betrieb, um zu lernen. Ein Fernstudium folgte. Als Qualitätsbeauftragter steht er heute seinem Chef zur Seite.
Blickt Andreas Schlüter auf die vergangenen 20 Jahre seit der deutschen Wiedervereinigung zurück, kommt er rasch zum Urteil: „Es hat sich gelohnt. Und damit meine ich besonders die große Umstrukturierung seit 2002, mit der wir uns zum umfassenden Industrieproduzenten entwickelt haben. Natürlich gab es auch Momente mit den sprichwörtlichen Bauchschmerzen. Das Jahrhunderthochwasser war ein solcher.“ Bei seiner Erinnerung an das vom Wasser heimgesuchte Gewerbegebiet holt der im Übrigen gelernte Drucker tief Luft.
Das Traditionsunternehmen packt stetig Neues an. Die Erweiterung des Maschinenparks um neue Spezialtechnik, Lagerausbauten oder die Pläne für einen Standort in der Schweiz gehören dazu. Bei allem gilt das Schlütersche Credo „Wachsen mit dem Wachstum der Produktion“. Und die ist Dank zunehmendem Bedarf im Bereich Gesundheit und Life Science positiv.
Alles, was zum Verpacken eines Medikamentes gehört, wird hier in Schönebeck unter strengster Qualitätskontrolle produziert. „Wir durchlaufen praktisch wöchentlich Audits.“, meint Andreas Schlüter und weist damit auf die „wachsamen Augen“ derjenigen hin, die von den Pharmaherstellern mit ihm vor Ort verhandeln. Diese reisen aus ganz Europa an, hauptsächlich aus der Schweiz, Österreich aber auch aus Polen und Italien. Dorthin rollen u. a. die Vierzigtonner, um beispielsweise Medikamenten-Blister, Verpackungen für OP-Geräte und Impfstoffe oder, um Verpackungen für Life-Science-Produkte der Nahrungsmittelindustrie auszuliefern.
Damit alles termintreu die Firma verlässt, arbeitet die Belegschaft, unter ihr 15 Lehrlinge, dreischichtig – Samstag inklusive. Von den Mitarbeitern spricht der Firmenchef voller Begeisterung. „Unsere Verkäufer zum Beispiel sind im Durchschnitt Mitte Fünfzig. Wo andere sagen, dieses Alter beschäftige ich nicht, sind es für mich absolute Spezialisten. Ihre hohe Erfahrung und das Wissen möchte ich nicht missen.“
Bei den Investitionen hilft ihm sein Wissen über die Möglichkeiten im vereinten Europa. Denn Fördermittel beantragt er seit Jahren. In Schönebeck an der A14 zwischen Dresden und Magdeburg zeigt die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ nachhaltig, was sie vermag. „Ohne EU-Mittel würde es solche Betriebe wie unseren in Europa nicht geben.“, ist sich Andreas Schlüter sicher. Die Gelder der Gemeinschaftsaufgabe sind auch eigenkapitalwirksam. Für ihn war das beim Neustart nach der politischen Wende wichtig, um die vom Großvater begonnene und vom Vater bereits in den 80er Jahren in Richtung Pharmaindustrie ausgerichtete Produktion nicht nur am Leben zu erhalten, sondern Schritt für Schritt auszubauen.
Wie gesagt, nicht selten sind es in Deutschland die auf den ersten flüchtigen Blick kleinen Orte, in denen große Firmengeschichte geschrieben wird.
Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung - der EFRE - investiert gezielt in die Zukunft der Union als Ganzes. 1,93 Milliarden Euro stehen 2007-2013 für Sachsen-Anhalt bereit.
Die Förderpolitik setzt auf die stärksten Motoren des Wirtschaftswachstums: kleine und mittlere Unternehmen.
Innovation, Forschung und Infrastrukturen sind zusätzlich im Fokus der Förderung.
Arbeitsplätze schaffen, Wachstum fördern: Das sind die Hauptziele der Förderpolitik.