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Mehr Raum für innovative Forschung

Gemeinnütziges Institut erhält EU-Förderung für einen Neubau

(Von Alexander Lorber, 04.09.2019)

„Der Bau des neuen Institutsgebäudes ist bereits im vollen Gange“, sagt Anke Schadewald, die Vorsitzende des Instituts für Kunststofftechnologie und -recycling (IKTR) am Standort Weißandt-Gölzau im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Das gemeinnützige Institut unterstützt seit 1993 Industriebetriebe sowie kleine und mittlere Unternehmen aus der Kunststoffbranche dabei, neue Verfahren und Produkte zu entwickeln. Es ist kein Zufall, dass sich im Gewerbepark gleich mehrere Unternehmen aus dem Bereich der chemischen Industrie und des Maschinenbaus befinden, denn Weißandt-Gölzau ist der europaweit größte Produktionsort von Polyethylen-Kunststofffolien. Schon zu DDR-Zeiten wurden unter dem Markennamen „Gölzathen“ und „Gölzalit“ Produkte aus Polyethylen und PVC von hier in mehr als 60 Länder exportiert. Für die industrienahe und anwendungsorientierte Forschung benötigt das Institut ausreichend Raum – für Maschinen, für Mitarbeiter und für Schulungen. „Unser Gebäude in der Industriestraße ist allmählich zu klein geworden. Wir brauchten dringend mehr Platz, um wachsen zu können“, sagt die Vorsitzende Anke Schadewald. Deshalb entsteht derzeit ein Neubau für das IKTR im Gewerbepark, den das Institut mit Unterstützung durch das Förderprogramm „Forschung Ausstatten“  mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) errichtet.

Moderne Ausstattung für anspruchsvolle Aufträge
Mit dem Geld von der Europäischen Union investiert das Institut nicht nur in ein neues Gebäude, sondern auch in die Anschaffung technischer Geräte und Instrumente. Die braucht das Team aus Materialwissenschaftlern, Ingenieuren und Chemikern am IKTR, um Innovationen aus der Industrie auf den Weg zu bringen: Zum Beispiel Stretchfolien, die beim Transport von Gütern zum Einsatz kommen, eine hohe Haftung aufweisen und die beim Abwickeln im Vergleich zu herkömmlichen Folien kaum Geräusche machen. Das IKTR entwickelt auch Fassadenfarben, die durch spezielle Inhaltsstoffe einen Algenbewuchs auf schattigen Wänden verhindern und testet halogenfreie Flammschutzmittel für diverse Produkte. „Deshalb investieren wir die rund 3 Millionen Euro von der EU zum Teil in unsere labortechnische Ausstattung, die wir dank des neuen Institutsgebäudes nun ebenfalls erweitern können“, freut sich Anke Schadewald. Im neuen Gebäude will sich das IKTR auf die sogenannte Additiventwicklung konzentrieren. Additive sind Hilfsstoffe, die in geringen Mengen zugesetzt werden, um gewünschte Eigenschaften eines Produktes zu erreichen oder sie zu verbessern. Ein neues Syntheselabor wird es dem IKTR ermöglichen, solche Additive in größerer Menge passgenau für seine Kunden aus der Industrie herzustellen.

Im letzten Jahr großes Jubiläum gefeiert
„2018 feierte unser Institut sein 25-jähriges Bestehen“, erzählt Anke Schadewald. Am 6. September 2018 gab es einen Festakt, zu dem auch der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, eingeladen war. Als Symbol für Wachstum und Entwicklung pflanzte er gemeinsam mit dem Landrat und dem Vorstand des IKTR einen Baum auf dem künftigen Institutsgelände. Inzwischen ist der Rohbau schon fast fertiggestellt. Anke Schadewald rechnet damit, dass der Umzug noch im Herbst erfolgen kann: „Dann kommt viel Arbeit auf uns zu, denn wir wollen den Umzug bei laufendem Betrieb durchführen“, so Schadewald. Zuerst werden die Laborgeräte ins neue Gebäude gebracht, danach werden die Büroräume für die Beschäftigten eingerichtet. „Wir haben für unsere Geräte jetzt viel mehr Stellplätze als bisher und auch die Büros sind deutlich geräumiger“, so die Vorsitzende.

Das Institut soll langfristig auch personell wachsen. Da ist es gut, dass das neue Institutsgebäude genügend Platz für rund 30 neue Mitarbeiter bietet. „Wir haben im Neubau außerdem einen großen Besprechungsraum, um Seminare und Workshops abzuhalten“, ergänzt Schadewald. Eine weitere EFRE-Förderung in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro ermöglicht dem IKTR darüber hinaus den Neubau seines Technikums als Bindeglied zwischen Labor und Großproduktion. Darin soll für künftige Entwicklungsprojekte im Bereich Folienverarbeitung eine Drei-Schicht-Castfolienanlage Platz finden, um Mehrschichtfolien herstellen zu können. Diese weisen eine hohe Stabilität auf, sind äußerst flexibel und behalten eine hohe Festigkeit auch bei höheren Temperaturen.

Der EFRE stärkt die Forschungsinfrastruktur
„Der Umzug ins neue Gebäude sichert auf lange Sicht den Bestand unseres Institutes“, sagt Anke Schadewald: „Ohne die Förderung hätten uns als gemeinnützige Forschungseinrichtung die nötigen Mittel gefehlt, um die Kosten für den Neubau zu stemmen.“ Über das Förderprogramm wird das Vorhaben zu 90 Prozent aus dem EFRE gefördert. Einen geringen Eigenanteil muss das IKTR übernehmen, weil beispielsweise der Grundstückskauf nicht gefördert wird. Im Frühjahr 2020 wird es eine offizielle Einweihungsfeier mit Vertretern aus der Politik und der Industrie sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts geben. Dann will Anke Schadewald die Gelegenheit nutzen, nochmal allen Beteiligten für ihre Unterstützung zu danken: „Ich freue mich, dass wir weiterhin am traditionsreichen Kunststoffverarbeitungsstandort in Weißandt-Gölzau nah bei unseren Partnern sein können, um die Industrie bei der Entwicklung neuer Verfahren und Produkte zu unterstützen.“

Hier finden Sie weitere interessante Beispiele, wie die Menschen von EU-Fördermitteln aus ELER, EFRE und ESF in Sachsen-Anhalt nachhaltig profitieren.

Weitere Quellen:

Informationen über das Operationelle Programm für den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung des Landes Sachsen-Anhalt.

Portal „Europa vor Ort in Sachsen-Anhalt“ der Europäischen Kommission