„Der Blaue Engel“ als Markenzeichen
Verkehrsunternehmen setzt auf Energieeffizienz
(Von Klaus-Peter Voigt, 02.11.2017)
Tagsüber geht es auf dem Firmengelände am Rande von Jessen scheinbar gelassen zu. Der blitzsaubere Betriebshof der Jessener Personenverkehrsgesellschaft mbh macht einen verwaisten Eindruck, wenn die meisten der 20 Busse unterwegs sind. In der Region zwischen Holzdorf, Wittenberg und Coswig bedienen die modernen und umweltfreundlichen Fahrzeuge zahlreiche Linien, bringen Schülerinnen und Schüler zum Unterricht, Menschen zur Arbeit und zum Einkaufen. Für das Funktionieren der Infrastruktur in diesem Teil Sachsen-Anhalts kommt den „Jessenern“ eine prägende Rolle zu. Rund eine Million so genannte Linienkilometer schlagen alljährlich zu Buche.
Selbst Tempo machen in Sachen Energiesparen
Stets schwebt symbolisch „Der Blaue Engel" über einem Teil der Busse. Diese fahren nach der Euro-6-Norm beziehungsweise der Euro-6C-Norm, verbrauchen im Idealfall zehn Liter Diesel weniger auf 100 Kilometer als andere Modelle. Geschäftsführer Uwe Thier will sein Unternehmen zukunftsfähig aufstellen, Umweltschutz gehört für ihn unbedingt dazu. „Wer denkt, allein ein sparsamer Treibstoffverbrauch hilft, dass der Betrieb ökologisch arbeiten kann, der irrt“, sagt der Firmenchef. In den vergangenen Jahren habe er ein ganzes Bündel von Maßnahmen umgesetzt, um überall energieeffizient aufgestellt zu sein. Wenn der zupackende Mann davon spricht, meint man Begeisterung zu hören. Da ist nicht nur jemand auf einen Zug aufgesprungen, der schon fährt. Selbst Tempo machen, Entwicklungen frühzeitig erkennen, gilt an der Schwarzen Elster als Erfolgsrezept.
Uwe Thier berichtet vom schweren Anfang seines Vaters, der nach der Wende einen Teil des einstigen volkseigenen Kraftverkehrsbetriebs übernahm und in die Privatwirtschaft führte. Der Weg sei steinig gewesen und mit der Übernahme der Verantwortung für das Unternehmen vor 23 Jahren gab es noch genügend Aufgaben, die umgesetzt werden sollten. Neben der ständigen Modernisierung des Fuhrparks setzte und setzt die Jessener Firma auf ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um sich zukunftsfähigzu positionieren. Da ist die Werkstatthalle aus DDR-Zeiten. Ihr fehlte eine zeitgemäße Isolierung. Die hat das Gebäude 2014 bekommen. Die Abstellhalle für die Fahrzeuge zeigt sich ebenso zeitgemäß. Nur wenn die Temperaturen an mehr als drei Tagen unter minus 15 Grad Celsius sinken, müsse die Heizung angeschaltet werden. Ansonsten sorgt die Restwärme der von ihren Touren
zurückkommenden Busse für das optimale Klima.
Jeder Winkel wird ausgeleuchtet
„Es gibt keinen Winkel auf unserem Betriebsgelände, den wir nicht unter dem Blickwinkel der Energieeinsparung betrachtet haben“, erläutert der Geschäftsführer. Zum Beweis zeigt er auf die beiden Verwaltungsgebäude mit Sanitärtrakt und Schulungsraum, das älteste stammt aus dem Jahr 1972. Rund 65.000 Euro, davon gut 29.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), flossen 2016 im Rahmen des EFRE-Programms „Sachsen-Anhalt ENERGIE“ in deren Sanierung. Die Dachdämmung wurde auf einer Fläche von 300 Quadratmetern verstärkt, neue Trapezbleche aufgebracht. Die alten Holzfenster und Türen machten modernen Platz. Zusätzlich sorgen teilweise schicke Jalousien für die optimale Lichteinstrahlung und Sonnenschutz für angenehmere Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Allein dieses Projekt sichert dem Unternehmen die Einsparung der Hälfte des bislang benötigten Heizöls.
Viele kleine, aber strategisch geplante Schritte, sorgen für mehr Umweltschutz und beachtliche Kosteneinsparungen. Gegenwärtig fließen durch die beiden Heizungsanlagen jährlich noch an die 10.000 Liter Öl, halb so viel wie vor zwei Dezennien. Uwe Thier will weitere Potenziale erschließen, so unter anderem die beiden Heizungen zusammenschließen. Er berichtet von der schrittweisen Umrüstung der Beleuchtung auf moderne LED-Technik wie schon in den Jahren zuvor geschehen. 2018 sollen dabei nach der Bushalle auch die Außenbeleuchtung der Werkstatt und auf dem Gelände folgen.