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Nicht nur für Kuchenbäcker

Die „Gute Stube“ in Wellen bereichert das Dorfleben

- von Stefanie Härtel-

Wer an diesem Nachmittag das Dorfgemeinschaftshaus im kleinen Ort Wellen vor den Toren Magdeburgs sucht, der braucht nur einer Spur zu folgen: Immer der Nase nach. Es duftet nach frisch Gebackenem – nach herzhaftem Brot ebenso wie verführerisch süßem Zuckerkuchen. „Heute früh um sieben Uhr habe ich den Ofen angeheizt“, erzählt Detlef Teetzen. „Nur mit naturbelassenem Holz“, darauf legt er Wert. Teetzen ist Mitglied im örtlichen Heimat- und Kulturverein, der an diesem Tag das Sagen in der Küche hat. „Vier Stunden braucht der Ofen, um auf etwa 220°C zu kommen, doch dann bleibt er stundenlang heiß“, erklärt er und schaut gespannt durch die Glasluke an der Frontseite des mannshohen, gemauerten Backofens. „Der Kuchen ist gut – wollen Sie mal probieren?“

Die Einweihung ihrer neuen Backstube im sanierten Seitenflügel des Dorfgemeinschaftshauses feiern die Wellener mit einem Fest: Die Feuerwehr stellt einen Maibaum auf, Kindergartengruppen führen Tänze vor, eine Musikkapelle spielt, in der liebevoll hergerichteten Scheune verkaufen Frauen Kaffee und Torte – gut funktionierendes Dorfleben eben. Auch Landwirtschafts- und Umweltministerin Petra Wernicke ist vor Ort und lobt das Engagement der Gemeinde. „Hier ist ein heimatliches Bild wiedererstanden, das im Ensemble von Kirche, Bauerngehöft und Gemeindehaus dem ursprünglichen dörflichen Charakter des Ortskerns von Wellen entspricht.“ Anteil daran hat auch die Europäische Union, die die Sanierung des Bürgerzentrums gefördert hat. Etwa 71.000 Euro von EU und Land flossen allein in die Sanierung des Seitentraktes, mehr als die Hälfte davon stammt aus dem EU-Fonds ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums).

Bis zu 25 Personen passen in die „Gute Stube“ – für kleinere Familienfeiern ideal, meint Holger Stahlknecht, Bürgermeister der Dreizehnhundert-Seelen-Gemeinde. „Der Seitenflügel soll unser zweites Wohnzimmer werden“, lädt er seine Bürgerinnen und Bürger ein. Das Brot- oder Kuchenbacken allerdings ist keine Bedingung, um den Raum anzumieten „Wer will, kann auch ein Spanferkel in den Ofen schieben.“

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.