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Ein Spaziergang im Garten Gottes

Das Kloster auf dem Petersberg ist zu einem beliebten Ausflugsziel geworden

(von Bianca Kahl)

Eine Kirche, die immer offen steht. Ein Birnbaum, der aus dem Felsen wächst. Ein Ort, an dem die Uhren langsamer ticken.

Der Koch vom Kloster Petersberg läuft in den Kräutergarten, um frische Minze für das Mittagessen zu schneiden. Derweil lassen sich Jochen Heyroth, Siegfried Winkler und Bruder Johannes Wohlgemuth im Schatten am kleinen Holztisch nieder. Jochen Heyroth hat dicke Ordner mitgebracht. Zehn Jahre lang war er der Vorstandsvorsitzende der Kirchlichen Stiftung Petersberg. Dieses Jahr verabschiedet er sich aus diesem verantwortungsvollen Ehrenamt und übergibt die Aufgaben an die Pfarrerin i.R. Hanna Manser. Es gibt noch einiges mit den beiden anderen Vorstandsmitgliedern zu besprechen.

Sie haben bereits vieles geschafft, um die 800 Jahre alte Stiftskirche St. Petrus, das Herzstück auf dem Petersberg, zu erhalten. Doch es liegt auch noch viel vor ihnen. „Schauen Sie sich um, dies war bis vor Kurzem eine Wüste“, sagt Bruder Johannes. Als der heutige Prior gemeinsam mit anderen Brüdern der Communität Christusbruderschaft  im Jahr 1999 dem Ruf auf den Petersberg gefolgt war, musste er mit dem Ort erst warm werden. Die Gebäude des alten Klosters waren in einem ruinösen Zustand und man begann zunächst damit, das historische Pfarrhaus zu restaurieren, um im Erdgeschoss ein wenig Wohnraum für die Brüder zu schaffen. Von dort aus arbeiteten sich die Männer langsam vor und boten gleichzeitig Gottesdienste und andere Veranstaltungen an.

„Dies ist so ein besonderer Ort“, sagt Jochen Heyroth. „Man muss immer bemüht sein, ihn zu pflegen und zu erhalten.“ Rund 50.000 Besucherinnen und Besucher kommen mittlerweile jedes Jahr auf den Petersberg. Die Bruderschaft lockt sie mit vielen Angeboten – von Konzerten und Lesungen über Fasten- und Einkehrtage bis hin zu seelsorgerischen Seminaren. In der Kirche finden Tagesgebete statt. Im einfach eingerichteten „Eremo“, einem kleinen, separaten Gebäude, kann man sich ein paar Tage zurückziehen und auf Wunsch am Klosterleben teilnehmen. Hinzu kommen sechs Doppelzimmer in einem neu errichteten Gästehaus.

Doch viele Besucherinnen und Besucher schauen auch einfach aus Neugier vorbei, um diesen landschaftlich wie auch kulturhistorisch bedeutsamen Ort mit eigenen Augen zu sehen und die einzigartige Atmosphäre selbst zu erspüren. Die Stiftskirche ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen des nördlichen Saalekreises. Selbst zu DDR-Zeiten sind die Menschen hinauf auf den Petersberg gepilgert. Jedes Jahr am Sonntag nach Himmelfahrt fand hier ein großes christliches Jugendtreffen statt.

Heute ist das gesamte Areal um den Petersberg ein Naherholungsgebiet für die Menschen aus Halle (Saale) und den umliegenden Ortschaften. In der schönen Landschaft lässt es sich wunderbar wandern und entspannen. Ein Tierpark, ein Walderlebnispark, der Bismarckturm und ein Museum zur regionalen Geschichte sind beliebte Ausflugsziele. Viele dieser Sehenswürdigkeiten wurden als LEADER-Projekte der Lokalen Aktionsgruppe "Unteres Saaletal und Petersberg" mit EU-Mitteln gefördert.

Auch das Kloster Petersberg selbst hat von dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) profitiert: 2012 kamen der kirchlichen Stiftung Petersberg  rund 76.000 Euro zugute. Für insgesamt 160.000 Euro hat sie unter anderem den Vorhof zur Besucherinformation neu mit Natursteinen pflastern und den Innenhof zwischen dem historischen Pfarrhaus und dem neu errichteten Gästehaus gestalten lassen.

Bruder Johannes Wohlgemuth und Siegfried Winkler laufen ein letztes Mal gemeinsam mit Jochen Heyroth die Anlage ab. Sie betrachten die Felder „Glaube-Liebe-Hoffnung“, ein Gestaltungselement in der Mitte des schönen neuen Gartens. Das Feld, das die Liebe darstellt, ist rot bepflanzt, die „Hoffnung“ leuchtet grün. Auf dem Feld „Glaube“ wächst ein kleines Bäumchen aus steinernem Untergrund – eine Felsenbirne.

Das historische Pfarrhaus spiegelt sich in den Fenstern des modernen Gästehauses. „Das wirkt wie ein Kreuzgang“, freut sich Heyroth über das, was sie hier geschafft haben. Ein Mann lässt sich gerade auf einer Parkbank nieder und wirkt ganz in sich versunken. Er scheint die drei Männer gar nicht wahrzunehmen, nur die Natur um sich herum. Er ist ein Teilnehmer eines Seelsorgeseminars und hat gerade Mittagspause.

Bruder Johannes muss nun in der Basilika das kurze Mittagsgebet anstimmen. Die kleine Gesellschaft begleitet ihn durch den schmalen Gang in das imposante Schiff des nationalen Kulturdenkmals. „Unsere Stiftskirche steht immer offen. Für jeden“, sagt Bruder Johannes und zieht seinen weißen Talar über. Er stimmt das Gebetslied an. Die Stimmen hallen durch den hohen Raum und die Gruppe hält einen Moment inne. Danach schauen sich die Männer mit kundigem Blick um und sehen, was den anderen Gästen gar nicht auffällt: Hier wartet noch jede Menge Arbeit. Der Dachstuhl wurde erst saniert; in diesem Jahr wird der Turm neu eingedeckt. Voraussichtlich bis 2020 soll die Sanierung der schönen Kirche abgeschlossen sein.

Spirituelle Angebote unter: http://christusbruderschaft.de 

Aktuelle Veranstaltungen unter: www.petersberg-freundeskreis.de