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Mit der ganzen Welt verbunden

 

Als erste Kommune Sachsen-Anhalts wird Osterburg bis Ende 2012 flächendeckend mit kabelgestütztem Breitband-Internet versorgt.

- von Kai Bieler -

Auch wenn der Spitzenplatz nicht für die Ewigkeit sein wird, Nico Schulz macht er ein wenig stolz. „Damit sind wird nicht nur in der Altmark, sondern landesweit Vorreiter in Sachen schnelles Internet“, freut sich der Bürgermeister der Hansestadt Osterburg, als ihm Staatsminister Rainer Robra am 3. Februar den Fördermittelbescheid zum Ausbau der Breitband-Internetversorgung übergibt. Mit der Finanzierungszusage steht den Erschließungsarbeiten in den Ortsteilen Gladigau, Orpensdorf, Schmersau, Flessau, Natterheide, Wollenrade und Rönnebeck – bis auf das kalte Winterwetter – nichts mehr im Wege. Nach deren Abschluss sind dann bis spätestens Ende 2012 alle 25 Ortsteile der Einheitsgemeinde Osterburg flächendeckend per Kabel und mit Bandbreiten zwischen 6 und 16 MBit/sec an das Internet angebunden.

Für Staatsminister Rainer Robra wird damit Erfolgsgeschichte fortgeschrieben, die zeige, dass schnelles Internet in ländlichen Gebieten keine Utopie bleiben müsse, wenn die entsprechenden Erfolgsfaktoren zusammenkämen: „Kommunalpolitiker mit klaren Vorstellungen, eine funktionierende Verwaltung für das komplizierte Antragsprozedere, ein solider Haushalt, um die Eigenanteile aufzubringen, ein investitionsbereites Unternehmen und das Land als zusätzlicher Geldgeber, das ist die Osterburger Erfolgsmixtur“, so der Chef der Staatskanzlei. Bereits früh haben die Verantwortlichen in Osterburg die Notwendigkeit einer leistungsfähigen Breitbandanbindung an das Internet erkannt und sich mit Erfolg um Fördermittel bemüht. Seit 2009 flossen so 1,04 Millionen Euro von landesweit insgesamt 37 Millionen Euro für den Breitbandausbau in die Biesestadt. Mit insgesamt sieben Förderbescheiden belegt Osterburg landesweit Platz 3 unter den kommunalen Antragstellern.
Als bislang einzige Stadt in Sachsen-Anhalt profitiert Osterburg zudem von allen drei Förderprogrammen für den Breitbandausbau, der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK), dem Konjunkturpaket II sowie dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Allein aus dem ELER wurden insgesamt knapp 590.000 Euro für die Einzelmaßnahmen bereitgestellt. Zusätzlich investierte die Kommune selbst Eigenmittel von deutlich mehr als 100.000 Euro. Mit den Geldern erstatten Land und Kommune der Deutschen Telekom als ausführendem Unternehmen die Differenz zwischen den Gesamt-Ausbaukosten und der so genannten Wirtschaftlichkeitsschwelle, die sich aus der geringeren Zahl an Anschlüssen im ländlichen Raum im Vergleich zu städtischen Ballungsräumen ergibt.

„Für die Landesregierung ist diese Förderung ein Element zur Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in ganz Sachsen-Anhalt“, betont Staatsminister Rainer Robra. Heute gehöre der Zugang zum Internet genau so zur der öffentlichen Daseinsvorsorge wie die Versorgung mit Wasser und Strom. „Gleichzeitig erhöhen wir so die Lebensqualität in unseren ländlichen Regionen und wirken damit der Abwanderung entgegen“, so Rainer Robra. Für Matthias Müller ist die Förderzusage gleich ein doppelter Grund zur Freude. Als ehrenamtlicher Ortbürgermeister von Gladigau hatte er sich wie seine Flessauer Amtskollegin Silvia Böker immer wieder für eine kabelgestützte und damit zukunftssichere Lösung für seine Einwohner stark gemacht. „Wir haben in unseren Ortsteilen glücklicherweise noch viele junge Familien mit Kindern. Für diese ist ein Leben ohne schnelles Internet heute kaum noch denkbar“, so Matthias Müller. Auch bei der Generation 50+ habe er in den vergangenen Jahren ein großes Interesse zu diesem Thema festgestellt, viele ältere Bürger hätten immer wieder nach dem aktuellen Stand des Projektes gefragt. Darüber hinaus sei der Ausbau der Breitbandinfrastruktur nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Unternehmen der Region ein „unheimlich wichtiger Standortfaktor“, so Thomas Müller weiter. Dessen Bedeutung kennt er als Projektverantwortlicher beim Unternehmen EIT Elektro-Innovations-Team aus eigener, hauptberuflicher Erfahrung. Das Ingenieurbüro für Elektro- und Automatisierungstechnik mit Sitz im Technologiepark Stendal ist das größte derartige Planungsbüro im nördlichen Sachsen-Anhalt und hat sich auf Projekte in den Bereichen öffentliche Einrichtungen, Schulen, Sozialgebäude, Umwelttechnik und Wasserbau spezialisiert. „Im Arbeitsalltag unserer Mitarbeiter spielt die Möglichkeit von Home-Office eine immer größere Rolle. Gleichzeitig steigen die Datenmengen beim Versand von Projektunterlagen und Angeboten stetig. Da bedarf es einer schnellen und zuverlässigen Internetanbindung, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, erklärt Thomas Müller. Dies gelte auch für viele Unternehmen aus anderen Branchen, etwa der Bauwirtschaft. Er sei deshalb überzeugt davon, dass sich mit der Breitbandanbindung die Attraktivität seines Ortsteils für die hier angesiedelten Unternehmen und potenzielle Investoren weiter verbessere.

Auch aus diesem Grund will Osterburg in Zukunft beim Thema Breitband-Internet weiter Maßstäbe setzen und neue Wege gehen. „Wir sind bereits dabei, unsere Onlinepräsenz als Stadt weiter auszubauen um den Bürgern neue Informations- und Serviceangebote im Bereich E-Government unterbreiten zu können“, so Bürgermeister Nico Schulz. Darüber hinaus unterstützt Osterburg die Bildung eines kommunalen Zweckverbandes in den Landkreisen Stendal und Salzwedel, dessen Zweck die Realisierung einer "zukunftsfesten Breitbandversorgung in der Altmark" sein wird. Mit der Verlegung von Leerrohrnetzen soll die flächendeckende Versorgung mit Glasfaserbreitbandanschlüssen für Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Mbit/s und mehr vorbereitet werden.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.